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HV-Bericht Böwe Systec AG - 40 Prozent Dividendenerhöhung sind ein Wort

Die Hauptversammlung der Böwe Systec AG fand am 17.5.2002 im Mozartsaal der Kongresshalle Augsburg statt. Das Unternehmen ist in Europa Marktführer bei Papierverarbeitungs- und Kuvertiersystemen und sieht sich weltweit als technologischer Marktführer. Neben dem Maschinenbau gewinnt der Bereich Service und Dienstleistungen für das Geschäft immer mehr an Bedeutung.



Rund 150 Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Matthias Wahler von GSC Research, hatten sich eingefunden, als der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Heinz Blümmers die Sitzung um 14 Uhr eröffnete. Er begrüßte die Anwesenden und übergab das Wort nach Erledigung der üblichen Formalien an den Vorstandsvorsitzenden Dr. Claus Gerckens.


Bericht des Vorstands



Dr. Gerckens berichtete von einer sehr positiven Entwicklung der Böwe Systec-Gruppe im Geschäftsjahr 2001 trotz des schwierigen Marktumfelds, wie er betonte. Die "Paper Management Company" profitiert vom weltweit unverändert steigenden Briefaufkommen. Der Umsatz und das Ergebnis konnten zum achten Mal in Folge gesteigert werden. Die Erlöse stiegen um 1,5 Prozent auf 220,2 Mio. Euro und der Jahresüberschuss um 9,5 Prozent auf 15,3 Mio. Euro. Die Dividende soll inklusive eines Bonus von 0,20 Euro um insgesamt 0,40 Euro auf 1,40 Euro angehoben werden, eine Steigerung von 40 Prozent gegenüber 2001.



Der Auslandsanteil bei den Umsätzen im Konzern legte weiter zu von 84 auf 85 Prozent. Vor allem die außereuropäischen Märkte gewinnen immer mehr an Bedeutung. Die Erlöse der US-Tochter erreichten 23 Prozent der Gesamtumsätze der Gruppe. Die Umsätze in Europa betrugen 60 Prozent, 15 Prozent davon in Deutschland, 17 Prozent entfielen auf Asien und die übrigen Länder.



Nach Sparten machen die kundenspezifischen Kuvertiersysteme mit einem Anteil von 48 Prozent unverändert den größten Teil der Umsätze aus. Es folgt der Servicebereich mit inzwischen bereits 43 Prozent, die restlichen 9 Prozent entfallen auf sonstige Maschinen. Am meisten legte der Service zu mit einem Anstieg von 10 Prozent. Die Mitarbeiterzahl wurde um 24 Personen auf konzernweit 1.838 Beschäftigte ausgebaut.



Im Folgenden nannte Dr. Gerckens noch weitere Zahlen zum Berichtsjahr. Das EBITDA stieg um 6,6 Prozent auf 34,1 Mio. Euro, die EBITDA-Marge erhöhte sich von 14,7 auf 15,5 Prozent. Das EBIT verbesserte sich ebenfalls von 24,9 Mio. Euro auf 26,6 Mio. Euro, die entsprechende Marge erhöhte sich 12,1 Prozent. Das DVFA/SG-Ergebnis je Aktie kletterte auf den neuen Höchststand von 2,28 Euro (Vj.J 2,14 Euro).



In der Konzernbilanz nahm das Eigenkapital auf 85,3 Mio. Euro zu (Vj.: 77,2 Mio. Euro), die Eigenkapitalquote verbesserte sich bei einer leicht ermäßigten Bilanzsumme von 226,2 Mio. Euro (Vj.: 230 Mio. Euro) von 33,6 auf 37,9 Prozent. Die Bankverbindlichkeiten wurden in der gesunden Bilanz kräftig um 16 Mio. Euro auf 67,9 Mio. Euro reduziert.



Danach nannte Dr. Gerckens die drei Ziele, die nach dem erneuten Rekordergebnis nun mittelfristig verfolgt werden sollen: der Ausbau der technologischen Führerschaft, die weitere Steigerung der Marktanteile und die Fortsetzung des Gewinnwachstums. Hierzu ist insbesondere der Bereich Forschung und Entwicklung wichtig, in dem im vergangenen Jahr 100 Mitarbeiter beschäftigt waren. Die Ausgaben für diesen Bereich befinden sich mit 8 Prozent vom Umsatz weiter auf einem relativ hohen Niveau.



