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Nürnberger Straße 18,
D-91207 Lauf, Deutschland
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HV-Bericht Jost AG - Der Turnaround scheint geschafft zu sein

Die Hauptversammlung der Jost AG fand am 28.6.2002 im Arvena Park Hotel in Nürnberg statt. Herr Heinrich Franke eröffnete die Veranstaltung in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender um 9 Uhr und begrüßte die rund 25 erschienenen Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Matthias Wahler von GSC Research. Nach der Erledigung der unerlässlichen Formalien übergab Herr Franke das Wort an den Vorstand Klaus Jost.


Bericht des Vorstands



Herr Jost bemerkte zunächst, man habe das auf der letzten Hauptversammlung gegebene Versprechen, die Jost AG wieder auf Erfolgskurs zu bringen, eingehalten. Im Vergleich zum Vorjahr sei das Geschäftsjahr 2001 sehr erfolgreich verlaufen. Ein stabilisiertes Nachfrageverhalten der Steuerberater und die Einkehr einer gewissen Normalität beim Investitionsverhalten führte zu einem deutlichen Aufwärtstrend.



Als sehr erfreulich bezeichnete der Vorstand das traditionelle Datev-Geschäft, das auf hohem Niveau stabil gehalten werden konnte, aber auch die Entwicklung des Geschäfts mit den Software-Lösungen des Kooperationspartners Wago-Curadata, das innerhalb des IT-Geschäfts bereits für 8,8 Prozent der Umsätze sorgte. Auch das Leasing-Geschäft entwickelte sich erfolgreich, so dass der Turnaround geschafft ist.



Künftig sollen nun die IT-nahen Consulting-Leistungen noch mehr verstärkt werden, da sich die Betreuung der Kunden immer mehr in Richtung der organisationstechnischen und prozessbezogenen Problemlösungen verlagert. Dieser ganzheitliche Ansatz bringt zudem eine gewisse Abkopplung von den Investitionszyklen und damit eine gleichmäßigere Auslastung der Ressourcen.



Mit der Entwicklung der Aktie zeigte sich Herr Jost dagegen ganz und gar nicht zufrieden. Im letzten Jahr hat das Papier trotz der positiven Entwicklung weiter auf 4,50 Euro nachgegeben, und auch das Handelsvolumen reduzierte sich enorm. In den Monaten April und Mai wurden jeweils nur knapp 1.300 Aktien umgesetzt. Dieser negativen Tendenz will der Vorstand nun mit verstärkter Öffentlichkeitsarbeit begegnen, um die Anleger von der Jost-Aktie zu überzeugen. Herr Jost wies die Aktionäre außerdem darauf hin, dass im laufenden Jahr eine Kapitalerhöhung geplant ist und dass man bereits entsprechende Gespräche führt.



Dann kam der Vorstand zu den Zahlen des Geschäftsjahres. Die Umsatzerlöse sind in der Gruppe um 2,4 Prozent auf 15,3 Mio. DM gestiegen. Im M&A-Bereich legte die Kanzlei Börse nochmals kräftig um 74 Prozent zu, womit Provisionserlöse von 709 TDM erzielt werden konnten. Der Leasing-Bereich gab leicht auf 704 TDM nach, leistet damit aber wiederum einen üppigen Beitrag.



Die Mitarbeiterzahl wurde in der Gruppe um 15 Prozent auf 60 Mitarbeiter reduziert, der Rohertrag erhöhte sich um 17 Prozent auf 7,9 Mio. DM. Herr Jost wies jedoch auf die ungleiche regionale Verteilung hin. Während sich das einstige Sorgenkind Halle überaus erfreulich entwickelte und die Ziele übertreffen konnte, lagen die Standorte Fulda und Berlin unter den Planzahlen, und in Dresden musste sogar ein deutlicher Verlust hingenommen werden.



Insgesamt haben sich die Kostensenkungsmaßnahmen jedoch ausgewirkt, so dass in der Jost-Gruppe ein Jahresüberschuss von 613 TDM Euro nach einem Fehlbetrag von 2,3 Mio. DM im Vorjahr erreicht werden konnte. Ebenso liegt das EBIT mit 702 TDM deutlich über dem Vorjahreswert von minus 1,1 Mio. DM, so dass sich die EBIT-Rendite auf 4,6 Prozent (Vj.: minus 7,5 Prozent) verbesserte.



Für das laufende Jahr sieht Herr Jost deutliche Anzeichen für eine erhöhte Auslastung. So wird die Update-Pflege bei den Betriebssystemen Windows 95/98, NT und Novell eingestellt, so dass viele Steuerkanzleien auf ein neues System umstellen müssen. Wartungs- und Pflegearbeiten werden sich dadurch zwar in den nächsten Jahren verringern, die Fernwartung wird sich aber entsprechend erhöhen, wodurch sich unproduktive Fahrtzeiten verringern lassen.



