Am 2. Juli 2007 fand in Hamburg die dritte ordentliche Hauptversammlung der Finanzhaus Rothmann AG statt. Rund 80 Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Thorsten Renner von GSC Research, hatten sich in der Handelskammer Hamburg eingefunden, um sich über die weiteren Zukunftsaussichten der Gesellschaft zu informieren. Der Aufsichtsratsvorsitzende Hans Otto Mahn eröffnete die Hauptversammlung und übergab nach dem Verlesen der üblichen Formalien das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Rüdiger Wolff.
Bericht des VorstandsNach Aussage von Herrn Wolff war das Jahr 2006 bei von der Umstrukturierung geprägt und verlief wie erwartet. Die Gesellschaft will sich zu einem bedeutenden Anbieter für freie Finanzdienstleister wandeln. Im Zuge des Börsengangs wurden die daraus resultierenden Mittel in die Gesellschaft investiert, und da diese Investitionen zunächst einmal hauptsächlich in Menschen erfolgten, führte dies kurzfristig zu Ergebnisbelastungen.
Zu den Highlights des vergangenen Jahres zählte Herr Wolff die strategische Weiterentwicklung zum Produkt- und Dienstleistungsanbieter für freie Finanzdienstleister. Zur Bündelung der Vertriebsaktivitäten wurde die Hesse Newman FinanzPartner AG gegründet. Nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden befindet sich der Markt derzeit im Wandel, und durch die neuen Richtlinien MiFID und VVR erhöht sich der Druck auf die Finanzdienstleister. Die Versicherungsvermittler-Richtlinie ist im Mai 2006 in Kraft getreten, und auch MiFID soll zu mehr Transparenz und einer Verbesserung des Anlegerschutzes führen.
Als Folge davon dürfte sich die Anzahl der freien Finanzdienstleister von 470.000 auf etwa 150.000 verringern. Aber nur breit aufgestellte Finanzdienstleister werden von der Marktkonsolidierung profitieren, meinte der Vorstandsvorsitzende. Insgesamt soll die Bedeutung der Finanzdienstleister und Banken in den kommenden Jahren weiter zunehmen, was die Vertriebswege betrifft. Nachdem Rothmann der Spezialist für geschlossene Fonds ist, soll im laufenden Jahr noch eine vierte Produktlinie an den Markt gebracht werden.
Wie Herr Wolff weiter berichtete, verfügt die FinanzDock AG derzeit über rund 3.000 Lizenznehmer, die für die Nutzung des Portals bezahlen müssen. Die Hesse Newman & Co. AG sah der Vorstandsvorsitzende sehr gut aufgestellt. Derzeit bietet diese Gesellschaft ein neues Zertifikat an, das am 16. August 2007 eingeführt werden soll. Das Klimaschutz Protect Topzins Zertifikat weist eine Zeichnungsfrist bis zum 13. August 2007 auf, und die Aktionäre können dieses Zertifikat bis Mitte August ohne Agio beziehen, betonte Herr Wolff. Um zukünftig Verwechslungen auszuschließen, soll die Finanzhaus Rothmann AG in FHR Finanzhaus umbenannt werden, wofür Herr Wolff um Zustimmung bat.
Der Finanzvorstand Helge Schaare kam dann eingehender auf die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres zu sprechen. Die Zahlen für 2006 seien allerdings nicht mit 2005 vergleichbar, da der Teilkonzern TrustFonds nicht mehr enthalten ist. Im vergangenen Jahr erfolgte auch die Verschmelzung der Rothmann & Cie. Datenservice GmbH auf die Rothmann & Cie. AG. Da die Gesellschaft an der Hesse Newman & Co. AG nur 50 Prozent minus 1 Aktie hält, wurde diese Privatbank nicht konsolidiert, berichtete Herr Schaare.
