Der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Dr. Dietrich Schulz, begrüßte die Anwesenden recht herzlich und eröffnete die Versammlung. Alle Mitglieder von Aufsichtsrat und Vorstand seien zugegen, nur das neue Mitglied des Aufsichtsrats, Dr. Siegfried Jaschinsky, fehle, da dieser just am heutigen Tag als Präsident der Stuttgarter Börse eingeführt werde.
TOP 1 enthalte die Vorlage des festgestellten Jahresabschlusses und des zusammengefassten Lageberichts und Konzernlageberichts für das Geschäftsjahr 2000 mit dem Bericht des Aufsichtsrats. An wichtigen Ereignissen im Geschäftsjahr 2000 sei der Verkauf der BE Semiconductor Industries N. V., Niederlande (BESI), und der Wechsel von Dieter Jeschke aus dem Aufsichtsrat in den Vorstand im Frühjahr 2000 zu erwähnen.
Das Beteiligungsportfolio des AdCapital-Konzerns enthielt Ende 2000 21 wesentliche mittelbare und unmittelbare Beteiligungen mit einem Investitionsvolumen von etwa 158 Mio. Euro.
Bericht des Vorstands
Zur Darstellung der wesentlichen Punkte des TOP 1 erhielt dann Vorstand Dr. Christoph Schug das Wort. AdCapital könne auf ein außerordentlich erfolgreiches Geschäftsjahr 2000 zurückblicken. Angesichts der massiven Verluste der Vorgängerin der AdCapital, der Berliner Elektro Holding, habe man eine Zäsur legen und ein neues Geschäftsmodell implementieren müssen. Daraus entstand jetzt die Private Equity Gesellschaft AdCapital AG (Anm.: Private Equity ist privates Beteiligungskapital an Firmen im weitesten Sinne).
Die Beteiligung an BESI wurde zum richtigen Zeitpunkt verkauft und bescherte der AdCapital das beste Geschäftsjahr ihrer Geschichte. Die Kritik an diesem Verkauf wurde somit im Nachhinein nicht bestätigt. Die daraus verfügbaren Mittel können allerdings erst nach dem Ende der Überhitzung der Spekulationsphase einer Neuinvestition zugeführt werden. Darüber hinaus müssen die bestehenden Investments der Gesellschaft neu strukturiert werden.
Sodann ging Dr. Schug auf die Geschäftsentwicklung 2000 näher ein. Der Konzern erreichte in 2000 einen konsolidierten Umsatz in Höhe von 341 Mio. Euro nach 843 Mio. Euro in 1998 und 702 Mio. Euro in 1999. Insgesamt wurden in 2000 12 Desinvestments vorgenommen. Die noch zu AdCapital gehörende Euromicron zeigte eine positive Geschäftsentwicklung, die synfis AG dagegen hat die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt.
(Ergänzend ist dem Geschäftsbericht auf Seite 3 zu entnehmen, dass sich AdCapital in einer finanziell und ertragsmäßig ausgezeichneten Verfassung befindet. Die AG-Bilanz weist ein Eigenkapital von über 300 Mio. Euro sowie liquide Mittel von über 200 Mio. Euro aus. Das Ergebnis vor Steuern betrug in der AG 141 Mio. Euro nach minus 64 Mio. Euro. Im Konzern belief sich das Ergebnis vor Steuern auf 128 Mio. Euro nach minus 25 Mio. Euro.)
Vom Jahresüberschusses in Höhe von 140,5 Mio. Euro verbleibt nach Verrechnung mit dem Verlustvortrag von 60,5 Mio. Euro und einer Einstellung in andere Gewinnrücklagen von 40,0 Mio. Euro ein Bilanzgewinn von 40,0 Mio. Euro. Hieraus soll eine Dividende von 9,1 Mio. Euro ausgeschüttet werden, 10,9 Mio. Euro werden in die Gewinnrücklagen eingestellt und 20 Mio. Euro auf neue Rechnung vorgetragen. Als Dividende kommen 0,65 Euro je Vorzugsaktie und 0,50 Euro je Stammaktie zur Auszahlung.
Die Zusammenfassung des Jahrsabschlusses 2000 komprimierte Dr. Schug auf drei Punkte:
- Höchstes Ergebnis der Unternehmensgeschichte
- Erhebliche Sonderbelastungen wurden bereits im Ergebnis verarbeitet
- Hervorragende Qualität der Bilanz
Im Oktober 1984 ging die Berliner Elektro Holding an die Börse, seit April 1999 läuft die Aktie der AdCapital im SMAX, und in 2000 hat die Performance der Aktie den SMAX deutlich hinter sich gelassen. Bezogen auf Anfang 2000 ist der SMAX bis zur Jahresmitte um etwa 15 Prozent, AdCapital jedoch um ca. 55 Prozent gestiegen.
