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Herr Ingo Hillen
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Interview Ingo Hillen (Vorstand sino AG) - „Start ins neue Geschäftsjahr verläuft positiv“

Der in Düsseldorf ansässige Online-Broker für die Kundenzielgruppe der so genannten "Heavy Trader“, die sino AG, gab kürzlich die Geschäftszahlen für das am 30. September 2006 zu Ende gegangene Geschäftsjahr 2005/06 bekannt. Mit einem Vorsteuerergebnis von 4,4 Mio. EUR sowie einem Ergebnis je Aktie von 1,14 EUR hat sino das bisher bestes Ergebnis der achtjährigen Firmengeschichte erzielt und weist mit dieser Entwicklung nach eigenen Angaben die stärksten Wachstumsraten der größeren deutschen Online-Broker auf.



Insgesamt erhöhten sich die Gesamterlöse der sino AG im abgelaufenen Geschäftsjahr um 45,8 Prozent auf 12,8 (Vj.: 8,8) Mio. EUR. Während die Zahl der Depotkunden um 26 Prozent auf 554 stieg, kletterte die Transaktionszahl mit 55 Prozent deutlich überproportional auf 1,33 Millionen. Die Aktionäre sollen in Form einer traditionell hohen Dividende von 1,11 (Vorjahr: 0,79) EUR am Unternehmenserfolg beteiligt werden.



GSC Research nahm die Bekanntgabe der Zahlen zum Anlass, mit dem Vorstandsmitglied und Mitgründer Ingo Hillen über die wesentlichen Entwicklungen des vergangenen Geschäftsjahres, den Verlauf des ersten Quartals 2006/07 sowie die weiteren strategischen Überlegungen des Unternehmens zu sprechen. Das vorliegende Interview führte Alexander Langhorst.




 

Hillen: „Start ins neue Geschäftsjahr verläuft positiv“

 

 

 


GSC Research: Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2005/06 konnte die sino AG ihr bislang bestes Ergebnis erzielen, dennoch ist diese Nachricht an der Börse bisher doch sehr verhalten aufgenommen worden, wenn man den Aktienkurs betrachtet. Woran liegt das Ihrer Einschätzung nach?



Hillen: Das ist richtig. Hauptgrund hierfür dürfte wohl sein, dass die Börsenumsätze und damit auch die Handelstätigkeit unserer Kunden deutlich schwächer ausgefallen sind, als wir dies noch im Juli diesen Jahres bei der Anhebung unserer Jahresprognose erwartet hatten. Durch die Korrektur unserer Prognose im September ist der Kurs unter Druck geraten. Aus einer Vielzahl von Gesprächen auch mit institutionellen Investoren weiß ich aber, dass das Vertrauen in unser Geschäftsmodell und das Management-Team der sino Bestand hat.



GSC Research: Beim Studium des Zahlenwerks für das Gesamtjahr und dem Vergleich mit dem Neun-Monats-Ergebnis entsteht der Eindruck, dass im vierten Quartal kaum noch ein positiver Ergebnisbeitrag erwirtschaftet wurde. Liegt dies allein an den rückläufigen Orderzahlen?



Hillen: Insgesamt betrachtet hatten wir im vierten Quartal auf der Ergebnisseite natürlich deutlich weniger Freude als in den ersten neun Monaten. Neben der spürbar gesunkenen Ordertätigkeit unserer Kunden wurde das vierte Quartal jedoch mit einigen außergewöhnlichen Positionen belastet. Hierzu zählte neben erhöhten Urlaubsrückstellungen auch die Kostenbelastung für die Durchführung der von der Hauptversammlung beschlossenen Ausgabe von Gratisaktien im Verhältnis 3:1 sowie die Schlussrechnung aus einer umfassenden Rechtsberatung.



Bereinigt um diese Effekte sowie den höchst ärgerlichen Buchungsfehler, für welchen ich als zuständiger Vorstand die Verantwortung übernehme, lag der operative Quartalsgewinn etwa bei 550 TEUR.



GSC Research: Wieder zurück zum Handelsvolumen. Auch auf die Gefahr hin, es rückblickend besser gewusst zu haben, stellen sich viele Investoren die Frage, ob die schwache Handelstätigkeit im vierten Quartal nicht bereits zum Zeitpunkt der Prognoseanhebung im Juli, also nach dem Kursrutsch aus dem Frühsommer, absehbar war.



