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HV-Bericht Kolb & Schüle AG - Fast unglaublich, diese HV der konkursreifen Firma
Am 29. Dezember fand in Kirchheim/Teck die 97. ordentliche Hauptversammlung der Kolb & Schüle AG statt, auf der letztlich die weitere Existenz des Unternehmens in Frage stand. Schon im Vorfeld war es in Presse und Internet zu einigen kontroversen Debatten gekommen, da der Großaktionär und Vorstand Günther Minninger die Fusion mit einer GmbH namens „Masternet“ beschließen lassen wollte, deren Werthaltigkeit von vielen Aktionären angezweifelt wird. Da K&S selbst am Rande des Abgrundes steht und die Kursentwicklung zuletzt entsprechend negativ war, war der hitzige Verlauf der HV vorprogrammiert.

GSC Research war für Euch mit dabei und berichtet gewohnt ausführlich von dieser ungewöhnlichen Veranstaltung. Viel Spaß beim Lesen!


Eingangsdiskussion

Als Leiter der HV stellte sich Dr. Wilhelm Grebe vor, Unternehmensberater und Experte im Bereich der Verkehrsluftfahrt, wie seine 18jährige Direktortätigkeit für den Flughafen Hannover beweist. Er sei von einem Aktionär gebeten worden, sich in den Aufsichtsrat der K&S entsenden zu lassen, da Dr. Stieber sein Amt schon kurz nach der Bestellung durch das Gericht wieder niedergelegt hatte und der AR damit nicht beschlussfähig war. Vor dieser Bitte sei ihm Dr. Minninger nicht bekannt gewesen.

Als Vorsitzender obliegt ihm die Leitung der HV, sofern sich kein Widerspruch dagegen erhebt Ö in diesem Fall wäre dies Aufgabe des ältesten Anwesenden gewesen. Die an die Aktionäre gerichtete Frage erbrachte keine Gegenstimmen, weshalb er mit den üblichen Formalien begann. Schon dabei erhob Dr. Wackenhuth, Vertreter der DSW und ehemaliger Aufsichtsrat der K&S, jedoch Einspruch gegen die Aussage „ordnungsgemäße Einberufung“, diese sei einen Tag zu spät erfolgt.

In der darauf folgenden Diskussion stellten sich etliche Anwesende auf denselben Standpunkt, wogegen ein anderer Aktionär erklärte, die hohe Präsenz zeige den Willen, die HV jetzt und hier durchzuführen. Dr. Wackenhuth stellte dennoch den Antrag auf Vertagung, alle Beschlüsse der HV seien aufgrund dieses Fehlers ausnahmslos anfechtbar. Darüber hinaus äußerte er Kritik zu anderen Punkten, etwa dem TOP „Beschluss des Jahresabschlusses“, der trotz „aus gutem Grund“ fehlender Konzernbilanz aufgeführt ist. Des weiteren sei der Aufsichtsrat schon seit dem 16. August (!) nicht beschlussfähig; die Neubesetzung sei gesetzwidrig, da nur der Aufsichtsrat vorschlagen kann, wer Mitglied desselben wird. Kurz: „alles was wir tun, führt zur Anfechtung“, schloss er.

Herr Meyer, Kleinaktionär aus München, schloss sich diesem Antrag an; zudem meinte er, „warum sich noch im alten Jahr ärgern, lieber vertagen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen, also Schadenersatz zu leisten“. Er stellte zudem den Antrag, auch die eventuell angefallenen Fahrtkosten zu tragen.

Dr. Minninger entgegnete, die Einladung zur HV sei von Juristen ausgearbeitet worden und alles in Ordnung; man ziehe die Versammlung deshalb durch, denn „wir können nichts dafür, dass das Amtsgericht nichts gemacht hat und keinen Aufsichtsrat bestellt hat“. In Richtung Dr. Wackenhuth meinte er, „Sie sind der Platzhirsch, wir können groß auf das Thema eingehen, aber ob Sie gut dabei wegkommen...?“ Er betonte, die HV müsse jetzt stattfinden, sonst sei es für die Gesellschaft zu spät.

Herr Grebe merkte an, man könne über den Antrag zur Vertagung ja abstimmen, worauf Matthias Gaebler entgegnete, eine Abstimmung sei sinnlos, da ja die Mehrheitsverhältnisse ohnehin klar seien und man nur Rechnen müsse. Zudem fragte er, wer denn die genannten Juristen gewesen seien, die die Tagesordnung erstellt haben.

Christian Werner warf in die Diskussion ein, man solle bedenken: wenn der Beschluss über die Zustimmung zur Fusion nicht vor Ende 99 gefasst werde, dann sei der Vertrag ungültig und es stehe unausweichlich ein Totalverlust an. Herr Schneider, Vorstand der Allerthal AG aus Köln, erwiderte, die Beschlüsse seien ohnehin nur vorbehaltlich einer Anfechtungsklage gültig und kündigte diese schon jetzt zu allen Punkten an.

Holger Deibert sagte, er könne sich dem Antrag auf sofortigen Abbruch nur anschließen und riet dazu, sich hinsichtlich Schadensersatz nur an die Verwaltung zu halten. Als Beispiele für die wenig rühmliche Vorgeschichte von Dr. Minninger sagte er, dieser habe „Concordia ruiniert, IG Farben ausgebeint und bei Stolberger Zink muss man nur den Kurs anschauen“. Er solle Herrn Minninger von einem anderen Aktionär ausrichten, er sei ein „Ausbeuter und Betrüger“. Bisher seien den großen Worten keine Taten gefolgt, diese solle er erst einmal zeigen.

Auf den Einwurf Herr Meyers, erhabe mit Concordia eine halbe Million verloren, mahnte ein Mitglied des Rednerpults, man möge sich, hier keine persönlichen Differenzen auszutragen, dies sei der Sache nicht dienlich. Herr Grebe stellte anschließend die Präsenz mit knapp 1,727 Mio. Aktien oder 43,17 Prozent des Kapitals fest.

Herr Gaebler bezeichnete die Vorbereitung der HV als „dilettantisch“, man solle den Schwarzen Peter für die Misere nicht bei den Aktionären suchen. Zudem erfordere die Berechnung der verspäteten Einladung lediglich das kleine Einmaleins, rechnete er vor. Herr Grebe merkt dazu an, der „November hat nicht 28 Tage“ (=4 Wochen wegnehmen). Auch fragte er, wer verantwortlich ist, dass der Aufsichtsrat zurücktrat und ein von Gericht bestellter AR sein Mandat zurückgegeben hat. K&S könne „durch die HV geheilt werden oder im Nirvana verschwinden“, betonte er. Die ordnungsgemäße Einberufung wird sich feststellen lassen „notfalls auch per Gericht“.

Professor Thies, Direktor der Deutschen Bank im Ruhestand, meinte, Herr Grebe habe zurecht Nirvana gesagt; das werde aber auch bei einer Verschmelzung mit Masternet der Fall sein. Er bedauerte, dass dann auch Undinge wie die Personalunion von Vorstand und Aufsichtsrat verschwinden könnten. Aus seiner Sicht gebe es durchaus Ansatzpunkte für Regressansprüche. Zum vorigen Vorstand fragte er, warum dieser nicht in Regress genommen und stattdessen mit einem goldenen Handschlag verabschiedet wurde. Er betonte, K&S solle nicht verschwinden, damit auch diese Dinge nicht verschwinden können.

Nach dieser langen Debatte wurde über den Vertagungsantrag abgestimmt; zuvor musste der neue AR-Vorsitzende erst den Vorstand fragen, wie der Abstimmungsvorgang vor sich gehen sollte. Für den Antrag stimmten schließlich 76.417 Stimmen, dagegen waren 1.567.413 Aktien bei 84.210 Enthaltungen; die Präsenz hatte sich mittlerweile auf 43,2 Prozent erhöht.


Bericht des Vorstands

Erst nach weit mehr als einer Stunde konnte dann der Tagesordnungspunkt 1 (Vorlage des Jahresabschlusses) in Angriff genommen werden. Dr. Minninger bedauerte, dass dieser so spät erst fertiggestellt wurde; als Grund nannte er den Ausfall des leitenden Wirtschaftsprüfers mitten in der Prüfung, so dass aufgrund der 8-Monatsfrist nicht der 98er-Abschluß, sondern ein Zwischenabschluss vorgelegt werden musste, der nicht älter als 6 Monate sein durfte. Dies sei auch Grund für den Termin der HV zwischen den Jahren.

