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HV-Bericht KWG Kommunale Wohnen AG - Bis Ende 2009 soll ein Portfolio mit 25 bis 30.000 Wohneinheiten aufgebaut werden
Zu ihrer diesjährigen Hauptversammlung hatte die auf den Erwerb von Wohnimmobilien von kommunalen oder privaten Eigentümern spezialisierte KWG Kommunale Wohnen AG ihre Anteilseigner für den 3. Juli 2007 in die Räumlichkeiten des Bankhauses Neelmeyer in Bremerhaven eingeladen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Sy Schlüter begrüßte die rund 25 Aktionäre, Gäste und Vertreter der Presse, darunter Alexander Langhorst von GSC Research, und erteilte nach der Erledigung der üblichen Formalien und einleitenden Hinweise dem Vorstandsvorsitzenden Alexander von Cramm das Wort.


Bericht des Vorstands

Nach der Begrüßung der Teilnehmer gab Herr von Cramm einen kurzen Überblick über die wichtigsten Ereignisse des Geschäftsjahres 2006 sowie einen Ausblick auf das Geschäftsjahr 2007 und die Entwicklung des für die KWG Kommunale Wohnen AG relevanten Marktumfelds. So markiert das Geschäftsjahr 2006 mit der Hauptversammlung am 31. März 2006 (siehe hierzu auch den HV-Bericht 2006 von GSC Research) sowie der Umbenennung in KWG Kommunale Wohnen AG die Geburtsstunde des Unternehmens, ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zur Aufnahme des operativen Geschäfts war die im Mai 2006 durchgeführte Barkapitalerhöhung, aus der ein Mittelzufluss in einer Größenordnung von 9 Mio. EUR generiert werden konnte.

Der Start des operativen Geschäfts erfolgte im dritten Quartal 2006, genauer gesagt im August 2006, mit der Bestellung seiner Person zum weiteren Vorstandsmitglied des Unternehmens sowie der Eröffnung eines Büros auf der ABC-Straße in Hamburg. Ferner erfolgte im Nachgang zur ordentlichen Hauptversammlung im August 2006 die Durchführung des dort beschlossenen Aktiensplits im Verhältnis 1:10 bei gleichzeitiger Absenkung des rechnerischen Nennwerts auf 1 EUR statt zuvor 10 EUR.

Operativ beschäftigt sich das Unternehmen nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden mit dem Erwerb von Wohnimmobilien auf dem deutschen Markt, wobei der Fokus der Akquisition neuer Objekte hauptsächlich auf Regionen in West-, Nord- und Ostdeutschland liegt. Bis dato hat das Unternehmen laut Herrn von Cramm rund 1.200 Wohneinheiten mit einer Gesamtwohnfläche von 62.000 Quadratmetern akquiriert, bis zum Jahresende 2007 soll der Bestand auf über 4.000 Wohneinheiten ansteigen, und bis Ende 2009 soll ein Bestand von 25.000 bis 30.000 Wohneinheiten erreicht werden. Um diese Zielsetzung zu erreichen, will sich das Unternehmen als der natürliche Ansprechpartner für kommunale Wohnungsbestände im Markt positionieren, so Herr von Cramm weiter.

Wesentliche Entwicklungen seit der vergangenen Hauptversammlung im August 2006 waren nach Angabe des Vorstandsvorsitzenden die Erweiterung des Aufsichtsrats um die Herren Thies-Martin Brandt, Björn Engholm sowie Prof. Dr. Witten im Dezember 2006, die Erweiterung des Vorstands mit Herrn Stavros Efremidis, die Gewinnung weiterer Mitarbeiter auf inzwischen elf Personen sowie die erfolgreich durchgeführten Kapitalerhöhungen im April und Juni dieses Jahres mit einem Mittelzufluss in einer Größenordnung von rund 15,3 Mio. EUR.

