Am 23. April 2004 lud die FUCHS PETROLUB AG nach Frankfurt in die Villa Bonn zur DVFA-Analystenkonferenz für das Geschäftsjahr 2003 ein. Unter den gut 20 anwesenden Analysten befand sich auch ein Vertreter von GSC Research. Der Vorstand, vertreten durch seinen Vorsitzenden Stefan Fuchs, den Finanzvorstand Dr. Alexander Selent und das für Nord- und Südamerika zuständige Vorstandsmitglied Frank Kleinman, nutzte die Gelegenheit, um zum wiederholten Mal ein Rekordergebnis des führenden unabhängigen Schmierstoffherstellers der Welt zu präsentieren.
Bericht des Vorstands
Herr Fuchs gab zunächst einen kurzen Überblick über die FUCHS PETROLUB AG. Die bereits 1931 gegründete Gesellschaft verfügt über ein umfassendes Produktsortiment und ein breit gefächertes Kundenportfolio. Nach einer aktuellen Erhebung gibt es 9.230 Aktionäre, und 30 Prozent des Kapitals liegen im Ausland.
Mit einem Umsatz von 1,04 Mrd. EUR wurde sowohl die Innovations- als auch die Spezialisierungsführerschaft erreicht. 62 Prozent des Umsatzs werden in Europa erzielt. Erstmals in 2003 ist Asien mit 19,4 Prozent zur zweitstärksten Region vor Amerika mit 19,1 Prozent aufgerückt.
In Europa sank der Umsatz in 2003 von 717,2 Mio. EUR auf 694,4 Mio. EUR. Ausschlaggebend für den Umsatzrückgang war überwiegend die Abwertung des britischen Pfund, in welchem rund 12 Prozent der weltweiten Umsätze abgerechnet werden. Trotz dieses Rückgangs konnten das EBIT von 44,9 Mio. EUR auf 53,9 Mio. EUR und die EBIT-Marge von 6,3 Prozent auf 7,8 Prozent gesteigert werden.
In Amerika sank der Umsatz von 216,7 Mio. auf 192,7 Mio. EUR in Reaktion auf einen von 0,95 auf 1,13 US-Dollar/Euro gesunkenen US-Dollar. Das EBIT verringerte sich leicht unterdurchschnittlich von 25,6 Mio. EUR auf 22,9 Mio. EUR, was einer leicht gestiegenen Marge von 11,9 Prozent entspricht. Wie Herr Fuchs betonte, konnte auf Dollarbasis gerechnet das Ergebnis gesteigert werden, und das Geschäft läuft weiterhin gut.
In Asien inklusive Afrika wurde der Umsatz deutlich von 147,8 Mio. EUR auf 174,8 Mio. EUR gesteigert. Das EBIT sank jedoch von 9,6 Mio. EUR auf 5,1 Mio. EUR. Ursächlich hierfür waren neben Währungsverschiebungen Firmenwertabschreibungen in Höhe von 4 Mio. EUR bei einer saudi-arabischen Beteiligung. In China wurde die ausstehende Beteiligung an einem Joint Venture aufgekauft, so dass dort nun mit drei 100prozentigen Töchtern operiert wird.
Im internationalen Wettbewerbsumfeld sieht sich FUCHS in einer einzigartigen Marktstellung zwischen den Mineralölkonzernen und kleinen unabhängigen Spezialisten. In der Weltrangliste der größten Schmierstoffhersteller befindet sich FUCHS auf Platz acht, wobei die vorderen Plätze ausschließlich von den großen Mineralölkonzernen belegt werden. Unter den "Unabhängigen" nimmt FUCHS als Einziger mit einem kompletten Produktprogramm aus Metallbearbeitungsflüssigkeiten, Fetten, KfZ-Ölen und Spezialitäten eine klare Führungsposition vor dem zweitgrößten Wettbewerber mit 375 Mio. EUR Umsatz ein.
Wettbewerbsvorteile sieht der Vorstandsvorsitzende im Vergleich zu den Mineralölkonzernen in der ausschließlichen Fokussierung auf Schmierstoffe und im Vergleich zu den unabhängigen Wettbewerbern in dem Vorteil der Größe, der Ressourcen und der globalen Präsenz. Dabei setzt FUCHS in gesättigten Märkten auf internes und externes Wachstum und in neu entstehenden Märkten wie z. Bsp. in China auf internes Wachstum.
