Die in den Geschäftsfeldern CAD/CAM tätige Mensch und Maschine Software AG (MuM) lud am 16. Februar 2005 interessierte Anleger und Analysten zu einer Investorenkonferenz in die Räumlichkeiten von GSC Research nach Düsseldorf ein. Alexander Langhorst, Analyst bei der GSC Research GmbH, begrüßte die erschienenen Investoren und Analysten und erteilte dann das Wort dem Vorstandsvorsitzenden und Unternehmensgründer Adi Drotleff.
Bericht des Vorstands
Nach der Begrüßung des Auditoriums berichtete Herr Drotleff zunächst über die bisherige Unternehmensgeschichte sowie das von der Mensch und Maschine Software AG verfolgte Geschäftsmodell. Die Gesellschaft geht auf eine Gründung einer sogenannten Ein-Mann-GmbH im Jahre 1984 zurück und ist somit seit 21 Jahren erfolgreich am Markt tätig. Seit der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft ist das Unternehmen seit dem Jahr 1997 auch an der Börse notiert. Damals war die Mensch und Maschine Software AG das achte Unternehmen, welches im Neuen Markt gehandelt wurde, inzwischen wird die Aktie im Prime Standard der Deutschen Börse notiert.
Wichtigste Assets der Gesellschaft sind nach Einschätzung des Vorstandsvorsitzenden die Mitarbeiter des Unternehmens sowie die seit Jahren gewachsene Firmenkultur. Die Mitarbeiter werden gemäß der Firmenphilosophie als Mitunternehmer angesehen und danken dies mit einer sehr geringen Fluktuationsrate und einem äußerst niedrigen Krankenstand von unter 1 Prozent. Im Vergleich hierzu liegt die durchschnittliche Quote in Deutschland im Bereich von etwa 4 Prozent. Sehr wichtig für den dauerhaften geschäftlichen Erfolg ist nach Einschätzung des Vorstands das über viele Jahre gewachsene, sehr erfahrene Führungsteam, welches größtenteils bereits seit über zehn Jahren im Unternehmen tätig ist und eine starke zweite und dritte Führungsebene bildet. Die Entscheidungsstrukturen innerhalb der Unternehmensgruppe sind sehr dezentral ausgerichtet.
Die Mensch und Maschine Software AG ist laut Vorstandschef Drotleff einer der führenden Anbieter von CAD (Computer Aided Design) in Europa und sowohl in den regionalen Märkten als auch den adressierten Branchen relativ breit aufgestellt. Aktuell ist das Unternehmen in 15 europäischen Ländern mit 20 Standorten präsent, darüber hinaus werden einzelne Teilbereiche des Lieferspektrums auch in den USA, Japan und Singapur vertrieben. Wichtigste Absatzbranchen der Wesslinger sind der Maschinenbau mit rund 50 Prozent des Geschäftsvolumens, gefolgt von der Architektur, Bauwesen und Haustechnik mit etwa 25 Prozent, der Geographie bzw. dem Garten- und Landschaftsbau und der Elektrotechnik mit 15 bzw. 10 Prozent. Da auf der Kundenseite sowohl in den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik als auch bei Architektur und Geographie erhebliche Überschneidungen vorliegen, kann hier vereinfacht ein Verhältnis von 60:40 als Kenngröße angenommen werden.
Auf der Vertriebsseite setzt die Gesellschaft auf ein indirektes Vertriebsmodell und arbeitet hierbei mit etwa 1.000 Fachhändlern zusammen. Eine spezifische Abhängigkeit zu einem einzelnen Großkunden existiert nicht, mit keinem der Partner wird ein Umsatzvolumen von mehr als 3 Prozent erwirtschaftet, so der Vorstandsvorsitzende. Nach Schätzung der Verwaltung werden die vertriebenen Produkte von insgesamt rund 50.000 Endkunden an 450.000 installierten Arbeitsplätzen eingesetzt, und das jährliche Neuinstallationsvolumen liegt im Bereich von rund 50.000 Arbeitsplätzen. Diese Kenngröße gewinnt nach Aussage von Herrn Drotleff immer größere Bedeutung, da sich das Geschäft in der Softwarebranche immer stärker auf das Feld Updates und Upgrades sowie Wartung verlagert und daher eine starke Basis einen nicht zu unterschätzenden Vorteil darstellt.
