Am 6. Juni 2002 fand die ordentliche Hauptversammlung der KSB AG in Frankenthal statt, an der auch Thorsten Renner für GSC Research teilnahm. Rund 150 Aktionäre hatten sich am Nachmittag im CongressForum eingefunden, um sich über die neueste Entwicklung des Unternehmens zu informieren.
Der weltweit tätige Pumpenhersteller KSB wurde schon 1871 als Frankenthaler Maschinen- & Armatur-Fabrik Klein, Schanzlin & Becker gegründet. Mittlerweile verfügt das Unternehmen über weltweit 27 Produktionsstandorte und ist in über 100 Ländern mit Gesellschaften und Vertretungen präsent.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Kühborth eröffnete die Hauptversammlung und entschuldigte zunächst das abwesende Aufsichtsratsmitglied Dr. Wagner, der aus gesundheitlichen Gründen zum Tage der Hauptversammlung von seinem Posten zurückgetreten ist. Nach dem Verlesen der üblichen Formalien übergab Dr. Kühborth das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Josef Gerstner.
Herr Gerstner konnte in diesem Jahr die Aktionäre schon 3 Wochen früher als gewöhnlich begrüßen, da die Gesellschaft den Termin der Hauptversammlung aufgrund der Informationswünsche der Aktionäre zeitlich nach vorne verlegt hat. Zunächst ging der Vorstandsvorsitzende auf die Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr ein.
Trotz der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen habe das Unternehmen ein gutes Ergebnis erzielt, meinte Herr Gerstner. Dazu beigetragen hätten vor allem der gute Auftragsbestand zum Jahresbeginn 2001, die spätzyklische Reaktion der Branche und der Markterfolg der Gesellschaft, der sich besonders in Großaufträgen in Asien sowie dem Nahen und Mittleren Osten widerspiegelte.
Der Auftragseingang erhöhte sich im Geschäftsjahr 2001 um 2,1 Prozent auf 1,182 Mrd. Euro. Allerdings mussten die beiden Kerngesellschaften KSB AG und KSB S.A. einen leichten Rückgang verkraften. Dagegen entwickelte sich der Auftragseingang im restlichen Europa und Amerika erfreulich, während der Bestelleingang in Afrika/Asien/Pazifik ebenfalls rückläufig war.
Beim Umsatz konnte KSB mit einem Plus von 5,9 Prozent auf 1,162 Mrd. Euro noch deutlicher zulegen. An dieser Umsatzsteigerung waren nun auch die beiden Kerngesellschaften KSB AG und KSB S.A. beteiligt. Der Umsatz in Amerika verharrte auf dem Vorjahresniveau, während die Region Afrika/Asien/Pazifik, vor allem durch die positive Entwicklung in Indien und China, ebenfalls Zuwächse verzeichnen konnte.
Auf der Ergebnisseite erzielte das Unternehmen bei einer unveränderten Umsatzrendite von 2,6 Prozent eine Steigerung des Konzernergebnisses vor Steuern von 28,2 auf 29,8 Mio. Euro. Vor allem die KSB AG mit einem Zuwachs von 10,1 auf 17,5 Mio. Euro und die KSB S.A., die mit 2,4 Mio. Euro wieder ein positives Ergebnis erreichte, trugen zu den guten Zahlen bei. Auch die KSB Armaturen GmbH schaffte nach einem Vorjahresverlust von 5,6 Mio. Euro mit 0,8 Mio. Euro den Turnaround.
In der Region Amerika erwirtschaftete KSB zwar ein Ergebnis von 7,4 Mio. Euro, das jedoch unter dem Vorjahreswert lag. Allerdings habe die Gesellschaft speziell in den Problemländern Argentinien, Mexiko und Venezuela einschneidende Maßnahmen veranlasst, um die Ergebnissituation zu verbessern.
Während das chinesische Joint-Venture mit 3,1 Mio. Euro den Turnaround geschafft hatte, lag die gesamte Entwicklung in Afrika/Asien/Pazifik ebenfalls unter Vorjahresniveau. Durch einen rückläufigen Steueraufwand aufgrund der Struktur des Konzernergebnisses konnte der Konzernjahresüberschuss mit 21,2 Mio. Euro mehr als verdoppelt werden. Dadurch habe sich auch das DVFA-Ergebnis je Aktie von 7,93 Euro auf 9,51 Euro verbessert.
