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HV-Bericht voestalpine AG - Präsentierte Ergebnisse bieten ein durchaus zufrieden stellendes Bild

Unter großem Andrang fand am 2. Juli 2002 die 10. ordentliche Hauptversammlung der voestalpine AG im Gästehaus auf dem Firmengelände in Linz statt. Bereits vor Beginn der Versammlung wurde Sebastian Mussner als Mitarbeiter von GSC Research Austria vom Leiter der Abteilung Investor Relations, Mag. Michael Kirchsteiger, welcher sich redlich um eine gute Organisation und perfekte Ausführung der Veranstaltung bemüht hatte, empfangen, um über Einrichtungen und Ablauf der Versammlung informiert zu werden.



Im großen Saal, welcher über 500 Personen fasst, waren mehrere Bildschirme angebracht, um es auch den Besuchern in den letzten Reihen zu ermöglichen, die Hauptversammlung in Bild und Ton mitzuverfolgen. Der Beginn verzögerte sich um etwa fünfzehn Minuten. Bevor der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Rudolf Streicher zum Bericht des Vorstand überleitete, verlas dieser, unterstützt durch eine Power-Point-Präsentation, die einzelnen Tagesordnungspunkte.


Bericht des Vorstands



Der Vorstandsvorsitzende Dkfm. Franz Struzl, der Nachfolger des im August 2001 verstorbenen Vorsitzenden Dr. Peter Strahammer, betonte, er sei bereits seit über 35 Jahren für die voestalpine AG, vormals Voest-Alpine Stahl AG, tätig. Das abgelaufene Geschäftsjahr bezeichnete er als sehr schwieriges, aber auch überaus interessantes Jahr. Der Entwicklungsprozess bezüglich der Strategie sei abgeschlossen, und man präsentiere sich nun in einem neuen Erscheinungsbild.



Nach den Worten von Herrn Struzl wurden viele Akquisitionen getätigt, und es waren gewaltige Anstrengungen wegen des seit dem Börsengang 1995 schlechtesten Geschäftsumfelds notwendig. Dies habe die meisten Mitbewerber tief in die roten Zahlen gezogen, und mehrere Konkurse in den USA hatten protektionistische und den Wettbewerb verzerrende Maßnahmen der US-Regierung zur Folge. Durch zuletzt gestiegene Stahlpreise und weitere zu erwartende Preissteigerungen ergebe sich nun aber eine deutliche Verbesserung der Situation.



Das Unternehmen trete nun unter neuer Firmierung auf: im Einklang mit der Strategie "weg von zu viel Stahlproduktion, hin zu mehr Verarbeitung" habe man das Wort "Stahl" aus dem Logo entfernt und nenne sich nun "voestalpine AG". Der Konzern gliedere sich in die Divisionen "Stahl", "Profilform", "Bahnsysteme" und "motion". In den beiden zuletzt genannten Bereichen erwarte man sich für die unmittelbare Zukunft besonders hohe Zuwachsraten.



Man könne ein durchaus positives Ergebnis vorweisen. Aufgrund der Rekordergebnisse von 2000 "hinke" jedoch ein Vergleich der beiden Geschäftsjahre. Die Anzahl der Mitarbeiter sei hauptsächlich durch Akquisitionen auf 17.000 erhöht worden, und der Standort Linz werde zu einem führenden "Kompetenzzentrum der Automobilindustrie" ausgebaut.



Die Mitarbeiterbeteiligung bei den österreichischen Mitarbeitern ist verstärkt worden und beträgt nun etwa 4 Prozent. Die Kapitalerhöhung im Frühjahr dieses Jahres wurde "erfolgreich platziert", und der Aktienkurs ist dabei sogar leicht gestiegen. Durch diese Maßnahme, die der Kriegskasse etwa 215 Mio. Euro brachte, wurde der Streubesitz auf über 65 Prozent erhöht.