Dennoch soll die Aktie noch attraktiver gestaltet werden. Die Wiederaufnahme der Dividendenzahlung gehöre auf jeden Fall dazu. Das Aktienrückkauf-Programm umfasst bis zu 6,8 Prozent des Grundkapitals (1.229.334 Stück). Die Aktien sollen in der Nähe des Börsenkurses gekauft werden. Weiterhin werden stimmrechtslose Papiere in stimmberechtigte Papiere umgewandelt.
Das Gebiet der Kommunikation wird in Zukunft eine wesentlich verstärkte Zuwendung erfahren. Dazu gehören intensive Gespräche mit institutionellen Anlegern. Die wichtigste Maßnahme ist aber natürlich die überzeugend umgesetzte langfristige Unternehmensstrategie. Dabei wird den Unternehmen auf Zeit Eigenkapital zur Verfügung gestellt, und sie werden bei ihrer Entwicklung aktiv begleitet. Investments erfolgen vorwiegend in reife Unternehmen der Old Economy, und zusätzlich wird ein Netzwerk von strategischen Partnern aufgebaut.
Die Rahmenbedingungen des Private-Equity-Markts in Deutschland stellen sich nach den Worten von Dr. Schug recht günstig dar. So besteht im internationalen Vergleich ein hoher Nachholbedarf, die Verknappung von Fremdkapital in Deutschland erhöht den Stellenwert von Eigenkapital, und die Steuerreform schafft deutlich verbesserte Rahmenbedingungen für Unternehmensverkäufe. Zudem ergeben sich attraktive Möglichkeiten zur Neuinvestition nach einer Neubewertung an den Kapitalmärkten.
Die Zielstruktur des Portfolios sieht man bei AdCapital mit 10 Prozent des Investments in der Frühphasenfinanzierung, 15 Prozent in der Wachstumsfinanzierung und 75 Prozent in der Spätphasenfinanzierung.
Abschließend stellte Dr. Schug noch einmal die wichtigsten Merkmale der AdCapital AG heraus. Das neue Geschäftsmodell Private-Equity wurde erfolgreich gestartet, und die hohe Liquidität und Eigenkapitalbasis ermöglichen eine kräftige Expansion. Des Weiteren werden die Aktionäre durch Dividendenzahlungen, Aktienrückkauf-Programm und die Umwandlung der Vorzugsaktien am Erfolg beteiligt.
Allgemeine Diskussion
Zunächst wurden alle Anmerkungen und Fragen von den einzelnen Rednern nach einander vorgetragen, und anschließend erfolgten die Antworten der Unternehmensführung en bloc. Manch eine der zahlreichen Fragen wurde dann leider später im Eifer des Gefechts gar nicht oder nur teilweise beantwortet.
Dr. Wolfgang Vonnemann, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), bestätigte Dr. Schug zunächst, eine hervorragende Bilanz vorgestellt zu haben. Das Ergebnis sei Kraft strotzend, die zur Ausschüttung gelangende Dividende lasse Freude aufkommen.
Doch ein Grund für echte Begeisterung sei nicht gegeben. Der Verkauf der BESI über ein secondary placement (Beteiligungsgesellschaft platziert Aktienanteile eines bereits börsennotierten Unternehmens über die Börse) sei ein einmaliges Ereignis gewesen und nicht jedes Jahr zu wiederholen.
Die Börse bewerte die Zukunft eines Unternehmens, und von daher seien doch einige kritische Punkte anzumerken. Dr. Vonnemann meinte, der net asset value sei im August 2000 zwar hoch gewesen, habe jedoch im letzten Quartal 2000 54 Mio. Euro verloren. Die geschäftliche Strategie ist sehr schwierig, die Auswahl der Beteiligungen sehr stark mit Risiko behaftet. Ein Exit sei in der Regel erst in drei bis vier Jahren möglich.
Das Beteiligungsgeschäft wird zunehmend einer starken Konkurrenz unterliegen. Der aktuelle Kurs ist nach Meinung von Dr. Vonnemann problematisch, denn Ende 2000 betrug der Buchwert 17 Euro, jetzt liege er unter 12 Euro. So bleibe trotz der guten Ergebnisse in 2000 die Frage, wie gut denn die Entwicklung in Zukunft verläuft. Denn danach frage ja die Börse.