Hillen: Nein, mit einem Einbruch der Börsenumsätze von in manchen Segmente über 50 Prozent ausgehend vom Mai konnte man nicht rechnen. Zudem hätten wir unsere erhöhte Prognose selbst dann erreichen können, wenn unsere Tradezahlen um 20 Prozent unter dem Schnitt der ersten sechs Monate des Kalenderjahres 2006 gelegen hätten. Letztlich hat ein Umsatzrückgang um annähernd 40 Prozent in diesem Bereich eine Rücknahme unserer Prognoseanhebung erforderlich gemacht.



Die Prognoseanhebung im Juli haben wir auf Basis unserer Neunmonatszahlen vorgenommen. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2005/06 (01.10.2005 bis 30.06.2006) haben wir ein EBT von 4,5 Mio. EUR erwirtschaftet und in jedem dieser neun Monate mindestens 250 TEUR verdient. Vor diesem Hintergrund war die Prognose auch rückblickend betrachtet mit 0,7 Mio. EUR für das letzte Quartal nicht sonderlich ambitioniert. Bedenken Sie hierbei bitte, dass wir im Schnitt bis dato pro Monat 500 TEUR verdient hatten und einige Beobachter unsere Prognoseanhebung im Juli sogar als zu konservativ erachteten.



GSC Research: Haben Sie eine Erklärung für dieses mit Blick auf die Vorjahre doch ungewöhnliche Phänomen derart sinkender Umsätze an den Börsen?



Hillen: Es war zu beobachten, dass viele Investoren nach der Korrektur im Mai und Juni diesen Jahres einen Teil ihrer Anlagegelder aus den Sektoren TecDAX, MDAX und SDAX abgezogen haben. Der deutliche Rückgang der monatlichen Handelsvolumina hat alle Online-Broker betroffen, wie beispielsweise die ebenfalls monatlich veröffentlichten Tradezahlen der comdirect bank AG zeigen, die in der Spitze einen Rückgang um bis zu 45 Prozent gemeldet hat.



GSC Research: Das Ergebnis je Aktie hat sich im abgelaufenen Geschäftsjahr von 0,79 auf jetzt 1,14 EUR erhöht. Inwieweit sind in diesem Wert die Ergebnisse aus der Beteiligung an der tick-TS AG enthalten?



Hillen: In dem von Ihnen zitierten Wert ist die Vollausschüttung des Ergebnisses der tick-TS AG für das Geschäftsjahr 2004/05 enthalten. Dabei handelt es sich um eine Größenordnung von 88 TEUR, welche der sino AG zugeflossen sind.



GSC Research: Können Sie unseren Lesern auch mitteilen, mit welcher Ergebnisgrößenordnung bei der tick-TS AG für das Geschäftsjahr 2005/06 zu rechnen ist?



Hillen: Auf Basis der bislang vorliegenden Eckdaten ist mit einem Ergebnis der tick-TS AG von knapp 500 TEUR abzüglich der einmalig angefallenen Aufwendungen für die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft zu rechnen. Dies entspricht der von uns geäußerten Prognose. Die tick-TS AG will auch für das Geschäftsjahr 2005/06 an der Vollausschüttungspolitik festhalten.



GSC Research: Auf der Hauptversammlung am 29. Mai diesen Jahres haben Sie von einem stetig wachsenden Interesse von Banken und anderen professionellen Anlegern an den Softwaresystemen der tick-TS AG berichtet. Hat sich dieses auch bereits in konkreten Aufträgen niedergeschlagen?



Hillen: Dank unserer bestehenden Kooperation mit HSBC Trinkaus & Burkhardt wird das Handelsfrontend von tick-TS dort jedem institutionellen Kunden als erstes angeboten, so dass sich  der Bekanntheitsgrad stetig erhöht. Es sprechen wichtige Funktionalitäten von Tradebase MX für einen Einsatz, wie beispielsweise die angebotenen Orderfunktionalitäten, eine hochleistungsfähige API - das ist eine Schnittstelle zu externen Programmen zur automatischen Ordererteilung - sowie die sehr große Stabilität.



Tradebase MX wird in den nächsten Monaten um ein Odermanagementsystem (OMS) ergänzt, was die Abwicklung einer großen Kundenorder in verschiedenen Teilaufträgen und über längere Zeiträume ermöglicht und auch die Möglichkeit einer Gesamtabrechung bietet. Derzeit befinden wir uns in fortgeschrittenen Gesprächen mit verschiedenen Interessenten, eine Nennung von Namen ist zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht möglich.



