Die Marseille-Kliniken AG, seit über 20 Jahren im Betrieb von Altenpflegeheimen und Reha-Kliniken aktiv, hat am 29. März 2006 interessierte Analysten, Pressevertreter und Investoren zu einer Investorenkonferenz in die Räumlichkeiten der GSC Research GmbH nach Düsseldorf eingeladen. Herr Schrade, Geschäftsführer von GSC Research, begrüßte die Anwesenden und übergab nach einigen einleitenden Worten dem Vorstandsvorsitzenden der Marseille-Kliniken AG, Herrn Axel Hölzer, das Wort.
Bericht des Vorstands
Nach der Begrüßung der Teilnehmer gab Herr Hölzer dem Auditorium zum Einstieg im Rahmen eines "Mission Statements" einen kurzen Überblick in Bezug auf die wesentlichen Rahmenbedingungen und das Umfeld, in welchem sich die Marseille-Kliniken AG bewegt. Hauptansatzpunkt bildet dabei der natürliche Alterungsprozess der Menschen sowie die im Alter entstehende Hilfs- und Pflegebedürftigkeit. Vision der Marseille-Kliniken ist es, den Menschen diesen letzten Lebensabschnitt so angenehm wie möglich zu gestalten. Als einer der führenden Gesundheitsversorger in Deutschland will das Unternehmen am rasanten Marktwachstum überproportional partizipieren und setzt dabei konsequent auf modernste Einrichtungen, auf kompetente und engagierte Mitarbeiter sowie eine klare und geradlinige Strategie, die auf den drei Grundsätzen der sozialen Verantwortung, der Kundenorientierung und der Wirtschaftlichkeit basiert.
Zur Verdeutlichung des stetig zunehmenden Nachfragepotenzials nach Leistungen im Pflegebereich blickte Herr Hölzer auf die Entwicklung der vergangenen Jahrzehnte zurück. Bestand vor 100 Jahren nur jeder 70. Haushalt aus drei Generationen, hat sich deren Zahl in den letzten Jahrzehnten deutlich erhöht, und inzwischen sind über 20 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung über 60 Jahre alt, wobei diese Gruppe in den nächsten Jahrzehnten weiter wachsen wird. Auch in der Betreuung und Pflege dieser immer wichtiger werdenden Bevölkerungsgruppe hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ein deutlicher Wandel ergeben. Von den Siechenheimen kommend hat der Staat sehr viel Geld in Altenheime investiert, wobei aber laut Herrn Hölzer vergleichsweise wenig Wert auf Effizienz und die Kundenwünsche gelegt wurde.
Seit den 1980er Jahren bewegten sich auch erste private Anbieter, darunter die Marseille-Kliniken AG, in diesem Markt. Ein bedeutender Schritt war dann die in den 1990er Jahren eingeführte Pflegeversicherung, in deren Folge nicht mehr automatisch jeder Bewohner ein Sozialhilfeempfänger war, sondern durch die Zuwendung je nach Pflegestufe eine große Gruppe von Selbstzahlern entstanden ist.
Wesentliche Meilensteine der Unternehmensentwicklung waren nach der Gründung durch Theo und Ulrich Marseille im Jahre 1984 das dynamische Wachstum der Gesellschaft insbesondere durch die Übernahme zahlreicher neuer Standorte in den neuen Bundesländern, der 1996 durchgeführte erfolgreiche Börsengang als erstes börsennotiertes Unternehmen im Bereich der Altenpflege sowie die im gleichen Jahr erfolgte Akquisition der KASANAG mit dem Einstieg in das Reha-Geschäft. Wie Herr Hölzer anmerkte, ist dieser Schritt rückblickend natürlich nicht sehr positiv zu beurteilen, zum Erwerbszeitpunkt erschien die Diversifizierung der Angebotspalette in Richtung Reha jedoch sehr sinnvoll. Die gesetzlichen Veränderungen der Seehofer´schen Gesundheitsreform einige Monate nach dem Erwerb, die schließlich zur ersten Reha-Krise führten, waren damals leider noch nicht absehbar.
