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HV-Bericht adv.orga Beteiligungen AG - Wie ein Trüffel: gut, aber leider (noch) selten

Im Künstlerhaus in München fand am 5. Juni 2002 um 14 Uhr die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der adv.orga Beteiligungen AG statt, an der auch Dietmar Stanka für GSC Research teilnahm.



Die Gesellschaft erwirbt mit ihrer Beteiligung cash.life AG in München stornobedrohte Kapitalversicherungen und führt sie bis zu ihrer Fälligkeit weiter. Die Beteiligung ZH Holding GmbH in Ulm ist als Kommanditistin an 18 vermögensverwaltenden Kommanditgesellschaften beteiligt; im Herbst 2001 beteiligte man sich als Gesellschafter und größter Einzelaktionär mit 33,46 Prozent am Kapital der PrismaLife AG in Schaan. Diese Gesellschaft bietet als virtueller Versicherer fondsgebundene Versicherungen an.





Prof. Dr. Dirk Krüger begrüßte als Vorsitzender des Aufsichtsrats die anwesenden Aktionäre und Gäste der Veranstaltung und übergab nach Bekanntgabe der gesetzlichen Vorschriften an den Einzelvorstand Gerd A. Bühler.








Bericht des Vorstandes





Gerd A. Bühler begrüßte namentlich einige anwesende Gäste und Geschäftsführer sowie Vorstände von beteiligten Unternehmen. Zum Inhaltlichen führte er aus, dass man von dem im Jahr 1999 genehmigten Kapital in Höhe von 3,9 Mio. Euro noch keinen Gebrauch gemacht hat. Dies hat im Wesentlichen seine Ursache im nach wie vor bestehenden steuerlichen Verlustvortrag, der das Unternehmen in Bezug auf die Höhe der Kapitalzufuhr für einen Zeitraum von fünf Jahren, gerechnet ab Anfang 1999, auf einen Zuführungsbetrag von maximal 12,5 Mio. Euro beschränkt. Der mit einer Kapitalerhöhung verbundene Aufwand wird in Anbetracht eines so geringen Erhöhungsbetrages derzeit nicht für gerechtfertigt gehalten.





Herr Bühler wiederholte, dass man von Seiten der adv.orga Beteiligungen AG keine eigenen unternehmerischen Aktivitäten im engeren Sinn entwickeln werde. Bei der Gesellschaft steht tatsächlich im Sinne einer Holding das Beteiligungsgeschäft im Vordergrund. Auf Grund der dynamischen Entwicklung der letzten Jahre wurde der Konzernabschluss nach IAS erstellt.





Zunächst ging Herr Bühler auf den Abschluss nach HGB ein. Der Überschuss des Jahres 2000 reduzierte sich von rund 8,4 Mio. Euro auf rund 1,9 Mio. Euro im Jahr 2001. Die wesentliche Ursache lag im Rückgang der Beteiligungserträge von rund 9,3 Mio. Euro auf nunmehr 2,7 Mio. Euro. An Beteiligungen werden von der adv.orga unmittelbar die cash.life AG, die ZH Holding GmbH und ein Teil an der PrismaLife AG gehalten. Sowohl cash.life als auch PrismaLife haben als Neugründungen noch kein Ausschüttungsvolumen.



Daher ist die ZH Holding die einzige Quelle der Ergebnisse aus Beteiligungen. Die ZH Holding ist am PERI-Konzern und an 18 ZH-Partner-Fonds als Gesellschafterin beteiligt. Darüber hinaus besteht eine stille Beteiligung in Höhe von 26 Mio. Euro an der cash.life AG. Damit speist sich das von der ZH Holding an die adv.orga abgelieferte Beteiligungsergebnis aus dem Eigengeschäft der ZH Holding und deren Beteiligungen.