Zu den langfristigen strategischen Zielen zählt Herr Fuchs die Erhöhung des Unternehmenswerts, gemessen an der Gesamtkapitalrendite und dem Börsenkurs, weitere Gewinn- und Ertragssteigerungen, die Generierung von freiem Cashflow sowie die Bewahrung der Unabhängigkeit, da diese für das Geschäftsmodell entscheidend ist.
Im Folgenden ging Dr. Selent vertiefend auf den Konzernabschluss 2003 und den Ausblick ein. Vor dem Hintergrund der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung haben sich Profitabilität und Bilanzstruktur deutlich verbessert. Der Jahresüberschuss stieg um 28,5 Prozent auf 30,9 Mio. EUR und der freie Cashflow um 62 Prozent auf 77,6 Mio. Euro (48,0 Mio Euro Vorjahr). Die Eigenkapitalquote verbesserte sich um 5,5 Prozentpunkte auf 21,7 Prozent. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass die Eigenkapitalquote 2001 durch die Umstellung auf IAS auf 16 Prozent abgesunken waren, da die Genussrechte den Verbindlichkeiten zugerechnet wurden. Die Finanzverbindlichkeiten inklusive 51 Mio. EUR an Genussrechten wurden in 2003 um 24,8 Prozent auf 239,3 Mio. EUR reduziert.
Der Umsatzrückgang von 1,065 Mrd. EUR auf 1,041 Mrd. EUR setzt sich aus 39,9 Mio. EUR internem Wachstum, 4,2 Mio. EUR externem Wachstum und währungkursbedingt einem Minus von 67,9 Mio. EUR zusammen. Währungseffekte haben in allen drei Regionen, aber insbesondere in Amerika belastet. Das interne Wachstum stammt zu zwei Dritteln aus Asien und einem Drittel aus Amerika.
Die von 8,5 Prozent auf 9 Prozent erhöhte operative Marge sieht Dr. Selent als Ausdruck der Konzentration auf margenstarke Produkte. Das EBIT im Konzern stieg von 70 Mio. EUR auf 75,1 Mio. EUR und das Ergebnis nach Steuern von 24,1 Mio. EUR auf 30,9 Mio. EUR. Dies entspricht 4,03 EUR je Stammaktie bzw. 4,21 EUR je Vorzugsaktie.
Die Investitionen lagen 2003 bei 18,7 Mio. EUR und damit, wie schon im Vorjahr, unter den Abschreibungen in Höhe von 27,2 Mio. EUR. Für 2004 budgetiert der Finanzvorstand Investitionen von 23 Mio. EUR. Ein Investitionsstau ist nicht zu verzeichnen, vielmehr ermöglichen moderne Werke ein reduziertes Volumen an Investitionen in Sachanlagen.
Im ersten Quartal 2004 gelang die Fortsetzung der guten Vorjahresentwicklung. Der Umsatz stieg um 1,3 Prozent auf 266,9 Mio. EUR, worin 5,5 Prozent an internem Wachstum enthalten sind, minus 0,1 Prozent an externem Wachstum und minus 4,1 Prozent an Wechselkurseffekten. Der Rohertrag konnte um 2,4 Prozent auf 120,8 Mio. EUR gesteigert werden. Für das Gesamtjahr wird beim Umsatz ein Wachstum im einstelligen Prozentbereich, aber abhängig von der Wechselkursentwicklung gesehen. Der Jahresüberschuss kann aufgrund eines deutlich verbesserten Finanzergebnisses wegen der reduzierten Verbindlichkeiten zweistellig zulegen.
Der Hauptversammlung am 9. Juni 2004 schlägt der Vorstand eine um 0,10 EUR auf 1,56 EUR für die Stammaktien und auf 1,73 EUR für die Vorzugsaktien erhöhte Dividende vor. Damit wurde die Dividende in den letzten elf Jahren um 7,36 Prozent p.a. gesteigert, beendete Dr. Selent seine Ausführungen.
Allgemeine Diskussion
Die erste Frage drehte sich um die enttäuschende Entwicklung bei der Beteiligung Lippert-Unipol und um den in der Vergangenheit signalisierten Veräußerungswunsch. In seiner Antwort stellte Herr Fuchs stellte, dass Lippert tatsächlich keine große Freude bereitet, dass es sich hierbei aber nur um 2,5 Prozent des Konzernumsatzes handelt. Der Vorstand prüft weiter, ob und gegebenenfalls wie sich FUCHS PETROLUB AG dort langsam zurückziehen kann. Bilanzielle Vorsorge ist bereits getroffen, nachdem in der AG-Bilanz eine komplette Abschreibung erfolgte und das Nettovermögen in der Konzernbilanz rund 1 Mio. EUR beträgt.