Das Wachstum der Divisionen "Bahnsysteme", welche zum "Generalunternehmer in Europa" geworden ist, und "motion", wo man große Potenziale erwartet, verläuft überaus profitabel, und nach kontinuierlichen Umsatzzuwächsen sind weitere Akquisitionen in diesen Bereichen geplant. Das Wachstum der Divisionen "Stahl" und "Profilform" ist "organisch". Die Devise lautet, "mehr aus Stahl zu machen", und nicht, danach zu trachten, mehr Stahl zu produzieren, da weltweit ohnehin ein Produktionsüberschuss besteht.



Im Bereich "Bahnsysteme" konnte im Zuge mehrerer Akquisitionen sogar von Thyssen, einem der größten Konkurrenten der voestalpine, der Unternehmensteil "Thyssen Schiene" übernommen werden. Darüber sei man besonders stolz, da noch vor wenigen Jahren gemunkelt worden war, die voestalpine sei ein Übernahmekandidat für den Thyssen-Konzerns.



Auf dem Schienenmarkt habe man die Führerschaft in Europa erreichen und behaupten können. Dies werde auch durch ein hervorragendes operatives Ergebnis unterstützt. Durch den Erwerb einiger Unternehmen dieser Branche, zum Beispiel eines niederländischen Weichenherstellers, habe man sich zu einem "full-service-provider" entwickelt. Die Strategie dabei laute: weg von alleiniger Produktion und Lieferung, hin zum Anbieter von Systemen und Komplettlösungen.



Diese Strategie werde durch den kontinuierlichen Anstieg des EBIT bestätigt. In diesem Sinne gedenke man auch, kleinere Firmen sozusagen "anzuheuern" und unter der Führung der voestalpine arbeiten zu lassen. Ein Beispiel dafür sei der Bau des St. Gotthard-Tunnels, wo der gesamte Bahnbau von der voestalpine AG durchgeführt wird.



Nun übernahm Vorstand Dr. Wolfgang Eder, verantwortlich für die Divisionen "Stahl" und "motion", das Wort und sprach bezüglich des vergangenen Geschäftsjahres vom "schwierigsten Stahljahr", nachdem die kontinuierlich gefallenen Stahlpreise erst jetzt die Talsohle erreicht haben. Aber während andere Unternehmen der Branche in der Krise steckten, habe man dennoch gute Erträge erzielen können, und die Stahlproduktion habe ein Rekordniveau von 4,12 Mio. Tonnen erreicht.



Im Zusammenhang mit dem Investitionsprogramm "Linz 2010" sprach Dr. Eder von einer von der "Nachfrage getriebenen Expansion". Der Investitionsrahmen von 1 Mrd. Euro werde aus dem eigenen Cashflow finanziert. Zu den Highlights der Division "motion" gehörten das überdurchschnittlich hohe Wachstum und die vielen Akquisitionen von spezialisierten Unternehmen für Karosserie und Forschung, vor allem in den Niederlanden und Deutschland. Angestrebtes Ziel sei auch hier das Angebot von Komplettlösungen.



Man sei in ganz Europa mit zahlreichen Standorten gut positioniert und werde diese auch weiter optimieren. Durch eine Pause beim Akquirieren sei man nun dabei, die übernommenen Unternehmen zu integrieren, um eine Ausgewogenheit zwischen Kauf und Eingliederung zu erreichen.



Der für die Division "Profilform" verantwortliche Vorstand Mag. Wolfgang Spreitzer betonte, er könne in seinem Bereich das bisher beste Ergebnis und eine "schöne" EBIT-Marge vorweisen, und die Marktführerschaft bei Produktion und Vertrieb von Rohren und Profilen aus Stahl habe weiter ausgebaut werden können. Trotz des schwierigen Umfeldes sei man mit Aluminiumprofilen für den Flugzeugbau in den USA sehr erfolgreich.



