Die Hannover Rück zeigt sich mit ihrem Start in das neue Geschäftsjahr sehr zufrieden. "Wir haben mit unserem Quartalsergebnis eine gute Basis geschaffen, um unser angepeiltes Gewinnziel für 2007 - eine Eigenkapitalrendite von mindestens 15% nach Steuern - zu erreichen", erklärte der Vorstandsvorsitzende Wilhelm Zeller.
Die Kapitalbasis der Hannover Rück zeigt sich unverändert stark: Das Eigenkapital erhöhte sich gegenüber dem Stand vom 31.12.2006 um 154,6 Mio. EUR auf 3,1 Mrd. EUR und überspringt damit erstmals die Drei-Milliarden-Euro-Grenze.
Das operative Ergebnis (EBIT) zum 31.03.2007 reduzierte sich gegenüber der Vergleichsperiode um 17,2 % auf 154,2 Mio. EUR (186,3 Mio. EUR). Hintergrund hierfür ist insbesondere der Wintersturm - "Kyrill" in Europa. Das Konzernergebnis zum 31.03.2007 verbesserte sich dank einer niedrigeren Steuerlast und geringerer Minderheitsanteile am Ergebnis um 16,8 % auf 123,5 Mio. EUR (105,7 Mio. EUR). Dies entspricht einem Ergebnis je Aktie von 1,02 EUR (0,88 EUR).
Die Bruttoprämie für den Hannover Rück-Konzern ging um 9,4 % auf 2,4 Mrd. EUR (2,7 Mrd. EUR) zurück. Dabei ist insbesondere zu berücksichtigen, dass 295,0 Mio. EUR unkonsolidierte Bruttoprämie der Praetorian Financial Group, Inc. auf Grund der beabsichtigten Veräußerung nicht mehr im laufenden Geschäft ausgewiesen werden. Mit dem Vollzug der Transaktion rechnet die Gesellschaft unverändert im Laufe des 2. Quartals 2007. Ausschlaggebend für den Prämienrückgang war ferner, dass in den USA die Nachfrage nach strukturierten Deckungen immer noch gering ist und sich zudem die Clarendon Insurance Group, Inc. aus dem aktiven Geschäft weitestgehend zurückgezogen hat. Diese Effekte konnten trotz des starken Wachstums in der Personen-Rückversicherung (+ 22,8 %) nicht voll kompensiert werden. Bei konstanten Währungskursen hätte der Rückgang der Bruttoprämie 7,2 % betragen. Der Selbstbehalt erhöhte sich auf Grund niedrigerer Retrozessionen auf 84,9 % (78,1 %), sodass der Rückgang der Nettoprämie mit 3,2 % auf 1,7 Mrd. EUR (1,8 Mrd. EUR) erheblich geringer ausfiel.
Angesichts der im Dezember 2006 erfolgten Einigung über den Verkauf der Praetorian Financial Group, Inc. wird ihr Ergebnis nach Steuern - wie bereits für den Jahresabschluss 2006 - gemäß IFRS-Rechnungslegungsvorschriften innerhalb der Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung in einer separaten Zeile (Überschuss aus aufgegebenem Geschäftsbereich) aufgeführt. Um die Vergleichbarkeit mit der Vorjahresperiode zu gewährleisten, wurden die Vorjahreszahlen entsprechend angepasst.
Wie bereits angekündigt, wird sich die Hannover Rück nach der Veräußerung ihrer im US-amerikanischen Spezialgeschäft tätigen Erstversicherungstochter Praetorian ausschließlich auf ihr Kerngeschäft - die Rückversicherung - konzentrieren und ihre Berichterstattung auf die Geschäftsfelder Schaden- und Personen-Rückversicherung ausrichten. Die Finanz-Rückversicherung als Teil der Produktpalette der Schaden-Rückversicherung sowie der verbleibende Teil des Spezialgeschäfts gehen im Segment der Schaden-Rückversicherung auf.
Weitere strategische Maßnahmen waren im 1. Quartal einem zukunftsorientierten Risikomanagement gewidmet: "Wir haben mittels zweier Kapitalmarktinnovationen abermals Vorsorge getroffen, damit außergewöhnliche Großschäden unsere Kapitalbasis nicht belasten", betonte Zeller. Außerdem wurden Risiken aus einem Teilbestand von Rückversicherungsforderungen in den Kapitalmarkt transferiert und so ein potenzielles Kreditrisiko ausgeschlossen.
