Am 6. Juli 2007 fand im Stilwerk in Berlin die Hauptversammlung der C. Bechstein Pianofortefabrik AG statt. Um 10:30 Uhr begrüßte der Aufsichtsratsvorsitzende Helmut Senft die anwesenden Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Martina Schäfer von GSC Research. Beurkundender Notar war Dr. Rust.
Bericht des AufsichtsratsZunächst handelte der Versammlungsleiter die Formalien ab und informierte die Anwesenden, dass das Aufsichtsratsmitglied Jong Sup Kim sich wegen geschäftlicher Termine entschuldigen ließ. Anschließend berichtete er kurz, dass der Jahresabschluss und der Lagebericht von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young AG geprüft wurden und den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erhalten haben. Auch der Aufsichtsrat hat die vorgelegten Berichte innerhalb der festgelegten Fristen gebilligt und festgestellt.
In vier Sitzungen verschaffte sich der Aufsichtsrat nach Aussage von Herrn Senft einen Überblick über die Geschäftsvorgänge bei der Bechstein AG. Die Schwerpunkte der Beratung durch den Aufsichtsrat lagen bei der Entwicklung des US-Geschäfts, der Gründung einer neuen Gesellschaft in USA sowie dem Erwerb der Gesellschaft in Tschechien. Für weitere Details verwies Herr Senft auf den Geschäftsbericht und übergab dann das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Karl Schulze.
Bericht des VorstandsZu Beginn seines Vortrags berichtete Herr Schulze, dass Bechstein im abgelaufenen Geschäftsjahr erfreulich gute Leistungen erbracht und entsprechende Maßnahmen für eine positive Entwicklung in der Zukunft eingeleitet hat. Nach seiner Ansicht ist es für den Geschäftsverlauf wichtig, Vertrauen aufzubauen und zu stärken. Durch Multiplikatoren und eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Geschäftsführung soll der Erfolg des Unternehmens künftig noch weiter verstärkt werden.
Das erste Halbjahr 2006 entwickelte sich für Bechstein sehr ordentlich. Im Sommer erlebte das Unternehmen dann aber eine Delle im Geschäftsverlauf, die im vierten Quartal wieder überwunden wurde. Wie Herr Schulze erläuterte, brachte die bevorstehende Erhöhung der Mehrwertsteuer dem Unternehmen eine beträchtliche Steigerung der Verkaufszahlen. Außerdem hat die Reduzierung der nicht notwendigen Kosten zur positiven Entwicklung bei Bechstein beigetragen. Ergebnis dieses Verlaufs soll eine etwas höhere Dividende als im Vorjahr sein.
Weiterhin informierte der Vorstandsvorsitzende über Maßnahmen, die die Unternehmensführung im vergangenen Jahr mit Blick auf die Zukunft eingeleitet hat. So arbeitet Bechstein in Ländern außerhalb Deutschlands mit Generalimporteuren zusammen, die sich überwiegend sehr kompetent zeigen. In den USA verlief die Entwicklung jedoch anders, und das Geschäft entwickelte sich schlecht. Als Konsequenz hat Bechstein dort selbst eingegriffen, um eine Wende einzuleiten. Da die Unternehmensführung nicht an einem Rechtsstreit mit ungewissem Ausgang interessiert war, wurden Verhandlungen mit dem Ziel einer einvernehmlichen Trennung geführt. Zudem hat Bechstein in den USA die gesamte gelieferte Ware der zurückliegenden eineinhalb Jahr wieder gefunden und im Dezember 2006 zurückgekauft. Die Hälfte davon konnte inzwischen verkauft werden, nachdem die Produkte zuvor auf den aktuellsten Stand gebracht worden waren.
