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HV-Bericht Advanced Medien AG - Aufräumarbeiten des neuen Managements beginnen zu greifen

Im Haus der Münchner Wirtschaft fand am 29.8.2002 die ordentliche Hauptversammlung der Advanced Medien AG statt. Kurz nach 11 Uhr eröffnete der Vorsitzende des Aufsichtsrats Prof. Dr. Manfred Niewiarra die Veranstaltung, begrüßte die anwesenden Aktionäre und Gäste, unter ihnen Dietmar Stanka von GSC Research, und übergab nach den üblichen Formalien das Wort an den Vorstand.




Bericht des Vorstandes



Otto Dauer erklärte zu Beginn seiner Rede, dass das Jahr 2001 von der Aufdeckung der hohen Verluste in 1999 und 2000 geprägt war. Die Verluste begründen sich durch den Abschluss stark nachteiliger Geschäfte durch den Initiator Dr. Herbert Jovy und durch die ehemaligen Vorstände H.-A. Jovy und C. J. Montague. Ein Vergleich mit MAXXFILM ergab einen einseitigen Vorteil für Dr. Jovy.



Änderungen gab es im Bereich des Aufsichtsrats; im März 2001 wurde dieser vom Amtsgericht neu bestellt und mit der HV 2001 auf drei Mandate verkleinert. Frau Morawetz schied aufgrund der Einstellung des Bereiches Filmverleih im Oktober 2001 aus dem Unternehmen aus.



Die Jahresabschlüsse aus 1999 und 2000 mussten geändert werden, da es richterliche Hinweise auf Scheingeschäfte gab, die dann durch ein Bilanzgutachten bestätigt wurden. Es wurde gegen MAXXFILM eine Klage eingereicht, zudem wurde im Jahr 2002 Strafanzeige gegen Dr. Jovy gestellt und Klage gegen die ehemaligen Vorstände eingereicht.



Restrukturierungsmaßnahmen wurden durch eine Verschlankung in den Organisations- und Arbeitsabläufen eingeleitet. Es gibt mittlerweile eine neustrukturierte Zusammenarbeit mit der U.F.O. Unified Film Organization LLC., die mehr Effizienz verspricht. Die Einstellung des defizitären Geschäftsfeldes Filmverleih half ebenfalls, Kosten zu senken.



Um die Liquidität zu verbessern, wurden und werden konsequent ausstehende Forderungen beigetrieben sowie Nachverhandlungen bei Filmeinkaufsverträgen und umfangreiche Vergleichsverhandlungen geführt. Wichtig war auch, so Herr Dauer, dass Bankverbindlichkeiten zurückgeführt wurden, ohne die Liquidität zu schmälern.



Das bestehende Riskmanagement wurde weiter ausgebaut. Durch die Identifizierung relevanter Risiken sowie deren Quantifizierung und Zusammenfassung ist eine leichtere Integration in ein bestehendes Berichtskonzept möglich. Die Dokumentation erfolgt schließlich in einem Riskmanagement-Handbuch.



Auch das operative Geschäft wurde trotz aller Probleme nicht vernachlässigt. Der Film „Heartbreakers“ erzielte den größten Erfolg in der Geschichte des Unternehmens und erfuhr eine äußerst positive Auswertung im Kino. Weitere erfolgreiche Auswertungen erhielten 7 weitere Filme, darunter „Brother“, „In stürmischen Zeiten“, „Die Farben des Paradieses“, „Ghostworld“ und „Der Überfall“. Bei Neufilmen legte man ein restriktives Einkaufsverhalten an den Tag; wie bereits erwähnt wurde das Geschäftsfeld Filmverleih zum Jahresende eingestellt.



Die U.F.O. Unified Film Organization LLC. in Los Angeles hat eine große Bedeutung für Konzernumsatz und –ergebnis, so Herr Dauer weiter. Die Zusammenarbeit wurde neu strukturiert und soll weiter Früchte tragen. Mit einem Vergleich endete die Partnerschaft mit der Red Cliff Production LLC. im Mai 2002.