Eine weitere Frage bezog sich auf den gesunkenen Personalaufwand bei gleichzeitig mehr Mitarbeitern. Ursächlich hierfür sind die Reduzierung von vergleichsweise teuren Arbeitsplätzen in Europa und der Aufbau von Arbeitsplätzen in Asien mit niedrigeren Personalkosten sowie Währungseffekte. Zum Vergleich nannte der Vorstandsvorsitzende einen Personalkostenanteil von über 20 Prozent in Deutschland und von rund 6 Prozent in China.
Im Zusammenhang mit den Pensionsrückstellungen konnte sich ein Teilnehmer eine durchaus stärkere Absenkung des Abzinsungsfaktors als nur von 5,75 Prozent auf 5,5 Prozent vorstellen. Herr Fuchs sieht die Absenkung als Annäherung an das Zinsniveau, man müsse aber auch berücksichtigen, dass mit den Rückstellungen verschiedene Länder und Währungen umfasst werden. Voraussichtlich werde es in 2004 eine weitere Anpassung geben.
Eine Frage nach dem zukünftigen Marktwachstum für Schmierstoffe in den drei Regionen beantwortete Dr. Selent, bezogen auf das Volumen, mit minus 0,9 Prozent in Europa, minus 3 Prozent in Amerika und minus 1 Prozent im Rest der Welt. Für die FUCHS AG wird mit einem Volumenwachstum von 1 Prozent gerechnet. Angesichts der reduzierten Investitionen wurde auch nach der langfristig angestrebten Investitionsquote gefragt. Diese wurde von Dr. Selent mit 2 bis 2,5 Prozent angegeben.
Ein weiterer Fragenkomplex bezog sich auf die Entwicklung in China. Dr. Selent gab den Umsatz dort mit 50 Mio. EUR an, wobei 50 Prozent davon im OEM-Geschäft erzielt werden und jeweils 25 Prozent im Retail- und Industriegeschäft. Besonders wachstumsträchtig ist das Industriegeschäft mit über 100 Prozent, allerdings ausgehend von einer niedrigen Basis.
Herr Fuchs sieht insbesondere Potenzial in Bereichen, in denen besondere Expertise gefragt ist, wie z. B. Mining und Übertagebergbau. Dort ist FUCHS bisher in China überhaupt nicht aktiv. Angesichts von Marktanteilen zwischen 70 und 100 Prozent im Bergbau in den USA, in Großbritannien, Australien und Polen bestehen hier erhebliche Chancen. Zu beachten ist auch, dass nach China in erster Linie High-Tech-Produkte fließen und dass mit diesen dann auch Produkte von FUCHS ins Land kommen.
In den letzten fünf Jahren ist FUCHS in China um 37 Prozent p.a. gewachsen, für die Zukunft budgetiert Dr. Selent 20 Prozent p.a., wobei es dann meist mehr gibt. Bezüglich des chinesischen Renminbi wird eher eine Aufwertung gesehen. Dies hätte für FUCHS durchaus auch positive Effekte, da einige Produkte aus Europa eingeführt werden müssen.
Gefragt nach der zukünftigen Ausschüttungsquote erklärte Dr. Selent, dass er sich eine Senkung der Dividende nicht vorstellen kann. Auch zukünftig soll die Ausschüttung gewinnbezogen erfolgen, so dass für 2004 mit einer Ausschüttungsquote nicht unter 43 Prozent gerechnet werden kann.
Fazit und eigene Meinung
Wiederholte Rekordergebnisse und Dividendenanhebungen, ergänzt um einen sehr positiven Ausblick, ergeben bei FUCHS PETROLUB auch nach dem deutlichen Kursanstieg noch immer ein attraktives KGV. Es spricht nichts dagegen, dass das geplante Gewinnwachstum auch erreicht wird und dass der Kurs mindestens mit der gleichen Rate steigt. Etwas unschön ist nur die niedrige Eigenkapitalquote, dank des hohen Free Cashflow wird sich dies aber von Jahr zu Jahr verbessern und kann auch dem Kurs zusätzliches Potenzial verleihen.
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