Während sich der Personalaufwand durch Ausweitung der Mitarbeiterzahl erhöht hat, sank der Materialaufwand von 22,0 auf 16,5 Mio. EUR. Das EBIT verschlechterte sich von plus 3,6 auf minus 8,5 Mio. EUR, und so ergab sich insgesamt ein Verlust von 4,6 Mio. EUR. Trotz dieses Fehlbetrags hat sich die Eigenkapitalquote auf 88,7 Prozent verbessert, während das Eigenkapital um 11 Prozent auf 77,3 Mio. EUR sank.
Nach Aussage von Herrn Schaare werden die ausgewiesenen Firmenwerte jedes Jahr überprüft. Bei dieser Überprüfung ergab sich, dass der Wert deutlich unterlegt ist, aber trotzdem stehe der Ansatz ständig unter Beobachtung. Bei der Rothmann & Cie. AG stellte sich ein Rückgang des Platzierungsvolumens von 156,6 auf 88,6 Mio. EUR ein. Dadurch verringerte sich auch der Umsatz von 39,4 auf 27,1 Mio. EUR, und das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit sank von 5,3 auf 3,1 Mio. EUR. Laut Herrn Schaare konnten in diesem Bereich die Kosten aber immerhin um 19 Prozent gesenkt werden.
Im Zuge neu gewonnener Lizenzen erhöhte sich der Umsatz der FinanzDock AG von 3,2 auf 4,2 Mio. EUR. Allerdings ergab sich durch den Personalaufbau auch ein Anstieg der Personalkosten, und durch die zusätzliche Bereinigung von Provisionsvorschüssen verschlechterte sich das EBIT von minus 2,0 auf minus 4,8 Mio. EUR. Nach Aussage von Herrn Schaare soll hier der Bestand an Lizenzen in den kommenden Jahren deutlich ausgebaut werden.
Die Hesse Newman & Co. AG steigerte den Umsatz von 7,2 auf 8,2 Mio. EUR, und durch Investitionen in IT-Infrastruktur und Personal ergab sich auch hier nach einem ausgeglichenen Ergebnis ein Verlust von 2,1 Mio. EUR. Dies führte dazu, dass der Beteiligungsansatz um 1,0 Mio. EUR abgewertet wurde, erklärte der Vorstand.
Das erste Quartal des laufenden Jahres blieb bei Umsatz und Ergebnis ebenfalls hinter den Planungen zurück. Für das Gesamtjahr prognostizierte Herr Schaare einen maximalen Verlust von 1,0 Mio. EUR, und er zeigte sich zuversichtlich, dieses Ziel auch zu erreichen. Als strategische Ziele für das laufende Geschäftsjahr nanne er die Übernahme der restlichen Anteile an der Hesse Newman & Co. AG und eine spürbare Reduzierung des Konzernverlusts. Darüber hinaus sei auch eine Erhöhung des Free Floats geplant.
Wie der Finanzvorstand noch einmal wiederholte, soll bei einem Umsatz von etwa 39 Mio. EUR maximal ein Fehlbetrag von 1,0 Mio. EUR ausgewiesen werden. Bei FinanzDock und Hesse Newman rechnete er mit einer deutlichen Verbesserung der Kennziffern, ein Überschuss sei aber erst ab 2008 zu erwarten. Aufgrund der nicht so erfreulichen Entwicklung befindet sich der Aktienkurs immer noch weit entfernt vom Ausgabepreis. Aber trotzdem wurde im letzten Jahr viel bewegt, und die eingeleiteten Veränderungen sollen nun bis 2008 realisiert werden, so Herr Schaare. Um Verwechslungen zu vermeiden, soll das Unternehmen in FHR Finanzhaus AG umbenannt werden. Darüber hinaus soll mit der Hesse Newman FinanzPartner AG rückwirkend zum 1. Januar 2007 ein Ergebnisabführungsvertrag geschlossen werden, betonte Herr Schaare zum Ende seiner Ausführungen.
Allgemeine DiskussionAls erster Redner zeigte sich Hansgeorg Martius von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) von der Aussage des Vorstandsaussitzenden, das Jahr sei wie erwartet verlaufen, doch mehr als erstaunt. Auf der letzten Hauptversammlung habe sich dies noch anders angehört, und es sollte ein Ergebnis auf Vorjahresniveau erreicht werden. Statt dessen wurde jetzt ein "erschreckendes Ergebnis" ausgewiesen, das den Anlegern einen massiven Aktienkurseinbruch bescherte, weshalb Herr Martius doch nähere Erläuterungen verlangte.