Eine Betrachtung der Entwicklung beim Produktmix seit Anfang der neunziger Jahre zeige, dass man auch hier das Angebot von Komplettlösungen angestrebt hat und dies noch perfektionieren möchte. Durch mehrere Akquisitionen seien auch in dieser Division sowohl die Kapazitäten als auch die Anzahl der Mitarbeiter stark erhöht worden, ohne dabei die hohe Profitabilität aus den Augen zu verlieren. Zudem sie ein weltweites kundenorientiertes, dezentrales Netzwerk mit Sitz in Krems aufgebaut worden.



Finanzvorstand Dr. Werner Haidenthaler gab an, man habe mit dem guten Ergebnis trotz schlechter Konjunktur die besondere Wettbewerbsfähigkeit unter Beweis stellen können. Um im Zuge so vieler Akquisitionen die Sicherheit des Unternehmens nicht zu gefährden, gebe man genauestens auf ausreichende Liquiditätsreserven Acht und habe außerdem ein effizientes Risikomanagement eingerichtet. Schließlich seien eine solide und seriöse Basis wichtige Faktoren für ein erfolgreiches Wachstum. Die Eigenmittel müssten mindestens das Zweieinhalbfache des Schuldenbetrags ausmachen.



Der Gesamtumsatz betrug 3,35 Mrd. Euro und lag damit um 150 Mio. Euro höher als im vorangegangenen Geschäftsjahr. Im Gegensatz dazu ist der Betriebserfolg (EBIT) von 258,3 Mio. auf 159,5 Mio. Euro zurückgegangen, was aber angesichts des überdurchschnittlichen Rekordergebnisses des Jahres 2000 nicht als Misserfolg gedeutet werden könne. Ähnlich verhalte es sich beim Konzernjahresüberschuss mit 54,9 Mio. Euro gegenüber den sensationellen 179,1 Mio. des Vorjahres. Bei einem Gewinn je Aktie in Höhe von 1,70 Euro wird nun eine Ausschüttung von 1,20 Euro je Aktie vorschlagen.



Die Bilanzsumme liege mit mehr als 4 Mrd. Euro deutlich über der Summe des Vorjahres. Einer durch Akquisitionen erhöhten Nettofinanzverschuldung könne man eine erhöhte Eigenkapitalquote gegenüberstellen. Insgesamt ergebe die Finanzlage des Konzerns ein zufrieden stellendes Bild.



Für einige Schlussbemerkungen übernahm nun der Vorstandsvorsitzende Struzl wieder das Wort und sprach von einem sehr starken operativen Basisgeschäft, von der längsten Wertschöpfungskette in dieser Branche und von der Umwandlung in ein "Stahl-, Verarbeitungs- und Engineeringunternehmen".



Ein Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr zeige einen deutlichen und anhaltenden Anstieg der Stahlpreise und eine mögliche Wiederholung der guten Ergebnisse in den Bereichen "Bahnsysteme" und "Profilform". Umsatz und Erfolg betreffend sei die Division "motion" auch weiterhin im Steigen begriffen. Beim Gesamtumsatz vermute man ein Überschreiten der Grenze von 4 Mrd. Euro.



Dann bedankte sich der Vorstandsvorsitzende bei allen Beteiligten und erntete begeisterten Applaus.


Allgemeine Diskussion



Die erste Frage betraf den Unterschied zwischen den Summen der Umsätze der vier Divisionen und dem Konzernumsatz sowie die Höhe der Aufwendungen für Akquisitionen im vergangenen Geschäftsjahr. Dkfm. Struzl erklärte dazu, dass sich die einzelnen Divisionen teilweise auch gegenseitig belieferten und sich dies in den Einzelumsätzen, nicht aber im Gesamtumsatz niederschlägt. Durch die Akquisitionen in Höhe von etwa 250 Mio. Euro seien etwa 450 Mio. Euro Umsatz generiert worden.