Wie Herr Gerstner weiter ausführte, sollen auch die Aktionäre an der positiven Entwicklung partizipieren. Die Dividende für die Stammaktie solle von 2,50 Euro auf 4,00 Euro und für die Vorzugsaktie von 3,02 Euro auf 4,26 Euro angehoben werden, wodurch sich die Ausschüttungssumme um rund 50 Prozent auf 7,2 Mio. Euro erhöht.
Obwohl sich die Bilanzsumme um 3,9 Prozent auf 804,8 Mio. Euro ausgeweitet hat, wurde die Eigenkapitalquote um 0,9 Prozentpunkte auf 35,4 Prozent gesteigert. Zudem konnten die Finanzverbindlichkeiten um 3,6 Mio. Euro reduziert werden. Bei den Sachinvestitionen verzeichnete das Unternehmen einen Anstieg von 22,4 Mio. Euro auf 27,9 Mio. Euro.
Der Aktienkurs habe sich im vergangenen Jahr im Vergleich zu den Indizes noch gut entwickelt. Vor allem in den ersten 5 Monaten des laufenden Jahres habe KSB eine positive Tendenz vorweisen können.
Zur weiteren Zukunftssicherung habe KSB im Geschäftsjahr 2001 den Fokus im Bereich Forschung und Entwicklung auf die Automatisierungs- und Antriebstechnik gelegt. Wichtige Bestandteile waren dabei die Entwicklung kommunikationsfähiger Überwachungs- und Diagnosesysteme, die Erhöhung des Pumpen-Wirkungsgrades, die Erweiterung des Produktprogramms und der Einsatz energiesparender Elektromotoren als Pumpenantriebe.
Des Weiteren wurden alle europäischen Aktivitäten zu Beginn des Jahres 2002 neu organisiert. Damit habe das Unternehmen die internen Schnittstellen verringert, das bereichsübergreifende Know-how gebündelt, die Flexibilität erhöht und den Bereich E-Commerce als zusätzlichen Einkaufs- und Vertriebskanal integriert, berichtete Herr Gerstner.
Nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden sei im laufenden Geschäftsjahr noch mit Nachwirkungen der Konjunkturflaute zu rechnen. Deshalb habe es sich KSB zum Ziel gesetzt, Umsatz, Auftragseingang und Ergebnis auf Vorjahresniveau zu halten. In den ersten 4 Monaten des Jahres 2002 erhöhte sich der Auftragseingang um 2,6 Prozent. Die Umsatzerlöse stiegen im gleichen Zeitraum um 1,7 Prozent auf 341,9 Mio. Euro.
Für die nächsten Jahre erwarte sich die Gesellschaft speziell in den Märkten Industrie sowie Wasser/Abwasser profitable Wachstumschancen. Dementsprechend sei die "Strategie 2004" darauf ausgerichtet worden. Auch in der Energietechnik soll die starke Position im Weltmarkt weiter ausgebaut werden. Dagegen liege der Bereich Gebäudetechnik nicht mehr so im Fokus des Interesses.
Zur besseren Nutzung der Chancen sollen die Ressourcen gezielt auf attraktive und wachsende Märkte ausgerichtet werden. Außerdem strebe das Unternehmen eine weitere Internationalisierung der Wertschöpfung an. Dazu gehöre auch das Angebot von Komplettlösungen mit Pumpen und Armaturen, erläuterte der Vorstandsvorsitzende.
Eine weitere Zukunftsaktivität sei das BIG-Projekt zur Einführung der Software SAP R/3. Nachdem das Programm schon im Material-, Finanz- und Rechnungswesen eingeführt wurde, wurde Anfang 2002 die Einführung in der Produktion gestartet. Insgesamt verfolge KSB damit ein Reengineering, um die Prozesse zu optimieren. Nach Aussage von Herrn Gerstner soll dieser Vorgang bis Mitte 2005 abgeschlossen sein.
