Die erste Hauptversammlung der Regenbogen AG nach dem Börsengang fand am 23.8.2002 im Klubhaus des Golfclubs Kitzeberg in Heikendorf bei Kiel statt. Die Aktie notiert seit April 2002 im Freiverkehr der Frankfurter Börse. Um 11 Uhr konnte der Aufsichtsratsvorsitzende Joachim Eckner gut 20 Aktionäre und Gäste begrüßen, unter ihnen auch Matthias Wahler von GSC Research. Nach der Erledigung der Formalien stellte Herr Eckner den Anwesenden die beiden Unternehmensgründer und Vorstände Rüdiger Voßhall (Finanzen) und Gerhard Rosorius (operatives Geschäft) vor und erteilte diesen anschließend das Wort.
Bericht Herr Rosorius
Zunächst brachte Herr Rosorius, im Vorstand u.a. verantwortlich für die Bereiche Marketing und operativer Betrieb der Resorts, den Aktionären die Geschichte der Regenbogen AG etwas näher. Gegründet wurde das Unternehmen bereits 1989 als GmbH. Das Konzept sah vor, beim Thema Camping, dem damals noch eine gewisse "Schrebergartenmentalität" anhaftete, den Tourismus in den Vordergrund zu stellen. Mit dieser Vision begab man sich in Mecklenburg-Vorpommern auf die Suche und begann mit der Akquisition geeigneter Standorte. 1991 konnte mit der Gemeinde Prerow der erste Pachtvertrag über ein Gelände geschlossen werden, das angeblich über einen der schönsten Strände Europas verfügt. Dieses Resort ist auch heute noch das Flaggschiff des Unternehmens, erklärte der Vorstand.
In den nächsten Jahren folgten mit Boltenhagen und Dranske-Nonnevitz weitere anspruchsvolle Campinganlagen. Insbesondere das letztere Resort konnte durch den Einstieg der damaligen Regenbogen GmbH vor dem Konkurs bewahrt werden. Für diesen Erfolg erhielten die jetzigen Hauptaktionäre der Regenbogen AG 75 Prozent der Anteile, während 25 Prozent noch die Gemeinde hält; beide Pakete sollen an die Regenbogen AG abgegeben werden. 1997 wurde mit Born dann das kleinste Resort übernommen. Dieses soll zum ersten ökologischen Campingplatz Deutschlands nach den Richtlinien der Agenda 21 ausgebaut werden.
Im November letzten Jahres ist dann die Insel Kiehnwerder in Brandenburg hinzugekommen. Die Regenbogen AG erhielt den Zuschlag für dieses einmalige Resort in in einer europaweiten Ausschreibung mit einem Pachtvertrag für zwei Jahre und der Option auf Übertragung des Erbbaurechts mit einer Laufzeit von 45 Jahren, deren Abwicklung aufgrund der bisher erzielten Erfolge demnächst umgesetzt werden soll. Herr Rosorius erklärte, er sehe hier fantastische Möglichkeiten.
Ebenfalls im vierten Quartal 2001 wurde mit dem Resort Göhren der größte Campingplatz auf Rügen erworben. Die dortige Gemeinde wollte das Gelände nicht mehr selbst betreiben. Auch hier wurde ein Erbbaurecht mit einer Laufzeit von 45 Jahren vereinbart. Ab Herbst diesen Jahres soll nun der gesamte Platz inklusive der Gebäude zunächst komplett erneuert werden. Der Standort soll zu einem weiteren "Kleinod" für die Gesellschaft ausgebaut werden
Insgesamt betreibt die Regenbogen AG also aktuell sechs Resorts, davon zwei in diesem Jahr in der ersten Saison. Damit ist das Unternehmen nach Ansicht von Herrn Rosorius bereits nach 12 Jahren Marktführer, Trendsetter und Meinungsbilder in der Branche. Diesen Erfolg führt er auf die unvoreingenommene Sichtweise seines Vorstandskollegen Herrn Voßhall und seiner eigenen Person zurück. "Wir überlegen zunächst, was uns selbst gefallen würde", erklärte er.
Sehr wichtig für eine positive Kaufentscheidung ist dann zum einen die exzellente Lage des Platzes in schönster Natur und zum anderen die Möglichkeit, diesen mit einem hohen Komfort auszustatten und ihm eine gewisse Exklusivität zu verleihen. Die Verbindung dieser beiden Faktoren ist nach Ansicht von Herrn Rosorius die Grundlage für den Erfolg, und die enorm hohe Zahl von Stammkunden bestätige die Richtigkeit des Konzepts.
Insgesamt verfügt die Regenbogen AG auf ihren sechs Ressorts derzeit über 4.410 Stellplätze und kann 600.000 Übernachtungen pro Jahr verbuchen. Im Kerngebiet Mecklenburg-Vorpommern verfügt das Unternehmen über einen Marktanteil von 21 Prozent, bundesweit beträgt dieser bei den großen Campingplätzen mit mehr als 900 Stellplätzen 13 Prozent.
