Die 101. ordentliche Hauptversammlung der Allerthal-Werke AG fand am 19. Juni 2002 erstmals im altehrwürdigen Industrie Club in Düsseldorf statt. Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Hanno Marquardt begrüßte die rund 50 Aktionäre, Gäste und Pressevertreter, darunter Alexander Langhorst von GSC Research. Nach den einleitenden Worten und Erledigung der üblichen Formalien erteilte er dem Vorstand Alfred Schneider das Wort.
Bericht des Vorstands
Vorstandsmitglied Alfred Schneider begrüßte die Erschienenen ebenfalls sehr herzlich am neuen Austragungsort der Hauptversammlung und dankte für das Interesse an der Gesellschaft. Den Kursverlauf der Allerthal-Aktie bezeichnete Herr Schneider als unbefriedigend, da tröste es auch wenig, dass andere Beteiligungsunternehmen eine noch deutlich schlechtere Kursperformance vorzuweisen haben. Der Vorstand werde sich jedoch mit seiner ganzen Arbeitskraft dafür einsetzen, gute Ergebnisse zu generieren und damit die Anleger zu Zukäufen zu ermutigen, so Herr Schneider weiter.
Ferner dankte er allen Aktionären, die im vergangenen November den auslaufenden Optionsschein der Gesellschaft zu einem Ausübungspreis von 10 Euro je Aktie ausgeübt haben. Trotz des sehr schlechten Börsenumfeldes zu diesem Zeitpunkt betrug die Ausübungsquote 98,78 Prozent. Der Gesellschaft sind durch diese Kapitalerhöhung weitere Mittel in Höhe von 2,716 Mio. Euro zugeflossen.
Das Zahlenwerk der Allerthal-Werke AG wurde im Berichtsjahr von der Veräußerung der Beteiligung an der AWG elastomer erzeugnisse AG (kurz: AWG AG) belastet. Insgesamt betrugen die verschiedenen außerordentlichen Aufwendungen beim AWG-Komplex 1,295 Mio. Euro. Darin enthalten sind nach Aussage von Herrn Schneider auch die Forderungsabschreibungen, die aus dem am 2. Januar 2002 gestellten Insolvenzantrag der AWG AG resultieren.
Die Position der sonstigen Wertpapiere erhöhte sich von 5,2 auf 7,9 Mio. Euro. Herr Schneider hob hervor, dass die Gesellschaft keine Wertpapiere im Anlagevermögen bilanziert und die Bilanzansätze nach dem strengen Niederstwertprinzip erfolgen. In der Erhöhung dieser Bilanzposition spiegelt sich der im Wesentlichen aus der Kapitalerhöhung resultierende erhöhte Handlungsspielraum der Gesellschaft wieder.
In der Position der „sonstigen betrieblichen Erträge“ in Höhe von 1,015 Mio. Euro sind im Wesentlichen die mit einem Gewinn abgeschlossenen Wertpapiertransaktionen des vergangenen Geschäftsjahres enthalten. Wesentliche Positionen waren Gewinne mit Adori-Aktien von 224.000 Euro und mit Aktien der B&L Immobilien AG im Volumen von rund 161.000 Euro sowie ein Grundstücksverkauf in Höhe von 81.000 Euro.
Der Anstieg der „sonstigen betrieblichen Aufwendungen“ um 330 auf 492 TEUR resultiert hauptsächlich aus verlustreich abgeschlossenen Wertpapiertransaktionen. Größte Verlustposition war die Veräußerung von Aktien der Pinguin Haustechnik AG mit einem Verlust von 229.000 Euro. Insgesamt lag das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit bei minus 16.000 Euro. Aufgrund der bereits geschilderten außerordentlichen Aufwendungen im Zusammenhang mit der AWG AG entstand im Berichtsjahr ein Jahresfehlbetrag von 1,299 Mio. Euro.
