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HV-Bericht ALBIS Leasing AG - „Die Wahrheit liegt zwischen 1,75 EUR und 8 EUR“
Am 24. Juli 2007 fand die 25. ordentliche Hauptversammlung der ALBIS Leasing AG statt. Hierzu hatten sich im Novotel Hamburg Alster etwa 150 Aktionäre, Aktionärsvertreter, Gäste und Pressevertreter eingefunden, unter ihnen wie auch im Vorjahr Mario-David Balda von GSC Research. Pünktlich um 11 Uhr begrüßte der Aufsichtsratsvorsitzende Eduard Unzeitig die Teilnehmer. Nach der zügigen Erledigung der Formalitäten übergab dieser dann das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Hans O. Mahn.


Bericht des Vorstands

Wie Herr Mahn zu Beginn einräumte, war 2006 ein ganz schwieriges Jahr, in dem an zwei Stellen „Hagel, Gewitter und Sturm“ ausgehalten werden mussten. Dies betraf das Problem Budget ALAG, wo zur Bereinigung der Vergangenheit, als ALBIS bzw. der damals zuständige Vorstand vom „PKW-Mietgeschäft nichts verstanden“ hatte, über 10 Mio. EUR investiert werden mussten, was tiefe Spuren in der Gewinn- und Verlustrechnung hinterlassen hat. Zweites Problemfeld war das Finanzhaus Rothmann, das für Verschiebungen und Planverfehlungen an der Börse abgestraft wurde.

Dass aber auch 18 Mio. EUR Gewinne aus Tochterunternehmen an atypisch stille Gesellschafter zugewiesen wurden, zeigt laut Herrn Mahn, wie erfolgreich in den anderen Gesellschaften gearbeitet wurde. Der Kurs der ALBIS-Aktie war in den letzten Jahren, wie es der Vorstandsvorsitzende ausdrückte, kein Vergnügen, daher könne er als Großaktionär jeglichen Zorn und Unmut gut nachvollziehen. Mit Blick auf den derzeitigen Kurs führte er aus: „ Die 8 EUR waren nicht der Wert der Aktie, aber die 1,75 EUR von heute morgen auch nicht“, die Wahrheit liege vielmehr dazwischen.

Wie Herr Mahn dann mit Blick auf das Thema OWL ausführte, werden die dortigen Gesellschafter von ALBIS nicht im Regen stehen gelassen, 25 Prozent der auf der letzten Hauptversammlung (siehe hierzu auch den HV-Bericht 2006 von GSC Research) hierfür genehmigten Summe sind mittlerweile verbraucht, aber man kommt mit deutlich weniger Geld als geplant aus.

Die Neuausrichtung des Unternehmens erfolgte mit der Operation „Quantensprung“ in enger Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern. So gelang nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden eine Neuordnung sowohl der Holdingorganisation als auch der Marktausrichtung mit den vier operativen Einheiten „PKW“, „LKW“, „mobile Güter“ und „Finance“. In 2006 erhöhte sich die Gesamtleistung im Konzern um 34 Prozent auf 217 Mio. EUR, die Bilanzsumme stieg von 1,05 auf 1,29 Mrd. EUR.

In 2007 sieht sich die Budget ALAG mit dem neuen Vorstand Oppitz, der das Unternehmen nach Meinung von Herrn Mahn auf den richtigen Weg gebracht hat, „zurück im Ring“, so dass in diesem Jahr keine Auswirkungen mehr auf Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung befürchtet werden. Die ALBIS HiTec Leasing wird im August 2007 in eine AG umgewandelt, und noch in diesem Jahr soll die Mehrheit am Finanzhaus Rothmann verkauft werden, da nach Änderungen der steuerlichen Rahmenbedingungen die Symbiosen nicht mehr gegeben sind.

Mit der Feststellung, dass sich im ersten Halbjahr 2007 das Neugeschäft weiterentwickelt hat und dass sich die Mieterstruktur sehr gut darstellt, zeigte sich CEO Mahn am Ende seines Vortrags guter Hoffnung.


