Für Mittwoch, den 13. Juni 2007, hatte die Berliner Studio Babelsberg AG zu ihrer diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung in das betriebseigene Kino in der August-Bebel-Straße in Potsdam eingeladen. Pünktlich um 11 Uhr eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende Stefan v. Moers die Hauptversammlung mit der Begrüßung der etwa 100 anwesenden Aktionäre und Gäste, darunter auch Mathias Türk von GSC Research.
Herr v. Moers erläuterte dann nicht lange die Formalien oder die Tagesordnung, sondern er zeigte gleich zu Beginn einen Trailer mit Ausschnitten aus den neuesten Produktionen, die auf dem Gelände der Studio Babelsberg AG produziert wurden oder noch produziert werden. Darunter fanden sich auch schon Standbilder aus dem Film „Speed Racer“ und einige aus dem schon fast abgeschlossenen Film „Flame & Citron“, der bald in die Kinos kommen wird, sowie Szenen aus dem dritten Teil der „Bourne“-Reihe mit Matt Damon in der Hauptrolle. Dieser Film wird wohl erst im Herbst 2007 in die Kinos kommen
Nach diesem ersten für eine Hauptversammlung eher ungewöhnlichen, aber durchaus gelungenen Start stellte Herr v. Moers dann alle Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat vor und erteilte anschließend dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Carl Woebcken das Wort.
Bericht des VorstandsDr. Woebcken begann seinen Vortrag mit einer Folie, die verdeutlichen sollte, dass die Gesellschaft nach einem sehr schwierigen und enttäuschenden Jahr 2006 nun endlich dort ist, wo sie immer sein wollte und nach Meinung des Vorstandsvorsitzenden auch hingehört.
Allein in den ersten fünf Monaten des laufenden Geschäftsjahres konnten nach Aussage von Dr. Woebcken sechs Großproduktionen für die Studios gewonnen werden, so dass das gesamte Gelände voll genutzt wird. Mit „Speed Racer“, einer Koproduktion mit Warner Bros., wurde erstmals seit langer Zeit ein Hollywood-Großprojekt nach Babelsberg geholt. Bereits im März 2007 wurden die Dreharbeiten mit Matt Damon für den Film „Bourne Ultimatum“ abgeschlossen. Weitere Großprojekte werden verhandelt, was sogar dazu geführt hat, dass trotz der Verdoppelung der Produktionsflächen vor zwei Jahren noch zusätzliche Produktionsstätten angemietet werden mussten. Auch deutsche Filme wurden, wie der Vorstandsvorsitzende mitteilte, schon verhandelt, so dass sich die Gesellschaft vor Anfragen gar nicht retten kann.
An dieser Stelle erläuterte Dr. Woebcken sehr ausführlich anhand eines Lageplans, der das gesamte Areal der Studio Babelsberg AG zeigte, die einzelnen Gebäude und was sich in diesen befindet, welche an Partner fest vermietet sind und welche für Fernsehaufnahmen besonders geeignet sind. Die vor Jahren erfolgte Vergrößerung zahlt sich nach seinen Worten nun endlich voll aus und bestätigt die damalige Entscheidung, nicht durch Übernahmen zu wachsen, sondern durch die Errichtung einer vergrößerten Produktionsstätte, die sowohl Tonbearbeitung als auch Fernsehaufnahmen zulässt und an einer Stelle zentral alle Möglichkeiten rund um den Film bündelt.
Zu der hervorragenden Auslastung nahm nun der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Christoph Fisser, zusammen mit Dr. Woebcken Hauptaktionär der Studio Babelsberg AG, Stellung, indem er die Gründe dafür erläuterte.
Dr. Carl Woebcken führte daraufhin weitere positive Branchen-Entwicklungen auf. Diese sieht Herr Dr. Woebcken zum einen in dem weiter steigenden Bedarf an Entertainment-Inhalten trotz des Wegfalls der Filmfonds, mit deren Hilfe bis jetzt immerhin 10 Prozent aller Filme in der Welt produziert wurden. Zum anderen war das neue deutsche Fördersystem eine große Hilfe für das Studio, da dieses die bestehenden Wettbewerbsnachteile ausgleicht. Mit Hilfe dieser Förderung kann die Gesellschaft noch günstigere Konditionen bieten als etwa die Wettbewerber aus Prag oder Sofia. Die Qualität und die Ausstattung und vor allem das fest angestellte Handwerkerteam wurde im Studio Babelsberg schon immer sehr geschätzt, hatte aber bislang immer einen Kostennachteil. Dieser ist laut Herrn Fisser nun ausgeglichen, da die Bundesregierung durch einen Filmförderfonds eine Bezuschussung in Höhe von 20 Prozent aller Produktionskosten gewährt.
