Im Gegensatz zu den einfachen digitalen Systemen, die schon mehr als ein Jahrzehnt verwendet werden, entwickelt sich der für Management Data relevante Markt für komplexe Sendesysteme gerade erst. Sender, die diese Systeme nutzen, können durch erhebliche Zeit- und Kostenersparnisse wertvolle Wettbewerbsvorteile erzielen. Aus diesem Grund dürfte sich die integrierte Sendersoftware binnen weniger Jahre bei den meisten Stationen durchgesetzt haben; als Markt- und Technologieführer steht Management Data somit vor einem gewaltigen Wachstumsschub.
Das größte Wachstum wird künftig aber durch die Übertragung des bei Radiosendern erfolgreich eingesetzten Systems auf die Bereiche Fernsehen, Video und Internet erwartet. Zudem will Management Data nunmehr den Markt außerhalb Deutschlands erschließen, da hierzulande mit den angebotenen Individuallösungen künftig nur rund 10 Prozent Wachstum zu erwarten wären. Im Visier hat Management Data darum international mittlere und kleine Sender, für die eine standardisierte Version der eigenen Produkte angeboten wird. Mittelfristig will das Unternehmen 9 europäische Märkte erfolgreich besetzen, ab dem Jahr 2000 soll der nordamerikanische Kontinent mit seinen weit über 10.000 Sendern erobert werden.
Der Umsatz von gut 8 Mio. Euro im letzten Jahr wurde vor allem durch die großen öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland getragen, bei denen ein Marktanteil von 50% erreicht werden konnte, im Bereich der Privatstationen hält Management Data in einzelnen Teilbereichen sogar einen Anteil von 80 Prozent am Gesamtmarkt. Da momentan hohe Investitionen in Forschung und Entwicklung getätigt werden, kann die Gewinnentwicklung vorerst nicht als bewertungsrelevant gesehen werden; der Umsatz dagegen soll nach einem verhaltenen Anstieg um rund ein Viertel in diesem Jahr in den beiden Folgejahren jeweils verdoppelt werden.
Mit dem Kapital aus dem Börsengang will Management Data die Expansion vorantreiben und neue Produkte entwickeln, was enorme Investitionen erfordert und zunächst aufs Ergebnis drücken wird.
Ob die Prognosen erreicht werden können, ist aufgrund der zunehmenden Konzentration auf den TV- und internationalen Markt sowie der daraus resultierenden Abhängigkeit der Wachstumserwartung derzeit schwer prognostizierbar und muß deshalb vorsichtshalber mit einem gewissen Abschlag einkalkuliert werden; negativ fällt zudem auf, daß fast 40 Prozent der Aktien aus Altbesitz stammen.
Die Bewertung ist auf Basis der 2001er-Schätzung mit einem KGV von 40 relativ hoch, allerdings ist zu berücksichtigen, daß die Gewinne erst ab 2001 in nennenswertem Umfang fließen werden. Allerdings stellt auch die Bewertung mit dem gut Dreifachen des erwarteten Umsatzes für das Jahr 2000 kein Schnäppchen dar, könnte aber als fair bezeichnet werden. Da sich die Graumarktkurse jedoch am unteren Ende der Preisspanne bewegen, raten wir von der Zeichnung ab und empfehlen, den Titel erst im Falle eines Abrutschens in Richtung 12 Euro zu kaufen.
Das Unternehmen ist aus unserer Sicht zwar aussichtsreich, der Emissionspreis läßt jedoch nicht viel Platz für kurzfristige Kurssteigerungen; sollte sich abzeichnen, daß die ehrgeizigen Pläne erreicht werden können, so sind Käufe im Bereich des Emissionspreises möglich. Da die Ertragsseite aber erst in einigen Jahren konkreter abgeschätzt werden kann, sollte man jedoch Vorsicht walten lassen.
Übrigens: Herr Antz, Vorstandsvorsitzender der Management Data AG, stellte sich im IPO-Chat den Fragen interessierter Anleger. Die Chataufzeichnung könnt Ihr unter www.stockworld.de nachlesen.