Am 23. März 2007 hielt die Mannheimer FUCHS PETROLUB AG in Frankfurt ihre Analystenkonferenz für das Geschäftsjahr 2006 ab. Rund 30 Analysten, unter denen sich auch Thorsten Renner von GSC Research befand, hatten sich in der Villa Bonn eingefunden, um sich vom Vorstand nach dem erneuten Rekordgewinn die weiteren Zukunftsaussichten der Gesellschaft erläutern zu lassen.
Bericht des VorstandsDer Vorstandsvorsitzende Stefan Fuchs begrüßte die Anwesenden und erklärte dann, der diesjährige Geschäftsbericht stehe unter dem Motto "Einblick", und den wolle er den Analysten nun auch vermitteln. Nach dem letztjährigen Verkauf von Lippert-Unipol ist FUCHS nun zu 100 Prozent auf Schmierstoffe fokussiert. Innerhalb dieser Schmierstoffwelt verfolgt man bei der Gesellschaft eine Spezialisierungs- und Nischenstrategie. Aufgrund des flächendeckenden Vertriebs weist FUCHS eine ausgeprägte Kundennähe auf. Hier sah Herr Fuchs auch einen großen Vorteil für das Unternehmen, da einige Wettbewerber beim Vertrieb sparen. FUCHS besitzt dagegen eine globale Präsenz und verzeichnet bereits 10 Prozent der Umsätze in den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China).
Wie der Vorstandsvorsitzende weiter berichtete, ist FUCHS Technologieführer in strategisch wichtigen Bereichen, und zur Verteidigung dieser Position sollen in Mannheim weitere 6 Mio. EUR in ein Labor investiert werden. Aufgrund einer Beteiligung am Ergebnis sei auch eine hohe Mitarbeitermotivation gegeben, die sich auch in einer sehr geringen Fluktuationsrate ausdrücke, betonte Herr Fuchs. Wie auch in den letzten Jahren verfolgte die Gesellschaft ein diszipliniertes Kostenmanagement.
Unter den langfristig strategischen Zielen sah Herr Fuchs den Ausbau der Stellung als größter, unabhängiger Schmierstoff- und Spezialitätenhersteller der Welt, das wertorientierte Wachstum mittels Innovations- und Spezialisierungsführerschaft und organisches Wachstum in Wachstumsmärkten sowie externes Wachstum in reifen Märkten. Darüber hinaus stehe die Schaffung von Aktionärswert im Vordergrund, und zur Verwirklichung all dieser Ziele müsse die Unabhängigkeit von FUCHS erhalten bleiben, betonte der Vorstandsvorsitzende.
Das Ergebnis nach Steuern hat sich im letzten Jahr auf 97,2 Mio. EUR erhöht, und so verzeichnete FUCHS seit 2001 ein durchschnittliches Gewinnwachstum von jährlich 38,6 Prozent. Dies hat sich auch im Aktienkurs niedergeschlagen, der sich in dieser Zeit verzehnfacht hat. Bei einem Umsatz von 1,32 Mrd. EUR konnte FUCHS auch im letzten Jahr die EBITDA-Marge auf 13,8 Prozent ausweiten. In den letzten Jahren stieg die Marktkapitalisierung von 152 Mio. EUR auf gut 1,4 Mrd. EUR zum Jahresende 2006, während die Nettofinanzschulden von 392 auf 110 Mio. EUR sanken.
Der Finanzvorstand Dr. Selent erläuterte dann ausführlich die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres, das einen Anstieg des Jahresüberschusses um 31,0 Prozent auf 97,2 Mio. EUR mit sich brachte. Der Free Cashflow stieg um 67,2 Prozent auf 86,4 Mio. EUR, und auch die Eigenkapitalquote kletterte um knapp 11 Prozentpunkte auf 44,5 Prozent. Laut Dr. Selent wurden die Finanzverbindlichkeiten auf 98,5 Mio. EUR abgebaut.