Mit Blick auf das weitere Marktpotenzial zeigte sich der KWG-Chef durchaus zuversichtlich, das vorgesehene Geschäftsmodell auch in einem Umfeld deutlich gestiegener Preise erfolgreich umsetzen zu können. Im Gegensatz zu vielen ausländischen Immobilienmärkten sind die Preise in Deutschland bei weitem nicht so stark angestiegen, so dass nach Einschätzung des Vorstands hierzulande nicht von einer Immobilienblase gesprochen werden kann. Weitere unterstützende Faktoren für eine langfristig positive Entwicklung des Markts sind nach Angabe von Herrn von Cramm die in Deutschland weiterhin unter dem EU15-Durchschnitt liegende Eigentumsquote bei Wohnimmobilien in Höhe von 42 Prozent im Vergleich zu 59 Prozent, der steigende Quadratmeterbedarf der Haushalte, die zunehmende Anzahl von Singlehaushalten sowie die seit Jahren unter dem tatsächlichen Bedarf liegende Neuerstellungsquote bei Wohnraum.

Bei der Finanzierung plant die Gesellschaft mit Eigenkapitalquoten zwischen 75 und 80 Prozent. Im Hinblick auf die seit einiger Zeit wieder steigenden Zinsen zeigte sich der Vorstandsvorsitzende ebenfalls durchaus zuversichtlich und verwies auf das im historischen Vergleich weiterhin attraktiv niedrige Niveau. Letztlich ist die Höhe der Zinsen laut Herrn von Cramm ein Spiegelbild der Inflationserwartung und -entwicklung, eben jene Inflation ist jedoch für einen Immobilienbestandshalter wie die KWG Kommunale Wohnen AG nicht nur negativ zu sehen, da sich diese letztlich auch in der Höhe der Mieten und einem vermutlich ebenfalls steigenden Wert der Bestände niederschlägt. Darüber hinaus unterscheidet sich das Geschäftsmodell der KWG von dem anderer Investoren, weil dieses nicht allein auf Financial Engineering beruht, sondern auf eine langfristige Entwicklung und Optimierung der Bestände ausgerichtet ist.

Diese klare Fokussierung und Unterscheidung von anderen Playern im Markt - und hierbei nannte Herr von Cramm vor allem die angelsächsischen Investoren - sollte dem Unternehmen auch eine gute Verhandlungsposition im Geschäft mit der Übernahme von kommunalen Wohnungsbeständen verschaffen. Trotz zuletzt auch deutlich vernehmbarer Kritik an der Privatisierung vormals kommunaler Wohnungsbestände rechnet der Vorstandsvorsitzende mit einer Fortsetzung der Privatisierungspolitik. Treibende Faktoren dahinter sind die nach wie vor leeren Kassen der Kommunen sowie die meist begrenzten Finanzmittel der kommunalen Unternehmen, welche ihre Gewinne zum Stopfen von Haushaltslöchern an ihre Gesellschafter, also die Kommune, abführen müssen und daher häufig auch Mittel für eine erforderliche Modernisierung fehlen. In der Folge führt dies in der Regel zu einem Anstieg der Leerstandsquote und einer Wertminderung des vorhandenen Immobilienbestands.

Vorstandsmitglied Stavros Efremidis gab dann einen Einblick in die vom Unternehmen verfolgte Einkaufsstrategie und in den vorhandenen Immobilienbestand. Der Ankauf von Wohnimmobilien in der gesamten Bundesrepublik erfolgt dabei in Form von Unternehmensübernahmen, Unternehmensbeteiligungen und dem Erwerb von Einzelobjekten. Ausgehend von der strategischen Ausrichtung als Bestandshalter sollen die Immobilienbestände nachhaltig aufgebaut werden, weshalb nicht geplant ist, übernommene Bestände durchzuhandeln, es sei denn zum Zwecke von Portfoliobereinigungen, und auch umfangreiche Privatisierungsmaßnahmen sind nicht vorgesehen. Als Kernkompetenzen der KWG und ihres Managementteams nannte der Vorstand den Einkauf von Beständen sowie das Asset Management, die Verwaltung wird an lokale Partner outgesourct.

Als potenzielle Verkäufer werden von der KWG Kommunale Wohnen AG sowohl professionelle als auch private Anbieter gesehen, bei Letzteren fokussiert man sich jedoch auf Privatleute mit größeren Beständen. In die Rubrik der professionellen Anbieter fallen kommunale und privatwirtschaftliche Wohnungsunternehmen, Genossenschaften, öffentliche Wohnungsunternehmen sowie Bestände aus Kirchenbesitz. Wichtige Kriterien beim Erwerb und der Vorprüfung sind nach Aussage von Herrn Efremidis die Lage in Ballungszentren, ein Kaufpreisfaktor von maximal 9- bis 12,5-facher Soll-Miete, Kaufpreise unterhalb von 800 EUR je Quadratmeter, eine Transaktionsgröße von mindestens 100 Wohneinheiten, ein Standort mit Potenzial den Ausbau des Portfolios auf mindestens 300 Wohneinheiten sowie klar vorhandenes Wertsteigerungspotenzial.

