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Bilanzpressekonferenz CCR Logistics Systems AG - Ein Großauftrag im Electronics-Bereich führt den Entsorgungsspezialisten in völlig neue Dimensionen

Am 12. April 2005 präsentierte die CCR Logistics Systems AG im Rahmen einer Pressekonferenz die Zahlen des Geschäftsjahres 2004. Nach dem fulminanten Kursanstieg erhofften sich die in der Börse München versammelten Pressevertreter, darunter Matthias Wahler von GSC Research, zudem Aufschluss über die weiteren Perspektiven des Entsorgungsspezialisten in den kommenden Jahren. Der Vorstand war mit dem Vorsitzenden Achim Winter und der Finanzchefin Susanne Momberg komplett anwesend.


Bericht des Vorstands

 

 

Zu Beginn seiner Ausführungen erläuterte Herr Winter zunächst noch einmal das zumindest zum Teil doch erklärungsbedürftige Geschäftsmodell der CCR. Das Unternehmen betätigt sich demnach als Entsorgungsspezialist und entwickelt umfassende und flexible Lösungen für das Abfallmanagement der Kunden aus der Industrie, damit sich diese voll auf das Kerngeschäft konzentrieren können. Das Leistungsspektrum reicht dabei von der Beratung über gesetzliche und ökonomische Aspekte der Rücknahme bis hin zu Softwarelösungen.

 

 

 

 

Abgewickelt wird das Geschäft über sogenannte retrologistische Netzwerke, über die die Abholung organisiert und gegebenenfalls eine Zusammenstellung zu sinnvollen Größenordnungen vorgenommen wird. Neben der Bereitstellung der logistischen Netzwerke bietet die CCR ihren Kunden auch Beratung an und liefert auf Wunsch schlüsselfertige Lösungen für die Umsetzung der Altgeräteentsorgung.

 

 

 

 

Die CCR ist außer im Heimatmarkt Deutschland über Tochtergesellschaften in Spanien, England, Italien und der Schweiz vertreten. Noch in diesem Jahr ist mit der Gründung der CCR Austria GmbH die Ausweitung auf einen weiteren wichtigen Markt vorgesehen, und abhängig von der Gesetzgebung soll dann voraussichtlich im kommenden Jahr ein Tochterunternehmen in Polen gegründet werden.

 

 

 

 

Die CCR ist in vier Geschäftsbereichen aktiv. Mit Abstand am größten ist bisher mit einem Umsatzanteil von 87 Prozent das Segment Automotive, in dem die Abfallrücknahme aus den Werkstätten organisiert wird. Bei Markenbetrieben ist die CCR hier in Deutschland mit einem Marktanteil von 46 Prozent der klare Marktführer. Bei einigen Herstellern sind praktisch alle Vertragswerkstätten bei der CCR organisiert. Seit Jahren können immer neue Kunden gewonnen werden.

 

 

 

 

Im Geschäftsbereich Construction übernimmt das Unternehmen das Management von Dienstleistungen auf Großbaustellen. Dazu gehören unter anderem Leistungen wie Reinigung und Entsorgung. Zurzeit spielt dieses Geschäft allerdings noch eine sehr untergeordnete Rolle.

 

 

 

 

Erheblich an Bedeutung gewonnen hat in den letzten Jahren das Segment Industry & Commerce, das bis zum Vorjahr noch als "Facilities" bezeichnet wurde. Hier koordiniert das Unternehmen bei den Kunden aus der Industrie unter anderem die Abfallabholung von allen Standorten. Darunter fällt auch der Bereich Dosenpfand. Als großer Kunde konnte in diesem Bereich schon im Vorjahr Red Bull gewonnen werden, für den die CCR die Abholung, das Clearing und auch die Zählung und Quittierung und schließlich die Vernichtung der eingesammelten Dosen und die Weitergabe des Aluminiums an die Schmelzereien übernimmt. Ein sorgfältiges und sehr genaues Vorgehen ist hier unerlässlich. Schließlich hat auch eine Palette mit leeren Dosen angesichts des Pflichtpfands einen hohen Wert.

