Wie die im SDAX notierte CeWe Color Holding AG am 30. Januar 2007 meldete, ging dem Unternehmen vor wenigen Tagen das Verlangen eines Aktionärs zur Durchführung einer außerordentlichen Hauptversammlung zu. In der Pressemitteilung wies der größte konzernunabhängige Fotofinisher in Europa zugleich die Forderungen des Hedge Fonds nach einer kreditfinanzierten Sonderausschüttung zurück.
Für GSC Research sprach Alexander Langhorst mit dem CeWe-Vorstandsvorsitzenden Dr. Rolf Hollander über die Hintergründe der beantragten außerordentlichen Hauptversammlung, die Gründe für die Zurückweisung der geforderten Sonderausschüttung sowie die weiteren Geschäftsaussichten des Unternehmens.
Dr. Hollander: „Wir brauchen Investitionen in den Markt und keine Entkapitalisierung des Unternehmens“
GSC Research: Die Forderung eine außerordentliche Hauptversammlung einzuberufen, kommt für Beobachter Ihres Unternehmens doch einigermaßen überraschend. Können Sie unseren Lesern erklären, wie es dazu kam?
Dr. Hollander: Das Verlangen zur Abhaltung einer außerordentlichen Aktionärsversammlung ist von einem unserer Aktionäre, der M2 Capital, einem Hedge Fonds mit Sitz in New York, an uns herangetragen worden. Nach eigenen Angaben ist M2 Capital mit 8,97 Prozent an der CeWe Color Holding AG beteiligt. Aktuell wird noch geprüft, ob das an uns herangetragene Verlangen auch die rechtlichen Vorraussetzungen erfüllt.
GSC Research: Welche Gründe für diesen Schritt wurden genannt?
Dr. Hollander: M2 Capital beabsichtigt, im Rahmen des von ihm beantragten Aktionärstreffens die Abwahl von vier der sechs Aufsichtsratsmitglieder zu betreiben und ferner dem Vorstand das Misstrauen auszusprechen.
GSC Research: Offenkundig richtet sich das Vorgehen damit gegen den Vorstand, also auch gegen Sie, denn über den Aufsichtsrat kann ja direkt Druck auf die Vorstandsmitglieder ausgeübt werden.
Dr. Hollander: Ihre Einschätzung ist vollkommen richtig und passt genau zum Bestreben von M2 Capital, der CeWe Color Holding AG über eine Sonderausschüttung massiv Kapital zu entziehen. Hierzu muss es M2 Capital jedoch gelingen, die Zusammensetzung des Aufsichtsrates zu verändern, um dann einen entsprechenden Dividendenvorschlag an die nächste ordentliche Hauptversammlung durchsetzen zu können.
GSC Research: Können Sie unseren Lesern einen Einblick in die konkreten Forderungen des Aktionärs nach einer Sonderausschüttung geben?
Dr. Hollander: Sicherlich. M2 Capital ist übrigens, das nur vorab, bereits seit Anfang 2005 Aktionär der Gesellschaft. Seit dem Sommer 2006 werden jedoch immer massivere Forderungen an uns herangetragen, den Leverage des Unternehmens – also die Fremdfinanzierung und damit das Risiko – zu erhöhen. Bei den in diesem Zusammenhang geführten Gesprächen und Briefwechseln wurden seitens des Hedge Fonds konkrete Forderungen nach einer kreditfinanzierten Sonderausschüttung an die Anteilseigner gestellt. Die geforderte Höhe variierte dabei innerhalb einer Range zwischen 37 und bis zu 120 Mio. Euro. Zum Vergleich: Unser Eigenkapital lag zuletzt bei 113 Mio. Euro.
Seitens der Vertreter von M2 Capital wurde dabei konkret eine Sonderausschüttung von 5 Euro je Aktie, also 37 Mio. Euro Ausschüttungssumme, gefordert und das „for many years“. Berücksichtigt man dabei noch die Forderung nach einer Erhöhung der Fremdverschuldung des Unternehmens bis zum doppelten EBITDA, ergibt sich ein angestrebter Gesamtkapitalabfluss von bis zu 120 Mio. Euro. Um diese Sonderausschüttungen durchzusetzen, hat M2 Capital in den Gesprächen mehrfach mit der Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung gedroht.
GSC Research: Welche Gründe haben Sie dazu bewogen, sich der Forderung nach einer Sonderausschüttung an die Anteilseigner zu verschließen?