Dann stellte Dr. Vonnemann dem Aufsichtsrat und dem Vorstand einige konkrete Fragen. Zunächst wollte er wissen, was von AdCapital unternommen wird, um die weitere Verringerung des net asset value zu kompensieren. Des Weiteren erkundigte er sich, ob die Gesellschaft über eine genügende personelle Ausstattung verfügt, um lohnende Beteiligungen zu identifizieren und dann auch das Management der einzelnen Beteiligungen zu begleiten.
Ferner fragte er, ob über ein Delisting der Beteiligungen an euromicron und Schaltbau nachgedacht wird. Ihm erscheine es sinnvoll, diese Werte an der Börse zu belassen, da ein Unterschied zwischen dem Börsenkurs und dem wahren Wert besteht und da die AdCapital ihre Beteiligungen zum Marktwert ausweist. Dann meinte Dr. Vonnemann, die bisherige Strategie habe in Wachstumsfinanzierung bestanden. Da überwiegend Investitionen in reife Unternehmen erfolgten, spielte Venture Capital dabei eine untergeordnete Rolle. Diese Diskrepanz wollte er erklärt haben.
Des Weiteren interessierte Dr. Vonnemann, welche Veränderungen im net asset value der börsennotierten Titel bisher insgesamt bis jetzt aufgetreten sind und wie seither die erhebliche Liquidität eingesetzt worden ist. Erschöpft sich die Anlage in Festgeldern? Anfang 2001 wurde eine Optionsanleihe mit 7,5 Prozent aufgelegt. Hier fragte er nach der Höhe der effektiven Verzinsung, und er meinte, ob es sich nicht lohnen würde, diese Anleihe aus dem Markt zu nehmen.
Der Erwerb eigener Aktien erscheint auch aus der Perspektive der Aktionäre sinnvoll. Allerdings bleibt eine gewisse Skepsis. Eigene Aktien könnten als Akquisitionswährung eingesetzt werden, aber auch zur Veräußerung an Investoren, was nicht unbedingt im Interesse der freien Aktionäre wäre. Nun wollte Dr. Vonnenmann noch wissen, wie hoch die Transaktionskosten des secondary placement der BESI waren.
Ende 2000 belief sich der Buchwert der Aktie auf 17 Euro. Der neue Großaktionär kaufte die Aktien jedoch zu einem niederen Preis. Die Umwandlung von Vorzugsaktien in Stammaktien ist nach Ansicht von Dr. Vonnemann sehr begrüßenswert. Die nächste HV werde zeigen, ob das Rezept von Dr. Schug aufgegangen ist.
Die Ausführungen von Dr. Vonnemann veranlassten den Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Schulz zu der Zwischenbemerkung, seit der letzten HV seien etliche nicht vorhersehbare Ereignisse eingetreten.
Dann trat Kai Weigert als Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) ans Rednerpult. Seine Anmerkungen waren leicht widersprüchlich. Er stellte zunächst fest, seit der letzten HV sei nichts Großartiges passiert. Dann seien im letzten Jahr aber doch strategische Maßnahmen durchgeführt worden, man ergehe sich in der Rechtfertigung alter und neuer Fehlentscheidungen. Doch jetzt stimme die Strategie. Der Kapitalmarkt verlange Ergebnisse, doch bisher kommen wenig heraus.
Die Zurückhaltung bei der Verwendung der Erlöse aus der BESI-Transaktion ist nach Meinung von Herrn Weigert als Erfolg anzusehen, denn zur Zeit lasse der Kapitalmarkt nur falsche Entscheidungen zu. Die Schonfrist laufe bis Ende 2001, danach seien Entscheidungen fällig.
Herr Weigert meinte, die Dividendenzahlung sei ein guter Anfang, er fragte aber, weshalb so wenig gezahlt wird und ob man Mittel für eine große Akquisition zurückhält. Falls in dieser Hinsicht nichts geschehe, müsse man in den nächsten Jahren alles ausschütten. Dann erkundigte er sich, wie hoch der Bestand an eigenen Aktien ist und wie die derzeitige Aktionärsstruktur aussieht.
Seines Erachtens fehlen motivierende Planzahlen. Die Angabe eines Umsatz-Ergebnis-Korridors wäre hier hilfreich. Abschließend gab Herr Weigert die Empfehlung, die Dividendenzahlung im nächsten Jahr beizubehalten, und er drückte die Hoffnung auf steigende Kurs aus.
