Sparmaßnahmen der Politik und die anhaltend hohe Wettbewerbsintensität haben die Marktentwicklung im pharmazeutischen Großhandel auch im Geschäftsjahr 2006 stark beeinflusst: Während der Umsatz des ANZAG Konzerns um 35,3 Mio. EUR auf 3,418 Mrd. EUR zunahm, ging das Vorsteuer-Ergebnis um 1,6 Mio. EUR auf 33,5 Mio. EUR zurück.
Der deutsche Arzneimittelmarkt ist im Geschäftsjahr 2006 der Andreae-Noris Zahn AG, das am 31. August zu Ende ging, um 4,6% gewachsen (Vorjahr: + 6,4%). Ab Mai 2006 führt das Arzneimittelversorgungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz (AVWG) zu starken Preissenkungen und damit zu Umsatzeinbußen.
Das Marktvolumen im pharmazeutischen Großhandel stieg um 3,4% und damit erneut unterproportional zum Arzneimittelmarkt. Der Grund hierfür liegt unverändert in der zunehmenden Direktbelieferung durch die Industrie, deren Anteil inzwischen mehr als 15% erreicht. Darüber hinaus bewirkten die Preisdämpfungen im Rahmen des AVWG eine deutliche Verschlechterung der Einkaufskonditionen bei den Herstellern.
Marktposition behauptet
In diesem schwierigen Marktumfeld konnte die ANZAG ihre Marktposition als einer der drei größten Pharmagroßhändler in Deutschland festigen und ihre Ertragslage stabilisieren. Der Umsatz des ANZAG Konzerns lag mit 3,418 Mrd. EUR um gut 1% über Vorjahr. Die Rohertragsmarge ging um 0,37 Prozentpunkte auf 6,25% zurück. Das Ergebnis vor Steuern betrug 33,5 Mio. EUR – gegenüber 35,1 Mio. EUR im Vorjahr. Das EBIT (Ergebnis vor Steuern und Zinsen) blieb mit 44,0 Mio. EUR stabil. Damit liegt das Ergebnis je Aktie bei 2,09 EUR, gegenüber 2,04 EUR im Vorjahr. Davon soll eine Dividende in Vorjahreshöhe, 1,45 EUR pro Stückaktie, ausgeschüttet werden.
Nach der Beteiligung an der kroatischen Oktal Pharma im Vorjahr verstärkte die ANZAG in 2006 ihr Engagement in den Wachstumsmärkten Osteuropas mit dem Erwerb von 60% der Anteile an der rumänischen Farmexpert DCI S.A. Farmexpert ist der drittgrößte Pharmagroßhändler des Landes.
Der ANZAG Vorstandsvorsitzende Dr. Thomas Trümper zeigte sich zufrieden mit dem Geschäftsergebnis: „Die Maßnahmen der Politik und die Wettbewerbssituation im Pharmagroßhandel haben zur Folge, dass wir die Kostensteigerungen in allen Bereichen nur durch höhere Effizienz ausgleichen können. Gleichzeitig müssen wir die Leistungskraft für unsere Kunden weiter erhöhen, um im Wettbewerb bestehen zu können. Wie die Geschäftsentwicklung zeigt, ist uns dies auch im vergangenen Jahr gut gelungen.“
Zukunftskonzepte für die selbstständige Apotheke
Das geplante Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs in der GKV (GKV-WSG) wird nach jetzigem Planungsstand u. a. Neuregelungen zur Nutzung von Verordnungsdaten und zu den Herstellerabgabepreisen bringen. Nach Einschätzung von Experten könnten diese Regelungen den Trend zur Direktbelieferung seitens der Hersteller weiter verstärken. Damit ist die Mischkalkulation des pharmazeutischen Großhandels in Gefahr, Kostensteigerungen wären die Folge.
Angesichts dieser Aussichten setzt die ANZAG im laufenden Geschäftsjahr weitere Maßnahmen zur Effizienzsteigerung in der Verwaltung und in den Niederlassungen um. Gleichzeitig baut sie ihre Leistungen für die Apotheken aus. Dr. Thomas Trümper: „Um gemeinsam mit unseren Marktpartnern weiter erfolgreich zu sein, müssen wir auf Veränderungen der Rahmenbedingungen schnell reagieren, ja neue Entwicklungen möglichst vorwegnehmen.“ Das Zukunftskonzept für die selbstständige Apotheke vivesco und andere Programme der ANZAG für den Point of Sale sollen den Erfolg auch in sich verändernden Märkten sichern. Die Mitgliederzahl des Apotheken-Kooperationssystems vivesco konnte im abgelaufenen Geschäftsjahr auf rund 1.300 Partner gesteigert werden.
Die Geschäftsentwicklung der ANZAG im laufenden Jahr wird nach Unternehmensangaben wesentlich davon abhängen, wann und in welchem Maße die geplanten gesundheitspolitischen Maßnahmen in Kraft treten. Dabei will die ANZAG in Deutschland marktkonform wachsen. Zwar ist das Geschäftsjahr verhalten angelaufen, doch geht die Unternehmensleitung davon aus, dass der geplante Umsatz von 3,7 Mrd. EUR im Konzern und ein konstantes Ergebnis erreicht werden.
Veröffentlichungsdatum:
30.11.2006
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12:39
Redakteur:
rpu