Zur zweiten ordentlichen Hauptversammlung seit dem Börsengang der e-m-s new media AG lud die Gesellschaft ihre Aktionäre am 15. Juli 2002 in das Casino Hohensyburg ein. Der Einladung folgten etwa 250 Aktionäre sowie 40 Gäste und Pressevertreter, darunter Alexander Langhorst von GSC Research, um sich über ich Unternehmen zu informieren. An dieser Stelle sei dem interessierten Leser der Bericht über das Investorenmeeting der e-m-s new media AG in den Räumlichkeiten von GSC Research in der vergangenen Woche empfohlen.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Konrad Schily begrüßte die Erschienenen sehr herzlich und erläuterte zu Beginn die personellen Veränderungen bei der Gesellschaft. Nach dem Ausscheiden der Vorstandsmitglieder Eugen Boss und Georg R. Steimel besteht der Vorstand nunmehr aus Herrn Werner Wirsing-Lüke, der die e-m-s new media AG als Alleinvorstand leitet. Nach Erledigung der üblichen Formalien erteilte der Aufsichtsratsvorsitzende diesem das Wort.
Bericht des Vorstands
Herr Wirsing-Lüke begrüßte die Erschienenen ebenfalls sehr herzlich und erklärte, er sehe viele bekannte Gesichter, die im Herbst 2000 beim Börsengang der Gesellschaft voller Hoffnung in die e-m-s AG investiert haben. Diese Investitionsentscheidung sei aufgrund des interessanten Potenzials des DVD-Markts und nicht zuletzt im Vertrauen auf die Person Werner Wirsing-Lüke erfolgt.
Nun auf der zweiten Hauptversammlung der Gesellschaft müsse er den Aktionären ein Zahlenwerk und einen Kursverlauf der Aktie präsentieren, welche niemanden unter den Aktionären zufrieden stellen könne und auch niemanden im Unternehmen erfreue. In seinen Ausführungen werde er neben einem Rückblick auf das abgelaufene Geschäftsjahr und die Finanzdaten auch über die Entwicklung des Aktienkurses der Gesellschaft sowie den Ausblick berichten.
Im Berichtsjahr erfolgte im Rahmen der schlechter werdenden Rahmenbedingungen im Medienbereich die Konzentration auf die Kernkompetenzen. Es erfolgte der Rückzug aus den kapitalintensiven und risikoreichen Geschäftsfeldern Filmproduktion und Co-Produktionen sowie dem Lizenzhandel.
Bis zum Ende des Jahres 2000 galt in der Branche das ungeschriebene Gesetz, dass der Erfolg oder Misserfolg an der Zahl der erworbenen Filmrechte und Produktionen oder Co-Produktionen gemessen wird. Die möglichen Risiken, insbesondere eine zu geringe Aufnahmefähigkeit des Konsumentenmarkts, wurden dabei völlig außer Acht gelassen. Unter dieser Übertreibung leidet heute nach Vorstandsaussage die gesamte Branche. Glücklicherweise habe die e-m-s AG im Gegensatz zu anderen Unternehmen wie eine VCL oder Kinowelt nur in recht bescheidenem Maße in diesem Geschäftsfeld investiert. Dies tröste jedoch wenig, denn das investierte Geld sei vorerst weg und wurde abgeschrieben.
Neben dem Rückzug aus dem Bereich Filmproduktion und Lizenzhandel wurde der Vertrieb reorganisiert und zusammengelegt, außerdem wurden die Personal- und Sachkosten in erster Linie durch den Wegfall von Vorstandsposten und Kosten auf der Führungsebene reduziert. Nach diesen Umstrukturierungen sieht Herr Wirsing-Lüke die e-m-s new media AG richtig aufgestellt, um in der Zukunft überproportional vom stetig wachsenden DVD-Markt profitieren zu können.
Auf der Beschaffungsseite arbeitet die Gesellschaft mit einer Reihe von renommierten Adressen zusammen. Dabei richtet sich der Einkauf neuer Lizenzen nach den am Markt nachgefragten Film-Genres. Durch die schwerpunktmäßige Ausrichtung auf das Videothekgeschäft, das künftig noch weiter intensiviert und umsatzmäßig ausgeweitet werden soll, sind Science-Fiction-Filme besonders gefragt. Diese Filme werden überwiegend vom US-amerikanischen Produzenten U.F.O bezogen, der pro Jahr rund 6 bis 8 derartiger Titel "liefert".
