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Finanzmarktkonferenz FUCHS PETROLUB AG Vz - Ergebnis soll auch in 2006 zweistellig wachsen

Ihre bereits siebte Finanzmarktkonferenz hielt die FUCHS PETROLUB AG am 27. September 2006 in Duisburg im Duisburger Hof ab. Knapp 20 Analysten hatten sich in diesem Jahr eingefunden, um sich einerseits über die aktuellen Zahlen, andererseits aber auch über den praktischen Einsatz der Schmierstoffe von FUCHS beim Kunden ThyssenKrupp Steel zu informieren. Der Vorstandsvorsitzende Stefan Fuchs begrüßte dann zunächst die erschienenen Teilnehmer, unter ihnen auch Thorsten Renner von GSC Research, um anschließend einen Überblick über das Geschäftsmodell der Gesellschaft zu geben.


Bericht des Vorstands

Nach Aussage von Herrn Fuchs zahlt sich die Strategie des Unternehmens, die schon seit Jahren unverändert ist, zunehmend aus. Dazu gehört die Fokussierung auf Schmierstoffe, die Spezialisierungs- und Nischenstrategie innerhalb der Schmierstoffwelt, die ausgeprägte Kundennähe durch einen flächendeckenden Vertrieb und eine globale Präsenz. Entscheidend für den Erfolg sind aber auch die Technologieführerschaft in strategisch wichtigen Bereichen, die Mitarbeitermotivation und ein diszipliniertes Kostenmanagement.

Im Rahmen der Fokussierung erfolgte nun auch der Verkauf der Lippert-Unipol-Gruppe, womit sich FUCHS nun zu 100 Prozent auf sein Kernarbeitsgebiet konzentrieren kann. Wie Herr Fuchs berichtete, hatte Lippert-Unipol in 2005 einen Umsatz von 22 Mio. EUR erzielt. Als Beispiel für eine Nische nannte der Vorstandsvorsitzende den Bereich der Schmiedehilfsmittel, in dem die Gesellschaft das Geschäft nach mehreren Zukäufen unter der Marke Lubrodal zusammengefasst hat.

Die Kundennähe wird auch dadurch verdeutlicht, dass allein 36 Prozent der Konzernbelegschaft im Vertrieb beschäftigt sind und 75 Prozent des Umsatzes direkt mit dem Anwender getätigt werden. Wichtig sind der Gesellschaft dabei auch lokale Lagerstandorte und lokales Personal, sowohl in der Anwendung als auch im Vertrieb, betonte Herr Fuchs. Lediglich bei Produktion und übergeordneten Themen erfolgt eine Bündelung an bestimmten Standorten.

Die globale Präsenz von FUCHS verdeutlichte der Vorstandsvorsitzende am Beispiel der BRIC-Staaten. In Brasilien erzielt das Unternehmen rund 1,7 Prozent seines Umsatzes, und seit dem letzten Jahr hält FUCHS nach der Übernahme der Anteile von Clariant 100 Prozent der 1974 als Joint Venture gegründeten brasilianischen Gesellschaft. Laut Herrn Fuchs soll die sehr profitabel arbeitende Gesellschaft in Zukunft noch weitere Produktfelder erschließen.

In Russland ist FUCHS seit 1990 vertreten und erzielte dort im vergangenen Jahr 0,4 Prozent der Umsätze. Bis zum Jahr 2003 hatte sich in Russland kaum etwas getan, aber jetzt entwickelt sich das Geschäft recht erfreulich, und der Umsatz soll in diesem Jahr auf 7 bis 8 Mio. EUR ansteigen. Hier zeigte sich Herr Fuchs vor allem auch für die kommenden Jahre sehr zuversichtlich.

Auch Indien steuerte im letzten Jahr 0,5 Prozent zu den Umsätzen bei, und die Landesgesellschaft ist vor allem bei der Metallverarbeitung, bei Fetten und Spezialitäten aktiv. Ähnlich wie in Russland soll der Umsatz hier auf 7 bis 8 Mio. EUR zulegen. Sehr zufrieden zeigte sich Herr Fuchs mit China, das bereits 4,9 Prozent der Konzernumsätze beisteuert. Vor allem im Bergbau versprach sich der Vorstandsvorsitzende aufgrund der Vielzahl an Minen noch erhebliches Wachstum.