In 2000 erfolgte die Eröffnung der ersten beiden AMARITA-Häuser und damit verbunden der strategische Schritt in das 4-Sterne-Segment in der Pflege, das sich an finanzstarke Selbstzahler richtet. Sehr zufrieden zeigte sich Herr Hölzer auch in Bezug auf das im Jahr 2002 erhaltene langfristige "BB-"-Emittenten-Rating von Standard & Poor´s, womit die Marseille-Kliniken AG im Brachenumfeld sehr gut dasteht, da auch sämtliche internationale Wettbewerber mit "BB-" oder schlechter geratet wurden.
Ein Grund für dieses im Vergleich zu anderen Branchen natürlich eher schwach aussehende Ergebnis sind die langfristigen Miet- bzw. Finanzierungsverpflichtungen aus den für den Geschäftsbetrieb erforderlichen Immobilien. Zur Optimierung der Finanzierungsstruktur sowie der Schaffung freier Liquidität für weitere Wachstumsschritte erfolgten in den Geschäftsjahren 2005 und 2006 zwei Sale-and-Lease-Back-Transaktionen auf der Immobilienseite im Volumen von 72 bzw. 117 Mio. EUR und eine Absenkung der in Eigenbesitz befindlichen Immobilien auf die im internationalen Wettbewerb üblichen 30 Prozent, so Herr Hölzer weiter.
Auf entsprechende Nachfrage erklärte der Vorstandsvorsitzende, dass die jüngste Transaktion mit dem Investor CIT zu 90 Prozent abgewickelt ist und voraussichtlich bis April 2006 vollständig umgesetzt sein wird. Ein Großteil der bilanziellen Effekte dieser Maßnahme wird man dem 9-Monats-Abschluss per 31. März 2006 entnehmen können, wie Herr Hölzer auf Nachfrage von Herrn Schrade bestätigte. Bezüglich der Konditionen der Sale-and-Lease-Back-Transaktion verwies der Vorstandsvorsitzende auf die üblichen Finanzierungskosten für die zuvor im Eigenbesitz befindlichen Objekte, die zu durchschnittlichen Zinssätzen von 5,5 bis 6 Prozent zuzüglich einer 2-prozentigen Tilgung erfolgt sind. Im Vergleich hierzu sind die Konditionen des Sale-and-Lease-Back identisch oder aber günstiger mit einem Cap über 8 Prozent. Nach Angaben von Herrn Hölzer hat das Unternehmen mit dieser Maßnahme letztlich eine langfristige Finanzierung gegen bessere Bilanzrelationen mit der Option, wachsen zu können, getauscht.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat die Marseille-Kliniken AG bei einem Umsatz von 201,4 (Vj.: 200,1) Mio. EUR ein Ergebnis nach DVFA/SG in Höhe von 7,6 (7,5) Mio. EUR erzielt. Wesentliche Gründe der Ergebnisentwicklung waren nach Angabe von Herrn Hölzer die stabile Rentabilität im Segment Pflege, bedingt durch die Anlaufzeiten von vier neuen sowie dem Umbau von zwei weiteren Einrichtungen, sowie die Belastungen durch Restrukturierungseinflüsse in der Reha in der Größenordnung von 3,6 nach 4 Mio. EUR im Vorjahreszeitraum.
Die Gesamtbettenzahl im Unternehmen erhöhte sich leicht auf 7.573 (7.512) bei einer leicht rückläufigen Belegungsquote von 89,6 (90,0) Prozent. Zurückzuführen ist die erneut rückläufige Entwicklung dieser Quote laut Herrn Hölzer dabei vor allem auf die anhaltend schwache Auslastung in der Reha mit konstant 76,6 Prozent, die Pflege liegt ebenfalls unverändert bei 93,7 Prozent, inklusive der Anlaufeinrichtungen beträgt die Quote dort 90,2 Prozent. Im Verlauf des ersten Halbjahres hat sich die Auslastungsquote im Gesamtunternehmen auf 94,5 Prozent verbessert, zudem konnte der Fehlbetrag in der Reha auf 1,2 Mio. EUR verringert werden.
