Zur ordentlichen Hauptversammlung der Phönix SonnenStrom AG fanden sich am Samstag, dem 3. August 2002, rund 200 Aktionäre und Gäste im Stadtsaal des Veranstaltungsforums Fürstenfeld in Fürstenfeldbruck ein, um sich über den Geschäftsverlauf und die Zukunftsaussichten der nicht börsennotierten Gesellschaft zu informieren. Für GSC Research besuchte Karsten Busche die Veranstaltung. Im Vorraum des Versammlungssaals konnten sich die Aktionäre an aufgebauten Ständen über die einzelnen Geschäftsbereiche sowie die neuesten Produkte der Gesellschaft informieren.
Um 11:10 Uhr eröffnete J. Michael Fischl in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender die Versammlung und entschuldigte sich im Namen des HV-Dienstleisters (SLS HV-Management) für das Missgeschick beim Versand der ersten 50 Einladungen an die Aktionäre. Nach Abhandlung der üblichen Formalitäten und Vorstellung der anwesenden Organmitglieder übergab Herr Fischl das Wort an den Vorstandsvorsitzenden.
Bericht des Vorstands
Zu Beginn seiner Ausführungen ging Dr. Andreas Hänel auf den Wachstumsmotor Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) ein, das für eine Steigerung von rund 400 Prozent zwischen 1999 und 2001 verantwortlich sei. Der Anteil an erneuerbarer Energie an der Stromerzeugung erhöhte sich von 6 auf 8 Prozent. Man könne bei einer Fortführung des EEG von einer jährlichen Steigerung von einem Prozent ausgehen.
Darüber hinaus wurden hierdurch die Emission von ca. 35 Millionen Tonnen Kohlendioxid vermieden. Der so erzeugte Strom versorge fünf Mio. Menschen. Die Mehrkosten, die durch das EEG entstehen, bezifferte Dr. Hänel auf 0,001 Euro je kWh bzw. 3,50 Euro pro Jahr und Haushalt. Dies sei doch eine überschaubare Größe, meinte der Vorstandsvorsitzende.
In der Branche seien 120.000 neue Arbeitsplätze entstanden und das Investitionsvolumen lag in 2001 bei 6 Mrd. Euro. Außerdem rechne man mit einem Endkundenumsatz von circa 4 Mrd. Euro in den nächsten fünf Jahren. Das EEG sei nicht nur ein Wachstumsmotor der deutschen Industrie, sondern es habe auch eine Vorbildfunktion für Europa. Des Weiteren bereite es die deutsche Wirtschaft auf einen Exportmarkt der Zukunft vor und es sei auch Vorbild für andere europäischen Länder (u.a. Frankreich, Spanien).
Die Phönix SonnenStrom AG konnte die Gesamtleistung in 2001 um 150 Prozent auf über 14 Mio. Euro steigern und erlebte im vierten Quartal einen regelrechten Run, der allein 6,5 Mio. Euro zum Jahreserumsatz beitrug. Im dritten und vierten Quartal des laufenden Jahres könnte es ähnlich aussehen, so der Vorstandsvorsitzende. Die Vertriebsschiene der PHÖNIX® Solarberater hatte einen Anteil von 52 Prozent an der Gesamtleistung, wobei der Elektrogroßhandel (Elektrogroßhandel) aus dem Stand auf 11 Prozent kam, während der Anlagenbau 39 Prozent beisteuerte.
Im Branchenvergleich anhand des Photon Photovoltaik Aktien-Index, in dem sich nur noch börsennotierte Gesellschaften aus den USA, Deutschland (u.a. sunways, Solon) und Australien befinden, liege man vom Umsatz her auf Platz 7 und beim Ergebnis auf dem dritten Platz. Nur Astropower (USA) und Solarworld (Deutschland) hätten von allen 12 Unternehmen schwarze Zahlen geschrieben, wobei Phönix SonnenStrom mit einem leichten Verlust von 62.000 DM eine rote Null vorwies.
Dabei müsse man berücksichtigen, dass die Gesellschaft 700.000 DM in die Infrastruktur investiert hat und dass außerdem aufgrund der Prüfung von Akquisitionskandidaten Rechtsberatungskosten von 100.000 DM anfielen. Potenzielle Übernahmemöglichkeiten hätten nicht das gehalten, was sie versprochen haben, so dass man von Zukäufen in 2001 absah.
Neben einem starken Umsatzwachstum könne man im abgelaufenem Geschäftsjahr auf ein nahezu ausgeglichenes Ergebnis und auf die Erschließung neuer Märkte (EGH/International Business) zurückblicken. Des Weiteren habe man die Rechte am Markennamen "PHÖNIX®" vom Bund der Energieverbraucher e.V. übernommen, wichtige Messen besucht und arbeite in dem EU-Projekt EUPRES entscheidend mit (Planung, Design und Ertragüberwachung der MW-Anlage in Barcelona). Die Mitarbeiteranzahl stieg zum 30.6.2002 auf knapp 50, wobei davon 35 fest angestellt sind.