Bezogen auf die Kritik an der Öffentlichkeitsarbeit der Gesellschaft betonte Herr Schneider, dass für die Gesellschaft keine teuren Imagekampagnen in Frage kommen. Er empfinde es ebenfalls als unwürdig, die Öffentlichkeit mit einer Flut von Ad-hoc Meldungen über Kauf oder Verkauf von einzelnen Aktienpositionen zu überschwemmen. In der Ad-hoc Meldung vom 11. Januar 2002 habe man die Aktionäre über die voraussichtliche Ergebnisauswirkung aufgrund der Insolvenz der AWG informiert, die, wie sich inzwischen herausgestellt hat, sehr exakt war.
Der Hauptteil der Öffentlichkeitsarbeit sei jedoch der Besuch von über 60 Hauptversammlungen pro Jahr durch ihn selbst oder seinen Kollegen Dr. Issels. Da es sich bei den besuchten Gesellschaften meistens um kleinere börsennotierte Aktiengesellschaften handelt, ist dort eine nahezu 100prozentige Zielgruppenerreichung gewährleistet. Sicher gibt es immer etwas, was verbessert werden könnte, Herr Schneider betonte jedoch, dass man dies mit Bordmitteln zu bewältigen versucht. Er sei ebenfalls erfreut, den Aktionären nun endlich den bereits seit längerem angekündigten Jubiläumsband anlässlich des 100jährigen Firmenjubiläums aushändigen zu können.
Im zweiten Teil seines Vortrages gab Herr Schneider einige Erläuterungen zu Beteiligungen der Allerthal-Werke AG. Bei der Rheiner Moden AG sei er am 1. Juli 2001 in den Vorstand der Gesellschaft berufen worden; die letzte Problematik dort, die noch offene Verrechung der Erträge aus dem Gläubigerverzicht gegen bestehende Verlustvorträge, wurde nunmehr vom Finanzamt bestätigt. Die endgültigen Steuerbescheide bis zum Jahr 2000 liegen der Rheiner Moden AG vor.
Auf die Einberufung einer Hauptversammlung, die Kapitalmaßnahmen beschließt und den Fortführungsbeschluss fasst, habe man bislang verzichtet, da die Interessenten für diesen Mantel daran interessiert sind, die Gesellschaft in der gegenwärtigen Form zu halten, so Herr Schneider weiter. Die von einigen Marktteilnehmern geäußerte Meinung, dass das Börsenmantelgeschäft derzeit zum Erliegen gekommen ist, könne er nicht teilen. Für qualitativ hochwertige Mäntel gebe es auch im aktuellen Umfeld Interessenten.
Bezogen auf die Stella Entertainment AG erklärte Herr Schneider, dass er auf der vergangenen Hauptversammlung mit großem Stolz über eine gefundene Regelung berichtet habe, wie die Gesellschaft im Rahmen der Kapitalerhöhung bei der Stella AG profitieren kann. Damals habe er einen Ergebnisbeitrag von deutlich über 500.000 Euro prognostiziert. Vor kurzem haben die Musicalaktivitäten nun Insolvenz beantragt, die Put-Option gegenüber der Deutschen Entertainment AG (DEAG) besteht aber nach wie vor.
Die Werthaltigkeit derselben sei heute natürlich deutlich anders zu beurteilen als vor einem Jahr, so Herr Schneider weiter. Glücklicherweise habe man anstelle der möglichen 143.152 Stella-Aktien mit Put-Option lediglich 16.000 Aktien gezeichnet. Die bestehenden Forderungen aus der Put-Option werde man mit allem Nachdruck verfolgen.
Im Nachgang der Übernahme der Dresdner Bank AG durch die Allianz AG hat sich die Gesellschaft an der Dresdner Bank AG zu Kursen von unter 45 Euro mit fast 50.000 Aktien beteiligt. Die Hauptversammlung der Bank hat vor wenigen Wochen dem Squeeze-Out zugestimmt, die Abfindung beträgt 51,50 Euro zuzüglich möglicher weiterer Zahlungen am Ende eines Spruchstellenverfahrens, das die Angemessenheit der Abfindungshöhe überprüfen wird.
