Die seit 1990 an der Börse notierte Sartorius AG mit Sitz in Göttingen ist vor allem als Produzent von Waagen für den Einsatz in Labor und Industrie bekannt. Inzwischen hat sich die Gesellschaft jedoch zu einem international führenden Anbieter von Prozesstechnologie in den Bereichen Biotechnologie (BT) und Mechatronik (MT) weiterentwickelt. Die Produktpalette umfasst neben den Produkten der Labor- und Industriewägetechnik im Segment Mechatronik, dem Ursprungsgeschäft der Gesellschaft, inzwischen auch Anwendungen der biomolekularen und mikrobiellen Separationstechnik, der Zellkulturtechnik, der Fermentation und Aufreinigung.
Am 10. Oktober 2003 fand in den Räumlichkeiten der GSC Research GmbH in Düsseldorf ein Investorenmeeting der Sartorius AG statt, zu dem ausgewählte Investoren und Analysten eingeladen waren. Thomas Hartwig, CFO der Sartorius AG, informierte die Teilnehmer über die Strategie, die aktuellen Entwicklungen und das Marktumfeld des Unternehmens. Für GSC Research berichtet Alexander Langhorst über die Veranstaltung.
Herr Schrade, Geschäftsführer von GSC Research, begrüßte die 15 anwesenden Analysten, Investoren und Medienvertreter sehr herzlich. Nach einigen einleitenden Hinweisen zum vorgesehenen Ablauf des Nachmittags übergab er das Wort an Herrn Thomas Hartwig.
Einleitend nannte Herr Hartwig dem Auditorium vier zentrale Fakten zur Sartorius AG. Nach der erfolgreichen Neuausrichtung ist Sartorius heute ein global aufgestellter Technologiekonzern mit großen zusätzlichen Ertragspotentialen. Sartorius ist ein anerkannter Zulieferer und Entwicklungspartner für die Biotech/Pharma-, Chemie- sowie die Lebensmittel- und Getränkeindustrie. Strategisch betrachtet ist das Unternehmen nach Angabe des CFO auf überdurchschnittlich wachstums- und margenstarke Marktsegmente mit hohen Eintrittsbarrieren fokussiert.
Mit Blick auf die Markteintrittsbarrieren betonte Herr Hartwig, dass in den von Sartorius adressierten Marktsegmenten nicht nur ein sehr hohes technologisches Know-how, sondern auch langjährige Erfahrung in der Anwendung desselben erforderlich sind. Als Beleg für die gute Stellung im internationalen Wettbewerb führte der Finanzchef an, dass rund 75 Prozent der Umsätze des Konzerns als einer der Top 3 in den jeweiligen Märkten erzielt werden.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr erreichte Sartorius einen Umsatz von 476,5 Mio. Euro, ein Zuwachs von 6,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das EBITDA erhöhte sich um 7,1 Prozent auf 36,3 Mio. Euro, das EBITA im Konzern konnte um 0,6 Prozent auf 16,3 Mio. Euro zulegen. Das EBIT reduzierte sich leicht um 2,2 Prozent auf 13,5 Mio. Euro, während das Ergebnis je Aktie von 0,18 auf 0,23 Euro stieg. Die Dividende lag unverändert bei 0,26 Euro je Vorzugsaktie, für die Stammaktie wurde eine Dividende von 0,24 Euro ausgeschüttet. Im Jahresvergleich blieb die Zahl der Mitarbeiter mit 3.741 zum Bilanzstichtag 2002 gegen 3.745 zum 31.12.2001 praktisch konstant.
Rückblickend auf die Entwicklung der vergangenen Jahre führte Herr Hartwig aus, dass der Umsatz sich von 245,2 Mio. in 1998 auf 476,5 Mio. Euro im abgelaufenen Geschäftsjahr binnen 4 Jahren fast verdoppelt hat. Dies entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 18,1 Prozent, bezogen auf das organische Wachstum in diesem Zeitraum lag diese bei etwa 7 Prozent. Wichtig für die künftige Entwicklung ist nach Angabe des CFO auch der geänderte Branchenmix in den Umsätzen. Lag der Anteil der Biotechnologie in 1998 noch bei 38 Prozent, konnte im Jahr 2002 mit einem Anteil von 53 Prozent erstmals die Mehrheit der Erlöse in diesem zukunftsträchtigen Segment erzielt werden.
