Im Rahmen einer Bilanzpressekonferenz, zu der sich auch Mattias Wahler von GSC Research einfand, präsentierte die Marseille-Kliniken AG am 21.10.2005 in Berlin die Ergebnisse des Geschäftsjahres 2004/2005. Der Vorstandsvorsitzende Axel Hölzer konnte von einem erfolgreichen Verlauf berichten und zeigte sich auch in seinem Ausblick optimistisch.
Bericht des Vorstands
Zu Beginn seiner Ausführungen stellte der Vorstandschef dar, was er als Mission der Marseille-Kliniken AG (MKAG) ansieht. Dieses ist, alten Menschen den letzten Lebensabschnitt so angenehm wie möglich zu gestalten. Herr Hölzer sieht das Unternehmen dabei gewissermaßen als Pionier, weil die Führung der MKAG in sozialem und gleichzeitig wirtschaftlichem Handeln keinen Widerspruch, sondern im Gegenteil die Voraussetzung für nachhaltiges Wachstum sieht.
Das Geschäftsjahr 2004/2005 war nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden erneut geprägt von der sehr unterschiedlichen Entwicklung der Geschäftsfelder Altenpflege und Rehabilitation. Während sich ersteres weiterhin positiv entwickelte, litt letzteres unter der immer noch schlechten Auslastung und schrieb Verluste. Es wurden aber, wie Herr Hölzer bereits im Vorgriff auf den späteren Ausblick mitteilte, entsprechende Maßnahmen eingeleitet, die sich in den nächsten Jahren auszahlen werden.
Ein Meilenstein des Berichtsjahres war laut Herrn Hölzer im Dezember 2004 der Abschluss eines Sale-and-lease-back-Vertrags mit der GE Commerce Finance, an die ein Teil der Bestandsimmobilien verkauft und gleichzeitig für 25 Jahre zurückgepachtet wurde. Die Einrichtungen sind nun zur Hälfte angepachtet und zur Hälfte im Eigenbesitz, womit die MKAG dem Ziel, ein Verhältnis von 30 Prozent eigenen zu 70 Prozent gepachteten Immobilien wieder ein Stück näher gekommen ist und zugleich finanzieller Spielraum für zusätzliche Investitionen geschaffen wurde. Wie Herr Hölzer weiter mitteilte, sind die Verhandlungen über ein weiteres Sale-and-lease-back-Geschäft mit einem ausländischen Investor bereits weit fortgeschritten.
Herr Hölzer kam dann zu den Zahlen des Berichtsjahres. Demnach konnte der Umsatz in diesem Zeitraum leicht von 200,1 auf 201,4 Mio. EUR ausgebaut werden. Zurückzuführen ist dies ausschließlich auf den Pflegebereich, in dem die Erlöse um 2,5 Prozent auf 150,7 Mio. EUR ausgeweitet wurden, während die Rehabilitation um weitere 4,5 Prozent auf 50,7 Mio. EUR nachgab und nur noch knapp ein Viertel zu den Gesamtumsätzen beiträgt.
Dennoch konnte der Verlust in der Rehabilitation von 4 auf 3,6 Mio. EUR reduziert werden, während sich das Ergebnis in der Pflege aufgrund von Anlaufverlusten in den neuen Einrichtungen auf 11,2 (11,5) Mio. EUR leicht rückläufig entwickelte. In der Summe konnte das letztmals nach HGB ermittelte DVFA-Ergebnis damit um 0,1 auf 7,6 Mio. EUR ausgebaut werden. Nach IFRS fiel der Zuwachs mit 1 Mio. auf 8,9 Mio. EUR deutlich stärker aus. Pro Aktie entspricht dies 0,73 EUR nach 0,65 EUR im Vorjahr.
Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit konnte den weiteren Ausführungen von Herrn Hölzer zufolge mit einem Swing von minus 8,8 auf plus 8,8 Mio. EUR noch weitaus stärker verbessert werden. Dies rührt zum einen aus dem Wegfall der belastenden Sondereffekte des Vorjahres her (siehe hierzu auch den HV-Bericht von GSC Research), aber auch aus dem Ergebnis von 3,6 Mio. EUR aus der GE-Transaktion und einer operativen Ergebnisverbesserung von 2 Mio. EUR. Der Jahresergebnis verbesserte sich von minus 12,9 auf plus 4,7 Mio. EUR.