Gehoben werden soll dieses Wertsteigerungspotenzial durch aktives Asset Management und die Optimierung des jeweiligen Bestands. Klassische Maßnahmen hierbei sind laut Herrn Efremidis die Reduktion der Leerstandsquote, die Erhöhung der Mieten nach einer Modernisierung, die Optimierung der Mietnebenkosten und eine effiziente Bewirtschaftung, ein steigerungsfähiges Mietniveau und in eingeschränktem Maße bei der KWG Kommunale Wohnen AG auch die Privatisierung an Mieter.

Regional liegt der Fokus der Gesellschaft auf den Metropolregionen bzw. Mittelstädten in Nord-, West- und Ostdeutschland. Aktuell ist die KWG mit Objekten in Braunschweig, Salzgitter, Bernsdorff, Schleswig, Mönchengladbach, Bad Langensalza und Erfurt investiert. Ferner befindet sich die Unternehmensführung aktuell in Verhandlungen mit zwei kommunalen Wohnungsbaugesellschaften über den Erwerb der dortigen Bestände bzw. Gesellschaften. Der Vorstand zeigte sich zuversichtlich, in beiden Fällen im dritten oder vierten Quartal 2007 Vollzug vermelden zu können.

Bei der ersten Gesellschaft geht es den weiteren Angaben zufolge um einen Wohnungsbestand von rund 1.200 Wohneinheiten, einer Leerstandsrate von 28 Prozent und einem durchschnittlichen Mietniveau von 3,80 EUR bei einer ortsüblichen Miete in Höhe von 4,00 EUR bis 4,50 EUR. Der Kaufpreis pro Quadratmeter bewegt sich bei etwa 380 EUR. Wertsteigerungspotenziale bestehen hier nach Aussage des Vorstands durch eine Reduzierung des Leerstands, Mietanpassungen nach Modernisierungsmaßnahmen, eine effiziente Bewirtschaftung sowie ein steigerungsfähiges Mietniveau. Bei der zweiten Gesellschaft handelt es sich um ein Unternehmen mit einem Bestand von rund 600 Wohneinheiten und einer mit 27 Prozent ebenfalls vergleichsweise hohen Leerstandsrate. Die durchschnittliche Miete beträgt im Bestand 4,50 EUR je Quadratmeter bei einer ortsüblichen Miete zwischen 4 EUR und 5 EUR, der Kaufpreis soll sich bei 490 EUR je Quadratmeter bewegen. Wertsteigerungspotenziale liegen auch bei diesem Bestand in der Mietanpassung nach einer Modernisierung sowie einer effizienten Bewirtschaftung, so Herr Efremidis zum Abschluss seiner Ausführungen.

Im dritten Teil der Vorstandsausführungen gab Dr. Lukas Lenz einen kurzen Überblick über das Zahlenwerk des Geschäftsjahres 2006 und über die zur Beschlussfassung anstehenden Tagesordnungspunkte. Angesichts der erst in der zweiten Jahreshälfte aufgenommenen operativen Tätigkeit des Unternehmens fällt das Zahlenwerk 2006 des Unternehmens vergleichsweise wenig spannend aus. Bei den in der Bilanz ausgewiesenen Anzahlungen handelt es sich um eine Kaufpreiszahlung für den Erwerb eines 30-Prozent-Pakets an der Barmer Wohnungsbau AG, die zum Bilanzstichtag vorhandene Liquidität in Höhe von 6,3 Mio. EUR war nach Angabe von Dr. Lukas auf Festgeldkonten des Unternehmens angelegt.

Das Eigenkapital des KWG in der Größenordnung von 10,52 Mio. EUR setzt sich aus dem gezeichneten Kapital von 3 Mio. EUR sowie der Kapitalrücklage von rund 7,5 Mio. EUR zusammen, in der Position Rückstellungen im Umfang von 80 TEUR sind die üblichen Positionen für die Prüfung des Jahresabschlusses, die Kosten der Hauptversammlung usw. enthalten, und bei den in Höhe von 150 TEUR ausgewiesenen Verbindlichkeiten handelt es sich um zum Stichtag noch offene Berater- und Maklerrechnungen.

