Die diesjährige ordentliche Hauptversammlung des in Mettlach ansässigen Traditionsunternehmens Villeroy und Boch AG fand am 31.05.2002 um 15.00 Uhr in Merzig statt. Anja Plugge nahm für GSC Research ebenfalls an der Veranstaltung teil.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Peter Prinz Wittgenstein und begrüßte die anwesenden Aktionäre. Er führte in seinem Bericht aus, dass die Zusammenarbeit im vergangenen Jahr vertrauensvoll und produktiv war und bedankte sich dafür. Nach der Vorstellung der Tagesordnung und der Erledigung der weiteren Formalien erteilte er dem Vorstandsvorsitzenden Wendelin von Boch-Galhau das Wort.
Bericht des Vorstandes
Herr von Boch-Galhau begann zunächst mit einer Übersicht über die Umsatzentwicklung von 1997 bis 2001 und stellte heraus, dass das Unternehmen seit 1997 ein kontinuierliches Umsatzwachstum von 737 Mio. Euro in 1997 auf nun 975 Mio. Euro in 2001 ausweisen kann. Mit einem Zuwachs von 46,9 Prozent auf 72,4 Mio. Euro (Wellness) bzw. 8,4 Prozent auf 309,9 Mio. Euro (Bad und Küche) waren die Unternehmensbereiche Wellness und Bad und Küche die wesentlichen Träger des Umsatzwachstums.
Die Unternehmensbereiche Fliesen und Tischkultur verzeichneten hingegen einen Umsatzrückgang. Der Umsatz im Unternehmensbereich Fliesen sank um 0,5 Prozent auf 298,6 Mio. Euro, im Bereich Tischkultur um 3,3 Prozent auf 294,3 Mio. Euro. Der Vorstand begründete diesen Rückgang mit dem schwierigen Marktumfeld und der schwachen Inlandskonjunktur.
Um dem entgegenzusteuern, habe Villeroy & Boch den Auslandsanteil am Umsatz von 1996 bis 2001 systematisch von 46 auf 66 Prozent erhöht. Der wichtigste Auslandsmarkt sei weiterhin Frankreich, Skandinavien habe die USA überholt. Der Umsatz in Deutschland ging um 7,5 Prozent zurück, der im Ausland erzielte Umsatz stieg dagegen um 10,7 Prozent an. Dieser Umsatzanstieg sei im Wesentlichen auf die in 2000 getätigten Akquisitionen in Frankreich und Schweden sowie 2001 in Tschechien, Belgien und Italien zurückzuführen.
Zum Ergebnis führte er aus, dass das gute Ergebnis des Vorjahres leider nicht erreicht wurde, die Ergebnisse aus den Jahren 1998 und 1999 aber deutlich überschritten werden konnten. So wurde in 1998 ein Ergebnis von 19,4 Mio Euro, in 1999 von 28,2 Mio Euro, im Jahr 2000 von 43,3 Mio. Euro und in 2001 von 40,8 Mio. Euro erzielt. Die Bilanzsumme sank von 820 Mio. Euro in 2000 leicht auf 805 Mio. Euro in 2001; man kann jedoch immer noch eine hohe Eigenkapitalquote von rund 44 Prozent ausweisen.
Trotz des schwierigen Umfeldes konnten die Unternehmensbereiche Bad und Küche sowie Tischkultur ihr Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr leicht verbessern. Der Bereich Wellness war jedoch belastet durch die Akquisitionen und Marketingaufwendungen für die Umstellung auf die Marke Villeroy & Boch; im Bereich Fliesen sei es leider nicht gelungen, die Restrukturierungskosten in den USA und in Italien durch Ergebnisverbesserungen auszugleichen.
Zusammenfassend stellte sich der Abschluss somit im Verhältnis zum Vorjahr so da, dass sich der Umsatz im Konzern um 4 Prozent auf 975 Mio. Euro erhöhte, das Ebit sich um 5 Prozent auf 41 Mio. Euro verringerte und der Jahresüberschuss um 8 Prozent auf 23 Mio. Euro zurück ging. Erwirtschaftet wurden diese Zahlen mit einer akquisitionsbedingt von 10.546 Mitarbeitern in 2000 auf 10.833 in 2001 leicht erhöhten durchschnittlichen Mitarbeiterzahl.
