Diese interessante Nische im Smartcard-Markt soll für ein explosives Wachstum sorgen; doch auch die phantasieträchtigen Bereiche kontaktlose Karten sowie Karten für Homebanking, Ecommerce und Internet sollen künftig massiv ausgebaut werden; bei kontaktlosen Karten wird von Experten ein Marktwachstum im dreistelligen Bereich erwartet, bei den anderen Anwendungen soll der Umsatz von aktuell 1 Mio. Euro auf mehr als 20 Mio. Euro im Jahr 2002 vervielfacht werden, was ebenfalls deutlich dreistellige Zuwachsraten bedeuten würde. Allerdings ist noch nicht sicher, ob sich im Internetbereich Chipkarten oder Software durchsetzen, so daß man diese Erwartungen mit etwas Vorsicht genießen muß.
Insgesamt deckt ACG somit als einziger Anbieter alle Bereiche des Chipkartenmarktes ab; aufgrund der Entwicklung in der Vergangenheit sowie des erwarteten Marktwachstums von etwa 40 Prozent scheinen die hochgesteckten Pläne durchaus realisierbar. Waren es 1998 erst 13 Mio. Euro, so soll der Umsatz über 27 und 45 Mio. Euro bis 2001 auf 75 Mio. Euro gesteigert werden. Ab 2000 werden dabei schwarze Zahlen erwartet.
Bemerkenswert an ACG ist, daß der Gründer Dr. Cornelius Boersch schon als Student im Markt aktiv war; auch kann das junge Team (drei der Vorstände sind erst Anfang Dreißig) auf prominente Unterstützung und starkes Vertrauen ihrer Partner verweisen, da die VC-Gesellschaften 3i group und Wellington Finanz bei der Emission ebenso wie alle anderen Altaktionäre keine Stücke abgeben; man kann deshalb davon auszugehen, daß dem Unternehmen sowohl das notwendige Know-How zur Verfügung steht als auch die Dynamik des jungen Managements zugute kommt.
Im Vergleich zu der teilweise in ähnlichen Feldern tätigen CE Consumer ist bei der Bewertung dennoch ein Abschlag vorzunehmen, da ACG wesentlich kleiner ist und im Handel geringere Margen zu erwarten sind, vor allem aber die Phantasie der Internethandelsplattform VCE fehlt. Die Bewertung ist auf Basis der Emissionsspanne bereits sehr hoch, selbst für das Jahr 2000 liegt das KGV bei um 40 (1999er-KGV durch Turnaround ca. 150-175) und ist damit in Anbetracht des Marktwachstums eigentlich zu hoch, wobei der Basiseffekt die Zahlen etwas verzerrt.
Zwar liegen die Graumarktkurse noch ein Stück höher, dennoch müssen Zeichner eine Portion Phantasie mitbringen und auf die Fähigkeiten der Unternehensleitung vertrauen. Aufgrund der oben beschriebenen deutlich demonstrierten Zuversicht der Altgesellschafter, insbesondere der VC-Gesellschaften, fällt das aber nicht allzu schwer, weshalb wir spekulativen Anlegern trotz der hohen Bewertung zur Zeichnung raten. Spekulative Käufe können im Bereich der Bookbuilding-Spanne ebenfalls getätigt werden, wobei man sich des hohen Risikos bewußt sein sollte. Auf jeden Fall ist es die Aktie wert, im Auge behalten zu werden.