Mit Blick auf die Gewinn- und Verlustrechnung berichtete Dr. Lukas Lenz, dass in 2006 noch keine Erlöse aus Mieteinnahmen erzielt wurden, da die Immobilienbestände erst im Geschäftsjahr 2007 erworben wurden. In der Position sonstige betriebliche Aufwendungen von 483 TEUR sind vor allem Rechts- und Beratungskosten sowie die Kosten für die Kapitalerhöhung im vergangenen Mai und für den Aktiensplit und weitere Aufwendungen im Zusammenhang mit der Aufnahme des operativen Geschäfts enthalten. Die Position sonstige betriebliche Erträge in Höhe von 111 TEUR beinhaltet vornehmlich Erträge aus der Anlage der liquiden Mittel als Festgeld.

Der Jahresfehlbetrag von 430 TEUR wurde mit der Kapitalrücklage verrechnet, so dass der Bilanzgewinn bei 0 EUR liegt. Angesichts des bereits beendeten ersten Halbjahres 2007 bat Dr. Lukas Lenz um Verständnis dafür, dass angesichts der Abwicklung der Zukäufe in den ersten Monaten des Jahres 2007 und der erst per Ende Juni 2007 wirksam gewordenen Eigentumsübertragung noch einige Zeit bis zur Vorlage des Halbjahresberichts benötigt wird. Dieser kann möglicherweise auch nicht bis Ende August 2007 zur Verfügung gestellt werden. Die im Juni 2007 durchgeführte Barkapitalerhöhung wurde zwischenzeitlich bereits in das Handelsregister eingetragen, so dass sich das Grundkapital um 1,2 auf 4,5 Mio. EUR, eingeteilt in ebenso viele Stückaktien, erhöht hat.

Abschließend begründete Dr. Lukas Lenz die vorgeschlagene Schaffung eines neuen genehmigten wie auch bedingten Kapitals mit der Gewinnung der nötigen Flexibilität, um auf sich bietende Chancen reagieren zu können. Angesichts der jüngst durchgeführten Kapitalerhöhung ist aktuell jedoch eine Nutzung noch nicht konkret vorgesehen.


Allgemeine Aussprache

Als erster Redner meldete sich Aktionär Ulrich Frick zu Wort und erkundigte sich nach den Planungen des Vorstands in Bezug auf die Privatisierung von Wohnungsbeständen, da einerseits seitens der KWG Kommunale Wohnen kommuniziert wird, dass sich das Unternehmen als Bestandshalter versteht, auf der anderen Seite jedoch ein Privatisierungsprozentsatz von 10 bis 15 Prozent bezogen auf das Gesamtvolumen angekündigt wird. Vorstandschef von Cramm erklärte hierzu, dass die Privatisierung nicht durch die KWG selbst, sondern durch Dritte und auf diesem Gebiet erfahrene Marktteilnehmer erfolgen soll. Als Grund für die Notwendigkeit der Privatisierung wies der Vorstandsvorsitzende darauf hin, dass bei Portfolioerwerben mitunter auch bereits „anprivatisierte“ Bestände, im Fachjargon auch als „Schweizer Käse“ bezeichnet, mit übernommen werden, die zur Bereinigung des Portfolios weiterveräußert werden sollen. Darüber hinaus ist es üblich, in größere Wohnungspakete von Verkäuferseite auch Bestände mit einzubringen, die der Erwerber alleine nicht erworben hätte und die nach dem Kauf und unter Berücksichtigung der Portfoliostruktur dann weitergereicht werden sollen.

Die vom Fragesteller zitierte Quote von 10 bis 15 Prozent wird im Falle der KWG jedoch nicht der Regelfall sein, so der Vorstandsvorsitzende weiter. Ein Verfahren in der geschilderten Weise ist nach seiner Angabe jedoch vollkommen branchenüblich und wird häufig auch von den in kommunaler Hand befindlichen Unternehmen selbst in der beschriebenen oder ähnlichen Weise durchgeführt. Eine Trennung von nicht unbedingt zur Portfoliostrategie passenden Beständen ist auch unter dem Gesichtspunkt der Freisetzung von Liquidität und der Realisierung von Gewinnen von Bedeutung.

