Zu ihrer ordentlichen Hauptversammlung lud die in Wessling in der Nähe des Ammersees ansässige Mensch und Maschine Software AG am 13.05.2002 um 11 Uhr in das Haus der bayerischen Wirtschaft in München ein. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates Friedrich Soldner begrüßte die anwesenden Aktionäre und Gäste. Der Vorstand war vollständig anwesend. Werner Schwenkert stellte sich als neues Vorstandsmitglied vor und brachte als „Mitgift“ OPEN MIND in die Gesellschaft mit. Vom Aufsichtsrat war einzig Theodor Beisch nicht anwesend.
Für GSC Research erstellte Dietmar Stanka diesen Bericht.
Bericht des Vorstandes
Adi Drotleff erwähnte nach der Begrüßung, dass die Mensch und Maschine AG (MuM AG) eines der führenden europäischen Anbieter von CAD-Lösungen ist. Die traditionellen Märkte sind nach wie vor Deutschland, Österreich, Schweiz, Frankreich, Italien und Polen. In den Jahren 2000/01 wurden in Großbritannien, Schweden und auch in der Schweiz Akquisitionen durchgeführt, in den Benelux-Staaten startete man im ersten Quartal 2002. Der Vertrieb der Produkte dehnt sich auch in die USA und nach Asien aus.
Die Marktführerschaft wurde weiter ausgebaut, so der Vorstand im weiteren Verlauf seiner Rede. Mittlerweile wurden über 300.000 Arbeitsplätze mit der Software der MuM AG ausgestattet. Im Jahr 2001 wurden allein über 50.000 Neu-Installationen durchgeführt. Der Stückzahl-Marktanteil beträgt in den Ländern mit MuM-Vertretung zwischen 20 und 25 Prozent, in Gesamteuropa zwischen 15 und 20 Prozent. Der Vertrieb erfolgt indirekt über etwa 1.000 Fachhandelspartner.
Der Zielmarkt im Bereich CAD-Software und Service hat weltweit ein Volumen von über 10 Mrd. Euro, auf Europa entfallen dabei über 3 Mrd. Euro. Das Produktspektrum der MuM AG umfasst CAD-Software in allen Preisklassen (200 bis 100.000 Euro pro Arbeitsplatz). Die Umsatzanteile betragen beim Maschinenbau ca. 50 Prozent, Architektur/Bauwesen ca. 25 Prozent, Geographie und Landschaftsbau ca. 15 Prozent und Elektrotechnik ca. 10 Prozent. Im weiteren Verlauf seiner Rede zeigte der Vorstand in einer Power-Point-Präsentation Beispiele aus dem vielfältigen Produktspektrum der Mensch und Maschine Software AG.
Die Entwicklung zum internationalen Technologie-Konzern schreitet weiter vor, so Adi Drotleff. Ab 1998 wurden 12 strategische Beteiligungen eingegangen. Seit 1999 hält man die Mehrheit an der Staufen-Akademie, seit 2001 besitzt MuM die Mehrheit an EUKLID (CAD/CAM). Eine Technologie-Offensive wurde 2002 gestartet; in diesem Jahr erwarb MuM die Mehrheit bei RCT (CAM), AIM (PDM), ECS (Elektro) und DATAflor (Garten- und Landschaftsbau), weiter erfolgte die Übernahme von OPEN MIND.
Der Rohertragsanteil stieg seit 1999 kontinuierlich an. Bis 1999 betrug er etwa 10 Prozent, 2000/2001 etwa 20 Prozent und 2002 erwartet der Vorstand 40 bis 50 Prozent. Im ersten Quartal wurde diese Vorgabe mit 43 Prozent bereits erreicht. Große Fortschritte, so Adi Drotleff, erzielte man im Backoffice-Bereich. Frankreich wurde zum 1.1.2001, Italien zum 1.7.2001 und Schweden zum 1.1.2002 auf mySAP.com umgestellt. Im Laufe des Jahres folgen Benelux und EUKLID, die Technologietöchter sowie Großbritannien.
Das Projekt Online-Shop erzielt in Deutschland, Schweiz und Österreich bereits eine Online-Bestellquote von über 60 Prozent, neu eingerichtet wurde dieser Shop in Frankreich und Italien. Für Fachhändler wurde CRM + Shop-Hosting eingerichtet. Der größte Erfolg, so der Vorstandsvorsitzende, war die Senkung des Vorratsvolumens um 25 Prozent bei einem Umsatzwachstum von 27 Prozent.