Wie Herr Schulze weiter berichtete, schätzen die Kunden und die Unternehmensleitung den Standort Deutschland mit seiner Qualität. Er wies jedoch darauf hin, dass eine internationale Vernetzung notwendig ist, um das Geschäft abzusichern. Aus diesem Grund beschloss man bei Bechstein eine Investition in Tschechien, und im Zuge dessen wurde der bisherige Partner dort vollständig übernommen. Die Unternehmensleitung erwartet hieraus eine starke Unterstützung für das Werk in Deutschland. Außerdem betonte Herr Schulze, dass diese Übernahme in Deutschland keinen Arbeitsplatz kosten wird. Stattdessen sieht man bei Bechstein durch diese Entwicklung weitere Chancen für das deutsche Werk. Die bisherigen Eigentümer des tschechischen Werks wurden voll ins Unternehmen integriert und arbeiten als Geschäftsführer und Prokuristin weiter mit.
In Deutschland baute das Unternehmen sein Geschäft mit einem neuen Center in Hamburg aus. Die Ausstellungsfläche dort umfasst 400 Quadratmeter und wird ergänzt von 300 Quadratmetern Aktionsfläche. Fotos vermittelten den Hauptversammlungsteilnehmern einen Eindruck vom neuen Center in einer Toplage an der Binnenalster. Steinway hat sein Geschäft aus der Innenstadt heraus verlagert. Bechstein erlebte am Hamburger Standort einen erfolgreichen Start und konnte viele Interessenten begeistern, die bisher keine besondere Neigung zu Klavieren zeigten. Als neue Zielgruppe möchte das Unternehmen hier auch Jugendliche ansprechen.
Danach erläuterte der Vorstandsvorsitzende den bisherigen Geschäftsverlauf im neuen Geschäftsjahr. Aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung verlief das erste Halbjahr 2007 ruhiger. Im ersten Quartal und noch stärker im zweiten Quartal erlebte Bechstein eine Delle bei den Ergebnissen. Herr Schulze erwartet aber, dass sich die Situation ab August oder September relativieren wird. Allerdings betonte er, dass die hervorragende Entwicklung des Vorjahres in dieser Form nicht zu wiederholen ist. Als Lösung strebt er jedoch eine Steigerung des Verkaufs höherwertiger Instrumente an. Der Vorstandsvorsitzende begründete dies mit dem höheren Stellenwert, den Qualität in Deutschland wieder einnimmt. Ferner wies er darauf hin, dass die Gesamtentwicklung 2007 am Ende des Jahres wieder nach vorne weisen sollte.
Weiterhin berichtete Herr Schulze von der Eröffnung des Centers in New York. Dieses liegt in Manhattan in der Nachbarschaft zum Hauptwettbewerber Steinway. Auch hier gaben Fotos einen Eindruck von den Räumen. Nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden wird dort ein hervorragendes Team eingesetzt, das in den ersten sechs Monaten des Jahres bereits einen Umsatz von 1,3 Mio. US-Dollar erzielte. Dies sei bemerkenswert, da auch der US-Markt zurzeit eine Delle erlebt. Der Vorstandsvorsitzende war sich aber sicher, dass die Bechstein AG in New York ihr Jahresziel erreichen wird. Im September 2007 soll zudem der Verkauf der beim bisherigen Generalimporteur gelagerten Instrumente vollständig abgeschlossen sein, so dass danach neue Instrumente verkauft werden können.
Im Anschluss verdeutlichte Herr Schulze das Netzwerk des Unternehmens mit Hilfe einer Folie. Außerdem berichtete er, dass Bechstein zurzeit in den Niederlanden auf ein schwieriges Umfeld trifft. Mit entsprechenden Maßnahmen soll dort jedoch noch eine positive Entwicklung erzielt werden. In Shanghai befindet sich das Unternehmen in einer Phase der Überprüfung beim Geschäft mit einem Partner vor Ort. Der chinesische Markt zeigt gegenüber hochwertigen Produkten allerdings noch eine gewisse Zurückhaltung.
Wie Herr Schulze betonte, setzt man bei Bechstein auf das Siegel „Made in Germany“ und „Made in Europe“, und hier werden positive Auswirkungen für die Zukunft erwartet. Deutschland ist dabei zurzeit der wichtigste Markt, wobei der Gesamtmarkt für Klaviere und Flügel im Vorjahr 10.982 Instrumente umfasste. Digitale Klaviere und der Markt für gebrauchte Instrumente waren starke Mitbewerber des Unternehmens.
