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HV-Bericht Musical Entertainment AG (MEAG) - Beunruhigte Aktionäre durch Gerüchte im
Die Musical Entertainment AG beschäftigt sich über Beteiligungen und Joint Ventures mit Produkten im Bereich der Unterhaltungsindustrie. Sie ist in folgende Geschäftsbereiche unterteilt: Musicals und Live-Entertainment, Medienverwertung, Merchandising und Licensing sowie Film- und TV-Produktionen.

Das größte Projekt ist derzeit die Realisierung des Musicals "Peter Pan" in Sydney, Australien. Die Premiere des Musicals ist für den 14. Mai 2000 angekündigt. Daneben läuft seit 13. April 2000 das Musical "The Sunshine Boys" in London. Zusammen mit dem Jim Henson Creature Shop wird außerdem an der Realisierung der Projekte "Bizarre" und "Noahs Ark" gearbeitet.

Am 28. April 2000 hielt die MEAG eine außerordentliche Hauptversammlung ab. Der Vorstand Herr Klaus Reinhardt befindet sich zur Überwachung der Produktion des Musicals "Peter Pan" in Sydney und war deshalb nicht anwesend.


Allgemeine Diskussion

Die außerordentliche Hauptversammlung wurde pünktlich um 10 Uhr in einem kleinen Konferenzraum des Marriott-Hotels in Frankfurt durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Herrn Dierk Seckel eröffnet. Er begrüßte die erschienen Organe der Gesellschaft, den Notar und die Aktionäre, gerade einmal 4 an der Zahl. Da es sich um eine außerordentliche Hauptversammlung handelte, war kein Bericht des Vorstands geplant. Deshalb stellte Herr Seckel die Tagesordnungspunkte direkt zur Diskussion.

Der Kleinaktionär Herr Zeiss fragte nach, warum die Kapitalerhöhung aus dem letzten Jahr noch nicht eingetragen wurde und inwieweit Planungen für das genehmigte Kapital zur Beteiligung an der MBP Film AG i. Gr., München, vorangeschritten sind. Der Notar erklärte, dass sämtliche Bedingungen zur Eintragung erfüllt sind, jedoch noch eine beglaubigte Abschrift des Protokolls des Aufsichtsrats zur Anmeldung fehlen würde. Zudem habe sich die Eintragung verzögert, weil der damals zuständige Richter in Pension gegangen sei.

Zur angedachten Verflechtung mit der MBP Film AG wurde von Frau Reinhardt, Mitarbeiterin der Gesellschaft und Herrn Seckel erklärt, daß die Gesellschaft eine Option zum Erwerb von 80.000 Aktien an der MBP Film AG hält, was ca. 5 bis 7 Prozent des Aktienkapitals der MBP darstellt. Der Bezugskurs entspricht dem Nominalwert der Aktien, es werde also kein Agio anfallen. Die Option kann nur einseitig von der MEAG ausgeübt werden, würde dann jedoch eine Überkreuzbeteiligung nach sich ziehen. Die MBP kann jedoch von sich aus keine Beteiligung verlangen. Zum jetzigen Zeitpunkt sei eine Beteiligung nicht in Planung. Sie sei für die Zukunft auch nicht sehr wahrscheinlich, Herr Seckel bezeichnete sie jedoch als potentielle preisgünstige Möglichkeit zur Beteiligung an einer Filmgesellschaft.

Herr Ghalibaf von der Trust Direct aus Hamburg erfragte den aktuellen Stand der Produktion des Musicals "Peter Pan". Frau Reinhardt führte aus, dass am 14. Mai 2000 die Premiere sei, der Ticketverkauf bereits sehr gut anlief und am 31. April 2000 die ersten öffentlichen Proben stattfänden. Der bisherige Produzent Kerry Jewel wurde von seinen Aufgaben enthoben, weil er ständig das Produktionsbudget überschritten hatte. Herr Michael Bolingbroke von der Jim Henson Company Inc. hat die Leitung vor Ort übernommen. Ein Wirtschaftsprüfer begutachte momentan, ob Kerry Jewel der Gesellschaft einen finanziellen Schaden zugefügt hat. Dieser würde dann eingeklagt werden und eventuell mit den Kerry Jewel zustehenden Royalties von 1 Prozent am Einspielungsergebnis aufgerechnet werden.

