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HV-Bericht 3U Holding AG - Aus der 3U TELECOM wird die 3U Holding
Die 3U TELECOM AG hatte für den 15.1.2007 zu einer außerordentlichen Hauptversammlung in den Saalbau Gutleut in Frankfurt am Main eingeladen. Rund 60 Aktionäre und Gäste hatten sich eingefunden, unter ihnen auch Sabine Philipp von GSC Research. Die Versammlung wurde pünktlich um 11 Uhr durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Hubertus Kestler eröffnet. Aufsichtsrat und Vorstand waren vollzählig vertreten, als Notar fungierte Dr. M. Binder. Nach der Begrüßung der Anwesenden und der Erledigung der Formalien erteilte der Versammlungsleiter dem Finanzvorstand Oliver Zimmermann das Wort.


Bericht des Vorstands

Einleitend erklärte Herr Zimmermann, dass der 3U TELECOM-Konzern aktuell in den Bereichen Festnetztelefonie und Breitband/IP-Dienstleistungen tätig ist. Dabei konzentriert sich der Bereich Festnetztelefonie auf das Call-by-Call- und Whole-Sale-Geschäft, der sich in einem äußerst schwierigen Markt- und Wettbewerbsumfeld bewegt. Dieses ist geprägt von aggressivem Wettbewerb in allen Bereichen. Der anhaltend intensive Preiskampf ist verbunden mit dauerhaft sinkenden Margen, hohen Kundengewinnungskosten für neue Produkte sowie der Verdrängung der „Kleinen“ durch die großen, etablierten Telekommunikationsanbieter.

Vor diesem Hintergrund wurde in 2006 laut Herrn Zimmermann die Restrukturierung konsequent vorangetrieben. Der Bereich Festnetztelefonie wurde mit Fokussierung auf das Call-by-Call- und Whole-Sale-Geschäft strategisch neu positioniert, unprofitable Geschäftsaktivitäten wurden aufgegeben. Dazu gehören die Aufgabe der aktiven Vermarktung von mit hohen Kundengewinnungskosten verbundenen Produkten (Preselection, DSL, VoIP), die Einstellung des indirekten Vertriebs, der Abbau von über 40 Mitarbeitern sowie die Schließung bzw. der Verkauf unprofitabler Auslandsgesellschaften.

Daneben wurden im Bereich Call-by-Call durch konsequentes Tarifmanagement Marktanteile gewonnen. Der Geschäftskunden-Vertrieb der LambdaNet wurde und wird weiter verstärkt. Ebenso konnten die Strukturkosten konzernweit gesenkt werden.

Dabei konnte der 3U TELECOM-Konzern den Umsatz in den ersten neun Monaten um 8,08 auf 97,21 Mio. EUR steigern. Das EBITDA lag bereinigt mit 7,06 Mio. EUR knapp 50 Prozent über dem bereinigten Vorjahreswert von 4,71 Mio. EUR.

Weiterhin erklärte Herr Zimmermann, dass sich die Bilanzstruktur des 3U TELECOM-Konzerns stabil darstellt. Die Eigenkapitalquote hat sich per 30.9.2006 gegenüber dem 31.12.2005 um 2,2 Prozent auf 38,1 Prozent erhöht. Dabei wurden die langfristigen Bankverbindlichkeiten gegenüber dem 31.12.2005 um 2,6 Mio. EUR reduziert, zum Jahresende ergab sich eine weitere Reduzierung von 4,2 Mio. EUR. Die liquiden und liquiditätsnahen Mittel konnten trotz Tilgungsbeginn des Bankdarlehens per 30.9.2006 auf 41,7 Mio. EUR gesteigert werden. Der operative Cashflow wurde per 30.9.2006 auf plus 5,7 (Vj.: minus 16,2) Mio. EUR erhöht und stellt sich damit deutlich positiv dar. Dennoch blieb der Aktienkurs hinter den Erwartungen des Vorstands zurück und lag per 31.12.2006 bei 0,62 EUR.

Vor dem Hintergrund des begrenzten Wachstums ist laut Herrn Zimmermann die Neupositionierung die notwendige Konsequenz zur Steigerung des Unternehmenswerts. Die 3U TELECOM AG verfügt nach Angaben des Finanzvorstands über umfangreiche Kompetenz im wachstumsstarken Management- und Beteiligungsgeschäft. Sie habe ein breites Netzwerk zur Identifikation und Bewertung von potenziellen Beteiligungen, ein ausgewiesenes Know-how in den Bereichen Telekommunikation, innovative Technologien und Restrukturierungen sowie langjährige Erfahrung im Management und in der Integration von Beteiligungen.