Das "A und O" für die weitere Entwicklung von FUCHS sah Herr Fuchs in der Technologieführerschaft verankert, weshalb in Mannheim weitere Investitionen ins Labor getätigt werden sollen. Die hohe Mitarbeitermotivation schlägt sich nach Meinung von Herrn Fuchs in der geringen Mitarbeiterfluktuation nieder. Aufgrund der hohen Eigenverantwortung besteht auch eine starke Identifikation mit dem Arbeitgeber. Sehr bewährt hat sich ebenfalls der variable Vergütungsanteil, abhängig vom jeweils geschaffenen FUCHS Value Added (FVA).

Zur Ausweitung des Gewinns ist auch ein diszipliniertes Kostenmanagement vonnöten, und trotz der kräftigen Ausdehnung des Geschäfts konnten so die Vertriebs-, Verwaltungs- und F&E-Kosten seit 2002 stabil gehalten werden. Dagegen erwartete Herr Fuchs im Bereich des Einkaufs kaum Einsparmöglichkeiten. Auch in Zukunft will FUCHS wertorientiertes Wachstum mittels Innovations- und Spezialisierungsführerschaft schaffen und Aktionärswert generieren. Neben organischem Wachstum in den Wachstumsmärkten soll dazu auch externes Wachstum in reifen Märkten beitragen. Entscheidend für den Erfolg des Geschäftsmodells bleibt aber die Unabhängigkeit, die auch durch die beiden Aktiengattungen garantiert wird, betonte Herr Fuchs zum Ende seiner Ausführungen.

Dr. Selent erläuterte dann noch einmal kurz die wichtigsten Zahlen, da die Veröffentlichung der Halbjahreszahlen 2006 ja schon vor einigen Wochen erfolgt war. In den vergangenen zehn Jahren verzeichnete FUCHS ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 5,9 Prozent per anno. Bei der Umsatzverteilung hat sich in diesem Zeitraum der Anteil Asiens auf rund 20 Prozent verdoppelt, und dieser liegt damit schon knapp vor dem Anteil Nord- und Südamerikas. Europa hält mit rund 60 Prozent immer noch den größten Umsatzanteil.

Seit 2001 hat sich der Gewinn nach Steuern von 19,0 auf 74,2 Mio. EUR erhöht, und auch der Aktienkurs hat sich seit dieser Zeit mehr als vervierfacht. Wie Dr. Selent weiter berichtete, soll sich diese erfreuliche Entwicklung zumindest beim Gewinn auch in 2006 fortsetzen. In den letzten fünf Jahren konnte auch die EBITDA-Marge um über 3 Prozentpunkte auf 12,6 Prozent ausgedehnt werden. Im Zuge dieser positiven Entwicklung hat sich die Marktkapitalisierung von 152 auf 839 Mio. EUR verbessert und liegt aktuell bereits bei über 1 Mrd. EUR.

In den vergangenen Jahren konnte auch der FVA deutlich gesteigert werden und erreichte in 2005 einen Wert von 71,4 Mio. EUR. Als große Herausforderung gilt laut Dr. Selent aber weiterhin der Grundölpreis, der schon im letzten Jahr um 70 Prozent zugelegt hat und auch in 2006 noch einmal um 15 Prozent auf aktuell 920 US-Dollar je Tonne geklettert ist.

Im ersten Halbjahr 2006 stieg der Umsatz um 16,7 Prozent auf 671,8 Mio. EUR, was lediglich auf internes Wachstum im Zusammenspiel mit einer positiven Währungsentwicklung zurückzuführen war. Der starke Anstieg basierte auf der Preisentwicklung, aber auch auf einer Verbesserung im Produktmix, erklärte Dr. Selent. Alle Regionen konnten zu dieser erfreulichen Entwicklung beitragen, und nach dem starken Umsatzanstieg verbesserte sich auch das EBIT um 31,3 Prozent auf 75,0 Mio. EUR. Das Ergebnis nach Steuern verzeichnete sogar einen Anstieg um 41,8 Prozent auf 44,1 Mio. EUR, was einem Ergebnis je Stammaktie von 1,67 EUR und je Vorzugsaktie von 1,70 EUR entspricht.

