Am 25.7.2002 fand im Forum Hotel in München die ordentliche Hauptversammlung der Advanced Photonics Technologies AG (AdPhos) statt. Kurz nach 10:30 Uhr eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Kai K. O. Bär die Veranstaltung und begrüßte die anwesenden Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Dietmar Stanka von GSC Research. Vorstand und Aufsichtsrat waren vollzählig anwesend. Nach der Erledigung der üblichen Formalien übergab Dr. Bär das Wort an den Vorstand Dr. Rainer Gaus.
Bericht des Vorstands
Dr. Gaus begann sein Rede mit der Feststellung, dass nach dem 11. September in den USA praktisch kein Umsatz mehr zu erzielen war. Da man gerade im Bereich der Druckindustrie starke Einbrüche hinnehmen musste, war die Umsatzentwicklung nicht berauschend. Mit dem Wechsel der Unternehmensstrategie und der Bündelung der Kernkompetenzen AdPhos und Eltosch erzielt man jedoch bereits jetzt gute Erfolge.
Die Kernkompetenz der AdPhos liegt in der NIR-Technologie mit dem entsprechenden Patentschutz, der Forschung und Entwicklung und der verfahrenstechnischen Kompetenz sowie in der breiten Branchenaufstellung. Eltosch liegt bei den Technologien UV und Infrarot, bei der Vertriebsstärke durch Key Account Management und im weltweiten Kundenzugang mit lokalen Repräsentanzen vorn. Diese Kernkompetenzen bedeuten in einer Gesamtbetrachtung ein hohes Leistungsspektrum mit vielen Synergieeffekten.
Durch die Neuaufstellung des Unternehmens steigt der AdPhos-Konzern zu einem Technologieführer für den Markt der Trocknungsprozesse auf. Zunächst wird Eltosch durch die NIR-Technologie in die Lage versetzt, mit den bestehenden Kundenzugängen eine weitere Durchdringung des Druckmarkts zu erreichen. Auf der anderen Seite verwirklicht AdPhos mit Hilfe von Eltosch die Positionierung als globaler Systemanbieter in der thermischen Verfahrenstechnik. Dieser Systemanbieter besitzt diverse Alleinstellungen im Portfolio, die einen Ausbau anderer Wachstumsmärkte (wie z.B. Farben und Lacke sowie Kunststoffe) zur Realisierung und Verbreitung der Marktbasis ermöglichen.
Die Akquisition der Eltosch GmbH führte zu einer deutlich stärkeren weltweiten Präsenz von AdPhos. Der Konzern ist derzeit in Deutschland, Nordamerika, Großbritannien und Frankreich mit eigenen Niederlassungen sowie in Korea, Hongkong und Thailand mit Joint Ventures vertreten. Über weitere Repräsentanzen wird derzeit verhandelt.
Die Umsetzung der Synergiepotenziale läuft gut. Das erste Geschäftsfeld Drying Systems for Printing umfasst die Bereiche Bogenoffsetdruck, Digitaldruck und Flexodruck. Mit dem zweiten Geschäftsfeld Industrial Applications ist man in den Märkten breiter aufgestellt, und man bearbeitet hier Kunststoffe, Farben und Lacke sowie ganz neue Märkte. Die Bereiche Customer Service und Marketing erstrecken sich über beide Geschäftsfelder und werden den Central Services zugeordnet. Die Positionierung im Wettbewerb wurde durch die Akquisition deutlich verbessert.
Die momentan schwache Konjunktur führte bei den Herstellern von Druckmaschinen zu erheblichen Umsatzeinbußen. Als Zulieferer von Trocknersystemen hat man bei AdPhos schnell reagiert, und man konnte die Umsätze auf dem Vorjahresniveau halten. Dennoch sind massive Kosten- und Leistungsoptimierungen der Systeme erforderlich, um Marktanteile nachhaltig zu sichern bzw. auszubauen. Die schlechte Marktsituation hat einige Wettbewerber in eine angespannte finanzielle Situation gebracht.
Die AdPhos hat auf Grund ihres guten Standings gute Chancen, als Gewinner aus dieser Situation hervorzugehen. Mit dem größten Kunden, der Scitex Digital Printing, wurde Ende 2001 ein Reseller-Agreement abgeschlossen. Mit deutlicher Verspätung zeigt dieses nun Wirkung, erste Auftragseingänge konnten verbucht werden, ein signifikanter Umsatz wird allerdings erst 2003 erwartet.