Anschließend wies der Vorstandsvorsitzende darauf hin, dass Bechstein die versprochenen Steigerungen in den letzten fünf Jahren immer erzielt hat und dass das Unternehmen stetiges Wachstum verzeichnet hat. Auch die Aktienkursentwicklung verläuft mittlerweile erfreulich und führte zu einem derzeitigen Kurs von etwa 9 EUR. Nach Meinung von Herrn Schulze ist eine Volatilität von 10 Prozent für die Aktie akzeptabel, wobei er betonte, dass das Unternehmen den Kurs nicht beeinflusst. Wenn dieser jedoch zu tief fällt, kauft der Vorstandsvorsitzende selbst. Im letzten Jahr hat Herr Schulz mit seiner Frau eine größere Position erworben und sein Vertrauen in Bechstein damit unterstrichen.
Im zweiten Halbjahr 2007 werden die Aktivitäten in Osteuropa weiter ausgebaut. So werden neue Verkaufssalons in Kiew und Sankt Petersburg eröffnet. Außerdem bestehen Pläne für eine Präsenz in Moskau. Das neue Center in USA wird Mitte September 2007 offiziell eröffnet werden, und ein spezielles Marketingprogramm mit Radiowerbung und Kulturarbeit wird die Arbeit vor Ort unterstützen. Wie der Vorstandsvorsitzende erklärte, will Bechstein auch den asiatischen Markt offensiv bearbeiten. Um eine positive Entwicklung zu fördern, werden Schulungen und Promotion-Maßnahmen eingesetzt. Als Beispiel für den Erfolg derartiger Maßnahmen nannte Herr Schulze den Geschäftsverlauf in Australien.
Zum Abschluss betonte der Vorstandsvorsitzende, dass Schwankungen in der geschäftlichen Entwicklung kein Desaster für das Unternehmen darstellen, solange die Grundstruktur in Ordnung ist. Er versprach, auch künftig die Chancen für Bechstein zu nutzen, das Kapital zu mehren und eine gute Rendite zu erwirtschaften.
Allgemeine DiskussionBevor der Versammlungsleiter zur allgemeinen Aussprache überleitete, verlas er den Gegenantrag des Aktionärs Wilm Müller. Dieser hatte beantragt, statt der Ausschüttung einer Dividende von 0,35 EUR sieben Aktien der Reederei Herbert Ekkenga in Bad Zwischenahn per Losverfahren auf die Aktionäre zu verteilen. Der Aufsichtsratsvorsitzende wies jedoch darauf hin, dass dieser Gegenantrag aus mehreren Gründen unzulässig ist. Erstens ist eine Sachausschüttung durch die Satzung der Gesellschaft nicht vorgesehen, außerdem sind die genannten Aktien nicht Bestandteil der C. Bechstein AG, und die Verlosung würde gegen den Grundsatz der Gleichbehandlung verstoßen. Wie Herr Senft weiter erklärte, ist der Gegenantrag zudem hinfällig, wenn die anwesenden Aktionäre dem Vorschlag der Verwaltung zur Zahlung einer Dividende von 0,35 EUR zustimmen.
Als erster Redner stimmte dann der Aktionär Herr Meier zunächst der Unternehmensleitung zu, dass die Qualität für die weitere Entwicklung der Bechstein AG entscheidend ist. dann erkundigte er sich, wie diese Qualität im Unternehmen sichergestellt wird. Dabei sprach er insbesondere die Auswahl der Auszubildenden an. Außerdem wollte er wissen, wie viel Geld Bechstein in Tschechien investiert hat.