Im Bereich der Fantasy-Filme kooperiert man mit dem spanischen Produzenten Filmax sowie verschiedenen koreanischen Studios. Eine Kooperation mit dem Sender RTL II besteht im Bereich Musik, daher wurden von e-m-s die DVD‘s der bekannten "No Angels" sowie "Bro`Sis" produziert. Im Bereich des so genannten "Edutainments" (Special Interest) konnten bereits im Jahr 2000 viele Stunden Filmrechte erworben werden.
Seit einigen Monaten ist die e-m-s new media auch im Segment des so genannten "besonderen Films" vertreten. Über eine Kooperation mit der Murnau-Stiftung wurden bereits 20 alte und bekannte deutsche Filme mit bekannten Schauspielern wie z.B. Heinz Rühmann veröffentlicht, und in den kommenden Jahren sollen weitere Veröffentlichungen erfolgen. Zudem wurden von der Fassbinder Foundation die weltweiten Rechte (mit Ausnahme des US-Markts) an den Filmen von Rainer Werner Fassbinder erworben. Durch diese Veröffentlichungen hat die Gesellschaft nach Aussage des Vorstands ihre Reputation im Markt deutlich verbessert. Auch wirtschaftlich gesehen soll sich dieses Segment zu einem lukrativen und profitablen Geschäft entwickeln.
Im Berichtsjahr wurden von der Gesellschaft 68 eigene Titel veröffentlicht, inklusive der für andere Publisher vertriebenen Titel lag die Zahl im vergangenen Jahr bei 129. Gemessen an der Anzahl der insgesamt im Vertrieb befindlichen Titel liegt die e-m-s AG auf dem zweiten Rang hinter Columbia TriStar mit 133 Titeln. Unter dem Strich habe man im vergangenen Geschäftsjahr trotz widriger Rahmenbedingungen die Position als führender, unabhängiger Anbieter von Home Entertainment festigen und ausbauen können, so Herr Wirsing-Lüke weiter. Dies gelang nicht zuletzt durch die Erschließung neuer Vertriebskanäle wie Versandhandel und Mail-Order, Fachmarktketten sowie Internethandelshäuser.
Die Umsatzerlöse betrugen im Jahr 2001 7,265 Mio. Euro nach 7,408 Mio. Euro im Vorjahr. Der leichte Rückgang resultiert aus dem Wegfall der im Vorjahr noch generierten Erlöse aus dem Geschäftsfeld Lizenzhandel, die ein Volumen von 1,2 Mio. Euro ausmachten. Somit stieg der Umsatz bereinigt von rund 6,2 Mio. Euro im Jahr 2000 auf 7,265 Mio. Euro im Berichtszeitraum. Die starke Saisonalität des Geschäfts zeigt sich anhand der prozentualen Verteilung der Umsatzerlöse auf die einzelnen Quartale. Entfallen auf die ersten drei Quartale zwischen 14 und 18 Prozent des Gesamtumsatzes, werden im vierten Quartal rund 50 Prozent des Jahresumsatzes erzielt.
Den Umsatzerlösen in Höhe von 7,265 Mio. Euro stand im Berichtsjahr ein negatives operatives Ergebnis von 8,225 Mio. Euro und ein Konzern-Jahresfehlbetrag von 16,987 Mio. Euro (Vj.: minus 18,473 Mio. Euro) gegenüber. Allein aus dem Engagement an der Advanced Medien AG entstanden Belastungen von 8,6 Mio. Euro, die sich aus einer Rückstellung für Drohverluste über 3,2 Mio. Euro und Abschreibungen sowie anteiligen Verlustübernahmen in Höhe von 5,4 Mio. Euro zusammensetzen. Der Vorstand betonte, dass diese Sonderfaktoren keine Zahlungswirksamkeit besitzen.