Die Geschäftssituation im Bereich Industrial Applications weist wesentliche Wachstumspotentiaze auf. Besonders erwähnte Dr. Gaus hier die Entwicklungen der Spot Repair-Serie. Dieses Set wird drei Systeme umfassen, die alle in der Oberfläche einzusetzen sind. Das erste und bereits eingeführte System namens NIR Mikro Spot Repair wird von den Automobilherstellern zur Behebung von Kleinstfehlern in der Lackierung bei Neufahrzeugen eingesetzt. Der Einsatz des Systems kann den herkömmlichen Reparaturprozess von etwa 40 Minuten auf sage und schreibe 30 Sekunden verkürzen. Dieses Gerät konnte man bei der Hauptversammlung in einer Demovorstellung betrachten, und man konnte sich selbst davon überzeugen, dass diese Technologie eine immense Kostenersparnis für die Autoindustrie bedeutet.
Das zweite System NIR Spot Repair wurde für den Einsatz in Werkstätten entwickelt. Mit dieser Technologie kann man dann auch größere Flächen trocknen. Da man damit mehr Kunden erreichen möchte, wird mit der Einführung des Systems der Vertrieb über externe Dritte im Bereich Werkstattzubehör stattfinden. Das dritte System ist das NIR Flash Repair, mit dem man kleine Dellen aus der Karosserie entfernen kann. Die Einführung soll im vierten Quartal diesen Jahres erfolgen.
Im Bereich Coalcoating konnten bereits zwei Auftragseingänge für diese Anlagen verbucht werden. Im Zuge dessen wurde eine strategische Allianz mit der Firma Eisenmann geschlossen, die sich sehr positiv auswirkt. Die mittelfristigen Aussichten in diesem Geschäftsfeld sind viel versprechend, so Dr. Gaus, und man rechnet damit, dass sich AdPhos hier zu einem Key Player entwickeln wird.
Der Bereich Pulverbeschichtung mit DuPont läuft verhalten, erste positive Tendenzen sind jedoch sichtbar, und es konnte vor kurzem der erste Auftragseingang aus den USA verbucht werden. Das Geschäft im Bereich Kunststoffe mit den wesentlichen Anwendungen PET und Folientiefziehen läuft planmäßig. Als Anwendung mit sehr großem Umsatzpotenzial stellt sich der Bereich Blechverpackungen heraus. Hier kann in Verbindung mit Eltosch fast der gesamte Bereich der Trocknungstechnik angeboten werden. Ein weiterer Großauftrag konnte im Segment Silikonbeschichtung verbucht werden, der künftige Folgeaufträge mit sich bringen wird.
Sehr positiv wirkte sich bisher der Vertriebshebel durch die Eltosch aus. Weiter verfolgt AdPhos ein Produktmanagement in Branchen übergreifenden Anwendungsgebieten, um dadurch mittelfristig konjunkturelle Abhängigkeiten zu vermeiden. Eine ganz neue Beteiligung an der Entwicklungsfirma DORA, die organische Leuchtdiodensysteme entwickelt, verspricht eine neue Herausforderung mit interessanten Anwendungsgebieten. Auf dieser Basis könnten auf Folien gedruckte Fernseher, aber auch Autoarmaturen hergestellt werden.
Zusammenfassend betonte Dr. Gaus, dass im AdPhos-Konzern Produktinnovation und Outsourcing erste Priorität haben. Der Bereich Drying Systems for Printing übertrifft trotz des schlechten Marktumfelds die Erwartungen, und der Bereich Industrial Applications zeigt großes Wachstumspotenzial.
Im Anschluss an die Rede von Dr. Gaus erläuterte sein Vorstandskollege Andreas Geitner die bereits schon jetzt sichtbare Erfolgsstory, die hinter dem Erwerb der Eltosch Torsten Schmidt GmbH steht. Die in Hamburg ansässige Firma verfügt über ein starkes und erfolgreiches Vertriebsteam von mehr als 20 Mitarbeitern, das seit Beginn des Geschäftsjahres 2002 auch die Vertriebsmitarbeiter der AdPhos aufgenommen hat und zentral gesteuert wird.
Nach dem Erwerb von 51 Prozent im August 2001 wurden im Februar diesen Jahres die restlichen 49 Prozent in die AdPhos integriert. Die Gesamtinvestition betrug 13 Mio. Euro, wovon ein Betrag in Höhe von 2,5 Mio. Euro als rückzahlbares Gesellschafterdarlehen zur Stärkung der Betriebsmittel in die Eltosch geflossen ist.