Der nächste Redner Herr Schmidt sprach als Erstes die Analyse von Independent Research an, die in einer Verkaufsempfehlung mündete. In diesem Zusammenhang fragte er, wie hoch die Kosten für diese Analyse waren und wie deren Beitrag zur Aktienkursentwicklung war. Außerdem wollte der Aktionär wissen, ob der bei der heutigen Hauptversammlung entschuldigte Aufsichtsrat Herr Kim schon einmal anwesend war. Dazu erkundigte er sich nach der Aktionärsstruktur bei Bechstein und fragte, ob die Unternehmensführung schon einen Segmentwechsel ins Auge gefasst hat. Nach seiner Meinung wäre eine Notiz im Amtlichen Handel hilfreich, da die Aktionäre in diesem Fall erfahren würden, wann der Vorstand Aktien kauft. Hier sprach er auch einen möglichen Zusammenhang des Aktienkaufs von Herrn Schulze und Frau mit den Auswirkungen durch die Analyse von Independent Research an.
Weiterhin wollte Herr Schmidt genauere Angaben zu den Mitbewerbern von Bechstein. Danach bat er um Informationen zu einer möglichen Vergütung von Mitgliedern des Aufsichtsrats für Rechtsberatung und zu deren Höhe. Auch zur Größenordnung der Übernahme in Tschechien verlangte er weitere Details. Außerdem erkundigte sich der Aktionär, ob eine Ausweitung der Aktivitäten in China geplant ist und wie die Perspektiven dort sind. Im Folgenden sprach er eine mögliche Schließung des Bechstein Centers in Münster an. Dann fragte nach den Kosten hierfür und nach der Umsatzentwicklung bis Juni 2007. Ihn interessierten zudem die weiteren Planungen für das Jahr 2007. Des Weiteren erkundigte sich Herr Schmidt, ob die ausländischen Center in Form von Franchise betrieben werden und wie die Ertragskurve der Partner in Deutschland und weltweit aussieht.
Abschließend bat Herr Schmidt um Informationen zu den Gründen für die Umsatzdelle in 2007. Außerdem sprach er die Entwicklung in den USA an und bat um Details in Bezug auf die bisherige Entwicklung. Dabei interessierten ihn insbesondere die Umsätze 2006 und der Plan für 2007.
Als nächster Redner wiederholte der Aktionär Wilm Müller nochmals seinen bereits zuvor vom Versammlungsleiter verlesenen Antrag. Diesen begründete er damit, dass ihn Aktien an erfreuliche Begegnungen auf Hauptversammlungen erinnern. Außerdem beantragte Herr Müller, den Vorstand zu entlasten., was er damit begründete, dass der Vorstand derart erfolgreich gearbeitet hat, dass eine Dividende ausgeschüttet werden kann. Weiterhin beantragte er, den Aufsichtsrat nicht zu entlasten. Als Begründung führte er an, dass der Aufsichtsrat bei seiner Einladung versäumt hat, das Wort Firma dem Unternehmensnamen voranzusetzen.
Danach lobte Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger(SdK), dass Bechstein eines der erfolgreichsten Unternehmen in Berlin ist. Hier hob er hervor, dass die Banken die Gesellschaft als Partner kritisch, aber wohlwollend begleiten. Dann erkundigte er sich, warum die Bechstein bei ihren Aktivitäten nicht verstärkt Eigenkapital einsetzt. Auch er sprach dann einen möglichen Wechsel in den Geregelten Markt oder in den Amtlichen Handel an. Außerdem ging Herr Kunert nochmals auf den Bericht des Aufsichtsrats ein und wollte wissen, warum dort vier Sitzungen im vergangenen Jahr, im Geschäftsbericht jedoch nur drei erwähnt wurden.
Als Nächstes erkundigte sich der Aktionärsschützer, warum unter TOP 5 ein Vorratsbeschluss angestrebt wird. Diesbezüglich regte er an, Dinge, die die Unternehmensführung eigentlich nicht will, künftig aus der Tagesordnung rauszulassen. Danach sprach Herr Kunert die Probleme von Bechstein in den Niederlanden an. In diesem Zusammenhang erkundigte er sich, wie diese entstanden sind und welche Maßnahmen ergriffen wurden. Außerdem fragte er, ob aus diesen Vorgängen Lehren für das Risikomanagement des Unternehmens gezogen wurden. Hier nannte er als Beispiel zudem die Geschehnisse in den USA. In diesem Zusammenhang bat der Vertreter der SdK auch um Informationen zu den Details der Expansion in Osteuropa. Genaues wollte er hier insbesondere zu den Kosten erfahren.