Das vergangene Jahr war gekennzeichnet durch eine positive gesamtwirtschaftliche Entwicklung, die sich über alle Weltregionen erstreckte. Das Umsatzwachstum im Jahr 2006 von 11,0 Prozent war allein durch internes Wachstum getragen, denn durch den schon erwähnten Verkauf von Lippert-Unipol und Bangladesch ging sogar noch Umsatz verloren. Der Finanzvorstand erklärte jedoch, dass der Anstieg im laufenden Jahr aufgrund von geringeren Preissteigerungen niedriger ausfallen wird.
Zum Wachstum haben laut Dr. Selent alle Regionen beigetragen, wobei sich vor allem Asien, aber auch Europa ausgezeichnet haben. Mit einem Anstieg des EBIT um 25,2 Prozent stieg auch die EBIT-Marge auf 12,2 Prozent, und bezogen auf den Jahresüberschuss lag die Umsatzrendite bei 7,3 Prozent. Wie Dr. Selent weiter berichtete, haben alle Regionen bei den EBIT-Margen zum Teil deutlich zulegen können. Im letzten Jahr lag die Steuerquote bei 34,9 Prozent und damit in etwa auf dem akzeptablen Niveau der Vorjahre.
Nach Aussage von Dr. Selent weist FUCHS eine äußerst solide Bilanzstruktur auf. Trotz einer Ausweitung des Umsatzes von fast 400 Mio. EUR hat sich die Bilanzsumme seit 2001 sogar leicht verringert. Das Eigenkapital hat sich dabei noch einmal um 30,4 Prozent auf 303,2 Mio. EUR erhöht. Laut Dr. Selent liegt das Verhältnis von Nettofinanzschulden zum Eigenkapital (Gearing) nur noch bei 0,2, was er keinesfalls als optimal erachtete. In diesem Zusammenhang sah der Finanzvorstand auch keine Notwendigkeit, sich einem Rating zu unterziehen.
Den Free Cashflow vor Gewinnausschüttungen bezifferte Dr. Selent auf 86,4 Mio. EUR, was einem Anstieg von 35 Mio. EUR gegenüber dem Vorjahr bedeutete. Positiv beeinflusst wurde der Free Cashflow durch etwas geringere Investitionen und den Saldo aus Desinvestitionen und Akquisitionen, der sich in 2006 auf 13,9 Mio. EUR belief. Das net working capital hat sich auch im letzten Jahr verringert und erreichte nur noch 18,7 Prozent von Umsatz.
Aufgrund von Projektverschiebungen lagen die Investitionen nur bei 18,2 Mio. EUR entsprechend einer Quote von 1,4 Prozent. Im laufenden Jahr soll aber wieder mehr investiert werden, und durchschnittlich soll die Investitionsquote zwischen 2,0 und 2,5 Prozent liegen, so Dr. Selent. Die Mitarbeiterzahl sank im Geschäftsjahr 2006 von 4.137 auf 3.765. Dies lag jedoch lediglich im Verkauf der Gesellschaft in Bangladesch und von Lippert-Unipol begründet.
Aufgrund der positiven Entwicklung hat sich im letzten Jahr der FUCHS Value Added von 71,4 auf 100,3 Mio. EUR verbessert. Dadurch stieg auch der ROCE (Return on Capital Employed) im Geschäftsjahr 2006 auf beachtliche 30,4 Prozent, berichtete der Finanzvorstand. In den ersten beiden Monaten des laufenden Geschäftsjahres hat FUCHS das Umsatzwachstum fortgesetzt, und Dr. Selent erwartete somit auch ein gutes erstes Quartal. Für das Gesamtjahr geht er beim Umsatz jedoch von einer deutlichen Abschwächung des Zuwachses gegenüber den Vorjahren aus. Auch beim EBIT soll an das Ergebnis des Vorjahres angeknüpft werden, wobei aber auch hier lediglich geringe Zuwachsraten zu erwarten sind.