Der Umsatz entwickelte sich im vergangenen Geschäftsjahr positiv. Es wurden 19,51 Mio. Euro erzielt, daraus trug U.F.O. allein 9,92 Mio. Euro bei. Das EBIT blieb mit –15,97 Mio. Euro weiter negativ. Durch die bereits erwähnten Einsparungen konnte der Filmaufwand um 39 Prozent auf 3,76 Mio. Euro gesenkt werden, der Personalaufwand um 22 Prozent auf 1,87 Mio. Euro und die sonstigen betrieblichen Aufwendungen um 24 Prozent auf 4,84 Mio. Euro. Die Verbindlichkeiten wurden um 20 Prozent auf 11,3 Mio. Euro abgebaut. Die Eigenkapitalquote beträgt 22 Prozent.



Das erste Halbjahr 2002 war gekennzeichnet durch zahlreiche Insolvenzen von Konkurrenten. Herr Dauer sagte dazu, dass die Strategie der Zurückhaltung innerhalb der Advanced Medien AG richtig gewesen sei. Die Vergleichsverhandlungen mit Wolfgang Petersen wurden abgeschlossen und die operativen Verluste der deutschen Gesellschaften weiter reduziert. Realistisch betrachtet, so Herr Dauer, gab es nie eine Partnerschaft mit Petersen.



Der Umsatz im ersten Halbjahr betrug 11 Mio. Euro, das EBIT minus 2,34 Mio. Euro, so Herr Dauer weiter. Somit konnte das Ergebnis gegenüber dem Vorjahreszeitraum verbessert werden (Umsatz Vj.: 8,32 Mio. Euro, EBIT: minus 7,87 Mio. Euro).



Die künftige Strategie der Gesellschaft wird weiter die intensive Fortführung der Partnersuche und die Schaffung der Voraussetzungen für einen Merger durch die weitere Rückführung der Verbindlichkeiten, weitere Kostensenkungen, weiterhin Zurückhaltung beim Filmeinkauf, die Optimierung der Konzernstruktur und die Fortsetzung aller Vergleichsverhandlungen. Diese Partnersuche, so der Alleinvorstand, ist keine einfache Aufgabe. Er bat um Verständnis, dass er über den momentanen Stand keine Auskunft geben kann. Sobald aber tatsächliche Ergebnisse vorliegen, werde man entsprechend zeitnah berichten.



Zu den Empfehlungen der Corporate Governance sagte Herr Dauer, dass man daran arbeitet, aber dies sicher momentan keine der vordringlichen Aufgaben ist. Zum Schluss bat er um Verständnis, dass er keine weiteren detaillierten Aussagen über die Zukunft der Gesellschaft geben kann, aber er werde alles daran setzen, dass das Unternehmen weiterhin existiert.




Allgemeine Diskussion



Von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) sprach Dieter Wroblewski und entschuldigte sich bereits im Vorfeld, dass seine Ausführungen etwas länger dauern könnten. Er bedankte sich bei Otto Dauer für die bis dato geleisteten Aufräumarbeiten. In seinen einführenden Worten ging er sehr ausführlich auf die Historie der Gesellschaft ein.



Seine erste Frage richtete sich an die Auseinandersetzung mit STUDIOCANAL FRANCE. Er wollte wissen, ob dieser Streit eventuell den Bestand der Advanced Medien AG gefährden könnte. Der Stand, so Otto Dauer in seiner Antwort, ist momentan unverändert. Es soll ein Schiedsgerichtsverfahren eingeleitet werden.



Wegen des Vergleichs mit Wolfgang Petersen und Red Cliff wollte der Sprecher der SdK wissen, ob dies eventuell noch Geld in die Kasse der Advanced Medien AG spülen könnte. Der Vorstand bedauerte in seiner Antwort, dass er nichts darüber sagen kann, da als Teil dieses Vertrag Stillschweigen ausgehandelt wurde.



