Bei der 11. ordentlichen Hauptversammlung der Eybl International AG wurde beschlossen, das Grundkapital (derzeit 17,441.480,20 EUR) um bis zu 4.360.370,05 EUR auf bis zu 21.801.850,25 EUR zu erhöhen. Dazu werden bis zu 600.000 Stückaktien, und zwar auf Inhaber lautende Stammaktien, gegen Bareinlagen zu einem Ausgabebetrag in Höhe von 8,00 EUR je Stückaktie emittiert. Die genaue Zeichnungsfrist für die Kapitalerhöhung wurde noch nicht festgelegt, soll aber "zeitnahe" sein, hieß es in einer Pressemeldung vom Donnerstag.
Weiters wurde beschlossen, durch eine Änderung der Konzernstruktur vorhandene Potenziale im Eigenkapitalbereich zu heben. Vorstandssprecher Johannes Elsner: "Die derzeitige Eigenkapitalquote von knapp 11% reicht nicht aus, um die strategische Neupositionierung des Konzerns abzusichern, ein akzeptierter Lieferanten-Partner zu sein und damit nachhaltig die Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen. Daher braucht Eybl als langfristiger Vertragspartner der internationalen Automobilindustrie eine Eigenkapitalquote von annähernd 25%."
Über die Realisierung stiller Reserven zur Stärkung des Eigenkapitals hinaus ergibt sich nach Ansicht des Managements der Vorteil einer Trennung nach Funktionalführungsprinzipien in operative Produktionseinheiten und konzernsteuernde Zentral- und Servicefunktionen. Nach einer Berechnung des Eybl Vorstandes ergeben eingeleitete bzw. bereits realisierte Eigenkapital-Verbesserungsmaßnahmen (Realisierung stiller Reserven, zeitnahe Kapitalerhöhung, nachrangig gestellte Kredite des Bankenkonsortiums mit Eigenkapitalcharakter sowie geplanter Jahresüberschuss) eine Erhöhung des Eigenkapitals auf 52 Mio. EUR (das Eigenkapital belief sich per Jahresanfang auf 21,4 Mio. EUR). Nach Abzug der Kosten für zeitnahe Restrukturierungsmaßnahmen in Höhe von gut 20 Mio. EUR verbleibe eine Eigenkapitalquote von rund 20% (derzeit 10,7%), hieß es.
Wie Vorstandssprecher Johannes Elsner vor den Aktionären des Unternehmens berichtete, sei es in den ersten fünf Monaten gelungen, operativ wieder positive Zahlen zu schreiben. Das EBIT von 1-5/2002 habe sich auf 2,5 Mio. EUR belaufen, das EGT auf 0,2 Mio. EUR. Der Turnaround Effekt sei bereits deutlich erkennbar, so Elsner, der für das Gesamtjahr 2002 ein EBIT von 8,4 Mio. EUR sowie ein EGT von 2,7 Mio. EUR erwartet.
Wie bereits berichtet musste Eybl das Jahr 2001 mit einem Jahresfehlbetrag von mehr als 24 Mio. EUR abschließen. Aufgrund der schwierigen Situation des Unternehmens hat die Hauptversammlung daher auf Vorschlag des Vorstandes beschlossen, für das Jahr 2001 keine Dividende auszuschütten. Neben operativen Verlusten in allen drei Geschäftsbereichen (Textilherstellung für Autositzbezüge, Konfektionierung von Stoff- und Ledersitzbezügen sowie Technische Textilien) lagen nach Unternehmensangaben die Ursachen für die Verluste im Jahr 2001 auch in einer Firmenwertabschreibung der 1999 erworbenen deutschen Tochtergesellschaft Bobinet sowie im erhöhten Zinsaufwand durch gestiegene Nettoverbindlichkeiten.
Das neue Management hat weiteren Angaben zufolge den Turnaround-Prozess eingeleitet und eine massive Umstrukturierung des Konzerns in Angriff genommen. Eybl will sich zukünftig auf die europäische Automobilindustrie konzentrieren und seine Produktionsstätten in Übersee auflassen. Weiters soll der Bereich Safety Textiles sowie die Lederlenkradproduktion aufgegeben werden. Zukünftig will Eybl zudem die Textilproduktion in den Werken in Krems und Trier konzentrieren, wobei der rasche Aufbau eines Kompetenzzentrums Weben am Standort Krems (mit dem Standort Gmünd als Veredelungs-Center) im Mittelpunkt stehen soll.
Kettwirkware werde in Trier hergestellt, Strick- und Webware in Krems. Die Konfektionierung von Leder- und Stoffsitzbezügen werde an den vorhandenen Standorten in Ungarn (Janoshaza, Nagykanizsa und Lenti) sowie am Standort Deta in Rumänien im vollen Umfang weitergeführt bzw. nach Bedarf ausgebaut. Eybl sei bereits jetzt sehr stark in der deutschen Automobilindustrie positioniert (die wichtigsten Kunden des Unternehmens sind DaimlerChrysler, BMW, VW und Audi) und möchte in den nächsten Jahren auch signifikante Marktanteile bei französischen Autokonzernen gewinnen. 2002 rechne Eybl International mit einem Umsatz von 418 Mio. Euro und einem EBIT von rund 8 Mio. Euro, konnte man der Meldung weiter entnehmen.