Neben dem Advanced Medien-Komplex wurden weitere Risiko- und Vorsorgemaßnahmen in Höhe von 4,3 Mio. Euro getroffen. Diese betreffen nach Vorstandsangabe mit 0,5 Mio. Euro Vorsorge für Retouren, 2,3 Mio. Euro für Lizenzen und Lagerbestände sowie 1,5 Mio. Euro für Wertberichtigungen auf Forderungen.
Mit dem Start ins laufende Geschäftsjahr zeigte sich der Vorstand durchaus zufrieden. Im Vergleich zum Vorjahr konnten die Umsatzerlöse um 83 Prozent auf 2,257 Mio. Euro gesteigert werden, und das operative Ergebnis lag bei minus 345.000 Euro nach 598.000 Euro im Vorjahr. Das Periodenergebnis verbesserte sich von minus 1,418 Mio. im Vergleichsquartal des Vorjahres auf minus 1,243 Mio. Euro.
Im Hinblick auf die Kursentwicklung verwies Herr Wirsing-Lüke auf das vor wenigen Wochen mit ihm geführte Interview von GSC Research, und er wiederholte seine darin getroffene Aussage zur Bewertung der Aktie von e-m-s. Nach Einschätzung von Herrn Wirsing-Lüke darf man bei der Beurteilung nicht nur auf den Kurs einer Aktie schauen, sondern man muss sich auch die Marktkapitalisierung des Unternehmens anschauen.
Im Vergleich mit anderen Medienunternehmen sei die Aktie von e-m-s zurzeit nicht unterbewertet. "Wir haben unsere Hausaufgaben noch nicht vollständig erledigt, ich denke jedoch, dass wir unsere Anleger mit einem deutlich verbesserten Ergebnis für das Geschäftsjahr 2002 überzeugen können", so der Vorstand weiter. Die angestrebten Verbesserungen auf der Ertragsseite, so zeigte sich der Vorstand zuversichtlich, werden bei Erreichen der Planungen sicherlich vom Kapitalmarkt entsprechend honoriert werden.
Bezogen auf die Entwicklung des NEMAX All Share-Index, des Medienindexes des Neuen Markts sowie die Kursentwicklung der Unternehmen Kinowelt und Helkon Media AG habe sich die Aktie der e-m-s AG noch vergleichsweise gut gehalten. Dennoch können weder Vorstand noch Aktionäre mit der Kursentwicklung der Aktie im vergangenen Jahr zufrieden sein, so der Vorstand weiter.
Zum Abschluss seiner Ausführungen nannte der Vorstand die Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr, die von einem Gesamtumsatz im Volumen von 12,8 Mio. Euro ausgeht. Der Umsatzzuwachs in den ersten sechs Monaten lag bei 53,9 Prozent, bezogen auf das Gesamtjahr setzt die angestrebte Umsatzgrößenordnung einen Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr von rund 76 Prozent voraus.
Das geplante Umsatzvolumen ermöglicht laut Vorstandseinschätzung das Erreichen des Break-Even im laufenden Geschäftsjahr. Seine Zuversicht begründete der Vorstand mit den Chancen, die der Markt zum gegenwärtigen Zeitpunkt bietet. Neben Chancen aus dem günstigen Erwerb von interessanten Homevideo-Lizenzen will e-m-s new media auch von den Schwierigkeiten anderer Marktteilnehmer profitieren.
Allgemeine Aussprache
Rechtsanwalt Carsten Heise als Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) erklärte, er sei soeben von der parallel stattfindenden Hauptversammlung der Gold-Zack eingetroffen. Im Vergleich zu dem Unternehmen aus Mettmann gehe es der e-m-s new media AG noch sehr gut. Dennoch sei der Kursverlust der vergangenen Monate für die Aktionäre in keiner Weise zufrieden stellend, ein Vergleich mit der Entwicklung der kränkelnden Wettbewerber könne da auch nicht so recht trösten.
Vorstand Wirsing-Lüke erklärte hierzu, dass auch bei der e-m-s AG eine Reihe von Fehlern gemacht wurde und dass mit einer nachhaltig positiven Entwicklung des Kurses erst zu rechnen ist, wenn zum einen die noch nicht vollständig abgeschlossenen Hausaufgaben erledigt sind und wenn sich zum anderen die Ertragssituation der Gesellschaft im positiven Bereich bewegt.