Zum Abschluss des Berichtes über das Jahr 2001 ging Herr von Boch-Galhau näher auf die Aktie ein und beschrieb die Dividendenentwicklung der Vorzugsaktie seit 1998. Man schlage für dieses Jahr eine Dividende von 50 Cent für die Stamm- und 55 Cent für die Vorzugsaktie vor. Daraus resultiere für die letzten beiden Jahren eine Dividendenrendite von 5,5 Prozent.
In seinem Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr erklärte der Vorstand, gegenüber dem Quartalsbericht habe sich nach 4 Monaten eine Verbesserung eingestellt. Im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres konnte eine Steigerung des Umsatzes von 320 Mio. Euro auf 331 Mio. Euro erzielt werden.
Im Unternehmensbereich Fliesen ging der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 10,5 Prozent zurück, im Bereich Bad und Küche konnte ein Umsatzplus von 1 Prozent erzielt werden, was Herr von Boch-Galhau besonders betonte, da die Branche in Deutschland ein Umsatzminus von 6,5 Prozent verzeichnete. Im Bereich Tischkultur wurde ein Umsatzplus von 6,3 Prozent erzielt. Der Wellness-Bereich verzeichnete, resultierend aus den Akquisitionen, ein Umsatzplus von 66,5 Prozent, die Branche legte um 8 Prozent zu.
Im Weiteren ging Herr von Boch-Galhau auf das Auslandgeschäft ein. Der Auslandsanteil am Umsatz betrage nunmehr 68 Prozent, wobei besonders der französische Mark viel Freude bereite und nun schon im zweiten Jahr in Folge ein Umsatzplus ausweise. Insgesamt gleichen die Geschäftserfolge im Ausland damit den schwachen Binnenmarkt aus.
Im Quartalsbericht lag man noch hinter den Ergebnissen des Vorjahres zurück, nach den ersten 4 Monaten sei man jedoch über Vorjahresniveau. Mit Blick auf das Jahresende 2002 führte Herr von Boch-Galhau aus, dass man im Bereich Bad und Küche mit einem Umsatzrückgang rechne, da sich das Kaufverhalten geändert habe und der Trend hin zu preiswerteren Ausstattungen gehe, was natürlich auch eine Anpassung der Produktstruktur zur Folge habe. Im Wellness-Bereich erwarte man basierend auf dem bisher positiven Verlauf der Integration der Akquisitionen deutlich verbesserte Ergebnisse.
Im Hinblick auf die strategische Orientierung beschrieb Herr von Boch-Galhau im Weiteren die Vision, zur maßgeblichen europäischen Lifestylemarke zu werden. Hinter dieser Vision verberge sich „das Bad aus einer Hand, der komplett gedeckte Tisch und die Fliese für den Wohn- und Objektbereich". Erklärtes Ziel sei es, den Wandel vom Bauwert zum Anbieter von Lifestyle zu vollziehen.
Um dies zu erreichen, werde man sich auf die mittleren und hohen Preissegmente konzentrieren. Zudem habe man eine Segmentierung unter Lifestyleaspekten eingeführt, wobei im Vordergrund die Konzentration auf die Marke Villeroy & Boch stand. Dieses schlage sich im „House of Villeroy & Boch" Konzept nieder. Die Segmente unterstützen sich hier gegenseitig. Neu sei in diesem Zusammenhang der Einstieg in den Bereich Armaturen. Hier arbeite man mit einem sehr guten deutschen Hersteller von Armaturen zusammen.
Im weiteren Verlauf erläuterte Herr von Boch-Galhau die Maßnahmen zur Umsetzung dieser Vision, gegliedert in Segmentierung/Lifestyles, Innovation, Internationalisierung und Diversifizierung. Zunächst beschrieb er die verschiedenen Lifestyles Classic, Country, Easy (ehemals Family) und Metropolitan. Er führte weiter aus, dass die Ausrichtung nach diesen Lifestyles das Marketing in all seinen Facetten unterstütze und die Orientierung für die Kunden erleichtere.