Zum Geschäftsjahr 98 erläuterte er, nachdem man in 1997 das operative Textiliengeschäft abgegeben habe, wurde im vergangenen Jahr auch mit dem Abverkauf der Immobilien begonnen, von denen zum Stichtag noch einige Reste bestanden und teilweise in 99 verkauft wurden.

Zur Bilanz erklärte er, die Bilanzsumme sei von 110 Mio. auf 93 Mio. DM gesunken, wobei dabei 98% auf verbundene Unternehmen entfallen. Durch den hohen Bilanzverlust sei das Eigenkapital auf 15,5 Mio. DM gesunken, zugleich seien aber auch die Darlehen gesunken. Im laufenden Jahr seien bei einem Verkauf 2,5 Mio. nicht gedeckt worden, was in diesem Jahr übernommen wurde und in der Bilanz schon berücksichtigt ist.

Das laufende negative Ergebnis komme vor allem durch Zinsen, Personlaufwendungen und Pensionen zustande, jedoch auch durch Abschreibungen, die zum Teil durch Mindererlöse bei Verkäufen und teilweise durch Abschreibungen auf verbundene Unternehmen begründet sind. Ziel sei es, weitere Kosten abzubauen und ein profitables neues Geschäftsfeld aufzubauen. Obwohl die Personalkosten mit nur noch drei Mitarbeitern schon minimiert wurden, hat sich das Eigenkapital zum 30.9. weiter reduziert.

Zur angestrebten Fusion der K&S mit Masternet erklärte er, als Vorteil von K&S stünden die amtliche Börsennotiz als Traditionsunternehmen sowie Verlustvorträge in Höhe von ca. 100 Mio. DM zubuche. Dagegen sei Masternet jung und soll in wenigen Jahren ertragsstark werden; Ziel ist es, durch die Vermittlung von Telekommunikationsverträgen gegen eine Beteiligung an den Folgeumsätzen Geld zu verdienen, ebenso auch bald im Bereich Stromhandel. Vorstand und Geschäftsführung der beiden Unternehmen hätte darum einen Vertrag zur Verschmelzung geschlossen, der beiden Firmen Vorteile bringe.

Zur Geschichte von Kolb & Schüle erläuterte er, diese reiche bis 1760 zurück. Seit 1898 sei K&S eine börsennotierte Aktiengesellschaft und habe sich in den Jahren 96/97 unter hohen Verlusten von allen Textilbeteiligungen getrennt; seither hatte sich das Unternehmen auf die Verwaltung der eigenen Immobilien konzentriert. Durch stille Reserven seien die Verluste weitestgehend ausgeglichen worden, es bestehen aber erhebliche Verlustvorträge.

Zu Masternet erklärte er, dessen Geschäftsführer Voß und die anderen Gesellschafter seien schon lange schon im Telekommunikationsgeschäft tätig; die Gesellschafter brächten Know-how in die Firma ein. Als Tätigkeit schilderte er vage alle möglichen Telekommunikationsleistungen, insbesondere die Vermittlung von Verträgen. Das Stammkapital liege zwar nur bei 50 TDM, aber der Wert des Unternehmens liege in den bestehenden Verträgen mit Telekom, Axxon und anderen sowie der Beteiligung an verschiedenen Vertriebsgesellschaften.

Das Überleben von K&S sei alleine nicht möglich, weshalb die Fusion nötig sei; Masternet dagegen kann frühestens nach einigen Jahren eine Notiz im Amtlichen Handel erreichen, erklärtes Ziel sei aber der Börsengang, weshalb Nachteile wie die Zahlung von Pensionen in Kauf genommen werden. Eine Unternehmensbewertung nach üblichen Methoden habe weder für K&S noch für Masternet stattgefunden, da dies nicht möglich ist.

Vielmehr erfolgte die Bewertung von K&S durch den Wert der Börsennotiz und der Verlustvorträge, die der Masternet nach dem Potential der Gesellschafter, der vorhandenen Verträge und so weiter. Für die Verträge zur Verschmelzung hätten unter anderem die Jahresabschlüsse und Zwischenabschlüsse beider Unternehmen sowie die Vertriebs- und Produktverträge der Masternet GmbH vorgelegen. Als Planzahlen stehen für die Jahre 2000 bis 2002 Ziele von 3, 17 und 40 Mio. DM für den Gewinn zubuche.

Nach dem vorliegenden Verschmelzungsentwurf erfolgt eine Übernahme der Masternet durch Aufnahme in die Kolb & Schüle AG; das Vermögen wird dabei zum 30.9. übernommen, alle Geschäfte würden in der Folge auf Rechnung der K&S geführt. Als Gegenleistung erfolgt eine Kapitalerhöhung der K&S für die Masternet-Gesellschafter, die damit durch neue Aktien an der K&S beteiligt werden; alternativ wäre eine Barzahlung möglich gewesen, auf die jedoch alle Gesellschafter verzichteten. Nach der Aufnahme soll der Name der K&S in Masternet AG geändert werden. Die technische Erläuterung der Fusion im einzelnen sei an dieser Stelle erspart.

Dr. Minninger betonte, Kolb & Schüle müsse schnellstmöglich ein neues Geschäft aufnehmen; Masternet sei zwar derzeit noch nicht kapitalkräftig, er gehe aber davon aus, dass ganze „Heerscharen von Vertriebsmitarbeitern“ tätig werden. Er selbst halte derzeit 16 Prozent an Masternet (früher 24 Prozent) sowie zwischen 25 und 30 Prozent an K&S. Er beziehe keinerlei Vergütungen oder Ausgabenersatz und habe der K&S vielmehr Darlehen gegeben, um die Zukunft zu sichern. Er kündigte an, er werde innerhalb der nächsten sechs Monate ausscheiden, wenn das neue Masternet-Management aktiv geworden ist. Derzeit könne er die eigene Tätigkeit aber niemandem zumuten.


Allgemeine Diskussion

Herr Alef, Vertreter der „Gesellschaft für Wertpapierinteressen“, erklärte, der für rund 25 Mio. DM erfolgte Verkauf der 3 Textilwerke sei gut gewesen; bei den in den Jahren 96/97 neu gekauften und später mit erheblichen Verlusten wieder abgestoßenen Beteiligungen habe man aber einen großen Fehler gemacht. Aufgrund der Zwangslage wurde schließlich ein Partner gesucht, was nicht einfach war; diesen habe man mit Masternet gefunden, eine Fusion sehe nach dem einzigen Weg aus.

Dennoch habe er einige Frage; so seien die Veränderungen im Aufsichtsrat kurios, dazu solle Herr Minninger doch etwas sagen. Zudem fragte er nach den Wertansätzen der einzelnen Immobilien und wollte wissen, wo die Differenzen in der Auffassung über die Grundrendite KG liegen, so dass der Wirtschaftsprüfer nur ein eingeschränktes Testat erteilte. Auch zu den sonstigen Haftungen fragte er, worum es sich konkret handele.

Als weitere Fragen stellte er den durchschnittlichen Zinsaufwand für die rund 45 Mio. an Bankverbindlichkeiten sowie die Abschreibungen an verbundenen Unternehmen in Höhe von 900 TDM. Auch interessierte ihn, weshalb die Rückstellungen für Prozesskosten um 1,2 Mio. erhöht wurden. Zum Komplex der Altersvorsorge meinte er, diese verursache erhebliche Kosten; da es der Firma aber schlecht geht, könne man darüber vielleicht reden; Herr Alef wollte wissen, ob in dieser Hinsicht etwas unternommen wurde.

Darüber hinaus wunderte er sich, dass in diesem Jahr erstmals keine Konzernbilanz vorgelegt wurde und wollte wissen, weshalb dies so sei. Zu den Verlustvorträgen interessierte ihn, wie gesichert deren Verwendung ist und welcher Teil auch gewerbesteuerlich verwendbar ist.