 

 

 

 

Seit vielen Jahren setzt der Entsorgungsspezialist außerdem auf den Bereich Electronics, in dem sich das Geschäft aufgrund einer sehr langwierigen Gesetzgebung aber immer weiter verzögerte. Jetzt endlich verpflichtet die europäische Richtlinie WEEE ab August diesen Jahres alle Hersteller, die verkauften Elektrogeräte auch wieder zurückzunehmen und zu entsorgen bzw. zu recyceln. Die Unternehmen wollen diese Aufgabe in der Regel nicht selbst übernehmen und beauftragen deshalb spezialisierte Unternehmen wie die CCR, diese Tätigkeit zu organisieren.

 

 

 

 

Wie Herr Winter weiter ausführte, ist als Meilenstein in der Entwicklung dieses Geschäftsbereichs die Gewinnung der European Recycling Plattform (ERP) als Kunde zu werten, in der sich die Hersteller Hewlett Packard, Braun, Gillette und Electrolux zusammengeschlossen haben. Dieses Bündnis kommt einem Marktanteil von 30 Prozent nahe und hat die CCR mit der Umsetzung der Richtlinie in Deutschland, Österreich, Polen und Italien beauftragt. Das Volumen dieses Auftrags wird bis 2007 auf mehr als 40 Mio. EUR jährlich geschätzt. Es werden auch noch mit weiteren potenziellen Kunden Verhandlungen geführt, ein Unternehmen dieser Größe ist aber natürlich nicht mehr dabei.

 

 

 

 

An dieser Stelle übernahm dann Frau Momberg das Wort und erläuterte die Zahlen des vergangenen Jahres, in dem die CCR mit einem Umsatzzuwachs von 11 Prozent auf 26,3 Mio. EUR zweistellig gewachsen ist und an die Erfolge vergangener Jahre anknüpfen konnte. Das einzige Jahr ohne Umsatzzuwachs war 2003, in dem konsequent nur noch margenstarke Aufträge angenommen wurden, was einen nur stagnierenden Umsatz einbrachte, sich in der Rendite aber entsprechend positiv niederschlug. Im Berichtsjahr kletterte der Rohertrag deutlich von 4,7 auf 5,6 Mio. EUR und die Marge damit von 20 auf 21 Prozent.

 

 

 

 

Erfolge konnten in den letzten Jahren auch bei der Verbesserung der Kostenstruktur erzielt werden. Nachdem bis 2001 noch kräftig im Ausland investiert wurde, werden seither nur noch dann neue Strukturen aufgebaut, wenn entsprechende Umsätze auch konkret absehbar sind. Auf diese Weise konnten die Kosten nach Aussage von Frau Momberg enorm reduziert werden. In 2004 war im Gesamtkostenblock zwar wieder ein Anstieg von 4,9 auf 5,3 Mio. EUR zu verzeichnen, dieser resultiert aber im Wesentlichen aus etwas höheren Provisionszahlungen und dem verstärkten Einkauf von Consulting-Leistungen. Die Abschreibungen von 0,7 Mio. EUR entfallen vor allem auf Firmenwerte. Mit der Umstellung der Rechnungslegung auf IFRS werden diese nach Auskunft von Frau Momberg jedoch entfallen.

 

 

 

 

Sehr erfreulich verlief die Entwicklung damit auch beim Ergebnis. Nachdem im Vorjahr der Turnaround gelungen ist, hat sich der positive Trend in 2004 fortgesetzt. Das EBITDA kletterte um 25 Prozent auf 1,04 Mio. EUR, das EBIT konnte von 0,1 auf 0,32 Mio. EUR mehr als verdreifacht werden, und der Jahresüberschuss legte von 64 TEUR auf 381 TEUR zu. Laut Frau Momberg wird sich diese positive Entwicklung auch in den kommenden Jahren fortsetzen.

 

 

 

 

Sehr positiv wertet sie auch die Entwicklung des Cashflow, der um 65 Prozent auf 0,88 Mio. EUR gesteigert werden konnte. Damit kann das operative Geschäft problemlos aus eigener Kraft finanziert werden. Aus der Bilanz griff sie die Eigenkapitalquote heraus, die von 49 auf mehr als 54 Prozent zugelegt hat.