Auf der Kundenseite schmücken nahezu allen wichtigen Marktteilnehmer die Referenzliste des Göttinger Unternehmens. Genannt seien hier beispielhaft Bristol-Myers Squibb Company, Schering-Plough, Baxter, Astra-Zeneca, Novartis, GlaxoSmithKline, Aventis, Boehringer Ingelheim, Serono, Pfizer, Genentech, Abbott Laboratories, Roche, Schering, Lonzagroup, Bayer, Amgen sowie novo nordisk. Die Produktions- und Vertriebsstätten ermöglichen Sartorius eine weltweite Präsenz in den wichtigen Märkten. Als ein "natural hedging" bezeichnete Herr Hartwig die Produktionsstätten in den USA, China, Indien und Russland, die eine höhere Unabhängigkeit von Wechselkursschwankungen ermöglichen.
Der Sartorius-Konzern ist derzeit in die drei Sparten Biotechnologie, Mechatronik sowie Umwelttechnik aufgeteilt. Letzteres beinhaltet vor allem Aktivitäten im Bereich Forschung zum Thema Brennstoffzelle sowie Wasseranalytik. Wenngleich in diesem Bereich Potentiale bestehen und man sich mit einem jährlichen Verlust im Volumen von rund 1 Mio. Euro im Rahmen der Planungen bewegt, könnte diese Sparte laut CFO mittelfristig durchaus der Sparte Biotechnologie zugeordnet werden. Die Nennung als eigenständige Sparte Umwelttechnologie resultiert noch aus den Zeiten, da an der Börse thematische Schwerpunktaktivitäten honoriert wurden.
Die Sparten Biotechnologie sowie Mechatronik teilen sich in jeweils vier eigenständige Geschäftsbereiche auf. Diese werden laut Verwaltungsangabe allesamt als Profitcenter geführt, wobei die Steuerung über die jeweiligen Sparten erfolgt. Die drei Geschäftsbereiche Bioprocess, BBI sowie Vivascience/Biolab fokussieren sich auf die Kundengruppe Pharma und Biotech, wohingegen Food&Beverage die Lebensmittelbranche sowie die Getränkeindustrie zu ihren Kunden zählt. Mittelfristig erwartet der CFO in diesem letztgenannten Geschäftsbereich zusätzliche Impulse aus dem Themenbereich "functional Food".
In der Sparte Biotechnologie zählt Sartorius zu den weltweit führenden Anbietern von komplexen Produkten und Prozesslösungen in der Biotechnologie. Führend ist dabei die Fermentation, dort ist man mit der Tochtergesellschaft BBI der Weltmarktführer. Der Geschäftsbereich Bioprocess belegt weltweit den dritten Platz nach den beiden US-Unternehmen Pall und Millipore.
Bemerkenswert ist hier laut CFO jedoch der Umstand, dass man einen überproportionalen Marktanteil in den beiden am schnellsten wachsenden Marktsegmenten innehat. Klare Zielsetzung für Bioprocess ist es, den Anschluss an die beiden Wettbewerber zu schaffen und die besonders starke Position in den Bereichen Zellkulturen und Impfstoffe weiter auszubauen. Bei den Impfstoffen erreicht Bioprocess einem Marktanteil von 22 Prozent des rund 140 Mio. Euro großen, jährlich rund 10 Prozent wachsenden Marktes. Beim mit 25 Prozent noch deutlich dynamischer wachsenden Zellkulturmarkt erreicht Sartorius 20 Prozent des Gesamtvolumens von rund 70 Mio. Euro.
Eine ebenfalls führende Stellung in dem als sehr aussichtsreich zu beurteilenden Zukunftsmarkt Proteomics nimmt die Tochtergesellschaft Vivascience AG ein, die spezielle Laborfiltrationsartikel sowie spezielle Membrantechniken für die Proteingewinnung bereit stellt. Die angebotenen Kits ähneln dabei laut Herrn Hartwig denen, die Qiagen für den Bereich Genomics anbietet. Ferner zeichnet sich Vivascience durch einen nicht zu vernachlässigenden technologischen Vorsprung vor möglichen Wettbewerbern aus.
