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HV-Bericht Stratec Biomedical Systems AG - Unternehmen blickt optimistisch in die Zukunft

Am 16. Mai 2002 fand die ordentliche Hauptversammlung der STRATEC Biomedical Systems AG in Pforzheim statt. Rund 80 Aktionäre hatten sich bei sommerlichem Wetter im Congress Centrum eingefunden, um sich über die neuesten Entwicklungen innerhalb der Gesellschaft zu informieren. Auch ein Mitarbeiter von GSC Research war vor Ort und erstellte diesen Bericht.



Das Unternehmen wurde 1979 zunächst als STRATEC Elektronik GmbH gegründet. Erst Ende der 80er Jahre vollzog die Gesellschaft die Konzentration auf die Entwicklung von Geräten für den Laborbereich. STRATEC entwickelt und produziert vollautomatische Analysesysteme für Partner aus dem Bereich Diagnostik und Biotechnologie. Diese vermarkten dann die Geräte weltweit als Systemlösungen zusammen mit ihren Reagenzien an Labors und Forschungseinrichtungen.



Der Aufsichtsratsvorsitzende Fred K. Brückner eröffnete die Hauptversammlung pünktlich um 14:00 Uhr und übergab nach dem Verlesen der unerlässlichen Formalien das Wort an den Firmengründer und Vorstandsvorsitzenden Hermann Leistner.


Bericht des Vorstandsvorsitzenden Hermann Leistner



Herr Leistner begann seine Ausführungen mit einem kurzen Rückblick auf die Historie der Gesellschaft. Nach seinen Worten hat man sich für den Versammlungsort Pforzheim entschieden, weil das Unternehmen sehr stark in der Region verwurzelt ist. Das vergangene Geschäftsjahr sei das erfolgreichste in der gesamten Unternehmensgeschichte gewesen, betonte Herr Leistner. Immerhin habe der Umsatz mehr als verdoppelt werden können.



Das Geschäftsmodell von STRATEC sei für Außenstehende nicht leicht zu verstehen. Die Gesellschaft sei jedoch ein OEM-Hersteller (Original Equipment Manufacturer) und entwickle und produziere Systeme für andere Unternehmen, die dieses hergestellte Produkt dann unter ihrem eigenen Namen vertreiben. Somit benötige STRATEC keinen eigenen Vertrieb und befinde sich auch bei der Produkthaftung erst "in der dritten Reihe".



Nach Aussage von Herrn Leistner produziert das Unternehmen Analysesysteme für die Marktführer im Bereich Diagnostik und Forschung. Dabei sei der Trend erkennbar, dass das Outsourcing solcher Tätigkeiten in den Diagnostik-Konzernen an Bedeutung gewinnt. Im Bereich der Laborautomatisierung habe STRATEC sich eine Führungsposition erarbeitet.



Durch den Einsatz der entwickelten Systemplattform könne die Entwicklungszeit der Produkte verkürzt werden. Zudem biete STRATEC dem Kunden "alles aus einer Hand", da nun auch noch der Bereich Beratung abgedeckt werde. Aufgrund des Abschlusses mit Bayer Diagnostics sei STRATEC in eine neue Dimension vorgestoßen und beginne nun in der "Weltliga" zu spielen, betonte Herr Leistner.



Derzeit beginne das Unternehmen zu ernten, was in den vergangenen Jahren gesät worden ist. Im vergangenen Jahr habe die Gesellschaft auch eine höhere Marktdurchdringung erreicht. Als Ziel bleibe aber auch weiterhin der Ausbau der OEM-Partnerschaften. Wie der Vorstandsvorsitzende weiter ausführte, sind die 120 Mitarbeiter das wertvollste Gut der Gesellschaft. Nach dem Wachstum habe STRATEC nun den Auftrag zum Bau eines neuen Firmengebäudes erteilt. Für die weitere Zukunft zeigte sich Herr Leistner äußerst zuversichtlich, da sich der Trend zum Outsourcing verstärken werde.