Die Gewinn- und Verlustrechnung wurde auf Umsatzkostenverfahren umgestellt. Die F&E-Kosten stiegen um 27 Prozent auf 4,7 Mio. Euro, Allgemeine & Verwaltungskosten um 16 Prozent auf 8,7 Mio. Euro und die Vertriebs- und Marketingkosten um 20 Prozent auf 19,9 Mio. Euro.
Die Stärke des Unternehmens, so der Vorstand, liegt bei den Mitarbeitern, die er als „Mit-Unternehmer“ bezeichnete. Fluktuation sowie Krankenstand bewegen sich auf einem niedrigen Niveau. Das Unternehmen ist seit 1984 erfolgreich am Markt tätig, vier von sechs Vorständen sind mehr als 10 Jahre bei der MuM AG und die zweite und dritte Führungsebene seien stark bei Entscheidungen beteiligt. Es gebe eine dezentrale Entscheidungsstruktur mit einem straffen Controlling. Werner Schwenkert (Gründer von OPEN MIND) wurde zum 1.5.2002 zum Vorstand für Forschung und Entwicklung berufen.
Der Umsatz im abgelaufenen Geschäftsjahr betrug 146,8 Mio. Euro, somit wurde die eigene Prognose von 143 Mio. Euro deutlich übertroffen. Der Auslandsanteil lag bei 61 Prozent. Der Umsatz im ersten Quartal stieg zum Vergleichsquartal um 28 Prozent auf 46,1 Mio. Euro. Das EBIT wurde um 59 Prozent auf 6,2 Mio. Euro gesteigert, der operative Cashflow um 45 Prozent auf 6,2 Mio. Euro. Das Ergebnis pro Aktie betrug 0,53 Euro; die Dividendenrendite beträgt bei einem Kurs von 10,50 Euro 3 Prozent.
Im Ausblick auf das Jahr 2002 kündigte der Vorstand einen Umsatz zwischen 170 und 185 Mio. Euro an. Vor Goodwill-Abschreibung soll der Gewinn pro Aktie zwischen 1,10 und 1,30 Euro betragen. Der Zielkorridor für 2003 wurde auch schon definiert; im nächsten Jahr soll der Umsatz zwischen 195 und 220 Mio. Euro erreichen.
Obwohl das Unternehmen in den letzten fünf Jahren einen beständigen Gewinn- und Umsatzanstieg zu verzeichnen hatte, ist der Börsenkurs das einzige, was den Vorstand nicht zufrieden stellt. Die Mensch und Maschine AG ist eines der wenigen Unternehmen am Neuen Markt, das eine Dividende zahlt; der Vorstand bezeichnete den aktuellen Börsenkurs als “absolut unterbewertet”.
Zur Aktionärsstruktur erklärte Adi Drotleff, dass er per 31.12.2001 etwa 2,8 der insgesamt 4,441 Mio. Aktien hielt. Durch die Übernahme von OPEN MIND erfolgte im April 2001 eine Kapitalerhöhung um 600.000 Stück Aktien. Für die OPEN MIND Gründer wurde eine dreijährige Verkaufssperre vereinbart. Die Aktienanzahl beträgt nunmehr gut 5 Mio. Stück.
In seiner Zusammenfassung betonte der Vorstand, dass die Mensch und Maschine Software AG der Marktführer in einem großen Technologie-Markt ist. Die Gesellschaft ist solide geführt, 18 Jahre alt und seit fünf Jahren börsennotiert sowie profitabel und dividendenfähig. Die Mensch und Maschine Software AG kann eine intakte Wachstums-Story, ein gut ausbalanciertes Geschäftsmodell, einen Gründer, der an die Zukunft der Firma glaubt, ein eingespieltes, erfahrenes Management-Team und eine sehr moderate Marktbewertung vorweisen.
Allgemeine Diskussion
Von der Schutzgemeinschaft für Kleinaktionäre (SdK) sprach Herr Bender und freute sich über Ertrag und Wachstum. Im weiteren Verlauf seiner Rede ging er noch einmal kurz auf die Zahlen des Unternehmens ein. Er lobte den Vorstand und die Mitarbeiter für die hervorragende Arbeit. Seine Frage nach dem Händlernetz beantwortete der Vorstand damit, dass etwa 30 Prozent der Händler jedes Jahr ausgewechselt werden. Hier werde auf die Effizienz des Händlers geachtet; Herr Drotleff bezeichnete diese Aufgabe schmunzelnd als “einen Sack Flöhe hüten”.