Als nach seiner Meinung aussagekräftigste Ergebnisgröße führte der Vorstandsvorsitzende wie in den Vorjahren das EBITDAR an, bei dem neben Steuern, Zinsen und Abschreibungen auch Mieten und Leasingaufwendungen herausgerechnet sind. Auf dieser Basis hat sich das Ergebnis um 4,4 auf 57,8 Mio. EUR verbessert. Mit einer Marge von 28,7 Prozent liegt die MKAG damit trotz der Verluste im Reha-Bereich nach wie vor in der Spitzengruppe der internationalen Peer Group. Die Bankschulden konnten durch das erfolgreiche Sale-and-lease-back-Geschäft deutlich um fast 20 auf 205 Mio. EUR gesenkt werden, womit sich die Eigenkapitalquote von 17,6 auf 18,2 Prozent verbesserte. Nach dem ersten Quartal des laufenden Jahres liegt diese sogar bei 22 Prozent.
Als Erfolg wertete der Vorstandsvorsitzende den erreichten Ergebniszuwachs insbesondere deshalb, weil dieser trotz einer von 90 auf 87,5 Prozent rückläufigen Belegungsquote erzielt werden konnte. Der Rückgang resultierte, wie Herr Hölzer betonte, ausschließlich aus Umbaumaßnahmen und der Eröffnung einiger neuer Einrichtungen, die in der Anlaufphase naturgemäß noch nicht voll genutzt werden können. Die Belegquote der Bestandsimmobilien lag mit 94,3 Prozent hingegen auf Vorjahresniveau. Zuversichtlich stimmt auch, dass die Auslastung in der Rehabilitation über die Quartale von 75,6 auf 78,9 Prozent gesteigert werden konnte.
In der Pflege wurden im Berichtsjahr zwei neue Einrichtungen in Dresden und Henningsdorf bei Berlin und im laufenden Jahr zwei weitere in Düsseldorf und Hamburg eröffnet. Außerdem wurden zu günstigen Konditionen zwei Immobilien in Berlin und Potsdam erworben, die nun in Einrichtungen für betreutes Wohnen umgewandelt werden sollen. Dem Wunsch vieler alter Menschen nach möglichst großer Eigenständigkeit und gleichzeitig der Möglichkeit, im Bedarfsfall auf schnelle Hilfe zurückgreifen zu können, soll damit Rechnung getragen werden.
Wie Herr Hölzer weiter ausführte, ist nun im laufenden Jahr die Eröffnung zweier Senioren-Wohnparks in Hamburg und Düsseldorf vorgesehen, mit denen sich die Zahl der Pflegeeinrichtungen auf 52 erhöht und die Bettenkapazität auf knapp 7.100 steigt. Ausgewählt wurden diese beiden Standorte, da dort die nötige Kaufkraft für ein entsprechendes Projekt vorhanden ist.
Gebessert hat sich die Lage auch im Reha-Bereich. Nach Aussage von Herrn Hölzer haben im letzten Jahr nur noch drei Kliniken Verluste geschrieben, und nur noch bei einer war dies auf strukturelle Probleme zurückzuführen. Zwei Einrichtungen wurden geschlossen und langfristig an einen Betreiber vermietet. Das verbleibende Klinik-Portfolio an acht Standorten sieht der Vorstandsovrsitzende nun solide aufgestellt, so dass in naher Zukunft der Turnaround zu erwarten ist.
Für die nächsten Jahre strebt Herr Hölzer ein stetiges, ruhiges Wachstum an. Beibehalten wird das Ziel, die Bettenzahl in der Gruppe bis Ende 2008 auf 12.000 auszuweiten. Zum Bilanzstichtag standen in den 49 Senioren-Wohnparks 5.901 (Vj.: 5.740) und in den 11 Reha-Kliniken 1.676 (1.772) Betten zur Verfügung, im laufenden Jahr wurden bereits 1.100 neue Betten vertraglich gesichert.