Folgend erläuterte er das Kernstück der Innovationsstrategie, das Innovationsmanagementsystem, auf welches die Entwicklung und der Erfolg von Ceramic plus zurückzuführen sei, mit dem innerhalb von zwei Jahren ein Marktanteil von 10 Prozent erreicht wurde. Nun habe man in diesem Bereich wieder die Position des Marktführers inne. Zu Internationalisierung führte er aus, dass diese durch die verschiedenen Produktionsstandorte verteilt über Europa und durch den Ausbau der jeweiligen europäischen Märkte vollzogen wurde.
Als nächsten Punkt sprach er die Diversifizierung an; diese bedeute für Villeroy & Boch Kompetenz in allen Bereichen und Verteilung der Risiken. So plane man im Bereich Badausstattungen, das bisherige Produktportfolio von Badfliesen und Sanitärkeramik um weitere wesentliche Produkte zu ergänzen, wobei insbesondere auf hochwertige Ausstattungselemente abgezielt wird: Bade- und Duschwannen, Armaturen, Duschgarnituren und -abtrennungen, Badmöbel und Accessoires.
Wie Herr Boch-Galhau betonte, ist man sich der Risiken der Diversifizierung und der Akquisitionen aber bewusst, vor allem da es sich in vielen Fällen nicht um das ursprüngliche Kerngeschäft gehandelt habe, mit dem man gewachsen sei. Hier lege man besonderen Wert auf gute Fachkräfte und die Nutzung von Synergien.
Der Bereich Wellness hatte im vergangenen Jahr den größten Anteil bei den Akquisitionen. So habe man 25 Mio. Euro in Neuerwerbungen investiert bei einem Umsatz von 120 Mio. Euro, der bis 2005 ohne weitere Akquisitionen auf 170 Mio. Euro steigen soll, wobei man diese jedoch nicht generell ausschließe. In diesem Bereich gebe es nur drei große Wettbewerber, Villeroy & Boch wolle selbst mindestens Platz 2 einnehmen.
Schließlich gab Herr von Boch-Galhau noch einen Ausblick auf die Zukunft, wozu er erläuterte, dass in einer Umfrage in der FAZ das Kaufverhalten in der Zukunft untersucht wurde. Hier äußerten 57 Prozent der Befragten, dass sie in der Zukunft mehr in Haus und Wohnung investieren wollen. Damit ist dieser Bereich als einziger im Vergleich zum Vorjahr gewachsen. Insgesamt habe man sich in einem schwachen konjunkturellen Umfeld mit starken Wettbewerbern relativ gut geschlagen. Er führte diesen Erfolg darauf zurück, dass man ganzheitlich denke und handele.
Zum Abschluss seiner Rede erläuterte er noch einmal die mittelfristig umzusetzenden Ziele: die Umsetzung des Schrittes weg vom Bauwert hin zum Lifestylewert, die Rentabilisierung des Unternehmensbereiches Fliesen, den Ausbau des Objektgeschäftes und eine weitere Verstärkung der Kompetenz im Bereich Bad. Dieses Jahr wolle man beim Umsatz die Milliarden-Euro-Marke überschreiten, wobei Herr von Boch-Galhau betonte, dass Umsatz nicht alles ist, sondern auch das Ergebnis wichtig sei.
Nun übernahm der Aufsichtratsvorsitzende wieder das Wort und bedankte er sich noch einmal ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit bei allen Mitarbeitern und dem Vorstand, ohne die das Ergebnis und die positive Entwicklung nicht möglich gewesen wären. Er führte weiter aus, dass man besonders stolz auf die Erfolge im Ausland sei. Natürlich gebe es noch Schwachstellen, aber an diesen würde weiter konstruktiv gearbeitet. Auch habe der Ausbau des Bereiches Wellness mehr Aufwand verursacht als eingeplant, die Geschäftentwicklung sei jedoch zufriedenstellend.
Allgemeine Diskussion
Frau Reinhild Keitel von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) sprach sodann als einzige Rednerin. Sie sprach zunächst ihre Anerkennung zur Rede von Boch-Galhau aus; diese sei nicht der sonst häufig übliche gestanzte und perfekt durchformulierte Bericht gewesen, sondern gebe - da frei vorgetragen - der HV einen besonderen Charakter.
