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513350
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Tannhäuser Weg 44,
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HV-Bericht Kremlin AG - Welchen Zweck verfolgte der Hauptaktionär mit seinem Dividendenvorschlag?
Am 9. Juli 2007, bemerkenswerterweise zwei Monate früher als im Vorjahr, fand in Hamburg die ordentliche Hauptversammlung der Kremlin AG statt. Hierzu hatten sich in den Räumen der Patriotischen Gesellschaft rund 50 Aktionäre und Gäste eingefunden, unter ihnen auch Mario-David Balda von GSC Research. Der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Kluxen eröffnete die Hauptversammlung kurz nach 10 Uhr und übergab nach der zügigen Abarbeitung der üblichen Formalitäten das Wort an den Alleinvorstand Jörn Schmidt.


Bericht des Vorstands

Einleitend stellte Herr Schmidt fest, dass erfolgreiche Monate mit neuen Rekorden hinter der Kremlin AG liegen. Dabei gingen die sonstigen betrieblichen Erträge zwar leicht zurück, nachdem weniger stille Reserven realisiert wurden, mit 1,16 Mio. EUR wurde dennoch ein Rekordergebnis erzielt. Die seit 2004 durchgeführten Kostensenkungen machten sich hierbei voll bezahlt.

Die relative Schwäche der russischen Nebenwerte war nach Aussage des Vorstands ein massiver Nachteil, mit dem jetzt besser diversifizierten Verhältnis zwischen Large und Small Caps konnte die Gesellschaft jedoch schlagkräftiger und zukunftssicherer gemacht werden. Für 2006 wird bei höherer Aktienzahl eine Dividende wie im Vorjahr von 0,30 EUR vorgeschlagen, bezüglich der Ausschüttungssumme also eine Dividendenerhöhung.

Durch den Wechsel in den Geregelten Markt mit der Zwischenberichts- und Ad-hoc-Pflicht ist die Kremlin AG jetzt voll kapitalmarktfähig, wie das große Interesse der Börsenmedien am Unternehmen zeigt.

Wie Herr Schmidt weiter ausführte, verlief die Entwicklung des Aktienportfolios der Kremlin AG seit Ende 2003 sehr positiv. Größte Position ist weiterhin die Sberbank. Nach einem Gewinn allein in 2006 von über 2 Mio. US-Dollar und 8.000 Prozent Kurszuwachs seit dem Kauf wurden hier 140 von 1.000 Stück verkauft. Zweitgrößte Position ist JuzhUralNickel, die in 2007 etwa 20.000 t Nickel produzieren und damit einen Jahresumsatz von 700 Mio. USD sowie einen Reingewinn von 300 bis 400 Mio. USD erzielen werden. Bei der IBS Group, der „russischen SAP“, wurde weiter zugekauft, so dass diese Softwarefirma jetzt die drittgrößte Position darstellt. Die IBS erreichte in 2006 einen Umsatz von 700 Mio. USD und ein EBITDA von 45 Mio. USD, und Vorstand Schmidt sah bei diesem Wert ein Upside-Potenzial von mindestens 100 Prozent. Zu den Aussichten des russischen Aktienmarktes teilte er weiter mit, dass sich Moskau nicht von den Entwicklungen der globalen Märkte wird abkoppeln können. Zudem werden Turbulenzen durch den Duma- und Präsidentenwahlkampf erwartet.

In 2007 wurde auch mit Investments in Kasachstan und der Ukraine begonnen, was der Kremlin AG weitere Diversifizierung der Risiken ermöglicht. In der Ukraine wurde im März 2007 begonnen und bis heute bereits ein Plus von 26 Prozent erzielt, derzeit liegt der Portfoliowert bei knapp 0,5 Mio. EUR. In Kasachstan gibt es noch keinen offiziellen Index, Kremlin konzentriert sich auf an ausländischen Börsen notierte Werte. Auch hier gelang ein sehr guter Start, und seit Mai 2007 legte das Portfolio um rund 16 Prozent zu und hat derzeit einen Wert von 0,23 Mio. EUR.

