HV-Bericht U.C.A. AG - Als VC-Gesellschaft recht achtbar geschlagen

Im Münchner Forumhotel fand am 27.8.2002 die ordentliche Hauptversammlung der U.C.A. AG statt. Kurz nach 11 Uhr eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Eder die Veranstaltung und begrüßte die anwesenden Aktionäre und Gäste unter ihnen auch Dietmar Stanka von GSC Research. Vorstand und Aufsichtsrat waren vollzählig anwesend. Nach der Erledigung der üblichen Formalitäten übergab Herr Eder das Wort an den Vorstand.


Bericht des Vorstands



Dr. Joachim Kaske betonte in seinen einführenden Worten, er freue sich, dass trotz oder vielleicht auch gerade wegen des äußerst enttäuschenden Kursverlaufs ein anhaltendes Interesse an der U.C.A. besteht. Dann dankte er dem Bankhaus Reuschel, der Baader Wertpapierhandelsbank und GSC Research für die kontinuierliche Berichterstattung und die kritische Treue auch in diesen bekannt schlechten Zeiten.



Im weiteren Verlauf seiner Rede beleuchtete Dr. Kaske das wirtschaftliche Umfeld im Bereich der Kapitalmarkttransaktionen. Diese gingen erheblich zurück und zogen dabei gerade die VC-Branche in starke Mitleidenschaft. Hier mussten die deutschen VC-Gesellschaften eine besonders bittere Erfahrung machen, da diese noch nicht, wie die US-amerikanischen und britischen Gesellschaften bereits seit 1970, mehrere zyklische Tiefs mitgemacht haben.



Die U.C.A. AG erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr bei einem Umsatz von 8,8 Mio. EUR ein positives EBITDA, d.h. vor Risikovorsorge, von 3,5 Mio. EUR. Das Ergebnis vor Ertragssteuern belief sich auf minus 1,9 Mio. EUR, also nach Risikovorsorge von 5,7 Mio. EUR. Trotz der nicht befriedigenden Ergebnisentwicklung verfügt die Gesellschaft, u.a. wegen der Vorsorgepolitik, mehr denn je über eine solide Substanz. Dies, so Dr. Kaske, zeigt sich deutlich an der Höhe der liquiden Mittel, die mit 21,2 Mio. EUR zum 31.12.2001 immerhin 60,4 Prozent der Bilanzsumme ausmachen.



Für ein grundsolide Finanzierung sprechen eine Eigenkapitalquote von 80,1 Prozent sowie ein Fremdkapital von 19,9 Prozent. Das gesamte Fremdkapital zum 31.12.2001 von rund 7 Mio. EUR besteht mit 4 Mio. EUR aus Krediten der Kreditanstalt für Wiederaufbau, die mit 70 Prozent Haftungsfreistellung verbunden sind.



Der Aktienkurs, so Dr. Kaske weiter, ist mit aktuell 1,90 EUR - das entspricht einer Marktkapitalisierung von rund 15 Mio. EUR und rund 58 Prozent der Nettoliquidität - mehr als enttäuschend. Der Net Assue Value (NAV), ein von der European Venture Capital Association zur Bewertung von Beteiligungsunternehmen entwickelter wertkonservativer Standard, beträgt zum 30.6.2002 für die U.C.A. 26 Mio. EUR bzw. 3,28 EUR je Aktie. Dieser NAV besteht zu 85 Prozent aus Nettoliquidität und zu 15 Prozent aus dem angesetzten Restwert des Beteiligungsportfolios und ist somit greifbar und korrekt.



Nach der Diversifizierung und Erweiterung des Portfolios in 2000 wurden in den Geschäftsjahren 2001 und 2002 die ehemals 36 Beteiligungen reduziert und restrukturiert. Bis heute wurden die Positionen an 6 börsennotierten Beteiligungen über den Aktienmarkt vollständig aufgelöst. 7 Beteiligungen wurden im Wege des Trade Sales veräußert, und 8 Beteiligungen sind in die Insolvenz gegangen. Aktuell umfasst das Portfolio der U.C.A. noch 2 börsennotierte Unternehmen und 13 nicht gelistete Gesellschaften, die zum 30.6.2002 insgesamt einen Restbuchwert von 4,8 Mio. EUR aufwiesen. Dies sind durchschnittlich 320 TEUR Restbuchwert bzw. unter Berücksichtigung von 3 Mio. EUR Haftungsfreistellung durch die KfW durchschnittlich 120 TEUR Restrisiko, das damit vergleichsweise gering ist.



