Die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der Jungheinrich AG fand am 5. Juni 2007 wie gewohnt im Congress Centrum Hamburg (CCH) statt. Hierzu hatten sich etwa 700 Aktionäre, Aktionärsvertreter sowie Gäste und Pressevertreter eingefunden, unter ihnen Mario-David Balda von GSC Research. Pünktlich um 10 Uhr eröffnete der neue Aufsichtsratsvorsitzende Jürgen Peddinghaus die Hauptversammlung. Nach der Begrüßung der Anwesenden stellte er diesen den neuen Vorstandsvorsitzenden Hans-Georg Frey vor. Nach der Erledigung der weiteren Formalitäten erteilte der Aufsichtsratsvorsitzende dann dem Vorstandsvorsitzenden das Wort.
Bericht des VorstandsZu Beginn seiner Ausführungen betonte Herr Frey die langfristige Unternehmenspolitik mit Investitionen in Produkte und Märkte. Die Nachfrage im weltweiten Markt für Flurförderzeuge zeigte sich dynamisch, besonders gut liefen Europa und Asien. Sowohl in Osteuropa als auch in China ist Jungheinrich stark vertreten. Mit 19,5 Prozent Marktanteil hat sich das Unternehmen in Europa gut behauptet, weltweit wurde mit einem Umsatz von 1.748 Mio EUR die Position 4 erreicht.
Deutlich ausgebaut wurden der internationale Vertrieb und die Servicepräsenz. Hinsichtlich Forschung und Entwicklung (F&E) verwies Herr Frey auf zahlreiche Neuentwicklungen in allen Segmenten und auf die hohe Quote der Aufwendungen für F&E mit 6,1 Prozent vom Jahresumsatz. Auch die Investitionsquote war mit 3,0 Prozent vom Umsatz sehr hoch. Im Zentrum stand dabei die Restrukturierung der Produktionsstandorte in Moosburg und Norderstedt. In China wurde ein neues Montagewerk in Betrieb genommen. Mit dem Kataloggeschäft und dem Internetshop wurden die vorhandenen Geschäftsfelder erweitert, die Angebote haben sich auf Anhieb etabliert.
Im Anschluss kam Herr Frey auf das Zahlenwerk des Berichtsjahres zu sprechen. Demnach konnte der Wachstumskurs erfolgreich fortgesetzt werden. So stieg der Auftragseingang um 13 Prozent auf 1,86 Mrd. EUR an, der Umsatz um 6 Prozent auf knapp 1,75 Mrd. EUR. Das EBITDA erhöhte sich dabei von 221 auf 237 Mio. EUR, und das EBIT legte das siebte Jahr in Folge zu, und zwar in 2006 um 10 Prozent auf 118 Mio. EUR. Somit ergab sich eine EBIT-Rendite von 6,8 Prozent, eine der höchsten der ganzen Branche, wie der Vorstandsvorsitzende betonte. Auch bei der Kapitalrendite ROCE (Return on Capital Employed) wurden sehr hohe 23,5 Prozent erreicht. Da die Ertragssteuern im Konzern überproportional anstiegen und eine Steuerquote von 43,7 Prozent anfiel, erhöhte sich der Jahresüberschuss unterproportional um 7 Prozent auf knapp 67 Mio. EUR.
Der Kapitalmarkt zeigte großes Interesse an der Jungheinrich-Aktie, und so erreichte der Aktienkurs den weiteren Angaben zufolge mit 29,90 EUR ein neues Allzeithoch und erzielte in 2006 auf Basis des Jahresschlusskurses ein Plus von 17 Prozent. In 2007 setzte sich dieser erfreuliche Trend fort, und so lag das Kursplus per Ende Mai 2007 bereits bei 34 Prozent. Der Unternehmenswert hat sich somit seit 2000 mehr als verdreifacht und liegt nun bereits bei deutlich über 1 Mrd. EUR. Nach Aussage von Herrn Frey geht es auch bei der Dividende weiter aufwärts, nachdem der Hauptversammlung eine Erhöhung um 0,03 EUR auf 0,48 EUR je Stammaktie und 0,54 EUR je Vorzugsaktie vorgeschlagen wird.
In seiner Prognose für 2007 stellte der Vorstandsvorsitzende fest, dass sich die gute weltweite Nachfrage fortgesetzt hat und dass der Weltmarkt trotz eines Minus in Nordamerika insgesamt um 6 Prozent zulegen konnte. Die Wachstumstreiber fanden sich in Osteuropa und Asien, und hier speziell in Russland und China. Auf der Risikoseite nannte er die hohen Material- und Rohstoffpreise, die fortgesetzte Dollarschwäche und den hohen Tarifabschluss in Deutschland.
Per April 2007 stiegen die Umsatzerlöse kräftig um 21 Prozent auf 612 Mio. EUR bei einem nach wie vor sehr hohen Auftragsbestand. Für das Gesamtjahr 2007 prognostizierte der Vorstandsvorsitzende daher einen Auftragseingang von fast 2 Mrd. EUR und einen Konzernumsatz von 1,9 Mrd. EUR. Für das weitere profitable Wachstum soll die Unternehmensstruktur angepasst werden, weshalb die Ausgliederung von vier unternehmerischen Einheiten in 100-prozentige Töchter auf der Tagesordnung steht und beschlossen werden soll.
Allgemeine DiskussionDie Generaldebatte eröffnete Joachim Siemers von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), der 2006 als in der Tat erfolgreiches Jahr für Jungheinrich bezeichnete. Er dankte beiden Gremien für die geleistete Arbeit, kritisierte aber das „Stühlerücken“ in Vorstand und Aufsichtsrat und den Rückgang bei der Ausschüttungsquote auf 26 Prozent, wodurch die Dividendenrendite von 2,6 auf 2,3 Prozent sank. Seine Frage betrafen dann den Geschäftsverlauf in Deutschland und den USA, die Marktposition, die Änderung der Bilanzierungspraxis und die heute zu beschließende Änderung der Unternehmensstruktur.