Auch wollte Herr Wroblewski wissen, ob es Abfindungszahlungen an ehemalige Vorstandsmitglieder gab und wenn ja, in welcher Höhe. Es sei ihm zu Ohren gekommen, so der SdK-Sprecher weiter, dass es ein angespanntes Verhältnis zwischen Otto Dauer und Werner Wirsing-Lüke geben soll. Er bat hierzu um eine Aufklärung. Wie Herr Dauer erwiderte, bestehen hier keinerlei Interessenkonflikte.



Zu dem Währungsgewinn in Höhe von über 1 Mio. Euro fragte er, wo dieser hergekommen ist. Dazu wurde erklärt, dass der Währungsgewinn aus mehreren Gründen entstand: einmal aus Geldanlagen in Euro und zum anderen aus diversen Geschäften in US-Dollar.



Seine Anträge zu Tagesordnungspunkte 7 und 8 begründete der Sprecher der SdK noch weiter. Herr Wirsing-Lüke habe sich über seine e-m-s AG von deren gesamten Aktienpaket getrennt und seine Ehefrau Hildegard Lüke hat sich im Juli 2002 mit mehr als 11 Prozent der Advanced-Aktien eingedeckt. Nicht bekannt ist der Kurs und die Tranchen. Er empfahl die Einzelabstimmung bei der Entlastung des Aufsichtsrates und bat die anwesenden Aktionäre um Nichtentlastung von Herrn Wirsing-Lüke.



Der Sprecher der SdK bat um Verständnis, dass er im weiteren Verlauf seiner Rede die Vertretung von Barbara Jovy übernehmen muss. Er sagte, dass die Aussagen weder seine noch die Meinung der SdK wiedergeben. Auch bat er die Aktionäre nicht um Zustimmung der gestellten Anträge. Frau Jovy beantragte eine Sonderprüfung der Gesellschaft. Sie verlangte Einsicht in die Unterlagen der Gesellschaft. Sie kritisierte die Erhöhung des Streitwertes von 7 auf 22 Mio. Euro in der Klage gegen MAXXFILM und beantragte die Abberufung des Vorstands und des Aufsichtsrats.



In seiner Erwiderung zu diesem Komplex von Barbara Jovy erklärte Vorstand Otto Dauer, im Prinzip seien die Aktien im Besitz der Gesellschaft. Die geforderten Informationen bezeichnete Herr Dauer als ureigene Interessen von Dr. Jovy, damit sich dieser für die anstehenden Prozesse “schlau machen kann”.



Eine Vertreterin des Bankhaus Reuschel bat um Aufklärung, warum die SdK Herrn Wirsing abwählen möchte, sie erkennt keine Gründe dafür. Da diese Frage an die SdK gerichtet war, konnte Herr Dauer dazu auch keine Auskunft geben.



Dr. Jäger sagte als nächster Redner, dass er “einige Aktionäre in seiner Eigenschaft als Anwalt” vertrete. Es wurde allerdings sehr schnell klar, dass diese Anteilseigner aus dem Bereich der Familie Jovy kamen. Dr. Jäger stellte den Antrag, eine außerordentliche Hauptversammlung abzuhalten, damit die Insolvenz des Unternehmens beschlossen werden kann. Genauer wollte er wissen, wie hoch der Streitwert bei dem Verfahren gegen STUDIOCANAL FRANCE sei, dies beantwortete der Vorstand jedoch nicht mit einer Summe.



Ein weiterer Aktionär stellte den Antrag, über die Entlastung der Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat einzeln abzustimmen.



Obwohl nicht üblich bei Hauptversammlungen nahm Herr Wirsing-Lüke Stellung zu den gegenüber ihm geäußerten Vorwürfen und erklärte, dass Herr Wroblewski seit einigen Wochen Unwahrheiten verbreite. Außerdem verbinde ihn soviel mit der Advanced Medien AG, dass er dem Unternehmen in keinster Art und Weise schaden werde.