Deutliches Potential für die Zukunft verspricht man sich im Hause Sartorius auch vom Geschäftsbereich Food&Beverage, dem Herr Hartwig eine hohe Innovationskraft sowie großes Marktpotential in der Zukunft bescheinigte. Während der Themenbereich functional Food sich laut Aussage von Herrn Hartwig eher mittel- bis langfristig auch auf der Umsatzseite niederschlagen wird, dürfte in den Bereichen Wein- und Bierfiltration auch bereits auf kurze Sicht weiteres Potential zu heben sein.
Die Kernkompetenz in der Sparte Biotechnologie von Sartorius ist laut CFO ganz klar die Abdeckung der gesamten Prozesskette der Kunden in Forschung und Produktion. Die wesentlichen Bereiche Fermentation/Zellernte, Aufkonzentration sowie Sterilfiltration sind sowohl im Forschungs- wie auch dem späteren Produktionsprozess vorhanden. Unter dem Stichwort "Scale up" ist hier die Fähigkeit zu verstehen, in der Forschung funktionierende Prozesse auf den Produktionsmaßstab zu übertragen.
Herr Hartwig betonte, dass es sehr wichtig ist, bereits in der Forschungsphase beim Kunden präsent zu sein. Dies ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das weitere Geschäft und ermöglicht die Lieferung der für den validierten Produktionsprozess erforderlichen Technologie. Neben der technischen Komponente bietet Sartorius seinen Kunden auch umfassende Serviceleistungen wie die Prozessentwicklung, Know-how, Validierung sowie Training an.
Unter dem Begriff "Validierung" versteht man eine Art Testat der Arzneimittelbehörde FDA für den kompletten Produktionsprozess, einschließlich der exakten Festlegung der dabei verwendeten Komponenten. Bei Wechsel des Zulieferers müsste der komplette Prozess mit hohem Kostenaufwand neu validiert werden, was zu einer hohen Kundenbindung führt.
Wesentliche Wachstumstreiber und Erfolgsfaktoren dieser Sparte sind laut CFO die kontinuierliche Zunahme biotechnologischer Prozessschritte in der Pharmabranche die zu einer steigenden Nachfrage nach Fermentern und Bioprocessing-Produkten führt. Daneben bietet die Belieferung in validierte Prozesse hinein attraktive Margen sowie hohe Markteintrittsbarrieren gegenüber Wettbewerbern.
Ferner entwickelt Sartorius stetig eine große Zahl innovativer Produkte und hat sich als angesehener Partner der führenden Pharma- und Biotech-Unternehmen etabliert. Ebenso verfügt man mit dem neuen Werk über ausreichende und mit dem Reinraum-Konzept zugleich höchsten Anforderungen entsprechende Produktionskapazitäten, was die weltweit anerkannte Spitzenstellung von Sartorius in puncto Produktqualität untermauert. Weitere Wachstumsfaktoren stellen die sehr erfolgreiche Integration des Fermentergeschäfts sowie die Potentiale aus dem Bereich Proteomics dar.
In der Sparte Mechatronik konzentriert sich Sartorius mit insgesamt vier in dieser Sparte aktiven Tochtergesellschaften auf Produkte wie Labor- und Industriewaagen bis hin zu Produkten für die Elektroanalytik. Besonders stark ist Sartorius dabei im Premiumsegment vertreten, künftig will man sich jedoch auch stärker im mittleren Preissegment engagieren.
Zur Beurteilung der Strategie in dieser Sparte ist es laut CFO wichtig, sich die wesentlichen Markttrends in diesem Bereich zu vergegenwärtigen. In Bezug auf wäge-technische Produkte trifft man in Nordamerika und Europa auf nahezu gesättigte Märkte. Attraktive Wachstumsperspektiven bieten sich jedoch mittelfristig in Asien sowie auf dem osteuropäischen Markt. Dort wird aktuell zumeist noch mit mechanischer Wägetechnik gearbeitet, die Erstausrüstungen mit elektronischen Waagen in diesen Märkten dürfte jedoch nur eine Frage der Zeit sein.
Im stark segmentierten Markt der Industriemechatronik sieht Herr Hartwig in der bevorstehenden Konsolidierung zusätzliche Chancen für Komplettanbieter mit weltweiter Präsenz, wie es die Sartorius AG bereits jetzt ist. Einziger ebenfalls global operierender Wettbewerber und ebenfalls Komplettanbieter ist Mettler-Toledo. Ebenfalls begünstigend für Sartorius wirken sich die steigenden Anforderungen an Prozessstandardisierung und -automation sowie Datensicherheit und Dokumentation aus.