Der Aktionär Weigelt zeigte sich ebenfalls erfreut über die Dividende. Die Stammaktien hätten nicht die gleiche Dividende wie die Vorzugsaktien. Allerdings bemängelte er, dass die gesamte Dividende nur ein Drittel des einbehaltenen Gewinns ausmacht.
Danach meldete sich der Aktionär Dahm zu Wort und meinte, auf dieser HV habe man wirklich Grund zur Freude. Den Organen der Unternehmensleitung gebühre Anerkennung für die Entwicklung. „Die Kasse ist voll, die Bilanz stimmt.“ An der Börse werde aber Zukunft gehandelt, nicht Vergangenheit.
Auch Herr Dahm wies darauf hin, dass von den 140 Mio. Euro Jahresüberschuss nur 9 Mio. Euro zur Ausschüttung gelangen. Dies müsse man als Zeichen dafür werten, dass man die Aktionäre nicht für voll nimmt. Die Dividende von 65 Cent auf Vorzüge und 50 Cent auf Stämme sollte vielleicht beim nächsten Mal umgekehrt werden. Die Dividendenhöhe sei absurd, die Kursentwicklung enttäuschend.
In 2000 habe das Konzernergebnis zum Ergebnis der Holding nichts beigetragen. Es gebe nur Einkünfte aus dem Verkauf der BESI. Die Frage stelle sich, woher man die Kostendeckung für 2001 nehmen wird. Herr Dahm wollte wissen, wozu man ein zweites Vorstandsmitglied bestellt hat und wie hoch die Bezüge der Vorstände sind. Dann wies er darauf hin, dass die Berliner Töchter 8 Mio. Euro an Kosten verursacht haben.
Des Weiteren erkundigte sich Herr Dahm, ob die Vorstände noch Funktionen als Aufsichtsratsmitglieder bei den Beteiligungsgesellschaften innehaben, woher die 9,97 Mio. Euro an Forderungsberichtigungen stammen und worauf sich diese beziehen. Der Emissionserlös sei weitgehend von den Kosten aufgezehrt worden. Es sei nicht die Frage, wie der Konzern, sondern wie die AG am Ende des Geschäftsjahres aussieht.
Der nach eigenen Worten als „Miniaktionär“ einzuordnende Dr. Kummer bat den Vorstand um Aufklärung über Stand und Umfang der steuerlichen Betriebsprüfung.
Als Nächster begrüßte der Aktionär Borkowitz die Bescheidenheit im Vortrag von Dr. Schug. Das Fehlen jeglicher Ergebnisprognosen, die man vielleicht später doch zu korrigieren hätte, sei angenehm aufgefallen. Er habe noch zwei Bemerkungen zu machen. Die Aktionäre hätten letztes Jahr beklagt, dass der BESI-Erlös nicht sofort reinvestiert wurde.
Die Berliner Elektro sei ein Spezialist für Fehlentscheidungen gewesen, der BESI-Verkauf ein reiner Zufall. Man habe eine Fondsstruktur verpasst. Der Beitrag von Herrn Borkowitz fand seinen dramatischen Höhepunkt in der rethorischen Frage: “Wieviel Selbstverleugnung muten sie den Aktionären eigentlich zu, sich mit ärmlichen 50 Cent zufrieden zu geben.” Dies sei keine Honorierung der langen Durststrecke. Seiner Ansicht nach schleppt die AdCapital zu viele „kleine Kleckerfirmen“ mit, die nur Kosten verursachen.
Antworten
Dr. Schulz wies daraufhin, dass die Vorstände der AdCapital die Tantiemen für ihre Aufsichtsratstätigkeit bei den Beteiligungsgesellschaften an die AdCapital abführen. Zudem sei es korrekt, im Geschäftsbericht Angaben über die Bezüge der Vorstände zu unterlassen.
Dann übernahm Dr. Schug die Beantwortung der einzelnen Fragen. Nach der Restrukturierung sei die BESI für 225 Mio. Euro verkauft worden. Alle Beteiligungen begleite man aktiv. Euromicron sei vom Gemischtwarenladen in eine Unternehmung für Datennetzwerke und Lichtleitertechnik überführt worden. Entscheidend sei dabei aber der gute Exit.
Zur Frage der Dividendenzahlung ist nach den Worten von Dr. Schug anzumerken, dass es nur in einem Jahr keine Dividende gegeben hat. Er sei selbst Kleinaktionär. Früher habe er auf seine Dividende 57 Prozent Steuern gezahlt, jetzt nur noch 51 Prozent. Bei einem Bilanzgewinn von 40 Mio. Euro sei der Wunsch nach einer höheren Dividende absolut verständlich. Die volle Ausschüttung des gesamten BESI-Erlöses (225 Mio. Euro ) hätte jedoch 112 Mio. Euro in Herrn Eichels Kasse gespült.