Dr. Issels erläuterte zu Beginn seiner Ausführungen die Strategie der Allerthal-Werke AG, sich an Unternehmen zu beteiligen, die Unterbewertungen aufweisen und sich aus verschiedenen Gründen in Sondersituationen befinden. Denkbare Ursachen derartiger Sondersituationen sind der Ausstieg von Gründungsaktionären, offene Nachfolgeregelungen sowie die Einstellung operativer Teilbereiche oder sogar des gesamten operativen Geschäfts.
Entgegen der landläufigen Meinung und der aktuellen Börsenphase zum Trotz ist das Interesse an Börsenmänteln nach Aussage von Dr. Issels ungebrochen. Ideal sind zumeist Börsenmäntel, die aus Sondersituationen entstehen und wo im Laufe der Neustrukturierung ein „Mantel nach Maß“ kreiert werden kann. Im folgenden Teil seines Vortrages erläuterte Dr. Issels fünf weitere Beteiligungen der Gesellschaft.
Wie bereits auf der vergangenen Hauptversammlung berichtet, wurde die Beteiligung an der Porzellanfabrik Zeh, Scherzer & Co. AG im Rahmen eines öffentlichen Übernahmeangebotes auf knapp 90 Prozent aufgestockt. Die Hauptversammlung dieser Gesellschaft hat am 27. Mai diesen Jahres die Umstellung des Grundkapitals auf Euro sowie eine Neufassung der Unternehmenssatzung beschlossen, die noch effektiven Aktien und Zwischenscheine sollen in eine girosammelverwahrfähige Globalurkunde getauscht werden. Nach Abschluss dieser Maßnahme soll eine Freiverkehrsnotiz dieser Unternehmung an einem deutschen Börsenplatz angestrebt werden und der dann lupenreine Börsenmantel veräußert werden.
Weitaus weniger erfreulich entwickelte sich die Beteiligung an der AREAL Immobilien und Beteiligungs AG. Nachdem dort zunächst am 11. Januar 2002 ein Vorstandswechsel erfolgte, wurde am 20 März diesen Jahres auch ein Wechsel des Großaktionärs mitgeteilt. Der von interessierter Seite gegen die AREAL gestellte Insolvenzantrag wurde am 7. Juni 2002 gerichtlich als unbegründet abgewiesen (siehe dazu auch Interview mit dem AR-Vorsitzenden Veit Paas). Der deutliche Kursverlust der Aktie von bis zu 90 Prozent trägt zur Unsicherheit über die Zukunft der Gesellschaft bei.
Sehr erfreulich entwickelte sich, wie bereits von Herrn Schneider im Rahmen der Gewinn- und Verlustrechnung erläutert, das Engagement bei der Adori AG. Diese ursprünglich im Bereich des Vertriebs von E-Commerce-Komplettlösungen aktive Gesellschaft hat ihr operatives Geschäft eingestellt und verfügt noch über eine ansehnliche Unternehmenskasse aus dem Börsengang. Insgesamt habe Allerthal hier zweimal Beteiligungen im einstelligen Prozentbereich aufgebaut und diese erfolgreich veräußert. Die beim jüngsten Kursrückgang aufgebaute Beteiligung werde man im Rahmen des angekündigten Übernahmeangebots zu 2,50 Euro zuzüglich Verzugszinsen abgeben.
Eine Gesellschaft in einer Sondersituation ist die Media! AG, ein Fullservice-Anbieter im Medienbereich. Nach gravierenden Management- und Ertragsproblemen geriet der Kurs der Aktie massiv unter Druck, die aktuelle Marktkapitalisierung liegt bei 2 Mio. Euro. Die Wechsel im Aktionärskreis scheinen anzuhalten, da der derzeitige Großaktionär, die schweizerische Distefora-Holding AG, die eigene Liquidation betreiben will und sich im Rahmen dieser Maßnahme vermutlich von der Media!-Beteiligung trennen wird. Allerthal ist hier in überschaubarer Größe engagiert und unterstützt eine Gruppe interessierter Investoren, die derzeit die Möglichkeiten ausloten, die Gesellschaft wieder in ruhigeres Fahrwasser zu bringen.