 

 

 

 

Sehr zufrieden zeigten sich die beiden Vorstandsmitglieder mit der Entwicklung des Aktienkurses, der in den letzten Monaten eine fulminante Entwicklung hingelegt hat. Der Startschuss fiel nach einem langjährigen Mauerblümchendasein im Dezember 2004 mit dem Großauftrag der ERP, der das Potenzial der CCR verdeutlichte und die Aktie in den Fokus vieler Anleger rückte. Herr Winter selbst wollte keine Prognose über den weiteren Kursverlauf abgeben, er verwies diesbezüglich auf die Kursziele verschiedener Research-Häuser. Bei First Berlin lautet dieses beispielsweise auf 9,33 EUR. Herr Winter versprach, dass die Mitarbeiter der CCR alles tun werden, um einen solchen Zuwachs zumindest den Zahlen nach zu ermöglichen. Gleichzeitig verwies er aber auf die vielen Unwägbarkeiten insbesondere von politischer Seite, die eine Einschätzung sehr erschweren.

 

 

 

 

Für die Zukunft zeigte Herr Winter drei wichtige Wachstumsbereiche der CCR auf. Zum ersten ist das der Bereich Elektroschrott, dessen Potenzial bereits dargelegt wurde. Bis 2007 wird allein durch den Vertrag mit der ERP ein zusätzlicher Umsatz von 40 Mio. EUR erwartet. Großes Potenzial verspricht außerdem die ab Mai 2006 greifende Regelung, nach der Einwegverpackungen überall zurückgegeben werden können, was bei insgesamt 5 Milliarden Gebinden, die dann wieder untereinander ausgetauscht und verrechnet werden müssen, einen ungeheuren Datenstrom zwischen den Unternehmen zur Folge hat.

 

 

 

 

Diese Aufgabe übernimmt die CCR über die C Clearing GmbH an, die sich bislang noch komplett im Besitz der AG befindet. 40 Prozent der Anteile sollen jedoch an die englische Rexam plc veräußert werden, den weltgrößten Hersteller von Getränkedosen. Diese Gesellschaft hält nämlich 49 Prozent an einem schwedischen Unternehmen, das eben diese Aufgabe schon seit vielen Jahren auf dem dortigen Markt anbietet. Auf diese Weise kann die CCR Zugang zu dessen wichtigen Erfahrungen erlangen.

 

 

 

 

Der dritte Wachstumsbereich ist schließlich die Gewährleistung, die zurzeit nach ihren Möglichkeiten untersucht wird. Die CCR will auch in diesem Bereich als Outsourcing-Partner der Industrie einsteigen und die Gewährleistung managen. Auch hier sieht der Vorstand ein sehr spannendes Thema.

 

 

 

 

Zum Abschluss seiner Ausführungen präsentierte Herr Winter auf einem weiteren Schaubild die Unternehmen, die bisher als Kunden gewonnen werden konnten. Die Liste ist bereits ziemlich lang und reicht von einer Vielzahl von Automobilherstellern bis hin zur ERP. Weitere sollen in den nächsten Jahren noch dazukommen.


Allgemeine Aussprache

 

 

 

 

Mehrere Fragen aus der Runde betrafen die weitere Strategie des Unternehmens bei der Erschließung neuer Märkte. In seiner Antwort führte Herr Winter aus, dass Investitionen in neuen Ländern nur dann erfolgen werden, wenn die Gesetzgebung auch zeitnahe Umsätze verspricht oder am besten schon feste Verträge vorliegen. Die WEEE schreibt beispielsweise vor, dass es nationale Gesetze über die Rücknahme von Elektroschrott ab August 2005 geben soll. Viele Mitgliedsländer werden die Umsetzung aber nicht rechtzeitig schaffen, weshalb der erwartete Umsatzsprung sich nur Stück für Stück bis 2007 realisieren lassen wird.

 

 

 

 

Auf Nachfrage bezüglich der Perspektiven in Osteuropa erläuterte der Vorstand, dass zwar aus verschiedenen Regionen Anfragen vorliegen, dass aber noch keine Verträge geschlossen wurden. Wenn es dort ausreichend Kunden gibt, damit sich die Investitionen rechnen, wird die CCR auch dort aktiv werden.