Das Kerngeschäftsfeld Pflege, in dem inzwischen über 80 Prozent der Umsatzerlöse erzielt wird, soll in der Zukunft nicht zuletzt auf Basis des erweiterten bilanziellen Spielraums konsequent weiter ausgebaut werden. Dabei setzt die Führung der Marseille-Kliniken auf ein umfassendes Betreuungsangebot für alle Pflegebedürftigen. Erreicht wird diese Zielsetzung durch die im Unternehmen vorhandenen und aufeinander abgestimmten Bausteine der Versorgung wie die stationäre Pflege, Kurzzeit- und Tagespflege, ambulante Pflege, Betreuung Behinderter, betreutes Wohnen (eigenständiges Wohnen mit individuell zu buchenden zusätzlichen Pflegekomponenten) sowie die Pflegeklinik.
Nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden entfallen aktuell etwa 85 Prozent der Bettenkapazität im Segment Pflege auf die stationäre Pflege. Deutliches Wachstumspotenzial verspricht sich die Unternehmensführung auch vom vergleichsweise neuen Bereich des betreuten Wohnens, einem Konzept, das in zweierlei Hinsicht den Wünschen der Senioren entgegenkommt, wie Herr Hölzer betonte. So wohnen diese eigenständig und nicht im Heim, können jedoch je nach Bedarf Pflegekomponenten zubuchen. Da das hierfür erforderliche Personal im Gegensatz zur stationären Pflege nicht vorgehalten werden muss, sind die Kosten sowohl für Betreiber als auch für die Bewohner natürlich geringer.
Angesprochen auf die durchschnittliche Belegungsdauer der Pflegebetten in der stationären Pflege führte Herr Hölzer aus, dass diese im Schnitt über alle Häuser gut drei Jahre beträgt, das durchschnittliche Alter bei Belegung liegt bei 84 Jahren. Bezogen auf die Marseille-Kliniken ergibt sich aus dieser Entwicklung eine jährliche Fluktuation der Belegung in gut 2.500 Betten.
Das zweite Geschäftsfeld, der Betrieb von Reha-Kliniken, steuert derzeit weniger als 20 Prozent zum Konzernumsatz bei. Die Marseille-Kliniken AG verfügt in diesem Segment über ein hochwertiges Behandlungsangebot für die wichtigen Indikationsgebiete.
Besonders betroffen von der anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Lage sind die psychiatrischen und psychosomatischen Indikationen, die einen Anteil von 37 Prozent der Betten besitzen und auf aktive Nachfrage seitens der zu behandelnden Patienten angewiesen sind. Aus Angst um den eigenen Arbeitsplatz nehmen im gegenwärtigen Umfeld nach Angaben von Herrn Hölzer jedoch viele Patienten Abstand von einer entsprechenden Maßnahme.
Unabhängig von der allgemeinen Stimmungslage entwickeln sich die sogenannten somatischen Indikationen Kardiologie (19 Prozent der Betten), Orthopädie (36 Prozent der Betten) und Onkologie mit 12 Prozent Anteil der Betten. Diese Reha-Plätze werden im Anschluss an entsprechende Eingriffe in Akutkrankenhäusern belegt und profitieren von der insbesondere seit der Einführung der Fallpauschalen zu beobachtenden immer kürzeren Verweildauer der Patienten in den Akutkrankenhäusern.
