Am 3. April 2006 hielt die FUCHS PETROLUB AG in Frankfurt ihre Analystenkonferenz für das Geschäftsjahr 2005 ab. Gut 20 Analysten, unter ihnen auch Thorsten Renner von GSC Research, hatten sich in der Villa Bonn eingefunden, um mit dem Vorstand das erneute Rekordergebnis aus 2005 zu diskutieren und sich über die weiteren Zukunftsaussichten zu informieren.
Bericht des Vorstands
Nach Aussage von Herrn Fuchs präsentiert sich die FUCHS PETROLUB AG zum 75-jährigen Unternehmensjubiläum in einem starken und robusten Zustand. In den letzten vier Jahren ist die Gesellschaft von Rekord zu Rekord geeilt und hat auch ihre Aktionäre angemessen am Erfolg beteiligt. FUCHS verzeichnete dabei ein nachhaltiges Wachstum und steigerte das Ergebnis nach Steuern von knapp 20 Mio. EUR in 2001 auf über 74 Mio. EUR in 2005, wobei im letzten Jahr das Ergebnis durch Veräußerungsgewinne in Höhe von 6,4 Mio. EUR zusätzlich positiv beeinflusst war.
2006 bedeutet für das Unternehmen 75 Jahre Kompetenz in Schmierstoffen, was für Herrn Fuchs den Anlass bot, einen kurzen geschichtlichen Überblick über die Gesellschaft zu geben. Im Mai 1931 gegründet erfolgte zunächst die Phase der Lokalisierung, und nach dem Eintritt von Dr. Manfred Fuchs in die Geschäftsführung wandelte sich dies zur Phase der Industrialisierung und Globalisierung. Zur Finanzierung des Wachstums erfolgte im Jahr 1985 der Gang an die Börse, und die FUCHS PETROLUB AG hat sich dann zum größten unabhängigen Schmierstoffunternehmen der Welt entwickelt. Zum Jahresbeginn 2004 erfolgte eine deutliche Verjüngung im Vorstand, und Herr Fuchs sah damit die Gesellschaft hervorragend für die Zukunft aufgestellt.
Ziele von FUCHS sind neben dem nachhaltigen profitablen Wachstum auch die Schaffung von Aktionärswert über die Kapitalkosten hinaus. Wichtiger Bestandteil ist zudem die Unabhängigkeit sowohl als eigenständiges Unternehmen, aber auch von Kunden, denn kein Kunde weist mehr als 4 Prozent Umsatzanteil auf, berichtete Herr Fuchs. Um ihre Ziele zu erreichen, legt die Gesellschaft den klaren Fokus auf Schmierstoffe bei einer Spezialisierungs- und Nischenstrategie. Durch den flächendeckenden Vertrieb wird eine ausgeprägte Kundennähe erreicht, und FUCHS ist durch Anstrengungen in der Forschung Technologieführer in strategisch wichtigen Bereichen. Wie Herr Fuchs weiter ausführte, wird die Gesellschaft auch zukünftig an der Marktkonsolidierung aktiv teilhaben.
Im Anschluss gab Herr Fuchs einen kurzen Überblick über den Einsatz der Hochleistungsschmierstoffe bei Nischenanwendungen. Produkte von FUCHS finden dabei Anwendung in der Getränke- und Zementindustrie oder bei der Bahn bei Weichen und Türen. Eine weitere Nische ist der Untertagebergbau, wobei Herr Fuchs großes Potenzial in Polen, Russland und auch China erwartete, nachdem dort schon sieben Strebausbauten unter Vertrag genommen wurden. Neues Potenzial soll nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden ebenfalls das Kaltwalzen bringen, auch wenn hier eher mit einer langsamen Marktdurchdringung zu rechnen ist.
Unter den 1.200 unabhängigen Schmierstoffunternehmen ist FUCHS mit Abstand die Nummer 1 in der Welt, betonte Herr Fuchs. Anschließend gab der Vorstandsvorsitzende einen kurzen Überblick auf die bedeutendsten Konkurrenten von FUCHS bei den unabhängigen Schmierstoffunternehmen, die aber fast alle deutlich niedrigere Rentabilitätskennzahlen aufweisen.
