Der Aufsichtsratsvorsitzende Herr Leyener, teilte mit, dass der Jahresabschluss und der Konzernabschluss sowie die Lageberichte geprüft wurden. Es seien keine Einwendungen seitens der Abschlussprüferin gemacht worden. Der Aufsichtsrat habe den vom Vorstand aufgestellten Jahresabschluss zum 31. Dezember 2000 einstimmig gebilligt. Der Abschluss ist damit festgestellt.
Bericht des Vorstands
Herr Graul, der Vorsitzende des aus zwei Personen bestehenden Vorstands, erläuterte eingangs die Firmenphilosophie und sprach in diesem Zusammenhang von Firmenkultur. Dabei wurden die Begriffe Kundenorientierung, Flexibilität, Unternehmertum, Gewinnoptimierung und Kompetenz genannt. Positiv sei angemerkt, dass er im Zusammenhang mit dem Begriff Flexibilität zu Recht auf die vorhandene schlanke Firmenstruktur hinwies.
Im Jahresdurchschnitt des Geschäftsjahres 2000 waren nämlich nur 9,5 Mitarbeiter und 2 Vorstände beschäftigt gewesen, die einen Umsatz von rund 112,76 Mio. DM erwirtschafteten. Der hieraus resultierende spezifische Wert von knapp 10 Mio. DM Umsatz je Mitarbeiter hat aber auch etwas mit dem hohen Automatisierungsgrad in dieser Branche zu tun. Nichtsdestoweniger erreicht 3U hier einen Spitzenwert in der Telekommunikationsbranche, so kann man es jedenfalls im Geschäftsbericht nachlesen.
An dieser Stelle dankte Herr Graul den Mitarbeitern und wies darauf hin, dass es auch zur Firmenphilosophie gehört, Verantwortung an die Mitarbeiter zu delegieren und ihnen die größtmögliche Freiheit für die Durchführung ihrer Arbeit zu geben.
Herr Graul sieht den Festnetzmarkt weiterhin als einen Markt mit Zukunft an, obwohl viele Mitbewerber darin nicht mehr profitabel arbeiten. Teldafax und Star Telecom sind pleite, Arcor und Mobilcom werden von der Deutschen Telekom mit Abschaltung bedroht. Und so sieht Herr Graul hier Chancen für 3U, nämlich durch Neukundenpotenzial, Übernahmeoptionen, Verbesserung der Gewinnmargen und Übernahme der Kostenführerschaft.
Daneben hat es sich 3U zum Ziel gesetzt, der europäische Telefonspezialist im Geschäft mit Call-by-Call zu werden. Das erfolgreiche Geschäftsmodell der 3U soll auf andere europäische Länder übertragen werden. Elemente dieses Geschäftsmodells sind die bereits erwähnte schlanke Struktur, das angebotene Preselection-Verfahren und der Einsatz modernster Technik. Bei Preselection wird die Vorwahl eines Anbieters fest in den Vermittlungsrechner der Telekom einprogrammiert. In Deutschland werden dann alle Gespräche, außer Ortsgespräche, automatisch in das fremde Netz geführt. Die Nutzung von zusätzlichen Anbietern per Call-by-Call bleibt weiterhin möglich.
Im Geschäftsjahr 2000 wurden Tochtergesellschaften in Frankreich, den Niederlanden, der Schweiz, in Österreich und Italien gegründet. Noch im selben Jahr wurde der Betrieb in der Schweiz und in Österreich aufgenommen und im Januar dieses Jahres in den Niederlanden.
Nach diesen Ausführungen von Herrn Graul erläuterte Herr Leberecht, Vorstand für Marketing, Vertrieb und Finanzen, das Geschäftsjahr 2000 und nannte u.a. folgende signifikante Zahlen. Der Umsatz erhöhte sich um 79 Prozent, der Gewinn vor Steuern bei der AG um 636 Prozent. Erstmals wurde ein Konzernabschluss aufgestellt, bei dem der Gewinn vor Steuern um 440 Prozent über dem entsprechenden Gewinn des AG-Abschlusses von 1999 lag. Auf die Veröffentlichung eines Jahresabschlusses der AG für 2000 hatte man im Geschäftsbericht verzichtet. Dafür hatte man zusätzlich einen Konzernabschluss nach US-GAAP vorgelegt.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden 500.000 neue Kunden gewonnen. Der Gewinn pro Aktie erhöhte sich von 8 Pf. auf 50 Pf., bezogen auf den Gewinn der AG, und auf 22 Pf., bezogen auf den Gewinn des Konzerns. Die Umsatzrendite (Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen im Verhältnis zum Umsatz) betrug bei der AG 9,36 Prozent und im Konzern 7,23 Prozent. Am Bilanzstichtag, dem 31.12.2000, betrug das Eigenkapital 129.1 Mio. DM, und die Finanzmittel beliefen sich auf 129,4 Mio. DM.