Als Produktneuheiten des vergangenen Jahres zählte der Vorstand zunächst den Turboplus als Verstärkung für die Kuvertierserie Turbo auf. Mit dieser Entwicklung sind nun 20.000 Kuvertierungen in der Stunde möglich, eine Steigerung von mehr als 10 Prozent. Erfreut zeigte er sich auch über die Ausweitung der Produktlinie Marathon und bei den Systemen für den Kartenversand, von denen er sich künftig ein starkes Wachstum verspricht.



In diesem Zusammenhang wies Dr. Gerckens darauf hin, dass Böwe Systec eigentlich kein Maschinenbauer, sondern eher ein High-Tech-Unternehmen ist, das inzwischen fast die Hälfte der Umsätze durch Service, Beratung und Dienstleistungen erwirtschaftet. Der intensive Kundenkontakt soll auch weiterhin gepflegt werden, und man möchte mit der Beratung des Kunden vor dem Kauf und dem Service nach der Installation ein komplettes Leistungspaket anbieten, wie es auch heute schon gehandhabt wird.



Böwe Systec hält derzeit in Europa einen Marktanteil von etwa 40 Prozent und weltweit von rund 25 Prozent. Mittelfristig sollen in jedem außereuropäischen Markt Anteile von mindestens 25 Prozent erreicht werden.



Nun erläuterte der Vorstand die Entwicklung im laufenden Jahr. Gleich im Januar erwarb die Böwe Systec 60 Prozent an der Protechno Card GmbH aus Paderborn, die auf die Personalisierung von Plastikkarten spezialisiert ist. Mit diesem Schritt soll die Produktpalette der Böwe Systec in einem stark wachsenden Bereich sinnvoll erweitert werden. Zusätzlich dürften sich auch Synergiepotenziale bei Service und Vertrieb ergeben.



Im ersten Quartal machte sich mit einem Rückgang bei Umsätzen (minus 7,7 Prozent) und Auftragseingängen (minus 14,4 Prozent) die schleppende Konjunktur bemerkbar. Das Ergebnis blieb trotzdem unverändert gegenüber dem Vorjahr. Für das gesamte Jahr zeigte sich der Vorstand jedoch weiter optimistisch. Er erwartet einen Umsatz von 230 Mio. Euro und ebenfalls ein weiter steigendes Ergebnis.



Abschließend wies Dr. Gerckens noch darauf hin, dass Dr. Blümmers bei der anstehenden Wahl zum Aufsichtsrat aus Altersgründen nicht mehr kandidieren wird. Er bedankte sich für die langjährige gute Zusammenarbeit und wünschte ihm alles Gute für die Zukunft.


Allgemeine Diskussion



Wortmeldungen kamen von Dr. Peter Friedemann für die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) und Dr. Helmut Vollert für die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Dr. Friedemann bemerkte zunächst, es sei sicherlich nicht seine Aufgabe, in einem guten Jahr als "bellender Terrier" aufzutreten. Gleichwohl wolle er einige berechtigte Fragen stellen. Zunächst interessierte ihn, woher nach so vielen guten Jahren denn künftig noch ein Steigerungspotenzial kommen solle. Er fragte außerdem nach der Wettbewerbssituation.



Dr. Gerckens erklärte, er sehe in Europa trotz des Marktanteils von bereits 40 Prozent durchaus noch Chancen. Die starke Präsenz mache es um so einfacher, das Servicegeschäft weiter auszubauen. In den USA wolle man den Marktanteil von derzeit 11 Prozent, wie in der Rede angegeben, auf 25 Prozent ausweiten. In Nordamerika gebe es zwei große Wettbewerber, weltweit seien es nur vier. Alle hätten ihre Stärken, man habe jedoch ein recht "offenes Verhältnis". Der Vorstand meinte dann noch, er finde schon, dass Böwe Systec noch ein bisschen besser als die Konkurrenz aufgestellt ist.



Im Hinblick auf den Serviceanteil von inzwischen fast 50 Prozent bemerkte Dr. Friedemann, darin lasse sich der allgemeine Trend hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft erkennen. Möglicherweise könnte sich mit der stärker werdenden Bedeutung dieses Geschäfts aber auch ein Problem ergeben, falls insbesondere die größeren Kunden angesichts des hohen Deckungsbeitrags ihren eigenen Reparaturservice aufbauen sollten. Diese Umsätze würden dann fehlen.