Künftige regionale Schwerpunkte im Kerngeschäftsfeld Pflege sieht der Marseille-Kliniken-Chef vor allem in den vier westlichen Bundesländern Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Für die genannten Standorte sprechen der Bedarf an modernen Häusern sowie die im Vergleich zu anderen Bundesländern aus Betreibersicht vorteilhafte Sozialgesetzgebung. Aktuell befinden sich nach Angabe von Herrn Hölzer konzernweit rund 1.000 Betten in Vorbereitung, die nächste Neueröffnung ist für den Mai 2006 an einem Standort in Düsseldorf vorgesehen, und für 2007 ist ein Haus in Meerbusch und ein weiteres in Düsseldorf geplant. Vor dem Hintergrund der guten Kaufkraft sieht der Vorstandsvorsitzende in den genannten Bundesländern interessantes Potenzial für weitere 4-Sterne-Häuser.
Daneben wird auch der Ausbau des kostengünstigeren, sogenannten 2-Sterne-Segments vorangetrieben. Eine wesentliche Stellschraube für die Kosten eines Pflegeplatzes ist nach Darstellung von Herrn Hölzer der Erwerbspreis der genutzten Immobilie, da die zu erbringende Pflegeleistungen und die vorgeschriebene Personalstärke in einem 2-Sterne-Haus denen in einem 3- oder 4-Sterne-Haus weitgehend entsprechen und lediglich eine geringe Kostenentlastung durch die fehlende Haus- oder Etagendame entsteht. Um in diesem sich etablierenden Marktsegment Fuß zu fassen, hat die Marseille-Kliniken AG jüngst zwei geeignete Immobilien in Berlin und Potsdam aus einer Insolvenz heraus günstig erworben und funktioniert diese nun in Pflege-Einrichtungen um. Dass derartige "Gebraucht-Immobilien" möglicherweise "nur" noch eine Nutzungsdauer von 20 Jahren aufweisen anstelle der bei Neubauten üblicherweise angenommenen 50 Jahre, ist nach Vorstandsangabe kein Problem. Zum Vergleich verwies Herr Hölzer auf die in nahezu allen anderen Märkten außerhalb Deutschlands deutlich kürzere Objektnutzungsdauer.
Die beiden neuen Häuser in Berlin und Potsdam können hierdurch mit nur gut 40 Prozent der ansonsten üblichen Gesamtkosten an den Markt gehen. Mit der verstärkten Betonung auch des 2-Sterne-Segments sieht sich der Vorstandsvorsitzende mit Blick auf die zu erwartenden Veränderungen bei den Kostenerstattungen von Pflegeversicherung und Sozialkassen gut positioniert. Zahlen diese aktuell noch die Differenz zwischen dem normalen Kostensatz und einer möglicherweise erfolgenden Unterbringung in einem 3- oder 4-Sterne-Haus, dürfte das Bestreben angesichts der absehbar leeren Kassen auch in der Pflegeversicherung darin liegen, diese zusätzlichen Erstattungen zu vermindern und am Markt verstärkt kostengünstigere Unterbringungsmöglichkeiten einzufordern. Auf entsprechende Nachfrage betonte Herr Hölzer, dass die deutlich günstigeren Konditionen der 2-Sterne-Häuser weitgehend aus den günstigen Gebäudeeinstandskonditionen resultieren.
Der Gesundheitsmarkt in Deutschland zählt mit einem Gesamtmarktvolumen von 85 Mrd. EUR im Klinikbereich und 1,5 Millionen vorhandenen Betten in 12.000 Einrichtungen mit einem Anteil von 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu den wichtigen Branchen. Dennoch ist dieser Markt nach Angabe von Herrn Hölzer durch verkrustete Strukturen vor allem im stark staatlich reglementierten Bereich der Akutkliniken und durch einen erheblichen Investitionsstau gekennzeichnet. Marktbeobachter nennen in diesem Zusammenhang ein Volumen von über 60 Mrd. EUR.