Die Preissteigerungen auf den Beschaffungsmärkten konnten somit durch einen verbesserten Produktmix, Verkaufspreiserhöhungen und eine effizientere Kostenstruktur mehr als ausgeglichen werden. Der Free Cashflow lag nach plus 8,4 Mio. EUR im Vorjahreszeitraum nun mit minus 4,8 Mio. EUR im negativen Bereich. Nach Aussage von Dr. Selent lagen die Investitionen im ersten Halbjahr 2006 mit 10,2 Mio. EUR planmäßig um 1,6 Mio. EUR unter dem Vorjahresniveau. Aber aufgrund des Wachstums werden die Investitionen zukünftig wieder über den Abschreibungen liegen, betonte der Finanzvorstand.

Die Belegschaft sank in der ersten Hälfte des laufenden Geschäftsjahres um 113 Personen, was jedoch auf den Verkauf von FUCHS Lubricants Bangladesh zurückzuführen war. Bis zum Jahresende wird die Zahl der Beschäftigten durch den Verkauf von Lippert-Unipol erneut sinken. Im ersten Halbjahr 2006 stieg die EBIT-Marge mit 11,2 Prozent in den zweistelligen Bereich, und auch die Umsatzrendite war mit 6,6 Prozent sehr beachtlich. Für das Gesamtjahr erwartete Dr. Selent, das EBIT vor Sondereinflüssen in Höhe von 121,2 Mio. EUR zweistellig zu steigern.

Wie Dr. Selent weiter ausführte, verbesserte sich die EBIT-Marge in Europa im ersten Halbjahr 2006 auf 9,9 Prozent und in Amerika auf 16,8 Prozent, in Asien wurde in diesem Zeitraum eine EBIT-Marge von 7,6 Prozent erwirtschaftet. Da sich FUCHS in China noch stärker positioniert und dort auch Vorinvestitionen tätigt, dürfte es beim EBIT keinen besonders überproportionalen Anstieg zu vermelden geben, meinte Dr. Selent. Zum Ende verwies er noch einmal auf die Dividendenpolitik des Unternehmens, die sich äußerst aktionärsfreundlich darstellt.

Herr Kubicki machte dann anschließend Ausführungen zu Korrosionsschutzölen, Prelubes und Drycoats für die Vorbefettung von Karosserieblechen im Kaltwalzwerk. Zunächst gab er einen kurzen Überblick über die Befüllung des Hochofens, in dem das Roheisen hergestellt wird. In einem Konverter wird dann das Roheisen mit Sauerstoff versetzt, um den überflüssigen Kohlenstoffanteil zu reduzieren und Rohstahl zu erhalten. Der erhitzte Stahl wird dann in der Stranggießanlage mit Hilfe einer Brennschneidmaschine in Brammen unterteilt.

Im Warmwalzwerk werden diese Brammen durch Druck immer weiter verarbeitet, so dass am Ende nur noch Stahl mit wenigen Zentimetern Dicke vorliegt. Im Kaltwalzwerk erfolgt die Verarbeitung mit Hilfe von Beize und einer Spülung, erklärte Herr Kubicki. Wie er weiter ausführte, muss eine Behandlung der Stahloberfläche erfolgen, um den Stahl überhaupt später bei Umformungen verarbeiten zu können. Nach seiner Ansicht wird sich hierbei das neue EBT-Verfahren durchsetzen, da dies auch weniger Ölverlust nach der Behandlung der Oberfläche bedeutet.

So waren in den vergangenen Jahren riesige Fortschritte beim Korrosionsschutz zu verzeichnen. Im Jahr 1986 entwickelte FUCHS ein thixotrophes Öl zum Korrosionsschutz, das auch bessere Umformleistungen erbrachte. Mit dem im Jahr 2002 entwickelten Anticorit PL 39 SX hat FUCHS nun sogar einen neuartigen Trockenschmierstoff für die Blechumformung entwickelt. Damit ist eine Zusatzbeölung im Presswerk nicht mehr nötig, und somit bleiben auch die Arbeitsplätze zunehmend ölfrei, betonte Herr Kubicki.