Doch nicht nur das Anreizsystem habe die Auftragsbücher gefüllt, betonte der Vorstand. Auch Berlin, diese in unmittelbarer Nähe liegende Metropole, diene als Anziehungspunkt vor allem auch für Schauspieler, die zunehmend auch privat in Berlin Wurzeln schlagen. So ist etwa Tom Cruise zeitweise in seiner Villa in Berlin anzutreffen, genauso wie Matt Damon und andere. Zudem ist die Gesellschaft durch die Flächenvergrößerung zum größten Anbieter für Filmproduktion in Europa aufgestiegen. Diese Entwicklung könne man auch anhand der vermieteten Fläche auf dem Gelände ablesen. Waren dies im Jahr 2005 im Jahresdurchschnitt noch 7.250 Quadratmeter, und sank diese Zahl im Krisenjahr 2006 auf nur noch 4.400 Quadratmeter, so sind es im Jahr 2007 voraussichtlich circa 20.000 Quadratmeter, die vermietet werden, und im Jahr 2008 soll diese Zahl dann noch höher sein.
Als strategische Ziele für die mittelfristige Zukunft nannte Herr Dr. Woebcken die noch engere Zusammenarbeit mit den sogenannten Majors, also den großen Produzenten aus den USA, zudem die Ausweitung der Koproduktionen und damit das Halten des hohen Auslastungsniveaus auf Jahre hinaus.
Nach diesem Überblick ging der Finanzvorstand Marius Schwarz noch sehr kurz auf einige Eckdaten des Jahres 2006 ein, obwohl er meinte, diese seien ja schon hinlänglich bekannt, und nach diesem schlechten Jahr müsse der Blick nach vorne gerichtet werden.
Demnach ist der Umsatz der Studio Babelsberg AG von 43,2 Mio. EUR im Jahre 2005 auf nur noch 16,4 Mio. EUR eingebrochen. Schuld daran waren wiederum auch die von der Bundesregierung angekündigten Fördermittel, die einige Produzenten dazu bewogen hatten, ihre schon gebuchten Projekte wieder zu stornieren und auf das erste Förderjahr zu verschieben. Einzig positiv war dabei nach Aussage von Herrn Schwarz jedoch, dass der wertschöpfungsintensive Umsatzanteil mit 12,6 Mio. EUR auf dem gleichen Niveau geblieben ist. Dieser lag im Jahr 2006 bei 12,7 Mio. EUR.
Ähnlich schlecht wie der Umsatz fiel auch das operative Ergebnis aus, das mit minus 5,06 Mio. EUR noch schlechter war als im Jahr 2005, als es noch minus 2,09 Mio. EUR betragen hatte. Im Zuge der Restrukturierung konnte jedoch das komplette Postproduktionsgeschäft veräußert werden, so dass ein positiver Einmaleffekt in Höhe von 2,44 Mio. EUR entstanden ist. Das Gesamtergebnis lag damit bei minus 2,74 Mio. EUR. Positiv war jedoch den weiteren Angaben zufolge weiterhin der Cashflow. Die liquiden Mittel beliefen sich per 31.12.2006 auf 9,5 Mio. EUR und sollten sich zukünftig auf einen deutlich zweistelligen Millionenbetrag einpendeln. Außerdem konnte eine Auflösung von Rückstellungen in der Bilanz verbucht werden, was es der Gesellschaft ermöglicht hat, circa 500.000 eigene Aktien zu kaufen.