Im größten Geschäftsfeld, der
Schaden-Rückversicherung, ist die Marktsituation nach wie vor positiv. Obwohl die Vertragserneuerungssaison zum 01.01.2007 gezeigt hat, dass der Zenit des harten Marktes mittlerweile überschritten ist, blieb das Ratenniveau von einigen Ausnahmen abgesehen insgesamt stabil, sodass unverändert risikoadäquate Preise und Bedingungen erreicht wurden. Dort, wo es signifikante Ratenreduzierungen gab, wie beispielsweise im Luftfahrtgeschäft, kamen diese im Allgemeinen von einem immer noch recht hohen Preisniveau. Auch wenn die Ratenerhöhungen im katastrophenexponierten amerikanischen Sachgeschäft gegenüber dem unterjährigen Erneuerungstermin 01.07.2006 leicht zurückblieben, verzeichneten sie doch gegenüber dem Vorjahresniveau eine Steigerung von rund 35 %. "Ich gehe davon aus, dass die Preiserhöhungen in diesem Segment nachhaltig sein werden", betonte Zeller.
Die Nachfrage nach strukturierten Deckungen in den USA war auch im 1. Quartal 2007 erwartungsgemäß verhalten. Neue Verträge konnten jedoch in Europa und Asien abgeschlossen werden.
Das Specialty-Geschäft entwickelte sich erwartungsgemäß: Die Praetorian konnte sowohl ihr Prämienvolumen erhöhen als auch ein gutes Ergebnis erzielen. Dagegen zeichnet die Clarendon kein Neugeschäft mehr, sondern konzentriert sich auf professionelles Management und Abwicklung erloschener Programme.
Die Bruttoprämie für die gesamte Schaden-Rückversicherung ging zum 31.03.2007 gegenüber der Vergleichsperiode um 18,9 % auf 1,7 Mrd. EUR (2,1 Mrd. EUR) zurück. Bei konstanten Währungskursen, insbesondere gegenüber dem US-Dollar, hätte der Rückgang 16,9 % betragen. Auf Grund eines deutlich auf 83,8 % (75,2 %) erhöhten Selbstbehalts, der im Wesentlichen von Effekten im Specialty-Geschäft getragen war, reduzierte sich die verdiente Nettoprämie mit 13,9 % auf 1,1 Mrd. EUR (1,3 Mrd. EUR) weniger deutlich.
Der Großschadenanfall im 1. Quartal war geprägt vom Orkan "Kyrill", der Mitte Januar quer durch Europa fegte. Für die Hannover Rück bedeutet dieses Ereignis eine Netto-Schadenbelastung von knapp 160 Mio. EUR vor Steuern. "Entlastend auf die Schadensumme wirkte sich unsere ,K5'-Kapitalmarkttransaktion aus", unterstrich Zeller. Neben "Kyrill" waren ein weiterer Sturmschaden sowie ein Satellitenabsturz als Großschäden zu verzeichnen. Insgesamt beläuft sich die Netto-Großschadenbelastung auf 174,3 Mio. EUR. Dies entspricht 15,9 % der Nettoprämie in der Schaden-Rückversicherung, sodass damit der langjährige Durchschnittswert von 8 % im 1. Quartal 2007 deutlich überschritten wurde. Allerdings sind Schwankungen von Quartal zu Quartal durchaus keine Seltenheit. Die kombinierte Schaden-/
Kostenquote beträgt vor diesem Hintergrund 105,2 % (98,5 %).
Das versicherungstechnische Ergebnis reduzierte sich infolge des überdurchschnittlichen Großschadenanfalls von 2,5 Mio. EUR auf -66,2 Mio. EUR. Das operative Ergebnis (EBIT) in der Schaden-Rückversicherung reduzierte sich demzufolge um 38,1 % auf 93,3 Mio. EUR (150,8 Mio. EUR). Der Konzernüberschuss stieg auf Grund einer niedrigeren Steuerbelastung und geringerer Minderheitenanteile um 3,8 % auf 102,0 Mio. EUR (98,3 Mio. EUR). Das Ergebnis je Aktie betrug 0,85 EUR (0,82 EUR).
Das Geschäftsfeld
Personen-Rückversicherung entwickelte sich im 1. Quartal 2007 wiederum äußerst erfreulich und schloss somit nahtlos an die hohe Wachstumsdynamik des Geschäftsjahres 2006 an. Nach wie vor dient die demografische Entwicklung in den Industrieländern als Motor für die Renten- und Krankenversicherung. Wachstumsimpulse kamen ferner u. a. aus dem Bancassurance-Bereich in Europa und auch aus dem Bereich Neugeschäftsfinanzierung. "Wir sind mit unserem Produktmix breit aufgestellt und können von vielfältigen Marktnischen profitieren. Bereits heute beinhaltet unser Portefeuille nur zum geringeren Teil traditionelles Mortalitätsrisiko-Geschäft", sagte Zeller.