In Europa ist Sartorius laut Finanzchef Hartwig der größte Anbieter auf dem Mechatronik-Markt, weltweit hält man in den Kernsegmenten dieser Sparte den zweiten Platz. Der Hauptwettbewerber Mettler-Toledo mit Sitz in den USA ist vor allem auf seinem Heimatmarkt sehr stark. Nordamerika zählt in der Mechatronik nach eigenen Angaben noch zu den Schwachstellen von Sartorius, die jedoch abgestellt werden soll. Dieses Vorhaben besitzt hohe Priorität, betonte Herr Hartwig.
Künftige Schwerpunkte in der Sparte Mechatronik sollen die klare Positionierung als Komplettanbieter für Labor- und Industriewägetechnik im Markt, die Festigung sowie der Ausbau der Technologieführerschaft, sowie wie bereits erläutert die Verbesserung der Marktposition in Asien und Nordamerika sein.
Im ersten Halbjahr hat sich das Umsatzvolumen im Vorjahresvergleich um 6,7 Prozent auf 217 Mio. Euro abgeschwächt. Dieser Rückgang resultiert jedoch allein aus wechselkursbedingten Effekten, bereinigt um diese wäre ein leichter Anstieg um 0,1 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum zu verzeichnen gewesen. Der Auftragseingang lag bei 219,4 Mio. Euro und damit um 8,2 Prozent unter dem Niveau der ersten sechs Monate des Jahres 2002. Bereinigt um Wechselkurseffekte fällt der Rückgang mit 2 Prozent deutlich geringer aus.
Das EBITDA konnte in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres den Vorjahreswert von 9,1 Mio. Euro erneut erreichen. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass in diesem Wert bereits Restrukturierungsaufwendungen von 5 Mio. Euro enthalten sind, das EBITDA andernfalls also deutlich höher gelegen hätte. Das EBITA verbesserte sich von minus 2 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2002 auf nunmehr minus 0,9 Mio. Euro, das EBIT kletterte von minus 3,5 auf minus 2,1 Mio. Euro.
Mit Blick auf den weiteren Verlauf des Geschäftsjahres 2003 stellte der Finanzchef fest, dass der eingeschlagene Konsolidierungs- und Restrukturierungskurs mittelfristig zu einer Verbesserung der Kostenstrukturen und damit zur Steigerung der Ertragskraft des Gesamtkonzerns führen wird. Auf Jahresbasis ergibt sich durch die Einsparungen bei den Personal- und Sachkosten ein positiver Effekt von über 10 Mio. Euro.
Einsparungen sollen sich insbesondere aus der Komplexitätsreduzierung sowie der Nutzung systemübergreifender Synergien sowie der Optimierung des Supply Chain Managements ergeben. Mit ersten positiven Effekten dieser Maßnahmen rechnet die Verwaltung im zweiten Halbjahr des laufenden Geschäftsjahres.
Für das zweite Halbjahr 2003 rechnet die Unternehmensführung nach Aussage vom Herrn Hartwig mit einer Nachfragebelebung, insbesondere im Bereich Biotechnologie, die zu einer Umsatzverbesserung gegenüber den ersten sechs Monaten von etwa 10 Prozent führen soll. Eine Steigerung des Jahresumsatzes wird laut CFO jedoch nur wechselkursbereinigt möglich sein.
Die Insolvenz der Minderheitsbeteiligung Diessel (Geschäftsbereich BBI) wird nach gegenwärtigem Erkenntnisstand das EBIT belasten, dennoch ist eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahreswert laut Unternehmensführung möglich. Die genauen Auswirkungen der Insolvenz werden im Neun-Monats-Bericht erkennbar werden. so der CFO weiter. Der erwartete positive Cash-Flow soll zudem die Rückführung von Bankschulden der Gesellschaft ermöglichen.