Dann stellte der Aktionär Dr. Michaelis einige Fragen zum Thema Kapazitäten der Hochöfen und einer eventuellen Umstellung auf die (wirtschaftlichere) Kohlevergasung. Dr. Eder meinte dazu, dass Kapazitätsanpassungen in mehreren Stufen stattfinden, um eine gute Abstimmung der Produktionsschritte zu erreichen. Koks werde, nicht zuletzt wegen seiner Umweltschädlichkeit, immer knapper und seltener eingesetzt, und man suche nach alternativen Energieträgern. So denke man etwa an Kohleeindüsung und Eindüsung von gebrauchtem Kunststoff.



Des Weiteren erkundigte sich Dr. Michaelis nach der Konkurrenzsituation und den hohen Werkstoffkosten für die Division "motion", worauf Dr. Eder erklärte, man habe in diesem Bereich durch mehr Investitionen in Forschung und Entwicklung international eine gute Position und durch den Ausbau bei gleichzeitiger Absicherung eine hervorragende Wettbewerbsfähigkeit erreicht.



Bei einer weiteren Wortmeldung richtete Dr. Michaelis an das Vorstandsteam ein besonderes Kompliment für das im vorangegangenen Jahr erreichte beste Ergebnis in der Geschichte der Eisen- und Stahlverarbeitung, wobei die Investitionen immerhin 12 Prozent Rendite lukriert hatten.



Als Nächster wollte Herr Ettel mehr über Vorstandsbezüge, Maßnahmen zur Wertberichtigung der Aktie, die erhöhte Nettoverschuldung und zu viele bzw. falsche Investitionen der Division "motion" wissen. Außerdem richtete er an Dr. Streicher mehrere, nicht die Tagesordnungspunkte betreffende, sondern persönliche Fragen, welche ihm verständlicherweise nicht beantwortet werden konnten. Dkfm. Struzl und Dr. Haidenthaler gingen abwechselnd auf die Fragen des Aktionärs Ettel ein.



Die Bezüge des Vorstands erschienen deshalb so hoch, da in der Rechnung noch die Bezüge von Dr. Strahammer enthalten seien. Kinder und Enkelkinder bekämen jedoch kein Geld. Die Kapitalerhöhung sei ein voller Erfolg gewesen, und man habe dadurch eine optimale gearing-ratio erreicht. Die Anteile an der VA Tech AG seien im Umlaufvermögen und nicht im Anlagevermögen ausgewiesen, da man signalisieren möchte, dass man einen idealen Zeitpunkt für einen Verkauf abwarten will.



Alle Akquisitionen würden genauestens geprüft, denn diese müssten exakt der Strategie entsprechen und dürften die Liquidität des Konzern in keinem Fall gefährden. Zuletzt beruhigte Dr. Eder, es werde eine deutliche Verbesserung des Ergebnisses der Division "motion" geben, und man sei auch hier gut abgesichert. Dann schloss er mit den Worten, der Vorstand habe "in den letzten Jahren bewiesen, dass er das Unternehmen vernünftig und mit Augenmaß führen kann".



Der Aktionär Berger vermisste im Geschäftsbericht einen deutlicheren Nachruf auf den verstorbenen Dr. Strahammer, da dieser als Vorstandsvorsitzender maßgeblich an der Entwicklung und Umsetzung der erfolgreichen Unternehmensstrategie beteiligt gewesen war. Dr. Streicher betonte daraufhin, man habe sich würdig von Dr. Strahammer verabschiedet, und zahlreiche Nachrufe seien in den verschiedensten Medien geschaltet worden. Man müsse aber jetzt an die Zukunft denken und das begonnene Werk fortsetzen.



Danach stellte Herr Berger noch mehrere Fragen, zum Beispiel über Verspätungen bei der Zusendung der Geschäftsberichte, Fixkosten, Leasingkräfte, Grundstücksverkäufe, die Entwicklung der Division "motion", erhöhte Arbeitsschutzbestimmungen bei der in den Niederlanden übernommenen Firma Polynorm, den Ausbau des Standorts Linz, Schwierigkeiten der Division "Bahnsysteme" in den USA und geplante Vorsorge, Kosten für Marketing, Werbung und Vertrieb und nicht zuletzt über die Kosten der Hauptversammlung selbst.