Allgemeine Diskussion

Die ersten Fragen betrafen die Wettbewerbssituation in Russland und mögliche Einspareffekte bei den Vertriebs-, Verwaltungs- und F&E-Kosten. Nach Aussage von Herrn Fuchs besteht seitens der internationalen Player noch relativ geringe Konkurrenz, und die lokalen Anbieter bieten meist nur Standardprodukte an. Da sich aber schon sehr viele westliche Kunden in Russland befinden, steigt auch die Nachfrage nach Produkten von FUCHS, da hier viele Spezialitäten nachgefragt werden. Einsparungen konnte sich der Vorstandsvorsitzende, zumindest vom absoluten Niveau aus gesehen, kaum vorstellen. Bei weiter steigendem Umsatz sei aber noch eine geringere Kostenquote denkbar. Im Bereich F&E will FUCHS allerdings keine Einsparungen vornehmen, und die Vertriebskosten wachsen normalerweise einfach mit dem Geschäft mit, meinte Herr Fuchs.

Weitere Fragen betrafen mögliche Akquisitionen und deren Integration. Laut Dr. Selent wären auch größere Akquisitionen vorstellbar und aufgrund der jetzigen Finanzsituation auch problemlos zu stemmen. Allerdings ist das Entscheidende, überhaupt ein interessantes Objekt zu finden. Nach Meinung von Herrn Fuchs wäre solch eine Akquisition auch schnell zu integrieren, selbst bei einem größeren Projekt. Aber FUCHS kann auch in bestehende Standorte investieren, um die Kapazitäten zu erweitern. Hier stellen vor allem Investitionen in Deutschland kein Problem dar, da bei FUCHS die Personalkosten lediglich 15 Prozent der Kosten ausmachen, während die Rohstoffkosten einen Anteil von 58 Prozent aufweisen und hier in anderen Ländern auch keine Preisvorteile bestehen.

Ein Analyst erkundigte sich nach der weiteren Entwicklung der Verschuldung, die in den vergangenen Jahren kräftig abgebaut wurde. Laut Dr. Selent wird keineswegs der komplette Abbau der Verbindlichkeiten angestrebt, denn zu einer vernünftigen Kapitalstruktur gehöre auch Fremdkapital. Sollte keine größere Akquisition getätigt werden, könnten auch höhere Dividenden gezahlt werden.

Des Weiteren erbat ein Teilnehmer Informationen zu den geplanten Investitionen und möglichen Abschreibungen aufgrund von Impairment-Tests. Wie Dr. Selent informierte, sollen die Investitionen im Bereich von 2 bis 2,5 Prozent vom Umsatz liegen. Bei den Impairment-Tests sah Dr. Selent nichts Wesentliches, statt dessen versuche man eher, immer einen gewissen Bodensatz zu berücksichtigen und lieber etwas mehr als zu wenig abzuschreiben. Auf die Frage nach dem Umsatzanteil der größten zehn Kunden bezifferte Herr Fuchs diesen auf etwa 10 Prozent. Befragt nach dem Thema Wechselkursabhängigkeit sah Dr. Selent darin für FUCHS keine große Bedeutung, da die Gesellschaft häufig lokal ein- und auch wieder verkauft. Zudem erwartete er für die Zukunft keine großen Veränderungen an der Währungsfront.


Fazit und eigene Meinung

Die FUCHS PETROLUB AG hat sich im ersten Halbjahr 2006 wieder einmal selbst übertroffen und das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erzielt. Immerhin konnte das Ergebnis in den ersten sechs Monaten von 31,1 auf 44,1 Mio. EUR ausgeweitet werden. Damit konnte bereits zum Halbjahr ein Ergebnis je Vorzugsaktie von 1,70 EUR erreicht werden. Dieser erfreuliche Trend sollte sich auch im zweiten Halbjahr fortsetzen, so dass FUCHS zumindest bereinigt auch in 2006 wieder ein neues Rekordergebnis erzielen wird.

Wie zu vernehmen war, gibt sind auch weiterhin keine Anzeichen für ein Nachlassen der Nachfrage zu erkennen, weshalb das zweite Halbjahr 2006 zumindest auch ergebnismäßig an die ersten sechs Monate anknüpfen sollte. Dabei weist die Aktie dann noch nicht einmal ein KGV von 13 auf, und falls keine größere Akquisition ins Haus steht, können die Aktionäre in Zukunft auf noch höhere Ausschüttungen hoffen. Vor diesem Hintergrund bleibt FUCHS weiterhin ein Basisinvestment aus dem Bereich deutscher Nebenwerte.


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Veröffentlichungsdatum: 01.10.2006 - 10:26
Redakteur: tre
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