Aktuell ist das Wettbewerbsumfeld im Wachstumsmarkt Pflege noch stark durch die gemeinnützigen (55 Prozent) und die öffentlichen (13 Prozent) Anbieter geprägt, der Marktanteil der privaten liegt bei knapp einem Drittel, wobei es sich dabei zumeist um kleine Anbieter handelt. Ketten mit Bettenzahlen von über 5.000 gibt es deutschlandweit nur eine Handvoll. Insgesamt stehen im Pflegebereich aktuell rund 750.000 Betten in bundesweit 8.400 Einrichtungen zur Verfügung, das Umsatzvolumen beträgt aktuell etwa 25 Mrd. EUR.
Ausgehend von der in den kommenden Jahren deutlich steigenden Zahl an pflegebedürftigen Menschen ist insbesondere in diesem Teilmarkt ein erheblicher Investitionsbedarf gegeben, im Bereich der Akutkliniken sowie in der Reha ist eher mit sinkenden bzw. stagnierenden Bettenzahlen zu rechnen. Befragt nach den durchschnittlichen Investitionskosten je Pflegebett nannte der Marseille-Kliniken-Chef einen durchschnittlichen Betrag von etwa 70 TEUR, ohne den Immobilienanteil liegt dieser Wert bei 5 bis 6 TEUR. Im Fall der 4-Sterne-AMARITA-Häuser bewegen sich die Kosten je Bett mit 85 bis 90 TEUR noch darüber, so Herr Hölzer weiter.
Deutlich stärker ist der Anteil der privaten Anbieter im Reha-Geschäft ausgeprägt. So befinden sich von den 1.400 Häusern mit gut 190.000 Betten und einem jährlichen Umsatzvolumen von 5 Mrd. EUR bereits heute 61 Prozent in deren Hand. Die Marktanteile der gemeinnützigen und öffentlichen Träger mit 25 bzw. 14 Prozent spielen dort eine deutlich geringere Rolle. Nach Einschätzung von Herrn Hölzer erklärt sich vor diesem Hintergrund auch die deutlich höhere Sparbereitschaft der öffentlichen Kassen in den vergangenen Jahren, da diese in deutlich geringerem Maße die zumeist politisch sehr gut vernetzten öffentlichen und gemeinnützigen Träger traf, als dies im Pflegebereich der Fall wäre.
Wesentliche Trends im Pflegebereich werden in der Zukunft die steigenden Qualitätsanforderungen, die Zunahme der Pflegeempfänger um 50 Prozent bis zum Jahr 2020, der erhöhte stationäre Versorgungs- und Betreuungsbedarf, verbunden mit einer zusätzlich benötigten Bettenkapazität von 300.000 bis 2020, sowie die verstärkte Nachfrage nach Einzelzimmern mit anspruchsvollem Wohnkomfort sein. Allein durch die demographische Entwicklung und die weiter ansteigende Lebenserwartung wird sich die Zahl der über 80-jährigen bis 2030 um 2 auf 5,6 Millionen erhöhen, das stärkste Wachstum wird sich bei den 90 Jahre und noch älteren Menschen ergeben, deren Zahl sich auf eine Million mehr als verdreifachen wird. Das zu erwartende Investitionsvolumen wird sich in einer Größenordnung von etwa 50 Mrd. EUR bewegen und neben dem weiter zunehmenden Kostendruck zu einer voranschreitenden Konsolidierung im Pflegemarkt führen.
Von der zu erwartenden Marktkonsolidierung will die Marseille-Kliniken AG profitieren und sich an dieser, wie der Vorstandsvorsitzende weiter ausführte, auch aktiv beteiligen. Aktuell bewegen sich lediglich 500 von insgesamt 8.700 Pflegeeinrichtungen in der Bundesrepublik in der Gewinnzone, weitere 2.400 arbeiten weitgehend kostendeckend, wobei mit rund 5.800 die große Mehrheit anhaltende Verluste erwirtschaftet. Für die Marseille-Kliniken sind aus den beiden letztgenannten Gruppen etwa 2.000 Häuser als potenzielle Zielobjekte interessant, da nur diese die Vorraussetzung einer Mindestbettenzahl von über 100 erfüllen.