Mit Blick auf das Jahr 2007 nannte der Finanzchef sodann die folgenden finanziellen Zielgrößen für den Sartorius-Konzern. Die durchschnittliche Wachstumsrate soll 7,5 Prozent betragen, die EBITDA-Marge einen Wert von 15 Prozent (2002: 7,6 Prozent), die EBIT-Marge 11 Prozent (2002: 2,8 Prozent) und der Return on Assets 22 Prozent (2002: 5,2 Prozent) erreichen. Das Verhältnis der Nettoverschuldung zum EBITDA soll einen Wert von 2,0 erreichen, nachdem dieser in 2002 bedingt durch erhebliche Investitionen in das neue Werk ein Niveau von 3,7 erreichte. Auf Nachfrage erklärte Herr Hartwig, dass diese Kennziffer im laufenden Jahr bereits wieder auf rund 3 sinken wird.
Als Vision nannte Herr Hartwig abschließend, dass sich Sartorius zum integrierten Prozesstechnologie-Konzern entwickelt. Das umfasst Instrumente und Apparate, Sensoriken und Steuerungen sowie Verbrauchsgüter, Entwicklungs- und Serviceleistungen für komplexe, erfolgskritische Prozesse bei den Kunden in der Biotech/Pharma-, Chemie-, sowie der Lebensmittel und Getränkeindustrie.
Als Investment-Highlights, die für eine Investition in die Sartorius AG sprechen, nannte der Finanzchef zunächst, dass rund 75 Prozent der Umsätze als Top3-Unternehmen in den jeweiligen Märkten erzielt werden. Weiter ist Sartorius fokussiert auf überdurchschnittlich wachstums- und margenstarke Marktsegmente mit hohen Eintrittsbarrieren und weist zusätzliche Ertragspotentiale auf. Daher bietet vor allem die Vorzugsaktie erhebliches Kurssteigerungspotential. Mittelfristig angestrebt wird eine Aufnahme des Unternehmens in den TecDax.
Die erste Frage aus dem Auditorium richtete sich direkt auf den letztgenannten Punkt und bezog sich auf das aktuelle Ranking der Sartorius AG in puncto Marktkapitalsierung und Börsenumsätze. Laut Verwaltung belegt man bei der Marktkapitalisierung aktuell Platz 46 und beim Handelsvolumen Rang 70. Unter Berücksichtigung der für das Jahr 2007 geplanten finanziellen Zielgrößen sieht der Finanzchef diese Zielsetzung auf mittlere Sicht als durchaus realistisch und erreichbar an.
Herr Schlienkamp, Leiter des Bereiches Research beim Bankhaus Lampe, erkundigte sich nach den drei größten Schwachstellen der Gesellschaft aus Sicht der Unternehmensführung. Als in jedem Fall verbesserungsbedürftig bezeichnete Herr Hartwig die Marktstellung von Sartorius in der Sparte Mechatronik auf dem US-Markt. Hier habe das frühere Management in Bezug auf das Relationsship-Management mit wichtigen Marktteilnehmern und Großhändlern Versäumnisse begangen, die es nun abzustellen gelte.
Entsprechende Maßnahmen in dieser Richtung wurden bereits eingeleitet, unter anderem setzt man künftig verstärkt auf den direkten Vertrieb in diesem Markt. Erfolge auf diesem Gebiet dürften nach Einschätzung des CFO jedoch eher mittelfristig erzielbar sein. Ebenfalls verbesserungsbedürftig ist laut Herrn Hartwig die Margensituation im Bereich der Industriemechatronik. Dort weist die Tochtergesellschaft GWT gegenwärtig nur eine schwarze Null auf der Ergebnisseite auf, ein aus Sicht der Unternehmensführung als unbefriedigend zu bezeichnender Zustand.
Als möglichen dritten, aus Kapitalmarktsicht einschränkenden Punkt nannte der Finanzchef die gegenwärtige Eigentümerstruktur mit dem Hauptanteilseigner in Form einer Erbengemeinschaft, die in den kommenden 25 Jahren nicht von ihrer Mehrheitsbeteiligung an den Stammaktien der Sartorius AG Abstand nehmen darf und damit - neben Restriktionen bei der Aufnahme frischen Kapitals vom Kapitalmarkt durch Ausgabe neuer Aktien - wenig Raum für Übernahmephantasie aufkommen lässt.
Bezogen auf die finanziellen Zielwerte für das Jahr 2007 erbat Herr Schlienkamp eine Präzisierung dahingehend, ob diese Werte für einzelne Sparten oder den gesamten Konzern gelten. Laut CFO Hartwig handelt es sich bei den Vorgaben um konzernbezogene Ziele.