Seit dem 1. Mai 2002 verfüge KSB über eine neue Konzern-Homepage, die auch neue Funktionen bereitstelle. Kunden können nun im Webshop aus 3.000 Produkten und 500.000 Ersatzteilen auswählen. Erste Großkunden hätten den elektronischen Katalog schon in ihre Einkaufssysteme integriert, meinte Herr Gerstner.
Bezüglich des Corporate Governance Kodex wolle sich KSB den meisten Empfehlungen des neuen Regelwerks anschließen. Zudem habe die Gesellschaft schon immer die in den einschlägigen Gesetzen geregelten Vorschriften erfüllt. Zum Ende seines Vortrags bedankte sich Herr Gerstner bei den Aktionären für das Vertrauen, das sie dem Unternehmen entgegengebracht haben.
Als Redner meldete sich Herr Henrich von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) zu Wort und lobte das Unternehmen für die deutliche Anhebung der Dividende. Danach brachte er seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die Vorzugsaktien einmal in Stammaktien umgetauscht werden.
Des Weiteren fand er die Gesamtkapitalrendite von 6 Prozent und die Dividendenrendite von rund 4 Prozent sehr ansehnlich. Auch die in den vergangenen Jahren eingeleiteten Restrukturierungsprogramme hätten den gewünschten Erfolg gebracht. Positiv sei dabei auch anzumerken, dass die Restrukturierung sehr sozialverträglich gehandhabt wurde.
Anschließend erkundigte er sich, ob der Anstieg beim Materialaufwand preis- oder mengenmäßig verursacht worden sei. Als nächsten Punkt begrüßte er das starke Engagement im Bereich Wasser, da Wasser zukünftig immer stärker an Bedeutung gewinnen werde. Weitere Fragen von Herrn Henrich richteten sich danach, ob der geringere Steueraufwand zu Lasten der Stadt Frankenthal gegangen sei und was eine um einen Prozentpunkt gesteigerte Umsatzrendite für eine Auswirkung auf die Ausschüttung an die Aktionäre haben würde.
Im Anschluss bat er um Auskunft über mögliche Auftragsstornierungen und etwaige Ausfälle von Forderungen in China. Weiter fragte er nach den besuchten Messen und dem Marktanteil des Unternehmens. Herr Henrich erkundigte sich auch noch nach den ersten Erfahrungen beim E-Commerce-Geschäft, den Einsatzbereichen der Gelder für Forschung und Entwicklung sowie möglichen Beraterverträgen mit Aufsichtsratsmitgliedern.
Als letztes wollte er noch wissen, seit wann KPMG den Jahresabschluss prüft und ob es schon eine Rotation bei den Prüfern gegeben hat. Zum Schluss bedankte er sich noch bei allen Mitarbeitern für die geleistete Arbeit und das gute erwirtschaftete Ergebnis.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Kühborth teilte den Anwesenden mit, dass KPMG den Abschluss erst seit 1998 prüft, es aber trotzdem schon einen Prüferwechsel gegeben hat. Im Zusammenhang mit dem BIG-Projekt gebe es noch einen Beratervertrag mit dem Aufsichtsratsmitglied Prof. Dr. Steffens.
Nach Aussage von Herrn Gerstner vollzog sich der Anstieg beim Materialaufwand vor allem durch die kontinuierliche Überprüfung der Wertschöpfungstiefe. Außerdem habe sich die Struktur des Geschäfts mehr zu Großprojekten verschoben, die einen höheren Anteil an Materialkosten hätten.
Der Bereich Wasser habe eine substanzielle Bedeutung für das Unternehmen, betonte der Vorstandsvorsitzende. Im Bereich Meerwasserentsalzung sei KSB auch aktiv, wobei sich die Aktivitäten sowohl auf die Verdampfung als auch auf die Umkehrosmose konzentrierten. Insgesamt sei die Gesellschaft jedoch auch von der weiteren konjunkturellen Entwicklung in den USA abhängig.
Stornierungen im nennenswerten Umfang seien bei KSB noch nicht aufgetreten. Außerdem berechne die Gesellschaft in diesen Fällen auch Stornogebühren. Wie Herr Wurzbacher weiter ausführte, sei die Zahlungsmoral in China allerdings etwas anders als in Europa. Dort müsse die Gesellschaft längere Zahlungsziele einräumen, so dass die Außenstände doch deutlich höher seien.