Zur Frage danach, ob nun die Rechte an "Peter Pan" Elyse & Kerry Jewel oder der MEAG gehören, antwortete Frau Reinhardt, daß die MEAG für die nächsten 20 Jahre sämtliche Rechte zur Verwertung von "Peter Pan" von Jewel erworben habe. Herr Zeiss fragte danach, ob Jewel seine 80.000 Aktien der MEAG weiterhin halten werde. Das künftige Aufsichtsratsmitglied Herr Achim Pütz erklärte, dass er darüber mit Herrn Jewel verhandeln werde.

Weiterhin erläuterte Frau Reinhardt, dass amerikanische Investoren sich für eine Produktion von "Peter Pan" in den USA interessieren würden. Es seien noch keine konkreten Verhandlungen geführt worden, aber die MEAG sehe die Möglichkeit, das Musical gegen Lizenzgebühren in den USA spielen zu lassen und entwickele nun eine Aufstellung von Mindestanforderungen zur Lizenzvergabe.

Eine deutsche Produktion von "Peter Pan" sei jedoch weiterhin in Planung. Hier gebe es auch schon Überlegungen bezüglich des Aufführungsortes. Die Planung der Stella AG zur Aufführungen von "The Lion King" im geplanten Irving Entertainment Center, Frankfurt, wurden eingestellt, so dass sich nun eine günstige Möglichkeit für die MEAG zur Nutzung des Musicaltheaters ergeben habe. Die Projekte "Bizarre" und "Noahs Ark" würden weiterhin zusammen mit dem Jim Henson Creature Shop entwickelt werden, es sei aber noch nicht entschieden, ob die MEAG selbst produzieren oder Lizenzen vergeben werde.

Bezüglich der zu beschließenden Umfirmierung der Gesellschaft wollte Herr Zeiss wissen, ob es dafür einen konkreten Anlass gab. Die Gesellschaft führte hierzu mehrere Gründe auf. Zum ersten vertreibe die ERGO-Versicherungsgruppe, München, ein Produkt mit dem Namen MEAG und habe die Firma bereits verklagt. Des weiteren gehe in den nächsten Monaten eine Entertainment-Gesellschaft mit der gleichen Abkürzung an die Börse, die ein fragwürdiges Image habe und mit der man nicht verwechselt werden wolle. Schließlich sei der Name bei Gründung der Gesellschaft nicht auf markenrechtliche Probleme hin geprüft worden, dies sei nun mit der neuen Firma "skylife" nachgeholt worden. Das neue Aufsichtsratsmitglied, Herr Jörg Schütz, der zugleich die rechtliche Beratung der Gesellschaft übernehmen werde, erklärte, dass es nun keine markenrechtlichen Probleme mehr geben dürfte.


Abstimmung

Herr Seckel stellte fest, dass die Hauptversammlung mit anwesenden 532.237 Stimmen beschlussfähig sei und stellte die Tagesordnungspunkte zur Abstimmung. Sämtliche Punkte wurden einstimmig ohne Stimmenthaltung oder Neinstimmen beschlossen.

Für die verbleibende Amtszeit der ausgeschiedenen Aufsichtsratsmitglieder wurden Michael Bolingbroke, London, Management Director und Senior Vice President Jim Henson Company Inc., Jörg Schütz, Schlüchtern, Kaufmann und Achim Pütz, Bonn, Anwalt, gewählt. Die Herren nahmen die Wahl an. Peter Holloway, Crows Nest, Großbritannien, Marketingfachmann wurde zum stellvertretenden Aufsichtsratsmitglied gewählt. Die Gesellschaft wurde in "skylife Entertainment Aktiengesellschaft" umfirmiert. Des weiteren wurde beschlossen, die Inhaber- in Namensaktien umzuwandeln und ein Aktienbuch einzuführen.


Hintergrundinformationen zur Gesellschaft

Bereits im Vorfeld der Hauptversammlung kursierten viele Gerüchte, die von diversen Kreisen gestreut wurden. Im Anschluss an die Versammlung fand der Autor Zeit, sich mit den Verantwortlichen weiterführend zu unterhalten. In diesem Sinne ist die folgende Zusammenfassung zu verstehen. Der Inhalt beruhen auf verschiedenen Quellen, die der Verfasser für glaubwürdig erachtet. Nichtsdestoweniger könnten sich aber Irrtümer eingeschlichen haben, da es sich bei einigen Quellen nicht um offizielle Mitteilungen der MEAG handelt.