Um die Chancen des Beteiligungsgeschäfts zu nutzen, positioniert sich die 3U als Management- und Beteiligungsholding. Ein Schwerpunkt liegt in innovativen Technologien und Unternehmenssanierungen. Als Ziele nannte Herr Zimmermann die Erwirtschaftung überdurchschnittlicher Renditen und die nachhaltige Steigerung des Unternehmenswerts. Zukünftig führt die neue 3U Holding AG alle Tochtergesellschaften einheitlich in einer Ebene. Für die nächsten Jahre ist geplant, die 3U Holding AG als Management- und Beteiligungsgesellschaft zu etablieren, die ein diversifiziertes, risikogestreutes Beteiligungsportfolio aufbaut und auch schon erste erfolgreiche Exits durchgeführt hat. Ebenso sollen Wachstum und überdurchschnittliche Renditen erwirtschaftet und den Aktionären die Möglichkeit von Dividendenausschüttungen geboten werden.

Bis Ende 2007, Anfang 2008 plant der Vorstand, stabile operative Ergebnisse und Cashflows in den bestehenden Bereichen Festnetztelefonie und Breitband/IP zu erzielen, klare Geschäftsprinzipien in den Investment Criterias formuliert und etabliert sowie erste Beteiligungen mit guten Renditechancen erworben zu haben. Ebenso möchte das Unternehmen deutlich aufzeigen, dass mit dem Kapital der Eigentümer renditeorientiert und risikobewusst sowie verantwortungsvoll umgegangen wird.


Allgemeine Aussprache

Als erster Redner meldete sich Andreas Müller von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu Wort. Dieser gab zu bedenken, dass bei Private Equity ein hoher Finanzierungsbedarf besteht und Kredite zurzeit wieder teurer werden. Hierauf erklärte Herr Zimmermann, dass die Gesellschaft über liquide und liquiditätsnahe Mittel von 42 Mio. EUR verfügten. Wenn es Sinn macht, will man auch mit anderen Investoren zusammengehen.

Herr Niedertassler stellte sich als Wirtschaftsingenieur und Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) vor. Dieser wollte wissen, ob Töchter der 3U TELECOM verkauft werden, worauf Herr Zimmermann erklärte, dass das neue Geschäftsmodell im Kauf und Verkauf von Beteiligungen besteht. Wenn es sich rentiert, werden Beteiligungen verkauft, zurzeit ist dies aber nicht geplant. Der SdK-Sprecher erkundigte sich auch nach der Tochter LambdaNet und erklärte, er wolle keine verlustbehaftete Tochterfirma. In diesem Zusammenhang betonte Herr Zimmermann, dass diese Gesellschaft operativ positiv läuft, dass allerdings das Ergebnis negativ ist. Das liege in den hohen Abschreibungen der Gesellschaft begründet.

Auf die Frage von Herrn Niedertassler, welche Abfindung das ausgeschiedene Vorstandsmitglied Berth Hausmann erhalten hat, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende, diese sei nicht exorbitant hoch ausgefallen, vielmehr sei die Abfindung viel geringer gewesen als die reguläre Vergütung, auf die Herr Hausmann bis zum Ende seines Vertrags Anspruch gehabt hätte. Man könne schließlich nicht erwarten, dass dieser ganz auf seine Vergütung verzichtet, und man sei im gegenseitigen Einverständnis auseinandergegangen. Wie Herr Kestler noch anfügte, ist Herr Zimmermann aufgrund seiner Erfahrung kompetenter im Beteiligungsgeschäft.

Der Aktionär Jens Röhrborn erkundigte sich nach der Kompetenz und der Erfahrung des Vorstands in punkto Private Equity. Diesbezüglich verwies Herr Zimmermann auf seine Erfahrung bei Roland Berger, und Herr Kestler bestätigte, dass der Finanzvorstand hier auf ein exzellentes Fachwissen zurückgreifen kann. Auch die Herren Michael Schmidt und Joachim Simon vom Vorstand sowie Ralf Thoenes vom Aufsichtsrat seien seit Jahren in diesem Bereich tätig.

Danach wollte der Aktionär Höder wissen, warum das Grundstück mit auf die GmbH übertragen wird und welchen Wert dieses hat. In seiner Antwort bezifferte Herr Zimmermann dessen Wert mit 800 TEUR und erklärte, dass die Betriebsräume der GmbH darauf stehen. Des Weiteren wollte der Aktionär wissen, wie das Management es schaffen will, im Bereich Private Equity hohe Gewinne zu erzielen. Nach Aussage von Herrn Zimmermann verfügt er selbst über gute Netzwerke, und daher komme er an attraktive Beteiligungen heran. Die Frage, ob es Nebenabsprachen mit kritischen Aktionären gab, verneinte der Vorstand. Wer Vorstand der AG und der neu zu gründenden GmbH wird, war eine weitere Frage. Daraufhin antwortete Herr Zimmermann, dass er und Herr Schmidt Vorstand der AG werden, Herr Schmidt und Herr Thieme werden die GmbH leiten. Dabei beteuerte Herr Zimmermann, dass Herr Schmidt kein doppeltes Gehalt beziehen wird. Die Höhe der Gründungskosten der GmbH bezifferte Herr Zimmermann mit maximal 50 TEUR.