Diese Struktur sei das Ergebnis sorgfältiger Planungen, so der Vorstand. Bei der Einrichtung dieses Systems war klar, dass einerseits aus dem Eigengeschäft der ZH Holding und aus deren Kommanditbeteiligungen und der Beteiligung am PERI Konzern stets mit positiven Erträgnissen zu rechnen ist. Weiterhin war bewusst, dass der Aufbau der cash.life AG mehrere Jahre signifikante Jahresfehlbeträge erwarten lässt. Es galt daher, eine Struktur zu finden, durch welche die positiven Erträgnisse der ZH Holding mit den Jahresfehlbeträgen der cash.life AG unmittelbar im Zeitraum der Entstehung verrechnet werden können.





Im Gegensatz zu einer Rechnungslegung nach US-GAAP oder den Richtlinien des IAS wird nach deutschem Handelsrecht die berechenbare Wertentwicklung der eingekauften Versicherungspolicen gänzlich außer Acht gelassen. Dies führt dazu, dass der Mehrpreis, den die cash.life AG für den Erwerb der von ihr angekauften LV-Policen über den von den Versicherungsgesellschaften angebotenen Rückkaufswert bezahlt, handelsrechtlich zu Aufwand wird. Bei einem steigenden Einkaufsvolumen führt dies zwangsläufig in den ersten Jahren zu steigenden handels- und steuerrechtlichen Verlusten.





Der handelsrechtliche Verlust der cash.life AG des Jahres 2000 betrug 1,766 Mio. Euro und stieg im Jahr 2001 auf 7,097 Mio. Euro. Die ZH Holding übernahm einen Verlust in Höhe von 7,029 Mio. Euro, was gegenüber dem Vorjahr eine erhöhte Verlustübernahme von 5,346 Mio. Euro bedeutet. Wenn weiterhin berücksichtigt wird, dass im handelsrechtlichen Ergebnis der ZH Holding des Jahres 2000 der einmalige Sondereffekt eines aufgelösten Zinssicherungsgeschäftes mit einem Ertrag von 9,436 Mio. Euro enthalten ist, so bedeutet dies, dass die Ausgangslage für das Jahr 2001 sich um 14,782 Mio. Euro reduziert hat.





Das handelsrechtliche Beteiligungsergebnis der adv.orga hat sich lediglich um 6,569 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr reduziert. Damit erwirtschaftete die ZH Holding im Vergleich zum Vorjahr einen Mehrertrag aus eigener Geschäftstätigkeit sowie aus ihren Beteiligungen von 8.213.000 Euro. Besonderen Dank sprach Herr Bühler an Gerd Schmidt, den Geschäftsführer der ZH Holding, aus.



Da dem handelsrechtlichen Jahresfehlbetrag der cash.life AG von rund 7,1 Mio. Euro ein nach IAS ermittelter Jahresüberschuss von 6 Mio. Euro gegenüber steht, ist man von Seiten des Vorstands wegen des handelsrechtlichen Gewinnrückgangs nicht beunruhigt. Mit rund 23 Mio. Euro ist die Bilanzsumme der adv.orga im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert.





Die Beteiligung an der PrismaLife entstand aus logischen Gründen. Da ein wesentlicher Renditekiller bei Lebensversicherungen die hohen Verwaltungs- und Vertriebskosten sind, hat sich die PrismaLife als sogenannter virtueller Versicherer in den Markt begeben. Der Standort Liechtenstein wurde deshalb gewählt, weil die Zulassung als Versicherungsgesellschaft in Liechtenstein gleichzeitig als Zulassung für die Schweiz und den gesamten EU-Raum gültig ist. Der bisherige Verlauf dieser Gesellschaft bestätigt die Erwartungen.



Herr Wahl, der Vorstand der cash.life AG, gab einige Zahlen bekannt. So wurden die Planzahlen in Höhe von 80 Mio. Euro mit 148 Mio. Euro deutlich übertroffen. Dieser Umsatz ist auch für das laufende Geschäftsjahr geplant.