Bericht des Vorstands Bernd Steidle



Herr Steidle berichtete von einer deutlich verbesserten Umsatzverteilung. Während im Jahr 1998 noch 60 Prozent des Umsatzes mit lediglich einem Kunden realisiert wurde, konnten im vergangenen Jahr 80 Prozent der Umsätze mit den 6 größten Kunden generiert werden. Der weltweite Umsatz mit Analysesystemen werde auf jährlich 3,5 Mrd. USD geschätzt mit kräftig steigender Tendenz.



Beim OEM-Prozess dauere es 2 bis 4 Jahre bis zur Erstauslieferung von Systemen. Beispielsweise hätten die ersten Gespräche mit Bayer Diagnostics schon im Jahr 1999 stattgefunden. Nach Meinung von Herrn Steidle wird sich aufgrund der umfangreichen Entwicklungsphase und der mannigfach zu erfüllenden Zulassungsvoraussetzungen die Lebenszeit von Analysesystemen auf 7 bis 10 Jahre verlängern.



Einer der Hauptumsatzträger sei das LIA-System, das aber auch in den kommenden 5 Jahren noch eine bedeutende Rolle beim Umsatz spielen werde. Im Jahr 1998 habe STRATEC begonnen, eine Plattform zu entwickeln, die bei mehreren Partnern eingesetzt werden kann. Im Vergleich zur sonstigen Exklusiventwicklung erfolge die Finanzierung der Plattform ohne Partner.



Ebenfalls erfolgreich gestaltete sich das Geschäft mit dem vollautomatischen System zur Blutgruppenuntersuchung TANGO, das über Biotest vertrieben werde. Ab dem Sommer 2002 solle auch das Produkt DaVinci weltweit vertrieben werden. Das größte Wachstumspotenzial sah Herr Steidle jedoch im Bereich der Nukleinsäure-Diagnostik.


Bericht des Vorstands Marcus Wolfinger



Nach Aussage des Finanzvorstands Herr Wolfinger hat STRATEC im vergangenen Jahr einen "wesentlichen Schritt nach vorn" gemacht. Die handelsrechtlichen Umsatzerlöse erhöhten sich um 149 Prozent auf 27,6 Mio. Euro. Das Ergebnis je Aktie verbesserte sich um 720 Prozent auf 0,41 Euro. Zudem verfüge die Gesellschaft trotz der hohen Investitionen über eine komfortable Eigenkapitalquote von 36 Prozent, während vergleichbare Unternehmen meist bei unter 25 Prozent liegen.



Das Unternehmen habe im abgelaufenen Jahr die Investor Relations-Aktivitäten weiter ausgebaut, wobei jedoch zu beachten sei, dass die Informationsmöglichkeiten aufgrund des Geheimhaltungswunschs des Kunden oft eingeschränkt sind.



Im März 2000 seien die Räume der Gesellschaft wegen des Verdachts der Kursmanipulation im Zusammenhang mit Ad-hoc-Mitteilungen durchsucht worden. Allerdings kam nun ein Gutachten zu dem Schluss, dass die beiden Meldungen vom 16. Dezember 1998 und vom 13. Januar 1999 nicht für Kursmanipulationen geeignet waren, da nur Tatsachen dargelegt worden waren.



Im laufenden Jahr erwartet die Gesellschaft einen Anstieg der Mitarbeiterzahl von 120 auf 130. Aufgrund der sehr guten Auftragslage sieht Herr Wolfinger im Vergleich zur Peer Group noch Kurspotenzial für die Aktie. Das Unternehmen habe im März eine Kapitalerhöhung um 299.900 Aktien durchgeführt, wobei alle Aktien bei institutionellen Anlegern platziert wurden. Die zugeflossenen Mittel sollen komplett für zusätzliche Forschungsvorhaben eingesetzt werden.