Schließlich kam Herr Alef zum Thema Masternet. Hierzu bat er um die Erläuterung der Ertragsprognosen im Detail und wollte wissen, wie die Erwartungen beispielsweise im Bereich Strom seien und ab wann der Vertrieb aufgenommen werden soll. Ihm stellte sich die Frage, wie man an Abnehmer kommen will, weshalb er die Vorlage eines schlüssigen Konzeptes verlangte. Auch fragte er, ob eine Geschäftstätigkeit i Ausland geplant sei und wenn ja, wann und wo diese aufgenommen werden soll. Zur Aussage, es sollten „wahre Heerscharen von Vertriebsleuten“ tätig werden meinte er, er könne sich das nicht richtig vorstellen und bat um eine eingehendere Erläuterung. Auch der Verdienst an den Folgeprovisionen sei ihm unklar weshalb er um eine Erklärung bat, wie das funktioniert.

Schließlich meinte er, nach der Fusion entfallen ja 44 Prozent der Anteile auf die neuen Gesellschafter, während 56 auf die alten K&S-Aktionäre entfallen; hier stelle sich die Frage, ob man nun rechnerisch eher reicher oder ärmer sei. Auch frage er sich, ob man den Namen trotz der langen Tradition aufgeben solle und wollte wissen, weshalb eine Sitzverlegung nach Hannover beschlossen werden soll und welche Kosten damit verbunden sein werden.

Auch fragte er, wieso durch die Kapitalmaßnahmen eine so hohe Aktienzahl erzeugt wird und auf welche Höhe sich die Darlehen von Minninger an K&S belaufen; zuletzt wollte er wissen, ob dieser bereit sei, der Kolb & Schüle weitere Darlehen zur Verfügung zu stellen.

Herr Minninger erläuterte zu den Veränderungen im Aufsichtsrat, dieser habe früher aus sechs Mitgliedern bestehen, bevor er aus Kostengründen auf drei Mitglieder und zugleich deren Vergütung reduziert wurde. Der Arbeitnehmervertreter sei ausgeschieden, da er seine Ansprüche nicht aufgeben wollte, wonach keiner der nur noch 15 Arbeitnehmer den Posten übernehmen wollte. Darum habe man dem Gericht vorgeschlagen, einen Kapitalvertreter einzusetzen, was abgelehnt wurde; darum war der Aufsichtsrat nur mit zwei Personen besetzt.

Auf Initiative Dr. Wackenhuths wurde daraufhin bei Gericht ein Antrag gestellt, der auf die zu lange Amtszeit von Dr. Minninger zielte; da in diese Periode aber ein Rumpfgeschäftsjahr fiel, musste der Antrag zurückgezogen werden. Dr. Wackenhuth wurde deshalb per Gericht zum Vorsand bestellt. Nach anfänglich guter Zusammenarbeit habe es schließlich Differenzen gegeben, weshalb der Aufsichtsrat zurückgetreten sei.

Auf den neuen Vorschlag reagierte das Gericht zunächst verduzt, da der AR aber auf der HV gewählt werden sollte, wurde dieser Antrag ebenfalls abgelehnt. Nach einem eigenen Vorschlag Dr. Wackenhuths wurde schließlich ein salomonisches Urteil getroffen und zwei Mitglieder aus dem Vorschlag Minningers sowie Herr Stieber aus dem Vorschlag Herrn Wackenhuths bestellt. Dieser trat aber am 27. Dezember zurück, nur zwei Wochen nach seinem Amtsantritt. Der Bericht des Aufsichtsrates sei deshalb von ihm (Dr. Minninger) unterschrieben worden, da er zwar Mitglied des Aufsichtsrates sei, aber in den Vorstand delegiert wurde.

Die Bilanz des letzten Jahres bestehe zu 98 Prozent aus Immobilien, deren Wertansätze im Jahr 1997 durch Gutachten festgelegt worden waren. Aktuell belaufen sich die Mieteinnahmen einer Halle in Kirchheim auf 463 TDM, wobei noch einige Leerflächen vorhanden seien, die Miete aus Büros liege bei 132 TDM, von denen aber 1/3 durch K&S selbst genutzt wird, aus der Immobilie in Weilheim werden 424 TDM an Mieteinnahmen erzielt, und in Hühnheim werden aus der Vermietung eines kleinen Teils der dortigen Immobilie 14 TDM erzielt, der Großteil sei derzeit aber leerstehend. Die in der Grundrendite KG enthaltenen Großimmobilien in Dortmund bringen Mieten von 6 Mio. DM, in Hannover rund 12 Mio. DM jährlich; in Berlin ist bislang nur ein kleiner Teil vermietet.

Sämtliche Geschäftskredite seien durch einen Sicherheitenpool gedeckt; zwar seien die Banken kooperativ, es gebe aber keine Patentlösung für die Beseitigung der Probleme. Die Rentabilität insgesamt sei leider nicht gerade gut, da viele Immobilien nicht vermietet sind, gestand er ein.

Zur Einschränkung des Testats sagte er, dieses sei erstmals im letzten Jahr vorgekommen und liege daran, dass die Wirtschaftsprüfer nicht in die Werterhaltungsgarantie Einblick nehmen durften; es gehe dabei um 40 Mio., die durch einen Partner doppelt so hoch liegen. Insgesamt ist dabei ein Anteil an Immobilien im Gesamtwert von 400-500 Mio. DM betroffen. In der Bilanz sind zudem rund 37,5 Mio., v.a. durch Bürgschaften gebunden, die zum Teil aus der Verflechtung mit der Concordia herrühren. Zwar drohe hier keine Inanspruchnahme, man bemüht sich aber, eine neue Lösung zu finden.

Den durchschnittlichen Zinssatz der Verbindlichkeiten bezifferte Herr Minninger auf 6,5 Prozent. Zur Frage nach möglichen Kompromissen mit dem Pensionssicherungsverein sagte er, man habe einen Vorstoß unternommen und darauf die übliche Standartantwort erhalten, erst müssten die Aktionäre herangezogen werden. Erst wenn eine Perspektive gegeben sei, bestünden Chancen auf eine Stundung oder ähnliches. Bei Ausgaben in Höhe von 130 TDM/Monat darf dies aber nicht zu Lasten der Rentner gehen.

Zu den Prozesskosten sagte er, es seien keine neuen Risiken entstanden, man habe diese aber vorsichtshalber heraufgesetzt. In einem Prozess werde K&S gewinnen, ist sich Dr. Minninger sicher; er erhofft sich etwa 1 Mio. DM von einer Forderung in Höhe von 9,5 Mio. als Zufluss. Aufgrund des vorherigen Urteils gehe er von einem Sieg aus, der durch eine Abzahlung oder einen Vergleich enden dürfte.

Zum Thema des aktuellen Eigenkapitalstandes äußerte er sich ausweichend und meinte, man „wird sehen, was der Jahreabschluss bringt“. Auf die Frage nach der Konzernbilanz sagte er, nach man beschlossen hatte, alle Beteiligungen zu verkaufen und nur zwei GbRs ohne Verbindlichkeiten übrig sind, habe man diese mit den Verkehrswerten aus einem Gutachten angesetzt, welche sich in der Bilanz wiederspiegeln. Der ganze Komplex hänge mit der Problematik des Aufsichtsrates zusammen. Ein Konzernabschluss vermittele aber kein wahres Bild, da darin die Buchwerte „aus einer Zeit vor der Währungsreform“ und nicht die Verkehrswerte angesetzt würden. Darum habe man beschlossen, keine Konzernbilanz zu erstellen.

Die Verlustvorträge seien definitiv gesichert, man habe die verbindliche Aussage des Finanzamts Kirchheim dazu vorliegen. Rund 90-100 Mio. seien damit gesichert, wobei nur ein Teil nicht in Anspruch genommen kann; etwa 20 Mio. DM sind nicht gewerbesteuerlich verwendbar.

Zu Masternet sagte er, die Schätzung von 3 Mio. DM sei sehr vorsichtig er erwarte eher erheblich mehr, da man dies an den ersten Vertriebserfolgen sehe. Der Stromhandel sei noch nicht möglich, da die Frage der Durchleitung noch nicht geklärt ist. Auch Auslandsaktivitäten sind noch nicht vorgesehen, man verfüge aber über die Verbindungen und Kompetenz, auch im Ausland und vor allem auch in Osteuropa einen Vertrieb aufzuziehen. Die Kontakte dafür seien vorhanden, ein Einstieg werde bereits vorbereitet.

