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HV-Bericht Bankhaus Partin GmbH & Co. KGaA - Schafspelz für die Göttinger Gruppe?
Am 18. Dezember 2000 fand im Crowne Plaza City Center in Berlin-Charlottenburg die diesjährige ordentliche HV der Bankhaus Partin GmbH & Co. KGaA statt. Anwesend waren 50 Kommanditaktionäre sowie als Gäste Repräsentanten des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen (BAKred), der Landeszentralbank Stuttgart und Lutz Starovsky als Vertreter von GSC Research.

Das Bankhaus Partin gehört zum Konzernverbund der Göttinger Gruppe und ist eine regional agierende Bank mit Hauptsitz in Bad Mergentheim und Filialen in München und Berlin sowie Niederlassungen im näheren Umkreis des Hauptsitzes. Die Aktien des Bankhauses sind zur Zeit nicht handelbar. Die freien Aktionäre halten ca. 60.000 Anteile, das entspricht etwa 0,3% der stimmberechtigten Aktien. Die freien Aktionäre sind aus der Verschmelzung der Securenta Bank AG auf das Bankhaus Partin als frühere Anteilseigner der Securenta Bank AG hervorgegangen. Die ehemalige Securenta Bank fungiert jetzt als Filiale des Bankhaues Partin in München.


Einführung

Um 14:10 Uhr eröffnete der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Dr. Jürgen Rinnewitz, die Hauptversammlung. Er begrüßte die Anwesenden und erläuterte ausführlich die Benutzung und die Vorteile der Stimmkarten mit Strich-Code, durch die die Stimmergebnisse sehr schnell und zuverlässig ermittelt werden könnten. Dann gab er bekannt, dass die anwesenden Kommanditaktionäre über 18.431.589 Stimmen, entsprechend 89,47% des Grundkapitals, verfügten.

Nach den einleitenden Worten wies er auf den Verlust von mehr als der Hälfte des Grundkapitals hin und schlug vor, die geplanten Tagesordnungspunkte (TOP) 2 und 3, in denen über die Herabsetzung des Grundkapitals zum Zwecke der Deckung von Verlusten durch Zusammenlegung von Aktien abgestimmt werden sollte, abzusetzen. Als Grund nannte er rechtliche Unsicherheiten bezüglich der Verwendung des Verlustvortrages im Falle eines zukünftigen Gewinnausweises. Das Grundkapital von DM 103 Mio., eingeteilt in 20,6 Mio. Inhaberaktien sollte demnach um DM 61,8 Mio. auf DM 41,2 Mio. durch Zusammenlegung im Verhältnis 5:2 herabgesetzt werden.

Die Erläuterungen waren einem Aktionär nicht einleuchtend, weshalb er um eine genauere Darstellung bat. Das Wort dazu ergriff Dr. Mathias Jung, Mitglied des Aufsichtsrates und seines Zeichens Jurist. Er beantwortete die Anfrage sehr ausführlich, wobei sich der Kern der Aussage auf eventuelle rechtliche Probleme bei der Gewinnausschüttung an die Aktionäre bezog, die im Falle des Gewinnausweises nach einer Kapitalherabsetzung möglicherweise nicht mehr vorgenommen werden dürfte. Um die beschriebenen Probleme von vornherein auszuschließen, habe man sich kurzfristig entschlossen, über die Absetzung der genannten TOP 2 und 3 abstimmen zu lassen.

Der Aktionär war mit der Beantwortung vorerst zufrieden. Weiterer Erklärungsbedarf bestand nach Rückfrage von Herrn Dr. Rinnewitz ins Publikum nicht und so wurde über die Absetzung der TOP 2 und 3 abgestimmt. Kurze Zeit später wurde das Ergebnis mit 99,99% Zustimmung bekannt gegeben.
Danach bat Herr Dr. Rinnewitz den Vorstandsvorsitzenden Herrn Heinz G. Tiedtke um den Bericht zum Geschäftsjahr 1999.


Bericht des Vorstands

Herr Tiedtke nannte in seiner Rede die Höhepunkte des Geschäftsjahres 1999 und erläuterte die wichtigsten Ziele und Kernpunkte der Neuausrichtung der Bank. Seinen Ausführungen zufolge wurde 1999 bereits vieles erreicht, durch die in den letzten Jahren angehäuften Verluste ist eine Neuausrichtung allerdings dringend notwendig geworden. Das größte strategische Ziel, die Verschmelzung der Securenta Bank AG, München, auf die Partin Bank konnte erfolgreich abgeschlossen werden und wurde rückwirkend zum 30.09.1998 vollzogen.