Herr Bender fragte, ob man sich denn nicht vom Neuen Markt lösen könnte. Dazu sagte der Vorstand, dass er bis dato davon ausgegangen ist, dass es etwa 100 schlechte Firmen gibt. Mittlerweile sei er aber zur Erkenntnis gelangt, dass gerade mal 30 mit einem positiven EBIT abgeschnitten hätten. Sollte dies so weitergehen, werde man sich ein weiteres Verbleiben sehr genau überlegen.
Die Frage nach der Größenordnung der Kosten für den Wirtschaftsprüfer wurde vom Vorstand mit dem Betrag in Höhe von etwa 100.000 Euro beantwortet. Herr Bender wünschte dem Unternehmen zum Schluss seiner Ausführungen viel Erfolg.
Frau Gerhäuser wollte wissen, warum das vierte Quartal im Regelfall das stärkste sei. Im vierten Quartal, so der Vorstand in seiner Antwort, wird das Budget des laufenden Jahres ausgegeben. Erfragte Folgen der Schließung der Gontard und Metallbank sind vorhanden, die Kreditlinien werden momentan auf die anderen Banken übertragen.
Für den Fall, dass die Geschäfte einmal nicht so gut gehen, fragte Frau Gerhäuser nach eventuellen stillen Reserven. Der Vorstand sieht die stillen Reserven in der jetzigen Marktsituation, in der man günstig Technologien erwerben kann. Grundstücke und Bauten hat man nicht vorzuweisen.
Abschließend ging der Vorstand kurz auf die von beiden Rednern kritisierte Besetzung des Aufsichtsrates ein. In einem Unternehmen, so Herr Drotleff, ist der Vorstand strategisch für das Unternehmen tätig. Als Aufsichtsrat sollte man betriebswirtschaftlich unterstützend und steuerberaterisch tätig sein, also eine tatsächliche aufsichtsführende Tätigkeit und keine unternehmerisch handelnde auszuüben. Diese Aussage bekräftigte der Aufsichtsratsvorsitzende, der das Unternehmen bereits seit über 18 Jahren begleitet.
Abstimmungen
Bei einer Präsenz von rund 66,81 Prozent wurde die Zahlung einer Dividende in Höhe von 0,35 Euro (ZOP 2) einstimmig beschlossen. Gegen TOP 3, die Entlastung des Vorstands, votierten 44 Neinstimmen bei 40 Enthaltungen. TOP 4, die Entlastung des Aufsichtsrates, erhielt 44 Neinstimmen. Die Wahl von Thomas Becker zum neuen Aufsichtsratsmitglied (TOP 5) wurde bei 1.670 Neinstimmen angenommen. Abschließend erfolgte die Zustimmung zur Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals bei 144 Neinstimmen, der Wahl von Ernst & Young als Abschlussprüfer wurde einstimmig zugestimmt.
Fazit und eigene Meinung
Die Mensch und Maschine Software AG ist eine Gesellschaft, die leider viel zu wenig Beachtung findet. Als ein Unternehmen mit hervorragenden Wachstumszahlen, dazu eines der wenigen am Neuen Markt mit einer Dividendenzahlung, wird dieses weder von Analysten noch von institutionellen Anlegern mit der Aufmerksamkeit verfolgt, die es verdient hätte. Der Kurs ist auf einem Niveau, der dem eigentlichen Wert des Unternehmens in keinster Art und Weise gerecht wird.
Alleine der Mut des Vorstands, bereits heute eine Prognose für das Jahr 2003 abzugeben, zeigt, dass die Auftragsbücher voll sind. Der Gesamteindruck bei der Hauptversammlung gestaltete sich sehr positiv. Die Veranstaltung wurde professionell durchgeführt und auch das Miteinander der Mitarbeiter drückte die hohe Zufriedenheit aus. Die Mensch und Maschine Software AG stellt für den Autor dieses Berichts einen der wenigen Werte des Neuen Marktes dar, die in ein gut gemischtes Portefeuille gehört.
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Argelsrieder Feld 5
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