Die im Münchner Prädikatsmarkt gelistete CCR Logistics Systems AG bezeichnet sich selbst als Full-Service-Anbieter von hochwertigen Logistiklösungen im Bereich Entsorgung und zählt neben vielen mittelständischen Unternehmen auch Großkonzerne wie BMW, VW, Mitsubishi, ESSO, Deutsche Post und Deutsche Bahn zu den eigenen Kunden.
Nachdem der Aktienkurs von den im Zuge der Übertreibungsphase an den Börsen erreichten Höchstständen bei über 10 Euro bei geringen Umsätzen bis Herbst 2001 auf im Tief 0,75 Euro zurück gefallen war, hat sich der Kurs in den letzten Monaten zwischen 1 und 1,3 Euro stabilisieren können; von einem seitens der Gesellschaft als angemessen empfundenen Wert ist dies jedoch weit entfernt, wie aus einem Interview mit GSC Research hervor geht.
Am 20. März 2002 fand in München die Bilanzpressekonferenz der CCR Logistics Systems für das abgelaufene Geschäftsjahr statt. Dietmar Stanka war für GSC Research mit dabei und berichtet.
Erneut Umsatz deutlich gesteigert, jedoch rote Zahlen
Der Gründer und Vorstandsvorsitzende Achim Winter stellte sein Unternehmen zunächst kurz vor. CCR ist ein Full-Service-Anbieter hochwertiger retrologistischer Lösungen. Mit einem nach Aussage des Vorstands einzigartigen Franchisekonzept hat CCR ein flächendeckendes System zur fachgerechten Entsorgung selbst hochbelasteter Stoffe entwickelt.
Im Anschluss darauf ging er auf die Zahlen des abgeschlossenen Jahres ein. CCR konnte für das Jahr 2001 erneut ein starkes Umsatzwachstum vermelden. Allerdings wurden durch die hohen Kosten der Restrukturierung des europäischen Geschäftes Verluste in Höhe von 1,8 Millionen Euro eingefahren.
Im Inland erreichte CCR einen Umsatz von 19,7 Millionen Euro, in den europäischen Landesgesellschaften 1,5 Millionen Euro. Somit lag der Konzernumsatz bei 21,2 Millionen Euro und damit 28 Prozent höher als im Vorjahr, in dem 16,5 Millionen Euro erwirtschaftet wurden. In den letzten sechs Jahren wurde der Konzernumsatz im Durchschnitt um jährlich 81 Prozent gesteigert und das aus eigener Kraft und ohne Unternehmenszukäufe.
Insgesamt ist die Tonnage der Mengenströme im CCR System ist bedingt durch die Neustrukturierung des Geschäftsbereiches Baulogistik erstmals gesunken, da von Seiten CCR kein Bodenaushub mehr durchgeführt wird. So waren es in 2001 „nur“ noch 126.800 Tonnen nach 210.800 Tonnen im Jahr zuvor.
Kfz-Bereich weiterhin Hauptumsatzträger
Sodann ging Herr Winter auf die einzelnen Geschäftsbereiche näher ein. Der wichtigste und umsatzstärkste Bereich ist mit 73 Prozent Umsatzbeitrag im Jahr 2001 die Entsorgung markengebundener Kfz-Händler und Werkstätten. BMW und Volkswagen sind in diesem Segment die beiden größten Kunden. Weitere Automobilhersteller sind unter anderem Toyota, Mitsubishi, Citroen und Iveco.
CCR nimmt mit knapp 44 Prozent im Bereich Automotive eine Marktführerstellung ein. Mit 17.944 Tonnen Blei versorgte CCR beispielsweise 16 Prozent des deutschen Marktes für wiederverwertbares Akkumulatorenblei. 12 Prozent des Umsatzes wurden mit der Altreifenentsorgung erzielt. Dabei ist vor allem die Kooperation mit Viborg zu erwähnen. Weitere große Kunden sind die Deutsche Post AG, DeTe Immobilien, die Deutsche Bahn AG und der Baukonzern Max Bögl.
Der Umsatz im Geschäftsbereich Gebäudelogistik, der in Kooperation mit der Schenker Deutschland AG geführt wird, erhöhte sich in 2001 auf 271.000 Euro. Die Entwicklung des Logistikkonzepts beim Ausbau des Münchner Flughafens mit dem zweiten Terminal ist einer der erfolgreichen Geschäftsabschlüsse aus der jüngeren Vergangenheit.
Potential durch Elektroschrott und Pfandpflicht-Einführung
Für die Zukunft wird die Entsorgung von Elektroschrott ein wachsender Markt werden. Nach den Angaben von Herrn Winter fallen alleine in Deutschland 6 Millionen Tonnen Elektroschrott an, das würde einer LKW-Kolonne entsprechen, die aneinandergereiht von München nach Hamburg und wieder zurück reicht.
Die Einführung der Pfandpflicht bei Einwegverpackungen für Getränke, die ab dem 1.1.2003 gesetzlich vorgeschrieben sein wird, ist in den vorgesehenen Umsatzzahlen für das Jahr 2002 noch nicht enthalten. Falls die Verordnung in der vorgesehenen Form zum Januar 2003 zum Tragen kommt,wird ab 2003 ein großes Umsatzplus erwartet.
Für das Jahr 2002 soll eine schwarze Null erreicht werden. Nach dem bisherigen Verlauf des ersten Quartals scheint dies auch realisierbar. Geplant ist ein Umsatz von 29,8 Mio. Euro bei einem positiven EBIT von 112.000 Euro. Als Indikatoren für den Turnaround nannte Herr Winter die Restrukturierungsmaßnahmen, die im letzten Jahr zu den Verlusten führten, Einsparungen von Personalkosten und weitere Maßnahmen im Kostenmanagement, die die Ausgaben schon jetzt um mindestens 1,35 Millionen Euro reduzieren.
Fazit und eigene Meinung
Zwar musste CCR im vergangenen Jahr nochmals einen Verlust ausweisen, dieser fiel jedoch in Anbetracht der angefallenen Einmalkosten für die Restrukturierung im vierten Quartal durchaus noch in einer moderaten Größe aus; der noch anlässlich der HV genannte angestrebte Gewinn von 0,5 Mio. Euro war damit jedoch nicht erreichbar.
Sollte CCR aber an den in den ersten neun Monaten des Jahres 2001 gezeigten Aufwärtstrend im Ergebnis des laufenden Quartals (Q1/2002) anknüpfen können, so dürfte eine „schwarze Null“ im Gesamtjahr durchaus realistisch sein, die Planung erscheint eher sogar als recht vorsichtig – nach der Verfehlung der Ziele in der Vergangenheit ist dies aber mit Sicherheit kein Fehler. Anleger sollten die Zahlen der nächsten Quartale den jeweiligen Vorjahreszahlen gegenüber stellen, um dies besser abschätzen zu können.
Das Potential der Gesellschaft spiegelt sich im aktuellen Kurs der Aktie derzeit nicht wider; mit einer Bewertung von derzeit gerade einmal 8 Mio. Euro ist das Unternehmen bei Erreichen der im deutschen Kerngeschäft gezeigten Profitabilität für den Gesamtkonzern deutlich unterbewertet. Bis dahin eignet sich die Aktie jedoch nur für spekulativere Anleger.
Kontaktadresse