Insgesamt rechnete Dr. Selent jedoch mit einer weiterhin positiven Geschäftsentwicklung. Aufgrund des Rekordergebnisses im letzten Jahr soll die Dividende um 0,23 EUR auf 0,94 EUR je Stamm- und 1,00 EUR je Vorzugsaktie angehoben werden. Damit erhöht sich die Dividendenausschüttung gegenüber dem Vorjahr um 44 Prozent. Seit 1985 verzeichneten die Aktien von FUCHS eine jährliche Steigerungsrate der Dividende von 6,8 Prozent, was die aktionärsfreundliche Ausschüttungspolitik des Unternehmens unterstreicht, stellte Dr. Selent fest. Auf der Hauptversammlung soll zudem die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien beschlossen werden. Allerdings liegt hier der Zweck lediglich in der nachfolgenden Einziehung der Aktien, um die Kapitalstruktur zu optimieren.
Allgemeine AusspracheZunächst eher kritisch hinterfragt wurde der mögliche Aktienrückkauf, da hierdurch auch der Free Float sinken würde. Erst einmal soll ja nur die Möglichkeit zum Aktienrückkauf geschaffen werden, meinte Dr. Selent. Sollte ein Rückkauf erfolgen, dann auch bei beiden Aktiengattungen, wobei die Gesellschaft aber darauf achten würde, dass damit keine Beeinflussung des Markts oder Aktienkurses erfolgt. Ergänzend fügte Herr Fuchs hinzu, der Aktienrückkauf sei nur ein zusätzliches Vehikel für den Einsatz der vorhandenen Mittel. Priorität vor dem Aktienrückkauf genießen dabei ganz klar Akquisitionen, und auch Dividendenerhöhungen sind nach seinen Worten weiterhin ein Thema.
Auf die Frage, wie sich das Umsatzwachstum auf Volumen und Preis verteilt, erklärte der Vorstandsvorsitzende, der Anstieg sei lediglich auf höhere Preise zurückzuführen, zumal sich das Unternehmen auch von unrentablem Volumen getrennt hat, was zu einer weiteren Verbesserung des Produktmixes geführt hat. Nachdem sich die Preisentwicklung stabilisiert hat, wird jetzt aber auch wieder auf die Gewinnung neuer Kunden gesetzt.
Weitere Fragen von Analystenseite betrafen die Entwicklung in Indien und des net working capitals. Zwar sei im letzten Jahr schon über eine Akquisition in Indien gesprochen worden, allerdings habe man nichts gefunden, was Sinn macht. Nun soll in Indien ein größeres Grundstück erworben und eine eigene Fabrik aufgebaut werden, so Herr Fuchs. Beim net working capital sah Dr. Selent keinen größeren Spielraum mehr nach unten, insgesamt sei das jetzt erreichte Niveau aber sicherlich ein guter Wert.
Interesse bekundeten die Analysten an der optimalen Kapitalstruktur und der Margenentwicklung bei jetzt leicht sinkenden Rohölpreisen. Das frühere Ziel war laut Dr. Selent einmal ein Gearing von 1,5, das auch heutzutage locker dargestellt werden könnte. Aktuell liegt das Ziel im Bereich von 1,0 bis 1,5, wobei der Finanzvorstand das jetzige Gearing von 0,2 als zu niedrig erachtete. Unter Kapitalkostengesichtspunkten sei 1,5 sicherlich am besten. Wie Herr Fuchs betonte, gab es bei den Ölen, die FUCHS benötigt, noch keine Preisrückgänge, sondern sogar noch leichte Erhöhungen, so dass sich die Margenentwicklung stabil darstellt.
Ein Analyst befürchtete, die Marge könnte durch den starken Anstieg bei den Kfz-Ölen leiden. Herr Fuchs sah hierbei aber kein Problem, auch wenn die Marge zunächst geringer ausfällt. Allerdings ist für das OEM-Geschäft bei der Erstbefüllung von Autos nur ein sehr geringer Vertriebsaufwand vonnöten, so dass insgesamt auch wieder eine gute Marge erzielt wird. Auf die Frage nach der höheren Marge in Nordamerika erklärte Herr Fuchs, die Gesellschaft in Nordamerika decke einen geringeren Bereich ab als beispielsweise Europa, und zudem fielen dort aufgrund der Länderstruktur auch geringere Overheadkosten an.