Zum Ausdruck der „Heerscharen“ sagte er, man werde Key Accounts mit einer eigenen Mannschaft rekrutieren, setze aber sonst auf privaten Strukturvertrieb, bei dem er „5stellige Mitarbeiterzahlen“ erwartet. Der Vertrieb erfolge aber „nicht an der Haustür“, sondern über Kontakte und privat, betonte er. Interessant sei dabei weniger die Abschlussprovision, sondern vielmehr die Folgeprovision, erst da „klingelt die Kasse“.

Durch Verschmelzung gewinne der K&S-Aktionär, weil damit eine Wertsteigerung des Unternehmens erfolgt. Allein der „Ankündigungseffekt“ habe die Aktie ja schon auf 6 Euro steigen lassen, langfristig erwarte er eine deutlich bessere Entwicklung. Die Namensänderung sei notwendig, weil Masternet für Telekommunikation steht, K&S dagegen für Textilien . Den Sitz verlege man dorthin, wo das Geschäft ohnehin sitze, weshalb dadurch kaum Kosten entstünden. Das Büro der alten Verwaltung bleibe weiterhin in Kirchheim.

Zur Erhöhung der Aktienzahl meinte er, mehr Aktien würden vom Markt erfahrungsgemäß positiv aufgenommen, insbesondere in der Erwartung höherer Kurse. Das eigene Darlehen sei von 300 TDM am Jahreanfang auf aktuell 3,5 Mio. DM angestiegen; es bestehe von seiner Seite aus auch die Bereitschaft für weitere Darlehen an die Gesellschaft, da diese, wie er betonte, noch nicht alleine lebensfähig sei.

Auf diese Rede hin sprach Herr Gaebler die eindringliche Bitte aus, auf allgemeine Luftschlösser zu verzichten und sich auf Fakten zu beschränken. In einem ausführlichen Beitrag mahnte Herr Professor Thies, 25 Jahre Direktor der Deutschen Bank und ehemaliger Vorstand, man solle sich die Unterlagen genau anschauen, denn dann „gehen einem die Augen auf“. Er betonte, wenn zu seiner Zeit jemand mit diesen Zahlen zu ihm gekommen und um einen Kredit mit nur 50 TDM gebeten hätte, wäre dieser Antrag von ihm abgelehnt worden.

Auf den Abschluss der Vorgängergesellschaft der Masternet als ETS GmbH aus Frankfurt in 1998 meinte er, diese verfügte zuletzt über ein Aktivvermögen von 52 TDM, wobei 2 TDM Rückstellungen seien. Umsätze wurden nicht verzeichnet, die beiden einzigen Posten waren Zinsen in Höhe von 2 TDM und Aufwendungen in gleicher Höhe; auch jetzt als Masternet GmbH wurden nur minimale Bewegungen verzeichnet. Angesichts des Geschäftsbeginns im Herbst 99, also „eben jetzt“, stelle die für das Jahr 2000 anvisierte Planung von 77 Mio. Umsatz und 3 Mio. Gewinn ein Zauberkunststück dar, meinte Professor Thies.

Insgesamt sei die Bewertung von K&S mit 20 Mio. DM „vielleicht noch OK“, aber eine Bewertung von 16 Mio. für Masternet hält er doch für sehr zweifelhaft, zumal die klare Aussage des Wirtschaftsprüfers hieß, man habe die Zahlen nicht selbst geprüft, sondern vom Vorstand übernommen. Darauf die Bewertungskriterien aufzubauen erscheine ihm doch merkwürdig. Darüber hinaus wies er darauf hin, dass die letzten Prüfungen durch insgesamt vier verschiedene Wirtschaftsprüfer stattfanden, ebenfalls ein sehr ungewöhnlicher Vorgang.

Herr Grebe stimmte ihm zur Frage der Bewertungsproblematik voll zu, erklärte aber, es sei nun einmal bei K&S kein Ertragswertverfahren möglich, während die Substanzwertberechnung bei Masternet unmöglich sei. Als Gegenfrage stellte er fest, dass eine Alternative fehle. Auch Dr. Minninger gab Professor Thies insoweit recht, dass derzeit sicherlich kein Kredit bei der Deutschen Bank zu bekommen wäre. Allerdings werde sich das im nächsten Jahr ändern, wenn 50.000 Leute für Masternet tätig seien und damit auch entsprechende Umsätze flössen. Das Potential stamme aus den Verträgen und dem Vertriebs-Know-how von Masternet.

Dr. Michael Wackenhuth stellte fest, dass diese Hauptversammlung nach Paragraph 173 des Aktiengesetzes überhaupt keine Kompetenz habe. Außerdem merkte er zur Schilderung der Geschichte des Aufsichtsrates an, Dr. Minninger solle auch erzählen, dass er „Heerscharen von Anwälten eingesetzt hat, um meine Bestellung zu verhindern“. Auch hinsichtlich des 26. Oktober habe er nicht ganz die volle Wahrheit erzählt; da die Frist abgelaufen sei, war eine Dringlichkeit vorhanden, doch erst nach seinem Hinweis kam Dr. Minninger überhaupt auf die Idee, einen neuen Aufsichtsrat zu bestellen.

Zum Jahresabschluss wollte er wissen, welche Gutachten dem Beteiligungsansatz an der Grundrendite KG zugrunde liegen und welche anderen, eventuell niedrigere Gutachten, hierzu aus früheren Jahren existieren. Diese Bewertung sei nachhaltig entscheidend für das Eigenkapital, da die Position 44 Prozent der Bilanzsumme ausmache. Des weiteren wollte er wissen, wie der Eigenkapitalstand denn per heute, 29.12., sei, wenn er schon Ende September nur knapp über 10 Mio. lag.

Weiters erklärte er zum Abschluss für 98, da K&S zwei GmbH-Töchter habe, sei diese zu einem Konzernabschluss laut Gesetz verpflichtet. Er habe dies als Aufsichtsrat ans Herz gelegt, es wurde jedoch nicht gemacht. So wurden in 1997 die Verluste in der Konzernbilanz übernommen, 1998 jedoch nicht, obwohl erneut erhebliche Verluste anfielen. Dabei wies er darauf hin, dass das Eigenkapital der Töchter negativ sei.

Er fragte darum, weshalb die Verluste dieser Gesellschaften im Abschluss zum 31.12.98 nicht übernommen wurden und welche Beteiligungsansätze für die beiden bilanziert wurden bzw. ob diese bereits wertberichtigt wurden. Da er bei beiden eine buchmäßige Überschuldung sehe, stelle sich die Frage, wer denn Geschäftsführer der Töchter sei; richtig: ebenfalls Dr. Minninger, verkündete er. Deshalb fragte er, ob noch stille Reserven bestünden und wenn nicht, warum kein Insolvenzantrag gestellt wurde.

Dr. Minninger stellt zum Thema des Aufsichtsrates fest, wenn er also Beschwerde gegen die falsche Entscheidung des Gerichtes eingelegt hätte, wäre er durchgekommen; er meinte, ein Hinweis hierzu wäre auch gut gewesen, man hätte dies auch anders machen können. Zur Werthaltigkeit der Grundrendite KG riet er dazu, die Grundstücke doch einmal anzuschauen. Der in der Bilanz verwendete Ansatz sei von der KPMG bestätigt worden, erklärte er.

Auf mehrfache Nachfrage konstatierte er, Bewertungsansätze von Arthurandersen und anderen hätten erheblich niedriger gelegen (genannten Wurden Zahlen zwischen 20 und 5 Mio.), diese seien aber einfach Unsinn. Der Wert hänge auch von der Art der Verwertung beim Verkauf ab; so könne beispielsweise beim Verkauf an geschlossene Immobilienfonds sehr viel erzielt werden, offene Fonds hätten vielleicht kein Interesse an einem Kauf.

Das aktuelle Eigenkapital sei ihm nicht bekannt, da „muss man auch nicht ständig nachrechnen“. Das sei vielleicht „Ihre Auffassung, aber nicht meine; ich bin aber Vorstand, nicht Sie“. In der Bilanz habe keine Übernahme der Verluste stattgefunden, weil man dies nicht brauche, da K&S für die Verluste nicht hafte. Als „Ersatz für die Verlustübernahme“ seien die Forderungen wertberichtigt worden.