Abstimmungen



Die Präsenz betrug insgesamt 26,78 Prozent bzw. 4.808.020 Aktien. Abgestimmt wurde jeweils im Additionsverfahren, wobei teilweise Stimmrechtsausschlüsse bestanden. Die in Klammern genannten Zahlen beziehen sich jeweils auf die Zustimmungsquote unter den abgegebenen Stimmen.



Bei der Einzelentlastung der Vorstände (TOP 4) wurde Herr Montague nicht entlastet (92,2%), während Dr. Hoffmann (53,6%), Frau Morawetz (58,6%) und Otto Dauer (93,8%) ebenso wie alle Mitglieder des Aufsichtsrates, namentlich Prof. Dr. Hemmelrath (81,2%), Prof. Dr. Niewiarra (93,6%), Peter Lindlbauer (81,5%), Christine Schöttler (77,2%, wobei 72.000 vertretene Aktien ausgeschlossen waren), Prof. Manfred Heid (86,3%, ), Dr. Rüdiger Berndt (88,9%) und Werner Wirsing-Lüke (77,2%), über deren Entlastung unter TOP 5 ebenfalls separat abgestimmt wurde, entlastet wurden. Die Wahl des Abschlussprüfers (Dr. Kleeberg & Partner GmbH, München) wurde unter TOP 6 mit 94,8 Prozent Zustimmung angenommen.



TOP 7 und TOP 8 wurden durch eine Initiative der SdK aufgenommen. Zur Erläuterung hieß es, Herr Wirsing habe nach einer Adhoc-Meldung vom 19.2.2002 der e-m-s new media AG, deren Vorstand er ist, über die Gesellschaft 3.170.000 Aktien an einen institutionellen Anleger verkauft.



Herr Wirsing, so die SdK in ihrer Begründung, hat bis dato den Käufer des Paketes nicht genannt. Es bestehe der Verdacht, dass die Aktien nicht marktschonend verkauft werden; daher hätten die freien Aktionäre das Vertrauen in die Person von Herrn Wirsing verloren und möchten ihn daher abberufen.



In der Abstimmung hierzu wurde die Abwahl des Aufsichtsrates Werner Wirsing-Lüke (TOP 7) bei 74,6 Prozent Gegenstimmen nicht angenommen. Dadurch entfiel TOP 8, die vorgeschlagene Neuwahl des Aufsichtsrates Bernd-Michael Habermayer.



Der bereits erwähnte Aktionärsvertreter Dr. Jäger stellte den Antrag auf TOP 9, die Durchführung einer außerordentlichen Hauptversammlung zwecks der Auflösung der Gesellschaft. Auch dieser Antrag wurde von den Aktionären bei nur 4,7 Prozent Zustimmung nicht angenommen.




Fazit und eigene Meinung



Die Advanced Medien AG hat immer noch schwierige Aufgaben vor sich und Otto Dauer als Vorstand ist um diese sicher nicht zu beneiden. Das Unternehmen wurde von den Gründern offensichtlich gnadenlos ausgebeutet und wäre praktisch schon insolvent, wenn nicht der Wechsel bei Vorstand und Aufsichtsrat erfolgt wäre.



Ein finanzstarker Partner wäre eine mögliche Rettung. Da man von Seiten der Verwaltung keine Auskünfte erteilt hat, ist es reine Spekulation, ob und wann jemand in dieses Unternehmen einsteigt. Möglicherweise kann dies kurzfristig passieren, da wohl einige Verhandlungen geführt werden. Wenn man sich danach auch wieder mehr auf das operative Geschäft konzentrieren kann, ist eine Kurserholung sehr wahrscheinlich. Bis dahin sollten die Risiken aber nicht unterschätzt werden.




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Veröffentlichungsdatum: 30.08.2002 - 13:15
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