Ein weiterer Analyst erkundigte sich, ob Engagements in China über Joint Ventures am sinnvollsten sind. Nach Aussage von Dr. Selent ist FUCHS schon seit 20 Jahren in China aktiv, und zu Beginn habe das Unternehmen häufig mit Joint Venture-Partnern agiert. Aktuell hat sich dies aber geändert, und bei FUCHS geht man verstärkt dazu über, auch in anderen Ländern die Partner auszukaufen.
Weitere Fragen betrafen die Konjunkturabschwächung in den USA und das geplante Investitionsvolumen in 2007. Wie Herr Fuchs berichtete, ist in den USA bereits eine Verlangsamung des Geschäfts spürbar, was sich auch schon in den Zahlen des vierten Quartals niedergeschlagen hat. Für das laufende Jahr prognostizierte Dr. Selent ein Investitionsvolumen von etwa 35 Mio. EUR.
Die abschließenden Fragen richteten sich auf das Geschäft im Bergbau in China und die Entwicklung der Steuerquote, falls die Steuerreform in Kraft tritt. Laut Dr. Selent läuft das Bergbaugeschäft sehr gut, und bei den Longwalls ist jetzt auch der Durchbruch gelungen. Positiv für FUCHS sei hier vor allem, dass der Schmierstoffverbrauch mit steigender Einsatzdauer der Longwalls zunimmt. Auch wenn der Steuersatz sinkt, fallen auf der anderen Seite beispielsweise die degressiven Abschreibungen weg. Ansonsten gibt es vermutlich noch einige kleinere Effekte, in der Summe ging Dr. Selent aber davon aus, dass FUCHS durch die Steuerreform jährlich 1 Mio. bis 2 Mio. EUR einsparen kann.
Fazit und eigene MeinungUnser langjähriger Favorit FUCHS PETROLUB AG hat auch im Geschäftsjahr 2006 einen erneuten Rekordgewinn eingefahren. Nach 74,2 Mio. EUR im Vorjahr wurde nun schon ein Ergebnis nach Steuern in Höhe von 97,2 Mio. EUR erwirtschaftet. Doch neben der reinen Ergebnisverbesserung hat die Gesellschaft die Schulden noch einmal deutlich zurückgefahren. Derzeit belastet FUCHS daher eher das Luxusproblem, über zu viele Mittel zu verfügen. Auch aus diesem Grund wurde die Dividende kräftig auf 0,94 EUR je Stamm- und 1,00 EUR je Vorzugsaktie angehoben. In Zukunft wird sich das Unternehmen vor allem um Akquisitionen bemühen, jedoch akquiriert FUCHS nicht um des Umsatz willens, sondern nur, wenn sich die Übernahme auch als sinnvoll darstellt.
Da sich die Preiserhöhungen aktuell abgeschwächt haben, wird sich das starke Wachstum der vergangenen Jahre nicht fortschreiben lassen. Trotzdem war der Start ins neue Jahr zufriedenstellend, obwohl sich in den USA schon eine Konjunkturabschwächung bemerkbar macht. FUCHS wird jedoch auch im laufenden Jahr Umsatz und Ergebnis weiter steigern, womit das Ergebnis je Aktie die Marke von 4 EUR überschreiten dürfte. Aufgrund der Kapitalsituation können die Aktionäre auch für das laufende Geschäftsjahr wieder mit einer Dividendenerhöhung rechnen. Selbst wenn sich der Gewinnzuwachs in 2007 abschwächen wird, gehört FUCHS zu den besten Nebenwerten und bleibt weiterhin ein attraktives Investment.
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Veröffentlichungsdatum:
25.03.2007
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