Darüber hinaus kündigte er an, aus dem Verkauf des Supermarktes könne eventuell eine positive Überraschung zustande kommen. Ein Konzernabschluss sei aus den oben genannten Gründen nicht nötig, er würde auch nicht anders aussehen, außer dass dann historische Wertansätze verwendet würden. Ein Insolvenzantrag aufgrund buchmäßiger Überschuldung sei nicht erforderlich, sagte er.

Herr Wallner von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) meinte, der
Geschäftsbericht sei zwar „schön für Architekturstudenten, aber der gelbe Teil vom Inhalt her schauerlich“. Schon der Spagat Immobilien-Textilgeschäft sei schiefgegangen, beim Spagat Immobilien-Telekom könne man schon heute sicher sein, wie es ausgeht. Allgemein gehe er gerne auf HVs, „vor allem auf so interessante wie diese“, dennoch befürchte er, das „Schiff wird mit hoher Wahrscheinlichkeit untergehen“. Zwar schwelge der Vorstand in Ideen, biete aber keine ausreichende Grundlage für eine Entscheidung.

Er schätze, dass das Eigenkapital mit aktuell ca. 8 Mio. DM schon unter der Hälfte des Grundkapitals liege; den Verlust in Höhe von 5,5 Mio. aus dem Zwischenabschluss bezeichnete er angesichts des fehlenden operativen Geschäfts als „Wahnsinn“. Zum Pensionssicherungsverein sagte er, dieser habe keine Handlungsmöglichkeit, da bisher kein Insolvenzantrag gestellt wurde. Im Falle eines maroden Unternehmens könne aber gekürzt werden, warum also nicht auch hier?

Als Fragen interessierte ihn, welche Liegenschaften hinter der umstrittenen KG stehen; des weiteren müssten die Grundlagen der Bilanzierung beachtet werden. Man kann nicht einfach sagen, „wir müssen damit leben, dass wir nur ein eingeschränktes Testat haben“, die meisten Unternehmen erhalten ihr Testat ohne Einschränkung („so ein Zufall“), dies müsse man nicht einfach hinnehmen. An Dr. Minninger gerichtet meinte er, „Gott sei dank müssen die Wirtschaftsprüfer Ihre Anweisungen nicht befolgen“.

Im übrigen sei die HV nicht zuständig für die Feststellung des Abschlusses, denn wenn es schon dem Wirtschaftsprüfer nicht möglich ist, wie sollen es dann die Kleinaktionäre können? Hierzu seien eine Sonderprüfung sowie eine außerordentliche HV nötig. Gar nicht erwähnt worden sei, dass es noch eine zweite Einschränkung gab: angemerkt wurde im Klartext, die Gesellschaft sei eigentlich schon insolvent, wolle aber noch etwas Zeit. Auch habe Dr. Minninger die Installation einer Risikofrüherkennung unterlassen, deshalb „stehen Sie mit einem Bein schon im Gefängnis“.

Zur Fusion mit Masternet meinte er, das klinge eigentlich alles gut, was er mit einigen Zitaten aus dem Geschäftsbericht belegte. Er habe aber „selten so einen Unsinn gelesen, selten so etwas substanzloses gelesen“ und frage sich, wie ein Vorstand überhaupt noch mit der Leitung eines Unternehmens betraut sein kann, der so etwas verfasst. Schließlich sei auch im Telekommunikationsmarkt längst festzustellen, dass „große wachsen und kleine schon gefressen wurden“. Der Markt habe nicht auf Masternet gewartet, betonte er.

Ihn interessierte hierzu die Höhe des indirekten Anteils Minninger, nachdem er direkt 16 Prozent halte. Außerdem fragte er nach den bisherigen Erfolgen von Masternet, etwa dem Umsatz, Gewinn, der Zahl der Filialen und Mitarbeiter. Generell wollte er wissen, ob wissenschaftliche Grundlagen für den Businessplan bestehen und wer diesen durchgesehen hat.

Zum Umtauschverhältnis gebe es keine Grundlage, er könne Professor Thies hier nur zustimmen und bezeichnete Masternet im derzeitigen Stadium als „Gesellschaft mit beschränkter Hochachtung“. Dr. Minninger möge doch ein Rechenexempel nennen, das die Bewertung unterlegt. Auch, dass der Bericht nicht vom Wirtschaftsprüfer nachgeprüft wurde, sondern lediglich die Aussagen des Vorstands übernommen wurden, sei keine Basis für eine Zustimmung.

Minninger habe keine Tatsachen genannt, für die Zustimmung „müssen Sie um uns werben“, forderte er ihn auf. Er befürchte aber, dass er dies gar nicht kann, und schlug als Überschrift für den Plan „die 7 Geißlein“ vor, weil es sich nur um ein Märchen handele. Wer nach dieser HV keine Klage erhebe, dem „kann man auch nicht helfen“. Er müsse hier die Interesse der Aktionäre vertreten und bemühe sich auch, „aber Sie machen es mir sehr schwer. Helfen Sie mir mit Fakten“, schloss er.

Herr Grebe stellte die Gegenfrage: „wenn Sie die Fusion ablehnen, vertreten Sie dann die Interessen der Aktionäre?“ Dr. Minninger sagte, seit 1991 gehe es mit K&S vehement bergab; er sehe es als seine Aufgabe, die Gesellschaft durch unruhiges Wasser zu steuern, danach werde auch er sich wieder zurückziehen. Man könne diese Aufgabe aber nur jemand übertragen, der „auch unternehmerisch dahintersteht, sonst möchte ich dies niemand zumuten“.

Im übrigen habe die damalige 15prozentige Umsatzrendite bei der Tochter Lang-Heinrich als Perle unter den Beteiligungen bis zu 6 Mio. Gewinn beigesteuert und auch die Probleme anderer Bereiche sowie die wahre Situation überdeckt. K&S habe sich zwar für den Marktführer gehalten, sei aber in Wirklichkeit schon längst von Sanders überholt worden, der später auch die Verlustbringer gekauft hatte. In weiteren Ausführungen schilderte er die Lage des Umfeldes zum damaligen Zeitpunkt, die zu schildern hier nicht notwendig erscheint.

Zur Feststellung des Jahresabschlusses durch die HV meinte er, dies sei unter der Mitbestimmung der DSW (damals im Aufsichtsrat vertreten) doch im letzten Jahr auch in Ordnung gewesen. Die Risikofrüherkennung sei im Falle der K&S gar nicht nötig, da die Firma sehr transparent sei und nur kompliziert wirke. Tatsächlich sei ein sehr genau feststellbares monatliche Defizit vorhanden.

Zu Masternet erklärte er, es handele sich im Prinzip um eine Vertriebsgesellschaft. Man erhalte bei jedem Vertragsabschluß zwischen 5 und 10 Prozent der Folgeumsätze; als Erfolge nannte er einen Vorvertrag mit der Kirche, die rund 30.000 Mobiltelefonverträge abnehmen wolle, es könnten aber auch wesentlich mehr sein. Für Erfolge müsse er aber zunächst auf das kommende Jahr vertrösten.

Er selbst halte 16 Prozent, sowohl mittel- als auch unmittelbar. Als weitere Pläne seien der Videovertrieb durch ein „Shop-in-Shop“-System geplant; dabei würden die Betreiber von Videotheken angeschrieben und auch am Erfolg des Vertriebs beteiligt. Er verwies zur Bewertung auf die Bemerkung des Wirtschaftsprüfers, diese sei auf Basis der Prognosen schlüssig. Der Hinweis auf den höheren Börsenwert der K&S sei insofern nicht relevant, da darin bereits die Phantasie der Fusion enthalten sein. Man könne eine Bewertung von 20 Mio. aber vertreten. Herr Grebe mahnte die HV-Teilnehmer an dieser Stelle erneut dazu, Polemik zu vermeiden.

Der Aktionär Christian Werner erklärte, Dr. Minninger habe ihm auf der letzten HV versprochen, ihm Unterlagen zu den Feuerversicherungswerten der Immobilien zukommen zu lassen, was trotz mehrfacher Nachfrage bis heute nicht geschehen sei, deshalb solle er diese jetzt und hier auf der Stelle nennen. Zudem verlangte er eine jeweilige Gegenüberstellung der Buchwerte und Veräußerungswerte bei den letzten Verkäufen von Immobilien.

