Mit Zuwachsraten von 20 Prozent ist der margenträchtige Bereich Logistik auch mit Abstand der interessanteste; dank der Marktführerschaft in Europa sind die Chancen auf steigende Umsatzanteile in diesem Segment gut, da der Bereich Transport nur schlappe 5 Prozent im Jahr zulegen kann. Allerdings drängt die europäische Konkurrenz massiv in diesen Markt vor, so daß eine aktive Akquisitionspolitik notwendig ist, um sich trotz zunehmendem Margendruck durchzusetzen.
Nachteilig wirkt sich dabei für Stinnes aus, daß neben der hohen Verschuldung auch unrentable Sparten wie der Baustoffbereich bestehen. Durch den Rückzug aus einigen Verlustbringern sowie den Verkauf von Immobilien sollen dem Unternehmen die hierfür erforderlichen Mittel zufließen. Die Ertragsprognosen sind mithin als gewagt zu betrachten, da ein Erfolg der Umstrukturierung hierin enthalten ist.
Deshalb erscheint die Bewertung mit einem KGV zwischen 10 und 12 zwar auf den ersten Blick als günstig, in Anbetracht dieser Schwierigkeiten sowie der gerade erst beginnenden Umstrukturierungen ist ein Engagement trotz MDAX-Phantasie sogar zu Kursen am unteren Ende der Preisspanne wenig ratsam. Besonders deutlich wird dies durch den geplanten Ertragssprung um über 50% von 1999 auf 2000. Sollte dieser nämlich mißlingen und das Ergebnis nicht gesteigert werden können, so stellt sich das 2000er-KGV bei stagnierenden Erträgen auf wenig attraktive 15 bis 18.
Sehr negativ bewerten wir vor allem, daß der komplette Emissionserlös in die Kassen von Veba wandert (ein gutes Kaufargument für Veba), während die Kosten des Börsengangs vom Börsenneuling getragen werden, obwohl das Unternehmen keinen Cent der eingenommenen 1,6 bis 1,8 Mrd. Euro bekommt. So gesehen wäre für auch Stinnes ein Verzicht auf den Börsengang wahrscheinlich besser gewesen.....