GSC Research: Apropos Umwandlung der tick-it GmbH in die tick-TS AG. In der Vergangenheit hatten Sie einmal angedeutet, dass auch ein Börsenlisting dieser Gesellschaft denkbar ist. Gibt es hierzu bereits konkrete Planungen?



Hillen: Grundsätzlich stellt ein Börsenlisting der tick-TS AG eine Option dar. In diesem Rahmen könnten auch wichtige Kunden und Kooperationspartner direkt am Unternehmen beteiligt werden, wie dies bereits im Fall von HSBC Trinkaus & Burkhardt der Fall ist, die 18 Prozent der Aktien halten. Andererseits besteht bei der tick-TS AG derzeit kein Kapitalbedarf, da zum einen das Eigenkapital im Rahmen des Rechtsformwechsels auf 1 Mio. EUR erhöht wurde und zudem ein eventuell bestehender Finanzierungsbedarf auch anders gedeckt werden könnte.



GSC Research: Wie sieht Ihre Strategie für das laufende Geschäftsjahr aus?



Hillen: Unsere Strategie gliedert sich in drei Handlungsstränge: Einerseits sind mein Vorstandskollege Matthias Hocke und ich darauf konzentriert, das Wachstum der Depotzahlen und damit der Tradezahlen zu verstetigen und – wo es geht – zu beschleunigen. Zweitens sind wir mit Nachdruck dabei, neue zusätzliche Geschäftsfelder zu erschließen: zum Beispiel auch über unsere Tochter tick-TS AG (vormals tick-IT GmbH). Schließlich gilt unsere höchste Aufmerksamkeit dem reibungslosen technischen und organisatorischen Ablauf aller Geschäftsprozesse. Das ist auch unbedingte Vorrausetzung für die Zufriedenheit unserer Kunden. Zusammen mit unseren Partnern werden wir es schaffen, dass der Kurs der sino Aktie der Performance des Unternehmens folgt.



GSC Research: Wie entwickelt sich das Ordervolumen in den ersten Wochen des laufenden Geschäftsjahres?



Hillen: Die ersten zwei Monate des neuen Geschäftsjahres sind deutlich lebhafter verlaufen als das vierte Quartal. Bewegte sich die Orderzahl im Zeitraum zwischen Juli und September bei rund 85.000 Trades monatlich, so hat sich dieser Wert im November um 25 Prozent auf 107.000 Orders verbessert. Angesichts der Skalierbarkeit unseres Geschäftsmodells führt jede zusätzliche Order zu einem überproportionalen Ergebnisbeitrag.



GSC Research: Eine Ergebnisprognose für das laufende Geschäftsjahr haben Sie bisher noch nicht veröffentlicht. Können Sie unseren Lesern dennoch ein Gefühl dafür geben, in welche Richtung sich das Ergebnis entwickeln wird?



Hillen: Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass es für eine konkrete Prognose zum jetzigen Zeitpunkt noch etwas früh ist und sich der Vorstand über dieses Thema intensiv Gedanken macht. Grundsätzlich gehe ich jedoch auch für das Geschäftsjahr 2006/07 von einem guten bis sehr guten Ergebnis für die sino AG aus, sofern sich das Marktumfeld, wie von uns erwartet, normal entwickelt.



GSC Research: Könnten Sie bitte unseren Lesern erläutern, wie man sich ein „normales“ Umfeld an der Börse vorzustellen hat?



Hillen: Damit meine ich ein durchschnittliches monatliches Ordervolumen, wie wir es im Oktober und auch im November 2006 erreicht haben. Sofern dieses auch im Durchschnitt des Gesamtjahres erreicht werden kann, halte ich Ergebnisschätzungen wie unlängst von SES Research in Größenordnung von 1,12 EUR je Aktie für realistisch.



GSC Research: Bietet es sich nicht vor diesem Hintergrund an, im Rahmen der Prognose für das laufende Jahr zugleich auch das dieser zugrunde liegende Ordervolumen bekannt zu geben?



Hillen: Das ist ein interessanter Ansatz, den wir im Rahmen der Prognoseerstellung überprüfen werden.