Mit Blick auf das Umfeld in der Reha betonte Herr Hölzer, dass dieses Geschäftsfeld trotz der bestehenden schwierigen Rahmenbedingungen auf mittlere und lange Sicht nicht grundsätzlich unattraktiv ist, sondern moderate Wachstumschancen bietet. Nach den erheblichen Einschnitten in den vergangenen Jahren sollte die Marktentwicklung in der Zukunft von der immer kürzeren Verweildauer der Patienten in den Akutkrankenhäusern, den insgesamt zunehmenden Fallzahlen und dem weiter voranschreitenden Kapazitätsausbau profitieren können, und dies sollte auch die Ertragssituation der verbliebenen Anbieter und Häuser positiv beeinflussen.
Abschließend gab Herr Hölzer noch einen Ausblick in Bezug auf die strategischen Zielsetzungen des Unternehmens. Demnach strebt die Marseille-Kliniken AG die Markt- und Kostenführerschaft im Bereich der privatwirtschaftlich organisierten stationären Altenpflege an, die Gesamtbettenzahl soll bis 2008 von 7.600 auf 12.000 gesteigert werden. Der durchschnittliche Wert der internationalen bedeutenden Anbieter liegt bei 13.000 Betten, in dessen Nähe die Gesellschaft dann kommen wird. Das Erreichen dieser Zielsetzung hält Herr Hölzer mit "Bordmitteln" für erreichbar und möglich. Auf der Finanzseite wird eine weitere Verbesserung der Ertragskraft angestrebt, das Ziel beim Return on Capital Employed (ROCE) liegt bei über 15 Prozent, auf der Eigenkapitalseite wird eine weitere Verbesserung und ein Wert von über 30 Prozent angestrebt. Ein sehr hoher Stellenwert wird auch der Absicherung der Qualität der angebotenen Leistung eingeräumt, wobei Qualitätsmanagement und -sicherung durch wissenschaftliche Forschungsprojekte sowie die fortlaufende Weiterbildung der Mitarbeiter eine wichtige Rolle spielen.
Investmenthighlights, die nach Einschätzung von Herrn Hölzer für die Aktie der Marseille-Kliniken AG sprechen, sind das zu erwartende erhebliche Wachstum aufgrund der künftigen Marktentwicklung, die Platzierung unter den führenden börsennotierten Gesundheitsversorgern sowie deutliche Wachstums- und Ertragssteigerungspotenziale. Letztgenannte resultieren aus der Konzentration auf das Kerngeschäft Pflege, der Fortsetzung der Sale-and-Lease-Back-Strategie und aus der bedingten Expansion mit internationalen Investoren. Das erwartete künftige Wachstum ist bereits durch vertragliche Vereinbarungen im Volumen von 20 Prozent des vorhandenen Bestands gesichert, woraus sich mittelfristig eine Umsatzausweitung von 200 auf rund 260 Mio. EUR ergeben wird. Zusätzlich erwartet der Vorstandsvorsitzende weitere Skaleneffekte bei den Overhead-Kosten durch die Realisierung der Expansion.
Last but not least weist die Aktie der Marseille-Kliniken AG auch auf dem aktuellen Kursniveau eine attraktive Dividendenrendite auf, so der Unternehmenschef zum Abschluss seiner Ausführungen.