Das Angebotsportfolio von Mensch und Maschine basiert auf insgesamt drei Säulen. Dabei handelt es sich zum einen um MuM Technologie & Service, ein Bereich, der Branchenlösungen entwickelt sowie Training und Softwareanpassungen anbietet. Der Bereich Softwarehaus erwirtschaftet laut Vorstandschef einen Rohertrag von 85 Prozent . Im zweiten Segment, der Value Added Distribution, vertreibt MuM Softwarelösungen der Firma PTC, und zwar vorwiegend das Produkt Pro/E Wildfire. Die dritte Säule bildet der klassische CAD-Bereich, der Vertrieb von Software des Herstellers Autodesk. In diesem Bereich, der im Übrigen auch den Ursprung des Unternehmens vor 21 Jahren markiert, besitzt MuM einen hohen Marktanteil auf dem europäischen Markt von etwa 25 Prozent.
Im vergangenen Jahr wurden 55 Prozent der Roherträge von MuM Technologie, 12 Prozent durch den Vertrieb von PTC und weitere 33 Prozent durch Autodesk erwirtschaftet. Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen gab der Vorstandsvorsitzende einen Überblick über die einzelnen Konzernmarken sowie beispielhafte Anwendungsmöglichkeiten für die Produkte des Hauses.
Der vom Unternehmen adressierte Markt für CAD-Software und -Service besitzt nach Schätzung von Branchenbeobachtern und Marktforschern ein weltweites Volumen von gut 10 Mrd. EUR, wovon etwa 3 Mrd. EUR auf den europäischen Markt entfallen. Im relevanten Markt besitzt Mensch und Maschine laut Herrn Drotleff einen Marktanteil zwischen 4 und 5 Prozent, bedingt durch den indirekten Vertrieb dürfte der Anteil insgesamt jedoch höher liegen, und zwar bei rund 10 Prozent.
Nach dem stagnierenden Marktwachstum in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends ist seit 2003 laut Vorstand insgesamt wieder ein Wachstum im CAD-Markt zu beobachten. MuM kann hiervon dank der Positionierung in aussichtsreichen Nischen wie CAM-Software (5-Achsen-Anwendungen) und PDM/PLM sowie der Nutzung des indirekten Vertriebs überproportional profitieren. Angesichts des inzwischen typischen Preisniveaus der Software zwischen 3 und 5 TEUR ist ein Direktvertrieb kaum mehr darstellbar und Mensch und Maschine mit dem indirekten Vertriebssystem sehr gut positioniert.