Ausgesprochen positiv verlief das Engagement bei der Vodafone AG, der früheren Mannesmann AG. Im Berichtsjahr wurde eine Beteiligung von einigen tausend Aktien zu Kursen von unter 100 Euro aufgebaut. Im Rahmen des Abschluss eines Unternehmensvertrages zwischen der Mannesmann AG und der Vodafone Deutschland GmbH wurde eine Abfindung von 206,53 Euro geboten und ermöglichte es der Allerthal AG, die Turbulenzen an den Finanzmärkten relativ unbeschadet zu überstehen.
Anfang des laufenden Jahres wurde die deutlich aufgestockte Position der Vodafone Deutschland GmbH angedient, der Allerthal stehen dadurch über 35.000 Nachbesserungsanspüche zu. Sollte im Rahmen des anhängigen Spruchstellenverfahrens eine höhere Abfindung ermittelt werden, besteht die Chance, hieraus in einigen Jahren einen interessanten Sonderertrag zu erzielen.
Im zweiten Teil seiner Ausführungen erläuterte Vorstandsmitglied Dr. Issels die wesentlichen Bestandteile der Unternehmensstrategie. Die Gesellschaft ist ein Beteiligungsunternehmen, welches sich vorzugsweise an Nebenwerten und anderen aus dem Fokus der Profis ausgeschiedenen Unternehmen beteiligt. Entscheidend für den Erfolg ist es nach Aussage von Dr. Issels, Investments nur bei Werten mit attraktiven Kennzahlen vorzunehmen.
Eine weitere Stärke der Unternehmensstrategie ist der Ansatz, eingegangene Beteiligungen falls möglich auch außerbörslich zu verkaufen. Dies ist besonders für Großaktionäre von Interesse, die beabsichtigen, ihren Anteil zu arrondieren oder bestimmte Beteiligungsmarken zu erreichen, und ermöglicht es Allerthal, attraktive Paketaufschläge zu vereinnahmen.
Durch die Fokussierung auf bestimmte Investmentsituationen, die unabhängig von gerade vorherrschenden Hausse- oder Baissephasen bestehen, wird gewährleistet, einen nachhaltigen Unternehmenserfolg zu erzielen und auch in einem widrigen Marktumfeld attraktive Ergebnisse erwirtschaften zu können. Von der auch in der Zukunft erwarteten Zunahme bei Übernahmen, Pflichtangeboten, Abfindungen und Squeeze-Outs verspricht sich der Vorstand weitere positive Impulse auf dem weiteren Weg der Allerthal AG.
Zum Abschluss seiner Ausführungen erläuterte Dr. Issels die wesentlichen Punkte der vorliegenden Tagesordnung.
Als erster Redner meldete sich Herr Kahlenberg als Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) zu Wort, der zu Beginn seiner Ausführungen darauf verwies, dass er erstmals auf einer Hauptversammlung der Gesellschaft weile. Wenig erfreut zeigte sich der SdK-Vertreter über den Kursverlust von rund 45 Prozent im Berichtsjahr sowie dem Wegfall der im Vorjahr noch gewährten Dividende.
Vorstand Schneider betonte in seiner Antwort, dass man sehr bemüht gewesen sei, die nach langen Jahren der Dividendenlosigkeit vor zwei Jahren wieder aufgenomme Ausschüttung auch für das Berichtsjahr fortzuführen. Die Insolvenz der AWG elastomer erzeugnisse AG (AWG AG) habe das Zahlenwerk jedoch so belastet, dass eine Ausschüttung für das abgelaufene Geschäftsjahr nicht in Frage komme. Positiver Effekt dieser eigentlich unerfreulichen Entwicklung ist nach Auffassung von Herrn Schneider die Tatsache, dass die AWG AG nunmehr vollkommen aus dem Rechenwerk heraus ist.
Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende und Großaktionär Veit Paas ergänzte die Ausführungen des Vorstands dahingehend, dass der Großaktionär ein sehr großes Interesse an der Wiedererlangung der Dividendenfähigkeit besitzt, ebenso wie an einer deutlich besseren Kursentwicklung als in den vergangenen Monaten.
Ein weiterer Fragenkomplex von Herrn Kahlenberg beschäftigte sich mit den im Geschäftsbericht aufgeführten Mandaten der Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder. Herr Paas führte in diesem Kontext aus, dass es sich bei der SIXPACK AG um eine familiennahe Vermögensverwaltungsgesellschaft handelt, die in den Bereichen Immobilien und Beteiligungen aktiv ist. Dort sei er Mehrheitsgesellschafter und Aufsichtsratsvorsitzender. Bei der Matuschka AG sei er selbst nicht beteiligt und lediglich als Aufsichtsratsvorsitzender tätig. Die übrigen Gesellschaften (AREAL Immobilien und Beteiligungen AG, Rheiner Moden AG sowie der Prozellanfabrik Zeh, Scherzer & Co.) gehören zu den Beteiligungen der Allerthal-Werke AG.
Herr Schneider erklärte, dass er bei der IBG Immobilien- und Beteiligungsgesellschaft mbH, Köln, als Geschäftsführer fungiert. Die Gesellschaft ist gesellschaftsrechtlich völlig unabhängig von der Allerthal AG, bei verschiedenen Investments gebe es jedoch Interessensübereinstimmungen, die dann auch durchaus gemeinsam vertreten werden.
Herr Dr. Issels erläuterte, dass er an der DNI Beteiligungen AG als Großaktionär beteiligt sei und dort den Aufsichtsratsvorsitz innehabe. Bei der Horizont Holding AG, deren Aufsichtsrat er ebenfalls angehört, handelt es sich nach seiner Aussage um eine früher operativ tätige Gesellschaft, deren künftige Nutzung als Mantel derzeit geprüft wird.
Des Weiteren erkundigte sich Herr Kahlenberg zur Höhe der Investitionen bei der Rheiner Moden AG. Herr Schneider führte hierzu aus, dass man im Jahre 1998 einen Anteil von 49 Prozent der Aktien zu einem Preis von 10 DM erworben hat. Im Rahmen des Insolvenzplanverfahrens erfolgte ein Massezuschuss seitens der Allerthal-Werke AG in Höhe von 750 TDM. Die weiteren Anteile (aktuelle Beteiligungshöhe 78,96 Prozent) wurden zumeist unterhalb des Börsenkurses erworben.
Wesentliches Asset der Gesellschaft ist nach Aussage von Vorstand Schneider die Börsennotiz im geregelten Markt. Ferner sei er derzeit bemüht, zwei Altforderungen aus der Zeit vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens einzutreiben. Das im Erfolgsfall mögliche Volumen hieraus bezifferte Herr Schneider auf etwa 250.000 Euro. Im Schnitt habe man die Aktien der Rheiner Moden AG mit rund 5 Euro in dem Büchern stehen. In diesem Zusammenhang führte Herr Schneider weiter aus, dass man derzeit mit drei potentiellen Mantelkäufern verhandele; einen Zeithorizont, in dem der angestrebte Verkauf abgewickelt sein wird, konnte er unter Hinweis auf die laufenden Verhandlungen nicht angeben.