Herr Geson, Vorstand der Spezialwerte AG, erkundigte sich nach der künftigen Dividendenpolitik und möglichen erbschaftssteuerlichen Problemen auf Aktionärsseite, welche die Sartorius AG beeinträchtigen könnten. Laut Finanzchef spielen sich mögliche erbschaftssteuerliche Sachverhalte allein auf der Anteilseignerseite ab und sind daher für den CFO von untergeordneter Bedeutung. Mit Blick auf die Dividendenpolitik führte er aus, dass die Verwaltung dort Kontinuität anstrebt und Ausschüttungen vornehmen wird, sofern ausschüttungsfähige Ergebnisse vorliegen.
Grundsätzlich denkbar ist nach Unternehmensaussage jedoch auch eine teilweise Thesaurierung von Gewinnen, um den Wachstumsprozess des Unternehmens weiter voranzubringen. Die Thesaurierung ist in einem solchen Fall auch vor dem Hintergrund der Eigenkapitalrestriktionen bedingt durch die Aktionärsstruktur zu verstehen, so der CFO weiter.
Herr Zukunft erkundigte sich nach der durchschnittlichen F&E-Quote sowie möglichen Geschäftsimpulsen durch die Milzbrand-Fälle in den USA und ähnliche Themen. Nach Verwaltungsangabe betragen die F&E-Aufwendungen bei Sartorius zwischen 5 und 6 Prozent der Umsatzerlöse und bewegen sich damit in der üblichen Größenordnung. Durch die Milzbrandthematik haben sich bei der Gesellschaft keine signifikanten Auswirkungen auf der Umsatzseite ergeben, so der CFO weiter. Ebenfalls als gering bezeichnete er auf Nachfrage die Auswirkungen von SARS.
Des Weiteren erkundigte sich Herr Zukunft, warum die Sartorius-Aktie über einen so geringen Bekanntheitsgrad in Anlegerkreisen verfügt. Herr Hartwig nannte als möglichen Grund die lange Tradition des Unternehmens als inhabergeführtes Familienunternehmen, bei dem eine hohe Aufmerksamkeit des Kapitalmarktes nicht zu den vorrangigen Zielen gehörte. Grundsätzlich, so der CFO weiter, bemühe man sich, die Bekanntheit der Gesellschaft nicht zuletzt durch Veranstaltungen wie die heutige zu verbessern.
Um am Kapitalmarkt wahrgenommen zu werden, ist jedoch ein entsprechender Track-Rekord sowie ein ansprechendes Zahlenwerk erforderlich. Die beiden letztgenannten Faktoren betrachtet der Finanzchef auch als seine Hauptaufgabenbereiche. Bei gut laufendem Geschäft und vernünftigen Zahlen wird der Kapitalmarkt automatisch ein höheres Interesse an der Sartorius AG sowie der Sartorius-Aktie entwickeln, zeigte sich Herr Hartwig zuversichtlich.
Herr Geson erkundigte sich nach der aktuellen Aktionärsstruktur sowie der Möglichkeit einer Fusion mit einem anderen Unternehmen. Die Stammaktien befinden sich zu 55,59 Prozent in Verwaltung des bereits genannten Testamentsvollstreckers, weitere 11,68 Prozent entfallen auf die US-Gesellschaft Bio-Rad Laboratories, einem großen Biotech-Zulieferer. 8,89 Prozent befinden sich im Eigenbesitz der Sartorius AG, 7,54 Prozent in Familienbesitz, die übrigen 16,3 Prozent im Streubesitz.
Bei den Vorzugsaktien sind 91,02 Prozent dem Streubesitz zuzurechnen, die übrigen Anteile befinden sich im Eigenbesitz der Sartorius AG. Eine Fusion mit einem anderen Unternehmen hält der Finanzchef angesichts der Vorgaben des Testamentsvollstreckers für wenig wahrscheinlich. Ebenfalls habe man mit dem Aktionär Bio-Rad Laboratories bisher keinerlei derartigen Gespräche aufgenommen.