Zu diesem Punkt holte Dr. Gerckens etwas weiter aus und erläuterte zunächst die Kuvertierung, wie sie beim Kunden abläuft. Beim Einsatz der Maschine entstehe beispielsweise durch das Schneiden des Papiers viel Papierstaub, der die Geräte stark belastet, so dass immer wieder der Kundenservice gefragt sei. Böwe Systec stelle diesen immer sofort zur Verfügung und biete dem Kunden ein über Jahre erworbenes Know-how an, wofür der Kunde zahle. Hier könne dieser auch nur schwer selbst tätig werden. Für den Servicebereich sieht der Vorstand weiterhin ein starkes Wachstum.



Das Thema Aktie sprachen beide Redner an. Dr. Friedemann fragte schon fast rhetorisch, ob der Vorstand mit der Kursentwicklung zufrieden ist, und er wollte wissen, was man zum Erreichen eines höheren Kursniveau zu tun gedenke. Im Zusammenhang mit der bereits kommunizierten Absicht, den SMAX zu verlassen, interessierte ihn, ob die in der Presse veröffentlichte Begründung zutrifft, man wolle so die Aufdeckung der künftigen Ersparnis durch den noch vorhandenen Verlustvortrag durch die Rechnungslegung nach IAS umgehen. Ohne die Teilnahme am SMAX könne man schließlich bei der Bilanzierung nach HGB bleiben. Herrn Dr. Vollert fragte ergänzend, ob man die Pläne, in den MDAX aufzurücken, inzwischen aufgegeben hat. Man habe diesen Schritt schließlich bereits vor mehreren Jahren geplant, und noch immer sei kein Erfolg zu verzeichnen.



Hierauf bestätigte Dr. Gerckens, man habe ursprünglich den SMAX als Sprungbrett in den MDAX nutzen wollen. Durch die Vielzahl der neuen Werte an der Börse in den letzten Jahren habe man dies allerdings bisher nicht geschafft, da man die Kriterien noch nicht ganz erfüllt. Die Erwartungen in den SMAX habe man nicht aufgegeben, man wolle sich aber die hohen Aufwendungen vor allem für den Designated Sponsor sparen. Trotz des Ausstiegs werde man die Aktionäre regelmäßig informieren und auch die Quartalsberichte beibehalten, betonte er.



Bezüglich des Erwerbs der Protechno GmbH im Januar wollte Dr. Friedemann wissen, warum man nicht gleich 100 Prozent der Anteile übernommen hat, wer die restlichen Anteile hält und ob man die Führungscrew ausgetauscht hat. Herrn Dr. Vollert fragte, ob man zumindest eine Option auf die restlichen 40 Prozent vereinbart und warum man den Zukauf überhaupt getätigt hat. Man hätte die Entwicklung der Kartensysteme doch sicherlich auch selbst leisten können.



Der Vorstand erklärte, die eigene Entwicklung hätte sehr lange gedauert, da es sich um eine sehr spezielle Technologie handelt, man habe deshalb lieber diese Akquisition durchgeführt. Die restlichen Anteile liegen bei den Gründern der Gesellschaft, die auch unverändert als Geschäftsführer tätig sind. Eine Option auf die komplette Übernahme besteht bereits, eine Ausübung ist aber erst "nach einer gewissen Anzahl von Jahren" möglich.



Herrn Dr. Vollert hatte auch einige Fragen zur Tagesordnung. Er wollte wissen, warum mit der Genehmigung des Kapitals (TOP 5 und 6) auch die Ausgabe von Vorzugsaktien ermöglicht werden soll, die doch völlig antiquiert seien. Bezüglich des vorgesehenen Ausschlusses des Bezugsrechts in TOP 6 fragte er nach den Gründen hierfür. Außerdem interessierte ihn, wieso man bei der Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 7) eine Über- oder -unterschreitung des Kurses von hohen 30 Prozent genehmigen lassen möchte.