Als wenig erbaulich bezeichnete der DSW-Vertreter die aktuelle Liquiditätssituation der Gesellschaft, und er erkundigte sich nach den aktuellen Planungen für das laufende Geschäftsjahr sowie nach möglichen Finanzierungsmaßnahmen. Der Vorstand erklärte hierzu, dass sich die Gesellschaft in einem stark saisonal geprägten Markt bewegt, wo über 60 Prozent der Umsätze im zweiten Halbjahr und dabei hauptsächlich im vierten Quartal erzielt werden. Herr Wirsing-Lüke zeigte sich zuversichtlich, das vierte Quartal 2002 mit einem positiven Ergebnis abzuschließen und damit den Break-Even im laufenden Jahr zu erreichen.
Bezüglich der Finanzierungsfrage pflichtete er Herrn Heise bei, dass die Finanzierung neuer Rechte in den vergangenen Jahren noch deutlich einfacher gewesen ist. Zwischen dem Zeitpunkt der Bezahlung der Rechte und dem Verkaufsstart der DVD liegen zum Teil Zeiträume von 12 Monaten. Früher konnte man die Rechte nach Vorstandsaussage via spezieller Filmbanken zu 50 Prozent vorfinanzieren lassen, im Rahmen der Insolvenz der Kinowelt und des Zusammenbruchs der Kirch-Gruppe sei diese Möglichkeit heutzutage faktisch weggefallen.
Ausgehend von dieser Situation habe man kreative Lösungen ersonnen, und man ist in aussichtsreiche Verhandlungen mit Interessenten getreten, die der e-m-s AG Mittel in Höhe von mehreren Millionen Euro zur Verfügung stellen wollen. Mit diesen möglichen Zuflüssen will der Alleinvorstand in der gegenwärtigen Marktphase von den günstigen Konditionen bei den Lizenzrechten profitieren.
Befragt nach der außerordentlichen Abschreibung in Höhe von 2,3 Mio. DM auf das Filmvermögen erklärte der Vorstand, dass ein Volumen von rund 2 Mio. DM dieser Abschreibungen beim Filmprojekt "White Jazz" angefallen ist. Die Gesellschaft hatte sich an dieser Produktion beteiligt und dafür die Rechte für Deutschland sowie Benelux erhalten. Bei dem Filmstoff handelt es sich um einen Nachfolgefilm zu "L.A. Confidential", und das Finanzierungsvolumen für e-m-s sollte bei rund 4 Mio. US-Dollar liegen.
Die Produktionsfirma hatte einige Monate nach Überweisung der ersten Raten durch die e-m-s new media AG im vergangenen November die amerikanische Form unseres Insolvenzverfahrens, den so genannten "Chapter 11", eingeleitet, und zwischenzeitlich soll diese Gesellschaft vollständig bankrott sein. Wenngleich man eine Schadensersatzklage gegen die Produktionsfirma sowie die handelnden Personen angestrengt hat, wurde diese Forderung wertberichtigt.
Ein weiterer Fragenkomplex sowohl von Herrn Heise als auch seines Kollegen von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) beschäftigte sich mit der gegenüber der Baader Wertpapierhandelsbank bestehenden Verpflichtung zur Abnahme von 1,3 Millionen Aktien der Advanced Medien AG. Hierzu führte Herr Wirsing-Lüke aus, dass man entweder einen Betrag zwischen 7 und 8 Mio. DM zahlen muss oder eine Wandlung in Aktien der e-m-s möglich ist.
Es wurden bereits Gespräche zur Bereinigung dieser Thematik geführt, es sei jedoch so, dass "nur verhandeln kann, wer auch etwas zu bieten hat". Auf die Frage, ob der Vorstand und Großaktionär gegebenenfalls auch Aktien aus dem eigenen Bestand bei einer möglichen Tauschaktion einsetzen wird, antwortete Herr Wirsing-Lüke, er habe bislang immer unterstützt und umgesetzt, was aus seiner Sicht gut für die e-m-s new media AG ist. Auf Nachfrage erklärte er, dass an die ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder keinerlei Abfindungen gezahlt wurden.