Die Länge dieser Fragestellung sorgte für etwas Unruhe im Saal, da viele Besucher den Aktionär Berger bereits von anderen Hauptversammlungen kannten und schon des Öfteren die immer gleichen Fragen desselben zu hören bekommen hatten.



Zuerst entschuldigte sich Dkfm. Struzl für die von der voestalpine nicht verschuldeten Pannen beim Druck des Geschäftsberichts, wodurch mehrere Aktionäre diesen sehr spät oder gar nicht erhalten hatten, und er erinnerte in diesem Zusammenhang an die Möglichkeit eines Downloads des Geschäftsberichts und anderer Publikationen aus dem Internet.



Dr. Haidenthaler erklärte, dass die gestiegene Nettofinanzverschuldung auch steigende Zinsen mit sich gebracht hat, dass diese aber im Finanzerfolg bereits enthalten sind. Nicht betriebsnotwendige Liegenschaften und Immobilien sollen unter anderem zwecks Liquiditätsbeitrag verkauft werden. Dr. Eder fügte hinzu, dass sich Fixkosten und variable Kosten die Waage hielten. Bei der Division "motion" handle es sich um eine "herausfordernde" Branche, und man könne trotz aller Schwierigkeiten eine gute EBIT-Marge von 4 Prozent vorweisen.



Man leide ein wenig an der gedrückten Konjunktursituation in Italien, was aber kein dauerhaftes Problem darstelle. Entgegen früherer Pläne und Vorstellungen habe man sich endgültig dafür entschieden, wieder den Standort Linz verstärkt auszubauen. Dkfm. Struzl betonte, dass die Krisen in den USA kaum Auswirkungen auf das Ergebnis der Division "Bahnsysteme" hatten. Die Anzahl der Leasingkräfte, welche notwendig seien, um die Flexibilität zu gewährleisten, betrage 5 bis 8 Prozent der Gesamtzahl an Mitarbeitern und sei somit geringer als im Vorjahr. Die Kosten würden teils unter dem Punkt "betriebliche Aufwendungen" und teils unter "Herstellungskosten" geführt.



Auf die Frage des Aktionärs DI Oberthaler, wie hoch die Kosten für die Kapitalerhöhung gewesen sind und wie viel die Umbenennung gekostet hat, antwortete Dkfm. Struzl, den Spesen in Höhe von 5 Mio. Euro stehe ein Erlös von 215 Mio. Euro gegenüber, und die Umbenennung habe insgesamt 1,5 Mio. Euro gekostet.


Abstimmungen



Dieser Teil der Hauptversammlung begann um 12:15 Uhr bei einer Präsenz von 454 Aktionären bzw. deren Vertretern mit insgesamt 21.938.005 Stimmen. Die ersten Abstimmungen, nämlich über die Verwendung des Bilanzgewinns und die Entlastungen, verliefen ruhig, ohne Fragen und bei nur wenigen einzelnen Gegenstimmen bzw. Enthaltungen.



Zur Beschlussfassung über die Vergütung des Aufsichtsrats stellte Herr Berger Fragen zur Anzahl der Tagungen und zu Risikoversicherungen. Dr. Streicher gab an, man habe fünf Mal getagt, und für leitende Angestellte und die Aufsichtsratsmitglieder bestehe eine Gesamtversicherung. Der Vorsitzende und dessen Stellvertreter im Aufsichtsrat, Dr. Peter Michaelis, würden ihre Vergütungen an die ÖIAG abtreten.



Einstimmig und ohne Enthaltungen wurde der Wirtschaftsprüfer, welcher bereits seit 1993 für den Konzern tätig ist, wiedergewählt. Für die Beratung werde allerdings eine andere Firma beschäftigt, und in den einzelnen Divisionen fänden diesbezüglich laufend zusätzliche und separate Ausschreibungen statt.