Die Gesellschaft wurde unter der Firma Musical Entertainment AG am 23.06.1999 mit einem Grundkapital von 800.000 Euro gegründet und eine Kapitalerhöhung um bis zu 1.000.000 Euro für die Zeit vom 1.10.1999 bis 31.12.1999 beschlossen. Der Business Plan der MEAG sah vor, 400.000 Aktien zum Preis von 19 Euro zu platzieren. Insgesamt wurden jedoch schätzungsweise nur ca. 350.000 Aktien verkauft, davon gut 100.000 an Privatleute, der Rest an größere Investoren.

Teilweise ist die geringer als geplante Platzierung auf einen äußerst kritischen Artikel in der Wirtschaftswoche zurückzuführen, der wohl aus Kreisen lanciert wurde, die sich an der Gesellschaft rächen wollten, weil sie selbst kein Vertriebskontingent erhalten hatten. Die Einnahmen aus der Kapitalerhöhung flossen der Gesellschaft zum Jahreswechsel zu, die Erhöhung ist jedoch noch nicht rechtskräftig im Handelsregister eingetragen.

In der außerordentlichen Hauptversammlung der Gründungsaktionäre vom 23.12.1999 wurde ein genehmigtes Kapital von bis zu 400.000 Euro bis zum 30.11.2004 und ein bedingtes Kapital von insgesamt 400.000 Euro beschlossen. Letzteres teilt sich auf in 140.000 Euro für eine Wandelschuldverschreibung und 260.000 Euro zum Zusammenschluss mit der MBP Film AG i. Gr., München. Einem geplanten, aber dann doch nicht zum Zuge gekommenen Emissionspartner wurde eine Option auf 25.000 Aktien zum Bezugspreis von 1 Euro auf 4 Jahre gewährt. Diese Option verfällt jedoch, falls er sich noch einmal abfällig über die Gesellschaft äußern sollte.

Im März diesen Jahres legte das Aufsichtsratsmitglied Stefan Kallabis sein Mandat nieder. Die weiteren Mitglieder, Herr Dierck Seckel und Herr Patrick Martin, sahen sich als "Gründungsaufsichtsrat" und wollten sich ebenfalls in absehbarer Zeit zurückziehen.

Etwa im April kam es zur Verwerfung mit Herrn Kerry Jewel, der die Realisation des Musicals initiiert hatte und die Produktion als CEO der zuständigen Trinbay Productions Ltd. in Sydney durchführt. Er forderte von der MEAG ständige Budgeterhöhungen, die vom Business Plan nicht mehr gedeckt waren und die Liquidität der Gesellschaft auf die Probe stellten. Die MEAG entschloss sich zur Trennung von Kerry Jewel und leitete gleichzeitig eine Überprüfung von Jewels Tätigkeiten durch einen Wirtschaftsprüfer ein.

Die offizielle Stellungnahme der MEAG lautete: "Herrn Jewels Auffassung und Handhabungen in Management, Controlling und Marketing waren nicht mehr mit der Philosophie der Musical Entertainment AG und Jim Henson´s Creature Shop kompatibel. Das Management der Produktion in Australia/Asia wurde von der Jacobsen Entertainment Group übernommen, die umfangreiche Erfahrungen in der Entertainmentbranche hat und in Australien erfolgreich Beauty & the Beast, Fame, die Barbra Streisand Konzerte und vieles mehr durchgeführt hat."

Am 20. April 2000 informierten Elyse & Kerry Jewel schließlich die Öffentlichkeit darüber, dass sie gerichtlich gegen Trinbay und MEAG vorgehen wollen, um die Rechte an "Peter Pan" zurückzuerhalten. Die beklagten Unternehmen sollen ihre Rolle als Geldgeber missbraucht haben und die Produktionsüberwachung unrechtmäßig den Klägern entzogen haben. Das Ehepaar Jewel habe die letzten sieben Jahre an dem Musical gearbeitet und ungefähr 2 Mio. Australische Dollar eigenen Kapitals investiert. Die Jewels haben weiterhin die weltweite "artistic and production control". Die an die MEAG lizenzierten Rechte seien einseitig zum 6. April 2000 gekündigt worden.