Danach ging Herr Wolfinger noch auf einige Bilanzpositionen ein. Nach seinen Worten beruht der Anstieg der Forderungen aus Lieferung und Leistung um 66 Prozent auf der Ausweitung des Geschäftsbetriebs. Bei den Personalkosten verzeichnete STRATEC dagegen ein deutlich unterproportionales Wachstum. Durch neue Partnerschaften seien die Chancen der Gesellschaft positiv zu sehen, wobei im zweiten Halbjahr 2002 weiteres Wachstum zu erwarten sei. Zudem solle der Technologiepool des Unternehmens erweitert werden, erklärte Herr Wolfinger zum Ende seiner Ausführungen.


Allgemeine Diskussion



Herr Roh von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) lobte den deutlichen Umsatzanstieg im Geschäftsjahr 2001, wollte dann aber wissen, wie sich die weitere Entwicklung darstellt. Zudem regte er an, die IR-Tätigkeit zu verstärken, und er erkundigte sich, was das Unternehmen nach dem Segmentwechsel unternommen hat, um neue Anleger zu gewinnen.



Weitere Fragen des SdK-Vertreters bezogen sich auf die künftige Entwicklung der Lizenzeinnahmen, mögliche Pläne für die Eigenvermarktung entwickelter Produkte und auf den Auftragsbestand zum Jahreswechsel und zum Ende des ersten Quartals. Danach bat er um Auskunft, ob das Geschäft von STRATEC mehr zur Plattform oder zur individuellen Entwicklung tendieren wird.



Herr Roh lobte darüber hinaus den operativen Gewinnbeitrag je Mitarbeiter bei STRATEC. Zudem interessierte ihn die Summe der Forderungen, die älter als 3 oder 6 Monate sind, und er wollte wissen, ob der Wirtschaftsprüfer neben seiner Prüfungstätigkeit noch weitere Aktivitäten im Unternehmen ausgeübt hat. Zum Ende erkundigte er sich noch nach möglichen Beraterverträgen mit Aufsichtsratsmitgliedern sowie nach dem Umsatz- und Ergebnisplan für 2002.



Im Anschluss lobte Herr Maser von der SM Wirtschaftsberatungs AG zu Beginn seines Beitrags die verbesserte IR-Arbeit sowie die Zahlen des vergangenen Geschäftsjahres. Nach seiner Aussage hat sich zwar der Cashflow verbessert, dieser sei aber immer noch negativ. Deshalb interessierte ihn, wann erstmals mit einem positiven Cashflow gerechnet wird. Des Weiteren wollte er noch nähere Einzelheiten zum Vertrag mit Bayer wissen, und er fragte, ab wann mit der Zahlung einer Dividende zu rechnen ist. Darüber hinaus interessierten Herrn Maser die Kosten für den Wirtschaftsprüfer und die Anzahl der Dienstfahrzeuge der Gesellschaft.



Die Gesellschaft rechne in den kommenden Jahren mit einem durchschnittlichen Wachstum von 30 bis 40 Prozent, so Herr Wolfinger in seiner Antwort. Allerdings werde der Anstieg nicht gleichmäßig verlaufen, sondern es werde starke und schwächere Geschäftsjahre geben. STRATEC habe gezielt neue Investoren angesprochen. Beim Wechsel in den SMAX sei zudem eine Road-Show veranstaltet worden.



Die Lizenzeinnahmen werden sich auch zukünftig in etwa auf dem aktuellen Niveau einpendeln, erklärte der Finanzvorstand. Zum Jahresende 2001 lag der Auftragsbestand im Bereich Entwicklung bei 1,7 Mio. Euro und im Bereich Lieferung bei 56 Mio. Euro. Jedoch liegen STRATEC keine festen Bestellungen vor. Die Kunden des Unternehmens teilen der Gesellschaft ihre Erwartungen mit, wobei ein Teil dieser Vorgabe verbindlichen Charakter hat. Der andere Teil der Planungen, der in der ferneren Zukunft liege, sei dagegen noch disponibel. Wie Herr Wolfinger betonte, bucht STRATEC jedoch nur die Festbestellungen als Auftragsbestand.