Erreicht werden soll dieser Zuwachs zum einen über die Anpachtung weiterer Objekte, um auch auf diesem Weg den Anteil der eigenen Immobilien zu reduzieren. Zweitens sollen nach sorgfältiger Auswahl auch Bestandsobjekte übernommen werden, was sich laut Herrn Hölzer aber oftmals als recht schwierig darstellt. Waren die Einrichtungen zuvor in öffentlicher Hand, muss in diesem Fall in der Regel zunächst der Personalkostenanteil erheblich reduziert werden, bevor ein betriebswirtschaftlich sinnvolles Arbeiten möglich ist. Drittens soll auch das Konzept des Betreuten Wohnens weiter ausgebaut werden.
Für das laufende Jahr geht der Vorstandschef von einem überdurchschnittlichen Wachstum aus. Die vollständige Integration der Anlaufeinrichtungen und die Erschließung weiterer Standorte werden im Pflegebereich zu einem deutlichen Umsatzanstieg auf 180 Mio. EUR führen. Als mittelfristiges Ziel nannte Herr Hölzer das Erreichen einer Auslastungsquote von 95 Prozent, einer Eigenkapitalquote von mehr als 30 Prozent und einer Eigenkapitalrentabilität von 15 Prozent.
Zufrieden zeigte sich der Vorstandsvorsitzende auch mit der Entwicklung des Aktienkurses. In diesem Zusammenhang erinnerte er daran, dass das Papier im Jahr 2002 im Tief bei nur noch wenig mehr als 3 EUR notierte und dass sich der Kurs seither mehr als verdreifacht hat. Rückenwind gab es in den letzten Monaten durch das verstärkte Interesse institutioneller Anleger an Gesundheitsaktien, von dem auch die anderen Werte der Branche profitiert haben. An dieser Stelle verwies Herr Hölzer auf das Anlageurteil der Analysten, die die Aktie der MKAG auch nach dem Anstieg weiterhin auf Kaufen stehen haben.
Allgemeine Aussprache
Einer der Teilnehmer fragte zunächst nach weiteren Details zum Reha-Bereich. Dabei interessierte ihn, wann denn nun auch in diesem Segment endlich schwarze Zahlen geschrieben werden sollen und wie es mit den Planungen bezüglich des Verkaufs dieses Geschäfts aussieht, von denen heute keine Rede mehr war.
Nach Auskunft des Vorstandsvorsitzenden wird wohl auch im laufenden Jahr nochmals ein kleiner Verlust in der Rehabilitation anfallen, im Geschäftsjahr 2006/2007 werden dann aber schwarze Zahlen erwartet. Ein Verkauf der Sparte ist derzeit nicht vorgesehen, aber auch eine Expansion ist nicht angedacht. Erst einmal soll jetzt erreicht werden, dass dieser Bereich das Ergebnis nicht mehr belastet, danach stehen dann alle Möglichkeiten offen. In diesem Kontext wies Herr Hölzer auf die strukturellen Veränderungen hin, die in dieser Branche zurzeit stattfinden. "Es ist zu einfach, zu sagen, die Pflege ist gut und die Rehabilitation schlecht", betonte er. In der Reha kommt es nach seiner Aussage ganz besonders auf die Wahl der richtigen Region und Indikation an.
Weiterhin fragte der Pressevertreter nach einem konkreteren Ausblick auf das laufende Jahr. Diesbezüglich verwies der Vorstandsvorsitzende auf seine Aussage, wonach der Umsatz in der Pflege in den kommenden Jahren um 30 Mio. EUR oder rund 20 Prozent deutlich ansteigen wird. Auch wenn die Erlöse im Segment Rehabilitation unverändert bleiben, bedeutet dies für das gesamte Unternehmen einen Wachstumssprung auf rund 230 Mio. EUR. Erreicht werden soll dieses Ziel zum einen durch die Ausweitung der Bettenzahl und außerdem über eine Erhöhung der Auslastung auf 95 Prozent.
Da die Kosten nur proportional ansteigen, wird sich das Ergebnis in gleichem Maße erhöhen. Bei der derzeitigen Rendite würde dies im Pflegebereich einen um rund 2,5 Mio. EUR höheren Gewinn bedeuten, zusätzlich wird die Belastung aus dem Reha-Bereich wegfallen. "Das ist das Potenzial", so der Vorstandsvorsitzende. Wie viel davon schon im laufenden Jahr realisiert werden kann, darauf wollte er sich nicht festlegen, das Potenzial soll aber so schnell wie möglich gehoben werden. Den Anteil dieses Jahres schätzte Herr Hölzer auf rund ein Drittel, bis Ende nächsten Jahres soll das Ziel dann komplett realisiert sein. Auf Nachfrage bestätigte er, dass das Ergebnis nach IFRS im laufenden Jahr 10 nach 8,9 Mio. EUR erreichen sollte.