Im Anschluss erläuterte Dr. Selent ausführlich den Jahresabschluss 2005, wobei er von einem durchschnittlichen Umsatzwachstum von 5,9 Prozent über die vergangenen zehn Jahre berichten konnte. In diesem Zeitraum hat sich der Umsatzanteil Asiens auf rund 20 Prozent verdoppelt, wobei dieser Anstieg zu Lasten des Anteils in Europa ging. Bereinigt um die Firmenwertabschreibungen verzeichnete FUCHS im letzten Jahr einen Gewinnanstieg von 52,4 Prozent auf 74,2 Mio. EUR. Des Weiteren konnte auch die EBITDA-Marge in 2005 noch einmal um 0,8 Prozentpunkte auf 12,6 Prozent zulegen, wobei die Marge unbereinigt sogar die 13-Prozent-Marke überschritten hätte. Zum Jahresende 2005 hatte die Marktkapitalisierung nach Aussage von Dr. Selent noch einmal um fast 200 auf 839 Mio. EUR zugelegt.
Erfreulicherweise konnten auch die Finanzverbindlichkeiten im letzten Jahr um rund 37 auf 157,3 Mio. EUR nach unten geschraubt werden. Insgesamt profitierte die Gesellschaft in 2005 auch von einem gesamtwirtschaftlich recht positiven Umfeld, meinte Dr. Selent. Allerdings hat sich der Preisanstieg beim Grundöl auch in 2005 fortgesetzt, und dies führte zu einem weiteren Zuwachs von etwa 70 Prozent auf 803 US-Dollar je Tonne. Mittlerweile ist der Preis sogar schon auf 860 USD je Tonne angestiegen.
Im vergangenen Jahr erreichte FUCHS ein Umsatzwachstum von 8,7 Prozent auf 1,192 Mrd. EUR, wovon der Großteil auf internes Wachstum entfiel. Wie Dr. Selent weiter ausführte, trugen sämtliche Regionen des Konzerns zu diesem Umsatzwachstum bei. Das EBIT kletterte im abgelaufenen Jahr um 49,5 Prozent auf 128,8 Mio. EUR, und auch das Ergebnis nach Steuern legte unbereinigt um 85,1 Prozent auf 74,2 Mio. EUR zu. Bereinigt um die Veräußerungsgewinne lag das Ergebnis je Stammaktie bei 2,80 EUR und je Vorzugsaktie bei 2,86 EUR. Rechnet man alle Sondereffekte der beiden vergangenen Jahre heraus, verzeichnete FUCHS immer noch ein beachtliches Gewinnwachstum von 39,2 Prozent.
Auch hier trugen wieder sämtliche Regionen zum Ergebniswachstum bei, wobei sich vor allem Asien prozentual erfreulich entwickelte. Aufgrund steuerbegünstigter Veräußerungsgewinne und latenter Steuern für Verlustvorträge sank die Steuerquote um 1,5 Prozentpunkte auf 34,4 Prozent. Eine kräftige Verbesserung erfuhr im letzten Jahr das Eigenkapital, wobei die Eigenkapitalquote deutlich auf 33,7 Prozent sprang. Im Zuge des weiteren Abbaus der Finanzschulden und der Ergebnisverbesserung sank das Netto-Gearing im letzten Jahr auf nur noch 0,8, obwohl auch noch die Pensionsrückstellungen berücksichtigt wurden, so Dr. Selent.
Der Free Cashflow lag im abgelaufenen Geschäftsjahr mit 51,7 Mio. EUR auf einem hohen Niveau, allerdings leicht unter dem des Jahres 2004. Laut Dr. Selent erhöhte sich das Net operating Working Capital inflationsbedingt auf 20,3 Prozent vom Umsatz. In 2005 investierte FUCHS mit 28,8 Mio. EUR wieder deutlich mehr als im Vorjahr und lag damit auch klar über den Abschreibungen von 23,9 Mio. EUR. Die Mitarbeiterzahl blieb im vergangenen Jahr mit 4.137 in etwa auf dem Vorjahresniveau.