Allgemeine Diskussion

Die Generaldebatte eröffnete Heiko Barkemeyer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), der den Kursverlauf der Aktie als kleine Katastrophe betrachtete. Für den Geschäftsbericht hingegen fand er lobende Worte, auch für die Darstellung des Einzelabschlusses. Seine Fragen betrafen die dann dramatische Fehleinschätzung anlässlich der letzten Hauptversammlung, dass es in 2006 besser werden wird, zudem die Teilwertabschreibung in Höhe von 42 Mio. EUR beim Finanzhaus Rothmann, die Joint Venture-Gespräche bei Budget, den Grund für die konzerninterne Weiterveräußerung der Autobank und die Aussichten für die Tochtergesellschaft FinanzDock. Insgesamt konstatierte Herr Barkemeyer zu viele unterschiedliche Aktivitäten und zu wenig Synergien sowie die fehlende kritische Masse bei Budget ALAG. Daher sei es eventuell angebracht, eine externe Sichtweise einzuholen, um die Strukturprobleme zu lösen.

Als zweiter Redner ergriff Herr Kraus als Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) das Wort, der ebenfalls Enttäuschung über das Geschäftsjahr 2006 äußerte. Dieser kritisierte, die Konzernstruktur sei trotz der Schaffung neuer Geschäftsbereiche zu unübersichtlich, und stellte Fragen zu den Marktanteilen im PKW- und LWK-Geschäft, zur Verdoppelung bei den Forderungsverlusten, den stark gestiegenen Mietausgaben und der Möglichkeit von variablen Vorstandsvergütungen. Außerdem erkundigte er sich nach etwaigen Rechtsstreitigkeiten von besonderer Bedeutung.xx

Im weiteren Verlauf wollte Anteilseigner Dr. Götz wissen, warum eine externe Beratungsgesellschaft engagiert wurde und was dies gekostet hat. Ebenso interessierte er sich für die Ziele bei Budget und die Kosten der „ALBIS Automotive Days“ am Tegernsee. Des Weiteren kritisierte er die Aktienverkäufe durch Organmitglieder, speziell die des Aufsichtsratsvorsitzenden, und die Überbelastung des Managements, weshalb er dazu riet, einzelne Bereiche zu verkaufen.

Als Aktionärsvertreter kritisierte Dr. Rothberg ebenfalls die absolut intransparente Struktur der Gesellschaft ebenso wie die Höhe der Vergütungen für Vorstand und Aufsichtsrat. Seine Fragen betrafen dann die um 11,2 Mio. EUR erhöhten Bankverbindlichkeiten, etwaige Beratungshonorare für Mitglieder des Aufsichtsrats und Prospekthaftungsklagen, die Trennung von den Vorständen der ALAG und die Gründe für die dortigen Verluste. Außerdem erfragte er, ob die Personen Mahn, Wolff bzw. deren Gesellschaft von den Zahlungen an die OWL-Anteilseigner profitiert haben.

Zuletzt meldete sich Herr Sippli zu Wort, der zum Unmut des Plenums diverse Fragen seiner Vorredner wiederholte und sich nach den Gesprächen mit Unicredit/HVB hinsichtlich des Leasinggeschäfts erkundigte. Zudem wollte er wissen, ob die Autobank auch LKW-Finanzierungen anbieten will.


Antworten

Nach einer Pause bis 14:20 Uhr konnte mit der Beantwortung der Fragen begonnen werden. Zunächst erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende, dass die Kernkompetenzen des Unternehmens bei Leasing und Asset-Verwaltung gesehen werden, weshalb das Finanzhaus Rothmann abgegeben werden soll. Bezüglich der Vorstandsvergütung bejahte er eine variable Komponente, die aber in 2006 nicht zur Auszahlung kam und prozentual an das Ergebnis vor Steuern der AG geknüpft ist. Mit Blick auf die Bezüge des Aufsichtsrats merkte er an, dass diese in der AG bei 65 TEUR insgesamt für drei Aufsichtsräte lagen und somit kaum als zu hoch angesehen werden können. Auch bei den Vorstandsbezügen gelte es, zwischen Konzern und AG zu unterscheiden. So lag die Gesamtsumme in der AG bei 1,0 Mio. EUR.