Im Mittelpunkt der Wahlen in den Aufsichtsrat stand die Nachbesetzung der zwei frei gewordenen Sitze. Hierfür wurden Rainer Wieltsch, welcher auch persönlich anwesend war und sich vorstellte, und Cornelius Grupp vorgeschlagen. Gegen letzteren äußerten die Aktionäre Sulzbacher und Berger große Bedenken, während Herr Wieltsch, welcher auch im Aufsichtsrat wichtiger Unternehmen wie der AUA, OMV, Telekom Austria, Postbus usw. sitzt, über die Zustimmung der Aktionäre sicher sein konnte.



Ein Aktionär stellte den Antrag, die frei gewordenen Sitze nicht nachzubesetzen, worauf Dr. Streicher meinte, der Aufsichtsrat sei bereits stark verkleinert worden, und die Anzahl von 10 Mitgliedern plus 5 Personalvertretern solle beibehalten werden. Auf Drängen mehrerer Aktionäre ließ der Versammlungsleiter doch noch darüber abstimmen, ob der Aufsichtsrat auf 8 Mitglieder plus 4 Personalvertreter verkleinert werden soll. 98,5 Prozent stimmten gegen eine Verkleinerung, viele Kleinaktionäre enthielten sich der Stimme.



Anschließend wurde Herr Wieltsch bei 6.183 Gegenstimmen und 37.546 Enthaltungen in den Aufsichtsrat gewählt. Da bei der Wahl von Herrn Grupp fast der gesamte Saal gegen eine Aufnahme stimmen wollte, drehte Dr. Streicher die Abstimmung um und ließ nun für Herrn Grupp stimmen. Nur wenige Stimmkarten wurden erhoben, welche zusammen jedoch mehr als 19 Millionen Stimmen ergaben. Immerhin stimmten beachtliche 2.606.495 Stimmen gegen eine Aufnahme von Herrn Grupp in den Aufsichtsrat.



Herr Berger meldete Widerspruch an, dem sich auch Herr Ettel mit lautstarkem Protest, die Wahl sei ungültig, anschloss. Nun kam es zu einer großen Unruhe im Saal, viele Kleinaktionäre waren wütend, und die Aktionärin Lischka sprach vielen aus der Seele, als sie meinte, die Antragstellung gegen eine "Nichtnachbesetzung" des Aufsichtsrats sei irritierend gewesen, so dass viele nicht wussten, wofür oder wogegen sie nun stimmten. Dies habe zu einer allgemeinen Verwirrung geführt.



Daraufhin versuchte Dr. Streicher mehrmals, den Vorgang zu erklären. Einem Aktionär, welcher Widerspruch zu Protokoll gab, antwortete der Versammlungsleiter, es werde alles genau geprüft, und er selbst trage die Konsequenzen, wenn tatsächlich ein Widerspruch entdeckt werden sollte. Sein Antrag sei "klar formuliert" worden. Da nun Kopfschütteln und "Nein"-Rufe durch die Reihen gingen, sah sich der Rechtsanwalt der voestalpine dazu berufen, die Situation aufzuklären, was ihm aber nicht wirklich gelang.



Zur "Beschlussfassung über die Ermächtigung zum Rückerwerb eigener Aktien [...] zur Ausgabe an Arbeitnehmer, leitende Angestellte und Mitglieder des Vorstands der Gesellschaft oder eines verbundenen Unternehmens [...]" gab Dkfm. Struzl einige Erläuterungen über die Details. Auf eine diesbezügliche Frage von Herrn Berger gab Dkfm. Struzl an, kurzfristig sei keine Kapitalerhöhung geplant. Der Aktionär Ettel zeigte sich wegen der jüngsten Vorfälle in den USA sehr besorgt, konnte aber in seinen Befürchtungen vom Vorstand etwas beruhigt werden. Das Resultat der Abstimmung waren dann wenige Gegenstimmen und auch wenige Enthaltungen.