Weiter meinte sie, dass Villeroy & Boch noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen sei, besonders in dem schwierigen Marktumfeld. Man könne erkennen, dass hierzu außerordentliche Anstrengungen notwendig waren. Schmerzlich sei jedoch die Entwicklung im Bereich Fliesen, wurde doch im letzten Jahr noch die Trendwende gefeiert und dieses Jahr dort ein Verlust von 2,5 Mio. Euro bei leicht gesunkenem Umsatz erwirtschaftet.
Zwar kommen aus diesem Bereich 30 Prozent des Gesamtumsatzes, jedoch werde hier seit 1990 Geld vernichtet. In diesem Zusammenhang fragte sie nach, ob es Überlegungen gibt, diesen Bereich anders zu strukturieren. Zu der Schließung des Produktionsstandortes in den USA wollte sie die Höhe des Sonderaufwandes wissen und wie viele Produktionsstandorte es im Bereich Fliesen gäbe.
Im Vergleich zu dem Bereich Fliesen fragte sie nach, was man im Bereich Bad und Küche als größtem und rentabelstem Bereich des Unternehmens anders mache, welches besondere Erfolgsrezept dahinter stecke. Zu diesem Bereich interessierte sie außerdem, wie hoch der Umsatzanteil der Küchenkeramik ist. Die Ergänzung dieses Bereiches durch eigene Armaturen sei einleuchtend, sie halte dies aber auch für riskant. Hierzu fragte sie nach, wer das Design bestimmt und wer der Kooperationspartner ist.
Zum Bereich Tischkultur fragte sie nach, ob es wieder einen neuen Vorstand in diesem Bereich geben soll oder ob dieser wie bisher in Personalunion vom Vorstandsvorsitzenden geleitet werden wird.
Der Bereich mit dem stärksten Umsatzwachstum sei der Bereich Wellness, im Laufe einer sehr kurzen Zeit seien 5 Unternehmen erworben worden. Frau Keitel fragte hierzu, wann man denn mit einem positiven Ergebnis rechnen könne und wie es mit den Produktionsstandorten aussähe ob alle auf die Marke Villeroy & Boch umgestellt werden. Auch interessierte sie, wer die größten Wettbewerber sind.
Sie stellte noch einige Fragen zu den Zahlen aus 2001, wobei sie darum bat, die Veränderungen in der Bilanz nach der Umstellung von HGB auf IAS zu erläutern. Ihr sei zudem aufgefallen, dass das Vorratsvermögen nicht gesunken sei, sondern relativ zur Bilanzsumme sogar zugenommen habe. Im Vorjahr habe man aber angekündigt, das Vorratsvermögen zu reduzieren.
Die Wahl des Abschlussprüfers KPMG betrachtete sie aufgrund der Berichte der vergangenen Monate kritisch. Sie fragte nach, wie hoch das Honorar für die Erstellung des Abschlusses ist und ob die KPMG auch noch für weitere Dienstleistungen herangezogen wurde, wenn ja für welche und wie hoch dort das Honorar war.
Zum Abschluss ging sie auf das Thema Stamm- und Vorzugsaktien ein. Derzeit sind die Stammaktien nicht an der Börse notiert, dort werden ausschließlich die Vorzüge gehandelt. Sie fragte aufgrund der Tatsache, dass die Vorzuzugsaktien nicht stimmberechtigt sind, nach, ob Pläne bestehen, diese in Stammaktien umzuwandeln.
Antworten
Zunächst begann Herr von Boch-Galhau mit der Beantwortung einiger der zum UB Fliesen gestellten Fragen und führte aus, dass dieser Bereich ein unverzichtbarer Bestandteil des „House of Villeroy & Boch" sei, da er eine Ergänzung zum Objektgeschäft darstelle und daher zwingend notwendig sei, wenn man die Hotellerie als Kunde für Gesamtkonzepte gewinne wolle.
Bezüglich des nicht von der Hand zu weisenden schlechten Ergebnisses des UB Fliesen habe der Vorstand dem Aufsichtrat auf der Basis eines gemeinsam getragenen Sanierungskonzeptes eine Vermögensrendite von 10 Prozent zugesagt. Er wies aber darauf hin, dass sich allein in Südeuropa ca. 800 Wettbewerber in diesem Markt betätigen und trotz Überkapazitäten weitere Werke gebaut werden.