Ferner erkundigte sich Herr Frick nach möglichen Planungen der Unternehmensführung, Fonds für institutionelle Investoren aufzulegen und diese zu managen. Laut Vorstandschef sind keine Cofinanzierungsmodelle mit Dritten geplant. Das nötige Kapital der KWG Kommunale Wohnen AG für den Aufbau des Wohnungsbestands soll nach Aussage von Herrn von Cramm über den Kapitalmarkt, sprich die Börse, beschafft werden.

Rechtsanwalt Winter aus Lübeck kündigte für die von ihm vertretenen Aktionäre des Unternehmens Widerspruch zur Beschlussfassung zu TOP 6 an, da die dort vorgesehene Ausgabe von Wandel- oder Optionsschuldverschreibungen nebst Schaffung des hierfür erforderlichen bedingten Kapitals seiner Meinung nach in rechtswidriger oder möglicherweise auch nichtiger Weise erfolgt.

Danach erkundigte sich Aktionär Klaus Hahn aus Essen, auf welchen Erwerb sich die im Berichtsjahr 2006 geleistete Anzahlung in der Größenordnung von 4 Mio. EUR bezieht. Nach Angabe von Dr. Lukas Lenz handelt es sich dabei um den Kaufpreis für den Erwerb einer 30-prozentigen Beteiligung an der Barmer Wohnungsbau AG. Auf die ergänzende Frage von Herrn Hahn, vom wem dieses Paket erworben wurde und ob die Gesellschaft in der Zwischenzeit der Umschreibung der vinkulierten Namensaktien des Unternehmens auf die KWG Kommunale Wohnen AG zugestimmt hat, erklärte der Vorstand, dass die Anteile von der WCM-Gruppe erworben wurden, die Umschreibung der Stücke ist bisher noch nicht erfolgt. Dr. Lukas Lenz führte ergänzend aus, dass diese Problematik bereits beim Erwerb bekannt war und sich auch in der Höhe des Kaufpreises niedergeschlagen hat. Ferner kündigte er an, dass man von der bei der Barmer Wohnungsbau AG eingetragenen Aktionärin eine entsprechende Vollmacht für die Hauptversammlung des Unternehmens am 10. Juli 2007 erhalten hat und diesen Punkt auch dort thematisieren wird.

Befragt nach einer möglichen Alternativlösung für den Fall, dass die Umschreibung nicht erfolgt, antwortete Dr. Lukas Lenz, dass in einem solchen Fall eine Rückabwicklung infolge der zwischenzeitlichen Insolvenz der WCM nicht möglich ist. Sollte der von Herrn Hahn beschriebene Fall eintreten, würde man sich zusammen mit der Barmer Wohnungsbau AG auf die Suche nach einem Dritten begeben, der die Anteile übernehmen will. Auf weitere Nachfrage zu diesem Themenkomplex führte Dr. Lukas Lenz noch aus, dass die Aktien im Depot der KWG Kommunale Wohnen AG beim Bankhaus Neelmeyer liegen und daher auch die Dividendenzahlung direkt an das Unternehmen erfolgen wird, unabhängig davon, wer im Aktienbuch der Barmer Wohnungsbau AG eingetragen ist.

Aktionär Kruschel aus Berlin erkundigte sich unter anderem nach näheren Einzelheiten zur Aktionärsstruktur und danach, ob das Unternehmen durch Karl Ehlerding „ferngesteuert“ wird. Den Angaben der Verwaltung zufolge bekleidet Herr Ehlerding kein Amt in einem Gremium der KWG, und daher fühle sich das Management auch keineswegs „ferngesteuert“. Nach Angabe von Herrn von Cramm wurde das Unternehmen durch eine Hamburger Investorengruppe initiiert, und bei den zwischenzeitlich durchgeführten Kapitalmaßnahmen wurden weitere Investoren und Fonds angesprochen. Hinsichtlich der Aktionärsstruktur teilte Dr. Lukas Lenz noch ergänzend mit, dass dem Unternehmen keine Meldungen nach Aktiengesetz vorliegen, dass jedoch aus der Presse bekannt ist, dass Herr Ehlerding über verschiedene Familienmitglieder am Unternehmen beteiligt ist. Nähere Details wollte Dr. Lukas Lenz jedoch unter Hinweis auf die Beachtung von Persönlichkeits- und Datenschutzaspekten nicht bekannt geben.