Im 3.Quartal 1999 wurde das 2.000ste "Kostenfreie Girokonto" eröffnet - eine Marketingstrategie, mit der Neukunden vor allem für das Wertpapiergeschäft akquiriert werden sollen. Inzwischen hat sich die Anzahl der Girokonten auf 4.000 erhöht. Aus diesem Kreis konnten 1.800 Kunden für die Eröffnung eines Depots gewonnen werden. Die schwerpunktmäßige Verlagerung der Aktivitäten weg vom Zins- und Kredit- hin zum Wertpapier- und Beratungsgeschäft ist das erklärte Ziel, um langfristig akzeptable Erträge zu generieren, wobei im Beratungsgeschäft besonderes Augenmerk auf die Vermittlung von Sach- und Lebensversicherungen, das Immobiliengeschäft sowie die Betreuung von mittelständischen Unternehmen und Handwerksbetrieben gelegt werden soll.

Der Auf- und Ausbau der Online-Aktivitäten wird als unumgänglicher Schritt für die Zukunftsfähigkeit der Bank gesehen. Neben der bereits bestehenden Möglichkeit des Online-Banking nach dem zur Zeit als sichersten Standard geltenden HBCI sollen in naher Zukunft auch die Voraussetzungen für das Online-Brokerage geschaffen werden. Als weiterer wichtiger Punkt wurde die Reduzierung der Personalkosten genannt, mit über 17 Mio. DM der größte Kostenblock in der Gewinn und Verlustrechnung. Dazu beitragen soll neben der Standardisierung von Produkten, um so auch geringer qualifizierten und damit preiswerteren Mitarbeitern die Beratung und den Vertrieb zu ermöglichen, auch die Schließung der erst 1999 neu eröffneten Filiale in Berlin-Dahlem.

Als Gründe für die schlechte Ergebnisentwicklung gab Herr Tiedtke vor allem die negative Darstellung der Göttinger Gruppe als Muttergesellschaft sowie des Bankhaus Partin selbst in den Medien an. Dies führte zu Vertrauensverlust bei Kunden und Mitarbeitern, so dass daraus resultierende Umsatzeinbußen und Verluste guter Mitarbeiter verkraftet werden mussten. Auch die hohen Abfindungen für ausscheidende Geschäftsführer und die Kosten für den Sozialplan belasteten das Ergebnis.

Ein weiterer Grund wurde in den außergewöhnlich hohen Rückstellungen für die Risikovorsorge gesehen, die vorgenommen wurden, um die Bank gegen eventuelle Ausfälle in allen Geschäftsbereichen abzusichern. Unter mäßigem Beifall beendete Herr Tiedtke seine Rede.


Allgemeine Diskussion

Ein Aktionär wollte als erstes wissen welche Einzelpunkte zu den Verlusten geführt haben. Herr Tiedtke nannte daraufhin nochmals die bereits in seiner Rede vorgetragenen Punkte Risikovorsorge und Personalkosten. Damit gab sich der Aktionär nicht zufrieden und wollte es genauer wissen: "Warum Personalkosten, konnte man nicht absehen, wie hoch die Kosten für das Personal in diesem Zeitraum sein würden?"

Herr Tiedtke bezog sich auf die Fusion mit der Securenta Bank AG, durch die unter anderem Personal aus dem Backoffice übernommen werden musste, und führte auf weiteres Nachfragen einige Kredite und operative Probleme als Gründe für die Verluste an. Auf die ungewöhnliche Höhe der Verluste angesprochen (der Fehlbetrag in 1999 betrug 13,105 Mio. DM, der Verlustvortrag liegt bei 46,367 Mio. DM - damit ist mehr als die Hälfte des Grundkapitals aufgebraucht) verwies er auf die größtenteils bereits in den Jahren 1995 bis 1998 angefallenen Verluste und das 1997 über der Bank verhängte Moratorium (Anmerkung: aufgrund des nahezu aufgebrauchten Eigenkapitals zu diesem Zeitpunkt).