In den nächsten Jahren sollen nun weitere Plätze übernommen werden. Man erhalte derzeit sehr viele Angebote, erklärte der Vorstand. Grundsätzlich solle immer ein ökologisches Konzept mit einbezogen werden, dieses habe schließlich im Hinblick auf die Nutzung regenerativer Energien auch betriebswirtschaftlich Charme. Außerdem sei Camping grundsätzlich die nachhaltigste Tourismusform. Der größtmögliche Komfort soll aber dennoch gewährleistet werden.
Herr Rosorius wies in diesem Zusammenhang vor allem auf die Optimierung der Kommunikation hin. "Es muss möglich sein, die Frühstücksbrötchen am Abend vom Stellplatz aus zu bestellen und dann frisch geliefert zu bekommen", legte er als Beispiel dar. Zudem denkt der Vorstand darüber nach, mit der Entwicklung neuer Ferienwohnkonzepte die in Deutschland eigentlich kurze Saison um einige Monate auszuweiten.
Bericht Herr Voßhall
An dieser Stelle übernahm Herr Voßhall, im Vorstand u.a. zuständig für die Bereiche Finanzen und Controlling, das Wort und erläuterte die Zahlen. Mit diesen wolle er aufzeigen, dass es sich beim Geschäft der Regenbogen AG nicht nur um schöne Visionen handelt, meinte er. Zunächst sprach er aber den Börsengang an. Dieser war trotz der verlängerten Zeichnungsfrist wegen des enorm schlechten Börsenumfelds nicht übermäßig erfolgreich, denn es konnten nur 67.016 Aktien zu 5,90 EUR bzw. 5,40 EUR (Frühzeichner) platziert werden. Der Streubesitz beträgt jetzt 3 Prozent, Großaktionäre bleiben er und sein Vorstandskollege mit jeweils 42,5 Prozent der Anteile. Aufsichtsrat und einige andere größere Aktionäre halten zusammen 12 Prozent. Diese haben auch nicht vor, sich von ihren Aktien zu trennen, betonte der Vorstand. Entsprechende Lock-Up-Fristen wurden bereits vor dem Börsengang schriftlich fixiert.
Die Kosten des Börsengangs waren wegen des geringen Volumens leider unverhältnismäßig hoch und haben im Prinzip den gesamten Emissionserlös aufgezehrt. Der Vorstand sieht den IPO aber deshalb nicht unbedingt als Flop an, im Gegenteil konnte der Bekanntheitsgrad der Regenbogen AG in der Branche durch den Schritt in die Öffentlichkeit stark gesteigert werden. Inzwischen werde man immer wieder von verkaufswilligen Gemeinden und Wettbewerbern angesprochen, ohne zuvor Kontakte knüpfen zu müssen, was einen erheblichen Wettbewerbsvorteil bedeute.
Der Handel der Aktie erfolgt im Freiverkehr der Börse Frankfurt. "Wir erfüllen aber auch höhere Anforderungen", so Herr Voßhall. So veröffentlicht das Unternehmen Quartalsberichte und gibt sich auch sonst möglichst transparent. Schließlich soll das Vertrauen der Anleger erhalten oder, wo nötig, erst noch geschaffen werden. Der Kapitalmarkt soll zudem auch künftig genutzt werden, um den weiteren Ausbau der Marktstellung zu finanzieren. Als Zielgruppe sieht Herr Voßhall Privatanleger und hier insbesondere die Kunden des Unternehmens an.
Nachfolgend kam er zu den Zahlen des Geschäftsjahres 2001. Der Umsatz konnte trotz der allgemein sehr ausgeprägten Schwäche in der Tourismusbranche von 2,6 Mio. EUR auf 4,2 Mio. EUR gesteigert werden. Der Löwenanteil stammt mit mehr als der Hälfte der Erlöse noch vom Resort Prerow, aber auch Boltenhagen und Born haben zum Wachstum beigetragen. Das EBIT konnte auf 480 TEUR (Vj.: 231 TEUR) gesteigert werden, und die Rendite beträgt damit bereits 11 Prozent, soll aber durchaus noch weiter verbessert werden. Das Jahresergebnis rutschte dagegen mit 353 TEUR ins Minus, nachdem im Vorjahr noch ein positiver Betrag von 105 TEUR ausgewiesen worden war. Schuld waren die Kosten des Börsengangs, die sofort komplett berücksichtigt wurden.
Im ersten Halbjahr 2002 hat sich die positive Entwicklung fortgesetzt. Der Umsatz kletterte auf 1,86 Mio. EUR (Vj.: 1,26 Mio. EUR), wozu Prerow mit 933 TEUR beitrug, gefolgt von Göhren mit 408 TEUR und Boltenhagen mit 336 TEUR. Es folgen noch Kiehnwerder und Born mit kleineren Anteilen. Insbesondere mit dem Resort Göhren zeigte sich Herr Voßhall sehr zufrieden, schließlich fließt dieser Standort erst ab März in die Abrechnung mit ein.