Die Bruttoprämie der Personen-Rückversicherung erhöhte sich zum 31.03.2007 kräftig um 22,8 % auf 744,1 Mio. EUR (605,7 Mio. EUR). Bei konstanten Währungskursen hätte das Wachstum 25,6 % betragen. Der Selbstbehalt steht mit 87,4 % auf dem Niveau der Vorjahresperiode (87,7 %). Die verdiente Nettoprämie stieg um 22,5 % auf 644,2 Mio. EUR (525,8 Mio. EUR).
"Obwohl in der Personen-Rückversicherung traditionell insbesondere das dritte und vierte Quartal die prämien- und ertragstärksten sind, entwickelte sich dieses Jahr das Ergebnis bereits zum 31. März außerordentlich erfreulich", sagte Zeller. Die Hannover Rück, die in diesem Geschäftsfeld weltweit unter dem Markennamen Hannover Life Re auftritt, erzielte ein deutlich gesteigertes operatives Ergebnis (EBIT) von 51,8 Mio. EUR (25,9 Mio. EUR). Der Konzernüberschuss konnte mit 33,9 Mio. EUR (14,0 Mio. EUR) mehr als verdoppelt werden. Damit steuert die Personen-Rückversicherung 0,28 EUR (0,12 EUR) Gewinn je Aktie zum Konzernergebnis bei.
Auch der European Embedded Value (EEV) entwickelte sich für das Geschäftsfeld Personen-Rückversicherung sehr gut. Der EEV beinhaltet eine Bewertung des Portefeuilles sowie des zugehörigen Kapitals und liefert somit die Grundlage für die Beurteilung der langfristigen Ertragslage. Zum 31.12.2006 belief sich der EEV der Hannover Life Re auf 1,5 Mrd. EUR (1,3 Mrd. EUR). Dies entspricht einem Zuwachs von 16,3 %. Der Wert des Neugeschäfts beträgt 64,2 Mio. EUR (84,7 Mio. EUR). Das operative Embedded Value-Ergebnis stieg sowohl aus Neugeschäft als auch aus Bestandsgeschäft um 65,0 % auf 185,6 Mio. EUR (112,5 Mio. EUR). Dies entspricht 14,2 % des EEV.
Sehr zufrieden zeigt sich die Hannover Rück auch mit der Entwicklung ihrer
Kapitalanlagen. Der versicherungstechnische Mittelzufluss führte gegenüber dem 31.12.2006 im Zusammenspiel mit sich kompensierenden Marktbewegungen und insbesondere einem schwächeren US-Dollar insgesamt zu einem nahezu unveränderten Bestand an selbst verwalteten Kapitalanlagen in Höhe von 19,2 Mrd. EUR. Die ordentlichen Kapitalanlageerträge ohne Depotzinsen stiegen um 4,3 % auf 195,2 Mio. EUR, nach 187,2 Mio. EUR in der Vergleichsperiode. Dies ist vor allem auf eine höhere Durchschnittsrendite in den Portefeuilles zurückzuführen. Aus dem Abgang von Kapitalanlagen fielen Gewinne in Höhe von 40,2 Mio. EUR (21,1 Mio. EUR) an; dem standen realisierte Verluste in Höhe von 11,5 Mio. EUR (13,0 Mio. EUR) gegenüber. Rückläufig waren die Depotzinsen, da sich die Depotforderungen insbesondere aus alten strukturierten Verträgen planmäßig abbauen. Dieser Effekt konnte durch den Anstieg des ordentlichen Kapitalanlageergebnisses kompensiert werden, sodass sich das Netto-Kapitalanlageergebnis gegenüber der Vergleichsperiode um 6,3 % auf 255,1 Mio. EUR (239,9 Mio. EUR) verbesserte.
Ausblick
Angesichts der sich bietenden attraktiven Marktchancen sowohl in der Schaden- wie in der Personen-Rückversicherung erwartet die Hannover Rück ein sehr gutes Ergebnis für das Gesamtjahr 2007. "Positiv wird sich darüber hinaus auswirken, dass sich aus der Reallokation des frei werdenden Risikokapitals aus der Veräußerung der US-Erstversicherungstochter Praetorian neue Gewinnsteigerungsmöglichkeiten ergeben", erklärte Zeller. Profitable Wachstumschancen bieten sich zum Beispiel durch einen höheren Selbstbehalt im immer noch profitablen Sach-Katastrophengeschäft, durch Zeichnung von zusätzlichem US-Katastrophengeschäft, in der Personen-Rückversicherung, aber auch durch die Erschließung neuer Märkte, so zum Beispiel in Zentral- und Osteuropa sowie in der islamischen Welt. "Um künftig mehr vom Gewinn des deutschen Markts für unsere Aktionäre behalten zu können, haben wir unseren Anteil an der E+S Rück, die im Konzern für das profitable Deutschlandgeschäft zuständig ist, zum 1. April 2007 um 10% auf 65,8 % erhöht", sagte Zeller.