Ein anderer Aktionär hinterfragte die Betonung der kostenlosen Girokonten, deren Gewinnbeitrag er bezweifelte. Dies bestätigte Herr Tiedtke und erklärte, die Girokonten seien nicht kostendeckend, es handele sich ganz klar um eine Marketingaktion, um Kunden zu gewinnen. Mehrere Rückfragen desselben Aktionärs bezogen sich auf den im Geschäftsbericht gegebenen, seiner Meinung nach zu optimistischen Ausblick.

Auf die konkrete Frage, ob im Jahr 2000 die schwarze Null erreicht werden wird, antwortete Herr Tiedtke mit einem klaren Nein. Er verwies auf das sehr gute 1. Quartal 2000 und die dann deutlich nachlassenden Ergebnisse der Folgequartale, deren Ursache er vor allem in der negativen Berichterstattung über die atypisch stillen Beteiligungen der Securenta AG sieht. Auf die Rückfrage, wieso dann die Zahlen des Bankhauses Partin so schlecht aussehen, meinte er, dass dies auch das Bankhaus Partin betrifft, denn in den Artikeln zu diesem Thema war unter anderem ein Bild des Bankhauses abgedruckt, wodurch bei vielen der Eindruck entstand, das Bankhaus Partin hätte etwas damit zu tun.

Die nächsten Fragen bezogen sich auf die Ergebnisse der vom Bankhaus Partin gehaltenen Beteiligungen, wo insbesondere der Frankfurter Freimakler Hordorff GmbH mit einem Verlust von 2,78 Mio. DM auffiel. Als Begründung nannte Herr Dr. Jung eine Totalschieflage bei einigen Aktienpositionen im Eigenbestand des Maklerhauses.

Ein weiterer Aktionär fragte nach dem Ausblick für 2001 und warum man nicht mehr Vorteile aus der Zusammenarbeit mit der Göttinger Gruppe nutzt. Daraufhin erklärte Herr Tiedtke, dass zuerst das eigene Haus in Ordnung gebracht werden solle und zum Teil, zum Beispiel bei Versicherungen, diese Verbindung bereits genutzt werde. Aufgrund des Wettbewerbs sei dies aber nur begrenzt möglich, denn "der Kunde ist König und kann auf Dauer nur mit konkurrenzfähigen Produkten zufriedengestellt werden." Dr. Rinnewitz ergänzte die Ausführungen, indem er die Eigenständigkeit des Bankhaus Partin nochmals betonte.

Die nächsten Fragen an Vorstand und Aufsichtsrat bezogen sich auf den Schaden, den die früheren Aktionäre der Securenta Bank AG durch den Umtausch in Partin Bank Aktien erlitten. Konkret lautete die Frage: "Haben die Aktionäre jetzt den Schaden? Der ehemals Verantwortliche (Anmerkung: im Bundesaufsichtsamt für Kreditwesen - BAKRed) ist ja in den Ruhestand gegangen!" Herr Tiedtke führte den Schaden hauptsächlich auf die schlechte Presse zurück, weshalb unter anderem auch viele gute Mitarbeiter das Bankhaus verlassen haben.

Auf die Rückfrage "also müssen die Aktionäre die Folgen der schlechten Presse ausbaden?" erklärte Dr. Jung, dass dies nicht nur für die Aktionäre, sondern auch für das Bankhaus selbst gelte. Zur Frage, warum keine Gegendarstellung gefordert wurde, antwortete Dr. Jung, die Berichterstattung enthielt keine falschen Aussagen, und verdeutlichte, es seien "sehr subtile Mechanismen beim Umgang mit der Presse" von Nöten, um den Schaden nicht noch größer zu machen, denn "wenn man eine Gegendarstellung fordert, wird die auf Seite 5 ganz klein abgedruckt, und kurze Zeit später gibt es eine 4seitige Sonderbeilage im Handelsblatt zu diesem Thema und der Leser bringt uns dann wieder damit in Verbindung."

Zur Frage, wie verhindert wird, dass die ehemaligen Aktionäre der Securenta Bank AG die Verluste des Bankhauses Partin ausbaden müssen, versicherte Herr Tiedtke, dass bei der Verschmelzung der beiden Unternehmen diese Verluste berücksichtigt wurden und das Bankhaus Partin außerdem aufgrund der Ertragsaussichten einen höheren Wert habe.