In Beantwortung der Frage nach Honoraren an Aufsichtsräte nannte er die Kanzlei Nürnberg/Schröder, welche für dezidierte Rechtsberatungsleistungen 187 TEUR erhalten hat. Hinsichtlich seiner persönlichen Aktienverkäufen im Oktober 2006 bat er um Verständnis, da hier eine Call-Option eines Stillhalters ausgeübt wurde, die bedient werden musste. Hierbei handelte es sich um ein persönliches Absicherungsinstrument, und auch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sah hier keinen Grund für Untersuchungen.

Vorstandsmitglied Gerhard Fischer stimmte zu, dass die ALAG die kritische Masse definitiv noch nicht erreicht hat, Budget sei heute der kleinste der großen Autovermietungen mit einem Marktanteil von 2 bis 4 Prozent. Als Ziel nannte er auf Sicht von drei bis vier Jahren 4 bis 9 Prozent, wofür 25 Prozent mehr Umsatz notwendig seien. Auch in diesem Jahr ist Budget nach Aussage von Herrn Fischer noch nicht über den Berg, aber für 2008 konnte er eine schwarze Null ankündigen.

Die Tochter DSK Leasing konnte die Autobank wegen ihrer Satzung nicht direkt kaufen, daher wurde diese von ALBIS gekauft und geparkt und dann planmäßig weitergegeben. Die Ausweitung des Geschäfts nach Deutschland soll im vierten Quartal dieses Jahres kommen, und auch Überlegungen bezüglich eines Einstiegs ins LKW-Geschäft wurden bejaht.

Innerhalb des ALBIS-Konzerns sah Herr Fischer sehr wohl Synergieeffekte , vor allem im IT-Bereich, aber auch hinsichtlich Personaladministration, Vertriebsaktivitäten und mehreren Gesellschaften in einem Gebäude. Den Marktanteil bei Leasing bezifferte er mit 1,5 bis 2 Prozent insgesamt und mit 3 Prozent bei LKWs. Die Fahrzeugauslastung bei Budget nannter er ordentlich, diese könne aber aus Wettbewerbsgründen nicht konkret genannt werden. Alle Fahrzeuge seien jetzt anders als früher mit Händlerrückkaufvereinbarungen ausgestattet. Die „ALBIS Automotive Days“ waren eine Verkaufsveranstaltung, im November bekam man am Tegernsee sehr günstige Konditionen, so dass die Kosten nur 30 TEUR betrugen, die zudem nicht die AG, sondern die Töchter zu tragen hatten.

Der Vorstandsvorsitzende Mahn bestätigte, bei der letzten Hauptversammlung geglaubt zu haben, dass es in 2006 wird besser wird, es sei damals jedoch nicht absehbar gewesen, was der Gesellschaft von den ALAG-Vorständen hinterlassen wurde und dass vom Finanzhaus Rothmann keine Dividende kommen wird. Die vertrieblichen Erfolge bei Rothmann seien erst im zweiten Halbjahr völlig ausgeblieben, bis dahin lag man dort sogar über Plan.

Das FinanzDock konnte den weiteren Angaben zufolge bereits 3.000 Abonnenten gewinnen und deutliche Einnahmen generiert. In 2008 werde der „erste schwarze Monat“ erwartet, das Geschäftsmodell überzeuge. Für das Projekt „Quantensprung“ wurde TMC als Berater verpflichtet, die Gesamtkosten hierfür lagen bei 215.400 EUR, in 2007 werden keine weiteren Kosten mehr anfallen.