Die Grenze von 30 Prozent sei bei einem öffentlichen Kaufangebot die gesetzlich maximal zulässige Vereinbarung, die man so übernommen habe, erklärte Dr. Gerckens in seiner Antwort. Es gebe zudem keinerlei Pläne, die Ermächtigung vorerst auszunutzen. Der mögliche Ausschluss des Bezugsrechts soll die Möglichkeit schaffen, eine eventuelle Akquisition gegebenenfalls mit eigenen Aktien zu bezahlen. Auch hier gebe es jedoch keine konkreten Pläne, betonte der Vorstand. Die Aufnahme der Vorzugsaktien in die Beschlussfassung sei in der Tat nicht optimal, man habe dies aus dem vorhergehenden Hauptversammlungsbeschluss übernommen. Auch hier sei eine Ausübung nicht vorgesehen.


Abstimmungen



Die Präsenz wurde mit 3.715.170 Aktien oder 61,92 Prozent des Grundkapitals festgestellt. Großaktionärin der Gesellschaft ist mit 51 Prozent der Anteile die ebenfalls börsennotierte Wanderer AG, gut 10 Prozent hält die amerikanische Tweedy Browne Company LLC., 2,68 Prozent des Grundkapitals oder 161.073 Aktien befinden sich im Besitz der Gesellschaft.



Zur Abstimmung kamen die Ausschüttung der Dividende von 1,40 Euro (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Schaffung eines genehmigten Kapitals I (TOP 5, ohne Bezugsrechtsausschluss) und II (TOP 6, mit Bezugsrechtsausschluss), außerdem die Ermächtigung zum Erwerb, zur Veräußerung und zum Einzug eigener Aktien (TOP 7), die Neuwahlen zum Aufsichtsrat (TOP 8) und die Wahl von Arthur Andersen als Abschlussprüfer (TOP 9).



Alle Punkte wurden einstimmig oder bei sehr wenigen Gegenstimmen im Sinne der Verwaltung beschlossen. Lediglich bei der Wahl von Arthur Andersen als Abschlussprüfer wurden fast 70.000 Gegenstimmen verzeichnet. Dr. Blümmers wünschte nach seinem Ausscheiden aus dem Aufsichtsrat aus Altersgründen (er hat sein 73. Lebensjahr vollendet) dem Vorstand weiterhin alles Gute, lud die Anwesenden zu einem Büfett ein und schloss die Sitzung um 16:05 Uhr.


Fazit



Betrachtet man den Kursverlauf der Aktie der Böwe Systec AG über die letzten 5 Jahre, dann fällt auf, dass nach dem Hoch von fast 50 Euro in 1998 der Kurs eine sinkende Tendenz aufweist und dass erst nach einem Tief bei 16 Euro im September 2001 nun wieder eine Erholung bis auf 26 Euro zu verzeichnen ist. Trotz der seit 7 Jahren ununterbrochenen Umsatz- und Ertragssteigerung und trotz permanenter Dividendenerhöhungen hat sich der Wert also negativ entwickelt. Es ist nicht nachvollziehbar, was die Anleger noch sehen wollen, um sie zum Erwerb der Aktie zu bewegen.



Böwe Systec ist Marktführer und hat in einem überschaubaren Markt ohne zu große Konkurrenz langfristig sicherlich noch erhebliches Potenzial. Auch das KGV von gut 11 und die Dividendenrendite von über 5 Prozent sprechen für sich. Trotz der gedämpften Aussichten für das laufende Jahr dürfte der Gewinn wohl zumindest leicht ansteigen und das KGV in Richtung 10 fallen lassen. Spätestens ein einstelliger Wert bei dieser Kennzahl wäre für den europäischen Marktführer dann ein klares Kaufsignal. Die Verwaltung hat ihr Geschäft schließlich im Griff und dürfte bei einer kommenden Erholung an den Märkten unverändert vorne mit dabei sein.



Negatives gibt es kaum zu berichten, lediglich die (kleinen) Probleme mit der australischen Tochtergesellschaft, die nur kurz von Herrn Dr. Vollert erwähnt wurden, könnte man aufzählen. "Leichen im Keller" gibt es jedenfalls nicht. Die Aktionäre dürften an ihrem Engagement längerfristig sicher noch Freude haben, und der Kauf des Papiers kann aus heutiger Sicht uneingeschränkt empfohlen werden. Das Risiko auf dem immer noch niedrigen Niveau um die 26 Euro ist sehr gering, falls nicht irgendwelche sehr negativen Überraschungen kommen.


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Veröffentlichungsdatum: 20.05.2002 - 13:42
Redakteur: mwa
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