Allgemeine Diskussion
Angesprochen auf nähere Details zur Vertriebsstrategie im Segment Pflege antwortete Herr Hölzer, dies stelle ein sehr regionales Thema für den jeweiligen Einrichtungsmanager vor Ort dar. Betrieben wird dieses über die klassische Ansprache der jeweiligen Multiplikatoren vor Ort wie Kliniken, Ärzte, Seniorenverband und ähnlich ausgerichtete Einrichtungen. Durch die Vorhaltung eines Call Centers ist bei der Marseille-Kliniken AG zudem die dauerhafte Erreichbarkeit für Anfragen von potenziellen Interessenten gewährleistet. und dies bietet darüber hinaus auch sehr interessante und zeitnahe Erkenntnisse über den Erfolg regionaler Marketingmaßnahmen. Ein weiterer strategischer Schritt ist die bevorzugte Gewinnung von Mitarbeitern mit einem Hotelfachhintergrund, um in den Einrichtungen einen hohen Kundenservice sicherzustellen.
Befragt nach möglichen Effizienzpotenzialen innerhalb der vorhandenen Unternehmensstruktur erklärte der Vorstandsvorsitzende, dass die Marseille-Kliniken AG auf diesem Weg schon sehr weit vorangeschritten ist und insbesondere von der weitgehend selbstentwickelten, aber sehr genau auf die Bedürfnisse des Unternehmens zurechtgeschnittenen Software- und IT-Architektur profitiert, die fortlaufend verfeinert wird. Diese sehr leistungsstarke und bereits auch auf deutlich höhere Bettenzahlen ausgerichtete Software verschafft dem Unternehmen nach Einschätzung von Herrn Hölzer einen großen Vorsprung im Wettbewerb.
Auf die Frage nach dem durchschnittlich erzielbaren Umsatz je zusätzlichem Bett antwortete Herr Hölzer, dass sich dieser zwischen 26 und 27 TEUR bewegt, was bei den angestrebten 10.000 Betten in der Pflege einem weiteren jährlichen Umsatzvolumen von rund 270 Mio. EUR entspricht. Ertragsseitig hält der Vorstandsvorsitzende eine Nachsteuerrendite von 8,5 Prozent für erreichbar, angesichts gewisser skalierbarer Größen könnte sich diese bei zusätzlichen Betten sogar noch weiter erhöhen.
Fazit
Im ersten Halbjahr (31.12.) konnte die Marseille-Kliniken AG die Umsatzerlöse um 2,5 auf 104,9 Mio. EUR verbessern, das DVFA/SG Ergebnis erhöhte sich auf 5,8 (5,2) Mio. EUR, das Ergebnis je Aktie beträgt 0,48 EUR nach 0,43 EUR im Vorjahr. Bei einer Fortsetzung des Geschäftsverlaufs im zweiten Halbjahr - Stichworte sind hier die weitere Verminderung des Verlusts im Bereich Reha und zusätzliche Ergebniseffekte aus einer Steigerung der Auslastung im Kerngeschäftsfeld Pflege - könnte sich durchaus zusätzliches Potenzial über das von uns geschätzte Ergebnis je Aktie von 0,83 EUR ergeben. Daher halten wir weiterhin an unserer anlässlich der Studie getroffenen Einschätzung eines mittelfristigen Kurspotenzials bis in den Bereich von 16 EUR fest, was einem konservativ geschätzten KGV von 15 entspräche und auf Basis einer unveränderten Dividendenhöhe eine Dividendenrendite von 2,5 Prozent ergäbe.
Positiv werten wir aus Sicht der Anleger und des Kapitalmarkts die Ausweitung des Streubesitzanteils von zuvor knapp 25 auf jetzt 40 Prozent, die durch eine Reduktion der Beteiligungsquote der Familie Marseille auf nunmehr gut 60 Prozent ermöglicht worden ist und kurz nach der Veranstaltung bekannt wurde. Durch die Ausweitung des Free Floats sollte es der Aktie gelingen, weitere Anlegerschichten insbesondere im institutionellen Bereich zu erschließen und, eine weiterhin positive Kursperformance vorausgesetzt, auch den S-DAX ins Visier zu nehmen.
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Ansprechpartner Investor Relations
Axel Hölzer
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Hinweis: Der Verfasser ist Aktionär des beschriebenen Unternehmens.