Am 19. Juni 2001 um 10:00 Uhr hatte die MPC Münchmeyer Petersen Capital AG zur ersten ordentlichen Hauptversammlung in das Curiohaus in Hamburg eingeladen. Der Einladung waren fast 400 Aktionäre und Gäste gefolgt. Für GSC Research hat Stefan Bucher die Versammlung verfolgt und berichtet darüber.
Bericht des Vorstands
Nach der Begrüßung und Festlegung der üblichen Regularien durch den Vorsitzenden des Aufsichtsrats, Herrn Axel Octavio Schroeder, den Geschäftsführenden Gesellschafter der MPC Capital Münchmeyer Petersen & Co. GmbH, eröffnete der Vorstandsvorsitzende, Herr Dr. Axel Schroeder den Bericht des Vorstands mit einem Dank an den Aufsichtsrat für dessen engagierte Beratung.
Dr. Schroeder erinnerte an den erfolgreichen Börsengang und stellte fest, dass trotz nicht ganz befriedigender Kursentwicklung alle Vergleichsindizes seit Anfang des Jahres outperformt werden konnten. Dazu beigetragen hat nach seiner Meinung die Erweiterung des Dialogs mit dem Kapitalmarkt im Rahmen einer Roadshow. Den Aktionären versprach er neben der angekündigten Dividende von 0,50 Euro einen weiteren Wertzuwachs der Anteile und umfassende Informationen über die Entwicklung des Unternehmens.
Das Geschäftsmodell der MPC Capital ist darauf ausgerichtet, in erster Linie geschlossene Fonds für vermögende Privatkunden zu konzipieren und vertreiben, wobei er ausdrücklich betonte, dass in Abgrenzung zu anderen Anbietern die Produkte als unabhängiger Anbieter initiiert und vertrieben werden. Zur Produktentwicklung berichtete Dr. Schroeder, dass diese nach strengen Kriterien unter Zuziehung von Experten- Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer, Fachspezialisten- geprüft werden.
Die aktuelle Zahl an Kunden bezifferte er mit 26.000 bei einer durchschnittlichen Anlage von 30.000 Euro. Etwa 20 Prozent der Kunden konnten für eine mehrfache Beteiligung gewonnen werden. In den vergangenen Jahren wurde das Produktportfolio nach Schiffsbeteiligungen und Immobilienfonds durch Private Equity / Venture Capital und Aktienfonds ausgebaut. Die damit erreichte Asset Allocation senkt Risiken und eröffnet Chancen auf überdurchschnittliche Vermögenszuwächse.
Dr. Schroeder betonte noch einmal die Abdeckung der gesamten Wertschöpfungskette von der Produktentwicklung über Marketing bis zur Betreuung durch MPC Capital. Zur Beratungsqualität wurde berichtet, dass seit Anfang dieses Jahres schon mehr als 1.500 freie Anlageberater und ca. 1.000 Mitarbeiter deutscher, österreichischer und niederländischer Banken und Sparkassen geschult wurden. Stock Option Programme werden die Bindung und Gewinnung qualifizierter und engagierter Mitarbeiter unterstützen.
Herr Ulrich Oldehaver setzte den Bericht mit Informationen zum operativen Geschäft fort. Die Zielgruppe der MPC Capital sind die vermögenden Privatpersonen, auch High- Networth- Individuals genannt. Ihre Zahl und ihr Vermögen hat sich in der Zeit von 1992 bis 2000 verdreifacht; so gab es in 2000 in Deutschland 2,9 Millionen Privatpersonen mit mehr als 150.000 Euro an liquiden Mitteln, insgesamt 1.588 Mrd. Euro.
Bei den Fondsprodukten hob er den Markt für Büroimmobilien hervor, besonders die Fondsimmobilien in Holland, Portugal und Kanada. Dem Markt für Private Equity / Venture Capital und den Schiffsbeteiligungen sagte er eine weiter positive Entwicklung voraus. Die Aktienfonds sollten aus der privaten Altersvorsorge zusätzliche Impulse erhalten. Von 1995 bis Ende 2000 wurden von der Gesellschaft 29 Immobilienfonds mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von 640 Mio. Euro und einem Eigenkapital von 311 Mio. Euro platziert.
Seit 1999 wurden drei Venture Capital- Fonds aufgelegt. Durch die Möglichkeit sich bereits ab 25.000 Euro zu beteiligen, konnte in Deutschland mit einem Marktanteil von 28 Prozent die Marktführerschaft in diesem Segment erreicht werden. Als Marktführer im Bereich Schiffsbeteiligungen hat MPC Capital seit 1994 59 Schiffsbeteiligungen im Wert von 1,8 Mrd. Euro aufgelegt; für die nächsten zwei Jahre sind Projekte mit einem Investitionsvolumen von 580 Mio. Euro vertraglich fixiert.