Allgemeine Aussprache
Die einzige Wortmeldung kam von Herrn Rudolf Henrich von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK). Dieser legte besonderen Wert auf die Feststellung, dass sein Heimatsitz das Städtchen Bad Vilbel ist, praktisch ein Vorort von Frankfurt, bekannt durch seine Quellen. Ob er dies als Appell an den Vorstand verstanden wissen wollte, die 3U möge eine Quelle des Wohlstandes für ihre Aktionäre werden, ließ er allerdings offen.
Herr Henrich teilte Lob für Vorstand und Mitarbeiter aus und erwähnte dabei ausdrücklich die hervorragende Umsatz/Mitarbeiter-Relation, und er wies auf die schon im Vorjahr ebenso gute oder noch bessere Relation hin. 1999 wurden nämlich 63,1 Mio. DM Umsatz von 3 Mitarbeitern und 2 Vorständen erwirtschaftet. Außerdem lobte Herr Henrich die Steigerung im Ergebnis pro Aktie von 8 Pf. auf 50 Pf.
Danach fragte er, in welcher Höhe man Umsätze in Österreich, in der Schweiz und in den Niederlanden erwartet. Des Weiteren wollte er wissen, an welche Investitionen im Hinblick auf die hohe Liquidität gedacht wird und in welcher Höhe man den Gewinn pro Aktie für 2001 erwartet. Zudem interessierte Herrn Henrich, ab wann die Aktionäre mit Dividendenzahlungen rechnen können.
Eine weitere Frage galt der bisherigen Kundenentwicklung im laufenden Jahr, und schließlich wollte er noch wissen, wie viele Aktien von Vorstand und Aufsichtsrat gehalten werden. Dann schloß Herr Henrich mit dem Appell an den Vorstand, auch für die Zukunft die strategischen Ziele, wie in der Vergangenheit, solide und maßvoll zu stecken: Machen Sie weiter so!
In seiner Antwort erklärte der Vorstand, in 2001 erwarte man in Österreich und der Schweiz je rd. 3 Mio. DM Umsatz und in den Niederlanden ca. 5 Mio. DM. Außer in Akquisitionen (die nicht explizit genannt wurden, hier wurde auch nicht nachgefragt) soll ein zweistelliger Millionenbetrag in die Infrastruktur investiert werden. Für das Jahr 2001 erwarte man einen Gewinn pro Aktie in etwa gleicher Größenordnung wie 2000, also etwa 50 Pf. pro Aktie.
Bezüglich einer Dividendenzahlung wurde geantwortet, hier müssten sich die Aktionäre wohl noch drei oder mehr Jahre gedulden, bis eine Dividende ausbezahlt wird. Dies sei auch eine Frage, ab welchen Beträgen sich die Kosten für den Geldtransfer rechnen. Die Kundenentwicklung sei im ersten Quartal 2001 leicht rückläufig gewesen, was aber im bisherigen 2. Quartal in etwa wieder kompensiert worden sei. Vom Vorstand werden rund 1,75 Mio. und vom Aufsichtsrat rund 2,83 Mio. Aktien gehalten.
Einem Aktionär, der ohne Wortmeldung kritisiert hatte, dass kein Abschluss der AG vorgelegt wurde und dass er auch keinen Abschluss erhalten hat, nachdem er ausdrücklich darum gebeten hat, wurde ad hoc Einsicht in den Einzelabschluss beim Notar gewährt
Abstimmungen
Ein Aktionär, Herr Nienaber, hatte sich zu Wort gemeldet und Korrekturen zu Formulierungen in der vorgelegten Tagesordnung vorgeschlagen, die von der Versammlung angenommen wurden. Danach wurde zügig abgestimmt. Die Vorschläge der Verwaltung wurden bei nur wenigen Neinstimmen und Enthaltungen angenommen. Der letzte Tagesordnungspunkt beinhaltete eine Satzungsänderung, wonach die Gesellschaft nunmehr als 3U TELECOM AG firmiert.
Fazit
Die Gesellschaft hat mit knappsten Ressourcen, hier 9,5 Mitarbeitern ohne Vorstände, bei der AG einen beachtlichen Gewinn vor Steuern von 9,5 Mio. DM erzielt. Der Vorstand hat es aber versäumt, Ergebnisabführungsverträge mit den Auslandsgesellschaften abzuschließen, die im abgelaufenen Geschäftsjahr gegründet wurden. Das war unprofessionell und führte dazu, dass in der Gewinn- und Verlustrechnung der AG Steuerabzüge von 4,93 Mio. DM ausgewiesen werden mussten. Es ist erstaunlich, dass die Aktionäre und insbesondere der Aktionärsvertreter hier nicht nachfragten und wegen der möglichen Steuergutschriften auf einer Ausschüttung bestanden.
Kontaktadresse
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