Die Umsatzerlöse im Geschäftsjahr, so Herr Geitner weiter, lagen 2001 bei rund 10,8 Mio. Euro, von denen 6,4 Mio. Euro auf das vierte Quartal entfallen. Dieses Wachstum war akquisitionsbedingt, da die Eltosch erstmalig in diesem Zeitraum konsolidiert wurde. Trotz dieser Steigerung konnte man den bereits bis September aufgelaufenen Fehlbetrag in Höhe von 5,2 Mio. Euro beim EBIT nicht ausgleichen. So konnte auch nicht mehr verhindert werden, dass der neu entstandene AdPhos-Konzern ein Betriebsergebnis in Höhe von minus 6,9 Mio. Euro ausweisen musste.
Die Eigenkapitalquote weist eine erfreulichen Wert in Höhe von rund 65 Prozent aus, so Herr Geitner weiter. Die AdPhos AG verfügt weiter über eine gesunde Bilanzstruktur und eine hohe Eigenkapitalquote sowie über ausreichende flüssige Mittel, und des Weiteren wurden zwischenzeitlich die Bankverbindlichkeiten in erheblichem Umfang reduziert.
Der Erwerb von Eltosch hatte in der Geschäftssegmentierung großen Einfluss. So trägt der Geschäftsbereich "Drying Systems for Printing" nunmehr 85 Prozent zu Umsatz und Gesamtleistung bei und erwirtschaftet dabei positive Deckungsbeiträge. Dort sind auch 100 Mitarbeiter des Konzerns beschäftigt. Rund 50 Angestellte arbeiten im Geschäftsbereich "Industrial Applications", der für das enorme Wachstumspoztential in der Zukunft steht.
Die Entwicklung des Jahres 2002 war bisher sehr erfolgreich. So erreichten Umsatzerlöse und Bestandsveränderungen im 1. Quartal rund 7,4 Mio. Euro. Dies entspricht einem Anteil von fast 28 Prozent des geplanten Jahreswerts. In einem Fazit sagte Herr Geitner, dass die Umsatzerwartungen leicht übertroffen wurden und dass ein positives EBIT erwirtschaftet wurde. Die Zahlen des ersten Halbjahres sind noch nicht abschließend festgestellt, tendenziell lässt sich aber der positiv eingeschlagene Weg erkennen.
Im weiteren Verlauf seiner Rede ging Andreas Geitner auf die Tagesordnungspunkte 5 und 6 ein und erläuterte diese in aller Ausführlichkeit. Dazu gehörten die Änderung des Optionsplans sowie die Satzungsänderungen zum Thema Transparenz- und Publizitätsgesetz. Corporate Governance, so Herr Geitner in seinen Schlussworten, ist für AdPhos kein Fremdwort. Man hält sich schon lange an die meisten Empfehlungen, und eventuelle Abweichungen sind in erster Linie auf die Größe der Gesellschaft zurückzuführen.
Allgemeine Diskussion
Von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sprach Markus Jaeckel, dessen erste Frage sich auf den in der Bilanz ausgewiesenen Firmenwert bezog. Hier wollte er wissen, wie nachhaltig dieser Wert gesichert ist, worauf Herr Geitner erwiderte, durch die Akquisition der Eltosch, die ein seit 35 Jahren etabliertes Unternehmen ist, sei diese Nachhaltigkeit unterstrichen worden.
Die nächste Frage von Herrn Jaeckel galt einer Einzelwertberichtigung in Höhe von mehr als 2 Mio. Euro. Diesbezüglich erkundigte er sich nach dem Grund, und er wollte wissen, ob man als Aktionär mit weiteren Wertberichtigungen rechnen muss. Nach Angaben von Herrn Geitner betrafen die Wertberichtigungen vor allem Altbestände von ausländischen Firmen der Eltosch.
Auf die Frage des DSW-Sprechers, ob man bei der Prognose bleibt, dass man 2002 eine schwarze Null schreiben wird, betonte Herr Geitner, diese werde nicht revidiert. Die momentane Auftragssituation sei gut, und daher könne man davon ausgehen, dass der Break-Even erreicht wird. Bezug nehmend auf die Eltosch fragte Herr Jaeckel nach genauen Zahlen aus den Synergieeffekten. Die Ersparnis, so Herr Geitner, liegt pro Jahr bei etwa 2 Mio. Euro. Wie immer fragte Herr Jaeckel nach weiteren Mandaten des Wirtschaftsprüfers. Der Wirtschaftsprüfer hat laut Vorstand neben der reinen Prüfungstätigkeit noch steuerliche Beratungen durchgeführt.
Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) war durch Tobias Bosler vertreten, der für einen Verbleib am Neuen Markt plädierte, da er keine Segmentprobleme erkennen könne. Im Zusammenhang mit Eltosch fragte er nach der Überschuldung dieser Firma, resultierend aus einem hohen Forderungsbestand. Ihn interessieren die Höhe dieses Bestands und die fünf größten Schuldner. Nach Angaben des Vorstands sind rund drei Viertel dieser Forderungen bis zum 30.6.2002 eingegangen, der Rest ist als langfristige Forderung u.a. aus Lizenzen verbucht.
Eine stille Reserve, das Betriebsgrundstück, solle momentan veräußert werden. Deshalb wollte Herr Bosler wissen, welchen Betrag man aus diesem Verkauf erwartet. Hierzu erklärte Herr Geitner, man wolle etwa 2 Mio. Euro aus diesem Verkauf generieren. Auf die Frage, ob eine Beratungsfirma bei der Integration eingeschaltet wurde und wie hoch deren Honorare lagen, antwortete Herr Geitner, eine Frankfurter Investmentbank habe AdPhos begleitet und dafür ein marktübliches Honorar erhalten.
Im Hinblick auf die Beraterleistungen des Herrn Dr. Bär merkte Herr Bosler kritisch an, dies sei mit dem Vorsitz des Aufsichtsrat nicht vereinbar. Daraufhin entgegnete Herr Geitner, Dr. Bär als Miterfinder der NIR-Technologie und mit hervorragenden Kontakten versehen sei ein wichtiger Berater für AdPhos. Dr. Bär äußerte sich persönlich, diese Beratungen seien rein technischer Natur, und er sei auch selbst an einer weiteren positiven Entwicklung des Unternehmens interessiert.
Abschließend erklärte Herr Bosler, der Geschäftsbericht sei mehr als kläglich. Hier werde wohl an der falschen Stelle gespart, und man sollte sich z.B. an preisgekrönte Geschäftsberichte halten, um besser zu werden.
Weitere Redner wiederholten bereits gestellte Fragen, brachten aber keine weiteren Erkenntnisse.
Abstimmungen
Bei einer Präsenz von 60,08 Prozent wurden der Vorstand unter TOP 2 und der Aufsichtsrat unter TOP 3 mit jeweils 99,92 Prozent entlastet. Die Wahl der KPMG zum Abschlussprüfer (TOP 4) erfolgte mit 99,99 Prozent Zustimmung, die Änderung des Aktienoptionsplans (TOP 5) mit 99,92 Prozent und die Satzungsänderungen (TOP 6) einstimmig.
Fazit und eigene Meinung
Endlich scheint die AdPhos einen Vertrieb zu haben, der die hervorragenden Produkte im Markt platzieren kann. Denn dies war doch das jahrelange Problem dieser kleinen, aber sehr feinen Gesellschaft. Dass trotz der schwierigen Lage im Druckmaschinenbereich die Umsätze gehalten werden konnten, ist als großer Erfolg für dieses Unternehmen zu bezeichnen.
Die Produktlinie Spot Repair hat praktisch eine Alleinstellung am Markt. Die Geräte sind durch eine Reihe von Patenten geschützt, so dass eine Kopie faktisch nicht herstellbar ist. Die Automobilhersteller, aber auch die Werkstätten sparen sich Zeit und Geld, und in der Folge könnten bei der Anwendung in Werkstätten auch die Reparaturkosten nachhaltig gesenkt werden. Das wiederum kann sich auf die Prämien in der Kfz-Versicherung positiv auswirken.
Der Aktienkurs ist sicherlich nicht zufrieden stellend. Obwohl das Unternehmen sehr offen und zeitnah berichtet, ist hier keine positive Wahrnehmung vom Markt zu erkennen. Fidelty und ADIG sind an der AdPhos beteiligt, als Designated Sponsor sind die Commerzbank und die HypoVereinsbank tätig. Man sollte sich gerade von dieser Seite mehr Engagement für dieses Unternehmen erwarten, nicht zuletzt, weil sich die Banken den Service gut bezahlen lassen.
Kontaktadresse
Advanced Photonics Technologies AG (AdPhos)
Bruckmühler Straße 27
83052 Bruckmühl-Heufeld
Tel.: 08061 / 395 - 0
Fax: 08061 / 395 - 110
Email: [email protected]
Internet: www.adphos.de
Ansprechpartner Investor Relations
Dr. Rainer Gaus
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