Wichtig für den weiteren Unternehmenserfolg sind laut Verwaltung überdies die Marketingbemühungen. Hier verfügt MuM über eine Datenbank mit 200.000 Interessenten-Einträgen sowie über ein Kundenmagazin, welches in fünf verschiedenen Sprachen und mit 24 Ausgaben im vergangenen Jahr eine Auflagenhöhe von 370.000 Stück erreichte. Mit der internen IT-Struktur, basierend auf SAP R/3, mit dem integrierten CRM-System und einem vollintegrierten Online-Shop-System sieht sich die Verwaltung ebenfalls sehr gut aufgestellt. Im gleichfalls sehr wichtigen Bereich Forschung und Entwicklung wurden im vergangenen Geschäftsjahr 7 Mio. EUR oder 17 Prozent der Betriebskosten aufgewendet. Die von den 80 Entwicklern erbrachte Programmierleistung wird seit dem Geschäftsjahr 2002 trotz des bestehenden IAS/IFRS-Standards nicht mehr aktiviert, womit der gesamte Softwarebestand mit einer Entwicklungsleistung von gut 1.000 Mannjahren eine stille Reserve in der Bilanz bildet.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden auf der Grundlage der vorläufigen Eckdaten Umsatzerlöse in Höhe von 137,5 Mio. EUR erwirtschaftet, was einem Zuwachs gegenüber dem Vorjahreswert um 5 Prozent entspricht. Trotz der Konsolidierungsphase in den Jahren 2002 und 2003 beträgt die durchschnittliche Wachstumsrate beim Geschäftsvolumen in den Jahren 1997 bis 2004 rund 15 Prozent pro Jahr. Bezogen auf den Umsatz je Aktie entspricht dies nahezu einer Verdoppelung von 6,67 EUR in 1997 auf zuletzt 12,53 EUR. Ausgesprochen dynamisch entwickelte sich im Betrachtungszeitraum der Auslandsumsatz, der inzwischen bei gut zwei Dritteln liegt und sich seit dem Jahre 1997 mehr als versiebenfachen konnte. Als sehr positiv ist nach Angabe von Herrn Drotleff der Umstand zu werten, dass Mensch und Maschine im abgelaufenen Geschäftsjahr die Rückkehr zur normalen Saisonalität im Jahresverlauf geschafft hat und ein sehr starkes viertes Quartal mit 29 Prozent der Umsatzerlöse verzeichnen konnte.
Der Rohertrag lag im vergangenen Geschäftsjahr bei 44,5 Mio. EUR, was ebenfalls einem Zuwachs von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Seit dem IPO in 1997 hat der Rohertrag um jährlich 16 Prozent zugelegt, und bezogen auf die Aktie konnte der Rohertrag von 2,08 EUR auf zuletzt 4,06 EUR nahezu verdoppelt werden. Nach dem dynamischen Wachstum in den späten 90er Jahren und Anfang dieses Jahrtausends erreichte die Mitarbeiterzahl in 2002 mit 484 ihren Höhepunkt, ist in 2003 durch die konsequente Nutzung interner Synergien auf 405 zurückgegangen und lag per Ende 2004 bei 343. Bislang wurden 141 Stellen oder 29 Prozent abgebaut, insgesamt wird die Zahl der abgebauten Stellen bei 150 liegen, mit weiteren Belastungen aus Restrukturierungsaufwendungen ist nach Angabe der Verwaltung ab dem Geschäftsjahr 2005 nicht mehr zu rechnen.
Das 2004er Ergebnis wurde auf der Kostenseite dank der eingeleiteten Restrukturierung um 7 Prozent entlastet, die Aufwendungen für Marketing lagen bei 26,5 Mio. EUR, für die Verwaltung wurden 9,8 und für die Entwicklung 6,8 Mio. EUR aufgewendet. Bedingt durch Nachlaufeffekte rechnet Herr Drotleff mit weiteren positiven Kosteneffekten für das Geschäftsjahr 2005. In den vergangenen drei Jahren konnte der Kostensockel des Unternehmens um fast 10 Mio. EUR verringert werden.
Nach den Verlusten der Geschäftsjahre 2002 und 2003 ist in 2004 mit einem EBIT von 3 Mio. EUR die Rückkehr in die Gewinnzone gelungen, und somit konnte der erfolgreiche Turnaround des Unternehmens belegt werden. Die EBIT-Marge lag im Berichtszeitraum bei rund 2 Prozent. Auch beim Nettoergebnis erwartet der Vorstand für 2004 den Break-even, eine abschließende Aussage ist jedoch erst bei Vorlage der endgültigen Zahlen möglich.