Bei den Vertriebsstrategien betonte Herr Oldehaver die nationalen Unterschiede, die historisch gewachsen sind und zur Erleichterung des Einstiegs in diesen Ländern übernommen wurden. Die bedeutende Rolle in Deutschland liegt bei den freien Vertriebspartnern, in Österreich fast zur Gänze bei den Banken und in Holland bei den Direktkunden.
Vorstandskollege Ulf Holländer übernahm die Erläuterung der Daten zur Geschäftsentwicklung in 2000. Eine Steigerung des Platzierungsvolumens um 76 Prozent auf 400 Mio. Euro führte zu 1,2 Mrd. Euro Assets under Management zum Jahresende. Die Umsatzerlöse legten um 57 Prozent auf 65,2 Mio. Euro zu, das Ergebnis vor Steuer erreichte mit 15,3 Mio. Euro 52 Prozent mehr, der Jahresüberschuss stieg um 60 Prozent auf 10,8 Mio. Euro.
Die Umsatzrendite lag bei 16,6 Prozent, die EBIT- Marge bei 23,5 Prozent, das Ergebnis je Aktie bei 1,22 Euro nach 0,84 Euro im Vorjahr. Der Eigenkapitalanteil stieg um 16 Prozent auf 66 Prozent an. Die niedrige Steuerquote von knapp 30 Prozent erklärte er mit den niedrigen Steuersätzen in Holland und der Gewerbesteuerfreiheit des Vertriebs der Schiffsbeteiligungen.
Die Investition in die anfängliche Kapitalausstattung im Zuge der Gründung der Hanseatischen i-Bank in Höhe von 3,5 Mio. Euro hob Herr Holländer hervor. Den Free- Float bezifferte er auf 30 Prozent, von denen sich etwa die Hälfte in den Händen institutioneller Anleger befindet.
Von der vorgeschlagenen Dividende von 50 Eurocents sind 68 Prozent steuerfrei, da eine entsprechende Änderung in der steuerlichen Rechtsprechung in Anspruch genommen werden konnte.
Zur Entwicklung im ersten Quartal 2001 konnte Herr Holländer jeweils 28- prozentige Zuwächse bei Umsatz und Ertrag vermelden. Als Highlights in dieser Zeit nannte er die Mehrheitsbeteiligung an Stone Hedge, dem niederländischen Marktführer für US- Immobilienfonds und Abschluss von Vertriebsvereinbarungen mit renommierten Häusern wie Commerzbank, Advance Private Finance und Stadtsparkasse Köln.
Dr. Schroeder schloss den Bericht des Vorstands mit dem Blick in die Zukunft. MPC Capital hat gemeinsam mit dem Hamburger Weltwirtschaftsarchiv und Arthur Anderson den europäischen Markt analysiert und deutliche Wachstumspotentiale festgestellt. Nach Österreich und Holland wird auch in den Ländern Schweiz, Belgien und Spanien eine herausragende Marktstellung angestrebt. Aktuelle Pläne zu Akquisitionen liegen nicht an.
Für das Jahr 2001 legte sich der Vorstandsvorsitzende auf einen Umsatz in Höhe von 83,8 Mio. Euro und einen Jahresüberschuss von 14,6 Mio. Euro, d.h. plus 34 Prozent, fest.
Allgemeine Diskussion
Herr Martius als Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) war mit dem Kurs der Aktie leicht über dem Emissionspreis zufrieden und äußerte Zuversicht für die künftige Entwicklung. Ihn interessierten die Kosten der Markterschließung eines Landes und die Zeitspanne nach der Geld verdient wird. Zu den Fonds und Schiffsbeteiligungen wollte er Einzelheiten zu Umsatz, Ertrag, Partnern und Marktanteilen wissen.
Für die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sprach Herr Dr. Noelle der Gesellschaft ein Lob für die Präsentation aus und zeigte sich erfreut über das erfolgreiche Jahr 2000 und die angekündigte Dividende. Da sich der Kurs der MPC Capital- Aktie vorübergehend fast halbiert hatte, um dann wieder Emissionsniveau zu erreichen, vermutete er, dass der Ausgabekurs zu hoch angesetzt worden war. Er vermutete auch eine gewisse Skepsis der Anleger gegenüber Familienunternehmen. In diesem Zusammenhang wollte Herr Dr. Noelle wissen, wie die Situation bei den „lock ups“ ist und wieviel von dem Emissionserlös noch da ist.
In seinen Antworten ging der Vorstandsvorsitzende Dr. Axel Schroeder zuerst auf die Fragen nach den Plänen der Expansion in Europa ein. Nach sorgfältigen Analysen wird der Markt mit eigenen Teams aufgebaut. Herr Oldehaver ergänzte, dass die Kosten je Land nicht über 200 TEuro liegen. Österreich wird bereits 2001 profitabel sein.