Ein weiterer Aktionär berichtete dann von einer Aussage des Vorstands einer anderen Aktiengesellschaft. Dieser hatte erklärt, es sei eine Bankrotterklärung, wenn der Vorstand Aktien des eigenen Unternehmens kauft. Nun wollte er wissen, wie Herr Schulze zu dieser Aussage steht. Außerdem unterstrich er, dass die Qualitätsoffensive von Bechstein in seinen Augen positiv zu sehen ist. Als Grund nannte er, dass das Geld immer mehr in Luxus fließt, weil das Vertrauen in Währungen schwindet.
Als letzter Redner betonte der Aktionär Rudi Kruschel, dass es nach seiner Meinung nicht in Ordnung ist, wenn Mitglieder des Aufsichtsrats bei Sitzungen oder der Hauptversammlung fehlen. Danach sprach er die Übernahme des Namens Bechstein an. Hier wies er darauf hin, dass die Familie Bechstein eine negative Rolle im Nationalsozialismus gespielt hat. Daher wollte er wissen, von wem der Name übernommen wurde. Mit Blick auf die Übernahme in Tschechien erkundigte sich Herr Kruschel nach dem Kaufpreis und fragte, wie die Namensrechte geregelt sind. Schließlich bat er um Informationen zum Zinssatz, den Bechstein beim Kredit mit der Volksbank Berlin vereinbart hat. Außerdem wollte der Aktionär noch wissen, ob das Unternehmen Spenden an Parteien geleistet hat.
AntwortenAls Erstes beantwortete der Versammlungsleiter die an den Aufsichtsrat gerichteten Fragen. Den Unterschied bei den Angaben zu den Sitzungen des Aufsichtsrats erklärte er damit, dass sich die Zusammensetzung dieses Gremiums im letzten Jahr geändert hat. Dadurch wurde versehentlich eine Sitzung nicht mitgezählt. Außerdem berichtete Herr Senft, dass keine Vereinbarungen zwischen Unternehmen und Mitgliedern des Aufsichtsrats bestehen und somit auch keine Zahlungen geleistet wurden.
Danach unterstrich der Vorstandsvorsitzende, dass Bechstein bei den Mitarbeitern keine Qualitätsprobleme erlebt. Die Auszubildenden des Unternehmens liegen regelmäßig auf den vorderen Plätzen bei der Bewertung. Wichtig sei zudem die Mobilität und die Bereitschaft der Mitarbeiter zur Weiterbildung. Nach Aussage von Herrn Schulze weist der Altersdurchschnitt von 32 Jahren auch darauf hin, dass das Unternehmen bestens für die Zukunft gerüstet ist. Außerdem berichtete er, dass Bechstein das einzige Unternehmen ist, bei dem 60 Prozent der Belegschaft gelernte Klavierbauer und mehr als 10 Prozent Klavierbaumeister sind.
Im Folgenden erklärte Herr Schulze, dass der Preis für das Unternehmen in Tschechien 2 Mio. EUR gewesen wäre. Allerdings hat Bechstein für die Übernahme deutlich weniger gezahlt, da die bisherigen Inhaber eine Geldauszahlung anstelle von Aktien wollten. Dies wurde durch das Zugeständnis eines geringeren Kaufpreises erreicht. Auf persönlichen Wunsch besteht außerdem die bereits im Vortrag erwähnte weitere Zusammenarbeit mit den Vorbesitzern.
Den weiteren Aussagen von Herrn Schulze zufolge verursachte die Analyse der Independent Research überschaubare Kosten. Das Unternehmen hat Independent Research dafür nur Informationen geliefert und das Ergebnis nicht weiter beeinflusst. Der Vorstandsvorsitzende betonte, die Analysten seien in ihrer Bewertung frei. Allerdings könnten sie möglicherweise nicht alle Informationen in angemessener Weise interpretieren. Für die Zukunft kündigte Herr Schulze Halbjahres- oder Ganzjahresanalysen an.
