QIAGEN gab heute den Abschluss eines Vertrages bekannt, durch den QIAGEN sämtliche Geschäftsanteile der in Huntsville, Alabama ansässigen Genaco Biomedical Products, Inc. (Genaco) erwirbt. Genaco ist ein junges Unternehmen mit einer eigenen PCR-basierenden Multiplex-Technologie, Tem-PCR, zur Entwicklung des Produktes TemplexTM für die Molekulardiagnostik.
Der Begriff „Multiplex“ umschreibt diagnostische Testverfahren, mit denen in einem einzigen Test mehrere (in der Regel mehr als 10) verschiedene Parameter abgedeckt werden können. Multiplex-TestsTM werden typischerweise dann eingesetzt, wenn aus einer großen Auswahl von Krankheitserregern ein oder mehrere Krankheitserreger in einer Patientenprobe nachgewiesen werden sollen. Dies ist z.B. der Fall, wenn Patienten Symptome zeigen, die Rückschluss auf verschiedene Krankheitserreger oder Ursachen erlauben. Abhängig von der Anzahl der unterschiedlichen Marker in einer Probe liefern die Templex Produkte ein qualitatives und semi- quantitatives Ergebnis.
Mit dem TemplexTM Panelansatz von Genaco kann die Probe eines Patienten, von der vermutet wird, dass sie einen oder mehrere Krankheitserreger enthält, auf eine Vielzahl unterschiedlicher Krankheitsursachen oder Pathogene getestet und der Erreger der Infektionserkrankung schnell ermittelt werden. In einem zweiten Schritt kann dann mit einem hoch sensitiven, quantitativen PCR Test, der Krankheitserreger bestätigt und der Titer (Anzahl der Krankheitserreger pro ml Blut) in der Probe quantifiziert werden.
Multiplex-Testtechnologien sind daher sowohl ein neu entstehender, schnell expandierender Bereich innerhalb der molekularen Diagnostik, als auch eine perfekte Ergänzung zu QIAGENs Produktportfolio von qPCR-basierenden, molekulardiagnostischen Tests für den Nachweis von Infektionskrankheiten, das heute als das größte weltweit angesehen wird.
Multiplex-Testtechnologien adressieren heute vor allem genetische und HLA (Human-Leukocyte-Antigentests bei Organtransplantationen) Testverfahren. Neue Anwendungsbereiche umfassen Panels zur Identifikation von Infektionserregern (Viren und Bakterien), krankenhausspezifischen Infektionserkrankungen sowie Mutationstests zum Nachweis von Antibiotika Resistenzen bei Bakterien.
Genaco hat unter anderem eine Reihe von molekularen Multiplex-Tests entwickelt, die zur Zeit in der Medizinforschung für die Untersuchung von Atemwegserkrankungen (ResPlex™ I; II, III), krankenhausspezifischen sowie bakteriellen Infektionserkrankungen (StaphPlex™) eingesetzt werden. Diese Produkte sind derzeit für den Einsatz in der Forschung (research use only) erhältlich. Das ResPlex™ III Panel unterscheidet dabei z.B. unter den verschiedenen Subtypen des Grippevirus (H1, H2, H3, H5, H7, H9, N1, N2) in nur einer Probe. Genaco absolviert derzeit die notwendigen klinischen Studien für eine 510k Zertifizierung durch die FDA für ihren H5N1 Vogelgrippe Test, der einen Teil ihres ResPlex™ III Panel Produktes darstellt.
“Genaco hat einen grundlegenden und innovativen Ansatz für sensitive, hochqualitative Multiplex-Tests in der Molekulardiagnostik entwickelt“, sagte Peer M. Schatz, QIAGENs Chief Executive Officer. „Wir glauben, dass molekulare Multiplex-Tests, die spezifische Krankheitserreger oder Marker aus einem breiten Panel an Möglichkeiten identifizieren können, in der molekularen Diagnostik zunehmend an Bedeutung gewinnen. Genacos Technologien erweitern und ergänzen QIAGENs Portfolio präanalytischer Produkte und Tests und bieten unseren Kunden aus der klinischen Forschung, der Märkte für angewandte Testverfahren und der Diagnostik ein neues Feld hoch attraktiver molekulardiagnostischer Lösungen.“
Genacos Tem-PCR Technologie verbindet sogenannte „nested“ (verschachtelte) und „super“ (generische) Primer und löst damit eine Reihe von Problemen, die bisher den Einsatz von Multiplex-Tests bei Echtzeit-PCR-basierten Tests und Tests zur Endpunktbestimmung limitierten. Die Technologie kann auf verschiedenen Nachweisgeräten eingesetzt werden und ist derzeit für die Vermarktung auf der Luminex Detektionsplattform optimiert. Dieses System wird von QIAGEN bereits seit 2000 vermarktet und ist heute allgemein anerkannt und weit verbreitet. Diese Transaktion bringt QIAGEN in die herausragende Position, seinen Kunden aus der klinischen Forschung, der Märkte für angewandte Testverfahren und der Diagnostik ein komplettes, automatisiertes Multiplex-System für die molekulare Diagnostik anbieten zu können.