In der
Schaden-Rückversicherung sind die Marktbedingungen unter dem Strich unverändert gut. Dies stellten die Ergebnisse der Vertragserneuerungsrunde zum 01.01.2007 unter Beweis. Die Situation im US-amerikanischen Katastrophengeschäft ist trotz der moderaten Sturmsaison 2006 weiter positiv. Selbst dort, wo Ratenrückgänge zu verzeichnen waren, wie zum Beispiel im Luftfahrtgeschäft, sind die Preise immer noch weitgehend risikoadäquat. Aber auch die Erneuerungsrunde für Japan und Südkorea zum 01.04.2007 fiel zufrieden stellend aus. In Japan konnte sich die Hannover Rück dem allgemeinen Trend widersetzen und ein Prämienplus erzielen. Dies ist umso bemerkenswerter, als das Unternehmen in Japan seine Spitzenrisiken bei Sturm- und Erdbebendeckungen reduziert hat. Ihre Aktivitäten im so genannten Kyosai-Markt, dem Geschäft mit kleineren Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit, konnte die Hannover Rück erfolgreich vertiefen. Im japanischen Haftpflichtgeschäft zeigten sich die Preise steigend bis stabil, sodass das Unternehmen sein Portefeuille ausgeweitet hat.
"Trotz des momentan fast überall vorteilhaften Marktumfelds verlieren wir auch die Märkte der Zukunft nicht aus dem Auge. Angesichts des enormen Wachstumspotenzials auf dem weltweiten islamischen Versicherungsmarkt verfolgen wir über unsere neu gegründete Tochtergesellschaft in Bahrain die Ausweitung der schariakonformen Rückversicherung", betonte Zeller. "Hannover ReTakaful hatte einen guten Start und hat unsere Erwartungen erfüllt."
Bei den strukturierten Produkten geht die Hannover Rück insbesondere in Europa und Asien von einer weiter wachsenden Nachfrage aus.
Insgesamt dürfte sich das Netto-Prämienvolumen für die gesamte
Schaden-Rückversicherung auf Vorjahresniveau bewegen. Vorausgesetzt die Großschadenbelastung für das gesamte Jahr bleibt im Rahmen des Erwartungswertes von rund 8 % der Nettoprämie, ist von einem sehr guten Gewinnbeitrag auszugehen.
Die sich in der
Personen-Rückversicherung bietenden Marktchancen sollten ein zweistelliges organisches Prämienwachstum und eine ebensolche Steigerung des Ergebnisses möglich machen. Wachstumsimpulse werden aus den europäischen, aber auch aus verschiedenen asiatischen Märkten sowie aus Südafrika erwartet. Auch Pilotprojekte im US-amerikanischen Markt, durch ein systemgestütztes Underwriting Wachstumsmöglichkeiten für alternative Vertriebswege zu erschließen, zeigen Erfolge. Es ist daher davon auszugehen, dass der Vertrieb einfacher, transparenter Lebensversicherungsprodukte neue Wachstumsimpulse im US-Lebensmarkt freisetzt.
Bei den
Kapitalanlagen dürften der zu erwartende positive Mittelzufluss sowie der voraussichtlich im 2. Quartal zufließende Erlös aus der Veräußerung der Praetorian im Jahresverlauf einen Anstieg des Kapitalanlagevolumens bewirken. In einem normalen Marktumfeld sollten die Erträge aus selbst verwalteten Kapitalanlagen weiter zulegen können.
Angesichts der dargestellten Entwicklung geht die Hannover Rück von einem sehr guten Ergebnis für das
Gesamtjahr 2007 aus. "Unter der Prämisse, dass sich die Großschadenbelastung im Rahmen des Erwartungswertes bewegt und es zu keinen negativen Bewegungen auf den Kapitalmärkten kommt, gehen wir davon aus, eine Eigenkapitalrendite von mindestens 15 Prozent und einen Konzernüberschuss über dem des Vorjahres zu erreichen", sagte Zeller. Als Dividende sieht das Unternehmen unverändert eine Ausschüttungsquote von 35 % bis 40 % des Konzernüberschusses vor.
Veröffentlichungsdatum:
03.05.2007
-
08:25
Redakteur:
rpu