Die U.C.A. AG hat die ohnehin überschaubaren Strukturen der Organisation nochmals angepasst und den Mitarbeiterstab um rund 15 Prozent reduziert. Gleichzeitig hat man sich hinsichtlich des Investitionsfokus vom VC-Unternehmen im Bereich der New Economy zu einem breiter aufgestellten, mittelständischen Investmenthaus im Technologiebereich orientiert. Hier liegen im Fokus der Betrachtung vor allem Unternehmen, die eine substanzielle Unterbewertung aufweisen und gleichzeitig eine nachvollziehbare Wachstumsplanung aufzeigen.



Nach wie vor wird man bei gesicherter Refinanzierung und partieller Haftungsfreistellung durch die KfW sehr selektiv in nicht gelistete Unternehmen investieren, wenn deren Geschäftsmodelle solide und erfolgreich erscheinen. Beide Bereich der Kapitalmarktbegleitung notierter und nicht notierter Unternehmen werden flankiert durch eine Intensivierung des allgemeinen honorarbasierten M&A-Beratungsgeschäfts.



Angesichts der umfangreichen Liquidität (aktuell etwa 26 Mio. EUR) gilt dem Cash-Management der U.C.A. AG besonderes Augenmerk. Unterstützt durch renommierte Bankadressen setzt die Gesellschaft die freie Liquidität durch einen sinnvollen Mix über die Asset-Klassen und Laufzeiten so ein, dass eine überdurchschnittliche Verzinsung erzielt werden soll, wobei der Kapitalerhalt oberste Anlageprämisse ist. Diesen genannten Umsatzquellen im Investment-, M&A- und Cash-Management-Bereich steht eine operative Kostenbasis der U.C.A. von etwa 1,5 Mio. p.a. gegenüber. Man kann also beruhigt davon ausgehen, so Dr. Kaske, dass die U.C.A. AG auch noch in 20 Jahren existieren wird.



Im Anschluss ging Dr. Jürgen Steuer auf die finanziellen Eckdaten ein. So wurde bereits in 2000 mit Teilwertabschreibungen auf Beteiligungen in Höhe von 21,8 Mio. EUR eine für deutsche börsennotierte VC-Gesellschaften vergleichsweise hohe Risikovorsorge getroffen. Nach der Feststellung des Abschlusses im Geschäftsbericht ergaben sich neue Erkenntnisse, die zu einer Erhöhung der Teilwertabschreibungen auf Beteiligungsbuchwerte um 12,6 Mio. EUR auf insgesamt 34,4 Mio. EUR führten. Das Ergebnis vor Steuern reduzierte sich demzufolge von ehemals 13,6 Mio. EUR auf minus 1,6 Mio. EUR. Die Bilanzänderung war mit dem positiven Effekt eines Steuererstattungsanspruchs für das Geschäftsjahr 2000 in Höhe von 6,7 Mio. EUR verbunden und stärkte somit die Substanz des Unternehmens.



Veräußert wurde im Jahr 2001 die Beteiligung an der BioMed Venture AG an die Kreissparkasse Hannover. Die Anteile an der THE internet.z wurden an die Peloros AG und die verbleibenden Anteile an der M&A SystemHouse an den Gründungsgesellschafter verkauft. Im Wege des Asset Managements verkaufte U.C.A. die Restbestände an Aktien von Mediantis AG, InternetMediaHouse.com AG (jetzt UBAG), Advanced Medien AG und Datapharm Netsystems AG zu den jeweiligen Marktkonditionen. Zwischenzeitlich wurden die Anteile an QXL ricardo und Lebensart vollständig veräußert. Internet Communities, medi24, preis24 und Mageos Explorer wurden an strategische Käufer abgegeben.