Zur Entwicklung der Aktie nahm dann wieder Dr. Woebcken Stellung, der meinte, diese sei im Jahr 2006 natürlich miserabel gewesen, und insbesondere nach der Gewinnwarnung im Sommer hätten einige Investoren die Nerven verloren, so dass sich der Kurs halbiert hat. Dennoch hält der Vorstandsvorsitzende eine Investition in die Gesellschaft für ein sehr solides Investment. Die Studio Babelsberg AG ist schuldenfrei, und allein die Immobilien haben laut einem Gutachten den Wert der jetzigen Marktkapitalisierung von circa 55 Mio. EUR, da viele Teile der Gebäude fest zu sehr guten Konditionen vermietet sind.
Auch der Cashflow ist nach Aussage von Dr. Woebcken sehr gut, und der Bekanntheitsgrad der Gesellschaft soll durch eine Werbekampagne zum 95-jährigen Jubiläum massiv in Gang gesetzt werden. Zudem bietet die Gesellschaft, wie der Vorstandsvorsitzende betonte, eine Dividendenkontinuität, was auch in diesem Jahr wieder zu einer Ausschüttung von 0,10 EUR pro Aktie führt. Als einziges Risiko sieht er das Ende der Filmförderung im Jahre 2009. Doch auch hier ist er sich sicher, dass dieses Risiko sehr überschaubar ist, da mit einer Verlängerung zu rechnen ist.
Nach diesen Bemerkungen bestätigten die beiden Vorstände Dr. Woebcken und Fisser nochmals ihre Absicht, langfristig für die Gesellschaft tätig sein zu wollen, ein Verkauf ihres Aktienpakets sei daher für sie überhaupt kein Thema, worauf sie unter Beifall ihre Ausführungen beendeten.
Allgemeine AusspracheUm 12:10 Uhr eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende die Generaldebatte, bei der sich vorerst nur zwei Redner zu Wort meldeten. Diese wollten zunächst zum Verkauf der Postproduktion und zu dem daraus entstandenen Gerichtsprozess nähere Details erfahren. Hier hat der Käufer offenbar die Gesellschaft verklagt und den restlichen Kaufpreis in Höhe von 1,0 Mio. EUR noch nicht entrichtet. Die mit dieser Frage verbundenen Sorgen versuchte Dr. Woebcken zu zerstreuen, indem er erklärte, zwar könne er über das laufende Verfahren keine Aussage machen, die Gesellschaft und er persönlich hielten jedoch die Klage für völlig unbegründet, so dass er deswegen nicht unruhig schlafe.
Einer der beiden Aktionäre interessierte sich dann noch dafür, ob die Bilanzierung nach HGB bald auf die Rechnungslegung nach IFRS umgestellt wird oder ob alles beim alten bleiben wird. Zudem wollte er wissen, wie weit die Verpflichtung von Vivendi-Universal, früher Eigentümerin der Gesellschaft, in Bezug auf eine etwaige Steuernachzahlung geht. Im Hinblick auf den Kauf der 500.000 eigenen Aktien erkundigte er sich dann noch, warum diese erworben wurden und zu welchem Preis, da dieser in den letzten Monaten ja sehr geschwankt habe.
Zu diesen Fragen nahm ebenfalls Dr. Woebcken Stellung. So meinte dieser, die Bilanzierung werde sich in absehbarer Zeit nicht ändern, da er damit sehr zufrieden sei. Die angesprochene Verpflichtung der ehemaligen Eigentümerin, für Steuernachzahlungen aufzukommen, erfasst nach seiner Aussage alle Steuernachzahlungen bis zu der Übernahme der Studio Babelsberg AG am 30.9.2004 durch ihn und seinen Partner Herrn Fisser. Die Höhe hängt dabei von einer Betriebsprüfung ab, die in Kürze beendet werden soll. Risiken daraus ergeben sich, wie der Vorstandsvorsitzende versicherte, für die Gesellschaft überhaupt keine.
Die 500.000 eigenen Aktien wurden den weiteren Angaben zufolge zu einem Durchschnittskurs von 2,54 EUR erworben. Zweck dieses Erwerbs waren Gespräche, die mit Produktionspartnern geführt wurden, jedoch kam es dabei zu keinem weiteren Ergebnis, so dass das Programm auch nicht weiter verfolgt wurde.