“Die Akquisition der Genaco ist ein weiterer Schritt in der Umsetzung unserer Strategie zur Erweiterung unserer Markt- und Technologieführerschaft in der molekularen Diagnostik. Genacos Produktportfolio adressiert ein neues, rasant wachsendes Marktsegment und passt hervorragend zu QIAGEN“, ergänzt Peer M. Schatz. „QIAGENs ausgedehntes Direktvertriebsnetz, unsere Servicekanäle sowie das kombinierte und sich ergänzende Produktportfolio erhöhen den Wert dieser Produkte für Kunden, die Multiplex-Tests in der Molekulardiagnostik einsetzen wollen, erheblich.“
Den Regelungen der Akquisitionsvereinbarung zufolge wird QIAGEN im Austausch für sämtliche Anteile von Genaco eine Zahlung in Höhe von ca. 22 Mio. USD in bar leisten sowie 125.000 QIAGEN Stammaktien mit Verkaufsbeschränkung ausgeben, welche dem Gründer und Forschungsvorstand von Genaco gewährt werden. Zusätzlich wird QIAGEN bis zu 18 Mio. USD in Abhängigkeit von der Erreichung bestimmter Milestones zahlen, die im Wesentlichen bei der Gewährung von Fördermitteln in vergleichbarer Höhe zahlbar werden. QIAGEN erwartet einmalige außerordentliche Aufwendungen im Zusammenhang mit dieser Akquisition, die das Ergebnis pro Aktie im vierten Quartal 2006 mit ca. 0,02 USD belasten werden. Diese Aufwendungen resultieren den Angaben zufolge im Wesentlichen aus Abschreibungen auf erworbenes Know-How aus Entwicklungsprojekten und Abschreibungen auf bestimmte Vermögensgegenstände.
Basierend auf ersten Analysen erwartet QIAGEN darüber hinaus einen Umsatzbeitrag von ca. 200.000 USD für das vierte Quartal 2006 und von ca. 3 Mio. USD für das Geschäftsjahr 2007. Bereinigt um Einmalaufwendungen, Integrations- und Restrukturierungskosten sowie Abschreibungen auf erworbene immaterielle Vermögenswerte erwartet das Unternehmen von dieser Akquisition einen negativen Beitrag auf das Ergebnis pro Aktie von ca. 0,01 USD im vierten Quartal 2006 und von bis zu 0,03 USD für das Geschäftsjahr 2007, hauptsächlich begründet durch Aufwendungen im Zusammenhang mit der Durchführung klinischer Untersuchungsreihen und der Einreichung der Ergebnisse an die regulatorischen Behörden (insbesondere der FDA) für eine Zulassung der Panels für Infektionskrankheiten.
Infolge der Zulassung der Multiplex-Panels durch die Gesundheitsbehörden sowie vor dem Hintergrund einer zunehmenden Akzeptanz durch die Kunden und eines rapiden Wachstums dieses Teilsegmentes des Diagnostikmarktes, erwartet das Unternehmen einen stark wachsenden Umsatzbeitrag und einen signifikanten Ergebnisbeitrag dieser Produktlinie nach 2008.
“Wir freuen uns sehr über eine gemeinsame Zukunft mit QIAGEN – dem weltweit führenden Anbieter präanalytischer Produkte und des breitesten Portfolios molekulardiagnostischer Tests. Wir glauben, dass dank der führenden Position in der molekularen Diagnostik, der starken Technologie-, Vertriebs- und operativen Ressourcen von QIAGEN die vereinigten Unternehmen stärker wachsen werden und unsere Technologie besser in den Markt und schneller in die Hände neuer Kunden gelangen wird“, sagte Dennis Grimmaud, Chief Executive Officer von Genaco.
Veröffentlichungsdatum:
30.10.2006
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11:47
Redakteur:
rpu