Das Beteiligungsportfolio umfasst ferner, so Dr. Steuer weiter, acht Unternehmen, die sich im Insolvenzverfahren befinden. Dies sind Staticon, Smartmission, asOne, Axcent, Bioropa, ClinicNet, KidzVision und MediaArtists.



Im Dezember 2001 wurde der Anteil an der börsennotierten Softing AG auf 19,06 Prozent aufgestockt. Das verbleibende Portfolio von aktuell noch 15 Beteiligungen, bewertet mit 4,8 Mio. EUR, besteht zu etwa 50 Prozent aus Hoffnungsträgern, darunter Softing, InfoGenie, Microventure und Nanofocus. Die zweite Hälfte wird während der nächsten 12 Monate zumindest auf Basis der Restbuchwerte veräußert oder verwertet werden können.



Mitte 2001 konnte trotz des schwierigen Marktumfelds die seit 2000 offene Barkapitalerhöhung in Höhe von 10 Prozent des Grundkapitals auf 7.910.000 EUR bei institutionellen Investoren platziert werden. Die Aktionärsstruktur stellt sich seit der Verwässerung ungefähr wie folgt dar: 45 Prozent bei den Vorstandsfamilien, 15 Prozent bei zwei größeren Investoren, 4 Prozent im Eigenbestand der U.C.A., 10 Prozent bei institutionellen Fonds und der Rest in Höhe von ungefähr 26 Prozent bei etwa 14.000 Einzelaktionären.



Die Eigenkapitalquote verbesserte sich in 2001 von 61,4 auf 80,1 Prozent. Die liquiden Mittel betrugen zum 30.6.2002 26,4 Mio. EUR, und der Buchwert der Wertpapiere belief sich auf 4,8 Mio. EUR. Das bereinigte Eigenkapital stieg gegenüber dem Vorjahr um 2,6 Prozent auf 28,1 Mio. EUR. Aufgrund des im Geschäftsjahr 2001 entstandenen Jahresfehlbetrags von 1,7 Mio. EUR ergab sich eine negative Eigenkapitalrendite von 5,6 Prozent.



Im laufenden Geschäftsjahr wurde bis zum Ende des zweiten Quartals ein Umsatz von rund 0,8 Mio. EUR erreicht, das EBT betrug minus 0,5 Mio. EUR. Eine Belebung des VC-Geschäfts erwartet man von Seiten der U.C.A. frühestens Ende 2003. Dies bedeutet, dass man im Jahr 2002 nochmals mit einem negativen Ergebnis rechnen muss.


Allgemeine Diskussion



Von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) meldete sich Tobias Bosler zu Wort und meinte, so wie es die Privataktionäre mit der aktuellen Börsensituation getroffen hat, so habe es auch die U.C.A. AG getroffen. Er wolle auch keine Vorwürfe erheben, denn er selbst habe mit Beteiligungen Geld verloren. In seiner ersten Frage wollte Herr Bosler wissen, ob die laufenden monatlichen Kosten noch bei 150 TEUR liegen. Laut Dr. Steuer konnten diese weiter gesenkt werden, und somit ergäben sich Gesamtaufwendungen von etwa 1 Mio. EUR im Jahr.



Im Hinblick auf das Geschäftsjahr 2000 erkundigte sich der SdK-Sprecher, wann denn die werterhellenden Erkenntnisse bekannt geworden sind, worauf Dr. Steuer erwiderte, dass dies im Oktober 2001 entdeckt wurde. Sehr erfreut äußerte sich Herr Bosler in diesem Zusammenhang über die steuerliche Wirksamkeit.



Im Anschluss wollte Markus Jaeckel von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) wissen, wie sich die Verwaltung der U.C.A. AG erklärt, dass Buchwert und aktueller Wert der Aktie so stark auseinanderdriften. Als Grund für diese Situation führte Dr. Steuer die Übertreibung an, die am Markt momentan stattfindet. Negative Nachrichten aus der Branche beeinflussen den Kurs ebenso nachhaltig, obwohl die U.C.A. AG bessere Zahlen vorlegen konnte und kann.