Dr. Hollander: Der Vorstand und das gesamte Management sind der festen Überzeugung, dass jetzt der falsche Zeitpunkt für einen solchen Schritt ist. Durch die aktuellen erheblichen Veränderungen im Markt durch das Schrumpfen der analogen Fotografie und das sich weiter dynamisch entwickelnde digitale Geschäft befindet sich die gesamte Branche und damit natürlich allen voran auch die CeWe Color Holding AG in einem Transformationsprozess, der von uns Investitionen in neue Geräte, Software und nicht zuletzt Produkte erfordert. Um es ganz klar zu sagen, wir brauchen Investitionen in den Markt und keine Entkapitalisierung des Unternehmens.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, und auch dies habe ich selbst in den Gesprächen mit M2 Capital mehrfach zum Ausdruck gebracht, dass eine solche Sonderausschüttung nicht in die Landschaft passt, wenn wir gleichzeitig einen Standort wie aktuell in Berlin schließen. Dieser Schritt ist notwendig geworden, um auf die sinkende Zahl analoger Bilder zu reagieren, und führt natürlich auch in der Gesamtbelegschaft zu einer gewissen Verunsicherung. Um den Transformationsprozess jedoch erfolgreich abzuschließen, sind nicht nur Investitionen in Technik, Software und Produkte, sondern auch motivierte Mitarbeiter entscheidend für den langfristigen Unternehmenserfolg.
GSC Research: Wie steht die Erbengemeinschaft des Unternehmensgründers Senator h.c. Heinz Neumüller zur Forderung von M2 Capital?
Dr. Hollander: Ich bin sehr froh darüber, dass unser größter Einzelaktionär mit einer Beteiligungsquote von 27,1 Prozent des Grundkapitals oder mehr als 2 Millionen Aktien den auf langfristigen Unternehmenserfolg abzielenden Kurs des Managements unterstützt. Diese Strategie hat sich in der Vergangenheit bewährt und zu einer Steigerung des Unternehmenswertes beigetragen. Seit ich im Jahr 2002 den Vorstandsvorsitz übernommen habe, hat sich der Aktienkurs von 10,20 auf über 35 Euro erhöht, die zwischenzeitlich gezahlten Dividenden gar nicht mitgerechnet. Diesen Weg will der Vorstand auch künftig weiter beschreiten.
GSC Research: Stichwort Dividende. Für das Geschäftsjahr 2005 hat die CeWe Color Holding AG bei einem Ergebnis je Aktie von 1,29 Euro eine Dividende in Höhe von 1,20 EUR an die Aktionäre ausgeschüttet. Soll diese hohe Ausschüttungsquote weiter beibehalten werden?
Dr. Hollander: Auch wenn ich Ihnen aktuell noch nicht den Dividendenvorschlag für 2006 bekannt geben kann – weil hierfür zunächst die geprüften Jahreszahlen und die Aufsichtsratssitzung abgewartet werden müssen – kann ich Ihre Frage dennoch mit einem klaren „Ja“ beantworten. Es war stets und wird auch weiterhin erklärte Politik des Unternehmens bleiben, die Anteilseigner in sehr angemessener Weise am Jahresergebnis zu beteiligen. Bei einer im Vorjahresvergleich unveränderten Ausschüttung in Höhe von 1,20 Euro je Anteilsschein ergäbe sich beim aktuellen Aktienkurs von 35 Euro eine attraktive Dividendenrendite von 3,4 Prozent.
Diese Aussage gilt auch vor dem Hintergrund, dass wir uns noch immer in einem tiefgreifenden Wandel des Marktes befinden und für einen Teil der von uns geplanten Investitionen Fremdmittel in Anspruch zu nehmen gedenken. Allerdings geschieht dies in einem vertretbaren Rahmen für Investitionen in Zukunft des Unternehmens und nicht für Sonderausschüttungen an kurzfristig orientierte Investoren.
GSC Research: Können Sie unseren Lesern eine etwas konkretere Vorstellung über das Volumen der aus Ihrer Sicht mittelfristig erforderlichen Investitionen vermitteln?
Dr. Hollander: Ja, gerne. Auf Basis unserer aktuellen Unternehmensplanung beabsichtigen wir, in den kommenden 5 Jahren insgesamt 150 bis 200 Mio. Euro für Investitionen in die Produktentwicklung, zusätzliche Vertriebswege sowie die Nutzung von Chancen im Konsolidierungsprozess durch Übernahmen auszugeben.
GSC Research: Wo wird der Schwerpunkt ihrer Investitionstätigkeit liegen?