In der folgenden Diskussion über den konkreten Wert der Aktie der Partin Bank konnte Herr Tiedke keine genaue Zahl nennen; die Befürchtung, der Börsengang sei in weite Ferne gerückte, musste er bestätigen und knüpfte einen Börsengang an die Voraussetzung, vorher das Bankhaus in Ordnung zu bringen. Auf nochmaliges Nachhaken, ob die Aktie denn wertlos sei, sie müsse doch einen Substanzwert haben, erklärte Herr Tiedtke, dass es sehr schwierig sei, eine Bank zu bewerten. Üblicherweise würden etwa 300 DM pro Kunde angenommen; nun habe die Partin Bank 30.000 Kunden, "dies aber einfach zu multiplizieren wäre blauäugig."

Daraufhin kam aus dem Aktionärspublikum ein Zwischenruf: "Wie viel?! Finden Sie die Aktionäre ab, dann gehört die Bank der Holding!", der mir allgemeinem Beifall bedacht wurde. Dr. Rinnewitz warf ein, dass bereits Aktien zurückgekauft wurden, aber eine Vereinbarung mit der Göttinger Gruppe bestehe, nach der es nicht mehr möglich ist, weitere Aktien zurückzukaufen, worauf sich Herr Böhme an den Vorstand wandte und die Forderung nach Aktienrückkauf nochmals bekräftigte. Herr Tiedtke antwortete: "Herr Böhme, das haben wir Ihnen doch schon mehrmals telefonisch erklärt. Es geht nicht."

Jetzt meldete sich ein Aktionär zu Wort, der sich im Laufe der folgenden Fragen als Unternehmensberater vorstellte. Er warf Vorstand und Aufsichtsrat vor, "immer nur kleine negative Sachen zu erwähnen", und vermisste ein konkretes tragfähiges Konzept, um die Bank aus den roten Zahlen zu bringen. Herr Tiedtke sagte ihm die Zusendung konkreter Planzahlen in etwa 14 Tagen zu. Der Aktionär gab sich damit nicht zufrieden und fragte weiter nach konkreten Maßnahmen, um das Bankhaus wieder in den Gewinn zu bringen. Herr Tiedtke nannte die Filialschließung in Berlin, die Auflage eines Partin-Fonds, die Zusammenarbeit im Fonds-Bereich mit der Zürich-Invest und die "Wertpapier-Wochen" - eine Marketingveranstaltung des Instituts um, Kunden für Wertpapierinvestments zu interessieren. Dies genügte dem Fragesteller immer noch nicht, er warf Herrn Tiedtke vor, "was machbar ist, erzählen Sie, aber ich will Fakten!"

Herr Tiedtke berichtete von den Aktivitäten für mittelständische Betriebe und Handwerksunternehmen und vielversprechenden Provisionserlösen im Wertpapierhandel. Auch das reichte dem Fragenden nicht und er forderte konkrete Umsatzzahlen. Herr Tiedtke meinte, dass die Umsätze variabel sind, worauf der Aktionär Herrn Tiedtke aufforderte, "nun aber mal sachlich zu bleiben und konkrete Zahlen zu nennen". Herr Tiedtke nannte auf Rückfrage im Backoffice als Provisionseinnahmen im Jahr 1999 insgesamt 2,9 Mio. DM, in den ersten drei Quartalen 2000 dann 1,914 bzw. 0,978 und 0,940 Mio. DM

Dr. Rinnewitz ergriff das Wort und versicherte, kein rosarotes Bild malen zu wollen, sondern ein wirkliches Sanierungskonzept zu erstellen, mit dem die Neuausrichtung der Bank gelingen wird. Als erneut eine Frage nach geplanten Maßnahmen kam, versprach er Zahlen zu liefern und bat, "um sich nicht im Kreis zu drehen", von weiteren Fragen in dieser Richtung abzusehen.


Abstimmungen und weitere Aussprachen

Nach der Feststellung der Präsenz mit 89,55% forderte Dr. Rinnewitz zur Abstimmung über die Feststellung des Jahresabschlusses für das Geschäftsjahr 1999 auf. Das Ergebnis lag bei nahezu 100prozenter Zustimmung. Die Entlastung der persönlich haftenden Gesellschafterin für das Geschäftsjahr 1999 wurde danach unter geringfügig verringerter Präsenz mit 92,55% Ja-Stimmen erteilt.