Da Deutschland in der Entwicklung neuer Kapitalanlagen führend ist, sind die Angebote meist attraktiver als deren inländische Angebote und daher EU- weit verkäuflich. Deshalb ist MPC Capital auf diesem Sektor in Holland und Österreich führend und nehmen dort fast eine Alleinstellung ein. Der Markt in Großbritannien sollte nach Ansicht des Vorstandsvorsitzenden in 6 bis 8 Jahren erschlossen sein.
Den amerikanischen Immobilienmarkt, der in Deutschland ein Umsatzvolumen von 1,5 Mrd. Euro hat, bezeichnete er als sehr interessant aber sehr volatil. Problematisch ist nach seiner Meinung auch, dass dieser Markt durch eine Reihe recht zweifelhafter Teilnehmer gekennzeichnet ist. Umso wichtiger sind verlässliche Partner vor Ort.
Hier berichtete er über ein neues erfolgreiches Engagement in Atlanta, das in den kommenden Jahren von einer 51- prozentigen Beteiligung auf 100 Prozent aufgestockt wird. Der Börsengang hat das Standing, das auch als Hürde für Wettbewerber wirkt, zusätzlich gestärkt. Zu den Wettbewerbern antwortete Dr. Schroeder, dass er in AWD, Tecis und MLP eher Vertriebspartner als Wettbewerber sähe, die zwar auf ähnlichen Feldern tätig sind, jedoch über keine eigenen Produkte verfügen.
Auf die Frage nach den „lock ups“ bekräftigte er, dass es keine Verkäufe gegeben habe und auch keine beabsichtigt sind. Zum Schluss der Debatte nahm der Vorsitzende des Aufsichtsrats Axel Octavio Schroeder, der Vater des Vorstandsvorsitzenden Dr. Axel Schroeder, zu der angesprochenen Problematik Familienunternehmen Stellung. Die Mehrheitsgesellschafterin, die MPC Münchmeyer Petersen & Co. GmbH, ist ein Familienunternehmen mit einem unabhängigen Beirat. Es sei auch nicht ungewöhnlich, dass der Großaktionär den Aufsichtsratsvorsitz in Anspruch nehme. Außerdem sind mit den Herren Dr. Vogelsang und Offen weitere qualifizierte Herren in dem Gremium. Die Diskussion über Vor- und Nachteile eines Familienunternehmens wollte Herr Schroeder offen lassen.
Abstimmungen
Vom gezeichneten Kapital von 10.600.000 Euro waren bei den Abstimmungen zu den einzelnen Punkten der Tagesordnung zwischen 8.545.078 Euro und 8.547.370 Euro bzw. Stimmen vertreten.
Abgestimmt wurde über die Verwendung des Gewinns, die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat, die Wahl des Abschlussprüfers, die Änderung der Satzung (Teilnahme und Stimmrecht in der Hauptversammlung -Hinterlegungsfrist-), Wahl des neuen Aufsichtsrats (die Amtszeit des amtierenden Aufsichtsrats endet mit Ablauf der Hauptversammlung und er stellt sich der Wiederwahl) und die Beschlussfassung über die Aufsichtsratsvergütung und Ergänzung der Satzung (D & O Versicherung (Organhaftpflichtversicherung) für Vorstand und Aufsichtsrat).
Die Zustimmung der Versammlung zu den Vorschlägen der Verwaltung lag in keinem Punkt unter 99,9 Prozent. Die Versammlung wurde vom Aufsichtsratsvorsitzenden um 12:20 Uhr geschlossen.
Fazit
Die MPC Capital AG hat als eines der wenigen Unternehmen die Erlöse aus dem Börsengang nicht für unüberlegte Akquisitionen vergeudet. Ganz im Sinne hanseatischer Kaufmannstugend wurden die eingeleiteten Schritte sorgfältig analysiert. Trotzdem hat sich das Unternehmen auf einem schwierigen Markt mit neuen innovativen Produkten hervorragend positioniert. Die Einhaltung und Überbietung der Planzahlen in der Vergangenheit schafft Vertauen in die in dieser Versammlung ungewohnt konkret genannten Ziele mit einem Gewinnwachstum von 34 Prozent.
Auch die erkennbare Dividendenpolitik zeigt eine positive Einstellung gegenüber den Interessen des Streubesitzes. Den Gewinnzuwachs unterstellt, ergibt sich für die MPC Capital AG ein beachtenswertes Kurs- Gewinnverhältnis bei soliden Bilanzstrukturen. Nach Meinung des Berichterstatters ist hier die Struktur als Familienunternehmen eher positiv zu werten.
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