Herr Wolff konnte die Enttäuschung über die Aktienkursentwicklung nachvollziehen, zumal er auch selbst davon betroffen ist. Aber er zeigte sich überzeugt, den Kurs wieder nach oben zu bringen. Auf der letzten Hauptversammlung war er der festen Überzeugung, dass die Prognose auch so eintrifft, nachdem das Zeichnungsvolumen zum Halbjahr schon über 50 Mio. EUR lag. Im dritten Quartal ist das Emissionsgeschäft dann aber massiv eingebrochen, nachdem eine Fondsgesellschaft hatte verkünden müssen, dass sie keine Auszahlungen leisten kann, so Herr Wolff. Aus diesem Grund war eine starke Zurückhaltung der Vermittler bei den Neuabschlüssen zu verzeichnen, die teilweise bis heute anhält.
Des Weiteren erbat Herr Martius Informationen, wie wieder Geld verdient werden kann, und zu den Forderungsverlusten. Herr Wolff war überzeugt, das Emissionsgeschäft wieder nach oben zu bringen, und mit der Verbreiterung der eigenen Vertriebsbasis sollte das zweite Halbjahr nach seiner Einschätzung besser ausfallen, auch wenn die Margen tendenziell zurückgehen. Im Emissionsgeschäft ohne die Anlageverwaltung erwartete Herr Wolff schwarze Zahlen, während bei den anderen beiden Bereichen der Break-even erreicht werden soll. Die größten Posten bei den Forderungsverlusten entfielen auf die Wertberichtigung auf Provisionsvorschüsse und auf den Verzicht auf Darlehen bei Hesse Newman.
Weitere Fragen von Herrn Martius betrafen die kräftig gestiegenen Mietzahlungen, den ausgewiesenen Firmenwert und die Vorstandsbezüge. Nach Aussage von Herrn Schaare besaß FinanzDock in 2005 noch Mietfreiheit und musste dann im letzten Jahr 420 TEUR Mietzahlungen leisten. Im Bereich Anlageverwaltung erzielt die Gesellschaft einen Umsatz von 8 Mio. EUR bei einem Aufwand von 2,0 bis 2,5 Mio. EUR. Die Verträge laufen nach Aussage von Herrn Wolff durchschnittlich noch elf Jahre, womit der Wertansatz absolut gerechtfertigt sei. Die Kritik an den nur leicht gesunkenen Vorstandsbezügen konnte Herr Wolff so nicht ganz nachvollziehen, denn immerhin bestand der Vorstand nach dem Eintritt von Herrn Schaare zum Jahresanfang 2006 aus drei Personen gegenüber lediglich zwei Personen im Jahr 2005.
Interesse bekundete Herr Martius auch am Zeichnungsvolumen im ersten Halbjahr, an den Lizenzen bei FinanzDock und an den Verhandlungen zur Übernahme der restlichen Anteile bei FinanzDock. Das Zeichnungsvolumen im ersten Halbjahr bezifferte Herr Wolff auf 31 Mio. EUR. Bei FinanzDock gab es Ende 2005 etwa 1.00 Lizenzen im Bestand, von denen aber erst 600 fakturiert waren. Aktuell sind etwa 2.500 fakturiert, erklärte der Vorstandsvorsitzende. Im letzten Jahr war bereits über eine Übernahme der restlichen Anteile gesprochen worden, allerdings soll FinanzDock erst in den positiven Ergebnisbereich gebracht werden. Jedoch verfügt die Gesellschaft über ein Vorkaufsrecht auf die restlichen Anteile.
