Als größten Unterschied muß man jedoch die Plattform Cycosmos sehen, auf der sich User nach verschiedenen Interessengebieten treffen können. Im Gegensatz zu FortuneCity oder GeoCities werden die Daten der User jedoch detailliert gespeichert, um Produkte gezielt vermarkten zu können. Als größte Kunden konnte I-D Media hierfür schon bekannte Namen wie VW, Intel, West und Telekom gewinnen, auch SAP und Bertelsmann zählen zum Kundenkreis.
Somit darf die Positionierung getrost als hervorragend bezeichnet werden; als nächstes will I-D Media schon im Herbst mit Cycosmos in den US-Markt eintreten, allerdings wagt man sich dort "in die Höhle des Löwen", in die Heimat der größten Internet-Communities von etablierten Wettbewerbern wie eben GeoCities, FortuneCity oder TheGlobe.com; der Erfolg ist darum durchaus fraglich, wäre aber äußerst positiv zu werten, da damit auch die Durchsetzungsfähigkeit eindrucksvoll unter Beweis gestellt würde.
Die Umsatzentwicklung stellt sich als äußerst dynamisch dar: nach knapp 5 Mio. Euro im letzten Jahr sollen vorerst Steigerungen von rund 100% p.a. die Erlöse bis auf 23 Mio. Euro im Jahr 2000 wachsen lassen. Das erscheint realistisch, insbesondere da große Teile der Geschäftsfelder erstmals in diesem Jahr Umsatz generieren werden.
Angesichts dieser Dynamik sowie der starken Positionierung ist auch eine etwas höhere Bewertung als bei Kabel New Media denkbar; allerdings wird I-D Media bereits auf Basis des Emissionskurses mit fast einer Viertel Milliarde Euro bewertet, bei nur 23 Mio. Euro Umsatz in 2000 ist das bereits sehr happig. Hinzu kommt, daß I-D Media erst ab dem Jahr 2002 Gewinne erzielen wird - selbst für Internetunternehmen ist dies ein sehr langer Zeitraum, der die Bewertung zusätzlich erschwert.
Nur die Hälfte des Emissionserlöses fließt dem Unternehmen zu; sowohl eine Jenoptik-Tochter als auch das Bankhaus Vontobel trennen sich von je der Hälfte ihrer Aktien. Dies ist zwar nicht ungewöhnlich, daß aber Vorstand Bernd Kolb ebenfalls rund eine Million Aktien abgibt erscheint wenig vertrauenerweckend - bei einem Erlös von rund 40 Mio. Mark drängt sich hier der Begriff des Kassemachens unangenehm stark auf.
Offensichtlich wird dies auch von den Anlegern so gesehen, die Graumarktkurse liegen nämlich "nur" um rund 20% über dem voraussichtlichen Ausgabekurs von 23 Euro. Verglichen mit Kabel New Media dürfte der Kauf an der Börse somit zu einer günstigeren Bewertung möglich sein, die Aktie ist aber dennoch als sehr teuer anzusehen - lediglich der Vergleich zu noch höher bewerteten Konkurrenten rechtfertigt zu solchen Kursen ein Engagement.
Wir raten aus Vorsichtssgründen, erst relativ kurz vor Ende der Zeichnungsfrist zu zeichnen und die Graumarktkurse genau zu beobachten. Da die Emission vergleichsweise groß ist (gut 90 Mio. Euro), kann es durchaus zu einem schwachen Start kommen, zumal die Bewertung nach unten kaum als Stütze wirken dürfte.
Langfristig könnte es sich aber auszahlen, in I-D Media zu investieren, wenn die hochgesteckten Erwartungen erfüllt werden. Geduld und gute Nerven sollten Anleger angesichts der langen Durststrecke bis zum Break-even aber auf jeden Fall mitbringen.