Insgesamt will Kremlin nach Aussage von Herrn Schmidt als deutscher Russlandspezialist weiter wachsen, die Position in bestehenden Märkten sichern und neue Märkte erschließen. In den Zielmärkten Russland, Kasachstan und Ukraine kann das Unternehmen anders als Investmentfonds in allen Anlageklassen investieren, das Potenzial aus diesem großen Wettbewerbsvorteil soll systematisch realisiert werden. Hinsichtlich der Investor Relations verwies der Vorstand auf die monatliche Berichterstattung zum NAV (Net Asset Value) mittels Ad-hoc-Meldung, auf den Newsletter und die informelle Content-Partnerschaft mit „Prior Golbal“.


Allgemeine Diskussion

Markus Neumann von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) bescheinigte Herrn Schmidt und seinem Team, gute Arbeit zu leisten, wie der NAV und die Ausschüttung zeige. Das Kostensenkungsprogramm laufe ebenfalls plangemäß, so dass er einem optimistischen Ausblick zustimmte. Eine Liquidation der Gesellschaft, wie sie in Internetforen diskutiert werde, darf nach Meinung von Herrn Neumann keine Option sein, vielmehr gelte es, den Wert des Geschäftsmodells über die Börse zu heben. Hierzu regte er auch eine weitere Kapitalerhöhung an. Die Fragen des SdK-Sprechers betrafen Aktionäre mit über 3 Prozent Anteilsbesitz, etwaige anhängige Verfahren, die Vergütungen für Investmentvorschläge, die Investmentidee hinter dem ukrainischen Milchproduzenten im Portfolio, die zukünftige Lage bei der Einkommenssteuer und die Kosten des Segmentwechsels.

Für eine weitere Kapitalerhöhung ist das Unternehmen nach Aussage von Herrn Schmidt bereit, aber es sei noch nicht der richtige Zeitpunkt gekommen. Den weiteren Angaben zufolge hält der Aktionär Kunkel 80.000 Aktie, Elisabeth Kluxen 95.887, Andreas Kluxen 82.555, Herr Thiele 702.021 und dessen Frau 173.500 Aktien. Wie der Vorstand anfügte, hat das Aufsichtsratsmitglied Günther 33.850 Aktien angemeldet, was aber unter der 3-Prozent-Schwelle liege.

Etwaige anhängige Verfahren wurden verneint, Vergütungen für Investmentvorschläge werden an Berater Dr. Ziemke und FINAM bezahlt. Zu dem erwähnten Investment in der Ukraine wurde mitgeteilt, dieser Wert sei stark unterbewertet und profitiere vom Anstieg des internationalen Milchpreises. Bezüglich der Einkommenssteuern verwies der Vorstand auf die erste Betriebsprüfung im Dezember 2006, wobei es sich um ein schwebendes Verfahren handle. Das Management gehe davon aus, auch weiterhin nicht einkommenssteuerpflichtig zu sein.

Auch Dr. Kraus von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hoffte auf eine Fortsetzung des positiven Trends. Seine Fragen betrafen die zukünftige Gewichtung bei Blue Chips und Nebenwerten, den Handel mit Derivaten, den Fair Value der Aktie und ethische Grenzen der Investments. Zu Letzteren wurde ausgeführt, bei Kremlin habe man kein Problem mit Kernkraft, aber bei Ländern wie Usbekistan sehr wohl. Der Fair Value der Aktie wurde mit 5,20 EUR per Mai 2007 beziffert, bezüglich der Gewichtung Blue Chips / Nebenwerte wurde eine spezielle Abgrenzung verneint, hier werde je nach Marktsituation gehandelt. Derivate waren bisher kein Thema, und das wird auch so bleiben.