Im Zusammenhang mit dem geplanten Verkauf bei FHR teilte Herr Mahn ergänzend mit, dass der Call bei Hesse Newman nur ausgeübt werden kann, wenn keine Mehrheit an FHR gehalten wird. Er bekräftigte erneut, dass heute keine Symbiose mehr bei den Produkten wie vor drei Jahren besteht, daher sei der Verkauf noch in diesem Jahr geplant.

Bereits zum Zeitpunkt der Hauptversammlung 2006 hielten die Herren Wolff, Mahn und deren Gesellschaften keinerlei Beteiligung an OWL, kein einziger Euro sei hier geflossen. Die Gelder, die auf der letzten Hauptversammlung genehmigt wurden, gingen ausschließlich an durch OWL geschädigte Gesellschafter, während kein einziges Organmitglied der ALBIS hieraus irgendeinen Vorteil gezogen hat.

Mit Unicredit/HVB werden derzeit keine Gespräche geführt, deren Interesse an Leasinggesellschaften sei aber bekannt. Bei ALBIS wisse man, dass die Gesellschaft wertvolle Töchter hat, die aber derzeit nicht zum Verkauf stehen. Wie abschließend dargelegt wurde, ist die Komplexität der Holdingstruktur in der Tat noch viel zu hoch, weshalb diese reduziert werden muss, was derzeit mit dem Projekt „Quantensprung“ umgesetzt wird.


Abstimmungen

Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache wurde die Präsenz um 15:45 Uhr mit 10.099.454 Aktien oder 65,89 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Sämtliche Beschlussvorlagen wurden mit eindeutigen Mehrheiten zwischen 83,2 und 98,8 Prozent im Sinne der Verwaltung verabschiedet. Im Einzelnen waren dies die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der BDO Deutsche Warentreuhand AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Hamburg, zum Abschlussprüfer und Konzernabschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2007 (TOP 4), die Anpassung der Satzung an das Transparenzrichtlinie-Umsetzungsgesetz (TUG) (TOP 5) und die Anpassung der Satzung an das Gesetz zur Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts (UMAG) (TOP 6).

Der Versammlungsleiter konnte die Hauptversammlung um 16:15 Uhr offiziell beenden.


Fazit

Bevor wir auf das Geschäftsjahr 2006 bei der ALBIS Leasing AG zu sprechen kommen, sollen einige lobende Worte nicht fehlen. Wie üblich bei der Gesellschaft war die Hauptversammlung fehlerfrei organisiert, und dem Lob des Geschäftsberichts durch den SdK-Vertreter können wir uns nur anschließen. Trotz der langen Dauer gehört der Termin auch weiterhin sicherlich zu den angenehmsten im Hamburger HV-Kalender.

Unangenehm fällt freilich der Rückblick auf 2006 aus. Nach einer mehr als schlechten Entwicklung bei Budget ALAG und dem Finanzhaus Rothmann fiel in der AG ein dramatisches Ergebnis vor Steuern von minus 43,3 Mio. EUR an, der Jahresverlust von 49,2 Mio. EUR wirkt bedrohlich. Ein zweites Jahr wie dieses darf sich die Gesellschaft keinesfalls erlauben, und hierin waren sich alle Redner und auch das Management einig. Dass gerade für die hochdefizitäre Budget der Neuvorstand Oppitz, der vom österreichischen Erfolgsunternehmen Denzel Automotive kam und dort auf eine sehr erfolgreiche Arbeit zurückblicken konnte, gewonnen werden konnte, lässt hoffen.

Ein Einstieg dürfte dennoch momentan nur für sehr spekulative Anleger in Frage kommen, da bei weitem noch nicht alle Risiken beseitigt sind. 2007 dürfte hier mit dem geplanten Verkauf der Mehrheit am Finanzhaus Rothmann und der Trendwende bei Budget das entscheidende Jahr für die Zukunft der ALBIS Leasing AG werden.


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Veröffentlichungsdatum: 28.07.2007 - 11:04
Redakteur: mba
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