Um dem entgegen zu wirken, habe man den Umsatzanteil des Bereiches Fliesen am Gesamtumsatz bereits reduziert. Er sei von 1980 mit rund 60 Prozent über etwa 40 Prozent im Jahr 1990 auf rund 30 Prozent in 2001 gesunken. Für 2004 plane man einen Anteil von 23 Prozent, um das Risiko zu vermindern. Zur Frage nach der Anzahl der Werke erläuterte er, dass zwei Werke in Osteuropa, welche profitabel seien, eines in Merzig, eines in Frankreich und ein weiteres in Italien bestehen.
Zum Unternehmensbereich Bad und Küche führte Herr von Boch-Galhau aus, dass sich im Sanitärbereich derzeit 12 Wettbewerber den Markt teilen, nachdem es 1982 noch 54 waren, wobei die Konzentration durch Aufkäufe entstand und nicht durch Firmenschließungen. Es ist einfacher, eine Fliese herzustellen als Artikel für den Bad und Sanitärbereich, somit liege hier eine höhere Eintrittsbarriere vor. Daher habe man sich entschlossen, im Armaturenbereich mit der Firma Dornbracht zu koopieren und eine eigene Armaturenserie herauszubringen. Durch die Akquisition des schwedischen Werks Gustavsberg verfüge man zudem selbst über eine kleine Armaturenfabrik.
Zu der Frage nach dem ausgeschiedenen Vorstand für den Bereich Tischkultur betonte Herr von Boch-Galhau, dass dieser nicht ausgeschieden sei, weil er schlecht war, und bat um Verständnis dafür, dass er die Gründe nicht näher erläutern wolle. Ihm selbst habe diese Tätigkeit zwar außerordentlich viel Freude bereitet; da er sich der Doppelbelastung aber bewusst sei, werde für diesen Bereich im September ein neuer Vorstand seine Arbeit aufnehmen. Die Erweiterung des Produktportfolios um Bestecke erklärte er damit, dass zu einem gedeckten Tisch Besteck und Accessoires gehören, aber bei Villeroy & Boch eine untergeordnete Rolle spielen. Man habe nicht das Bestreben, zu WMF in diesem Bereich aufzuholen.
Die Frage, ob geplant sei, die börsennotierten Vorzugsaktien in Stammaktien umzuwandeln, verneinte er; dies sei zudem ein Thema, worüber man in Ruhe nachdenken müsse.
Für die Fragen zum Bereich Wellnes übernahm Herr Dr. Wientjes das Wort und erklärte, dass der Aufbau dieses Bereiches mit hohen Kosten verbunden war, was aber notwendig war, um eine gute Ausgangsposition im Markt zu schaffen. Man sei nun auf Platz drei hinter den beiden größten Wettbewerbern Sanitec und Idealstandard. In einigen Ländern, wie zum Beispiel in Belgien und Italien, konnte man sich sogar schon auf den ersten Platz schieben. Ziel sei es jedoch, in Europa Platz 2 oder besser zu erreichen.
Zudem ergeben sich durch die unterschiedlichen Produktionsstandorte in Europa und Spezialisierungen der einzelnen Werke Synergieeffekte, welche man nutzen werde, um den Umsatz zu steigern. Zu der Frage, wann hier ein positives Ergebnis erwartet wird, führte er aus, dass schon dieses Jahr ein Ergebnis von 3 Mio. Euro nach Goodwillabschreibung möglich sei.
Im Anschluss beantwortete Herr Finger die Fragen zur Umstellung der Bilanz von HGB nach IAS und beschrieb die Auswirkungen anhand des Eigenkapitals. Dieses steige von 324 Mio. Euro auf 388 Mio. Euro an, verursacht durch die Änderung der Abschreibungsmethode von degressiv auf linear, die Auflösung von Sonderposten und die Einbeziehung von Goodwillabschreibungen. Die Folge davon sei eine verbesserte Eigenkapitalstruktur. Die höher werdenden Abschreibungen würden jedoch künftig die G&V belasten.