 

 

 

 

Gefragt wurde weiterhin nach einer etwas konkreteren Planung für das laufende und die nächsten Jahre. Hier nannte der Vorstand bei dem Umsatz aus dem ERP-Vertrag, der bis 2007 auf 40 Mio. EUR anwachsen wird, als Zielgröße eine Umsatzrendite von 5 Prozent. In 2005 und 2006 wird abhängig von der Gesetzgebung ein entsprechender Anteil daran erreicht werden, der sich aber nicht näher beziffern lässt. Eine konkrete Prognose für das laufende Jahr wollte er deshalb auch nicht abgeben.

 

 

 

 

Einer der Teilnehmer erkundigte sich nach der Dividendenpolitik des Unternehmens. Hier verwies Herr Winter auf seine Aussage auf der letzten Hauptversammlung, dass frühestens in 2006 eine Ausschüttung vorgenommen werden soll (siehe hierzu auch den HV-Bericht von GSC Research). Diese Aussage gilt weiterhin. Bisher hätte es sich angesichts der noch sehr niedrigen Gewinne auch kaum gelohnt, eine Dividende zu zahlen.

 

 

 

 

Von Interesse war ferner der Grund für den deutlichen Anstieg der Rechts- und Beratungskosten von 264 auf 560 TEUR, die sogar weit über den Marketingkosten von 229 TEUR liegen. Herr Winter legte in diesem Zusammenhang zunächst dar, dass die CCR bei der Werbung sehr restriktiv vorgeht. Aufgrund der überschaubaren Zielgruppe würde eine breit angelegte Werbekampagne auch nichts bringen. Wie Frau Momberg dann weiter ausführte, sind die relativ hohen Rechts- und Beratungskosten beispielsweise auf den trotz der geringen Größe des Unternehmens mit fünf Tochtergesellschaften recht umfangreichen Konzernabschluss zurückzuführen. Außerdem wurde in der Vergangenheit immer wieder Lobbyarbeit in Brüssel geleistet, da die dort getroffenen Entscheidungen große Auswirkungen auf das Geschäft der CCR haben.


Fazit

 

 

 

 

Die bereits in der Aktie der CCR Logistics Systems AG engagierten Anleger können sich freuen. Innerhalb weniger Monate hat sich der Aktienkurs, nachdem er sich zuvor über Jahre nur wenig bewegt hatte, auf aktuell rund 5 EUR mehr als verdreifacht. Der Auslöser für diese fulminante Entwicklung war die Meldung über den Vertragsabschluss mit der European Recycling Plattform (ERP), aus dem bis 2007 ein zusätzlicher Umsatz von 40 Mio. EUR erwartet wird. Damit katapultiert sich der Entsorgungsspezialist, der im vergangenen Jahr erst 26 Mio. EUR erlöst hat, in völlig neue Dimensionen. Ob dieser Großauftrag aber eine solche Kursentwicklung rechtfertigt, muss sich erst noch zeigen. Eine Einschätzung ist schwierig, da konkrete Planungen insbesondere aufgrund der politischen Unwägbarkeiten kaum möglich sind, weshalb auch keine Prognose für das laufende Jahr abgegeben wurde. Zwar profitiert das Unternehmen von den strengen Umweltrichtlinien, ausschlaggebend ist aber der Zeitpunkt der Umsetzung, der sich nicht voraussagen lässt.

 

 

 

 

Wenn bis 2007 bei einem Umsatz von dann mindestens 70 Mio. EUR die angestrebte Umsatzrendite von 5 Prozent aber tatsächlich erreicht wird, würde dies zu einem Ergebnissprung führen, der das Kursniveau rechtfertigen könnte. Mögliche weitere lukrative Aufträge, unter anderem zum Dosenpfand, sind in dieser Rechnung noch gar nicht berücksichtigt, deren Volumen ließe sich aber auch kaum abschätzen. Und außerdem wird nach der Umstellung der Rechnungslegung auf IFRS auch die Firmenwertabschreibung von 0,7 Mio. EUR im Jahr wegfallen, was das Ergebnis rechnerisch noch weiter verbessern wird. Insofern bleibt festzuhalten, dass die CCR-Aktie für den langfristig denkenden Anleger auch nach dem Kurssprung noch ein interessantes Engagement darstellt, wenngleich schon viel von der Ergebnisverbesserung vorweggenommen und eine Konsolidierung mit großer Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist.


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Veröffentlichungsdatum: 15.04.2005 - 20:48
Redakteur: mwa
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