Des Weiteren erkundigte sich Herr Heise nach dem aktuellen Stand bei den im Besitz der Gesellschaft befindlichen TV-Rechten. Der Vorstand erklärte, man habe insgesamt für rund 7 Mio. DM derartige Rechte eingekauft, bislang sei dieses Volumen aber noch nicht komplett bezahlt worden. Aus einem Verkauf dieser Rechte erwartet der Vorstand Mittelzuflüsse in einem Volumen von mehreren Mio. Euro, einen Zeithorizont könne er jedoch nicht nennen. Er habe gelernt, dass ein Deal erst dann sicher gelaufen ist, wenn nach der Unterschrift unter den Vertrag auch die fälligen Summen geflossen sind.
Im Hinblick auf das Geschäft mit den Videotheken erkundigte sich Herr Heise, inwieweit der Verkauf der DVD‘s an die Verleihbranche den späteren Erfolg beim Verkauf im Handel beeinflusst. Hierauf antwortete der Vorstand, dass es sich dabei um zwei verschiedene Käufergruppen handelt. Bei gutem Erfolg im Verleihgeschäft könne dieser auch den Verkauf im Handel beflügeln, die wichtigste Werbung für Filme sei nach wie vor die "Mund zu Mund"-Propaganda.
Im Zusammenhang mit den so genannten hochwertigen Filmen ("z.B. die Filme von Rainer Werner Fassbinder") erkundigte sich der DSW-Verteter, inwieweit diese Projekte auch einen wirtschaftlichen Erfolg darstellen. Nach Vorstandsangabe sind auch diese Projekte wirtschaftlich sinnvoll und positiv im Ergebnis. Insbesondere bei den Fassbinder-Filmen verfügt man über die weltweiten Rechte - ausgenommen die USA -, die in Form von Sublizenzen weitervergeben werden können. Daneben habe sich die Reputation der Gesellschaft durch diese Projekte deutlich verbessert.
Abschließend erkundigte sich Herr Heise nach möglichen Überlegungen, den Neuen Markt zu verlassen und in ein anderes Marktsegment zu wechseln. Herr Wirsing-Lüke antwortete hierzu, man habe diese Frage intern bereits sehr intensiv diskutiert, es liege jedoch keine abschließende Meinung dazu vor. Die möglichen deutlichen Kosteneinsparungen bei einem Wechsel in den Geregelten Markt sprechen dafür, dagegen die Frage nach der Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Hier erziele man durch die Zugehörigkeit zum Segment Neuer Markt nach wie vor eine hohe Aufmerksamkeit. Ein Wechsel in den SMAX führe zu keinen Einsparungen auf der Kostenseite, da auch in diesem Segment unter anderem die Pflicht zur Quartalsberichterstattung besteht.
Auch Herr Wroblewski von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) zeigte sich wenig erfreut über den Verlauf des vergangenen Geschäftsjahres sowie das vorgelegte Ergebnis. Positiv zu werten sei jedoch, so der SdK-Sprecher weiter, dass der Vorstand über 20 Mio. DM aus eigener Tasche in das Unternehmen investiert und somit dessen Fortbestand gesichert hat.
Im Zusammenhang mit den Tochtergesellschaften erkundigte sich Herr Wroblewski nach den Verbindlichkeiten dieser Gesellschaften gegenüber der e-m-s new media AG sowie möglichen Wertberichtigungserfordernissen auf diese Darlehen. Der Vorstand bezifferte die Verbindlichkeiten ausweislich des Jahresabschlusses auf 10,2 Mio. DM. Künftig sollen, so habe man mit der Hausbank vereinbart, die Kredite direkt an die Tochtergesellschaften vergeben werden und nicht wie aktuell an die AG, die die Mittel dann wiederum als Darlehen den Tochtergesellschaften zur Verfügung stellt.
Bezüglich des aktuellen Aktienkurses von rund 0,50 Euro erkundigte sich der SdK-Sprecher, wie dort eine Kapitalerhöhung, die ja einen Mindestausgabekurs von einem Euro erfordert, platziert werden soll. Der Vorstand bat um Verständnis, dass er angesichts der aktuell laufenden Verhandlungen keine konkreten Aussagen über die angedachte Konstruktion der Kapitalzufuhr machen kann, um den Ausgang der Gespräche nicht zu gefährden. Vorstellbar seien jedoch auch eigenkapitalähnliche Mittel, die ohne Ausgabe neuer Aktien dem Unternehmen zufließen.