Die Cashflow-Situation von MuM war laut Verwaltung bis zum Geschäftsjahr 2002 vom Expansionskurs des Unternehmens verbunden mit hohen Cash-Investitionen geprägt. Diese konnten in der Vergangenheit nur im Jahr 2001 aus dem operativen Cashflow abgedeckt werden und mussten in den übrigen Jahren stark durch die Nutzung von Eigen- und Fremdkapital aufgebracht wurden. In 2004 erreichte der operative Cashflow einen Wert von 1,8 (Vj.: minus 0,7) Mio. EUR bei Investitionen in der Größenordnung von 0,7 (Vj.: 0,9) Mio. EUR. Bereits im vergangenen Geschäftsjahr wurde der Free Cashflow zur weiteren Reduzierung der Bankverbindlichkeiten verwendet, und diese Entwicklung soll sich dank eines erwarteten operativen Cashflows zwischen 6 bis 8 Mio. EUR bei Investitionen in Höhe von 0,8 Mio. EUR im laufenden Jahr weiter beschleunigen.
In diesem Zusammenhang wies der Unternehmensgründer überdies auf den Umstand hin, dass die Gesellschaft seit der Notierung am Kapitalmarkt nur Eigenkapital in einer Größenordnung von 25 Mio. EUR eingeworben hat, im Gegensatz zu den 100 Mio. EUR des Mitbewerbers Nemetscheck AG, von denen noch 38 Mio. EUR dort in der Kasse vorhanden sind. Beim direkten Vergleich beider Unternehmen zeigt sich, dass die MuM AG in den letzten Jahren deutlich besser mit dem Geld der Anteilseigner gewirtschaftet hat, so Herr Drotleff weiter.
Die Verringerung der Bilanzsumme um 3 Prozent auf 77,9 Mio. EUR zum Bilanzstichtag geht einher mit einer Absenkung der Netto-Bankverschuldung auf 25,3 Mio. EUR nach einem Maximumwert von 37,2 Mio. EUR per September 2002. Zielsetzung der Verwaltung ist der weitere Abbau der Verbindlichkeiten auf rund 15 Mio. EUR zum Ende des laufenden Geschäftsjahres. Das Konzern-Eigenkapital beläuft sich per Ende 2004 auf 18 Mio. EUR, die Eigenkapitalquote im Konzern hat sich von 18,5 auf 23 Prozent verbessert.
Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Vorstand ein Umsatzvolumen von 145 bis 150 Mio. EUR bei einem Rohertragsniveau zwischen 46 und 48 Mio. EUR und einem EBIT im Bereich zwischen 6 und 8 Mio. EUR. Dies würde einer Verbesserung der EBIT-Marge von gut 2 Prozent in 2004 auf rund 5 Prozent im laufenden Geschäftsjahr entsprechen. Herr Drotleff betonte mit Blick auf die Planungen für das laufende Geschäftsjahr, dass das Erreichen der Ergebnisziele Priorität vor der Zielerreichung bei den Umsatzerlösen besitzt.
Abschließend informierte Herr Drotleff das Auditorium über die Hintergründe der Barkapitalerhöhung am 30. Dezember 2004 zu einem Ausgabekurs von 2,75 EUR je Aktie. Hintergrund des Einstiegs der KTB, Hannover, als strategischer Investor war die Umfinanzierung eines bestehenden Darlehens mit einem positiven Hebeleffekt, da dieses Darlehen mit einem 40-prozentigen Abschlag auf den Nominalwert am Markt erhältlich war. Bei der KTB handelt es sich um ein Unternehmen, das zur TBG und der KfW-Bankengruppe zählt. Durch die Kapitalerhöhung erhöht sich die Aktienanzahl auf 12,03 Mio. Stücke, der Free Float beträgt künftig 41,9 Prozent, der Anteil von KTB beläuft sich auf 8,2 Prozent.
Nach zeitweiligen Überlegungen des Unternehmens vor zwei Jahren, sich vollständig von der Börse zurückzuziehen, ist man inzwischen mit der verbesserten Wahrnehmung der Gesellschaft am Kapitalmarkt zufrieden. Zur Verbesserung der Handelsliquidität wurden mit der BW-Bank AG sowie der Seydler AG zwei Designated Sponsoren beauftragt, derzeit wird MuM von vier Analysten gecovert, die Aufnahme des Coverage durch die BW Bank steht laut Unternehmenschef unmittelbar bevor.