Die Beschlussfassungen über zwei sich ähnelnde Ermächtigungen des Vorstands eine eventuelle Erhöhung des Grundkapitals betreffend sowie die entsprechende Änderung der Satzung wurden auf Antrag von Dr. Streicher en bloc durchgeführt. Dkfm. Struzl erklärte dazu einige Details, und der Rechtsanwalt des Unternehmens bestätigte auf Drängen mancher besorgter Aktionäre die Rechtmäßigkeit einer derartigen "en-bloc-Abstimmung". Viele Kleinaktionäre stimmten gegen diesen Antrag, der aber dennoch mit überwältigender Mehrheit angenommen wurde.



Der letzte Punkt der Tagesordnung, nämlich die Beschlussfassung über die Satzungsänderung die Firmierung des Unternehmens betreffend, war durch die im Vorjahr beschlossene Umbenennung notwendig geworden. Laut Vorstand ist diese erfolgt, um die neue strategische Ausrichtung zu unterstreichen und in einem neuen, kompakten äußeren Erscheinungsbild aufzutreten. Aufgrund einer Frage des Aktionärs Oberthaler bezifferte Dkfm. Struzl die bei den Umschreibungen entstandenen Kosten mit 134.000 Euro. Gegen diesen Antrag gab es nur einige wenige Stimmen.



Zuletzt erklärte der Vorstand noch, aufgrund der stetig steigenden Besucherzahlen könne man zur nächsten Hauptversammlung keine Gäste mehr zulassen. Nach dem Ende der Hauptversammlung um 13:37 Uhr begaben sich einige Aktionäre auf die Tribüne, um bei Dr. Streicher gegen dessen verwirrenden Antrag und das anschließende Vorgehen zu protestieren.


Fazit



Wie zu erwarten, war diese Hauptversammlung perfekt organisiert. Einziger Kritikpunkt ist, dass in den Gängen und Vorräumen zu wenig Platz für all die Besucher vorhanden war. Es ist jedoch schade, dass man aus diesem Grund plant, im nächsten Jahr auf Gäste verzichten zu wollen. Es wäre doch sicherlich möglich, statt dessen größere Räumlichkeiten zu mieten.



Ein großes Lob gebührt den Gestaltern und Verfassern des Geschäftsberichts. Dieser war überdurchschnittlich informativ und umfangreich, wirkte dabei aber dennoch übersichtlich und kompakt. Lobenswert ist hier auch, dass im Gegensatz zu vielen anderen Industriebetrieben Werksbesichtigungen für Aktionäre und Gäste veranstaltet werden.



Auffallend war, dass viele Besucher dem Aufsichtsratsratsvorsitzenden Dr. Streicher ein wenig feindlich gesinnt waren, was sich dann auch in den teils heftigen Disputen niederschlug. Die Vorgehensweise und die Anträge bei den Wahlen in den Aufsichtsrat waren in der Tat ein wenig verwirrend. Es bleibt abzuwarten, ob von manchen Aktionären rechtliche Schritte eingeleitet werden, da viele der Ansicht waren, fälschlicherweise nicht im eigenen Sinne gestimmt zu haben und sich eine Wiederholung der Abstimmungen wünschen würden.



Eine Wiederholung des Rekordergebnisses des Geschäftsjahres 2000 hatte sich niemand erwartet, aber die heuer präsentierten Ergebnisse boten dennoch ein durchaus zufrieden stellendes Bild. Es wäre schön, wenn sich in Zukunft eine derart positive Entwicklung auch stärker auf den Aktienkurs niederschlagen würde. Über eine befriedigende Dividende wird man sich bestimmt auch im nächsten Jahr freuen können.


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Veröffentlichungsdatum: 08.07.2002 - 10:47
Redakteur: smu
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