Im letzten Jahr hat FUCHS mit einem ROCE (Return on Capital Employed) von 25,8 Prozent eine deutliche Prämie auf die Kapitalkosten erwirtschaftet. Insgesamt belief sich der so geschaffene FUCHS Value Added auf 71,4 Mio. EUR, teilte Dr. Selent mit. Besonders hervorzuheben war die mit 10,2 Prozent im vergangenen Jahr zweistellige EBIT-Marge. Innerhalb Europas entfielen noch 94 Prozent der Umsätze auf Deutschland und Westeuropa, und bei einem Umsatz von 781 Mio. EUR konnte in Europa eine unbereinigte EBIT-Marge von 9,7 Prozent erzielt werden.
Nord- und Südamerika erreichte einen Umsatzanstieg von 12,1 Prozent auf 224,2 Mio. EUR und verbuchte einen Anstieg der EBIT-Marge auf stattliche 16,8 Prozent. Damit war diese Region auch im vergangenen Jahr wieder das "beste Pferd im Stall". Die Region Asien-Pazifik/Afrika erzielte einen Umsatzanstieg um 8,0 Prozent auf 207,6 Mio. EUR und eine EBIT-Marge von 7,4 Prozent. Auf Grundlage des hervorragenden Ergebnisses und des 75-jährigen Bestehens soll die Dividende um 0,06 EUR je Aktie erhöht und darüber hinaus noch ein Bonus von 0,10 EUR gezahlt werden. Zusätzlich erhalten die Aktionäre im Verhältnis 10:1 Gratisaktien, betonte Dr. Selent.
Wie Dr. Selent abschließend ausführte, konnte FUCHS den Umsatz in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres erneut steigern. Für das Gesamtjahr erwartete er einen Umsatzanstieg, der über dem internen Wachstum des vergangenen Jahres von 6,9 Prozent liegt. Darüber hinaus soll beim EBIT vor Sondereinflüssen an den Erfolg des Vorjahres angeknüpft werden. Dazu sollen die steigenden Rohstoffkosten über eine Erhöhung der Verkaufspreise weitergegeben werden.
Allgemeine Aussprache
Die erste Frage betraf gleich die Ausführungen zu den Zukunftsaussichten, und hier wurde gefragt, was genau "anknüpfen an das Vorjahr" bedeutet. Dr. Selent betonte zunächst, dass es sich bei den Zahlen aus 2005 um absolute Spitzenwerte handelt. Beim Anknüpfen war nicht die prozentuale Steigerung des Vorjahres gemeint, aber auf jeden Fall soll beim Wachstum an das bereinigte EBIT von 121 Mio. EUR aus 2005 angeknüpft werden.
Weitere Fragen richteten sich auf die erwartete Preisentwicklung beim Grundöl und mögliche Akquisitionen, speziell auch vor dem Hintergrund der deutlich gesunkenen Verschuldung. Der Vorstandsvorsitzende Herr Fuchs erwartete den Grundölpreis auch langfristig auf einem hohen Niveau, den "brutalen" Preisanstieg sah er aber eigentlich vorüber. Von der Versorgung her ist FUCHS jedoch abgesichert, und bezüglich der gestiegenen Rohstoffkosten ist die Gesellschaft mit massiven Verkaufspreiserhöhungen am Markt. Bezüglich Akquisitionen ist die Führung von FUCHS immer aktiv am Markt und beobachtet eine Vielzahl von Unternehmen, aber derzeit befindet sich nichts Großes in der Pipeline. Sollte sich aber doch etwas Größeres ergeben, dann käme man beim Netto-Gearing auch sicherlich wieder in den Bereich von 1,0, denn bei FUCHS wird keineswegs der Ansatz verfolgt, das Unternehmen komplett zu entschulden.
Herr Dr. Müller bat um Ausführungen zur zukünftigen Dividendenpolitik, nachdem nun auch ein Bonus für das Firmenjubiläum ausgeschüttet wird. Laut Dr. Selent liegt die Ausschüttungsquote trotz Bonus nur bei 24 Prozent, so dass auch im kommenden Jahr durchaus noch Potenzial für weitere Anhebungen bestehen würde. Für konkrete Aussagen sei der Zeitpunkt aber noch zu früh, er betonte jedoch, FUCHS werde wie immer eine aktionärsfreundliche Ausschüttung vornehmen.