In seiner nächsten Frage wollte Herr Jaeckel wissen, wie die liquiden Mittel angelegt sind. Die Gelder sind nach Angaben des Vorstands sehr konservativ in Geldmarktfonds und Floatern angelegt. Ein weiterer Teil ist in hoch bewerteten Rentenpapieren bzw. festverzinslichen Anlagen angelegt. Die durchschnittliche Verzinsung liegt zwischen 3,75 und 4 Prozent.



Auch Herr Jaeckel verlangte mehr Erläuterungen zu den werterhellenden Erkenntnissen des Geschäftsjahres 2000. Die Erkenntnisse, so Dr. Steuer, sind weit gehend dargelegt worden. Er verglich die Situation mit einem Haus, in dem Schimmelbildung festgestellt worden ist. Da man davon ausgehen kann, dass dieser Schimmel auch schon im Jahr 2000 bestand, konnte man nach den deutschen Steuergesetzen entsprechend handeln.



Bezüglich der Beteiligung an der Softing AG fragte Herr Jaeckel nach, ob dies ein längerfristiges Engagement nach sich ziehen wird. Hierauf erwiderte Dr. Kaske, die Gesellschaft sei ein sehr werthaltiges und interessantes Investment. sobald positive Tendenzen zu erkennen sind, kann man sich vorstellen, dass man sich aus strategischen Gründen ganz oder zumindest teilweise von Softing trennt.



Herr Mözer kritisierte, dass im Geschäftsbericht nichts über die Entwicklung der Aktie steht. In diesem Zusammenhang interessierte ihn auch, ob das Management in der letzten Zeit Aktien verkauft hat, was der Vorstand verneinte.



Weitere Redner brachten keine neuen Erkenntnisse, obwohl die Veranstaltung durch zwei Herren unnötig in die Länge gezogen wurde. Die Versammlung endete erst gegen 21:30 Uhr, obwohl die Tagesordnungspunkte sowie auch die gesamten Themen rund um die Hauptversammlung und die Gesellschaft bereits in den ersten drei Stunden ausreichend bearbeitet waren.


Abstimmungen



Bei einer Präsenz von 52 Prozent wurden sämtliche Tagesordnungspunkte nahezu einstimmig verabschiedet. Im Einzelnen waren dies der Vortrag des Bilanzverlusts 2000 auf neue Rechnung (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4) für das Geschäftsjahr 2000, der Vortrag des Bilanzverlusts 2001 auf neue Rechnung (TOP 6), die Entlastung von Vorstand (TOP 7) und Aufsichtsrat (TOP 8) für das Geschäftsjahr 2001, die Wahl der Dr. Ebner Dr. Stolz und Partner GmbH, München, zum Abschlussprüfer (TOP 9) und die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 10).



Zwei Aktionäre gaben zu allen Tagesordnungspunkten Widerspruch zu Protokoll, allerdings ohne Begründung.


Fazit und eigene Meinung



Die U.C.A. AG hat sich im miserablen wirtschaftlichen Umfeld gerade bei den VC-Gesellschaften gut gehalten. Durch die hervorragende finanzielle Situation der U.C.A. ist die Zukunft vorerst gesichert. Die neuen Geschäftsideen versprechen Erfolg, und wenn sich in den nächsten Monaten die gesamte Wirtschaftssituation nachhaltig verbessert, wird auch die U.C.A. AG positive Kennzahlen vorweisen können.



Da Venture Capital immer schon ein risikoreiches Geschäft war und auch weiterhin ist, ist auch ein Investment in diesem Bereich keine sichere Geldanlage. Bedingt durch die momentane Börsenbewertung der U.C.A. AG kann man allerdings damit rechnen, dass der Kurs bei einer nachhaltigen Konjunkturbelebung wieder anspringen wird.


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Veröffentlichungsdatum: 30.08.2002 - 21:41
Redakteur: dst
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