Bereits im Jahresabschluss 2000, so Herr Bühler, wurde vorsichtshalber das gesamte Engagement an der Enrev Corporation in Höhe von 410.000 Euro wertberichtigt. Diese Maßnahme war richtig und vom eingezahlten Kapital erhielt man 47.000 Euro zurück. Mit weiteren Zahlungen ist nicht zu rechnen; man werde diese Beteiligung im Laufe des Jahres ausbuchen.





Über die ZH Holding ist man in einem Joint Venture gemeinsam mit der Landesbank Baden-Württemberg an der PERI Gruppe beteiligt. PERI ist Weltmarktführer im Bereich Schalungs-Engineering. Das Gesamtengagement des Joint Ventures, von dem 50 Prozent auf die ZH Holding entfallen, beläuft sich auf rund 26 Mio. Euro und dient der Wachstumsfinanzierung. Die Beteiligung kann innerhalb von sechs Jahren beendet werden.





Das handelsrechtliche Eigenkapital der adv.orga AG entwickelte sich von Anfang 1999 übernommenen 13,3 Mio. Euro auf nunmehr 22,4 Mio. Euro. Hierbei sollte, so der Vorstand, berücksichtigt werden, dass unter Einbeziehung der diesjährigen Dividende 5 Mio. Euro ausgeschüttet wurden. So wurden den Aktionären von einem gezeichneten Kapital in Höhe von 7,8 Mio. Euro innerhalb von drei Jahren rund 64 Prozent als Dividenden zurückgezahlt.





Trotz der hohen Kosten wurde der Abschluss nach IAS gedruckt und veröffentlicht, da diese Art von Konzernabschluss die Beteiligungen wesentlich transparenter mache. Der Konzernjahresüberschuss stieg von rund 8 Mio. Euro im Vorjahr auf rund 10 Mio. Euro. Dies bezeichnete der Vorstand als erfreuliche Entwicklung, vor allem da es sich um ein Ergebnis nach Steuern handelt, die nach IAS auszuweisende Steuerposition von rund 7 Mio. Euro jedoch von der Gesellschaft auf Grund des bestehenden Verlustvortrages nicht zu bezahlen ist.





In den sonstigen betrieblichen Erträgen sind neben Provisionseinnahmen vor allem die barwertigen berechenbaren Ergebnisentwicklungen der im vergangenen Jahr vorgenommenen Investitionen der ZH Partner-Fonds und der cash.life AG enthalten. Dieser Ertragsposition stehen als wesentlichste Auftragsposition Versicherungsprämien in Höhe von rund 26,6 Mio. Euro gegenüber. Da man mit einem extremen Leverage arbeitet, entstand bei einem Zinsertrag von rund 7,8 Mio. Euro ein Zinsaufwand von 22,6 Mio. Euro.





Die kurzfristigen Vermögensgegenstände in Höhe von rund 690 Mio. Euro sind über kurzfristige Verbindlichkeiten in Höhe von 504 Mio. Euro und langfristige Verbindlichkeiten in Höhe von rund 169 Mio. Euro finanziert. Der Differenzbetrag von 16 Mio. Euro wird durch Eigenkapital gedeckt. Die Forderungen aus Versicherungsverträgen in Höhe von rund 577 Mio. Euro wurden auf Grund der jederzeitigen Liquidierbarkeit den kurzfristigen Vermögensgegenständen zugeordnet. Die fristenkongruente Finanzierung wird über Derivate erreicht. Das Eigenkapital hat sich vom 31.12.1998 bis zum 31.12.2001 von 13,3 auf 46,3 Mio. Euro erhöht.





Als strategische Ziele nannte der Vorstand unter anderem die Beibehaltung der vermögensverwaltenden Tätigkeit. Soweit man sich über die ZH Holding in verzinslichen Anlageformen engagiert, lassen diese Anlagen und die vorgenommenen Zinssicherungen über den jeweiligen Anlagezeitraum mit sicheren Erträgen kalkulieren.