Als weitere Fragen interessierte ihn eine Erklärung für die von 150 auf 250 TDM angestiegenen Kosten für den Jahresabschluss, obwohl es doch eigentlich weniger zu tun geben müsste nach den Verkäufen; auch die höheren Prozesskosten wunderten ihn, hier wollte er wissen, welcher Prozess dabei bedacht werde. Zur Werterhaltungsgarantie fragte er, wer hier der Garant sei.

Zur Masternet-Tochter Mediamind wollte er wissen, wer die Gesellschafter seien und ob sich darunter auch Herr Pierrot befindet. Auch das Grundkapital interessierte ihn, zudem fragte er, wie viele von den „Heerscharen“ in dieser Firma tätig sind. Unter Bezug auf die 20.000 Mitarbeiter und die Planung, noch in 99 rund 20.000 Masternet-Worldcards abzusetzen, fragte er, wie viele denn tatsächlich verkauft wurden („musste jeder Mitarbeiter eine kaufen?“).

Auch er wollte wissen, wie hoch der mittelbare Anteil von Dr. Minninger an Masternet ist und wer die anderen 11 Gesellschafter sind. Des weiteren erfragte er nähere Details zu den Verträgen und ob es dabei bestimmte Mindestabnahmemengen gebe. Er wies darauf hin, dass das geplante neue Geschäftsfeld Strom nicht in der Satzung enthalten sei.

Zur Bewertung des Verlustvortrages sagte er, üblich seien mindestens 25 Prozent. Zusammen mit dem Eigenkapital ergäbe sich damit auf jeden Fall ein höherer Wert. Er schlug darum vor, die Fusion solle nur zu einem Viertel in Aktien und zu 3 Vierteln in bar stattfinden, damit auch die dringend benötigte Liquidität für K&S zur Verfügung stehe.

Herr Schauff wollte wissen, wie viel Bargeld durch die Kapitalerhöhung erwartet werde und was damit zuerst gekauft werden solle; Dr. Roland Wackenhuth meldete sich zu Wort und wies darauf hin, er sei vom 16. April bis 1. Juni durch das Gericht bestellter Vorstand der K&S gewesen. Er zitierte von Seite 34 des Geschäftsberichtes, die Liquidität sei durch „vereinnahmte Forderungen und Darlehen“ gesichert worden. Dies sei so nicht korrekt; allein aus 1998 bestünden noch 600 TDM an Verbindlichkeiten, insgesamt seien aus laufenden Verbindlichkeiten mindestens 1,2 Mio. DM noch offen. Allein schon die laufenden Verbindlichkeiten mit rund 30 TDM pro Monat seien mit den Einnahmen nicht abzudecken.

Darum hätten Pensionäre einen Insolvenzantrag eingereicht und klagen seit Juni 1999; er wollte deshalb die genaue aktuelle Höhe der laufenden Verbindlichkeiten wissen. Auch der Verkauf in Bissingen mit einer Summe von 350 TDM sei nicht gedeckt, da der Käufer Probleme mit der Zahlung habe. Er rechnete anhand verschiedener Angaben vor, dass das aktuelle Eigenkapital zum Ende 99 bei rund 8,2 Mio. DM liegen dürfte, so dass schon Ende Oktober die 50-Prozentgrenze unterschritten wurde. Laut Gesetz bleiben dann aber nur 30 Tage Zeit, um dies zu melden, was jedoch nicht geschehen ist!

Zur Bewertung von Masternet ergänzte er, diese sei unmittelbar nicht möglich, wie dies auch der Wirtschaftsprüfer festgestellt hatte (siehe Zitat „erscheint möglich“). Im übrigen wies er darauf hin, dass die Gläubiger aufgrund der nur 3 Mio. DM Gewinn in 2000 auch weiter auf ihr Geld warten müssen, ja dass diese Summe nicht einmal zur Deckung der Zinsen reiche.

Her Deibert, Kleinaktionär und Mitglied der SdK, meinte, er habe live erleben wollen, wie die HV verläuft und erklärte sich die Fragen seiner Vorredner zueigen. Zunächst wollte er wissen, ob von der HV ein Wortprotokoll geführt werde, was der Notar verneinte. Dann stellte er fest, Dr. Minninger verfüge offenbar über seherische Fähigkeiten, weil er den Prozessgewinn vorhersagen könne.

Zu Beginn einer ganzen Serie von Fragen interessierten ihn zunächst, ob Mitteilungen nach § 20 vorliegen, die Zustelladressen des Notars und der Aufsichtsräte. Er meinte, er sei schon auf vielen HVs gewesen, dies sei aber „das erste Mal, dass er sich wirklich beherrschen“ müsse. Er bezeichnete die Veranstaltung als „Schande für den deutschen Kapitalmarkt“.

Die Fusion mit Masternet diene unter anderem der Umgehung der Prospekthaftung; im Falle einer Emission habe man einen Prospekt, hier aber „haben wir nichts außer einem Excel-Sheet“, das wohl ein „Student im dritten Semester“ angefertigt habe. Wenn es so einfach sei, im Telekommunikationsmarkt erfolgreich zu sein, dann würde doch jeder einen Strukturvertrieb aufbauen. M übrigen müsse dieser doch ebenfalls vorfinanziert werden, hier frage er sich von wem dies geschehen soll. Ohnehin spreche allein der Begriff bereits für eine gewisse „Vertriebsqualität“.

Die Bilanz der Masternet sei vor dem 30.9. „so leer wie die K&S-Kasse“, meinte er; die Pläne ließen sich damit vergleichen, „mit einem Geld einen Porsche zu kaufen und dann mit 200 bei Nebel über die Autobahn zu düsen“. Zum im Vertrag genannten Stichtag 31.12. entwickelte er die Theorie, damit solle Druck auf die Aktionäre ausgeübt werden, „entweder zustimmen oder wir gehen den Bach runter“.

Ihn interessierte zudem, welche Unterlagen ganz genau in den Geschäftsräumen auslagen und ob Aktionäre außerhalb der HV Informationen bekamen, die heute nicht offiziell vorliegen. Des weiteren stellte er fest, auch vom Wirtschaftsprüfer werde ein Konzernabschluss angemahnt, denn „eine Befreiung liegt nicht vor“. Dieser fehle schlicht, es gebe hier keinen Ermessensspielraum.

Zum TOP Wahl des Abschlussprüfers habe er Erkundigungen eingezogen und festgestellt, der zur Wahl stehende Wirtschaftsprüfer Ernst & Young, Hannover, werde das Mandat im Fall der Wahl gar nicht annehmen. Auch hierzu fragte er nach einer Begründung, er habe es noch nie erlebt, dass der zu wählende Abschlussprüfer schon von vornherein gar nicht zur Verfügung steht.

Des weiteren kritisierte er, dass angesichts der Lage der Gesellschaft ein so aufwendiger Geschäftsbericht erstellt wurde; als Vorstand solle man dann doch lieber etwas mehr Bescheidenheit an den Tag legen, empfahl er.

Zur Thematik des Aufsichtsrates fragte Herr Deibert, warum nach dem 5. August keine Sitzung mehr stattfand und wer jeweils die drei Teilnehmer waren. Auch fragte er, was der Leiter der hessischen DSW als Aufsichtsrat in seiner Tätigkeit bewirkt habe, der ja „gewiss kein Kleiner“ ist. Er wies auf die Personalunion von Aufsichtsrat, Vorstand und Großaktionär hin, die so wohl auch einmalig sei.

Zum Eigenkapital und dessen Gliederung fragte er, wie dieses aktuell, bzw. hilfsweise Ende November oder Oktober in der AG bzw. im Konzern aussieht. Auch zu den Gesellschafterdarlehen interessierten ihn nähere Details, etwa der Gläubiger sowie die Konditionen.

Zur geplanten Neuausrichtung stellte er fest, man sei innerhalb weniger Jahre von der Produktion von Textilien über die Verwaltung von Immobilien und den Vertrieb von Versicherungen jetzt zum Bereich Telekommunikation übergegangen; ihm stellte sich die Frage, was dann morgen betrieben wird, „vielleicht Gentechnik?“.