In 2001 erfolgte der Einstieg in fünf neue Geschäftsfelder (EU-Projekte, Beteiligungsanlagen, Inselanlagen, Modul- und Wechselrichter-Großhandel), wobei den Inselanlagen in Zukunft eine große Rolle zufallen sollte. Man konzentriere sich auf den Vertrieb und werde nicht in die Fertigung einsteigen.
Nach dem Eintritt in neue Bereiche befinde man sich nun in einer Konsolidierungsphase und werde voraussichlich in 2003 keine weiteren Geschäftsfelder angehen. Neben einem neuen Vertriebskonzept wurde die Phönix SonnenStrom in 2002 Distributor der Firma Shell Solar und akquirierte die Sol AG (jetzt Phönix Projekt&Service AG), einen erfahrenen Dienstleister für Photovoltaik-Beteiligungsanlagen. Außerdem führte man ein ERP-Programm ein, welches einige Kapazitäten band. Dies führte im ersten Quartal 2002 zu einem Umsatzrückgang und auch beim Ertrag liege man unter den Vorjahreswerten, wobei sich die Juli-Zahlen bereits wieder um 22 Prozent über dem Vergleichsmonat befänden.
Die gesamtwirtschaftliche Lage spiegle sich in einer Investitionszurückhaltung wider und mittlerweile sei auch der Berg an Anträgen für das "100.000 Dächer-Programm" bei der KfW abgearbeitet. Des Weiteren wurde die Einspeisevergütung des EEG reduziert. Beim Geschäftsfeld Anlagenbau bestehe ein 2,5fach höherer Auftragsbestand als in 2001 so dass dieser Bereich im ersten Halbjahr akquirierten Aufträge und nun abarbeitet.
Man habe u.a. den Auftrag zum Bau der weltweit größten Aufdach-Photovoltaikanlage (Neue Messe München) erhalten. In Rahmen dieses Projektes kooperiere man unter anderem mit der Stadt München und Shell Solar. Das Investitionsvolumen liege bei 5 Mio. Euro. Der Vertrieb des dazugehörigen Fonds erfolge über die Phönix Projekt&Service AG.
An dieser Stelle übernahm Herr Manfred Bächler (Vorstand Technik) die weiteren Ausführungen und erläuterte einige Projekte (u.a. Solarsiedlung in Freiburg, Parkhaus Dietrich-Kino in Neu-Ulm), die von der Phönix SonnenStrom errrichtet wurden. Die Photovoltaikanlagen stießen auch auf zunehmendes Interesse bei Landwirten, die auch ihre "Muskelhypothek" einbringen könnten und dank des Immobilienbesitzes keine Probleme bei der Beantragung des KfW-Darlehens hätten. Ebenfalls zeigten Firmen verstärktes Interesse, so dass beispielsweise eine Gesellschaft extra das Dach ihrer Halle vergrößerte.
Des Weiteren habe man die Phönix NEWTEC® SonnenDachZiegel überarbeitet und man konnte feststellen, dass sich die Hersteller von Dachziegeln aus diesem schwierigen Markt zurückziehen. Außerdem wurde das Montagesystem von Phönix mit einem Grund- und Erweiterungsset weiterentwickelt.
Dank der Arbeit von zwei Diplomanden konnte eine Internet-Anlagenauswertung unter www.sonnen-ertrag.de etabliert werden. Dieser kostenlose und benutzerfreundliche Service ermögliche eine zeitnahe, automatisierte Auswertung über einen Anlagenvergleich. Dies sorge für eine bessere Kundenbindung, trage aber auch zur Marktinformation bei.
Mit Inselsystemen habe man die Produktpalette vervollständigt, da weltweit nicht netzgekoppelte Anlagen dominieren. Phönix SonnenStrom verstehe sich als Systemintegrator und biete Komplettsysteme (Plug & Play) mit der Orientierung auf Dienstleistungen wie Kälte sowie Licht für einen Markt mit rund einer Milliarde Menschen.
Bei dem EUPRES-Projekt der EU sei man für die vorgelagerten Arbeiten in Barcelona zuständig. Die erste Anlage solle im Mai/Juni 2003 in Betrieb gehen. Dieses Projekt diene der Entwicklung und Aufwertung eines Stadtviertels, wobei es auch ein deutlich sichtbares "landmark" sei. Der zweite Teil werde in 2004 funktionsbereit sein, so Herr Bächler. Bei der 1 MW-Anlage auf den Hallendächern der Neuen Messe München habe man nur sechs Wochen für die Montage von 7.560 Modulen zur Verfügung und das Richtfest sei für den 18.9.2002 geplant.