Auch das Betriebsergebnis verbesserte sich auf minus 266 TEUR (minus 383 TEUR). In diesem Zusammenhang wies der Vorstand auf das sehr saisonale Geschäft hin, das sich in den Umsatzspitzen im Juli und August widerspiegelt. So konnte allein im Juli ein Umsatz von 1,72 Mio. EUR verzeichnet werden, der damit fast so hoch war wie derjenige der ersten sechs Monate. Aus diesem Grund ist das Ergebnis des ersten Halbjahres auch negativ, da in dieser Zeit natürlich auch Fixkosten (Personal, Pacht, etc.) auflaufen, während die zugehörigen Umsätze erst später anfallen.
Im Gesamtjahr soll der Umsatz um 33 Prozent auf 5,6 Mio. EUR und das Betriebsergebnis sogar um 100 Prozent auf 1 Mio. EUR gesteigert werden. Diese Prognose ist sehr sicher, erklärte Herr Voßhall, da sich das Geschäft über das gesamte Jahr sehr genau abschätzen lässt. Es dürfte nach heutigen Einschätzungen also kaum zu Abweichungen kommen.
Abschließend wies der Vorstand noch auf das Sonderfördergebiet hin, das den Standorten Göhren und Kiehnwerder einen 50prozentigen Zuschuss bei allen Investitionen sichert. Diese Tatsache bringt bei Geschäften in Mecklenburg-Vorpommern einen erheblichen Wettbewerbsvorteil, so dass das künftige Wachstum insbesondere dort stattfinden soll. Trotzdem ist aber auch eine Ausdehnung auf andere Bundesländer vorgesehen.
Mit der Entwicklung der Aktie zeigte sich der Vorstand recht zufrieden, wenn der Kursverlauf mangels Umsätzen auch oft einer waagerechten Linie gleicht. Bei einem Niveau von aktuell 6 EUR können Frühzeichner aber immerhin einen Gewinn von 11 Prozent verbuchen, was angesichts des schlechten Börsenumfelds und der Katastrophenmeldungen aus der Tourismusbranche ein gutes Ergebnis ist.
Allgemeine Diskussion
In der allgemeinen Aussprache meldete sich lediglich eine Aktionärin mit einer Frage zu Wort. Sie bat um die Aufschlüsselung der außerordentlichen Aufwendungen von 685 TEUR. Laut Herrn Voßhall setzen sich diese aus 392 TEUR Rechts- und Beratungskosten für den Börsengang und 293 TEUR für die Außendarstellung des Unternehmens zusammen.
Abstimmungen
Die Präsenz stellte Herr Eckner mit 2.168.946 der insgesamt 2.231.066 Aktien oder 97,22 Prozent des Grundkapitals fest. Die Verwaltung vertrat zusammen 2.067.450 Papiere. Abgestimmt wurde über die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl der Hanseatischen Treuhand-Union zum Abschlussprüfer (TOP 4), die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 5), die Vergütung des Aufsichtsrats mit insgesamt rund 7.669,38 EUR (TOP 6) und die Satzungsänderungen das NaStraG betreffend (TOP 7). Alle Punkte wurden schnell abgehandelt und ohne Gegenstimmen beschlossen.
Die Versammlung endete bereits um 12:15 Uhr.
Fazit
Die Regenbogen AG ist zweifellos in einem Wachstumsmarkt tätig und profitiert vom Trend weg vom Ferntourismus, der sich nach dem 11. September noch verstärkt hat. Das Konzept vom nachhaltigen Campingurlaub ohne Verzicht auf einen gewissen Komfort überzeugt. Die präsentierten Zahlen bestätigen diese Aussage, schließlich wäre ohne die außerordentlichen Aufwendungen insbesondere aus dem Börsengang in dem für den Tourismus wenig erfolgreichen Jahr 2001 ein Gewinn angefallen.
Die Bewertung des Unternehmens ist danach mit 13,5 Mio. EUR bei einem erwarteten Betriebsergebnis von 1 Mio. EUR für das laufende Jahr sicher nicht zu hoch. Allerdings sind die Umsätze an der Börse minimal, was in Anbetracht des geringen Streubesitzes aber auch nicht verwundert. Ein fairer Kurs kann sich so allerdings kaum bilden, und es ist nur schwer möglich, überhaupt Aktien zu handeln. Eine Ausweitung des Streubesitzes ist deshalb unabdingbar, auch, um die Anleger mehr auf die Aktie aufmerksam zu machen.
Trotzdem ist es sinnvoll, eine Aufhellung des Börsenumfelds abzuwarten, wie dies der Vorstand auch darlegte. Es besteht schließlich kein Zugzwang, denn das Unternehmen ist solide finanziert und kann das Wachstum zunächst auch aus eigener Kraft oder über Kredite finanzieren. Die Aktie der Regenbogen AG ist zur Zeit noch eine Spezialität am deutschen Markt, die vom Markt kaum wahrgenommen wird. Dies könnte sich jedoch bald ändern. Kaufwillige Anleger sollten für ein Engagement aber eine Kapitalerhöhung bzw. eine Ausweitung des Streubesitzes abwarten.
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