Allgemeine Diskussion
Als erster Teilnehmer erkundigte sich Herr Geson, Vorstand der Spezialwerte AG, mit Blick auf die jüngsten Kapitalmaßnahmen nach weiteren Überlegungen der Verwaltung in dieser Richtung. Herr Drotleff wies darauf hin, dass eine weitere kleine Kapitalerhöhung mit Ausschluss des Bezugsrechts nach der Nutzung der entsprechenden Ermächtigung derzeit nicht mehr möglich ist. Inwieweit eine weitere Kapitalerhöhung auch unter Verwässerungsgesichtspunkten sinnvoll ist, vermochte der Vorstandsvorsitzende nicht zu beurteilen, er verwies jedoch darauf, dass die noch vorhandene Verschuldung des Unternehmens nicht durch die Zuführung weiteren Eigenkapitals, sondern durch den erwirtschafteten Free Cashflow erfolgen soll.
Hinsichtlich der jüngsten Kapitalerhöhung zum Jahresende 2004 wies Herr Drotleff auf den Umstand hin, dass im Frühjahr für bislang noch nicht zum Börsenhandel zugelassene Aktien des Unternehmens ein Prospekt erstellt werden wird. Bei den bislang nicht in den Handel einbezogenen Anteilsscheinen handelt es sich um insgesamt etwa 2,5 Mio. Stücke, die neben der KTB (Dezember 2004) vom Technikvorstand Schwenkert gehalten werden. Dieser hatte vor etwa drei Jahren seine Unternehmung OpenMind gegen Ausgabe von Aktien in die Mensch und Maschine AG eingebracht, angesichts der vereinbarten Sperrfrist wurde bislang auf eine Börsenzulassung verzichtet.
Des Weiteren erkundigte sich Herr Geson nach der zukünftig geplanten Ausschüttungspolitik des Unternehmens. Nach Vorstandsangabe ist die Wiederaufnahme einer Ausschüttung in Form einer kleineren Dividende beim Erreichen der 2005er Zielsetzungen sehr gut vorstellbar. Hinsichtlich der möglichen Ausschüttungshöhe verwies Herr Drotleff auf entsprechende Analystenschätzungen von 0,10 EUR je Aktie, die seiner Einschätzung nach "nicht aus der Welt" sind.
Herr Könen, Analyst beim Bankhaus Lampe, erbat nähere Erläuterungen zur Struktur der Kapitalerhöhung per Dezember 2004 sowie zu der damit im Zusammenhang stehenden Optionsthematik zwischen der KTB und einzelnen Großaktionären. Wie Herr Drotleff zu diesem Themenkomplex ausführte, möchte die KTB ihren Einsatz auf Sicht der kommenden vier bis fünf Jahre verdoppeln, und dafür hat sie eine entsprechende Absicherung seitens der Großaktionäre erhalten. Sollte die angestrebte Performance nicht erreicht werden, erhält die KTB von den Großaktionären weitere Aktien, im Erfolgsfall werden die Großaktionäre daran beteiligt.
Etwas ambivalent ist nach Einschätzung von Herrn Könen der gesunkene Marketingaufwand. Diesbezüglich verwies die Verwaltung auf den Umstand, dass Aufwendungen, die im vierten Quartal 2003 getätigt wurden, sich auf der Umsatzseite erst im ersten Quartal 2004 ausgewirkt haben und dass es hierdurch zu gewissen Verschiebungen zwischen den Geschäftsjahren gekommen ist. Darüber hinaus besitzen die Marketingaufwendungen laut Herrn Drotleff eine gewisse Pufferfunktion, da je nach Abverkaufsmenge entsprechende zweckgebundene Anteile seitens PTC und Autodesk gezahlt werden. Die Funktionsweise dieser zweckgebundenen Anteile ist ähnlich der von Bonuszahlungen, so der Vorstandsvorsitzende weiter.