Anschließend betonte er, dass der Aufsichtsrat Herr Kim wegen dringender Termine im letzten und in diesem Jahr nicht anwesend war. In den Jahren davor habe dieser jedoch immer an den Hauptversammlungen teilgenommen. Auch bei den Sitzungen des Aufsichtsrats sei er stets anwesend.
Wie der Vorstandsvorsitzende meinte, ist Bechstein im Freiverkehr gut aufgehoben, und er sieht keinen Sinn darin, durch einen Segmentwechsel zusätzliche Kosten für das Unternehmen zu verursachen. Hier wies er nochmals darauf hin, dass Bechstein auch jetzt Quartalsberichte veröffentlicht. Damit seien die Aktionäre immer gut informiert, obwohl das Unternehmen zu diesen Veröffentlichungen nicht verpflichtet ist. Einen Segmentwechsel würde Herr Schulze nur bei Vorteilen für Bechstein anstreben. Außerdem verwahrte er sich deutlich dagegen, für seinen Aktienkauf einen günstigen Kurs ausgenutzt zu haben. Diesbezüglich wies er darauf hin, dass er im Gegenteil sogar einen über dem damaligen Kurs liegenden Preis gezahlt hat. Weiter betonte er, er würde sich niemals auf Kosten der Aktionäre und Mitarbeiter bereichern. Da er jedoch großes Vertrauen in das Unternehmen hat, liegt im daran, in geeigneten Phasen entsprechend zu investieren.
Im Spitzenbereich gibt es nach Angabe des Vorstandsvorsitzenden für Bechstein neben Steinway keine weiteren Mitbewerber. Wegen der Dominanz im Weltmarkt ist Yamaha jedoch die Benchmark für das Unternehmen. In China hält Bechstein einen Anteil von 10 Prozent und plant keine Erweiterung. Dort herrscht großer Wettbewerbsdruck, der sich vor allem auf das untere Segment erstreckt. Im oberen Segment werden die Instrumente zurzeit aus Deutschland importiert.
Nach Aussage von Herrn Schulze wird das Center in Münster derzeit kritisch betrachtet, da in den vergangenen zwei Jahren keine Weiterentwicklung zu beobachten war. Mitbewerber entwickeln sich in Münster auch nicht weiter. Um Verluste zu vermeiden, plant Bechstein in Münster nun eine Änderung. In diesem Zusammenhang wies er darauf hin, dass auch andere Landstriche in Deutschland einen ähnlichen Verlauf nehmen. Bei Bechstein erwartet man von den Centern eine Rendite von 5 bis 8 Prozent. Neue Center erhalten einen Zeitraum von drei Jahren, um sich zu entwickeln. Da das Unternehmen für viele Vermieter in Deutschland als Anchormieter gilt und häufig zu Unterstützung bei Ausbau und Konditionen führt, entsteht in der Regel für Bechstein keine große Kostenbelastung. Die Ausrichtung eines neuen Centers kostet im Normalfall etwa 200 TEUR exklusive der Ware.
Wie Herr Schulze betonte, will die Unternehmensleitung Bechstein auf einfache Art weiter nach vorne bringen. Dazu soll der Vorratsbeschluss unter TOP 5 kurzfristige Möglichkeiten für eine Reaktion auf entsprechende Chancen schaffen. Eine Kapitalerhöhung wird nur bei einer konkreten Begründung angestrebt, da diese ein zweischneidiges Schwert ist.
In den Niederlanden hat die Unternehmensführung den weiteren Angaben zufolge das Marketing und die Absatzstruktur untersucht und danach Anpassungen vorgenommen. Außerdem werden künftig Vertrieb und Absatz kontrolliert. Schließlich sollen auch Schulungen für eine verbesserte Situation sorgen. Der Vorstand fragt sich aber, wie Bechstein eine Kontrolle der selbstständigen Distributoren im Ausland vornehmen soll. In Osteuropa arbeitet das Unternehmen mit Partnern zusammen, die selbstständig das Geschäft betreiben und auch das Risiko tragen. Die Strukturen wie zum Beispiel das Marketing werden von Bechstein vorgegeben. Außerdem übernimmt das Unternehmen die Ausgaben für die Dekoration der Geschäftsräume, weitere Kosten entstehen nicht.
