Als Internetprovider bedient Gigabell derzeit deutschlandweit rund 30.000 Geschäfts- und Privatkunden; diese können über mehr als 70 Einwahlknoten zu 4,9 Pfennig pro Minute oder 25 DM monatlich zuzüglich Ortstarif kostengünstig surfen. Durch die sehr schnelle Leitung konnte bisher eine hohe Kundenzufriedenheit erreicht werden und auch Firmen wie Braun oder Degussa Hüls als Kunden gewonnen werden. Aus diesem Bereich erzielte Gigabell zuletzt rund 90 Prozent der Umsätze.
Zunehmend wichtiger wird jedoch die Ausweitung der Geschäftsfelder eCommerce und Telefonie, in dem die Tätigkeit erst seit Juni aufgenommen wurde; so sollen im laufenden Jahr bereits rund 10 Prozent der Umsätze im eCommerce und weitere 15 Prozent im Bereich der Sprachdienste erzielt werden, wobei durch das explosive Wachstum im Bereich Sprach- und Internet-Telefonie mittelfristig rund 40 Prozent in diesem Bereich erzielt werden sollen. Seine Zukunft sieht das Unternehmen im Zusammenwachsen der verschiedenen Dienste, durch die Wettbewerbsvorteile erzielt werden können.
Sehr interessant ist auch das Angebot an Internet-Inhalten, das im Bereich eCommerce betrieben wird. So exisiert mit yellowww seit April diesen Jahres ein Business-Portal, in dem unter anderem ein Branchentelefonbuch, Stellenangebote und Kleinanzeigen sowie ein phantastischer Routenplaner zu finden sind und darüber hinaus die Online-Buchung von Hotels, Miete von Online-Shops und die Bestellung von verschiedenen Internetdiensten möglich ist.
Mit diesem breit gestreuten Angebot in verschiedenen aussichtsreichen Bereichen will Gigabell das 3stellige Wachstum der Vergangenheit auch weiterhin fortsetzen; für 1999 und 2000 ist jeweils eine Umsatzverdoppelung angestrebt, wobei im nächsten Jahr auch erneut die Gewinnschwelle erreicht werden soll, nachdem durch erhebliche Investitionen wie etwa rund 15 Mio. in den Aufbau eines eigenen Netzes zunächst Verluste anfallen. Durch Akquisitionen, insbesondere auch im benachbarten Ausland, sollen im Jahr 2000 sogar mehr als 200 Prozent Umsatzsteigerung erzielt werden.
Bemerkenswert ist das Know-how, das hinter Gigabell steckt und sich anhand der mitwirkenden Persönlichkeiten verdeutlichen läßt; neben dem ehemaligen Postminister Dr. Christian Schwarz-Schilling als Vorsitzenden des Aufsichtsrates konnten mit dem Nokia Deutschland-Geschäftsführer Haberstroh und dem AGIV-Generalbevollmächtigten Renzel weitere prominente Persönlichkeiten gewonnen werden.
Die Bewertung ist mit einem 2000er-KGV von rund 38 auf Basis des Ausgabekurses nicht billig, da in allen Geschäftsbereichen starker Wettbewerb herrscht. Kurzfristiges Kurspotential ist deshalb insbesondere auch aufgrund der sehr schwachen Marktlage zunächst nicht zu erwarten; angesihts der nur am oberen Ende der Bookbuilding-Spanne liegenden Graumarktkurse dürfte jedoch ausnahmsweise des Einstieg zu annehmbaren Kursen möglich sein; Kurse unter 40 Euro könnten für Käufe aber durchaus interessant sein, da die Bewertung mit einem 2000er-Umsatzmultiple zwischen 3 und 5 sich gemessen an anderen Internet-Unternehmen recht attraktiv ausnimmt.
Wir raten angesichts der unsicheren Marktlage aus Vorsichtsgründen von einer Zeichnung ab; wer es dennoch wagen möchte, der könnte bei einer kurzfristigen Erholung des Marktes jedoch bei guten Zuteilungschancen möglicherweise stolze Zeichnungsgewinne einfahren, da das Konzept des Unternehmens überzeugt und der Markt aufgrund des hohe Wachstum und der Internetphantasie in "normalen" Börsenphasen Unternehmen wie Gigabell auch höhere Bewertungen zugesteht. Langfristig dürfte ein Investment in Gigabell erfolgreich sein, sofern es dem Unternehmen gelingt, seine ambitionierten Pläne umzusetzen.