Auf weitere Nachfrage bestätigte Herr Drotleff, dass die Verwaltung für das laufende Geschäftsjahr nicht mehr mit einem weiteren Absinken des Deutschlandanteils auf der Umsatzseite rechnet. Befragt nach dem "weißen Fleck" auf der Europakarte von Mensch und Maschine in Spanien und Portugal erwiderte der Unternehmensgründer, dass es sich dabei um einen historischen Zufall handelt, da beide Märkte in der Phase der Expansion in die europäische Fläche nicht mehr erschlossen wurden. Grund hierfür waren unter anderem Einschränkungen der verfügbaren Kreditlinien infolge des Zusammenbruchs der Gontard&Metallbank AG sowie der Schmidtbank KGaA. Hierdurch ist nicht nur die Expansion im Ausland ins Stocken geraten, sondern es konnte auch ein Umsatzvolumen von etwa 10 Mio. EUR wegen fehlender Finanzierungsmöglichkeiten nicht abgewickelt werden. Die Belastung auf der Ergebnisebene durch diese Thematik belief sich laut Vorstandsvorsitzendem auf knapp 1,5 Mio. EUR.
Inwieweit in zwei bis drei Jahren eine Expansion in die beiden angesprochenen Märkte erfolgt oder aber der Einstieg auf dem osteuropäischen Markt als sinnvoller erachtet wird, ist laut Herrn Drotleff derzeit noch nicht absehbar und wird zu gegebener Zeit entschieden. Für die Jahre 2005 und 2006 beinhalten die Unternehmensplanungen sowie der gegebene Ausblick keinerlei anorganischen Wachstumseffekte.
Frau Strauß, Redakteurin der Zeitschrift "WERTPAPIER", erkundigte sich nach der von Mensch und Maschine verfolgten Produktstrategie und einer Einschätzung zur Zukunft von Standardsoftwarelösungen. In seiner Antwort zeigte sich Herr Drotleff davon überzeugt, dass trotz einer ganzen Reihe anderslautender Prophezeiungen Standardsoftware und Branchenlösungen die Zukunft gehört, da nur hier für den Anbieter dauerhaft auskömmliche und attraktive Margen erzielbar sind. Als Beispiel führte er hier den deutschen Softwarekonzern SAP mit seinen Standardsoftwarelösungen an, die dafür sorgen, dass auch ein ganzes Umfeld von Dienstleistungsunternehmen davon lebt. Der Softwareanteil macht bei SAP-Lösungen gerade einmal 10 Prozent des Gesamtprojektvolumens aus. Ein weiterer wichtiger Punkt, der für die Beibehaltung der eigenen Softwareaktivitäten spricht, ist, dass reine Dienstleistungsunternehmen zum Teil erhebliche Probleme mit ausländischem Wettbewerb haben. Als Beispiel nannte Herr Drotleff unter anderem Kapazitäten aus Indien.
Befragt nach Synergien im Unternehmen trotz der sehr unterschiedlichen Branchenlösungen, antwortete der Vorstand, dass durchaus Synergien bestehen, da bei Lösungen für einzelne Branchen auch auf gemeinsame Elemente zurückgegriffen werden kann. Diese Synergien nehmen jedoch keine riesigen Ausmaße an, so die Verwaltung weiter. Insgesamt ist der CAD-Markt laut Vorstandschef von einer oligopolistischen Struktur geprägt, mit drei bis vier starken Playern. Hierzu zählen neben PTC und Autodesk auch die französische Dassault sowie UGS die sich jeweils auf bestimmte Zielbranchen oder Anwendungsgebiete konzentriert haben.