„Bei der GmbH können die Herrschaften machen, was sie wollen“, gab Herr Höder zu bedenken, bei den Aktionären bleibe da ein ungutes Gefühl. Auf die Frage, wie man ihnen dieses nehmen will, erklärte Herr Zimmermann, bei der Gesellschaft sei immer verantwortungsvoll mit dem Geld der Aktionäre gewirtschaftet worden, und daran werde sich auch in Zukunft nichts ändern. Die Frage von Herrn Höder nach der Vorgehensweise bei den Exits beantwortete Herr Zimmermann dahingehend, dass dies von den Unternehmen abhängt.

Matthias Siegel vertrat den Verein für Aktionärsdemokratie und wunderte sich, dass die Töchter nicht verkauft werden sollen, wo doch das Geschäftsfeld „no future“ habe. In fünf Jahren werde man sicherlich nichts mehr für die Unternehmen bekommen. Daraufhin betonte Herr Zimmermann, dass man bei der Gesellschaft sehr wohl eine Zukunft für die Töchter sieht, im Bereich Festnetz liege diese etwa in einer Restrukturierung. Herr Siegel wollte, wie auch weitere Aktionäre, konkrete Angaben darüber haben, in welche Branchen das Unternehmen investieren möchte, innovative Technologien seien ihm zu schwammig. Wie Herr Zimmermann daraufhin erklärte, kann man dies nicht an Branchen festmachen, worauf sich ein Wortgefecht ergab. Da die Frage nicht zur Zufriedenheit einiger Aktionäre beantwortet wurde, wurde sie nach öfters gestellt.

Im weiteren Verlauf stellte sich Herr Riedel als Rechtsanwalt vor und wollte wissen, warum über die anstehenden Tagesordnungspunkte nicht auf der ordentlichen Hauptversammlung abgestimmt wird und wie hoch die Kosten für diese Veranstaltung sind. Nach Angaben der Verwaltung sollten die Änderungen schnell herbeigeführt werden, um den Aktionären Gewinne bieten zu können. Ansonsten wäre ein halbes Jahr verstrichen. Die Kosten für diese Hauptversammlung bezifferte Herr Kestler mit 15 TEUR.

Der Aktionär Herr Bruno Kling wollte dann noch wissen, ob ein Aktienrückkaufprogramm gestartet wird, was Herr Zimmermann verneinte, die liquiden Mittel sollen für neue Beteiligungen verwendet werden.


Abstimmungen

Die Präsenz gab der Aufsichtsratsvorsitzende mit 19.513.595 Aktien oder 41,66 Prozent des Grundkapitals bekannt, abgestimmt wurde im Subtraktionsverfahren. Alle Tagesordnungspunkte wurden mit über 99 Prozent im Sinne der Verwaltung verabschiedet.

Im Einzelnen waren dies die Zustimmung zu dem Entwurf des Ausgliederungsplans über die Ausgliederung des Geschäftsbetriebs der 3U TELECOM AG (Ausgliederung zur Neugründung) (TOP 1), die Zustimmung zu dem Entwurf eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags zwischen der 3U TELECOM AG und der neu zu gründenden 3U TELECOM GmbH (TOP 2), zudem Satzungsänderungen den Namen und den Gegenstand des Unternehmens betreffend (TOP 3) sowie eine Satzungsänderung, betreffend die Abwahl von Aufsichtsratsmitglieder, die von der Hauptversammlung ohne Bindung an einen Wahlvorschlag gewählt worden (TOP 4).


Fazit und eigene Meinung

Die außerordentliche Hauptversammlung der 3U TELECOM AG hat teilweise an eine wilde Wirtshausdiskussion erinnert. Dies lag nicht nur an der Anordnung der Tische, die nicht vis-a-vis, sondern quer zum Podium standen, vielmehr gab es auch immer wieder Rufe aus dem Publikum, die allerdings durch das Eingreifen von Herrn Kestler nicht ausuferten. Es ist jedoch verständlich, dass die Tatsache, dass der Geschäftsbetrieb in eine GmbH ausgegliedert wird, wohl bei so manchem für Magenkrämpfe gesorgt hat.

Bleibt zu hoffen, dass sich die Neuausrichtung rentiert. Da in letzter Zeit immer häufiger Gesellschaften auf die Idee kommen, in „Beteiligungen zu machen“, wird die Situation hier vielleicht bald auch angespannt werden. Nun heißt es, auf die Beteuerungen von Herrn Zimmermann zu vertrauen, dass er aufgrund seiner guten Kontakte an attraktive Beteiligungen herkommt.


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Veröffentlichungsdatum: 20.01.2007 - 15:51
Redakteur: sph
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