Ferner erkundigte sich der Fragesteller nach den Auswirkungen des angekündigten zweiten Sale-and-lease-back-Geschäfts, das offenbar zeitnah bevorsteht. Nach Auskunft des Vorstandsvorsitzenden wird durch diesen neuen Deal das Ziel einer Eigenkapitalquote von 30 Prozent in greifbare Nähe rücken. Auch mit dem derzeitigen Stand von 22 Prozent zeigte er sich aber bereits zufrieden. Das Rating des Unternehmens wird durch diese Maßnahme, wie er auf Nachfrage anfügte, vielleicht etwas angehoben werden. Zurzeit liegt es bei Standard & Poors bei BB-. Den Status Investmentgrade hält Herr Hölzer jedoch kaum für erreichbar, dafür sind die Verbindlichkeiten gegenüber den Banken oder alternativ aus Mieten aufgrund der Geschäftsstruktur einfach zu groß.
Von Interesse war ferner, inwieweit die Familie Marseille sich nach dem starken Kursanstieg von ihren Aktien trennen will. Verwiesen wurde dabei auf den Wettbewerber Curanum, bei dem die Großaktionäre ihre Anteile verkauft haben. Seine Antwort formulierte Herr Hölzer so, dass er einem Investor den Verkauf seiner Anteile nicht empfehlen würde, solange nicht das Immobilienportfolio optimiert ist und der Reha-Bereich schwarze Zahlen schreibt. Beides sollte in zwei Jahren realisiert sein. Im Vergleich zu den Wettbewerbern ist die Aktie der MKAG schließlich immer noch schlechter bewertet, was seiner Meinung nach wohl an den Problemen im Reha-Bereich liegt. Dieser Abschlag müsste dann aufgeholt werden.
Hinsichtlich der Pläne bezüglich der internationalen Expansion äußerte sich Herr Hölzer zurückhaltend. Er bestätigte zwar, dass es einige interessante Märkte gibt, in denen sich ein Engagement lohnen könnte. Allerdings müsste dort sofort eine gewisse Größenordnung erreicht werden, sonst würde sich der Aufwand nicht lohnen. Schließlich müsse man sich intensiv mit dem Markt und der Mentalität der Leute auseinandersetzen, ein solcher Schritt wolle deshalb wohl überlegt sein. Zudem gibt der deutsche Markt nach Überzeugung von Herrn Hölzer derzeit genug her, so dass kein Zwang zur Internationalisierung besteht.
Ein Teilnehmer erkundigte sich dann noch nach den Dividendenplänen. Wie Herr Hölzer diesbezüglich ausführte, sollen jetzt erst einmal die Eigenkapitalziele Vorrang haben. "So unattraktiv ist unsere Dividende ja nicht", meinte er. Außerdem ist die im Unternehmen erwirtschaftete Rendite recht hoch. Auf eine konkrete Aussage zur Höhe der künftigen Dividende wollte er sich nicht festlegen.
Fazit
Auch im Geschäftsjahr 2004/2005 zeigt sich bei der Marseille-Kliniken AG das gleiche Bild wie in den Vorjahren: Während sich der Pflegebereich positiv entwickelt und eine schöne Rendite erwirtschaftet, werden in der Rehabilitation Verluste geschrieben. Zumindest konnten diese aber deutlich reduziert werden, und für das kommende Jahr werden dann auch in diesem Segment endlich schwarze Zahlen erwartet. Zugleich wird in der Pflege nach der vollen Inbetriebnahme der neuen Standorte mit einem deutlichen Umsatz- und Ergebnisanstieg gerechnet, und hinzu kommt die fortschreitende Optimierung des Immobilienbestands.
Alles zusammengenommen dürfte der Gewinn der Marseille-Kliniken AG spätestens im Geschäftsjahr 2006/2007 deutlich ansteigen. Damit wäre die Aktie auch nach dem Anstieg der letzten Monate, insbesondere im Vergleich zu einigen Wettbewerbern, die noch weit stärker zugelegt haben, immer noch recht günstig bewertet.
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