Befragt nach der aktuellen Entwicklung bei der DIC Beteiligungs- und Immobilien AG (frühere DBI Dortmunder Beteiligungs- und Immobilien AG, davor Dortmunder Stifts-Brauerei) erklärte Herr Schneider, dass dort am 20. Juni 2002 die Hauptversammlung stattfinde, an der er "seiner Bürgerpflicht entsprechend teilnehmen wird“ (siehe auch HV-Bericht DIC). Insgesamt sei die DIC, bei der in der Vergangenheit mehrfach der Besitzer wechselte, leider ein Beispiel dafür, wie es bei einer Gesellschaft nicht laufen sollte. Der derzeitige Großaktionär wolle offenbar den im Vorjahr noch bezahlten Mantelaufschlag für die Börsennotiz durch die Verschmelzung auf eine unnotierte Gesellschaft vernichten, so Herr Schneider weiter.
Den Ergebnisbeitrag aus der Transaktion mit Dresdner Bank Aktien bezifferte der Vorstand auf rund 300.000 Euro zuzüglich eventueller Nachbesserungsansprüche aus einer im Rahmen eines Spruchstellenverfahrens möglicherweise ermittelten Nachbesserung. Die Erträge aus der Veräußerung der Beteiligungen an der B&L Immobilien AG (frührer Vogtländische Baumwollspinnerei AG) wurden seitens des Vorstands mit 160.000 Euro, die aus dem Verkauf der Aktien der Actium Beteiligungs AG auf etwa 70.000 Euro angegeben.
Befragt nach dem möglichen Liquidationserlös bei der mediantis AG i.L (frühere buecher.de AG) führte Dr. Issels aus, dass dieser laut Aussage auf der diesjährigen Hauptversammlung zwischen 1,50 und 1,90 Euro liegen soll. Auf die Frage, ob der schon gefasste Auflösungsbeschluss noch geändert werden kann, erklärte Dr. Issels, dass dieser theoretisch bis zur Ausschüttung des Liquidationserlöses wieder aufgehoben werden kann.
Im Zusammenhang mit der Veräußerung der Aktien der Vodafone AG (früher: Mannesmann AG) erklärte Dr. Issels auf Nachfrage, dass dort ein Gewinn von etwa 250.000 Euro erzielt werden konnte. Darüber hinaus verfüge man jedoch noch über mehr als 35.000 Nachbesserungsansprüche im Rahmen des anhängigen Spruchstellenverfahrens. Je nach Ausgang könnten hier erhebliche weitere Mittelzuflüsse erfolgen. Herr Dr. Issels wies jedoch auf den vermutlich recht langen Zeithorizont bis zur Entscheidung im Spruchstellenverfahren hin, die sich erfahrungsgemäß über einige Jahre hinziehen.
Ein weiterer Frageschwerpunkt von Herrn Kahlenberg bezog sich auf die Beteiligung an der Stella AG sowie die bestehende Put-Option gegenüber der Deutschen Entertainment AG. Herr Schneider führte hierzu aus, dass man nur einen Teil der möglichen Aktien gezeichnet habe. Die Put-Option werde im Dezember des laufenden Jahres fällig; neben der Deutschen Entertainment AG hafte auch deren Vorstandschef und Großaktionär Schwenkow, so Herr Schneider weiter. Derzeit befinde man sich bereits in Verhandlungen; da die Fälligkeit jedoch erst im Dezember 2002 eintrete, sind die derzeitigen Möglichkeiten begrenzt. Dem Vorstand liegen jedoch keine konkreten Anhaltspunkte dafür vor, daß die Putoption nicht vertragsgerecht abgewickelt werden wird.
Bezogen auf die Insolvenz der AWG AG erkundigte sich Herr Kahlenberg nach der Zusammensetzung der außerordentlichen Aufwendungen hieraus und den weiteren Perspektiven dieser Gesellschaft, insbesondere im Zusammenhang mit der Immobilie der Gesellschaft in Grasleben. Herr Schneider antwortete, dass 570.000 Euro aus der verlustbringenden Veräußerung der Anteile, 236.000 Euro aus dem Ausfall eines noch ausgereichten Darlehens, weitere 125.000 Euro und 127.000 Euro aus Abschreibungen auf laufende Verrechungskonten zwischen der AWG AG und der Allterthal-Werke AG sowie der AWG AG und der Allerthal-Wohnungsbau GmbH und weitere 100.000 Euro aus Rückstellungen resultieren. Der Gesamtbetrag liegt bei 1,295 Mio. Euro.