Auch Dr. Springmann zeigte sich enttäuscht über die Zahlen und Ausführungen des Vorstands. Die Zahlen empfand er als "desaströs" und meinte, dabei falle eine Entlastung äußerst schwer. Ebenso wie Herr Martius kündigte auch er an, gegen die vorgeschlagene Möglichkeit zur Beschränkung des Frage- und Rederechts zu stimmen. Ihn interessierte dann der aktuelle Stand bei der Komplettübernahme der Hesse Newman Bank, die im Mai 2007 erfolgen sollte. Den Angaben des Vorstands zufolge hat man sich schon Anfang des Jahres darauf geeinigt, den Zeitpunkt der Übernahme zu verschieben. Außerdem können die Anteile erst übernommen werden, wenn ALBIS nicht mehr die Mehrheit am Finanzhaus Rothmann hält.
Auf die Frage von Dr. Springmann nach möglichen Prozessrisiken wurde dies von Herrn Wolff verneint. Zudem erkundigte sich der Aktionärssprecher nach dem neuen Produkt, und außerdem wollte er wissen, wie die für 2007 geplanten Zahlen erreicht werden sollen, nachdem im ersten Quartal schon wieder ein Verlust von 1 Mio. EUR angefallen war. Zum neuen Produkt wollte Herr Wolff noch keine Vorankündigung machen, zumal man sich derzeit noch zwischen zwei Möglichkeiten zu entscheiden hat. Durch weitere Kostenreduktionen und bessere Erträge im Emissionsgeschäft soll das Ergebnisziel im laufenden Jahr erreicht werden.
Auch Herr Köhler war über den Geschäftsverlauf 2006 unzufrieden, nachdem letztes Jahr auf der Hauptversammlung noch von einem guten Geschäftsverlauf berichtet worden war. Im Zusammenhang mit dem vorgeschlagenen Ergebnisabführungsvertrag verlangte Herr Köhler die Planzahlen für die Hesse Newman FinanzPartner AG in den kommenden Jahren. Hierauf erwiderte Herr Wolff, er könne diese Zahlen nicht veröffentlichen, allerdings gehe man von positiven Zahlen aus. Anschließend gab Herr Köhler noch Widerspruch zu Protokoll des Notars.
AbstimmungenVom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 60 Mio. EUR waren 48.822.930 EUR entsprechend 81,37 Prozent vertreten. Die Beschlüsse zu den Tagesordnungspunkten wurden bei maximal 175.000 Gegenstimmen gefasst. Im Einzelnen waren dies die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl der BDO Deutsche Warentreuhand AG zum Abschlussprüfer (TOP 4), die Umfirmierung der Gesellschaft in FHR Finanzhaus AG nebst Satzungsänderung (TOP 5), die Änderung der Satzung in Anpassung an das Transparenzrichtlinie-Umsetzungsgesetz (TUG) (TOP 6), die Möglichkeit zur Beschränkung des Rede- und Fragerechts gemäß dem Gesetz zur Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts (UMAG) (TOP 7) sowie die Zustimmung zum Abschluss eines Unternehmensvertrags mit der Hesse Newmann FinanzPartner AG (TOP 8).
Fazit und eigene MeinungDie Finanzhaus Rothmann AG blieb im vergangenen Jahr doch deutlich hinter den Erwartungen zurück, was neben dem Kurseinbruch an der Börse auch zu heftiger Kritik auf der Hauptversammlung führte. Auch der Start ins laufende Jahr war noch nicht gerade vielversprechend mit einem Minus von rund 1 Mio. EUR. Dies soll dann auch im Gesamtjahr den maximalen Verlust darstellen.
Positiven Rückenwind könnte die Gesellschaft von den neuen EU-Richtlinien für Finanzdienstleister erhalten, was sich dann aber erst ab 2008 im Geschäft niederschlagen dürfte. Auch wenn das Papier aktuell einen Buchwert von 1,30 EUR aufweist und dieser damit mehr als 100 Prozent über dem jetzigen Börsenkurs liegt, erscheinen die Aussichten zumindest für dieses Jahr doch eher begrenzt, denn die Anleger werden erst einmal abwarten, ob die Gesellschaft zumindest in diesem Jahr die gesteckten Ziele erreichen kann.
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Veröffentlichungsdatum:
09.07.2007
-
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