GSC Research: Richten wir den Blick auf die Wachstumstreiber im operativen Geschäft. Wie hat sich der in jüngeren Vergangenheit gestartete FOREX-Handel bislang entwickelt?



Hillen: Mit dem Einstieg in den Devisenhandel bieten wir unseren Kunden abseits der klassischen Wertpapiermärkte ein zusätzliches interessantes Betätigungsfeld mit einem sehr liquiden Markt. Nach einem relativ langsamen Start gewinnt dieser Bereich an Fahrt. Diese Entwicklung ist für ein neues Segment jedoch nicht untypisch, auch unser inzwischen erfolgreicher außerbörslicher Handel ist zunächst sehr langsam gestartet. Künftig wollen wir den FOREX-Handel verstärkt bewerben und erwarten hier interessante Wachstumsraten, wenngleich diese wohl nicht 1:1 an die Entwicklung des außerbörslichen Handels werden anknüpfen können.



GSC Research: Über welche weiteren Neuerungen dürfen sich die bestehenden und potenziellen neuen Kunden Ihres Unternehmens noch freuen?



Hillen: Besonders wichtig ist hier die Ausweitung der Handelsmöglichkeiten für Aktien an asiatischen Börsen. Hierzu zähle ich neben Tokio, Singapur und Hongkong auch den australischen Markt, weitere Plätze werden nach und nach noch auf unser System zugeschaltet werden. Inzwischen bieten wir unseren Kunden weltweit sehr weit reichende Handelsmöglichkeiten an einer Vielzahl von Börsenplätzen. Die Zahl der weißen Flecken auf der Börsenweltkarte nimmt immer mehr ab.



Aktuell in Vorbereitung befindet sich in Kooperation mit HSBC Trinkaus & Burkhardt der US-Future-Handel. Die hierfür erforderlichen Vertragswerke und die Umsetzung der zu erfüllenden Vorgaben sind jedoch sehr komplex und zeitintensiv. Dennoch bin ich zuversichtlich, dass der US-Future-Handel demnächst starten kann. Darüber hinaus halten wir weiterhin an unserer erklärten Strategie fest, unseren Kunden möglichst viele Handelsmöglichkeiten zu bieten und unser Leistungsspektrum auch verstärkt in den Fokus rücken.



GSC Research: Mit welchen Zuwachsraten rechnen Sie bei der Zahl der Kunden im laufenden Jahr?



Hillen: Grundsätzlich gehe ich davon aus, dass wir auch in den nächsten Jahren stärker wachsen werden als die Wettbewerber, so wie in den letzten Jahren. Es ist jedoch für die sino AG nicht entscheidend, wie viele Neukunden gewonnen werden. Viel wichtiger ist das zusätzliche Tradezahlvolumen. Vereinfacht gesagt freue ich mich über einen Kunden mit 500 Trades pro Monat noch mehr als über drei Neukunden mit jeweils 50 pro Monat.



GSC Research: Mit welchen Maßnahmen sollen denn diese besonders interessanten Kunden erreicht werden?



Hillen: Aktuell haben wir ein neues Angebot für Neukunden gestartet, bei dem der sino MXpro beim Kunden vor Ort von einem unserer Händler installiert wird, der auch die Kontoeröffnung erledigt. Zudem vermitteln wir gleichzeitig dem Neukunden Tipps und Tricks für den Umgang mit dem sino Mxpro. Außerdem profitiert die sino AG seit Gründung von Empfehlungen zufriedener Kunden. Dafür bedanken wir und jeweils mit einem kleinen Goldbarren.



GSC Research: Abschließend noch ein Blick auf die Erfolgsbeteiligung der Aktionäre. Für das abgelaufene Geschäftsjahr können sich diese mit einem Dividendenvorschlag von 1,11 EUR erneut über eine Vollausschüttung des Ergebnisses freuen. Beim aktuellen Aktienkurs von 18 EUR entspricht dies einer ansehnlichen Rendite von 6,1 Prozent. Soll diese sehr aktionärsfreundliche  Dividendenpolitik auch im laufenden Jahr fortgesetzt werden?



Hillen: Auf diese Frage möchte ich mit einem klaren „Ja“ antworten.



GSC Research: Herr Hillen, vielen Dank für dieses Gespräch und weiterhin viel Erfolg.
 

 

 

 



Veröffentlichungsdatum: 13.12.2006 - 10:28
Redakteur: ala
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