Der Wirtschaftsprüfer habe im vergangenen Jahr 47.000 Euro gekostet. Zusätzlich habe er noch steuerliche Beratungen im Umfang von 6.300 Euro für das Unternehmen durchgeführt. Wie Herr Wolfinger ausführte, sind keine Forderungen älter als 3 Monate. Zur Zahlung einer Dividende meinte er, derzeit wäre es unseriös, geliehenes Geld auszuschütten. Sobald die Schulden zurückgeführt sind oder die Gesellschaft zumindest einen positiven operativen Cashflow erzielt, könne dies ein Thema sein. Die Anzahl der Dienstwagen bezifferte er auf 10, wovon 2 Poolfahrzeuge seien.



Herr Steidle erläuterte den Anwesenden, STRATEC wolle sich auf das Plattformkonzept fokussieren. Dies beinhalte auch den Vorteil, dass den Partnern schon ein funktionierender Prototyp präsentieren werden kann. Allerdings seien mögliche Exklusiventwicklungen vom Umfang der Lieferverträge abhängig. Beim Vertrag mit Bayer könne er zum Volumen und zu technischen Spezifikationen keine Angaben machen, da Stillschweigen vereinbart worden sei. STRATEC gehe jedoch für lediglich 50 oder 100 Geräte keine Exklusivvereinbarung ein. Auch zukünftig wolle die Gesellschaft keinen Eigenvertrieb einrichten, erklärte Herr Steidle.



Herr Wolfinger teilte den Anwesenden mit, dass sich der Auftragsbestand zum 31. März gegenüber dem Jahresende um rund 5 Prozent erhöht hat. Nach seiner Aussage gibt es derzeit einen Leistungsbezug zu 2 Mitgliedern des Aufsichtsrats. An die Kanzlei, in der Dr. Siegle tätig ist, wurden 40.000 Euro Anwaltshonorare für Rechtsberatung gezahlt. Auch Herr Brückner habe für die Beratung bei Personalfragen Vergütungen im Umfang von unter 3.000 Euro erhalten.


Abstimmungen



Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 3.299.900 Euro waren 1.986.491 Euro oder 60,20 Prozent des Grundkapitals vertreten. Die Beschlüsse zu den Tagesordnungspunkten Verwendung des Bilanzgewinns (TOP 2), Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), Vergütung des Aufsichtsrats (TOP 5) und Wahl des Abschlussprüfers (TOP 6) wurden bei jeweils 1.000 Gegenstimmen gefasst.


Fazit und eigene Meinung



Die STRATEC AG soll nach dem starken Umsatz- und Ergebnisanstieg auch im laufenden Jahr wieder deutlich zulegen. Nach Analystenschätzung soll sich das Ergebnis je Aktie in 2002 von 0,41 Euro auf 0,70 Euro erhöhen. Damit wäre die Aktie nur noch mit einem KGV von etwas über 10 auf Basis der Gewinne von 2002 bewertet. Aufgrund der weiteren Wachstumsprognosen für die kommenden Jahre würde sich somit eine günstige Bewertung ergeben. Mit dem Plattformkonzept bietet STRATEC den Kunden eine kurze Entwicklungszeit der Produkte bis zur Marktreife, was einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil darstellt. Zudem verfügt die Gesellschaft durch das OEM-Geschäft über eine breite Kundenbasis.



Aufgrund der Verschwiegenheitsproblematik bei den Vertragsabschlüssen und der damit fehlenden Angaben über Bestellmengen ist eine genaue Schätzung der weiteren Umsatz- und Ergebniszahlen nur erschwert möglich. Durch die gute Marktpositionierung des Unternehmens - immerhin 6 der 10 Top-Player im Diagnostikmarkt haben Verträge mit STRATEC - sollte die Aktie langfristig wieder höhere Kurse sehen.


Kontaktadresse



STRATEC Biomedical Systems AG
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Tel.: 07082 / 7916 - 658
Fax: 07082 / 7916 - 690
Internet: www.stratec-biomedical.de


Investor Relations



Marcus Wolfinger



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Veröffentlichungsdatum: 18.05.2002 - 23:21
Redakteur: tre
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