Auch Dr. Springmann von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) stellte fest, es sei bei Jungheinrich „sehr gut gewirtschaftet“ worden. Er wollte die Kosten der geplanten Ausgliederungen wissen, ebenso die Auswirkungen der Rohstoffpreiserhöhungen auf das Ergebnis und die produzierten Stückzahlen in Norderstedt.
Der Aktionär Pomplun fragte als dritter Redner nach einer eventuellen Mitarbeiterbeteiligung, der Ausbildungsquote und den gewichteten Kapitalkosten. Die Höhe der Aufsichtsratsbezüge von insgesamt 766 TEUR kritisierte er als viel zu hoch.
Schließlich erkundigte sich noch Anteilseigner Neuling nach der zukünftigen Unternehmenszentrale, und die Aktionärin Wilm fragte als letzte Rednerin, wie sich Jungheinrich vor Know-how-Diebstahl in China schützt.
AntwortenNach der Vorführung des „Hauptversammlungsfilms“ konnte mit der Beantwortung der Fragen begonnen werden. Das Deutschlandgeschäft entwickelt sich den Angaben zufolge im westeuropäischen Durchschnitt, in Nordamerika werden zwar Produkte für den bereits gesättigten Markt entwickelt, bei Jungheinrich werden aber die stark wachsenden Märkte bevorzugt. Beim Marktanteil wurde als erreichbares Nahziel die Position 3 genannt, bei der Rendite sei man „ohnehin ganz vorne dabei“. Die Änderung der Bilanzierungspraxis betraf elf erstmals mitkonsolidierte Tochterunternehmen im Sinne einer besseren Transparenz. Die Ausgliederungen sollen eine Trennung von Holdingaktivitäten und dem operativen Geschäft bringen, auch hier gehe es um Transparenz und eine konzerneinheitliche bessere Vergleichbarkeit, Steuerung und Kontrolle.
Die Kosten dieser Ausgliederungen wurden mit zirka 100 TEUR beziffert. Für 2007 wird aus Rohstoffpreiserhöhungen eine Belastung von rund 17 Mio. EUR erwartet, Ende 2006 gelang eine Teilkompensation durch Preiserhöhungen, eventuell werden hier in diesem Jahr noch weitere erfolgen. Nach Abschluss der Restrukturierung in Norderstedt sollen über 65.000 Einheiten produziert werden.
Das Bestehen eines Aktienoptionsprogramm für die Mitarbeiter wurde verneint, es wurde jedoch auf eine allgemeine Erfolgsbeteiligung der Mitarbeiter verwiesen. Die Ausbildungsquote wurde mit 5,8 Prozent in Deutschland beziffert, wobei diese auch weiter aufgestockt wurde. Die gewichteten Kapitalkosten, also die Kennziffer WACC, lag in 2006 bei 10 Prozent. Hinsichtlich der Höhe der Aufsichtsratsvergütungen wurde angeführt, dass diese seit sechs Jahren unverändert blieb, aufgrund von zwei neuen Ausschüssen hätten sich nun die Gesamtbezüge erhöht.
Bei der zukünftigen Unternehmenszentrale wurde das Projekt Hafencity abgesagt, da sich der Investor nicht bewährt hatte. Nun werde Jungheinrich langfristig am Friedrich-Ebert-Damm bleiben. Zum Schutz vor Know-how-Diebstahl sind den abschließenden Aussagen zufolge eine ständige Weiterentwicklung der Produkte und eine eigene Produktionsbasis in China wichtig, Patentklagen hätten dort in der Tat wenig Aussicht auf Erfolg.
AbstimmungenNach der Beendigung der Generaldebatte konnte zu den Abstimmungen übergegangen werden Die Präsenz auf der Hauptversammlung wurde mit 18 Millionen oder 100 Prozent der Stammaktien und mit 2.435.461 Aktien oder 15,22 Prozent der Vorzugsaktien bekannt gegeben. Alle Tagesordnungspunkte wurden ohne Gegenstimmen angenommen, auch Enthaltungen waren keine zu verzeichnen.
Im Einzelnen abgestimmt wurde über die Zahlung einer Dividende in Höhe von 0,48 EUR je Stamm- und von 0,54 EUR je Vorzugsaktie (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der Deloitte & Touche GmbH zum Abschlussprüfer (TOP 5), die Zustimmung zur Ausgliederung verschiedener unternehmerischer Einheiten (TOP 6) und zwei Satzungsänderungen (TOP 7 und 8).
Die Hauptversammlung wurde um 12:50 Uhr offiziell beendet.
FazitWenn eine Hauptversammlung dieser Größe trotz der umfangreichen Tagesordnung in knapp drei Stunden erledigt ist, dann spricht dies für eine reibungslose Organisation und sehr zufriedene Aktionäre. Beides war der Fall, und so äußerten sich auch die Aktionärsschutzverbände durchwegs zufrieden. Dem können wir uns nahtlos anschließen und loben auch gerne den gelungenen Geschäftsbericht und die allgemeine Qualität aller bereitgestellten Unterlagen. Somit setzt die Jungheinrich AG auch unter neuem Vorsitz in Vorstand und Aufsichtsrat ihren erfolgreichen, aber besonnenen Wachstumskurs in gewohnter Zuverlässigkeit fort.
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Veröffentlichungsdatum:
07.06.2007
-
12:58
Redakteur:
mba