Weiter führte Herr Schneider aus, dass er den Pachtvertrag mit der AWG AG gekündigt habe, da diese mit zwei Pachtraten im Rückstand gewesen ist. Aktuell wird am Standort weiter produziert, gemäß dem Insolvenzrecht ist derzeit keine Pacht von AWG AG zu entrichten. Damit habe man bereits seit November 2001 keine Pachteinnahmen mehr erhalten. Der Insolvenzverwalter bemüht sich nach Aussage von Vorstand Schneider um eine Fortführung der Gesellschaft und eine Erhaltung des Standortes in Grasleben.
Auf die Frage von Herrn Kahlenberg nach möglicherweise erforderlichen Abschreibungen auf den Beteiligungsansatz der Immobilie führte Vorstand Alfred Schneider aus, dass es sich bei dem Gelände um ein rund 135.000 Quadratmeter großes Areal mit einer bebauten Fläche von 12.000 Quadratmetern handelt. Gespräche mit der Bank, der dieses Objekt als Sicherheit für noch bestehende Darlehen dient, haben ergeben, dass diese keine Nachbesicherung für erforderlich hält. Daher sehe man sich auch nicht veranlasst, an diesem Punkte tätig werden zu müssen, da die Immobilie ohnehin mit nur noch 470.000 Euro zu Buche steht.
Das Ergebnis der ersten fünf Monate des laufenden Geschäftsjahres bezifferte Herr Schneider auf Nachfrage von Herrn Kahlenberg mit etwa 300.000 Euro, inklusive des von der Hauptversammlung der Dresdner Bank AG beschlossenen, aber noch nicht umgesetzten Squeeze Outs. Die Bankverbindlichkeiten betragen danach ca. 1 Mio. Euro.
Aktionär Dr. Römer meldete sich zu den Tagesordnungspunkten 3 und 4 (Entlastung und Wahl des Aufsichtsrates) zu Wort und erklärte, im Namen von Aktionär Thelen zu sprechen. Er warf Herrn Paas Fehlleistungen im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Aufsichtsratsvorsitzender bei der AREAL Immobilien und Beteiligungen AG vor. Dieser habe zu verantworten, dass dem früheren Vorstand der Gesellschaft zum Schaden der AREAL AG zu spät gekündigt wurde, ein neuer Vorstand gegen den erklärten Willen des neuen Großaktionärs bestellt und die Meldung über den Wechsels des Großaktionärs von ihm zurückgehalten wurde.
Herr Paas antwortete auf diese Vorwürfe dass diese aus seiner Sicht sämtlich falsch sind. Angesichts des inzwischen vom Gericht als unbegründet zurückgewiesenen Insolvenzantrages sei er bemüht, zusammen mit dem Vorstand der Gesellschaft ein Fortbestehen zu ermöglichen. Derzeit sei die künftige Entwicklung der Gesellschaft jedoch völlig ungewiss, so Herr Paas weiter.
Herr Völler erkundigte sich im Zusammenhang mit der unerfreulichen Entwicklung bei der AREAL AG nach der Höhe des Abschreibungsbedarfs bei dieser Beteiligung. Herr Dr. Issels wies darauf hin, dass diese Beteiligung bereits vor Jahren eingegangen wurde, der Abschreibungsbedarf bewege sich trotz des massiv gesunkenen Aktienkurses in einem sehr geringen Rahmen.
Kritisch hinterfragte Herr Völler ferner den Sinn der Beteiligung bei der Media! AG. Herr Dr. Issels wies darauf hin, dass sich die Gesellschaft derzeit in einer Sondersituation befindet und man zusammen mit einer Investorengruppe an der künftigen Strategie mitwirkt. Das mögliche Ausfallrisiko bewegt sich im Bereich von rund 100.000 Euro, so der Vorstand weiter.