In verschiedenen Fragen zur Sparte Umwelttechnik erbat Herr Zukunft zusätzliche Auskünfte zum genauen Tätigkeitsbereich sowie den Aussichten dieser Sparte. Hauptaktivität in dieser Sparte ist laut CFO derzeit die Forschung im Bereich der Brennstoffzellentechnologie. Dort forscht man zusammen mit einem renommierten deutschen Partnerunternehmen, dessen Namen nicht genannt werden darf (die Masterflex AG wurde auf Nachfrage explizit verneint), an dieser Technologie. Sartorius konzentriert sich dabei auf die Entwicklung der Membranen.
Weiteres Potential bescheinigt der CFO auch dem Geschäftsfeld der Wasseranalytik. Aktuell werden in der Sparte Umwelttechnik keine Umsätze erzielt, so dass ein Wegfall dieser Sparte als Segment in der Berichterstattung durchaus denkbar erscheint. Herr Hartwig betonte jedoch, dass die Aktivitäten in jedem Fall fortgeführt werden sollen, eine Fortführung als eigenständige Sparte jedoch auf Dauer wohl eher wenig Sinn mache.
Nähere Einzelheiten wurden von verschiedenen Fragestellern auch zum Themenkomplex der Insolvenz der Minderheitsbeteiligung Diessel und möglicher Fehler bei der Due Dilligence Prüfung vor Erwerb dieser Beteiligung erbeten. Nach Angabe von Herrn Hartwig handelt es sich bei dieser Gesellschaft um eine Minderheitsbeteiligung, die operativ ein solides Geschäft betreibt.
Im Zuge des Beteiligungserwerbs habe man selbstverständlich Prüfungen vorgenommen und sich Garantien einräumen lassen um mögliche Risiken zu minimieren. Im konkreten Fall habe es jedoch Probleme mit Lagerbeständen und deren Bewertung gegeben, die im Zuge der Beteiligungsprüfung nicht absehbar waren. Die genauen Auswirkungen der Insolvenz werden im Neun-Monatsbericht sichtbar werden.
Auf die besorgte Frage von Herrn Geson, ob der angekündigte Verlust im einstelligen Mio.-Euro Bereich zu einem negativen Ergebnis auf Jahresbasis führen könnte, betonte der Finanzchef, dass ein Überschreiten der letztjährigen EBIT-Marke nach wie vor möglich erscheint.
Herr Schrade, Geschäftsführer von GSC Research, erkundigte sich nach den weiteren Planungen mit den in Eigenbesitz befindlichen Aktien und dem Kaufpreis. Die Vorzugsaktien wurden nach Angabe von Herrn Hartwig zu durchschnittlichen Kursen von 7,98 Euro, die Stammaktien zu durchschnittlichen Kursen von 11,27 Euro erworben, konkrete Planungen bestehen hier derzeit nicht.
Grundsätzlich ist nach eigenen Angaben die Veräußerung der Aktien angedacht, dies soll jedoch nicht auf dem gegenwärtigen Kursniveau erfolgen. Auf konkrete Nachfrage, ab welchen Kursen eine Veräußerung etwa an Institutionelle Anleger denkbar wäre, präzisierte Herr Hartwig, dass Verkaufspreise in der Nähe der historischen Anschaffungskosten angestrebt werden und bis dahin eine abwartende Haltung eingenommen werden soll.
Herr Buhlmann, Vorsitzender der Vereinigung institutioneller Privatanleger (V.I.P. e.V.), erbat nähere Angaben zu den in der Region Asien erzielten Umsätzen. Laut Verwaltung beliefen sich die Umsätze in Asien in 2002 auf 77,6 nach 78 Mio. Euro im Jahr 2001. Die EBITDA-Marge in diesem Markt lag bei 9,5 (Vorjahr: 11,3) Prozent, die EBIT-Marge erreichte einen Wert von 7,8 nach 10,1 Prozent im Vorjahreszeitraum.
Ebenfalls nähere Einzelheiten wurden vom Auditorium mit Blick auf die Zukunftsperspektiven des Geschäftsbereiches Food&Beverage erbeten, dabei vor allem auch in Bezug auf die Filtrationstechnik. Der entscheidende technologische Schritt bei der Bierfiltration besteht laut CFO in der nunmehr bestehenden Möglichkeit der Kaltsterilfiltration. Im Gegensatz zur bisher angewendeten Filtration sollte sich dieses positiv auf das Produkt und dessen Geschmack auswirken.