Herr Langhorst, Verfasser dieses Berichts und Analyst bei GSC Research, erkundigte sich im Zusammenhang mit der überwiegend auf kurze Laufzeiten ausgerichteten Fremdkapitalstruktur nach der hier geplanten weiteren Entwicklung der Fristenkongruenz. Nach Angabe von Herrn Drotleff bewegen sich die Fremdmittel aufgrund der weiteren Schuldentilgung stetig rückläufig, und in zwei bis drei Jahren stellt die Fremdkapitalposition seiner Erwartung nach kein Thema mehr dar und dient nur noch zu Leverage-Zwecken. Angesichts der für 2005 und 2006 geplanten weiteren Reduktion der Verbindlichkeiten macht eine Umstrukturierung der Laufzeiten wenig Sinn, bei einem Zinssatz von 4 Prozent für eine Laufzeit von drei bis fünf Jahren wäre er jedoch geneigt, diesen Kredit zu vereinbaren.
Auf weitere Nachfrage von Herrn Langhorst, ab wann mit einem ausgeglichenen Finanzergebnis gerechnet werden kann, antwortete Herr Drotleff, dass dies für das Jahr 2006, spätestens jedoch für 2007 geplant ist.
Abschließend erkundigte sich Herr Könen nach der mittelfristigen Zielmarkte bei der EBIT-Marge, die im vergangenen Geschäftsjahr bei 2 Prozent lag. Wie der Vorstandsvorsitzende in seiner Antwort darlegte, gibt das Geschäftsmodell von Mensch und Maschine eine EBIT-Marge von bis zu 10 Prozent her, er sei jedoch schon zufrieden, wenn 8 bis 9 Prozent bei einem anhaltenden Unternehmenswachstum erreicht werden können. Bei einem jährlichen Wachstum im Bereich zwischen 5 und 10 Prozent sollte seiner Einschätzung nach eine EBIT-Marge von 7 bis 8 Prozent erreicht werden können. Ergänzend führte der Unternehmenschef aus, dass im Geschäftsjahr 2006 ein zweistelliges EBIT und ein Nettoergebnis von über 5 Mio. EUR erwartet werden, was einem Ergebnis je Aktie von 0,50 EUR entspräche.
Befragt nach dem Stand der Desinvestitionsbemühungen führte die Verwaltung aus, dass hierüber erstmals im Neunmonatsbericht 2004 berichtet wurde, angesichts der zeitnahen Impairmen-Test in der Vergangenheit ist das Risiko von Buchverlusten vergleichsweise gering. Bisher konnten am Markt die eigenen Preisvorstellungen noch nicht durchgesetzt werden, der Vorstandsvorsitzende zeigte sich jedoch zuversichtlich, im Geschäftsjahr 2005 über erfolgreiche Desinvestitionen berichten zu können.
Fazit
Die vorgelegten Zahlen sowie der Ausblick für das Geschäftsjahr 2005 bestätigen die von uns getroffene Einschätzung, dass die Mensch und Maschine Software AG in 2004 den Turnaround erfolgreich vollzogen hat und dass auch die weitere geschäftliche Entwicklung als positiv einzuschätzen ist. Sehr zu begrüßen ist nach Einschätzung von GSC Research, die nur wenige Tage nach dem Investorenmeeting gemeldete Veräußerung der Assets der Tochtergesellschaft Compass an Autodesk und der daraus vereinnahmte Cash-Zufluss von rund 7 Mio. EUR.
Bei einem Erreichen der angestrebten Zielsetzungen im laufenden Geschäftsjahr, die Verwaltung strebt hier eine Umsatzgrößenordnung von 145 bis 150 Mio. EUR bei einem EBIT von 6 bis 8 Mio. EUR an, besitzt die Aktie auf mittlere Sicht Kurspozential bis in den Bereich von rund 4,5 EUR. Zusätzliche Phantasie für die Aktie könnte sich aus einer Wiederaufnahme der Dividendenausschüttung an die Anteilseigner ergeben, die bei Erreichen der 2005er Ziele als sehr wahrscheinlich zu erachten ist.
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