Dann ging Herr Finger noch auf die Vorräte ein. Er führte aus, dass im vergangenen Jahr die Reduzierung der Vorräte hohe Priorität hatte. Allerdings war ein weiterer Abbau der Lagerbestände aufgrund der Marktschwierigkeiten nicht möglich. Man habe jedoch erreicht, dass der Anteil der Vorräte im Verhältnis zum Umsatz von 30 Prozent in 1998 auf 26 Prozent in 2001gesunken sei. Zu den USA führte er noch aus, dass die Schließung des Produktionsstandorts ca. 3,5 Mio. Euro gekostet habe und der Umsatz von 21 Mio. Euro auf 13 Mio. Euro in 2001 zurückgegangen sei.
Zur KPMG erläuterte er, dass diese für den Abschluss 750 TEUR erhalten haben und für die Unterstützung bei der Umstellung von HGB auf IAS zusätzlich 30 TEUR. Der Aufsichtsratvorsitzende ergänzte, man sei sich der Turbulenzen um KPMG bewusst, doch habe man sich genau so bewusst für die KPMG entscheiden, da man mit diesem Unternehmen, aber speziell mit den Personen, die Villeroy & Boch betreuen, sehr gute Erfahrungen gemacht habe. Wirtschaftprüfer seien im Übrigen nicht allwissend und können nur anhand der ihnen vorliegenden Faktenlage entscheiden, so dass sie auf wahrheitsgemäße Berichterstattung angewiesen sind.
Zum Abschluss berichtete Herr von der Lippe über das Erfolgsgeheimnis des Unternehmensbereiches Bad und Küche. Der Erfolg dieses Bereiches sei an einigen wenigen Faktoren fest zu machen: den engagierten Mitarbeitern im In- und Ausland, der konsequenten Umsetzung der Strategie „Bad komplett" nebst Diversifizierung, Internationalisierung und Innovation. Den Umsatzanteil der Küchenkeramik gab er mit 7 Prozent an.
Abstimmungen
Der Aufsichtsratsvorsitzende Peter Prinz Wittgenstein stellte zu Beginn der Abstimmung die Präsenz mit 89 Prozent Stammaktien und 29,04 Prozent Vorzugsaktien fest. Im Anschluss wurde über die Verwendung des Bilanzgewinns in Höhe von Euro 21.231.219,24 zur Zahlung einer Dividende von 0,50 Euro je Stamm- und 0,55 Euro je Vorzugsaktie, die Entlastung des Vorstandes und des Aufsichtrates und die Wahl der KPMG zum Abschlussprüfer abgestimmt. Alle Punkte wurden ohne Gegenstimmen angenommen.
Fazit
Die Villeroy und Boch AG hat sich in einem schwierigen Marktumfeld gut behaupten können; zwar erreichte das Ergebnis nicht ganz das Rekordniveau des Jahres 2000, dennoch können die Aktionäre mit der soliden Entwicklung sowie den erzielten leichten Umsatzzuwächsen durchaus zufrieden sein. Wenn es nun im laufenden Jahr auch noch gelingt, im bisherigen Sorgenkind Fliesen tatsächlich wieder ein positives Ergebnis zu erreichen, darf neben einem erstmaligen Überschreiten der Milliarden-Euro-Marke im Umsatz für das laufende Jahr auch auf ein neues Rekordergebnis gehofft werden.
Mit einer Dividendenrendite von gut 5 Prozent bietet die Villeroy & Boch Aktie eine gute Rendite, zugleich sollte diese den Kurs nach unten weitgehend absichern. Allerdings sind durch die geringen Umsätze in der Aktie kurzfristige erratische Ausschläge nie auszuschließen, wie der Kursverlauf des vergangenen Jahres zeigt. Renditeorientierte Langfristiganleger können solche Gelegenheiten zum Einstieg bzw. der Aufstockung ihrer Position nutzen.
Zwar sind in Anbetracht der erreichten Größe sowie des Geschäftsfeldes spektakuläre Zuwächse beim Umsatz und entsprechend auch im Aktienkurs nicht zu erwarten, man dürfte jedoch auch in Zukunft als Aktionär bei Villeroy & Boch dank der soliden Entwicklung und dem Wissen, in einem schon seit mehr als 250 Jahren bestehendem Unternehmen engagiert zu sein, auch in stürmischen Börsenzeiten ruhig schlafen können.
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