Weiterhin gaben die Jewels in Australien eine Pressemitteilung heraus, die darüber informierte, dass Kerry Jewel 79.999 Aktien der MEAG hält und sein deutscher Rechtsanwalt die Aktionäre auf der Hauptversammlung vom 28. April 2000 über die oben aufgeführten Punkte informieren werde. Wie bereits im Bericht dargestellt, wies die MEAG die Behauptungen Jewels zurück, ein Vertreter Kerry Jewels meldete sich auch nicht zu Wort.

Zur Struktur der Gesellschafter lassen sich momentan nur Spekulationen anstellen. Es hat den Anschein, dass der neue Aufsichtsrat Herr Schütz die Anteile der meisten Gründungsaktionäre mit Ausnahme der Jim Henson Group und der Trust Financial, die jeweils knapp 10 Prozent halten, aufkaufen wird beziehungsweise bereits aufgekauft hat. Damit dürfte er als Mehrheitsgesellschafter rund 70 Prozent des Aktienkapitals kontrollieren. Die Gewährung eines Darlehens und das beschlossene bedingte Kapital für eine Wandelanleihe lassen darauf schließen, dass dieser Anteil bald über die "magische Marke" von 75 Prozent erhöht werden könnte.


Persönliche Einschätzung

Die Probleme bei der Produktion von "Peter Pan" in Australien haben die MEAG an ihre finanziellen Grenzen anstoßen lassen. Es wurden offenbar im letzten Moment ausreichende Maßnahmen getroffen, um die Produktion weiter fortsetzen zu können. Dafür mussten aber auch "einige Köpfe rollen". Der Produzent wurde entlassen und arbeitet nun mit diversen Behauptungen gegen die Gesellschaft.

Sein Ziel scheint jedoch darin zu liegen, dass er weiterhin als Initiator des Musicals und als hervorragender Künstler anerkannt wird. Ein Misserfolg des Musical liegt nicht in seinem Interesse, da er an den Einnahmen beteiligt ist und sich damit selbst schaden würde. Der bisherige Aufsichtsrat zog sich komplett zurück und veräußerte die meisten Aktien an Herrn Schütz. Der Vorstand selbst hält keine Beteiligung und scheint das Vertrauen des neuen Aufsichtsrats und des Geschäftspartners Jim Henson Group zu genießen.

Sämtliche Anlaufinvestitionen der Produktion des Musicals, Vorabzahlungen an des Theater und die Schauspieler, Anschaffung der Technik, Werbeausgaben, Produktion von Merchandising-Artikeln, etc. sind getätigt. Mit der Premiere des Musicals im laufenden Monat können nun erstmals Einnahmen aus der ordentlichen Geschäftstätigkeit verbucht werden. Die massiven Aktienkäufe des neuen Mehrheitsaktionärs Herrn Schütz zeigen, dass in der Gesellschaft weiterhin Phantasie steckt.

Zudem steht die Jim Henson Group und damit indirekt die EM.TV & Merchandising AG als Produktionspartner, Aktionär und Berater im Aufsichtsrat der MEAG weiterhin zur Seite. Die Zukunft der Gesellschaft scheint also gesichert. Die Wertentwicklung wird jedoch maßgeblich vom Erfolg des Musicals "Peter Pan" und der wirtschaftlichen Verwertung der Lizenzrechte an "Peter Pan" im Bereich Merchandising und TV-Produktionen bzw. Lizenzen abhängig sein. Die jetzigen Partner versprechen hier einiges an Phantasie, wenn auch der Anlagehorizont mittel- bis langfristig sein sollte.

Ein Börsengang oder ein Verkauf des Mehrheitsanteiles an ein Medienunternehmen dürfte frühestens in zwei Jahren zu erwarten sein. Aus diesem Grund und weil die verfügbaren Informationen nicht für eine vollständige Analyse der Chancen und Risiken ausreichen, sollten sich alle Interessenten des hohen Risikos einer Anlage in MEAG- oder künftig skylife-Aktien bewusst sein und den Depotanteil entsprechend gering halten.

Hinweis: Der Autor besitzt Aktien der Musical Entertainment AG



Veröffentlichungsdatum: 02.05.2000 - 02:39
Redakteur: rze
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