Die weiteren Fragen der Aktionäre betrafen die Zahl der Positionen insgesamt, die Absicherung gegen Währungsrisiken, den Verkaufskurs der 140 Sberbank-Aktien, einen möglichen Aktienrückkauf, Gratisaktien als Alternative zur Dividende und mögliche Kreditaufnahmen. Insgesamt hält Kremlin den Angaben zufolge 42 Wertpapiere im Portfolio inklusive drei Bonds. Währungsrisiken werden nicht abgesichert, da dies systemfremd und zu teuer wäre. Die 140 Sberbank-Aktien wurden zu Kursen um 3.800 USD verkauft, über Aktienrückkäufe und Gratisaktien wurde bereits nachgedacht, aber hierfür sei es noch zu früh. Kreditaufnahmen kommen nach Aussage der Verwaltung nicht in Frage, trotz des Investments in einem nicht konservativen Markt sei Kremlin eine konservative Firma.

In der Folge kam es zu einer ausgedehnten Diskussion über die Dividendenhöhe. Hierbei überraschte Hauptaktionär Thiele mit dem Begehr, die Dividende von 0,25 auf 0,50 EUR zu verdoppeln. Dies stieß das Unternehmen vor einige Probleme, sowohl technischer Natur, was die Auszahlungsvereinbarungen mit den Banken betraf, als auch unternehmerische, da überhaupt nicht genug Liquidität für eine Ausschüttung von 1 Mio. EUR vorhanden war. So kam es zu einer insgesamt rund zweistündigen Unterbrechung der Sitzung, um diese Dinge zu klären. Herr Thiele besaß nämlich mit seinen Aktien die Hauptversammlungsmehrheit und stellte auch einen offiziellen Antrag bezüglich der Verwendung des Bilanzgewinns.

Nachdem abgeklärt worden war, dass ein neuer Dividendenbeschluss gefasst wird und hierzu weitere Teilverkäufe von Sberbank-Aktien und der Bonds kurzfristig durchgeführt werden können, konnte dann endlich mit den Abstimmungen begonnen werden.


Abstimmungen

Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 2 Mio. EUR, eingeteilt in eine gleiche Anzahl Aktien, waren 1.257.851 Aktien entsprechend 62,89 Prozent des Grundkapitals vertreten. Bei der Abstimmung über die Verwendung des Bilanzgewinns (TOP 2) wurde über den Antrag vom Aktionär Thiele abgestimmt, der eine Dividendenausschüttung von 0,50 EUR je Aktie vorsah. Dieser Antrag erhielt eine Mehrheit von 991.681 Stimmen bei 248.463 Gegenstimmen und 17.707 Enthaltungen. Die Beschlüsse zu den Tagesordnungspunkten Entlastung des Vorstands (TOP 3), Wahl des Abschlussprüfers (TOP 5) und Satzungsänderungen (TOP 6) wurden alle einstimmig gefasst, der Aufsichtsrat wurde bei 401 Gegenstimmen entlastet (TOP 4).

Die Hauptversammlung endete offiziell um 15 Uhr.


Fazit

Die Kremlin AG erzielte im vergangenen Jahr eine bemerkenswerte Performance, und dies wurde von Aktionären und Aktionärsschützern auch entsprechend gewürdigt, wenngleich die Aktienkursentwicklung noch nicht zu überzeugen vermag. Dies ging dann freilich in der Hauptversammlung angesichts des Dividendenstreits unter, soll aber an dieser Stelle noch einmal betont werden.

Warum der Hauptaktionär im Vorfeld dem Dividendenvorschlag offensichtlich zugestimmt, dann aber im Rahmen der Hauptversammlung diesen kurioserweise verdoppelt haben wollte und knallhart seine Mehrheit ausspielte, das entzieht sich unserer Kenntnis. Unsere Meinung zur Dividende ist hier hingegen eindeutig: Wir hätten bereits 0,25 EUR für sehr nah an der obersten Grenze gehalten, 0,50 EUR ist unseres Erachtens schlichtweg unsinnig, insbesondere, wenn man bedenkt, dass die Gesellschaft gerade erst eine Kapitalerhöhung durchgeführt hat, die mit 1,55 Mio. EUR gerade einmal etwas mehr als die nun auszuschüttende 1 Mio. EUR eingebracht hat.


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Veröffentlichungsdatum: 12.07.2007 - 11:27
Redakteur: mba
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