Noch zur Thematik des Aufsichtsrates fragte Herr Deibert, warum dieser im August „geschlossen desertiert“ ist; auch interessierte ihn, wer nach Minningers Ausscheiden Vorstand werden solle. Er warf dem Vorstand vor, er wolle durch die Zustimmung der HV zum Jahresabschluss „den Anschein der Rechtsmäßigkeit herstellen“. Wie solle der HV dies möglich sein, wenn es nicht einmal der Wirtschaftsprüfer schaffte? Dazu wollte er noch wissen, wer und wann zur Prüfung beauftragt wurde. Er fragte, warum nicht der gewählte WP beauftragt wurde und ob der Prüfer anwesend sei.

Auch zur Grundrendite KG und der genannten Werterhaltungsgarantie erfragte er nähere Details; eine weitere Problematik sah er ihm fehlenden Abhängigkeitsbericht und wollte eine ehrliche Auskunft dazu, welche Verflechtungen etwa mit Stolberger Zink bzw. Telecom und Concordia bestehen.

Zur Fusion forderte er ein freiwilliges Kaufangebot an diejenigen freien Aktionäre, die diese nicht mittragen wollen. Er fragte nochmals nach den Namen der Masternetgesellschafter und warum diese nicht genannt werden; es sei nicht einmal über das Amtsgericht Frankfurt möglich gewesen, deren Namen herauszubekommen. Alles sei „so mani.... äh, konstruiert“, dass er den Verdachte hege, dass dort „Amigos“ beteiligt seien. Das Know-how für das Telekommunikationsgeschäft stamme schließlich nicht von Herrn Minninger. Er forderte genaue Auskunft darüber, wer wann und was genau an Masternet hält, und verlangte klare Personen und Zahlen.

Zudem wollte er wissen, welchen Inhalts die Verträge mit Telekom, Victorvox und Axxon genau seien; ebenso erfragte er die bisherige Umsetzung des Businessplanes seit Geschäftsaufnahme mit genauen Vergleichen zwischen Plan und Fakt sowie den Stornoquoten. Genau wissen wollte er es bei Axxon, wo ihm mitgeteilt worden sei, es seien „nicht wirklich viele“ Verträge abgeschlossen worden. Auch interessierte ihn, wer die Key Accounts sind.

Als sehr interessante Einzelheit nannte Herr Deibert auch die Tatsache, dass die Vorgängergesellschaft der Masternet als ETS GmbH zeitweise schon einmal eine 100prozentige Tochter der Stolberger Zink war. Eine Reihe von Fragen stellte er zum damaligem Bevollmächtigten der SZ, Christian Nikolai, der bereits einmal zweieinhalb Jahre wegen Betrugs im Gefängnis gesessen habe und gegen den zur Zeit erneut wegen Betrugs ermittelt werde. Unter anderem erfragte er dessen Postanschrift und welche Verbindungen Masternet zu einer ganzen Reihe weiterer Gesellschaften im In- und Ausland unterhält, als deren Bevollmächtigter Herr Nikolai auftritt bzw. auftrat.

Des weiteren fragte er, welche Unternehmen in der Vergleichsgruppe enthalten seien und warum die Bewertung nicht vom Wirtschaftsprüfer geprüft werden konnte. Ebenso wollte Herr Deibert wissen, ob es seitens Masternet offene bzw. nicht erfüllte Abnahmeverpflichtungen gebe und warum man die Telefonnummer nicht einmal über die Auskunft herausbekommen könne, ebenso wenig wie der Geschäftsführer zurückrufe. Man habe ihm übrigens mitgeteilt, dieser sei „in der Regel auf Mallorca“ zu erreichen.

Zu den jungen Aktien fragte er, ob die Masternetgesellschafter Lockup-Erklärungen unterzeichnet hätten oder solche geplant seien; er entwarf für den Fall des Fehlens das Szenario, zunächst würde mit positiven adhoc-Meldungen der Kurs nach oben getrieben und dabei die Gelegenheit genutzt, kräftig „abzuladen“.

Weitere Fragen zu Masternet lauteten: wer sind die Berater bei der Fusion? Welchen Inhalts sind die Verträge, insbesondere hinsichtlich der Honorare? Welcher Notar soll mit der Durchführung betraut werden? Welcher Unternehmensgruppe gehört Masternet an? Welche Unterlagen genau lagen dem Wirtschaftsprüfer Treutax zur Prüfung vor? Gibt es andere Interessenten für Masternet?

Zur Bilanz fragte er, warum die Prozesskosten aufgestockt wurden. Sarkastisch merkte er zu den Sozialleistungen an, diese seien wie im Vorjahr geleistet worden, wo sie kaum bezahlt wurden; er fragte, welcher Anteil am K&S-Vermögen derzeit nicht durch Abtretungen, Verpfändungen oder ähnliches zur Besicherung belastet ist. Weitere Fragen betrafen den Empfänger der Rechts- und Beratungskosten sowie die PR-Kosten.

Herr Deibert empfahl allen Teilnehmern der HV, sämtliche Anträge der Verwaltung abzulehnen, und erklärte seinen Widerspruch zum Protokoll zu allen Tagesordnungspunkten. Er betonte, welche Vorteile die Fusion für Masternet ergebe, indem Bestimmungen des Anlegerschutzes umgangen würden. Die Satzungsänderung lehnte er ab, da keine Verschmelzung stattfinden solle.

Zur Kapitalerhöhung erklärte er die Ablehnung durch die fehlende Preisdefinition und die Nichtberücksichtigung des Börsenwertes. Er wies auch darauf hin, dass andere Wagnisse ebenfalls schon fehlgeschlagen seien, und meinte, die Gesellschaft sei mittlerweile praktisch „zu Asche verfallen“.

Auch Herr Dr. Herp äußerte Zweifel an den Aussagen Minningers, da dieser schon des öfteren positive Ankündigungen nicht umgesetzt habe. Ihn interessierte, ob Kooperationen mit der Stolberger Telecom geplant seien; in diesem Zusammenhang erwähnte er, dass deren Umsatzerwartungen ebenfalls nicht erfüllt wurden, und fragte, warum dies bei Masternet nun anders sein solle.

Daneben wies er auf die laufenden Gerichtsverfahren gegen K&S durch Rentner hin; auch habe Minninger Zusagen über weitere Zuschüsse an K&S nicht erfüllt. Herr Herp wollte wissen, wie viele Insolvenzanträge bislang gegen Kolb & Schüle gestellt worden seien und ob die Renten und Pensionen gesichert sind; hierzu fragte er auch, seit wann K&S seinen Sozialzahlungen nicht mehr nachkommen kann und welche Vergütungen der Vorstand im Jahr 2000 erhalten soll, bzw. ob Belegschaftsaktien oder Boni gezahlt werden sollen. Zuletzt fragte er, unter welchem Namen oder welcher Marke die Produkte der Masternet AG angeboten werden sollen und welche Beziehungen zur Stolberger Telecom bestehen.

Herr Gaebler erklärte in einem weiteren Beitrag, auch ihm seien Unterlagen versprochen worden, die er trotz mehrfacher Nachfrage bis heute nicht erhalten habe, und wollte wissen, ob da „die Post geschlampt“ hat oder diese Unterlagen gar nicht verschickt wurden, und wenn ja, warum. Es handele sich dabei um Gutachten zu Immobilien sowie den Wirtschaftsprüferbericht.

Zudem forderte er eine genaue Aufschlüsselung der Verbindlichkeiten nach Banken und meinte, man sehe das „Gespenst der Konkursverschleppung an der Wand“. Darum erfragte er mögliche Verbindungen des Aufsichtsrates zu Dr. Minninger und wollte wissen, in welcher Höhe diese Vermögenshaftpflichtversicherungen abgeschlossen haben; als Hintergrund dieser Frage erklärte Herr Gaebler, er habe überlegt, sich selbst vorschlagen zu lassen, sei aber vor diesem „Himmelfahrtskommando“ aufgrund möglicher Haftungsklagen gewarnt worden.

Er erklärte ebenfalls Widerspruch zu Protokoll und warnte, „der Kurzschluss ist programmiert“. Bei der gesamten Veranstaltung „handelt es sich um Herrn Minningers Größenwahn“; zum aufzubauenden Vertrieb meinte er, dies sei nur über Vorabprovisionen möglich, und wollte wissen, ob hier auch schon „erste Beträge versenkt“ wurden. Auch er fragte nach den Gesellschaftern der Masternet und meinte, entweder seien die 16 Mio. DM angesichts eines Grundkapitals von 50 TDM viel zu hoch oder, wenn die Gewinnziele von 60 Mio. in den nächsten drei Jahren eintreffen, viel zu niedrig. Poetisch schloss er mit den Versen „Wo Minninger drin ist, steht Pleite außen drauf; Kolb & Schüle, was ist passiert? K&S: kaputt saniert“.