Im Zusammenhang mit dem Mantelgeschäft erkundigte sich Herr Völler nach möglichen Wettbewerbern in diesem Bereich und dem im vergangenen Jahr in diesem Segment erwirtschafteten Ergebnis. Herr Schneider erklärte, dass ihm derzeit kein Wettbewerber bekannt sei, der auf börsennotierte Mantelgesellschaften spezialisiert ist. Im vergangenen Geschäftsjahr wurde in diesem Segment kein Erlös erzielt, da keine Transaktionen erfolgt sind.
Aktionär Lüdemann aus Mainz erkundigte sich nach der Zukunft der Börsenmäntel angesichts der derzeit massiv zunehmenden Zahl von Delistings und Squeeze-Outs. Dr. Issels verwies in seiner Antwort darauf, dass man an derartigen Transaktionen natürlich auch verdienen könne, wenn man selbst nur mit einer Beteiligungshöhe von einigen wenigen Prozenten engagiert ist.
In diesem Zusammenhang wurde auch bekannt, dass die Gesellschaft mit etwa 3,5 Prozent an der AG Bad Salzschlirf beteiligt ist, bei der offenbar vor kurzem ein Eigentümerwechsel stattfand und die am 24. Juni in München eine Hauptversammlung abhalten wird, über die GSC Research selbstverständlich ebenfalls berichten wird.
Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache gegen 13:30 Uhr wurde die Präsenz mit 751.829 Aktien oder 68,56 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Die Hauptversammlung stimmte allen Beschlussvorlagen mit sehr großer Mehrheit zu.
Beschlossen wurde die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl der Herren Professor Graf Benedikt von und zu Hoensbroech, Dr. Hanno Marquardt und Veit Paas in den Aufsichtsrat (TOP 4), die Schaffung eines neuen bedingten Kapitals (TOP 5) sowie die Wahl der Formhals Revisions- und Treuhand-GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft, Wipperfürth, zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2002 (TOP 6).
Fazit
Die Gesellschaft konnte sich trotz ihrer sehr speziellen Anlagephilosophie im abgelaufenen Geschäftsjahr nicht dem negativen Umfeld an den Kapitalmärkten entziehen. Ebenfalls meldete sich noch einmal die Vergangenheit der Gesellschaft als produzierendes Unternehmens zurück. Wenngleich der Minderheitsanteil an der AWG AG bereits im Verlauf des Jahres 2001 an einen institutionellen Investor veräußert wurde, konnte dies nur unter Inkaufnahme von Buchwertabschreibungen auf den verbliebenen Anteil umgesetzt werden. Aufgrund der Insolvenz der AWG AG müssen weitere Abschreibungen auf Forderungen gegenüber der Gesellschaft vorgenommen werden; ebenso sind Anstrengungen erforderlich, die Attraktivität der Immobilie in Grasleben für Mieter weiter aufrechtzuerhalten.
Insgesamt sollte diese Thematik im vorliegenden Jahresabschluss abgeschlossen worden sein, so dass sich die Gesellschaft künftig vollständig auf ihr neues Geschäft, die Investition in unterbewertete oder in Sondersituationen befindlichen Nebenwerte, konzentrieren kann. Das Ergebnis der ersten fünf Monat nach Zinsen und AfA in Höhe von rund 300.000 Euro lässt auf ein positives Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr hoffen und eröffnet auch dem Kurs der Allerthal-Werke AG wieder Aufwärtspotential.
Kontaktadresse
Allerthal-Werke AG
Friesenstr. 50
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Tel.: 0221 / 82032 - 15
Fax: 0221 / 82032 - 30
Email: [email protected]
Kontakt zum Vorstand: [email protected]
Hinweis: Der Autor besitzt Aktien der Allerthal-Werke AG.