Mit einem Blick auf die Techniktrends erläuterte Herr Bächler, dass sich die Dünnschicht-Technologie (Cis, CdTe) durchsetzt und dass Elektro-Multis in den Markt für Wechselrichter einsteigen. Bei den Montagesystemen gehe der Trend zu Aluminium, rahmenlosen Modulen sowie Kostenoptimierung, da gerade ein Preiskrieg zwischen zwei Anbietern tobe. Darüber hinaus träten neue Marktteilnehmer (u.a. aus dem Bereich Santitär-Heizung-Klima) auf. Neben einem Konzentrationsprozess sei ein Trend von Privathäusern hin zu Landwirten/Firmen zu erkennen. Ausserdem beobachte man eine Ausweitung von Fertigungskapazitäten bei Modulherstellern.
Wie der Vorstandsvorsitzende ergänzte, hat man die Investor Relations-Arbeit weiter ausgebaut. Im Graumarkt sind regelmäßige Aktienumsätze zu Kursen zwischen 10 und 14 Euro zu verzeichnen. Ein Börsengang sei frühestens in 2003 ein Thema, da man in einem beruhigten Kapitalmarktumfeld eine vernünftige Bewertung erzielen wolle.
Die Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln (TOP 6) binde das Geld strenger an das Unternehmen, erhöhe die Kreditwürdigkeit und verbillige den Aktienkurs optisch. Außerdem würden die Anteile der Altaktionäre bei einem Börsengang weniger verwässert. Angesichts des hohen Auftragsbestands habe man zwei Drittel des letztjährigen Umsatzes bereits in der Tasche und man werde den Marktanteil in 2002 von 3,5 auf 5 bis 7 Prozent steigern.
Allgemeine Diskussion
Von Seiten der Aktionäre wurde nicht eine einzige Frage gestellt, was sicherlich nicht zuletzt auch darauf zurückzuführen ist, dass die Vorstände bei der Vorstellung der Gesellschaft bereits detaillierte Informationen präsentierten.
Abstimmungen
Die Präsenz betrug 626.784 der ausgegebenen 1.675.000 Aktien und damit 37,42 Prozent des Grundkapitals. Die Entlastung des Vorstands bzw. Aufsichtsrats sowie die Wahl der BDO Deutsche Warentreuhand zum Abschlussprüfer wurden ohne eine nennenswerte Anzahl an Gegenstimmen angenommen. Darüber hinaus wurde der Bilanzverlust vorgetragen, der Beschluss einer Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln genehmigt und eine D & O-Versicherung für den Aufsichtsrat akzeptiert.
Die Schaffung eines Genehmigten Kapitals stieß auf etwas stärkeren Widerstand, wobei diesem Beschluss bei 68.500 Neinstimmen mit 89,03 Prozent zugestimmt wurde. Nach gut zwei Stunden beendete der Aufsichtsratsvorsitzende die Versammlung und bat zu einem Essen ins Foyer.
Fazit
Die Aktionäre zeigten auf dieser Hauptversammlung ihre stumme Zustimmung zu der Entwicklung ihres vorbörslichen Investments, das sich positiv von anderen nicht notierten Gesellschaften abhebt.
Da der Anlagenbau die akquirierten Aufträge im zweiten Halbjahr abarbeitet, ist zumindest mit einem Umsatz auf Vorjahresniveau zu rechnen, wobei auch eine Steigerung im Rahmen des Möglichen liegt. Im laufenden Geschäftsjahr sollte nicht nur eine rote Null, sondern auch ein kleiner Gewinn unter dem Strich übrig bleiben. Mit den Prestigeobjekten in Barcelona sowie München wird sich zudem der Bekanntheitsgrad der Gesellschaft erhöhen. Dank der genehmigten Kapitalerhöhung sollte sich auch die Kreditwürdigkeit des Unternehmens verbessern.
Die neuen Geschäftsfelder entwickeln sich anscheinend plangemäß, wobei die Fantasie vor allem aus dem Bereich der Insellösungen kommt. Man darf auch gespannt sein, ob die Nachfrage im Bereich Photovoltaik seitens der Landwirte und Firmen den stagnierenden Zuspruch der Privathaushalte überkompensieren kann.
Das Management agiert bei Zukäufen sehr vorsichtig und wirft seine ganze Erfahrung in die Waagschale, so dass die Aktionäre beruhigt in die Zukunft schauen können. Bei einer weiter positiven Unternehmensentwicklung sollte sich dieser Erfolg auch im Aktienkurs widerspiegeln, sobald die Gesellschaft in 2003/2004 an die Börse geht. Besonders hervorzuheben ist die gute Investor Relations-Arbeit, die bei einem Unternehmen dieser Größenordnung nicht unbedingt zu erwarten wäre.
Kontaktadresse
Phönix SonnenStrom AG
Hirschbergstr. 8
85254 Sulzemoos
Tel.: 08135 / 938 - 000
Fax: 08135 / 938 - 099
Email: Phö[email protected]
Internet: www.SonnenStromAG.de
Ansprechpartner Investor Relations
Anka Leiner
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Fax: 08135 / 938 - 099
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