In Deutschland sei das Unternehmen bei drei Messen präsent. Auch international nutze KSB die Möglichkeit zur Präsentation, wie auf einer Messe in Singapur oder auf anderen internationalen Messen, die zu den Produkten von KSB passten.
Im Bereich Wasser/Abwasser liege der Weltmarktanteil von KSB bei rund 10 Prozent. Bei der Energietechnik verfüge das Unternehmen über einen Anteil zwischen 15 und 20 Prozent, meinte Herr Wurzbacher. Dagegen spiele die Gesellschaft weltweit in der Gebäudetechnik nur eine untergeordnete Rolle. Insgesamt entsprechen die Anteile in allen Bereichen aber noch nicht den angestrebten Zielen.
Nach den Worten von Dr. Wittmann hat KSB aufgrund der Verlustvorträge keine Gewerbe- und Körperschaftssteuer bezahlt. Eine Steigerung der Umsatzrendite um einen Prozentpunkt würde bei einem gleichen Ausschüttungsverhalten eine Dividende von 5 Euro je Aktie bedeuten. Die Steigerung falle etwas geringer aus, da KSB in 2002 wieder Körperschaftssteuer entrichten müsse.
Wie Dr. Enderle informierte, lagen die Schwerpunkte bei Forschung und Entwicklung in den Bereichen Hydraulik, Werkstofftechnik sowie Antrieb und Automatisierung. Besonders der letzte Bereich soll stark ausgebaut werden, um die Pumpen betriebssicherer zu machen. Des Weiteren sei auch die Reduzierung der Betriebskosten der Pumpen ein vordringliches Thema.
Herr Gerstner meinte, der Bereich E-Commerce decke sowohl B2B- als auch B2C-Geschäfte ab. Voraussetzung für dieses Thema sei aber auch das Projekt BIG gewesen. Bisher konnten schon Online-Umsätze in der Größenordnung von 150.000 bis 200.000 Euro generiert werden. In einigen Jahren werde aber durchaus ein Umsatz im deutlichen Millionenbereich angestrebt, erklärte der Vorstandsvorsitzende zum Ende der allgemeinen Aussprache.
Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 44.771.963,82 Euro, eingeteilt in 886.615 Stammaktien und 864.712 Vorzugsaktien, waren 702.742 stimmberechtigte Stammaktien oder entsprechend 79,26 Prozent und 101.457 Vorzugsaktien oder entsprechend 11,73 Prozent der jeweiligen Aktiengattung vertreten.
Die Beschlüsse zu den Tagesordnungspunkten Verwendung des Bilanzgewinns (TOP 2), Entlastung des Vorstands (TOP 3), Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 4), Ergänzungswahl zum Aufsichtsrat (TOP 5) und Wahl des Abschlussprüfers (TOP 6) wurden jeweils bei nur sehr wenigen Gegenstimmen gefasst.
Vor der Wahl von Herrn Bernd Euler zum Aufsichtsratsmitglied als Nachfolger von Dr. Wagner stellte der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Kühborth den neuen Kandidaten den anwesenden Aktionären kurz vor.
Seit Jahresbeginn konnten die Aktien der KSB AG schon um 30 Prozent zulegen, was sicherlich auf die guten Zahlen für das Jahr 2001 zurückzuführen war. Zudem wurde die Dividende deutlich angehoben, so dass die Rendite nun bereits bei rund 4 Prozent liegt. Die Aktie ist zwar mit einem KGV von 11 auf Basis der Gewinne für 2001 nicht übermäßig hoch bewertet, allerdings wird im laufenden Jahr nach Aussage des Unternehmens auch lediglich ein gleichbleibender Gewinn angestrebt.
Im laufenden Jahr wird KSB sicher auch noch die Auswirkungen der schwachen Konjunkturentwicklung zu spüren bekommen. Sollte das Unternehmen aber die anvisierten 5 Prozent Umsatzrendite in den nächsten Jahren erreichen können, was immerhin einer annähernden Verdopplung des Ist-Zustands entspricht, besitzt die Aktie weiteres Aufwärtspotenzial.
KSB AG
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