Bei der Entlastung der Mitglieder des Aufsichtsrates für das Geschäftsjahr 1999 wurde über jedes Mitglied des Aufsichtsrates einzeln abgestimmt, was zu folgendem Ergebnis führte: Prof. Dr. Wolfgang Reinhart (Stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates) wurde mit 99,96% Zustimmung entlastet, Dr. Mathias Jung erhielt durch 83,18% der Stimmen die Entlastung und Dr. Rinnewitz wurde mit 85,79% der Stimmen entlastet.

Bei der Wahl des Abschlussprüfers für das Geschäftsjahr 1999 wurde die vorgeschlagene BDO Deutsche Warentreuhand AG, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft aus Hamburg ohne Gegenstimmen mit 100% Zustimmung akzeptiert.

Dr. Rinnewitz und Dr. Jung erklärten, dass sie, obwohl es ihnen schwergefallen sei, im Interesse des Bankhauses, die Rechtsanwälte Dr. Rolf Schmidt-Diemitz und Stefan Sieling aus Stuttgart als Nachfolger zu berufen, ihre Aufsichtsratsmandate am Ende dieser HV niederlegen werden, worauf die Wahlen zum Aufsichtsrat nahezu einstimmig (200 Nein und 3.410 Enthaltungen) beschlossen wurden.

Anschließend stellte sich Dr. Rolf Schmidt-Diemitz vor. Er ist in einer Sozietät wirtschaftsberatend tätig und seit 5 Jahren im Aufsichtsrat der Aktivbank Stuttgart vertreten. Durch dieses Mandat seien aber keine Interessenskonflikte zu befürchten, da diese Bank nur regional tätig ist, so Dr. Schmidt-Diemitz. Er erläuterte, dass er vom Amtsgericht Crailsheim auf Wunsch des BAKred in Abstimmung mit den Hauptaktionären als Treuhänder bestellt wurde und die Aufgabe habe, auf eine solide und umsichtige Geschäftspolitik der Bank zu achten. Weiter führte er aus, sich als Schnittstelle zwischen den Aktionären und dem Bankhaus zu verstehen und bat abschließend um Unterstützung für Herrn Stefan Sieling, um durch ihn mehr Sachverstand ins sonst nur aus Juristen bestehende Gremium zu holen.

Daraufhin wollte ein Aktionär von den Vertretern des BAKred wissen, aus welchen Gründen beim Bankhaus Partin ein Treuhänder eingesetzt werden muss. Renate Schreiber vom BAKred lehnte einen Kommentar dazu ab. Dr. Rinnewitz erläuterte deshalb, dass dies auf Grundlage des § 2b KWG geschah und ergänzte auf Rückfrage, dass die Zeitdauer für den Einsatz von Schmidt-Diemitz als Treuhänder unbefristet ist und die Anträge für die Einsetzung des BAKred wie auch des Hauptanteilseigners Securenta AG unabhängig voneinander zustande kamen.

Eine Bemerkung aus dem Aktionärskreis bezog sich auf die Bitte von Schmidt-Diemitz die Wahl von Stefan Sieling zu unterstützen: "Ich muss Sie (und Herrn Sieling) ja wählen, weil ich aufgrund des BAKred-Beschlusses keine Wahl habe und sozusagen an der Wand stehe." Schmidt-Diemitz entgegnete, Herr Sieling sei auch nicht sein Wunschkandidat, aber er sei der einzige, der bereit war, unter diesen Umständen das Mandat zu übernehmen. Als nächstes wollte ein Aktionär wissen, ob die Diskrepanzen zwischen Bundesaufsichtsamt und Aufsichtsrat jetzt beseitigt sind, worauf Dr. Rinnewitz erklärte, dass ihm keine bekannt seien. Ob noch welche kommen, könne er auch nicht sagen.

Die letzten drei Tagesordnungspunkte beinhalteten die Beschlussfassungen über die Zustimmung der HV zum Abschluss von Verträgen über die Errichtung atypisch stiller Gesellschaften vom 30.12.1999 mit der Securenta Göttinger Immobilienanlagen und Vermögensmanagement AG, nebst vereinbarten Änderungen vom 13.01.2000. Diese Verträge beziehen sich auf Einlagen der Securenta AG beim Bankhaus Partin in Höhe von in der Summe rund 30 Mio. DM.