Kritisch äußerte sich Herr Wroblewski zum Aufsichtsratsmandat von Frau Lüke, denn diese Konstruktion sei angesichts unerfreulicher Erfahrungen bei anderen Gesellschaften in hohem Maße unglücklich. Herr Wirsing-Lüke führte hierzu aus, dass er die Mitgliedschaft seiner Ehefrau positiv wertet, man dürfe schließlich nicht übersehen, dass sie mit einem Anteil von rund 8,4 Prozent ebenfalls eine maßgebliche Aktionärin der Gesellschaft ist und daher im Gremium vertreten sein sollte.
Ein weiterer Aktionär erkundigte sich nach möglichen Schäden für das Geschäft durch den Trend zum "Selberbrennen" von DVD‘s. Bezüglich dieser Problematik erklärte Herr Wirsing-Lüke, dass diese Entwicklung ja bereits aus den Bereichen VHS und CD bekannt ist. Wenngleich ein Einfluss nicht völlig auszuschließen sei, erwartet der Vorstand keine nachhaltig negative Auswirkung hieraus. Bei den Käufern von DVD’s sei zudem ein Trend hin zum "Sammler" erkennbar, der Wert darauf legt, das Original zu besitzen und dieses, ähnlich wie andere Leute ihre Bücher, archiviert und sammelt.
Die Frage, bei welchem Umsatz ein positives Ergebnis erreicht werden kann, beantwortete der Vorstand dahin gehend, dass ein Umsatzvolumen von rund 25 Mio. DM hierfür erforderlich ist. Je nach Anteil der eigenen Titel am Umsatz liege dieser Wert niedriger oder höher. Als Faustregel gelte jedoch, dass ein Umsatzzuwachs von 100.000 DM einen zusätzlichen Ergebnisbeitrag von 70.000 bis 80.000 DM liefert. Mit dem Erreichen der "schwarzen Null" rechnet der Vorstand Ende 2002.
Abstimmungen
Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache gegen 16:40 Uhr wurde die Präsenz mit 18.027.860 Aktien oder 80,12 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Sämtliche Beschlussvorlagen der Tagesordnung wurden von der Hauptversammlung mit sehr großer Mehrheit bei zumeist nur wenigen Gegenstimmen und/oder Enthaltungen verabschiedet. Auffallend war lediglich die Enthaltung von zwei Aktionären mit insgesamt 1.830.770 Stimmen bei der Entlastung des Vorstands.
Abgestimmt wurde über die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl der Rölfs WP Partner AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Dortmund, zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2002 (TOP 4) sowie die Erneuerung und Anpassung des genehmigten Kapitals (TOP 5).
Fazit
Die Gesellschaft hat ihren Aktionären auf der Hauptversammlung ein offenes und ehrliches Bild der aktuellen Lage gezeichnet und die Perspektiven aufgezeigt, wie man in eine bessere und vor allem ertragreichere Zukunft starten will. Die Zukunftschancen im von der e-m-s new media AG adressierten Markt des Home-Entertainment sind zweifelsohne vorhanden.
An dieser Stelle soll auch lobend das verantwortungsbewusste Handeln des Unternehmensvorstands und Großaktionärs erwähnt werden. In der heutigen Zeit ist es eine Seltenheit, dass ein Unternehmenslenker einer am Neuen Markt notierten Aktiengesellschaft in schwierigen Zeiten aus eigenen Mitteln über 10 Mio. Euro in das Unternehmen investiert.
Um für die Zukunft gerüstet zu sein und um aus der gegenwärtigen Branchenkrise gestärkt hervorzugehen, benötigt die Gesellschaft frische Mittel. Mit diesen sollen die derzeit wieder deutlich günstigeren Lizenzrechte erworben werden, um auf diese Weise den Grundstein für die Profite der Zukunft zu legen. Interessierte Anleger sollten in den kommenden Wochen die Meldungen aus dem Unternehmen bezüglich der Finanzierungsfrage sowie die aktuellen Zahlen im Auge behalten und dem entsprechend ihre Dispositionen vornehmen.
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