Den nächsten Analysten interessierten die Gründe für den Anstieg der Vorräte und Forderungen, zudem wollte er wissen, ob man bei der Forschung auch weltweit agieren muss. Nach den Worten von Herrn Fuchs sind meist zunächst Ingenieure beim Kunden vor Ort und nehmen dort dessen Problem auf. Dieses Problem bringen sie dann mit ins Unternehmen, in dem die Lösung erfolgt. Hierbei soll die Forschung und Entwicklung für Anwendungen und die Produktion auf drei Kontinente verteilt werden, da von Mannheim aus nicht alles gelöst werden kann. Neben dem Standort Mannheim und in den USA soll nun auch in Shanghai ein neues Werk gebaut werden. Bei den Vorräten und Forderungen gehen nach Aussage von Dr. Selent natürlich auch die enormen Preissteigerungen ein. Teilweise wurde aber auch schon frühzeitig eingekauft, um einen günstigeren Preis zu erzielen, was allerdings auf der anderen Seite zu steigenden Vorräten geführt hat.
Befragt nach dem doch eher verhaltenen Umsatzanstieg in Asien im vergangenen Jahr erklärte Dr. Selent, es sei immer eine Frage, ob man den Fokus auf Umsatz oder Ergebnis legt. Während der Umsatz um 6,4 Prozent zulegte, verbesserte sich das EBIT immerhin um 85 Prozent, was belegt, dass FUCHS hier auch margenarmes Geschäft abgegeben hat. Für die Zukunft sah Dr. Selent aber die wachstumsstärksten Regionen mit Zuwächsen von über 10 Prozent.
Nachdem im vergangenen Jahr auch Impairment-Abschreibungen anfielen, erkundigte sich ein Analyst, ob auch im laufenden Jahr mit weiteren Abschreibungen zu rechnen ist. Nach Ansicht von Dr. Selent wird sich in jedem Jahr wohl ein "Bodensatz" an Impairment-Abschreibungen ergeben, und auch für das laufende Jahr erwartete er kleinere Abschreibungen. Im vergangenen Jahr waren es beispielsweise in Europa aber lediglich 4,5 Mio. EUR, die sich auch noch auf vier Länder verteilten.
Abschließend verlangte ein Analyst noch Informationen zu den Chancen im Bergbau in China und eine Einschätzung zur Rohertragsmarge. Wie Dr. Selent berichtete, wird sich die Rohertragsmarge auch abhängig vom Preis des Grundöls entwickeln. Aber selbst bei einem Absinken der Marge kann das Ergebnis aufgrund des gesteigerten Volumens noch deutlich verbessert werden. Falls Minen in China auf neue Standards umgerüstet werden, besitzt FUCHS hervorragende Chancen, hier auch den Auftrag zu erhalten, betonte der Vorstandsvorsitzende.
Fazit und eigene Meinung
Auch auf die Gefahr hin, Sie zu langweilen, zumindest der Anlass ist ein positiver. Trotz erneut stark steigender Grundölpreise im vergangenen Jahr erzielte die FUCHS PETROLUB AG wieder ein beeindruckendes Rekordergebnis. Inklusive Sondererträge erwirtschaftete das Mannheimer Unternehmen einen Jahresüberschuss von mehr als 72 Mio. EUR und ist damit in neue Dimensionen vorgestoßen.
Ein erfreuliches Zeichen ist auch, dass der Erfolg von allen Regionen getragen wurde, und auch der Start ins neue Geschäftsjahr verlief nach Aussage des Managements zufriedenstellend. So soll im laufenden Jahr der Umsatz stärker zulegen als das interne Wachstum des vergangenen Jahres, das sich aber immerhin auf 6,9 Prozent belief. Damit befindet sich die Gesellschaft auf dem besten Weg, das nächste Rekordjahr zu produzieren.
Aufgrund der positiven Entwicklung der vergangenen Jahre konnte auch die Verschuldung deutlich zurückgefahren werden. Auch wenn FUCHS dieses Jahr zum 75-jährigen Firmenjubiläum einen Bonus ausschüttet, dürfte dies bei der Dividende trotzdem noch Erhöhungsspielraum lassen, vor allem vor dem Hintergrund einer Ausschüttungsquote von lediglich 24 Prozent. Mit einem Ergebnis je Aktie von über 3 EUR weist das Papier noch nicht einmal ein KGV von 14 auf und stellt aufgrund der hervorragenden Positionierung weiterhin ein attraktives Investment dar.
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