Weiterhin erläuterte Herr Schulze, dass der Name Bechstein 1986 von Baldwin übernommen wurde. In den Nationalsozialismus war ein Mitglied der Familie verwickelt, das jedoch nicht in das Unternehmen eingebunden war. 1986 war die Familie allerdings schon lange Zeit nicht mehr an der Gesellschaft interessiert.
Wie der Vorstandsvorsitzende weiter ausführte, ist seiner Ansicht nach der Kauf eigener Aktien keine Bankrotterklärung, sondern ein Instrument zur Entwicklung des Unternehmens. Parteispenden hat Bechstein im Übrigen nicht geleistet.
Abschließend erläuterte der Finanzvorstand Karl-Heinz Geishecker die Entwicklung des ersten und zweiten Quartals 2007. Künftig muss das Unternehmen einen Konzernabschluss erstellen, da die größenabhängigen Erleichterungen nicht mehr zutreffen. Erstmals wird der Bericht zum zweiten Quartal entsprechende Informationen enthalten. Als vorläufiges Ergebnis für das zweite Quartal gab der Vorstand eine Steigerung um etwa 3 Prozent gegenüber dem Vorjahr an. Insgesamt geht er von einem Ergebnis vergleichbar dem Vorjahr aus, da die gegenwärtige Delle sich nur auf Deutschland beschränkt, während das Unternehmen seinen Umsatz im Export steigern konnte.
Danach betonte Herr Geishecker, dass Bechstein in der Zusammenarbeit mit der Volksbank Berlin bisher gute Erfahrungen gemacht hat. Wie schon erwähnt, begleitet diese das Unternehmen kritisch, konstruktiv und wohlwollend. 80 Prozent des Kreditvolumens hat Bechstein über eine Sicherungsklausel bei 5,6 Prozent abgesichert. Diese Konditionen gelten auch in der Kooperation mit anderen Banken.
AbstimmungenNach Abschluss der allgemeinen Diskussion gegen 13.00 Uhr erläuterte der Aufsichtsratsvorsitzende das Abstimmungsprozedere. Abgestimmt wurde im Subtraktionsverfahren bei einer Präsenz von 56,06 Prozent.
Nachfolgend wurden sämtliche Beschlüsse zu den TOP 2 bis 6 mit Mehrheiten von 99,81 Prozent bis 100 Prozent gefasst. Im Einzelnen abgestimmt wurde über die Verwendung des Bilanzgewinns (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 5) sowie die Wahl der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young AG zum Abschlussprüfer für 2007 (TOP 6).
FazitDie Entwicklung der C. Bechstein Pianofortefabrik AG lässt weiterhin Positives erwarten. Auch wenn künftig, wie schon in der Vergangenheit, große Sprünge beim Aktienkurs ausbleiben sollten, so verspricht das Unternehmen doch weiterhin ein solides Wachstum. Die kompetente Unternehmensleitung und qualifizierte Mitarbeiter stehen für die Qualität der Produkte und eine solide und transparente Information aller interessierten Personengruppen. Das dadurch gewachsene Vertrauen bildet eine gute Basis für weitere Geschäftserfolge. Diese Erfolge sollten sich dann zudem in einer Kontinuität in der Dividende ausdrücken.
Einen zusätzlichen Beitrag zur Vertrauensbildung leistet die Unternehmensleitung durch die Darlegung und konsequente Verfolgung ihrer Ziele. Dies gilt auch für die Vorgaben zur Umsatzentwicklung der einzelnen Bechstein-Center, die strikte Anpassungsmaßnahmen auslösen, wenn sie nicht erfüllt werden. Genau diese Herangehensweise vermittelt die Verlässlichkeit, die Basis eines Investments sein sollte.
KontaktadresseC. Bechstein Pianofortefabrik AG
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Veröffentlichungsdatum:
10.07.2007
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22:31
Redakteur:
msh