Eingesetzt wird dieses Verfahren bereits in China und dürfte dort erhebliches Potential besitzen. In Europa werde es hingegen schwer sein, sich gegen das tradierte Verfahren durchzusetzen. Eine mögliche Chance besteht hier jedoch darin, dass das bisher in Anwendung befindliche sogenannte Kieselgur-Verfahren im Verdacht steht, krebserregend zu sein, und daher von Verbraucherseite entsprechender Druck auf die Hersteller ausgeübt wird.
Im Bereich der Weinfiltration sieht sich Sartorius laut Unternehmensführung bereits sehr gut positioniert. Hier ist man nach eigenen Angaben in allen wichtigen Märkten schon gut vertreten. Besondere Wachstumsimpulse dürften künftig aus den Regionen Latein- und Südamerika sowie USA und Australien zu erwarten sein.
Bezogen auf die Zukunftsaussichten dieses Geschäftsbereiches erklärte der CFO, dass kurzfristig die Potentiale klar im Bereich von "Beverage" liegen, das Thema "functional food" wird sich aus heutiger Sicht erst mittel- bis langfristig in signifikanten Umsätzen niederschlagen. Erste Gespräche mit namhaften Playern wie beispielsweise Danone sind jedoch bereits erfolgt, so Herr Hartwig weiter.
Herr Schrade erkundigte sich nach der Herkunft des geplanten jährlichen Wachstums um 7,5 Prozent bis zum Jahr 2007. Dieses soll laut Unternehmensführung im Wesentlichen organisch erfolgen, Zukäufe sind in den Planungen nicht berücksichtigt.
Auf die Frage nach möglichen Abweichungen von den genannten Zielwerten durch ein schwaches Jahr 2003 erklärte Herr Hartwig, dass es sich um realistische und aus heutiger Sicht erreichbare Langfrist-Vorgaben handelt. Abweichungen in geringerem Umfang sind natürlich über einen solchen Zeitraum durchaus denkbar. Eine grundsätzliche Abweichung ist laut CFO aber nur dann zu erwarten, wenn zugrunde liegende Annahmen wie das wirtschaftliche Umfeld sich völlig anders entwickeln als gemeinhin angenommen.
Befragt nach den Auswirkungen der Konjunktur auf das Geschäft von Sartorius erklärte Herr Hartwig, dass die Sparte Mechatronik eine klare Konjunkturabhängigkeit aufweist. Die Sparte Biotechnologie hingegen ist unter anderem auch von der Zulassungspolitik der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA für neue Medikamente abhängig. Dort hofft man nach einer eher restriktiven Phase in der letzten Zeit auf eine künftig wieder zunehmende Zahl neuer Arzneimittelzulassungen.
Eine von einem Teilnehmer in den Raum gestellte mögliche Lockerung der Auflagen bei der Zulassung neuer Arzneimittel oder Wirkstoffe sieht Herr Hartwig gegenwärtig nicht und hält diese auch für eher unwahrscheinlich. In der Tendenz ist angesichts der immer größeren Komplexität der Wirkstoffe eher mit einer Verschärfung der Auflagen denn mit einer Lockerung zu rechnen, so der Sartorius-Finanzchef weiter.
Aus der Präsentation der Sartorius AG wurde deutlich, dass die Aktie des Biotech-Zulieferers zu Unrecht nur wenig Beachtung an der Börse findet. Mit den hohen Investitionen der letzten Jahre ist das Göttinger Unternehmen für erhebliche Umsatzsteigerungen vor allem im dynamischen Bereich Biotech gerüstet. Gelingt es dem Konzern, die gesteckten Ziele hinsichtlich des weiteren Wachstums und der geplanten deutlich höheren Rendite zu erreichen, sind erheblich höhere Kurse vorstellbar.
Durch die kontinuierliche Dividendenpolitik ist die Vorzugsaktie mit einer Rendite von 4,3 Prozent vor allem auch für konservativere Anleger attraktiv. Jedoch bergen Bereiche wie das derzeit zwar im Konzern sehr kleine, jedoch - wie an der Entwicklung von Qiagen ablesbar ist - große Potentiale beinhaltende Segment Vivascience auch die nötige Portion Phantasie für eher spekulative Investoren. Wenn das Management die selbst angesprochenen Hausaufgaben erfolgreich bewältigt, sollte sich ein Investment in die Sartorius-Aktie daher langfristig auszahlen.
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