Abstimmungen

Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache um 15:30 Uhr wurde die Präsenz mit 1.576.082 Aktien oder 47,76 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Sämtliche Beschlussvorlagen der Verwaltung wurden mit sehr großer Mehrheit bei zumeist nur wenigen hundert Gegenstimmen und/oder Enthaltungen verabschiedet.

Im Einzelnen beschlossen wurden die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl der FIDES Treuhandgesellschaft Unterweser, Zweigniederlassung der FIDES Treuhandgesellschaft KG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft, Bremerhaven, zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2007 (TOP 4), die Ermächtigung zur Erhöhung des Grundkapitals mit Ermächtigung zum Bezugsrechtsausschluss nebst Schaffung eines entsprechenden genehmigten Kapitals und Satzungsänderung (TOP 5).

Nachdem seitens des Aktionärs Winter ein Widerspruch zur Beschlussfassung zu TOP 6 angekündigt worden war, unterbrach der Versammlungsleiter die Hauptversammlung für rund eine Stunde. Nach Wiedereintritt in die Tagesordnung wurde seitens eines Aktionärs ein modifizierter Beschlusstext zu TOP 6 in Form eines Gegenantrags eingebracht und dieser zur Abstimmung gestellt. Bei dem strittigen Tagesordnungspunkt ging es um die Ermächtigung zur Ausgabe von Wandel- und Optionsschuldverschreibungen nebst Schaffung eines neuen bedingten Kapitals (TOP 6). Im Anschluss an die Beschlussfassungen wurde von Aktionär Winter im Namen der von ihm vertretenen Aktionär Widerspruch zu Protokoll des Notars erklärt.


Fazit

Mit der jüngst durchgeführten und am Tag der Hauptversammlung eingetragenen Kapitalerhöhung sind der KWG Kommunale Wohnen AG im Berichtszeitraum frische Mittel in der Größenordnung von über 15 Mio. EUR zum weiteren Ausbau des Wohnimmobilienbestands zugeflossen. Angesichts der von der Unternehmensleitung ausgegebenen Zielsetzung, das Portfolio bis Jahresende auf rund 4.000 Wohneinheiten und bis Ende 2009 auf 25 bis 30.000 Wohneinheiten auszuweiten, wird auf die Aktionäre des Unternehmens wohl noch die eine oder andere Kapitalmaßnahme zukommen.

Durchaus positiv zu werten ist der unternehmerische Ansatz, nicht wie die großen und zumeist durch Private Equity getriebenen Player den Ertrag allein aus Maßnahmen des Financial Engineering zu generieren, sondern konsequent die eigene Immobilienexpertise zum Aufbau und zur langfristigen Optimierung des Wohnungsbestands zu nutzen. Hierbei setzt die Unternehmensführung nicht nur auf vernünftige Einkaufspreise, sondern vor allem auf langfristig wirkende und entsprechend werterhöhende Maßnahmen wie die Reduzierung der Leerstandsquote, Mietanpassungen nach er Durchführung von Modernisierungsmaßnahmen sowie die Optimierung der Mietnebenkosten und die effiziente Bewirtschaftung des eigenen Bestands. Die Privatisierung an Mieter spielt im Konzept des Unternehmens nur eine untergeordnete und der Portfolioarrondierung dienliche Rolle und soll zudem durch die Einschaltung Dritter umgesetzt werden.

Die verfolgte Strategie hebt sich insoweit durchaus von den teilweise einen sehr rabiaten Eindruck vermittelnden angelsächsischen Investoren ab und sollte die Chancen auf den erfolgreichen Abschluss von Privatisierungsverhandlungen mit kommunalen oder kirchlichen Eigentümern deutlich verbessern. Insofern stellt die Aktie der KWG Kommunale Wohnen AG eine interessante Wette auf die erfolgreiche Umsetzung dieser Strategie und die Realisierung der eigenen Wachstumszielsetzung dar. Wie immer bei jungen Unternehmen sollten interessierte Investoren jedoch bestehende Risiken im Auge behalten und bei etwaigen Dispositionen auch die mit rund 50 Mio. EUR noch vergleichsweise überschaubare Marktkapitalisierung beachten.


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Veröffentlichungsdatum: 09.07.2007 - 21:40
Redakteur: ala
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