Als weitere positive Punkte nannte der Vorstand die immer stärkere Nutzung von Dokumentenmanagement-Systemen, wofür die Jost AG eine Kooperationsvereinbarung für das Produkt "saperion" geschlossen hat, welches sich wohl als Standardlösung in diesem Bereich durchsetzen wird.



Die Strategie für das laufende Jahr sieht nun den weiteren Ausbau des M&A-Bereichs mit der Kanzlei Börse und die Stärkung des Leasing-Bereichs vor. Die Kostenstrukturen sollen unvermindert an die Marktverhältnisse angepasst werden. Auch die einzelnen Standorte sollen gegebenenfalls auf den Prüfstand gestellt werden.



Das erste Halbjahr 2002 erfüllte die Erwartungen jedoch noch nicht, räumte der Vorstand ein. Die Einstellung der Update-Pflege bei den Betriebssystemen verzögert sich bis in das vierte Quartal, womit sich auch die Umsätze für Jost hinauszögern. Als Ziel für das Gesamtjahr nannte der Vorstand dennoch die Erzielung nachhaltiger Gewinne an allen Standorten.



Abschließend gab Herr Jost der Hauptversammlung bekannt, dass der Finanzvorstand Jörg Grüner das Unternehmen zum 30. Juni 2002 aus rein persönlichen Gründen verlassen wird. Einen Ersatz wird es nicht geben, die Aufgaben des Finanzvorstands wird er selbst mit übernehmen.


Allgemeine Diskussion



Zunächst meldete sich Gerhard Jäger von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) zu Wort. Dieser bestätigte dem Vorstand die guten Fortschritte im Berichtsjahr und bemerkte, die Jost AG befinde sich trotz des negativen Umfelds voll auf Kurs, was sich in den schwarzen Zahlen widerspiegle. Die Kursentwicklung sei dagegen weniger erfreulich, was aber sicherlich nicht an der Leistung des Vorstands gelegen habe. Mittelfristig dürften die verbesserten Zahlen jedoch auch von der Börse honoriert werden.



Die erste Frage von Herrn Jäger betraf die einzelnen Standorte, die zum Teil negativ abgeschlossen haben. Ihn interessierten die Ursachen und die Maßnahmen, die man eingeleitet hat. In diesem Zusammenhang fragte er auch, ob man über Stilllegungen oder Zusammenlegungen nachdenkt.



In seiner Antwort erklärte Herr Jost, man habe in Dresden bereits Ende 2001 die ersten Maßnahmen eingeleitet und sich von 4 der 7 Mitarbeiter getrennt, außerdem habe man die Stundenzahl der verbliebenen Beschäftigten verringert, und auch die Gehälter seien gekürzt worden. Bei Andauern der Verlustsituation werde man auch über eine Auflösung des Standorts insofern nachdenken, als die dortigen Kunden auch von Halle aus mit betreut werden könnten.



In Fulda habe man ebenfalls Personalanpassungen vorgenommen, dieser Standort arbeite seit dem ersten Quartal profitabel. Das Sorgenkind sei unverändert Berlin, wo man zunächst in ein günstigeres Gebäude umziehen werde. Ein mögliches Ziel für die Zukunft sei die Schaffung eines Standorts im Osten Deutschlands, von dem aus alles gesteuert werden kann.



Des Weiteren wies Herr Jäger darauf hin, dass ein guter Teil der Umsätze mit Kunden aus dem Umfeld von Wago-Curadata getätigt wird. Diesbezüglich interessierte ihn allgemein die Kundenstruktur des Unternehmens.



Herr Kinzel antwortete, der Umsatzanteil von Wago-Curadata belaufe sich auf 5,6 Prozent, und dies werde auch unverändert ein Schwerpunkt bleiben. Nur so sei der Wechsel der Gesellschaft vom reinen Hardwarehändler zum Systemhaus inklusive der Dienstleistungen möglich. Als wichtig für die Zukunft erachtete er, dass Jost auch der Berater des Beraters sein will. Gerade im Consulting-Bereich erwirtschafte man auch bereits erhebliche Umsätze.



Als weiteren Punkt sprach Herr Jäger den Personalaufwand an, der im ersten Quartal 2002 trotz eines rückläufigen Umsatzes leicht angestiegen sei. Dies begründete Herr Jost mit der hohen Arbeitsbelastung der Steuerberater gerade zu Beginn des Jahres, die vor allem in diesem Jahr durch die Probleme des Mittelstands und das erhöhte Auskunftsbedürfnis der Banken noch extremer sei. Es bleibe demnach noch weniger Zeit für Investitionsentscheidungen. Der Vorstand wies außerdem auf die Verschiebungen bei der Einstellung der Updates hin, auf die er in seinem Vortrag schon eingegangen war. Dieses Geschäft fehle nun in den ersten beiden Quartalen, man müsse dies im zweiten Halbjahr wieder aufholen.