Zum Thema Bescheidenheit bei Prognosen merkte Dr. Schug an, dies habe den Vorteil, dass man keine Prognosen korrigieren muss. Alle Beteiligungsgesellschaften sollen in 2001 positive Ergebnisse erzeugen. Zu dem bemängelten Verlust des net asset value im 4. Quartal 2000 in Höhe von 54 Mio. Euro habe allein die euromicron 40 Mio. Euro beigesteuert.
Die Auswahl von guten Investments sei problematisch. Zur Zeit liefen Gespräche über sinnvolle neue Investments. Zur Intensität der Begleitung der Beteiligungsgesellschaften sei zu sagen, dass 20 Mitarbeiter in der Holding damit beschäftigt sind. Sie bekämen nur ordentliche marktgerechte Gehälter, sonst könnte man sie auch nicht halten.
Zum personellen Umbau der Beteiligungsgesellschaften stehe ein fachübergreifendes Team von 5 Investmentmanagern zur Verfügung. Wichtig bei dieser aktiven Begleitung sei es, die Sprache des Mittelstands zu sprechen. Zur Frage des Delisting von euromicron und Schaltbau sei anzumerken, dass alle Optionen möglich sind, wenn die Wertsteigerung über den Börsenkurs hinausreicht. Die Anlage der liquiden Mittel erfolge in Festgeld und auch zu größeren Beträgen in Spezialfonds (Länderfonds).
Die Tilgung der Anleihen von BESI sei mit 16 Mio. Euro bereits erfolgt, 12 Mio. Euro seien am Tage nach der HV fällig. Die restliche Tilgung könne man aus eigener Leistung bewerkstelligen. Die BESI-Transaktionskosten haben 10 Mio. Euro betragen.
Auf den SdK-Sprecher Kai Weigert eingehend, stellte Dr. Schug fest, dass die BESI heute in Dollar nur noch ein Drittel des Werts vom Anfang 2000 darstellt. Der Kurs am Tage vor der HV betrug 7 $. Nach dem Aktienrückkauf stünden alle Optionen offen. Für einen strategischen Investor wolle man möglichst gute Einstiegsmöglichkeiten schaffen.
In Beantwortung der Frage nach der Aktionärsstruktur erklärte Dr. Schulz, das Aufsichtsratsmitglied Günther Leibinger halte 39 Prozent der Stammaktien, der Free Float sei von 5 Mio. auf 9 Mio. Euro gestiegen und betrage jetzt insgesamt 51 Prozent.
Dem Aktionär Dahm teilte Dr. Schug nochmals mit, dass die Aufsichtsratstantiemen der Vorstände direkt an die AdCapital gehen. Laufende Ausgaben der Holding gibt es nicht. Die Forderungsberichtigung von 9,97 Mio. Euro bezieht sich auf einen Forderungsverzicht gegenüber der Berliner Elektro Technik GmbH (BET) im Rahmen einer kaufmännischen Risikovorsorge.
Die letzte steuerliche Betriebsprüfung bezog sich auf die Jahre 1993 bis 1996. Für die Durchführung zeichnet eine Kanzlei in Hannover verantwortlich. Für diesen Bereich konnte von AdCapital ein früherer Partner von Arthur Andersen als Generalbevollmächtigter gewonnen werden.
Abstimmungen
Das Grundkapital von 46 Mio. Euro war mit 55 Prozent bzw. etwa 550 Aktionären vertreten. Über die üblichen Tagesordnungspunkte inklusive der Umwandlung der Vorzugsaktien in Stammaktien (TOP 9) wurde im Sinne der Vorschläge von Vorstand und Aufsichtsrat befunden.
Fazit
Das Konzept von AdCapital ist auch unabhängig von kurzfristigen Schwankungen sehr überzeugend. Für einen dauerhaften Erfolg muss nicht nur das Konzept gut sein, sondern vor allem der Vorstand, der das Konzept umsetzt. Beides ist bei AdCapital klar gegeben. Da sich das Unternehmen mit seinen Beteiligungen auf konservative Themen konzentriert, ist das fundamentale Risiko geringer als bei Titeln des Neuen Markts, aber natürlich nie ganz ausgeschlossen.
So erscheint AdCapital, ein stark verbessertes Börsenumfeld vorausgesetzt, als guter mittelfristiger Kauf. Allerdings ist zu beachten, dass die Bäume der Old Economy nicht gerade in den Himmel wachsen werden.