Dr. Hollander: Wir konzentrieren uns natürlich besonders auf das dynamisch wachsende Digitalfoto-Geschäft, welches sich auch in 2006 wieder sehr erfreulich entwickelt hat. Sehr wichtig für den Erfolg in diesem Segment ist es jedoch, dem Kunden interessante zusätzliche Produkte wie unser CeWe Color Fotobuch anbieten zu können.
Besonders dynamisch entwickelt sich derzeit die Bestellung von Fotos via Internet. Auch unser 2005 gestartetes Produkt Fotobuch entwickelt sich mit inzwischen über 500.000 verkauften Stück sehr erfreulich und trägt bereits über 10 Prozent zum Digitalumsatz bei, verbunden mit einer höheren Marge als bei klassischen Fotofinishing-Aufträgen. Allein im vergangenen Jahr haben wir rund 6,5 Mio. Euro in die Entwicklung einer neuen und noch bedienerfreundlicheren Software investiert, um die Attraktivität dieses Produktes noch weiter zu steigern. Unter www.cewefotobuch.de können Sie selbst einen Eindruck hiervon machen.
GSC Research: …gerne...
Dr. Hollander: Ein weiterer wichtiger Schritt ist unsere gerade bekannt gegebene Kooperation mit Microsoft beim neuen Betriebssystem Windows Vista. CeWe Color ist hier einer der fünf größten Partner in Europa und besitzt dabei die Exklusiv-Partnerschaft für Fotos. Auf den Vista-Fotoseiten können Anwender damit den direkten Weg zum professionell ausgedruckten Foto beschreiten. Weil Fotos nach wie vor auf echtem Fotopapier am besten zur Geltung kommen, stellt das im Betriebssystem integrierte Programm „Windows-Fotogalerie“ die direkte Anbindung von der Bildbetrachtung zur Bildbestellung her.
Der Anwender kann nach der Auswahl der Aufnahmen direkt online seine Fotobestellung an den CeWe-Handelspartner – Drogerie, Foto- oder Elektronikhändler – absenden, ohne ein weiteres Programm starten zu müssen. Auf Sicht von ein bis zwei Jahren, wenn eine entsprechende Basis an Vista-Betriebssystemen im Markt verbreitet ist, erwarten wir daraus einen erfreulichen Beitrag zum Geschäftsvolumen.
GSC Research: Welcher Anteil ihres Investitionsbudgets ist denn nach gegenwärtiger Planung für etwaige Zukäufe vorgesehen?
Dr. Hollander: Wir planen etwa 75 Prozent der Gesamtsumme in die Produktentwicklung, die Gewinnung zusätzlicher Vertriebswege und die Erschließung neuer Geschäftsfelder, in denen wir von unseren Kernkompetenzen profitieren können, zu investieren. Hierbei steht neben einer Verbreiterung des Produktspektrums natürlich der Anspruch im Vordergrund, die Wertschöpfungstiefe und damit einhergehend natürlich auch die erzielbaren Margen zu verbessern.
GSC Research: Lassen Sie uns zurückkommen zu dem von Ihnen beschriebenen Transformationsprozess sowie der Schließung von Standorten im Bereich der analogen Fotografie. Wie sieht hier der aktuelle Status und die weitere Planung aus?
Dr. Hollander: Wie bereits angesprochen läuft derzeit die Schließung des Standortes in Berlin. Für diese Maßnahme sowie den Personalabbau an den beiden französischen Standorten in Paris und Marseille haben wir in 2006 insgesamt 6,2 Mio. Euro aufgewendet.
Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass ich Ihnen derzeit keine Angaben zu den Überlegungen für das laufende und die Folgejahre machen kann. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass wir die Transformation von der analogen hin zur digitalen Fotografie im laufenden Jahr erfolgreich abschließen und bereits im Jahr 2008 wieder auf den Wachstumspfad zurückkehren können.
GSC Research: Herr Dr. Hollander, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.
Anmerkung des Verfassers: Wir teilen die Ansicht des CeWe-Vorstands, dass kreditfinanzierte Sonderausschüttungen nicht im Sinne einer langfristig erfolgreichen Unternehmensentwicklung sind. Aus Sicht von GSC Research ist eine solide Finanzierung stets der Ertragsoptimierung kurzfristig orientierter Investoren vorzuziehen, zumal CeWe Color mit einer annähernden Vollausschüttung im letzten Jahr ohnehin bereits eine sehr aktionärsfreundliche Dividendenpolitik betreibt.
Veröffentlichungsdatum:
01.02.2007
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08:20
Redakteur:
msc