Herr Schneider, Vorstand der in Mantelkreisen bekannten Allerthal AG, bezeichnete in seinem Beitrag Herrn Minninger als „Harald Juhnke der HV-Branche“. Er würde die Beschlüsse unterstützen und versuchen, diese letzte Möglichkeit durchzuziehen, wenn er nicht eine „Säule, sondern wenigstens eine Gerte“ sehen könnt, auf der die Hoffnung ruhen kann. So aber forderte er Herrn Minninger auf, zurückzutreten und in den Ruhestand zu gehen, das sei besser für den Kapitalmarkt.

Als Anmerkungen stellte er lediglich fest, es sei unsinnig, durch einen Bezugsrechtsausschluss die Aktionäre als einzige mögliche Geldquelle auszuschließen, und wies darauf hin, das der Pensionssicherungsverein angesichts der tollen Gewinnprognosen sicherlich nicht zu einem Verzicht bereit sein werde.

Nachdem Herr Duck auf seinen Beitrag verzichtet hatte, fragte auch Herr Gehrke nach der vieldiskutierten Grundrendite Beteiligungen & Co. KG; er bemerkte, Dr. Minninger habe ja schon „verschiedene Unternehmen mit geschlossenen Immobilienfonds beglückt“ und fügte als Beispiel zu den schon genannten noch die Norddeutsche Steingut hinzu. Dabei sei doch das Modell, dass laufend niedrigere Umsätze generiert werden und entsprechend Abschreibungen anfallen, vergewisserte er sich. Zur Werterhaltungsgarantie fragte er nach dem Garanten und wollte wissen, ob sich dahinter die französischen Großaktionäre der Concordia oder die Concordia selbst verbergen.

Des weiteren fragte Herr Gehrke, warum Herr Wackenhuth gerichtlich bestellt und nicht vom Aufsichtsrat gewählt wurde, eine absolute Seltenheit. Des weiteren wollte er wissen, ob Masternet irgendwann ähnliche Dienstleistungen wie Stolberger Telecom anbieten soll, nachdem jenen durch den Konkurs von Most der Vertriebskanal abhanden gekommen ist. Zudem fragte er, ob die Masternet GmbH etwas mit der Schweizer Masternet zu tun hat bzw. Herr Voß etwas mit Vossnet, und wollte wissen, ob Konkursantrag gegen K&S gestellt wurde.

Zum Geschäft der Masternet erläuterte er, das Debakel bei Vossnet habe daher gerührt, dass deren Kunden Strom verkauft werden sollte und diese zunächst 60 DM Vorkasse leisten mussten, ohne dass bislang Strom geliefert werden konnte. Er befürchte bei gleichem System dasselbe auch für Masternet. Herrn Grebe fragte er, ob er sicher sei, dass er Herrn Minninger noch nicht so lange kenne, da die Mitwirkung schon vor langer Zeit im Handelsblatt gestanden habe.

Daneben wollte er wissen, was sich hinter dem außerordentlichen Aufwand verbirgt und was man mit einer möglichen „weitgehenden Nutzung“ des Verlustvortrages meine, was genauer erläutert werden solle. Zu den designierten Aufsichtsräten fragte er, ob diese weitere Mandate innehaben und welche Geschäftsbeziehungen zu Masternet bestehen. Zur im Zusammenhang mit Herrn Nikolai schon erwähnten Siru Ag aus Bern fragte er ebenfalls nach Beziehungen zu Masternet und wies darauf hin, dass Masternet nicht 98 gegründet wurde, sondern schon 1997; lediglich die Eintragung erfolgte später.

Darüber hinaus interessierte ihn eine genauere Erläuterung der bestehenden Verträge im Mainzer Raum sowie „Verquickungen“ zwischen den Gesellschaftern der SZ und den Gesellschaftern der Masternet; er wollte ebenfalls wissen, zu welchen Konditionen die Transaktionen damals stattfanden und warum eine von ihnen zurückgenommen wurde. Ebenso fragte er nach den Gesellschafter der Mediamanagement und ob diese teilweise identisch mit Masternet seien, bzw. über Familienmitglieder Know-how einbringen.

Ein Kleinaktionär meldete sich an dieser Stelle zu Wort und betonte, die Fusion sei die „einzige Chance, noch Phantasie in die Aktie zu bringen“. Herr Meyer aus München entgegnete darauf, er selbst habe früher in Bundesschatzbriefe investiert und setze heute auf Aktien; er wiederholte, dass er mit Concordia eine halbe Million verloren habe und betonte mit erhobener Stimme, er sei „einem Betrüger aufgesessen“.

Herr Schneider erfragte den Preis des Verkaufs der Minninger-Anteile von 24 auf 16 Prozent und wollte wissen, wieso denn eine solche „Luxuslimousine“ in K&S eingebracht werde. Auch Herr Schauer griff die mögliche Phantasie auf, fragte aber, welche spezielle Idee oder Absicht Masternet denn habe.

Der Versammlungsleiter, Herr Grebe, erklärte nochmals, er sei erst in der zweiten Jahreshälfte bestellt worden; es habe zwischen dem 1.9. und 26.10. Anregungen gegeben, vorher kannte er Herrn Minninger nicht, erklärte er. Als Grund für die Bestellung nannte er seine Erfahrung in der Unternehmensführung; Daimler-Aufsichtsräte hätten schließlich auch keine Erfahrung im Vertrieb von Autos.

Herr Minninger meinte anschließend zur Verschuldung auf Basis der Konzernbilanz, diese könne man ja selbst anhand der vorliegenden Daten erstellen; durch das Aufaddieren verschiedener Verbindlichkeiten ergeben sich insgesamt rund 67 Mio. DM, die zu 46,5 Mio. aus den bekannten Bankverbindlichkeiten, zu 15 Mio. aus Verbindlichkeiten der Töchter bestehen, für die nicht gehaftet wird, sowie zu 7,5 Mio. aus der GmbH-Tochter. Zudem würden durch einen Verkauf weitere 11 Mio. DM abgedeckt.

Die höheren Kosten des Jahresabschlusses erklärte er damit, dass die Prüfung in diesem Jahr länger gedauert habe und Wirtschaftsprüfer eben nach Zeit bezahlt werden. Hinzu komme, dass durch den massiven Personalabbau das Rechnungswesen nicht mehr optimal besetzt gewesen sei und die WP nicht mehr so gut unterstützen konnte.

Die aktuellen Rückstellungen für Pensionen benannte Dr. Minninger mit rund 12 Mio. DM, zu denen weitere erhebliche Beträge für Arbeitsgerichtsprozesse (1,5 Mio.) und sonstige Personalkosten gebildet wurden. Er erhoffe sich aber in zwei Fällen die mögliche Auflösung von jeweils 500 TDM sowie 150 TDM aus einer weiteren Klage, wodurch einige Reserven vorhanden seien.

Zu Mediamanagement sagte er, daran seien eine ganze Reihe von Gesellschafter beteiligt, ohne die genauen Namen zu nennen. Die Agentur Pierrot sei vor allem für Marketing zuständig. Was die Probleme der Vossnet angeht, so seien mit Viag verschiedene Verträge abgeschlossen worden, aus denen allesamt nichts geworden ist. Man werde hier Schadenersatz fordern, da die geplanten Tarife gar nicht zustande gekommen sind.

Zudem habe es dadurch eine Unterbrechung im Vertrieb gegeben, so dass neu begonnen werden musste. Der Stromhandel von Vossnet werde voraussichtlich erst in sechs Monaten richtig anlaufen, Minninger rechnet im zweiten Quartal bzw. Sommer 2000 hier mit ersten Erfolgen.

Zu den Kosten des Strukturvertriebs sagte er, diese würden fair aufgeteilt; ein solcher Vertrieb sei zwar nie billig, aber auskömmlich. Den Verkauf der 8 Prozent



Veröffentlichungsdatum: 03.01.2000 - 12:00
Redakteur: bf
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