Die Reduzierung der Gewinnzuweisung bei den Lebensversicherungsgesellschaften wird sich auch auf die Ergebnisentwicklung der cash.life AG auswirken. Die Entwicklung am Kapitalmarkt lässt momentan eher eine nochmalige Senkung als eine Erhöhung erwarten. Dem werde durch eine noch gezieltere Einkaufspolitik Rechnung getragen.





Als Dividende für das abgelaufene Jahr, über die bei dieser Hauptversammlung beschlossen wurde, schlage man eine Ausschüttung von 20 Cent je Aktie vor.






Allgemeine Diskussion





Markus Jaeckel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sagte zu der Aktie, dass diese einem Trüffel vergleichbar sei, aber die Chance, eine Aktie zu einem guten Preis zu erwerben, leider eher gering ist. Er fragte, ob sich hier nicht etwas ändern könnte. Der Vorstand antwortete, aufgrund der hohen Emissionskosten sei eine Kapitalerhöhung momentan nicht möglich, man würde aber gerne mehr Freefloat schaffen. Wenn die steuerlichen Restriktionen Ende 2003 aufgehoben werden, kann man aber durchaus mit einer Kapitalerhöhung rechnen.





Zu cash.life fragte Herr Jaeckel, wer die potentiellen Konkurrenten sind. Herrn Bühler waren keine Wettbewerber bekannt. Bei PrismaLife fragte er nach, ob man einen höheren Anteil erwerben möchte und wer die anderen Beteiligten sind. Der nächstgrößte Einzelaktionär, so der Vorstand in seiner Antwort, hält weniger als 25 Prozent. Zu den weiteren Aktionären gehört unter anderem das Management. Herr Bühler hat Einfluss auf die Gesellschaft, da er im Verwaltungsrat sitzt. Die Frage, ob man von der Enrev Corporation noch irgendwas erwarte, verneinte Herr Bühler.





Zum Aufsichtsrat fragte er nach der Sitzungsfrequenz und ob die Aufsichtsräte noch weitere Beratungsfunktionen haben. Es gab vier Sitzungen mit kompletter Anwesenheit, so Prof. Dr. Krüger in seiner Antwort. Es gab keine weiteren Beraterfunktionen. Auf die Frage nach den Abschlussprüfungskosten und sonstigen Beratungskosten beim Abschlussprüfer wurde erklärt, dass die Kosten des Abschlusses etwa 25.000 Euro betrugen, andere Kosten konnten vom Vorstand nicht differenziert benannt werden.





Zum Schluss seiner Rede meinte der Sprecher des DSW, dass diese Aktie - auf bayerisch gesagt - ein Schmankerl ist. Begrüßen würde er einen größeren Freefloat.


















Abstimmungen





Bei einer Präsenz von 98,6 Prozent wurde der Zahlung einer Dividende in Höhe von 0,20 Euro (TOP 2), der Entlastung des Vorstandes (TOP 3) und des Aufsichtsrats (TOP 4), der Wahl der O&R Oppenhoff & Rädler AG, München, zum Abschlussprüfer (TOP 5) und der Wahl des neuen Aufsichtsrats Hansgeorg B. Hofmann als Nachfolger von Dieter von Specht (TOP 6) jeweils eine Zustimmung von 100 Prozent erteilt.








Fazit und eigene Meinung





Eine Aktie der adv.orga AG stellt sicherlich eine Bereicherung des Depots dar. Da aber momentan praktisch keine Aktie zu bekommen ist, ist es wichtig, bald mehr Freefloat zu schaffen. Die Beteiligungen sind werthaltig und die wirtschaftliche Situation der Holding mehr als zufriedenstellend. Durch die niedrig gehaltenen Kosten und die weiteren Geschäftsideen kann die adv.orga Beteiligungen AG zuversichtlich in die Zukunft blicken.






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Stefanie Kendl





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Veröffentlichungsdatum: 06.06.2002 - 11:25
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