Vor der Abstimmung zu den genannten TOP wurden weitere Fragen an Aufsichtsrat und Vorstand gestellt. Ein Aktionär wollte wissen ob die in den schriftlichen Unterlagen zur HV unter TOP 10 angegebene letzte Rate der Securenta AG in Höhe von einer Million Mark, zahlbar bis spätestens 15.11.00, bereits beim Bankhaus Partin eingegangen ist. Herr Tiedtke konnte die Frage nicht mit Sicherheit beantworten. Nach Rückfrage bei einem Mitarbeiter wurde dies aber verneint.

Dann wurde nach der Möglichkeit gefragt, das Aktionärskapital in stille Beteiligungen zu tauschen, was Dr. Jung deutlich abwies. Inzwischen meldete sich ein sichtlich verärgerter Aktionär zu Wort, der eine klare Aussage zur vorletzten Frage nach der noch offenen Rate der Securenta AG bei der Partin Bank einforderte, "die ja laut Unterlagen bereits am 15.11.2000 eingegangen ist." Er vermutete darüber hinaus so gravierende Verflechtungen der Partin Bank mit der Göttinger Gruppe, dass er die Unabhängigkeit des Bankhauses jetzt und auch in Zukunft bezweifelte.

Herr Tiedtke musste einräumen, dass die letzten Raten der Securenta AG noch nicht in der Partin Bank eingegangen sind, diese aber bereits angemahnt wurden. Zum zweiten Teil der Frage betonte er nochmals die Unabhängigkeit der Bank und erklärte, "die Distanz ist gewahrt; wie das in Zukunft aussehen wird, weiß ich aber auch nicht, wir sind alle keine Hellseher."

Während die letzten Stimmkarten eingesammelt wurden, trugen zwei Aktionäre noch Probleme mit ihren Depotbanken vor, die pro Partin Bank Aktie 12,50 DM unbegründeterweise einziehen wollten. Dr. Jung riet, hiergegen sofort Widerspruch einzulegen und der jeweiligen Depotbank zu erklären, dass dieser Einzug von 12,50 DM je Aktie nur die Altaktionäre der Partin Bank betrifft und nicht die aus der Verschmelzung der Securenta mit der Partin Bank hervorgegangenen neuen Aktionäre. Sollte dies nicht reichen, zog Dr. Jung auf Rückfrage auch den Versand von entsprechenden Schreiben in Betracht.

Nach der Auszählung der Stimmen für die TOP 10, 11 und 12 wurde verkündet, dass die Verträge mit der Securenta Göttinger Immobilienanlagen und Vermögensmanagement AG mit 99,99% bzw. 100% Zustimmung angenommen wurden. Nach der Bekanntgabe der letzten Zahlen verabschiedete Dr. Rinnewitz um 18 Uhr die Anwesenden mit guten Wünschen für ein besinnliches Weihnachtsfest und einem guten Nach-Hause-Weg.


Fazit

Trotz der durchaus unangenehmen Lage der freien Aktionäre hielten sich die Anwürfe an Vorstand uns Aufsichtsrat erstaunlicherweise in vertretbaren Grenzen. Alles in allem erscheinen die Zukunftsaussichten des Bankhauses nicht gerade rosig. Ob die von der Geschäftsführung geplanten Maßnahmen ausreichen, werden um den gewünschten Erfolg zu erzielen, hängt in starkem Maße von der Konsequenz der Durchführung notwendiger Einschnitte ab. Nicht zuletzt spielt insbesondere beim Versuch, im Investmentbereich Fuß zu fassen, auch die aktuelle und zukünftige Marktverfassung eine entscheidende Rolle.

Den Aktionären bleibt zu wünschen, dass das Bankhaus in Zukunft von - nach eigener Auffassung - unberechtigter Medienschelte verschont bleibt und sich so auf die Erfüllung der selbst gesteckten Aufgaben, im Interesse der Aktionäre, voll und ganz konzentrieren kann. In Anbetracht der Umstände könnten Beobachter allerdings zum Schluss kommen, dass die Göttinger Gruppe versucht, sich über das Bankhaus Partin einen Schafspelz zu schneidern. Vor dem Hintergrund der auf der HV zutage getretenen Probleme und Hintergründe kann auch nach der Aufhebung der "Handels-Sperre" nicht zu Engagements geraten werden.


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Veröffentlichungsdatum: 22.12.2000 - 11:32
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