Abschließend fragte Herr Jäger nach der Höhe der Vorstandsbezüge, und Herr Keinemann fragte hierzu noch ergänzend nach dem variablen und dem fixen Anteil. Herr Grüner bezifferte die Bezüge für 2001 mit insgesamt 522 TDM. Eine Erfolgskomponente komme erst nach Aufholen des Verlustvortrags wieder in Betracht.



Zudem bat Herr Keinemann um nähere Informationen zur anscheinend konkret geplanten Kapitalerhöhung. Herr Jost erklärte hierzu, man führe derzeit entsprechende Gespräche mit einem größeren Aktionär. Die Kapitalerhöhung soll öffentlich durchgeführt werden zu einem Kurs unter 4,50 Euro. Theoretisch könne er sich einen Bezugskurs bis runter auf 1 Euro vorstellen. Konkrete Pläne für die Nutzung des Kapitals gebe es aber noch nicht.



Ein Aktionär aus Berlin fragte nach dem aktuellen Streubesitz und den Anteilen des Vorstands. Zu diesem Punkt erklärte Herr Jost, seit der Kapitalerhöhung im Januar 2001 gebe es 439.000 Aktien, von denen er unverändert 260.000 Stück halte. Der Rest befinde sich im Streubesitz. Abschließend erklärte er, es sei ungemein schwer, in der aktuellen Börsensituation Anleger zu einem Engagement zu bewegen. Es müsse zunächst gelingen, das interessante Geschäft der Jost AG als "Coach der Steuerberater" klar rüberzubringen, dann könne er sich beim Kurs wieder ganz andere Dimensionen vorstellen.


Abstimmungen



Die Präsenz wurde mit 304.876 Aktien oder 69,45 Prozent des Grundkapitals ermittelt. Abgestimmt wurde über die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Gewinnverwendung (Vortrag auf neue Rechnung, TOP 4), die Schaffung eines genehmigten Kapitals (TOP 5), den Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrages mit der Kinzel AG (TOP 6) und die Wahl von Herrn Dietmar Zanzinger zum Abschlussprüfer (TOP 7).



Bezüglich des genehmigten Kapitals erklärte Herr Jost noch, es gebe noch keine konkreten Pläne für die Verwendung der Mittel, und auch eine Akquisition werde nach den schlechten Erfahrungen - wenn überhaupt - nur mit großer Vorsicht überlegt. Im Hinblick auf den Gewinnabführungsvertrag meinte er, die Jost AG und die 100prozentige Tochter Kinzel AG seien ohnehin schon eine Einheit, die man jetzt auch steuerlich regeln wolle. Wenn die aktuellen Probleme abschließend verarbeitet sind, werde man vermutlich eine Zusammenführung der beiden Gesellschaften anstreben.



Alle Tagesordnungspunkte wurden einstimmig beschlossen. Die Versammlung endete um 10:40 Uhr mit einem anschließenden Büfett für die Aktionäre.


Fazit



Die Jost AG zählt mit einer Marktkapitalisierung von knapp 2 Mio. Euro wohl zu den kleinsten Werten am deutschen Markt, und das, obwohl nun sogar die Gewinnschwelle wieder überschritten wurde und sich bei einem Jahresüberschuss von 613 TDM ein Gewinn je Aktie von 0,71 Euro errechnet.



Ob der Gewinn auf diesem Niveau gehalten werden kann, ist allerdings nach dem ersten Halbjahr 2002 im schwierigen Umfeld fraglich, wie auch der Vorstand einräumte. Trotzdem dürften die schwarzen Zahlen erhalten bleiben, was die Bewertung des Papiers zumindest nicht teuer erscheinen lässt. Spätestens die Aufnahme der Dividendenzahlung wäre dann wohl ein Argument für steigende Kurse.



Die Hauptversammlung verlief sehr harmonisch, wie auch die Abstimmungsergebnisse demonstrieren. Der Vorstand präsentierte sich kompetent und offen für die Fragen und Anregungen der Aktionäre, es wurde auch jeder Aktionär persönlich begrüßt. Die Bezüge des Vorstands sind fair und der Unternehmenssituation angemessen.



Bei Bestätigung der Nachhaltigkeit der positiven Entwicklung könnte der Kurs schnell anziehen. Schon kleinere Orders könnten schließlich eine Bewegung bewirken. Der Aufbau einer kleinen Position erscheint für den Freund kleinerer Aktiengesellschaften viel versprechend, die Marktenge sollte jedoch auf jeden Fall berücksichtigt werden. Die im Vorjahr noch geäußerte Hoffnung auf Kurse bis zu 30 Euro dürfte aber vorerst nicht mehr erfüllt werden.


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Veröffentlichungsdatum: 01.07.2002 - 11:58
Redakteur: mwa
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