Ein weiterer Redner interessierte sich dann für das Gutachten, das zu dem Ergebnis gekommen ist, dass allein die Immobilien der Studio Babelsberg AG einen Wert von 55 Mio. EUR haben. Ferner wollte er wissen, für wie lange die Vollauslastung gegeben ist und wo der Vorstand den fairen Wert der Aktie sieht. Darauf wollte der Vorstandsvorsitzende allerdings keine genaue Antwort geben, dies sei Aufgabe der Analysten. Er meinte jedoch, der Kurs sei jetzt aber noch nicht dort, wo er den fairen Wert sieht. Bei dem angesprochenen Gutachten handelt es sich den weiteren Angaben zufolge um eine Bemessung nach der sogenannten Ertragsanalyse, bei der die Mieteinnahmen für die Bewertung zu Grunde gelegt werden. Unter Einbeziehung des operativen Geschäfts hat das Gutachten einen Wert von über 100 Mio. EUR festgestellt, da die Immobilien viele Besonderheiten böten.
Die Frage nach der Vollauslastung beantwortete Herr Fisser dahingehend, dass eine Vorhersage angesichts der Schnelllebigkeit des Filmgeschäfts sehr schwierig ist. Da sich das Management aber mit so vielen Produzenten im Gespräch befindet, sei er sich sicher, dass diese Situation mindestens bis in das Jahr 2009 hineinreicht.
Ein letzter Redner wollte schließlich noch wissen, ob das Thema REIT (Real Estate Investment Trust) ein Thema für die Gesellschaft darstellt, er habe da Gerüchte aufgeschnappt, denen zufolge die Gesellschaft vorhat, ihre Immobilien in einen solchen REIT einzubringen. Auch hier konnte Dr. Woebcken den besorgten Aktionär beruhigen. Zwar sei im Zuge der Umstrukturierung eine solche Möglichkeit mit einem Partner zusammen geprüft worden, man sei jedoch sehr schnell zur Ansicht gelangt, dass dies für die Gesellschaft überhaupt keinen Sinn macht, und habe somit diese Idee nicht mehr weiter verfolgt.
AbstimmungenNachdem keine weiteren Wortmeldungen mehr vorlagen, schloss Herr v. Moers die allgemeine Aussprache und dankte den Rednern. Sodann stellte er die Präsenz mit 11.980.124 Stimmen bei einem Grundkapital in Höhe von 16.499.990 Mio. EUR, eingeteilt in ebenso viele Aktien, entsprechend 72,61 Prozent fest. Alle Verwaltungsvorschläge wurden dann mit überwältigender Mehrheit angenommen.
Im Einzelnen abgestimmt wurde über die Ausschüttung einer Dividende von 0,10 EUR pro Aktie (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der Ernst & Young AG zum Abschlussprüfer (TOP 5), die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien bis zu 10 Prozent des Grundkapitals (TOP 6) und eine Satzungsänderung (TOP 7).
Fazit und eigene MeinungBedingt durch die momentane Vollauslastung der Produktionsstätten auf dem Gelände der Studio Babelsberg AG und durch die neue Filmförderung der Bundesregierung läuft das Geschäft der Gesellschaft sehr gut. Zwar wollte der Vorstand keine Prognose für das laufende und schon gar nicht für das kommende Jahr abgeben, er wies jedoch darauf hin, dass Analysten mit einem Ergebnis von 5 Mio. EUR für 2007rechnen und dass er keinen Grund sieht, dies zu dementieren. Diese Kennziffer wird insoweit ohne größere Probleme zu erreichen sein, insbesondere aufgrund des Umstands, dass große deutsche Produktionen noch gar nicht gestartet sind, dass dies aber angesichts der vorteilhaften Rahmenbedingungen bald der Fall sein wird.
Dennoch eignet sich die Aktie nicht für konservative Anleger, da das Geschäft sehr schnelllebig ist und die Förderung im Jahr 2009 erst einmal ausläuft. Zwar ist eine Verlängerung nach Ansicht des Vorstands recht sicher, letztlich ist die Gesellschaft aber davon abhängig, wie das Jahr 2006 schmerzlich gezeigt hat. Für kurzfristige Engagements erscheint die Aktie aber bei rund 3 EUR durchaus interessant.
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Veröffentlichungsdatum:
17.06.2007
-
14:10
Redakteur:
mtr